»Die Inflation kommt nicht über uns als ein Fluch oder als ein tragisches Geschick; sie wird immer durch eine leichtfertige oder sogar verbrecherische Politik hervorgerufen.«
Ludwig Erhard
»Um die bürgerliche Gesellschaft zu zerstören,
muss man ihr Geldwesen verwüsten.«
Wladimir Iljitsch Uljanow, genannt Lenin
»Es wäre ein Irrtum, wollte man annehmen, daß der Bestand der modernen Organisation des Tauschverkehres für die Zukunft gesichert sei. Sie trägt in ihrem Inneren bereits den Keim der Zerstörung. Die Entwicklung des Umlaufsmittels muss notwendigerweise zu ihrem Zusammenbruche führen.«
Ludwig von Mises
Der Einladung des FinanzBuch Verlags, eine dritte, überarbeitete Auflage unseres Buches zu veröffentlichen, sind wir gern nachgekommen. Genutzt haben wir sie, um den Inhalt des Buches zu straffen, neue Geschehnisse einzuarbeiten und vor allem die Argumente zu schärfen.
Wir hoffen, dass die stark überarbeitete 3. Auflage des Buches für die Leser erhellend und zugleich ermutigend ist – dass sie einen konstruktiven Beitrag leistet, um eine der wohl größten gesellschaftlichen Herausforderungen unserer Zeit zu bewältigen: das staatliche Zwangsgeldsystem zu beenden und durch eine marktwirtschaftliche Geldordnung zu ersetzen.
Thorsten Polleit, Königstein i. T.
Michael von Prollius, Berlin
im August 2014
Da die 1. Auflage dieses Buches vergriffen war, haben wir die Gelegenheit genutzt, die 2. Auflage mit einigen Verbesserungen auszustatten. So wurden inhaltliche Unebenheiten geglättet, Daten aktualisiert und vor allem die Entwicklung im Euroraum auf den neuesten Stand gebracht. An der Grundaussage der 1. Auflage hat sich dadurch natürlich nichts geändert.
Wir hoffen, dass auch die 2. Auflage dieses Buches ihr Ziel erreicht: nämlich Aufklären über die Ursache des monetären Debakels, das international zusehends zutage tritt, und Aufzeigen von Lösungswegen, um zurück zu gutem Geld zu gelangen – denn ohne gutes Geld sind Freiheit, Frieden und Prosperität nicht möglich.
Thorsten Polleit, Königstein i. T.
Michael von Prollius, Berlin
im Mai 2011
Wohl nichts schadet der freien Markt- und Gesellschaftsordnung und gefährdet die produktive und friedvolle Kooperation zwischen den Menschen national und international so sehr wie das staatlich beherrschte Kredit- und Geldsystem. Das Staatsgeldsystem ist ein Fremd- und Störfaktor im Gefüge freier Märkte und verursacht zwangsläufig Finanz- und Wirtschaftskrisen. Die mit ihnen verbundenen Missstände – wie Rezession und Massenarbeitslosigkeit – werden allerdings regelmäßig dem freien Marktsystem angelastet, obwohl die Ursache dem Staatsgeldsystem zugeschrieben werden müsste.
Die falsche Diagnose der Krisenursache befördert falsche Maßnahmen: Um den Übelständen zu entkommen, die das Staatsgeldsystem verursacht, sorgen die staatlichen Zentralbanken mit ihrer Politik der Geldmengenausweitung für vorübergehende Scheinbesserungen, die dann nachfolgend zu umso schwereren Finanz- und Wirtschaftskrisen führen. Dem Versuch, das Staatsgeldsystem aufrechtzuerhalten, fallen zudem immer mehr bürgerliche und unternehmerische Freiheiten zum Opfer. Die Gesellschaften verfangen sich im Gestrüpp des Interventionismus. Der Weg mündet in eine sozialistische Staats- und Befehlswirtschaft, die Unfreiheit und Elend bringt.
Ob nun die Vereinigten Staaten von Amerika, die Volkswirtschaften in Europa, Lateinamerika oder Afrika: Sie alle haben sich einem staatlichen Zwangsgeldsystem verschrieben, in dem Geld durch Bankkredite sprichwörtlich »aus dem Nichts« produziert wird. Das Staatsgeldsystem führt die Volkswirtschaften in eine Überschuldung und gibt politische Anreize, das Geld letztlich durch Inflation zu entwerten. Sein Zusammenbruch ist ökonomisch unabwendbar, argumentierte der wohl bedeutendste Ökonom des 20. Jahrhunderts, Ludwig von Mises (1881–1973).
Dieses Buch will aufklären und zeigen, was gutes Geld ist, wie wichtig gutes Geld für die produktive und friedvolle gesellschaftliche Entwicklung ist und auf welchen, für viele nicht unmittelbar erkennbaren Wegen das Staatsgeldsystem die Grundpfeiler einer freien Gesellschaft zerstört. Das Buch soll aufzeigen, dass das Staatsgeldsystem beendet werden muss, dass es durch ein freies Marktgeldsystem ersetzt werden muss, wenn es das Ziel ist, Freiheit und Wohlstand zu bewahren.
Das freie Marktgeld ist ein denkbar einfaches Arrangement: Es entsteht aus dem freien Angebot von und der freien Nachfrage nach Geld, ohne Dazutun und Einflussnahme des Staates oder irgendwelcher Sonderinteressengruppen. Freies Marktgeld fügt sich nahtlos ein in das System der freien Märkte, das bekanntlich wie keine andere Wirtschaftsordnung für materiellen und zivilisatorischen Fortschritt sorgt. Freies Marktgeld ist gutes Geld. Es macht die Konjunkturverläufe weniger schwankungsanfällig, wirkt Fehlinvestitionen und Wirtschaftskrisen entgegen. Der Spielraum für wachstumsschädliche Marktinterventionen, die regelmäßig aus Wirtschafts- und Finanzkrisen erwachsen, wird zurückgedrängt. Damit wird auch die Zerstörung der Freiheit, die latente Gefahr monetärer Planwirtschaft, entschärft.
Beim Übergang zum freien Marktgeld würde der Tauschwert des Staatsgeldes – ob nun US-Dollar, Euro, japanischer Yen, britisches Pfund oder Schweizer Franken – vermutlich stark verfallen. Im Grunde würde jedoch solch ein Regimewechsel – ob nun herbeigeführt durch eine von Vernunft geleitete politische Entscheidung oder dadurch, dass die Marktakteure aus dem Staatsgeld flüchten – nur die Entwertung ans Tageslicht befördern, die bereits aufgelaufen ist, aber bislang verschleiert wurde.
Es wäre geradezu tragisch, wenn in der Öffentlichkeit nicht erkannt wird, dass das heute weltweit verbreitete Staatsgeldsystem nichts anderes ist als eine planwirtschaftliche Apparatur, die im Prinzip aus den gleichen Gründen scheitern muss wie die kommunistischen Experimente in Osteuropa im 20. Jahrhundert zuvor. Wird diese Erkenntnis übersehen, wird es künftigen Regierungen vermutlich gelingen, auf den Trümmern des gescheiterten Staatsgeldes ein neues Staatsgeldsystem zu errichten. Damit das nicht passiert, ist Aufklärung nötig. Dieses Buch versucht, dazu einen konstruktiven Beitrag zu leisten.
Thorsten Polleit, Frankfurt
Michael von Prollius, Berlin
im Mai 2010
Es ist vielleicht kein Teil der volkswirtschaftlichen Disziplin so sehr mit der Gesamtheit der Volkswirtschaftslehre verwachsen wie die Lehre vom Geld.
Karl Helfferich (1872–1924)
Geld ist das allgemeine, universell akzeptierte Tauschmittel. Ohne Geld wäre eine moderne, arbeitsteilige Volkswirtschaft nicht möglich. Geld hat eine und nur eine Funktion: die Tauschmittelfunktion. Entgegen der weit verbreiteten Meinung macht ein Ausweiten der Geldmenge eine Volkswirtschaft nicht reicher, sondern bewirkt lediglich eine Umverteilung von Einkommen und Vermögen. Auch muss die Geldmenge nicht notwendigerweise im Zeitablauf zunehmen, damit die Volkswirtschaft wachsen kann.
Die moderne, entwickelte Geldwirtschaft zeichnet sich dadurch aus, dass Güter und Dienstleistungen durch Verwendung von Geld ge- und verkauft werden. Geld dient als allgemein akzeptiertes Tauschmittel. Die Tauschmittelfunktion ist dabei die einzige Funktion, die Geld ausübt. Das ist eine sehr wichtige Erkenntnis, vor allem deshalb, weil dem Geld üblicherweise noch weitere Funktionen zugeschrieben werden: die Recheneinheits- und die Wertaufbewahrungsfunktion.
Doch bei genauer Überlegung zeigt sich, dass die Recheneinheits- und die Wertaufbewahrungsfunktion des Geldes nicht eigenständige Funktionen, sondern lediglich Unterfunktionen der Tauschmittelfunktion des Geldes sind. Darauf wies der wohl bedeutendste Ökonom und Gesellschaftsphilosoph des 20. Jahrhunderts und herausragende Vertreter der Österreichischen Schule der Volkswirtschaftslehre, Ludwig von Mises (1881–1973), bereits ausdrücklich in seiner Theorie des Geldes und der Umlaufsmittel (1912) hin.
Die Tauschmittelfunktion ist die unmittelbar ersichtliche Funktion des Geldes: Eine Ware wird zunächst gegen Geld getauscht, und dieses Geld wird dann gegen die letztlich gewünschte Ware eingetauscht. Mit der Verwendung von Geld zum Tauschen erweitern sich die Tauschmöglichkeiten für die Menschen ganz erheblich gegenüber den Möglichkeiten, die eine Naturaltauschwirtschaft bietet, also eine Volkswirtschaft, in der nur Endgüter gegen Endgüter getauscht werden. Geld ist so gesehen ein wahrer produktiver Segen.
Die Recheneinheitsfunktion bedeutet, dass die Güterpreise in Form eines Gutes, nämlich des Geldes, ausgedrückt werden. Kostet beispielsweise ein Apfel einen Euro und eine Birne zwei Euro, so bedeutet das, dass zwei Äpfel im Tausch gegen eine Birne aufzuwenden sind; dass sich eine halbe Birne gegen einen Apfel eintauschen lässt. Das Rechnen in Geldpreisen macht das Tauschen einfacher: Es vermindert die Anzahl der Tauschrelationen zwischen den Gütern, die man kennen muss, um richtige Entscheidungen treffen zu können. Die Kosten des Handelns nehmen ab.
Mit der Wertaufbewahrungsfunktion ist gemeint, dass Geld über einen gewissen Zeitraum hinweg Kaufkraft speichern kann. Die Wertaufbewahrung erlaubt dem Geldhalter, seinen Wünschen entsprechend das Einkommen über die Zeit zu verteilen. Die Wertaufbewahrungsfunktion des Geldes steht damit gewissermaßen für die Tauschfreiheit im Zeitablauf. Das gilt natürlich nur dann, wenn Geld seine Zahlungsmittelfunktion im Zeitablauf nicht (vollständig) einbüßt.
Die Recheneinheits- und Wertaufbewahrungsfunktion des Geldes sind, wie gesagt, keine eigenständigen Funktionen des Geldes. Sie sind lediglich Ausdruck seiner Tauschmittelfunktion. Die Recheneinheitsfunktion steht unmittelbar für die Tauschmittelfunktion des Geldes, und die Wertaufbewahrungsfunktion bedeutet nichts anderes als die zeitliche Verlagerung des Tauschens von der Gegenwart in die Zukunft. Diese Erkenntnisse sind von großer Bedeutung für die Beantwortung der Frage, die häufig gestellt wird: Wie viel Geld braucht die Volkswirtschaft?
Die Vertreter der vorherrschenden Volkswirtschaftslehre – die Mainstream-Ökonomen – sind sich darin einig, dass eine wachsende Wirtschaft eine wachsende Geldmenge benötigt. So fordern beispielsweise die Monetaristen als Anhänger der Quantitätstheorie – ihr bekanntester Vertreter ist Milton Friedman (1912–2006), Wirtschaftsnobelpreisträger des Jahres 1976 –, die Geldmenge solle (vereinfachend gesprochen) in Übereinstimmung mit der gesamtwirtschaftlichen Güterproduktion anwachsen. Wächst die Volkswirtschaft zum Beispiel um drei Prozent pro Jahr, so wäre es aus monetaristischer Sicht angemessen, wenn das Geldmengenwachstum ebenfalls drei Prozent pro Jahr betrüge. Andere Vorschläge sehen zum Beispiel vor, die Geldmenge solle in Abhängigkeit des Bevölkerungswachstums zunehmen.
Viele Ökonomen verwenden die Quantitätsgleichung, um den Zusammenhang zwischen Gütern und Preisen aufzuzeigen – und darauf aufbauend die richtige Geldmenge abzuleiten. Die Quantitätsgleichung lautet wie folgt:
Dabei steht M für die Geldmenge, V für die Umlaufgeschwindigkeit (das ist die Häufigkeit, mit der eine Geldeinheit – zum Beispiel in einem Monat – für Käufe verwendet wird), Y steht für die Gütermenge und P für die Preise der Güter.
Wenn man annimmt, dass die Volkswirtschaft voll ausgelastet ist und dass zugleich die Umlaufgeschwindigkeit konstant ist, so folgt daraus, dass ein Anstieg der Geldmenge zu einem Anstieg der Preise in gleicher Höhe führt. Zu genau diesem Schluss kommt die sogenannte Quantitätstheorie.
Grundsätzlich gilt, dass früher oder später die Preise steigen, wenn die Geldmenge stärker als die Güterproduktion (bereinigt um die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes) anwächst. Dabei ist jedoch zu beachten, dass eine Geldmengenausweitung (sagen wir um zehn Prozent) nicht notwendigerweise die Preise in gleicher Höhe ansteigen lässt. Es kann nämlich sein, dass die Geldmengenausweitung von einer Erhöhung der Geldnachfrage begleitet wird.
Eine Geldmengenausweitung zieht stets Umverteilungswirkungen nach sich. Einige Gesellschaftsmitglieder profitieren von der Erhöhung der Geldmenge, andere leiden darunter. Warum eine Geldmengenausweitung niemals »neutral« mit Blick auf die Verteilung von Einkommen und Vermögen ist, warum sie mitunter schwere Wirtschaftsstörungen hervorrufen kann, wird nachfolgend noch deutlich.
Doch ist eine steigende Geldmenge wirklich eine notwendige Bedingung, damit eine Volkswirtschaft wachsen kann? Ludwig von Mises verneinte diese Frage. Sein Argument: Anders als bei einem steigenden Konsum- und Produktionsgüterangebot stiftet eine Vermehrung der Geldmenge der Volkswirtschaft keinen Nutzen. Schließlich hat Geld nur eine Funktion: die Tauschmittelfunktion. Wenn die Geldmenge zunimmt, so hat das lediglich zur Folge, dass der Tauschwert des Geldes abnimmt – verglichen mit einer Situation, in der die Geldmenge unverändert geblieben wäre. Diese Schlussfolgerung beruht letztlich auf formal-logischen Überlegungen: Sie leitet sich vom Gesetz des abnehmenden Grenznutzens ab, mit dem wir uns in Kapitel 2 näher beschäftigen werden.
Eine Geldmengenausweitung verschlechtert die Tauschmittelfunktion des Geldes. Das liegt daran, dass eine Geldmengenausweitung die Preise unterschiedlicher Güter zu unterschiedlichen Zeitpunkten in unterschiedlicher Höhe steigen lässt. Dadurch wird die Wirtschaftlichkeitsrechnung, die mittels Geldpreisen durchgeführt wird, erschwert und Kauf- und Investitionsentscheidungen werden fehleranfällig. Zudem führt eine Vermehrung der Geldmenge zu einer interpersonellen Umverteilung von Einkommen und Vermögen: Die Geldmengenausweitung begünstigt einige auf Kosten anderer. Das ist auch der Grund, warum einige Gruppen ein vitales Interesse daran haben, dass die Geldmenge fortwährend ausgeweitet wird.
An dieser Stelle mag es interessant sein zu erwähnen, dass es nicht einmal in der Fachliteratur der Mainstream-Ökonomik überzeugende Studien gibt, die zeigen, dass eine Vermehrung der Geldmenge Wachstum und Beschäftigung systematisch fördert. Es liegt bis heute keine verlässliche Beweisführung vor, dass Zentralbanken, für die Hunderttausende von Angestellten arbeiten, mit ihrer Zins- und Geldmengenbeeinflussung den Wohlstand der Volkswirtschaften mehren würden.
Die Höhe der verfügbaren Geldmenge ist nicht entscheidend für die Fähigkeit des Geldes, als Tauschmittel zu dienen. Eine Geldmenge in Höhe von zum Beispiel 10 000 Mrd. Euro wäre so gut und so schlecht wie eine Geldmenge in Höhe von 1000 Mrd. Euro oder 500 Mrd. Euro. Grundsätzlich gilt, dass jede gerade vorhandene Geldmenge ausreichend ist. Ob ein Ansteigen der Geldmenge im Zeitablauf wünschenswert und akzeptabel ist oder nicht, hängt allein davon ab, wie das Geld produziert wird – über diesen wichtigen Aspekt wird später noch genauer zu sprechen sein. Festzuhalten bleibt an dieser Stelle: Das Ansteigen der Geldmenge nützt dem Gemeinwesen nicht, macht es nicht um einen Deut reicher.
Die Auffassung, eine Erhöhung der Geldmenge nütze der Volkswirtschaft, ist heutzutage zwar weit verbreitet, sie ist allerdings falsch. Bei Konsum- und Investitionsgütern gilt, dass ihre Vermehrung den materiellen Wohlstand erhöht. Anders verhält es sich jedoch beim Gut Geld. Eine der vielen historischen Begebenheiten, die das unmissverständlich illustriert, ist Hitlers Geldfälscherplan. Der Journalist Lawrence Malkin hat sie in seinem 2006 erschienenen Buch Krueger’s Men: The Secret Nazi Counterfeit Plot and the Prisoners of Block 19 (deutsch: Hitlers Geldfälscher) aufbereitet.
Während des Zweiten Weltkriegs sannen die Nationalsozialisten darüber nach, wie die Kriegskräfte der Alliierten zu schwächen seien. Ein Plan, der bereits am 18. September 1939 im deutschen Finanzministerium vorlag, bestand darin, britische Banknoten zu fälschen und in Umlauf zu bringen. Millionen gefälschter Pfundnoten sollten von der Luftwaffe über Großbritannien abgeworfen, über Straßen und Plätzen verstreut werden. Auf diese Weise sollte das Vertrauen in das britische Pfund, das damals die Weltleitwährung war, zersetzt werden. Das Ausgeben von gefälschtem britischem Geld würde, so kalkulierten die Nationalsozialisten, Inflation schüren und dadurch die Wirtschaft schädigen.
Der Plan sah vor, dass die Geldfälscherei zu einem bestimmten Zeitpunkt öffentlich bekannt werden sollte: Die Nachricht, gefälschte Pfundnoten seien im Umlauf, sollte zum Zusammenbruch, zumindest aber zum schweren Vertrauensverlust in die britische Währung führen. Und sei, so das Kalkül der Geldfälscher, das Vertrauen in das Pfund Sterling erst einmal schwer geschädigt, würde die Kriegsfinanzierung gestört, und letztlich könnte die Reichsmark die Weltfinanzmärkte erobern.
Die Deutsche Reichsbank wurde mit der Herstellung von gefälschten Pfundnoten beauftragt. Doch das erwies sich als schwieriger als gedacht. Es gelang nicht, die britischen Banknoten in geeigneter Qualität zu fälschen, und schließlich wurde das ganze Geldfälschungsprojekt aufgegeben. Eine Lehre aus dieser Episode lautet: Die Nationalsozialisten trachteten danach, die britische Geldmenge auszuweiten, nicht zum Nutzen der Briten, sondern zu ihrem Schaden. Sie wussten sehr wohl, dass eine steigende Geldmenge eine Volkswirtschaft nicht reicher macht, sondern dass sie ihr schadet, und zwar auf eine höchst subtile und perfide Art.
Die Ironie der Geschichte ist, dass es die extrem inflationierte deutsche Reichsmark war, die in der Währungsreform 1948 unterging, während das britische Pfund noch heute existiert.
Eine freie Marktordnung zeichnet sich durch die unbedingte Achtung der Eigentumsrechte der Individuen aus. Eine funktionierende Eigentumsordnung gibt Anreize für eine arbeitsteilige Kooperation zwischen Menschen. Sie sorgt für ein Ansteigen der Produktivität und ermöglicht einen höheren Wohlstand im Vergleich zur Ordnung des Wirtschaftens, das allein auf die Deckung der eigenen Bedürfnisse ausgerichtet ist (Subsistenzwirtschaft). Um die Früchte der verstärkten Arbeitsteilung bestmöglich nutzbar zu machen, sind Tausch und Handel notwendig.
Güter können zwar gegen Güter getauscht werden, wie es im Naturaltausch der Fall ist. Damit hier aber ein Tausch zustande kommt, muss derjenige, der zum Beispiel ein Ei haben will und dafür bereit ist, eine Birne zu geben, jemanden finden, der genau das Gegenteil will: der ein Ei besitzt und es gegen eine Birne eintauschen will. Damit der Tausch möglich wird, bedarf es der – wie es im Fachjargon heißt – doppelten Koinzidenz der Wünsche. Das ist nicht immer und überall gegeben, sodass in einer Naturaltauschwirtschaft die Menschen ihre Bedürfnisse durch Tausch häufig nicht befriedigen können.
Der Tausch wird erheblich vereinfacht, wenn die Marktparteien ihre zu handelnden Güter gegen ein indirektes Tauschmittel, also Geld, tauschen. Dann kann derjenige, der ein Ei hat, dieses zunächst gegen Geld eintauschen, welches er in einem zweiten Schritt gegen eine Birne tauschen kann. Damit in der Geldwirtschaft ein Tausch zustande kommt, bedarf es folglich keiner doppelten Koinzidenz der Wünsche. Mit der Verwendung von Geld werden die Möglichkeiten des Tauschens und damit auch der volkswirtschaftlichen Arbeitsteilung erheblich erweitert. Das Verwenden von Geld befördert Arbeitsteilung und Handel im Gemeinwesen.
Markttransaktionen, an denen die Beteiligten aus freien Stücken teilnehmen, sind für alle vorteilhaft. Wären sie es nicht, so würden sie nicht stattfinden. Der freiwillige Tausch kommt dadurch zustande, dass die Beteiligten genau entgegengerichtete Wertvorstellungen mit Blick auf die Tauschgüter haben. Herr Müller ist bereit, für eine Flasche Champagner 100 Euro zu bezahlen, weil er den Nutzen, den er mit dem Champagner verbindet, höher wertschätzt als den Besitz von 100 Euro. Dass der Champagner-Verkäufer seine Flasche gegen 100 Euro verkauft, zeigt, dass er den 100 Euro einen höheren Wert beimisst als dem Schaumwein.
Bei freien Markttransaktionen handelt es sich niemals um Nullsummenspiele, bei denen einer auf Kosten anderer gewinnt. Vielmehr stellen sich alle Beteiligten besser. Die Marktparteien sehen sich gegenseitig als hilfreich an im Bestreben, ihre Bedürfnisse zu befriedigen. Das Verwenden von Geld ist, weil es die Tauschmöglichkeiten erweitert, friedenstiftend. Menschen erkennen, dass miteinander tauschen die eigenen Lebensumstände verbessert. Das gilt allerdings nur dann, wenn das Geld, das zu Tauschzwecken verwendet wird, gutes Geld ist. Was gutes Geld ist, und was es vom schlechten Geld unterscheidet, das wird in den folgenden Kapiteln noch deutlich werden.
Der Blick auf die Währungsgeschichte offenbart, dass es schon viele Geldarten gegeben hat. Viele Güter haben den Menschen schon als Geld – als allgemein akzeptiertes Tauschmittel – gedient: Vieh, seltene Steine, Muscheln, Zigaretten, vor allem aber Edelmetalle. Alle diese Geldarten lassen sich als Sachgeld bezeichnen.
Das Sachgeld ist ein Geld, das entweder als physisches Gut verwendet wird (etwa in Form einer Silbermünze), oder das als Anrecht auf die Aushändigung eines Sachgutes, mit dem es hinterlegt ist, existiert. Ein Beispiel ist das Edelmetallgeld. Geld ist hier zum Beispiel Gold oder Silber. In einem Goldstandard läuft das Geld zum einen in Form von Goldmünzen um; man spricht von Goldumlaufwährung (Kurantmünzen). Es dienen zum anderen auch Banknoten und Giroguthaben bei Banken als Geld; beide können jederzeit zum Nennwert in physisches Gold eingetauscht werden.
Wenn Banknoten und Giroguthaben bei Banken jederzeit zum Nennwert in (kleinteiliges) physisches Gold eingetauscht werden können, spricht man von einem Gold-Specie-Standard. Wenn hingegen nur großvolumige Beträge in physisches Gold (in Form von großvolumigen Barren) eingetauscht werden können, spricht man von einem Gold-Bullion-Standard.
Das heutzutage verbreitete Geld – ob US-Dollar, Euro, japanischer Yen, chinesischer Renminbi oder Schweizer Franken – lässt sich als ungedecktes Papiergeld, als Kreditgeld oder auch als Fiatgeld bezeichnen. Je nachdem, welche Eigenschaft hervorgehoben werden soll. Die folgenden Überlegungen machen das deutlich.
Das heutige Geld ist intrinsisch wertlos. Es ist in nichts einlösbar und hat die Form von mit Tinte bedruckten Papierzetteln und Einträgen auf Computerfestplatten (»Bits and Bytes«). So gesehen lässt es sich als (intrinsisch wertloses) ungedecktes Papiergeld bezeichnen.
Das Geld wird durch Bankkreditvergabe produziert, durch Kredite, denen keine »echte Ersparnis« gegenübersteht. Es wird »aus dem Nichts« (»ex nihilo«) geschaffen, es ist Kreditgeld.
Das Geld ist staatliches Monopolgeld. Es wird von staatlichen Zentralbanken produziert, die das Geldproduktionsmonopol innehaben. Die Staaten erzwingen per Gesetz, dass ihr Papier- oder Kreditgeld gesetzliches Zahlungsmittel ist. So gesehen ist es Fiatgeld (das Wort fiat steht für lateinisch »So sei es«); Fiatgeld steht für Zwangsgeld.
In den folgenden Ausführungen werden die Begriffe ungedecktes Papiergeld, Kreditgeld und Fiatgeld benutzt. Sie alle sollen die heute überall anzutreffende unnatürliche Währungsordnung bezeichnen. Eine Währungsordnung, die nicht etwa spontan aus freiwilligen Markttransaktionen entstanden ist, sondern die durch Zwangseingriffe des Staates auf den Weg gebracht wurde.
Eine wichtige Bedeutung hat das Geld für die Wirtschaftlichkeitsrechnung. Dem isoliert wirtschaftenden Landwirt ist es durchaus möglich, den Nutzen abzuschätzen, den ihm das Ausweiten der Viehhaltung oder das Ausdehnen der Jagdtätigkeit stiftet. Diese beiden Produktionswege sind für den Landwirt recht einfach überschaubar. Er wird leicht erkennen können, ob für ihn das eine oder das andere vorteilhafter ist. Ganz anders verhält es sich bei vielstufigen, komplexen Produktionsprozessen.
Ein Beispiel: Es gelte, die Energieversorgung einer Volkswirtschaft zu verbessern. Soll dazu ein Wasserlauf nutzbar gemacht werden, oder soll der Kohlenbergbau gefördert werden? Beide Tätigkeiten erfordern eine Vielzahl von Produktionsumwegen: Um den Wasserlauf für die Energieerzeugung nutzen zu können, sind viele Vorarbeiten nötig. Es müssen zum Beispiel Bagger, Transportkapazitäten und Arbeitskräfte bereitgestellt werden, ehe mit der Umlenkung des Wasserlaufs begonnen werden kann. Erhebliche Vorarbeiten sind ebenfalls bei einer Ausdehnung des Kohlenbergbaus nötig. Es müssen zum Beispiel Bohrer, Grubenlüfter und Fördertürme bereitgestellt werden, bevor man mit dem Abbau beginnen kann.
Mit der Verwendung von Geld lassen sich derart komplexe Entscheidungen in den Griff bekommen. Die Geldpreise, die sich im Markt für die einzelnen Produktionsmittel bilden, spiegeln die Wertschätzung wider, die ihnen die Marktakteure zuweisen. Steigt zum Beispiel ein Güterpreis, so zeigt dies, dass das Gut knapp geworden ist und dass mit ihm sorgsam umgegangen werden muss. Stellt sich etwa heraus, dass die Kosten, die für die Bereinigung des Wasserlaufs anfallen, nicht durch die zu erwartenden Energiepreise eingespielt werden können, so besagt das, dass diese Form der Energieversorgung volkswirtschaftlich nicht sinnvoll ist: Es gibt andere, lohnendere Verwendungen für die knappen Ressourcen.
Die Wirtschaftlichkeitsrechnung unter Verwendung des Geldes erlaubt es einem Gemeinwesen, knappe Ressourcen bestmöglich einzusetzen, die dringlichsten Bedürfnisse zu erfüllen und die weniger dringlichen Bedürfnisse zurückzustellen. Ohne Verwendung von Geld in der Wirtschaftlichkeitsrechnung hätte das Gemeinwesen keinen »Kompass«, der es ihm erlauben würde, knappe Ressourcen den wichtigsten Verwendungen zuzuweisen. Im Sozialismus ist die Wirtschaftlichkeitsrechnung unmöglich. Es gibt kein Eigentum, keinen Markt, auf dem knappe Ressourcen gehandelt werden. Es gibt folglich auch keine Marktpreise. Die sozialistischen Volkswirtschaften verfügen damit über keinerlei Orientierung, wie knappe Ressourcen einzusetzen sind, damit die dringendsten Bedürfnisse erfüllt werden können.
Doch nicht nur das. Ohne Marktpreise kann im sozialistischen Gemeinwesen nicht einmal abgeschätzt werden, ob die verfügbaren Ressourcen überhaupt ausreichen, um bestimmte Produktionsvorhaben fertigstellen zu können. Es kann beispielsweise nicht kalkuliert werden, ob eine bestimmte Industriegüterproduktion möglich ist, ohne dass dadurch die Nahrungsmittelproduktion so weit geschmälert wird, dass die Ernährung der Beschäftigten gefährdet und damit die Fertigstellung der Industriegüterproduktion vereitelt wird. Im sozialistischen Gemeinwesen ist die Wirtschaftlichkeitsrechnung ganz und gar unmöglich. Das Verwenden von inflationärem Geld bewirkt übrigens das Gleiche: wirtschaftliches Chaos.