Komm, wie du willst

Emily Nagoski

Komm, wie du willst

Das neue Frauen-Sex-Buch

Aus dem Amerikanischen von Henriette Zeltner und Inka Marter

Knaur eBooks

Inhaltsübersicht

Anmerkungen

  1. Wallen und Lloyd, »Female Sexual Arousal«. Siehe auch Emhardt, Siegel und Hoffman, »Anatomic Variation and Orgasm«, und Mazloomdoost und Pauls, »Comprehensive Review of the Clitoris«. Es ist faszinierende und wichtige Forschung, aber ich unterrichte darüber nur selten, weil viele (nicht alle) solcher Studien (die zweite Literaturangabe inbegriffen) geraten in die Falle, dass sie eine mythenbasierte Erzählung über Sexualfunktion (z.B. dass Orgasmus durch vaginale Stimulation »orgasmischer Erfolg« ist) in reduktionistische Beschreibungen von anatomischer Größe, Form und Position verwandeln. Tatsächlich kommentierte ein Lektor 2014 hier: »Also was ist ›besser‹? Größerer Abstand oder kleinerer?« Das ist genau die Art von Frage, von der ich durch Hilfe vermeiden möchte, dass Menschen sie nicht stellen. Weit davon entfernt, Frauen zu helfen, mit Selbstvertrauen und Freude zu leben, führen solche fehlgeleiteten Analysen nur dazu, dass Menschen sich sorgen, dass ihre Genitalien falsch sind. Menschen wurden schon genug wertende Sachen über ihre Genitalien gelehrt. Indem ich diese Konversation hier am Anfang des Buchs nacherzähle, ist es mein Ziel, zu zeigen, wie ich den Fehler gemacht habe, zu sehr an der Wissenschaft und nicht genug an der Person mir gegenüber interessiert zu sein. Das Thema dieses Kapitels und des ganzen Buchs ist: »Wir sind alle aus den gleichen Teilen gemacht, sie sind nur anders zusammengesetzt.« Keine dieser Zusammensetzungen ist besser oder schlechter: sie sind nur verschieden. Aber sogar die Wissenschaft versucht manchmal, manche Formen der Genitalien als »besser« darzustellen; uns kann vergeben werden, dass wir damit kämpfen, über unsere eigenen Genitalien nicht zu urteilen.

  2. Aristoteles, Aristotle's Masterpiece, S. 60.

  3. Drysdale, Russel, Glover, »Labiaplasty«.

  4. Moran und Lee, »What's Normal?«.

  5. Die tatsächliche Realität des Hymens wird endlich im Mainstream in Form von Dokumentarfilmen wie »How to Lose Your Virginity« und der Berichterstattung darüber diskutiert (Feeney, »Living Myths About Virginity«) und ein Segment der Video-Serie Adam Ruins Everything.

  6. Hegazy, Al-Rukban, »Hymen: Facts and Conceptions«.

  7. Das war in Talbot House im Herbstsemester 2012. Hi Talbot!

  8. Wickman, »Plasticity of the Skene’s Gland.«

  9. Nicht jeder fühlt sich mit dem Begriff »intersexuell« wohl. Manche ziehen »unbestimmtes Geschlecht« vor, und manche tendieren zu »Sexualdifferenzierungsstörungen« (engl. »disorders of sexual development« oder DSD). Ich benutze hier »intersexuell«, weil es mir im nichtmedizinischen Kontext am angemessensten erscheint.

  10. Fausto-Sterling, Sexing the Body, 2000.

  11. So offensichtlich diese Vorstellung im Bezugsrahmen der »gleichen Teile« erscheint, ist es doch eine radikale Idee. Aktivisten aus Intersexualitätszusammenhängen haben jahrzehntelang hart dafür gekämpft, sie bekannter zu machen. Es ist die einzige biologisch sinnvolle Sichtweise, und, ich wiederhole es noch einmal, nur aus einer kulturellen Perspektive könnte jemand anders denken. Trotzdem ist es an viel zu vielen Orten gängige medizinische Praxis, die Genitalien operativ zu »normalisieren« (ILGA-Europe, »Public Statement«). Beachten Sie, dass der UN-Sonderberichterstatter zu Folter solche Operationen in seinem »Bericht über Folter und andere grausame, unmenschliche oder erniedrigende Behandlung oder Strafe« von 2013 mit aufnimmt. Der Bericht verurteilt medizinisch unnötige »normalisierende« Operationen, da sie »Vernarbungen, den Verlust sexueller Empfindungen, Schmerzen, Inkontinenz und lebenslange Depression verursachen können und zudem als unwissenschaftlich, möglicherweise gefährlich und auf Stigmatisierung beruhend kritisiert wurden« (UN Human Rights Council, Report of the Special Rapporteur, S. 18).

  12. McDowell, Fryar, Ogden, Flegal, »Anthropometric Reference Data«.

  13. Sie hat der International Society for the Study of Vulvovaginal Disease zufolge recht. Vieira-Baptista et al., »International Society for the Study of Vulvovaginal Disease Recommendations«.

  14. »Operation Beautiful« ist für diesen großartigen Satz verantwortlich, www.operationbeautiful.com/.

  15. Masters und Johnson, Human Sexual Response.

  16. Kaplan, »Hypoactive Sexual Desire«.

  17. Janssen, Bancroft, »The Dual Control Model«, S. 197.

  18. Goldstein et al., »Hypoactive Sexual Desire«, 117.

  19. Velten et al., »Temporal Stability of Sexual Excitation«.

  20. Velten et al., »Sexual Excitation and Sexual Inhibition«, und Rettenberger, Klein und Briken, »Relationship between Hypersexual Behavior«. Siehe auch Granados, Carvalho und Sierra, »How the Dual Control Model Predicts Female Sexual Response«.

  1. Ein nicht so empfindliches Gaspedal, unabhängig von Bremsen, ist ein Prädiktor für Asexualität – Menschen, die keinen sexuellen Kontakt wünschen (keine sogenannten »Stones«, die nur ihre Partner/Partnerinnen berühren und nicht selbst berührt werden wollen). In einer Handvoll Studien über Menschen, die sich selbst als asexuell definieren, stellte sich heraus, dass sie ein signifikant weniger empfindliches Gaspedal haben als ihre sexuellen Pendants (Prause und Graham, »Asexuality«). Bei den Bremsen gibt es allerdings keinen Unterschied. Einer der Gründe für Asexualität als sexuelle Orientierung könnte also sein, dass die Gehirne der betroffenen Frauen sexuell relevante Reize kaum wahrnehmen. Natürlich ist das nicht die ganze Geschichte, da Asexuelle nur etwa 1 Prozent der Gesamtbevölkerung ausmachen und etwa 5 bis 10 Prozent der Frauen einen niedrigen SES-Wert haben. Was auch hier gilt: alles ist in Ordnung und nichts ist falsch. Die sexuellen Reaktionsmechanismen von asexuellen Personen sind aus den gleichen Materialien wie die von sexuellen Personen, sie sind nur anders zusammengesetzt.

  2. Carpenter et al., »Women’s Scores«; Carpenter et al., »Dual Control Model.«

  3. Übernommen und bearbeitet von Milhausen et al., »Validation of the Sexual Excitation/Sexual Inhibition Inventory«, und Janssen et al., »The Sexual Inhibition/Sexual Excitation Scales – Short Form«.

  4. Carpenter et al., »Dual Control Model«.

  5. Einfluss der psychischen Verfassung auf das sexuelle Interesse:

    Aus: Lykins, Janssen und Graham, »Relationship Between Negative Mood and Sexuality«. Siehe auch Janssen, Macapagal und Mustanski, »Effects of Mood on Sexuality«.

  6. Pfaus, »Neurobiology of Sexual Behavior«.

  7. Pfaus, Kippin und Coria-Avila, »Animal Models«.

  8. Pfaus und Wilkins, »A Novel Environment«.

  9. Velten et al., »Temporal Stability of Sexual Excitation.«

  10. 4 Prozent nach Carpenter et al., »Sexual Excitation and Inhibition Profiles«, und 8 Prozent nach meinen sehr viel weniger wissenschaftlichen Erfahrungswerten aus meinem Blog und meinem Unterricht.

  11. McCall und Meston, »Cues Resulting in Desire« und »Differences Between Pre- and Postmenopausal Women«.

  12. Graham, Sanders, Milhausen und McBride, »Turning On and Turning Off«.

  13. Gottman, The Science of Trust, S. 254.

  14. Bergner, Die versteckte Lust der Frauen, S. 87–92

  15. Graham, Sanders und Milhausen, »Sexual Excitation/Sexual Inhibition Inventory«.

  16. BBC News, »Words Can Change What We Smell«.

  17. Aubrey, »Feeling a Little Blue«.

  18. Ariely, Denken hilft zwar, nützt aber nichts.

  19. Nakamura und Csikszentmihalyi, »Flow Theory and Research«, S. 195–206.

  20. Flaten, Simonsen und Olsen, »Drug-Related Information«. Dank an Goldacre, »Nerdstock«.

  1. Reynolds und Berridge, »Emotional Environments«.

  2. Gottman, The Science of Trust, S. 192.

  3. Es gibt zunehmend Belege, dass der Kontext auf verschiedenartige Weise sowohl bei Ratten als auch bei Menschen beeinflusst, wie das Mittelhirn auf Reize reagiert. Bildgebungsstudien des menschlichen Gehirns haben gezeigt, dass Unsicherheit und Gefahr die Reaktion des Nucleus accumbens beeinflussen können (Abler et al., »Prediction Error«), und dass der NAc von Menschen mit chronischen Rückenschmerzen im Vergleich zu schmerzfreien Menschen anders auf »schädliche Wärmestimulierung« (d.h. Verbrennungen) reagiert (Baliki et al., »Predicting Value of Pain«). Besonders interessant in der Studie zur Gehirnfunktion von Menschen mit chronischen Rückenschmerzen: Wenn sie ihre Aufmerksamkeit auf das brennende Gefühl auf der Haut am Rücken richteten, gaben sie an, dass die Hitze wehtat. Wenn sie ihre Aufmerksamkeit auf die Schmerzen in den Rückenmuskeln richteten, gaben sie an, dass die Hitze sich gut anfühlte. Der Fokus unserer Aufmerksamkeit ist Teil des Kontexts.

  4. Berridge und Kringelbach, »Neuroscience of Affect«, S. 295.

  5. Jaak Panksepp und Lucy Biven (Archeology of Mind) erfassen in ihrer Taxonomie des limbischen Gehirns SUCHEN, WUT, ANGST, LUST, FÜRSORGE, PANIK/TRAUER und SPIEL. Frederick Toates erfasst neben Stress und Sex auch soziales Verhalten, Aggression und Erkundung (Biological Psychology). Paul Ekman benennt anhand der Forschung zu universellen Gesichtsausdrücken die grundlegenden emotionalen Kategorien von Zorn, Abscheu, Furcht, Freude, Trauer und Überraschung (Gefühle lesen). Es sagt einiges, dass es bis jetzt kein allgemein anerkanntes System für den Aufbau unserer grundlegendsten emotionalen Systeme gibt. Und es gibt auch keine allgemein anerkannte Definition, was Emotionen oder Motivationen überhaupt sind und ob sie dasselbe sind oder nicht – obwohl meine Literaturhinweise meine Tendenz dazu verraten (Berridge und Winkielman, »What is an unconscious emotion?«, und Panksepp, »What is an emotional feeling?«).

  6. Berridge, Mechanisms of Self-Control. Der Harvard-Psychologe Daniel Gilbert nennt Berridge »einen der besten Neurowissenschaftler der Welt« (Berridge et al., The Neuroscience of Happiness), aber ich würde ihn noch in anderer Hinsicht vom Rest der Neurowissenschaftler hervorheben wollen: Von ihm stammen die Rattenstudie mit Iggy Pop und die Metapher des Einen Rings, und er ist absolut der einzige Autor von Rattengehirnstudien, der mich echt zum Lachen gebracht hat.

  7. Autoren greifen auf Anführungszeichen (Berridges »wanting« und »liking«) und Großbuchstaben (Panksepps und Bivens SUCHEN etc. aus Archeology of Mind) zurück, um die Unterscheidung von bewusstem Wollen, Mögen und Lernen und dem mesolimbischen Wollen, Mögen und Lernen deutlicher hervorzuheben. In diesem Buch benutze ich dazu einfach eine Metapher: Wenn ich im bewussten Sinn über Motivation, Lernen, Lust oder Leiden spreche (so wie Leute beschreiben, was sie wollen, wissen oder fühlen), schreibe ich »Sie wollen/wissen/fühlen.« Wenn ich im unbewussten Sinn über Motivation, Lernen und Gefühle (Wollen, Mögen und Lernen) spreche, schreibe ich »Ihr Gehirn will/weiß/fühlt«.

  8. Childress et al., »Prelude to Passion«.

  9. Porges, »Reciprocal Influences Between Body and Brain«.

  10. Levine, In an Unspoken Voice, S. 55–56.

  11. Lykins, Janssen und Graham, »Relationship Between Negative Mood and Sexuality«; ter Kuile, Vigeveno und Laan, »Acute and Chronic Daily Psychological Stress«; Laumann et al., »Sexual Problems Among Women and Men«.

  12. Hamilton und Meston, »Chronic Stress and Sexual Function«.

  13. Levine, In an Unspoken Voice, S. 8.

  14. Natürlich ist es in Wirklichkeit komplizierter. In einem gesunden Nervensystem gibt es eine Bremse, die mit dem vegetativen Gaspedal verbunden ist, damit, wenn das Leben aufs Gaspedal tritt, die Bremse gelöst wird und, sobald das Leben vom Gaspedal steigt, die Bremse wieder aktiv wird. Das ist der Säugetier-Vagus oder die »vagale Bremse«, wie Stephen Porges sie nennt. Sie steht im Gegensatz zum Reptilienvagus, der den Herzschlag verlangsamt und die Bremse beim »Erstarren« ist (Porges, The Polyvagal Theory, S. 92–93).

  15. Man sieht das immer wieder, in der Realität wie in der Fiktion. Etwa bei Forrest Gumps berühmtem Ausspruch »Ich hatte einfach Lust zu laufen« und besonders denkwürdig in P. G. Wodehouse’ Performing Flea: »Der Welpe wurde gestern von einem Motorrad angefahren und kam völlig unverletzt, aber ein bisschen erregt davon. Wir mussten ihn durch halb London jagen, bevor er sich beruhigte. Er fing einfach an zu laufen und lief immer weiter, bis er sich besser fühlte.«

  16. Falls Sie etwas über Forschung auf diesem Gebiet wissen, schreiben Sie mir bitte eine E-Mail! enagoski@gmail.com

  17. Fast jeder hat sie (Radomsky et al., »Part 1 – You Can Run but You Can’t Hide«, und Berry and Laskey, »Review of Obsessive Intrusive Thoughts«). Ein Viertel der Personen mit Zwangsstörung berichtet über sexuelle Intrusionen (Grant et al., »Sexual Obsessions and Clinical Correlates«), einschließlich unter Kindern und Jugendlichen mit Zwangsstörung OCD (Fernández de la Cruz et al., »Sexual Obsessions in Pediatric«). Das Widerstreben der Menschen, ihre sexuellen Intrusionen offenzulegen, gründet leider auf realem Stigma und gesellschaftlicher Ablehnung in Reaktion auf solche Offenlegung.

  18. Die Weltgesundheitsorganisation berichtet, dass »weltweit 35 Prozent der Frauen im Laufe ihres Lebens entweder Gewalt in der Partnerschaft oder sexuelle Gewalt außerhalb einer Partnerschaft erfahren« (WHO-Merkblatt »Violence Against Women«). Die US National Criminal Justice Reference Services berichten, dass etwa 18 Prozent der Frauen in Amerika im Laufe ihres Lebens vergewaltigt werden; etwa 25 Prozent werden in der Partnerschaft vergewaltigt, angegriffen oder auf andere Weise körperlich missbraucht. Die Zahl der Männer liegt bei 8 Prozent (US Justizministerium, Full Report).

  19. US Department of Education, Office for Civil Rights, Boston, »Title IX and Sexual Assault: Exploring New Paradigms for Prevention and Response«, March 24–25, 2011.

  20. Lisak und Miller, »Repeat Rape and Multiple Offending«.

  1. Für die klinische Version dieser Kategorisierung siehe Gaffney, »Established and Emerging PTSD Treatments«.

  2. Sensomotorische Körpertherapie: Ogden, Minton und Pain, Trauma und Körper. Körperliche Erfahrung: Levine, Waking the Tiger und In an Unspoken Voice.

  3. Siew und Khong, »Mindfulness«.

  4. Mitchell und Trask, »The Origin of Love«.

  5. Hitchens, Hitch-22.

  6. Acevedo et al. »Neural Correlates«.

  7. Glass und Blum, 317: »Unconditional Love Transcript«.

  8. Für einen umfassenden Überblick zur Verknüpfung von Sex und Bindung siehe Dewitte, Marieke, »Different perspectives on the sex-attachment link«.

  9. Johnson, Halt mich fest.

  10. Kinsale, Flower from the Storm, S. 431, S. 362.

  11. Johnson, Love Sense, S. 121.

  12. Feeney und Noller, »Attachment Style«; Bifulco et al., »Adult Attachment Style«.

  13. Mit Genehmigung dem Fragebogen »Experiences in Close Relationships« entnommen (Fraley, Waller und Brennan, »Self-report measures of adult attachment«).

  14. Warber und Emmers-Sommer, »Relationships among Sex, Gender and Attachment « und Dunkley et al., »Sexual Functioning in Young Women and Men«.

  15. Stefanou und McCabe, »Adult Attachment and Sexual Functioning«; siehe auch Birnbaum et al., »When Sex Is More Than Just Sex«, Cooper et al., »Attachment Styles, Sex Motives, and Sexual Behaviour« und La Guardia et al., »Within-Person Variation in Security of Attachment«.

  16. Davila, Burge und Hammen, »Why Does Attachment Style Change?«

  17. Taylor und Master, »Social Responses to Stress«.

  18. David und Lyons-Ruth, »Differential Attachment Responses«.

  19. Rumi, Teachings of Rumi.

  20. Ebenda.

  1. Van de Velde, Die vollkommene Ehe, S. 155.

  2. Hite, Hite Report, S. 476/477.

  3. Britton et al., »Fat Talk«.

  4. Ändert sich das vielleicht langsam? In einer Studie gaben Collegestudentinnen (die meisten davon Weiße) an, dass sie eine Frau sympathischer fänden, die sich positiv über ihren eigenen Körper äußert, anstatt ihn zu kritisieren. Allerdings vermuteten sie zugleich, dass andere Frauen einer selbstkritischen Geschlechtsgenossin den Vorzug geben würden (Tompkins et al., »Social Likeability«).

  5. Woertman und van den Brink, »Body Image«.

  6. Pazmany et al., »Body Image and Genital Self-Image«.

  7. Kilimnik und Meston, »Role of Body Esteem«.

  8. Longe et al., »Having a Word with Yourself«.

  9. Powers, Zuroff und Topciu, »Covert and Overt Expressions of Self-Criticism«.

  10. Gruen et al., »Vulnerability to Stress«.

  11. Dickerson und Kemeny, »Acute Stressors and Cortisol Response«.

  12. Besser, Flett und Davis, »Self-Criticism, Dependency«; Cantazaro und Wie, »Adult Attachment, Dependence«; Reichl, Schneider und Spinath, »Relation of Self-Talk«.

  13. Hayes und Tantleff-Dunn, »Am I Too Fat to Be a Princess?«

  14. Auf einer Konferenz über Essstörungen im Jahr 2009 besuchte ich einen Vortrag über die kulturellen Ursprünge des »Dünn-Ideals« (Gans, »What’s It All About?«) und habe dabei Folgendes erfahren: Es geht immer nur um gesellschaftlichen Status – und zwar um den der Männer. Das »Dünn-Ideal« in der westlichen Gesellschaft hat seine Wurzeln in der Auffassung von Frauen als Eigentum und Statussymbole.

    Im 17. Jahrhundert galt ein weicherer, rundlicher, pummeliger Typ als weibliches Ideal, weil sich nur reiche Frauen gehaltvolles Essen mit reichlich Butter und Mehl sowie den geruhsamen Lebensstil leisten konnten, die zu üppigen Kurven führten, wie man sie auf den Gemälden von Rubens sieht. Um die Mitte des 19. Jahrhunderts, gleichzeitig mit Industrieller Revolution und Aufstieg der Mittelklasse, wurde es für die Männer Mode, ihren Reichtum zur Schau zu stellen, indem sie Frauen heirateten, die sichtlich zu schwach zum Arbeiten waren. Eine Frau, so klein, dünn und zart, dass sie kaum in der Lage war, anmutig durchs Haus zu stöckeln, und die nicht nur nichts zum Haushaltseinkommen beitrug, sondern das gar nicht gekonnt hätte, war damals ein Statussymbol. Das steht im Widerspruch zu allem, was die Evolution aus der Frau gemacht hat: eine widerstandsfähige, gesunde, kräftige, große Person, in der Lage, mehrere Nachkommen zu empfangen, auszutragen, zu gebären und zu stillen.

    Im 21. Jahrhundert ist die Figur nach wie vor ein Zeichen des gesellschaftlichen Status – reiche Frauen können sich frisches Essen leisten (und keinen vorfabrizierten Müll) und haben genug freie Zeit, um Sport zu treiben. Aber immer geht es bei den Moden der angestrebten weiblichen Figur um die soziale Klasse. Das Ganze hat nichts mit Fruchtbarkeit zu tun (eher im Gegenteil), auch nicht mit einer »entwickelten Vorliebe«, außer insofern, als wir eine entwickelte Vorliebe für höheren gesellschaftlichen Status haben. Und schon gar nicht steht es im Zusammenhang mit der Förderung weiblicher Gesundheit.

    Können Sie also dem vertrauen, was Ihre Gesellschaft Sie gelehrt hat, wie Ihr Körper aussehen sollte?

  15. Bacon, »The HAES Manifesto«.

  16. Haidts Webseite moralfoundations.org beschreibt die Grundlagen noch detaillierter. Eine wichtige Kritik daran liefern Suhler und Churchland, »Can Innate, Modular ›Foundations‹ Explain Morality?«.

  17. Sehen Sie sich für den Anfang nur Yeshe, Introduction to Tantra an.

  18. Sie ist jedoch nicht identisch. Es gibt verschiedene Kategorien von Stimuli, etwa »Verletzung körperlicher Grenzen«, bei der es um Schaden der Körperhülle geht und die oft mit Blut und physischem Schmerz verbunden ist, und »inneren Ekel«, der eher mit der Verdauung zu tun hat. Diese zwei Formen von Widerwillen erzeugen unterscheidbare Reaktionen (Shehav und Mendes, »Aiming for the Stomach«).

  19. Mesquita, »Emoting: A Contextualized Process«.

  20. Borg und de Jong, »Feelings of Disgust«.

  1. Tybur, Lieberman und Griskevicius, »Microbes, Mating, and Morality«.

  2. Graham, Sanders und Milhausen, »Sexual Excitation/Sexual Inhibition Ineventory«.

  3. De Jong et al., »Disgust and Contamination Sensitivity«; Borg, de Jong und Schultz, »Vaginismus and Dyspareunia«; einen Überblick bietet: de Jong, Overveld und Borg, »Giving in to Arousal«.

  4. Neff, »Self-Compassion, Self-Esteem, and Well-Being«.

  5. Übernommen von: www.self-compassion.org/self_compassion_exercise.pdf. Unter diesem Link finden Sie auch noch weitere Vorschläge.

  6. Stice, Rohde und Shaw, Body Project, S. 95.

  7. Germer, Der achtsame Weg zur Selbstliebe: Wie man sich von destruktiven Gedanken und Gefühlen befreit.

  8. Hawkins et al., »Thin-Ideal Media Image«.

  9. Becker et al., »Eating Behaviours and Attitudes«.

  10. Becker, Body, Self, and Society, S. 56.

  11. In Becker et al., »Validity and Reliability«, gaben 35 Prozent der Studienteilnehmerinnen an, in den letzten 28 Tagen ein traditionelles pflanzliches Abführmittel verwendet zu haben. Bei Thomas et al., »Latent Profile Analysis«, gaben allerdings nur 74 Prozent derjenigen, die das traditionelle Abführmittel verwendeten, an, es extra wegen des Gewichtsverlusts eingenommen zu haben und nicht etwa aus medizinischen Gründen.

  12. Die Lebendigkeit des gleichzeitigen Drucks von moralischem und medialem Vorbild ist am Fortbestand der Konstruktion »Madonna/Hure« in der weiblichen Sexualität abzulesen. Wer sich für die Auswirkungen auf die Sexualität junger Frauen interessiert, dem empfehle ich Tolmans Dilemmas of Desire (2009).

  13. Suschinsky, Lalumiére und Chivers, »Sex Differences in Patterns of Genital Sexual Arousal«; Bradford und Meston, »Impact of Anxiety on Sexual Arousal«.

  14. Peterson, Janssen und Laan, »Women’s Sexual Responses to Heterosexual and Lesbian Erotica«. Warum unterscheiden sich Männer und Frauen? Die beste vorhandene Hypothese, obwohl noch nicht belegt, ist die »preparation hypothesis«, die nahelegt, dass weibliche Genitalien auf mehr oder weniger jeden mit Sex verknüpften Reiz reagieren, um für sexuelle Aktivität vorbereitet zu sein, so dass Verletzungen vorgebeugt werden kann. Während die Erektion des Penis besser bedient wird, indem sie in Reaktion auf spezifischere Reize auftritt (Lalumière et al., »Preparation Hypothesis«).

  15. Wenn Sie das gleiche Experiment statt mit einem Photoplethysmographen mit einem Temperaturfühler machen (ein kleiner Clip, der an den inneren Labien befestigt wird und als Indikator für die Durchblutung die Temperatur misst), ergibt sich eine etwas höhere Überschneidung (Henson, Rubin und Henson, »Consistency of Objective measures«). Wenn Sie für eine besonders genaue Erfassung der Beckendurchblutung eine Magnetresonanztomographie (MRT) nutzen, bekommen Sie eine leicht geringere Überschneidung (Hall, Binik und Di Tomasso, »Concordance Between Physiological and Subjective Measures«). Und wenn Sie total hightechmäßig nicht nur die vaginale Durchblutung und die subjektive Erregung messen, sondern dazu noch die Gehirnaktivität mittels eines funktionellen MRT, dann stellen Sie fest, dass sich die genitale Reaktion bei Frauen nicht mit der Gehirnaktivität deckt (Arnow et al., »Women with Hypoactive Sexual Desire Disorder«).

  16. Bergner, »Women Who Want to Want«; Bergner, Die versteckte Lust der Frauen; Ryan und Jethá, Sex at Dawn, S. 272–73, 278; Magnanti, The Sex Myth, S. 14.

  17. Angier, »Conversations/Ellen T. M. Laan«.

  18. Both, Everaerd und Laan, »Modulation of Spinal Reflexes«; Laan, Everaerd und Evers, »Assessment of Female Sexual Arousal«.

  19. Suschinsky, Lalumière und Chivers, »Patterns of Genital Sexual Arousal«. Dank an Kelly Suschinsky und Meredith Chivers, die sich mit mir hingesetzt und mir die Clips gezeigt haben. Und die Szene aus Eine Klasse für sich ist echt traurig.

  20. Velten, Chivers und Brotto, »Does Repeated Testing«.

  1. Velten et al., »Investigating Female Sexual Concordance«.

  2. Suschinsky, Dawson und Chivers, »Assessing the Relationship«.

  3. Es wird zunehmend deutlich, dass Frauen, die sich einem Grad von »Gynäphilie« zuordnen lassen – das heißt, diejenigen, die sich als etwas anderes als heterosexuell identifizieren –, eine größere Übereinstimmung als heterosexuelle Frauen haben (ebd.).

  4. Eine Sonderausgabe von Biological Psychology widmete sich der Forschung zu Übereinstimmung, aber in keinem der Artikel ging es um Sex (Hollenstein und Lanteigne, »Models and Methods of Emotional Concordance«).

  5. Benedek und Kaernbach, »Physiological Correlates«.

  6. Kring und Gordon, »Sex Differences in Emotion«; Schwartz, Brown und Ahern, »Facial Muscle Patterning«.

  7. Gottman und Silver, What Makes Love Last?

  8. Hess, »Women Want Sex«.

  9. James, Shades of Grey, S. 313.

  10. Ibid., S. 314.

  11. Ibid., S. 336.

  12. Koehler, »From the Mouths of Rapists«.

  13. Toulalan, Imagining Sex.

  14. Moore, »Rep. Todd Akin«. Akin hatte sich zunächst für seine Aussage entschuldigt, schrieb aber 2014, dass er die Entschuldigung bedauere, da Stress – den Vergewaltigung mit Sicherheit auslöst – die Fruchtbarkeit beeinträchtige, und das habe er mit »das Ganze verhindern« gemeint (Erika Eichelberger, »Todd Akin is not sorry for his insane rape comments«). Um es klar zu sagen: Er, ein ehemaliger (und möglicherweise künftiger) Abgeordneter, meint, eine Frau, die keine Fehlgeburt hat, sei nicht »wirklich« vergewaltigt worden.

  15. Das ist in den letzten zwanzig Jahren repliziert worden, den ersten Beleg lieferten jedoch Morokoff und Heiman, »Effects of Erotic Stimuli on Sexually Functional and Dysfunctional Women« und wurde detaillierter untersucht von Velten und Brotto, »Interoception and Sexual Response«. Für eine zentrale Erläuterung siehe Meston und Stanton, »Desynchrony between Subjective and Genital«. In einer nichtklinischen Bevölkerung sagte sexuelle Not höhere Übereinstimmung voraus (Suschinsky et al., »Relationship between Sexual Functioning and Sexual Concordance«).

  16. Bobby Henderson, Kirche des Fliegenden Spaghettimonsters, »Offener Brief an das Kansas School Board«, www.venganza.org/about/open-letter/.

  17. Bloemers et al., »Inductions of Sexual Arousal in Women«.

  18. Velten et al., »Investigating Female Sexual Concordance«.

  19. Jozkowski et al., »Women’s Perceptions About Lubricant Use«.

  20. Welcher Teil der Menschen hat welche Art von Verlangen?

    Es kann sein, dass es einem kleinen Teil der Menschen– z.B. laut einer Studie etwa 6 Prozent der Frauen (Hendrickx, Gijs und Enzlin, »Prevalence Rates of Sexual Difficulties«)– sowohl an spontanem als auch responsivem Verlangen fehlt. Darüber hinaus muss ich erst noch hilfreiche Statistiken darüber finden, wer welche Art von Verlangen hat. Es wäre hilfreich, Zahlen dazu zu haben, da Menschen es beruhigend finden, zu hören: »X Prozent der Menschen hat responsives Verlangen«. Aber die Wissenschaft hat keine Antwort, trotz zahlreicher Studien, die unter verschiedenen Bevölkerungsgruppen, unter Anwendung einer Vielzahl von Methoden, über viele Jahrzehnte gemacht wurden (Garde und Lunde, »Female Sexual Behaviour«; Michael et al., Sex in America; Beck, Bozman und Qualtrough, »Experience of Sexual Desire«; Bancroft, Loftus und Long, »Distress about Sex«; Cain et al., »Sexual Functioning«; Carvalheira, Brotto und Leal, »Women’s Motivations for Sex«; Stulhofer, Carvalheira, and Træen, »Insights from a Two-Country Study«).

    Aufgrund dessen, was verfügbar ist, kann ich nur eine bestmögliche Schätzung anbieten, dass etwa ein Drittel der Frauen hauptsächlich oder ausschließlich responsives Verlangen erlebt.

    Ich weiß von zwei neuen Forschungsrichtungen, die vielleicht ein offizielles Maß für responsives Verlangen vorlegen. Der erste Versuch (Velten et al., »Development and Validation«) ist leider eine Überarbeitung einer Skala, die entwickelt wurde, um Veränderungen in den »Paarungstaktiken« von Frauen über den Monatszyklus (Gangestad, Thornhill und Garver, »Changes in Women’s Sexual Interests«) zu studieren. Das ist ein Bestreben, das in der Primatologie zugunsten eines Modells abgelehnt wurde, das auf sexueller Bereitschaft, Empfänglichkeit und Anziehung basiert (Dixson, Sexual Selection, Kap. 6). Da es auf einem falschen Verständnis der menschlichen Sexualfunktion von Frauen gründet, scheint es unwahrscheinlich, dass diese Serie von Befragungen zu klarer Erkenntis führt. Die zweite Serie von Befragungen (Mark und Lasslo, »Maintaining Sexual Desire«) ist stärker klinisch orientiert und bietet keine Statistiken dazu, wer welche Art von Verlangen erlebt. Es ist eher ein Rahmen, um die Prädiktoren von befriedigendem sexuellem Verlangen in Langzeitbeziehungen zu verstehen. Das bildet die Grundlage für eine wachsende Erarbeitung der Ansätze von Paaren, mit Verlangen unterschiedlich umzugehen (Vowels und Mark, »Strategies for Mitigating«).

    Aber ohne Berücksichtigung der Defizite (als welche ich sie sehe) in der Forschung, die responsives Verlangen beurteilt: Je mehr Forschug ich lese und mit je mehr Menschen ich über Verlangen spreche, desto mehr denke ich, dass das grundlegene Konzept von Verlangen (wenn nicht völlig verworfen) sicherlich als marginaler Faktor abgestellt werden sollte für das Verstehen und Entwickeln von sexuellem Vertrauen und Freude von Individuuen und Beziehungen. Meine Ziele sind es, die Vielzahl von Erfahrungen, die Menschen mit sexuellem Verlangen haben, zu normalisieren und die Motivation von Lesern zu erhöhen, per se Lust über Verlangen zu priorisieren.

    Diese Ziele scheinen besser auf eine europäische als auf eine nordamerikanische Annäherung an sexuelles Verlangen abgestimmt. Die Stellungnahme der Europäischen Gesellschaft für Sexualmedizin zur Diskrepanz von sexuellem Verlangen beinhaltet als u.a. folgende Vorschläge: Vielfalt von sexuellem Verlangen zu normalisieren und zu entpathologisieren; den Mythos von spontanem sexuellem Verlangen zu hinterfragen sowie Beziehungsprobleme und unerfüllte Beziehungsbedürfnisse zu behandeln (Dewitte et al., »Sexual Desire Discrepancy«).

    Noch einmal kurz zusammengefasst: Welcher Teil der Menschen hat welche Art von Verlangen? Wen kümmert das? Es ist, als würde man fragen, welcher Teil der Menschen innere Labien hat, die über die äußeren Labien ausweiten. Es ist nicht vorhersagbar für irgendeinen Bereich von sexueller Zufriedenheit; es zeigt nur, wer mit dem Ideal übereinstimmt, das von der Gesellschaft konstruiert wurde.

  1. In der Forschung finden Sie das als »arousal first, then desire« (zuerst die Erregung, dann das Verlangen) beschrieben, und die erste Ausgabe von Komm, wie du willst verwendete diese Sprache. Aber viele Journalisten waren von dieser Formulierung irritert und besorgt, da diese Sprache gefährlich nahekommt dem jahrelangen Vergewaltigungsmythos – dass wenn du einfach anfängst, mit einer Frau Sex zu haben, sie sich nicht selbst helfen können wird– und dem Rat, dass Frauen es »einfach tun sollten«, auf der (fehlerhaften) Annahme, dass sie nicht »einfach« nur Sex haben wird, den sie weder will noch mag. Eine Leserin erzählte mir, dass das Verständnis ihres Ehemanns von der »arousal first«-Sprache ihn dazu geführt hat, dass er aus dem Nichts seine Hände runter zu ihrer Unterhose hielt, und wenn sie sagte: »Nein, ich bin nicht angeturnt«, er antwortete: »Aber das wirst du sein.«: Was genau das Gegenteil von dem ist, was ich zu lehren versuche.

    Wegen dieser Missverständnisse habe ich (in Monaten der Veröffentlichung von Komm, wie du willst) die Art, wie ich gelehrt habe, von »arousal first, then desire« zu »pleasure first, then desire« (zuerst die Lust, dann das Verlangen) geändert. Forschungsorientiere Klinikärzte haben mich gefragt, warum ich diese alternative Ausdrucksweise verwende. Und das ist der Grund. Es ist tatsächlich genauer und weniger einfach misszuverstehen, durch die Linse der »Rape Culture« betrachtet.

  2. Natürlich variiert das auch von Individuum zu Individuum. Für jemanden mit einer weniger empfindlich auf Stress reagierenden Bremse könnte Szenario 1 sich spontan anfühlen. Für jemanden mit einem Gaspedal, das stärkere Stimulierung benötigt, bevor die aus der Distanz geschürte Erregung schließlich in Verlangen mündet, könnte Szenario 3 sich responsiv anfühlen. Aber der Prozess ist grundsätzlich bei allen gleich. Erregung plus richtiger Kontext – äußere Umstände und innere Verfassung – ist gleich Verlangen.

  3. Ryan, »Women’s Lived Experiences Seeking and Using Adaptation Strategies«.

  4. In manchen Fällen haben Hormone etwas mit Störungen des Verlangens zu tun, meist wenn medizinische Probleme vorliegen. Frauen, die sich im Alter von unter 45 einer doppelten Ovariektomie (Entfernung der Eierstöcke) unterziehen, haben mit höherer Wahrscheinlichkeit geringeres Verlangen. Und es könnte eine Untergruppe von Frauen geben – ca. 15 Prozent –, deren sexuelle Erregbarkeit von Testosteron abhängig ist, vor allem während der Einnahme hormoneller Empfängnisverhütung. Ihr sexueller Reaktionsmechanismus hat eine geringe Empfindlichkeit gegenüber Testosteron, diese Frauen benötigen also mehr davon, bevor sich sexuelles Interesse einstellt (Bancroft und Graham, »Varied Nature of Women’s Sexuality«).

    Bei Einnahme der Antibabypille bemerkt etwa ein Drittel der Frauen eine Abnahme ihres sexuellen Interesses, etwa ein Fünftel der Frauen ein Ansteigen ihres sexuellen Interesses und die übrige Hälfte keine besondere Veränderung (Sanders et al., »A Prospective Study«). Falls Ihr Interesse an Sex also gesunken ist, seit Sie hormonell verhüten, und Sie es gern wieder steigern möchten, dann probieren Sie eine andere Pille, die Spirale oder eine ganz andere hormonelle Verhütungsmethode. Jeder Frauenkörper reagiert anders auf verschiedene Hormonkombinationen.

    Auch wurde festgestellt, dass der vielbeschworene Rückgang des sexuellen Interesses von Frauen im Alter mit dem Alter selbst zusammenhängt, nicht mit den Hormonen (Erekson et al., »Sexual Function in Older Women«). Es ist kompliziert, und es gibt natürlich Ausnahmen, aber eine Faustregel ist, dass Hormone bei genitalen/peripheren Problemen helfen – Schmerzen, Trockenheit, die Empfindung etc. –, aber nicht bei Gehirn- bzw. zentralen Problemen, und Verlangen ist ein Gehirnproblem. (Basson, »Hormones and Sexuality«).

  5. Basson, »Biopsychosocial Models of Women’s Sexual Response«; Brotto et al., »Predictors of Sexual Desire Disorders«.

  6. Beach, »Characteristics of Masculine ›Sex Drive.‹« Für eine kurze Besprechung der Geschichte der Konzeptualisierung von Sex als Trieb siehe: Heiman und Pfaff, »Sexual Arousal and Related Concepts«.

  7. Es ist nicht der sexuelle Trieb, der Menschen panisch werden lässt, wenn ihnen Sex »entzogen« wird. Stattdessen ist es, zumindest zum Teil, Einsamkeit. Verbundenheit ist ein Trieb (Nagoski, »I’m Sorry You’re Lonely«).

  8. Toates, How Sexual Desire Works, Kapitel 4.

  9. Beachten Sie, dass Neugier und Spiel beim Menschen (und bei anderen sozialen Säugetieren) ebenso angeboren sind wie Hunger oder Durst (Toates, Biological Psychology). Das ist wichtig, weil die Perspektive von »du brauchst keinen Sex« in der Sexpädagogik (angeboten in der lobenswerten Hoffnung, dass es Frauen vor dem sexuellen Anspruch von Männern beschützen würde) (siehe Manne, Down Girl und Entitled), leider manchmal ins gegenteilige Extrem kippte, absolute Abstinenz zu befürworten (Duffey, Relations of the Sexes; Foster, Social Emergency). Sex ist eine angeborene innere Motivation des Menschen und aus meiner Sicht sind die einzigen Bedingungen die einvernehmliche, freie Einwilligung und das Ausbleiben von ungewolltem Schmerz. Das ist einfacher gesagt als getan, besonders wegen des sexuellen Anspruchs von Männern.

  10. Perel, »Das Geheimnis des Begehrens in festen Beziehungen«.

  11. Gottman, The Science of Trust, S. 257.

  12. Charles Carver zufolge könnte Lust ein Signal dafür sein, dass wir eine bestimmte Sache nicht länger beachten müssen und unsere Aufmerksamkeit auf etwas weniger Befriedigendes lenken können (»Pleasure as a Sign«).

  13. Dwyer und Sobhan, »Statistical Review and Evaluation«, zugegriffen am 11. September 2020 über https://www.accessdata.fda.gov/drugsatfda_docs/nda/2015/022526Orig1s000StatR.pdf.

  14. Ng, »Risk Assessment and Risk Mitigation Review(s).« Die Zahl der »satisfying sexual events« (befriedigenden sexuellen Erlebnisse) ist der zweite wesentliche Endpunkt, und es »failed to meet statistical significance between treatment groups« (p. 8) (scheiterte, statistische Relevanz zwischen Behandlungsgruppen zu treffen).

  15. Filipovic, »Can 1 Little Pill Save Female Desire?«

  16. Sole-Smith, »Pleasure in a Pill?« (Beachten Sie, dass die Überschrift Lust und Verlangen verschmelzen lässt.)

  17. Zum Beispiel: Stein, »Female Libido Pill Fires Up Debate« und Adams, »For Sexual Dysfunction, ›Men Get a Pill and Women Need Therapy‹«. (Beachten Sie, dass die zweite Überschrift die Schwierigkeiten von Frauen mit sexuellem Verlangen mit den Schwierigkeiten von Männern bei Erektion oder Erregung verbindet.)

  18. Nagoski, »World Cup of Women’s Sexual Desire«.

  19. Meston und Buss, »Why Humans Have Sex«.

  20. Zum Beispiel: Clayton et al., »International Society for the Study of Women’s Sexual Health«, aber für ein Gegenbeispiel siehe: Tiefer, »Sex Therapy as a Humanistic Enterprise«.