Daniel Goleman
Die Macht des Guten
Der Dalai Lama und seine Vision für die Menschheit
Aus dem Englischen von Jochen Lehner
Knaur e-books
Daniel Goleman, geboren 1946 in Kalifornien, wurde international bekannt durch sein 1995 erschienenes Buch Emotionale Intelligenz. Er lehrte jahrelang als klinischer Psychologe an der Harvard Universität und gab außerdem die Zeitschrift Psychology Today heraus. Daniel Goleman gehört zu den vom Dalai Lama ausgewählten Wissenschaftlern, die an den Konferenzen des prominent besetzten Mind and Life Institutes teilnehmen.
Die amerikanische Originalausgabe erschien 2015 unter dem Titel
»A Force for Good. The Dalai Lama’s Vision for The World« bei Bantam Dell,
a division of Random House Publishing Group, Inc., USA
© 2015 der eBook-Ausgabe Knaur eBook
© 2015 Daniel Goleman
© 2015 der deutschsprachigen Ausgabe O. W. Barth Verlag
Ein Imprint der Verlagsgruppe Droemer Knaur GmbH & Co. KG, München
Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit
Genehmigung des Verlags wiedergegeben werden.
Übersetzung: Jochen Lehner
Redaktion: Ulrike Strerath-Bolz
Covergestaltung: ZERO Werbeagentur GmbH, München
Coverabbildung: Hindustan Times/Kontributor
ISBN 978-3-426-42881-8
Noch mehr eBook-Programmhighlights & Aktionen finden Sie auf
www.droemer-knaur.de/ebooks.
Sie wollen über spannende Neuerscheinungen aus Ihrem Lieblingsgenre auf dem Laufenden gehalten werden? Abonnieren Sie hier unseren Newsletter.
Sie wollen selbst Autor werden? Publizieren Sie Ihre eBooks auf unserer Akquise-Plattform www.neobooks.com und werden Sie von Droemer Knaur oder Rowohlt als Verlagsautor entdeckt. Auf eBook-Leser warten viele neue Autorentalente.
Wir freuen uns auf Sie!
»Peacemaking: The Power of Non-Violence«, San Francisco, 9.–11. Juni 1997. Bei jeder Veranstaltung mit dem Dalai Lama, für die Eintritt verlangt wird, legen die Veranstalter am Schluss dar, wie viel Geld eingenommen wurde, wie hoch die Ausgaben waren und was mit dem Überschuss geschieht. Der Dalai Lama selbst nimmt keine Honorare für seine Vorträge und Unterweisungen, alle Spesen werden von den Veranstaltern getragen. Bleibt am Ende ein Überschuss, so wünscht er sich folgende Aufteilung: 40 Prozent für Wohltätigkeitszwecke an den Dalai Lama Trust (seine Wohltätigkeitsorganisation), 30 Prozent, ebenfalls für Wohltätigkeitszwecke, an die Organisatoren vor Ort und noch einmal 30 Prozent für regionale oder nationale Hilfsprogramme. Mit einem Großteil des Nobelpreisgeldes richtete der Dalai Lama die Universal Responsibility Foundation in New Delhi ein. Einige Monate bevor wir uns wegen dieses Buches trafen, hatte er eine Kolonie für Leprakranke in Delhi besucht und Spenden in Höhe von mehreren tausend Dollar über einen Zeitraum von fünf Jahren zugesagt – je nachdem, was an Tantiemen für seine Bücher (auch dieses) hereinkommen würde. Dazu ein Artikel von der Website des Dalai Lama: www.dalailama.com/news/post/1095-dalai-lama-pledges-support-to-leprosy-centers-in-capital-and-visits-lady-shri-ram-college.
Die Hälfte seiner Tantiemen für dieses Buch gibt Daniel Goleman an den Dalai Lama weiter, der den größten Teil für das Mind and Life Institute bestimmt hat und einen kleineren für den Dalai Lama Trust. Daniel Goleman, der dieses Buch ohne Autorenhonorar geschrieben hat, wird seinen Anteil an den Tantiemen (nach Abzug der Spesen wie Reisekosten usw.) verschiedenen Wohltätigkeitsorganisationen spenden.
Obwohl er sehr viel auf der ganzen Welt unterwegs ist, trotz Jetlag und durchgerüttelten Biorhythmen, hält sich der Dalai Lama mit seltenen Ausnahmen an diesen Tagesablauf.
Damals stieß er bei seinen Reisen noch nicht auf allzu viel journalistisches Interesse. Josh Baran, der damals als Publizist in Hollywood tätig war und manchmal ohne Honorar für die tibetische Sache arbeitete, hatte immer wieder versucht, Journalisten für den Dalai Lama zu interessieren, aber nur wenige bissen an. In dieser Nacht jedoch rief ihn ein CBS-Reporter um drei Uhr morgens an und wollte ganz dringend wissen, wo um alles in der Welt der Dalai Lama gerade sei. Er sei in Newport Beach, konnte Baran vermelden. Er gehörte zu den wenigen in der Welt, denen das überhaupt bekannt war, und er selbst setzte sich nach der Ankündigung der Nobelpreisverleihung sofort in den Wagen und fuhr in das nur eine Stunde entfernte Newport Beach. Er wusste, dass dort gerade eine dreitägige Runde zum Thema »mitfühlendes Handeln« zu Ende gegangen war und jetzt ein zweitägiger Austausch mit Neurowissenschaftlern beginnen sollte. Er kam in der Morgendämmerung an und bot Tenzin Geyche Tethong, dem persönlichen Sekretär des Dalai Lama, seine Hilfe an. So wurde er mit der Organisation einer ad hoc anberaumten Pressekonferenz betraut.
Diese Gespräche wurden in Buchform herausgegeben. Dalai Lama u.a.: Worlds in Harmony: Dialogues on Compassionate Action. Berkeley: Parallax Press, 1992 (dt. Ausgabe: Im Einklang mit der Welt. Köln: Anaconda, 2008). Anfang der achtziger Jahre hatte mich Robert Thurman, der damals Professor am Amherst College war, mit dem Dalai Lama bekannt gemacht, der damals erwähnte, er würde sich gern mit Wissenschaftlern zu Gesprächen treffen. So kam es schließlich zu der Gesprächsrunde in Newport Beach, der ersten von etwa einem Dutzend ähnlicher Begegnungen, die ich seither moderiert habe.
Dalai Lama und Daniel Goleman: Destructive Emotions: How Can We Overcome Them? New York: Bantam Books, 2003 (dt. Ausgabe: Dialog mit dem Dalai Lama: wie wir destruktive Emotionen überwinden können. München: dtv, 2005)
Der Potala-Palast wurde im 17. Jahrhundert vom fünften Dalai Lama erbaut. Davor residierten die Dalai Lamas im Kloster Drepung in der Nähe von Lhasa.
In einer Rede vor dem Europaparlament in Straßburg im Juni 1988.
Michael Shellenberger und Ted Nordhaus: »The Death of Environmentalism«, in: Geopolitics, History, and International Relations, 2009, S. 121–163
Das Zitat des irischen Satirikers aus dem 18. Jahrhundert findet sich in seinen Miscellanies.
Schon früh reiste Ekman nach Neuguinea, um Stämme zu erforschen, die praktisch ohne Kontakte zur modernen Welt eine Art Steinzeitleben führten. Er wollte herausfinden, ob sich die menschlichen Grundemotionen überall und auf allen Zivilisationsstufen gleichartig äußerlich bekunden (und er fand die Vermutungen aufgrund seiner Forschungen bestätigt). Seine zweite bahnbrechende Leistung bestand darin, dass er das Verhalten unserer Gesichtsmuskeln bei den verschiedenen Gefühlsregungen komplett kartographierte: wie sich die Stirn zusammenzieht, wenn wir uns Sorgen machen, oder was die hauptsächlich beteiligten Muskeln tun, wenn wir zum Beispiel froh oder angewidert sind. Das konnte er so präzise ermitteln, dass es inzwischen Computerprogramme zur Vermessung von Emotionen gibt – und die wiederum werden unter anderem für die lebensechte Simulation des Gesichtsausdrucks von Comicfiguren eingesetzt. Siehe www.paulekman.com/facs. Ekman lernte den Dalai Lama im Jahr 2000 bei der von mir moderierten Mind-and-Life-Konferenz zum Thema »destruktive Emotionen« kennen und hat seither viele Gespräche mit ihm geführt. 2004 gab Ekman seinen Lehrstuhl für Psychiatrie an der University of California in San Francisco auf, ist aber weiterhin aktiv auf seinem Gebiet. Näheres unter: www.paulekman.com/paul-ekman.
Eine andere App könnte das Gesicht von Leuten beobachten, die sich Reklame im Internet ansehen, um den Werbeleuten dann zu verraten, welche Werbung am besten ankommt. Siehe Raffi Khatchadourian: »We know how we feel«, in: The New Yorker, 19. Januar 2015, S. 50–59.
So die Worte des Dalai Lama beim Mind and Life Meeting zum Thema »Ethik, Ökologie und Interdependenz«, das ich zusammen mit John Dunne von der Emory University organisiert habe. Dieses 23. Mind and Life Meeting fand 2011 in der Residenz des Dalai Lama in Dharamsala statt. Die Sitzungsberichte werden derzeit für die Veröffentlichung aufbereitet.
Worlds in Harmony, S. 7
Richard J. Davidson: »Well-Being and Affective Style: Neural Substrates and Biobehavioral Correlates«, in: Philosophical Transactions B of the Royal Society 359, 2004, S. 1449
Darum ging es beim Mind and Life Meeting 2000, über das ich in dem Buch Destructive Emotions (dt. Ausgabe: Dialog mit dem Dalai Lama) berichtet habe. Den Ausdruck »destruktive Emotionen« wollte der Dalai Lama gern im Titel des Meetings und dann auch des Buches haben. Niemandem im Buchbereich gefiel dieser Ausdruck so recht, aber er macht etwas ganz Entscheidendes deutlich: Jede Emotion hat ihren Platz und ihren Sinn, aber wenn wir uns auf eine (für uns und andere in unserer Umgebung) schädliche Weise von ihr besetzen lassen, wird sie destruktiv. So jedenfalls sah die Daumenregel der Psychologen für die Abgrenzung von konstruktiv und destruktiv aus. Das tibetische Verständnis ist hier etwas subtiler. Danach sind Gefühlsregungen destruktiv, wenn sie unser inneres Gleichgewicht stören und unsere Wahrnehmung verzerren.
Beim Mind-and-Life-Meeting über Ethik, Ökologie und Interdependenz.
Aus einer Ansprache des Dalai Lama in Matera, Süditalien. Der Bericht ist unter www.dalailama.com/news/post/818-compassion-in-action-in-southern-italy nachzulesen. Die moderne Psychologie würde an dieser Stelle anmerken, dass Ärger im Einzelfall sehr angemessen sein kann und uns dann den nötigen Schwung zum Erreichen eines Ziels oder für die Auseinandersetzung mit einem Hindernis gibt. Chronischer Ärger und ständige Feindseligkeit dagegen schädigen nach den Befunden zahlreicher wissenschaftlicher Studien unsere Gesundheit, wie auch der Dalai Lama sagt.
Er lernte ihn 1993 bei einem Weltkongress zur kognitiven Therapie im schwedischen Göteborg kennen. Sie stellten bald eine starke und herzliche geistige Übereinstimmung fest. Als ich mit dem Dalai Lama über dieses Buch sprach, freute er sich sehr, als ich ihm erzählte, dass Beck noch lebte und inzwischen 93 Jahre alt war. Er besuchte ihn bald darauf in Philadelphia.
Dalai Lama: Beyond Religion: Ethics for a Whole World. New York: Houghton-Mifflin, 2011, S. 126 (dt. Ausgabe: Rückkehr zur Menschlichkeit: Neue Werte in einer globalisierten Welt. Köln: Bastei Lübbe, 2013)
Beyond Religion, S. 127
Kevin Ochsner u.a.: »Rethinking Feelings: An fMRI study of the cognitive regulation of feeling«, in: Journal of Cognitive Neuroscience 14, 2002, S. 1215–1229
Achtsamkeit in Verbindung mit kognitiver Therapie erweist sich als wirksames Instrument für die Umgestaltung solcher emotionalen Gewohnheiten: Die Häufigkeit und Intensität negativer Gefühlsregungen und Zustände – gleich ob es sich um alltägliche Formen oder um schwer behandelbare Depressionen handelt – nimmt ab. Das erste für Laien gedachte Buch zu diesem Thema veröffentlichte meine Frau, Tara Bennett-Goleman, unter dem Titel Emotional Alchemy, New York: Harmony Books, 2001 (dt. Ausgabe: Emotionale Alchemie: der Schlüssel zu Glück und innerem Frieden. Frankfurt/M.: Fischer Taschenbuch Verlag, 2004). Etwa zur gleichen Zeit veröffentlichte eine Forschergruppe der Oxford University ein Buch über ihre erfolgreiche Methode der Behandlung schwerer Depressionen: John Teasdale u.a.: Mindfulness-Based Cognitive Therapy for Depression. New York: Guilford Press, 2001 (Die achtsamkeitsbasierte kognitive Therapie der Depression: ein neuer Ansatz zur Rückfallprävention. Tübingen: Dgvt-Verlag, 2008). Inzwischen gibt es auf diesem Gebiet eine wahre Flut von Büchern, Methoden und Lehrern.
Der ganze Ablauf beginnt in der Regel mit einer Sinneswahrnehmung, etwa einem Geräusch. Jetzt geben wir dem Geräusch eine Deutung, die eine Emotion auslöst, auf die wir dann reagieren. Wenn jemand zum Beispiel unter posttraumatischem Stress steht, kann ein mit dem ursprünglichen Trauma assoziiertes Geräusch bei erneutem Auftreten einen wahren Gefühlssturm auslösen. Alle unsere starken emotionalen Gewohnheiten können nach diesem Muster funktionieren.
Diese Fassung der vielfach erzählten (und möglicherweise apokryphen) Geschichte entnehme ich einem Buch meiner Frau Tara Bennett-Goleman: Mind Whispering: A New Map to Freedom from Self-Defeating Emotional Habits. San Francisco: HarperOne, 2013, S. 12
Vgl. Phillip Shaver in Sharon Begley: Train Your Mind, Change Your Brain, S. 202
Beim Mind and Life Meeting 22 zum Thema »Neuroplasticity: The neuronal substrates of learning and transformation«, 18.–22. Oktober 2004 in Dharamsala. Sharon Begley berichtet von diesem Meeting in: Train Your Mind, Change Your Brain.
Der Dalai Lama in: Worlds in Harmony (dt. Ausgabe: Im Einklang mit der Welt).
Sicher wird sich nicht jeder auf diese Art für seinen Geist verantwortlich fühlen wollen. Viele geben sich mit dem vertrauten Gebräu aus Ärger, Eifersucht und so weiter zufrieden oder sind einfach daran gewöhnt – wenigstens finden sie darin eine Art tröstliche Sicherheit. Die Aufforderung des Dalai Lama geht aber dahin, unseren Gefühlshaushalt immer weiter in Richtung aufbauender Gefühle zu verschieben. Das setzt den Willen dazu voraus, und es verlangt Einsatz, und so richtet sich die Einladung des Dalai Lama letztlich nur an Menschen, die sich von diesem Weg angesprochen fühlen.
Für diese Landkarte sind zwei Formen oder Ausgaben anvisiert. Die eine wird die Landschaft der Emotionen erfassen und ist derzeit in Arbeit. Das umfassendere Projekt wird dann eine Karte der gesamten geistigen Landschaft einschließlich der Emotionen sein. Sie sollte nach den Vorstellungen des Dalai Lama eine Zusammenführung der uralten indischen Psychologie mit modernen Erkenntnissen umfassen. Dieses sehr ehrgeizige Unterfangen wird gerade in Angriff genommen; siehe www.mindandlife.org/research-and-initiatives-category/mapping-the-mind/.
Folgende Zitate stammen aus dem Buch Destructive Emotions (dt. Ausgabe: Dialog mit dem Dalai Lama).
Paul Ekman: Moving Toward Global Compassion. San Francisco: Paul Ekman Group, 2014
Paul Ekman: »Why I don’t call the Dalai Lama ›Your Holiness‹«. Unveröffentlichte Gedanken, San Francisco, 2013
Dalai Lama und Paul Ekman: Emotional Awareness: Overcoming the Obstacles to Psychological Balance and Compassion. New York: Holt, 2009 (dt. Ausgabe: Gefühl und Mitgefühl: Emotionale Achtsamkeit und der Weg zum seelischen Gleichgewicht. Heidelberg: Spektrum, Akademie Verlag, 2011)
Alan Wallace leitet weiterhin zusammen mit Eve Ekman die CEB-Ausbildungskurse für Lehrer. Siehe www.cultivatingemotionalbalance.org.
Nach Ekman sind das die fünf Zustände, die auch von den meisten anderen Forschern auf dem Gebiet der Emotionen benannt werden. Das ist das Ergebnis einer Erhebung unter 248 Forschern, die in den vier Jahren vor 2014 mindestens vier unabhängig begutachtete Artikel zum Thema veröffentlicht hatten.
Dan Harris: 10 Percent Happier. New York: HarperCollins, 2014
Beyond Religion, S. 62. Der Dalai Lama steht entschieden hinter den Bemühungen von Amnesty International zur Abschaffung der Todesstrafe.
Eine dritte Trainerin freilich fand das nicht überraschend. Sie war eine Nonne in der tibetischen Tradition und hatte schon mehr als zehn Jahre in Gefängnissen gearbeitet.
Kimberley Williams: »Dalai Lama’s Challenge: A 21st Century of Peace and Compassion«, in: Emory Report, 9. Oktober 2013
Ich verdanke Victor Chan eine anrührende Wiedergabe dieser Geschichte in seinem zusammen mit dem Dalai Lama veröffentlichten Buch The Wisdom of Compassion. New York: Riverhead Books, 2012.
Richard Moore: Can I Give Him My Eyes?, North York: Magna Large Print, 2011
In der modernen Philosophie der Ethik herrscht ein ziemlich abstraktes Ringen zwischen moralischem Absolutismus und subjektivem Relativismus. Überhaupt ist das westliche Denken auf diesem Gebiet schwer überschaubar und sehr komplex. Siehe zum Beispiel Alasdair C. MacIntyre: Geschichte der Ethik im Überblick: vom Zeitalter Homers bis zum 20. Jahrhundert, Weilheim: Beltz; Athenäum, 1995. Ein Ansatz, der mit dem des Dalai Lama übereinstimmt, geht davon aus, dass unser Denken und unsere Wahrnehmung am wenigsten verzerrt sind, wenn wir »hellwach« sind. In diesem Zustand wird unser ethisches Urteil eher von Mitgefühl bestimmt. Siehe dazu Jacob Davis: »Acting Wide Awake: Attention and the ethics of emotion«, Dissertation, City University of New York, 2014.
Beyond Religion, S. 53
Echte Marxisten können zwar für Mitgefühl außerhalb religiöser Zusammenhänge stehen, aber auch ihr Mitgefühl kennt noch Bedingungen. Ein wahrhaft globales Mitgefühl würde niemanden ausschließen, auch nicht Kapitalisten und Angehörige anderer Klassen.
In europäischen Sprachen bedeutet »säkular« im Zusammenhang mit Religion so viel wie »weltlich« oder »nichtreligiös«, aber der Dalai Lama bezieht das Wort ausdrücklich auf alle Menschen, Gläubige wie Glaubenslose.
Das hörte er von dem inzwischen verstorbenen Neurowissenschaftler Bob Livingston, einem der Ersten, die ihn in die Neurowissenschaft einführten. Siehe Tiffany Field: Touch. Cambridge, MA.: MIT Press, 2001 (dt. Ausgabe: Streicheleinheiten: Gesundheit und Wohlergehen durch die Kraft der Berührung. München: Knaur, 2003). Leider geht es vielen Neugeborenen und Säuglingen heute noch so, sei es aus medizinischen Gründen oder weil es sich um Waisen handelt, die in vielen Ländern nicht adäquat untergebracht werden können und zu wenig Zuwendung erfahren.
Harry Harlow erforschte diese Zusammenhänge bei Schimpansen. Anna Freud war vielleicht die Erste, die sich systematisch mit den nachteiligen Folgen einer Trennung für menschliche Säuglinge befasste. Später setzten der britische Psychiater John Bowlby, die Entwicklungspsychologin Mary Ainsworth und andere diese Arbeit fort. Siehe zum Beispiel Jude Cassidy und Philip Shaver (Hg.): Handbook of Attachment: Theory, Research, and Clinical Applications. New York: Guilford Press, 2010.
J. Kiley Hamlin u.a.: »Three-month-olds show a negativity bias in their social evaluations«, in: Developmental Science 13 (6), 2010, S. 923–929; Kiley Hamlin und Karen Wynn: »Young infants prefer prosocial to antisocial others«, in: Cognitive Development 26 (1), 2011, S. 30–39; J. Kiley Hamlin u.a.: »Social evaluation by preverbal infants«, in Nature 450 (22), 2007
Carolyn Zahn-Waxler u.a.: »Development of concern for others«, in: Developmental Psychology 28 (1), 1992, S. 126–136
Siehe dazu Felix Warneken und Michael Tomasello: »Altruistic helping in human infants and chimpanzees«, in: Science 311 (5765), 2006, S. 1301–1303; Jennifer L. Goertz u.a.: »Compassion: An evolutionary analysis and empirical review«, in: Psychological Bulletin 136 (3), 2002, S. 351–374
Jerome Kagan in Anne Harrington und Arthur Zajonc (Hg.): The Dalai Lama at MIT. Cambridge, MA: Harvard University Press, 2006. Und z.B. Eliot Sober und David Sloan Wilson: Unto Others: The Evolution and Psychology of Unselfish Behavior. Cambridge, MA: Harvard University Press, 1998.
Beyond Religion, S. 47. Darum ging es auch bei dem von mir moderierten Mind and Life Meeting 1990. Siehe Daniel Goleman (Hg.): Healing Emotions, Boston: Shambhala, 1997 (dt. Ausgabe: Die heilende Kraft der Gefühle: Gespräche mit dem Dalai Lama über Achtsamkeit, Emotion und Gesundheit. München: dtv, 2001).
Linda Gallo und Karen Matthews: »Understanding the connection between socioeconomic status and physical health: Do negative emotions play a role?«, in: Psychological Bulletin 129 (1), 2003, S. 10–51
Barbara Frederickson: »Cultivating positive emotions to optimize health and wellbeing«, in: Prevention and Treatment 3 (1), 2000. Auch in der aktuellen Forschung sind diese Grundhypothesen weiterhin gültig. Siehe z.B. Ayse Uskul und A.D. Horn: »Emotions and health«, in: J. Wright (Hg.): International Encyclopaedia of Social and Behavioral Science. London: Elsevier, 2015.
Dass Einsamkeit uns nicht guttut, hat der Dalai Lama von etlichen Wissenschaftlern gehört. Eine neuere Zusammenfassung, die auch die Verbindung zum Mitgefühl zieht, bieten Emma Seppala u.a.: »Social connection and compassion: Important predictors of health and well-being«, in: Social Research 80 (2), 2013, S. 411–430.
Beyond Religion, S. 45
Antoine Lutz u.a.: »Regulation of the neural circuitry of emotion by compassion meditation: Effects of Meditative Expertise.« PLoS ONE 3 (3): e1897. doi:10.1371/journal.pone.0001897.
Beyond Religion, S. 45
Im Rahmen einer Rede bei einer Konferenz 1989, siehe Worlds in Harmony (dt. Ausgabe: Im Einklang mit der Welt). Das Wort ist tatsächlich in den englischen Sprachgebrauch eingegangen, und es gibt psychologische Untersuchungen dazu. Siehe z.B. Kristin Neff: »Self-Compassion: An Alternative Conceptualization of a Healthy Attitude Toward Oneself«, in: Self and Identity 2, 2003, S. 85–101. http://self-compassion.org/UTserver/pubs/SCtheoryarticle.pdf
Pico Iyer: The Open Road: The Global Journey of the Dalai Lama. New York: Vintage Books, 2008, S. 91 (dt. Ausgabe: Der Dalai Lama: Politiker, religiöser Führer und Mystiker. München: Goldmann, 2008)
Dalai Lama: Ethics for the New Millennium. New York: Riverhead Press, 2001, S. 28–29 (dt. Ausgabe: Das Buch der Menschlichkeit: eine neue Ethik für unsere Zeit. Bergisch-Gladbach: Lübbe, 2006)
Siehe z.B. den Kommentar des Dalai Lama zu Shantidevas Text, der vom Verlag Shambhala 1994 unter dem Titel A Flash of Lightning in the Dark of Night veröffentlicht wurde. Die Haltung des Dalai Lama ist stark von Shantideva beeinflusst, wenngleich er zeitgemäße Formulierungen wählt, die das Werk leichter zugänglich machen.
Dalai Lama: The Good Heart: A Buddhist perspective on the teachings of Jesus. Somerville, MA: Wisdom Publications, 1996 (dt. Ausgabe: Das Herz aller Religionen ist eins: die Lehre Jesu aus buddhistischer Sicht. München: Goldmann, 1999)
Siehe The Good Heart, S. 48–49
In seinem Buch Moving Toward Global Compassion geht Paul Ekman der Frage nach, was die Wissenschaft über Mitgefühl in Erfahrung bringen müsste, und formuliert dazu rund zweihundert Einzelfragen, die noch unbeantwortet sind. Viele dieser Fragen zielen bereits auf die Entwicklung evidenzbasierter Methoden für die Ausbildung eines globalen Mitgefühls – eine besonders hohe Anforderung, wie er anmerkt.
Der Dalai Lama äußerte diese Idee beim Mind and Life Meeting über Ethik, Ökologie und Interdependenz.
Der Dalai Lama sagt aber auch, dass der Glaube bei Menschen, die sich einer Religion zugehörig fühlen, verstärkend wirken und in der Frage des Mitgefühls die intellektuellen und wissenschaftlichen Gesichtspunkte ergänzen kann.
Helen Y. Wenig u.a.: »Compassion training alters altruism and neural response to suffering«, in: Psychological Science 24 (7), 2013, S. 1171–1180
Solche Formulierungen werden in den spirituellen Traditionen vielfach zur Verstärkung des Mitgefühls oder der »Herzensgüte« verwendet. Siehe z.B. Thupten Jinpa: A Fearless Heart: How the Courage to Be Compassionate Can Transform Our Lives and Our Selves. New York: Hudson Street Press, 2015
Nachzulesen in Daniel Goleman: Dialog mit dem Dalai Lama: wie wir destruktive Emotionen überwinden können
Lisa Flook u.a.: »Promoting prosocial behavior and self-regulatory skills in preschool children through a mindfulness-based kindness curriculum«, in: Developmental Psychology, Online-Publikation, 10.11.2014, http://dx.doi.org/10.1037/a0038256. Siehe auch: www.investigatinghealthyminds.org/pdfs/Kindness%20Curriculum%20Study.pdf
Dalai Lama: The Universe in a Single Atom: The Convergence of Science and Spirituality. New York: Harmony, 2006 (dt. Ausgabe: Die Welt in einem einzigen Atom: meine Reise durch Buddhismus und Wissenschaft. Freiburg i.Br. u.a.: Herder, 2011). Als ein weiteres Gebiet der Zusammenarbeit denkt er an Forschungen zu kontemplativen Praktiken und ihren Auswirkungen auf Verhalten und Nervensystem.
1987 verfasste Livingston eine auf die Bedürfnisse des Dalai Lama zugeschnittene Einführung in die Gehirnwissenschaft und Biologie. Dieser sagte 1989, es sei wissenschaftlich untermauert, »dass wir Liebe brauchen, damit sich unser Gehirn richtig entwickeln kann. Wir haben demnach eine natürliche Verbindung zu Liebe, Zuneigung und Mitgefühl.« (Worlds in Harmony, S. 19)
Ich hielt mich fünfzehn Monate in Indien auf und studierte vor allem einen Text von Buddhaghosa, dessen englische Fassung 1976 vom Verlag Shambhala in Berkeley unter dem Titel Visuddhimagga: The Path to Purification (übersetzt von Bikkhu Nyanamoli) veröffentlicht wurde. Eine frühere Ausgabe war beim Verlag Motilal Banarsidass in Varanasi erschienen. Die deutsche Fassung von Nyanatiloka (1940), überarbeitet von Naynaponika (1975), ist online einzusehen unter www.palikanon.com/visuddhi/vis_idx.html.
Ich war mit einem sozialwissenschaftlichen Stipendium ausgestattet und verbrachte die Hälfte meiner Zeit in Sri Lanka mit Studien beim ehrwürdigen Nyanaponika Mahathera; die restliche Zeit war ich in Dharamsala und forschte dort in der Library of Tibetan Works and Archives. Einen Überblick über Teile dieser alten Wissenschaft des Geistes gebe ich in meinem Buch The Meditative Mind. New York: Tarcher/Penguin, 1988 (dt. Ausgabe: Wege zur Meditation. München: Heyne, 1997).
Es handelt sich also um eine Art »Gegensatz-Gesetz«: Positive Geisteszustände können negative aufheben. Ein positiver Geisteszustand kann demnach als Gegenmittel eingesetzt werden, wenn gerade ein negativer herrscht. Reizbarkeit beispielsweise schlägt leicht in Ärger um, und das Gegenmittel für beide ist Gleichmut. Wenn es uns gelingt, dieses Gegenmittel bei Reizbarkeit einzusetzen, können wir die geistigen Funken ersticken, die sonst einen Zornausbruch entfachen könnten. Diese Beispiele stammen aus meinem Buch Wege zur Meditation; ich führe sie hier zur Illustration an, um eine ungefähre Vorstellung zu vermitteln. Eine gründliche Aufarbeitung der im Abhidharma (die Pali-Form dieses Sanskrit-Begriffs lautet Abhidhamma) genannten zuträglichen und unzuträglichen Faktoren leistet beispielsweise Bhikkhu Bodhi in seinem Buch A Comprehensive Manual of Abhidhamma. Kandy, Sri Lanka: Buddhist Publication Society, 2006; siehe auch Asanga: Abhidharmasamuccaya (ins Englische übertragen von Sara Boin-Webb), Fremont, CA: Asian Humanities Press, 2001.
Lobsang Tenzin Negi leitet die Initiative, siehe www.tibet.emory.edu.
Francisco Varela leitete ein wissenschaftliches Projekt am wichtigsten Forschungszentrum Frankreichs, und Adam Engle war der erste Geschäftsführer der Organisation. Ich bin Vorstandsmitglied und habe drei der Mind and Life Meetings mit dem Dalai Lama moderiert. Vorsitzender ist derzeit Thupten Jinpa, Arthur Zajonc bekleidet das Amt des Geschäftsführers. Siehe www.mindandlife.org.
Varela hat über hundert wissenschaftliche Artikel und etliche Fachbücher veröffentlicht. Zwei seiner bekanntesten und einflussreichsten Bücher: Humberto Maturana und Francisco Varela: The Tree of Knowledge: The Biological Roots of Human Understanding. Boston: Shambhala, 1992 (dt. Ausgabe: Der Baum der Erkenntnis: die biologischen Wurzeln menschlichen Erkennens. Frankfurt/M.: Fischer Taschenbuch, 2009); Francisco Varela, Evan Thompson und Eleanor Rosch: The Embodied Mind: Cognitive Science and Human Experience. Cambridge, MA: MIT Press, 1991 (dt. Ausgabe: Der mittlere Weg der Erkenntnis: der Brückenschlag zwischen wissenschaftlicher Theorie und menschlicher Erfahrung. München: Goldmann, 1995)
Am zweiten Mind and Life Meeting über Neuroplastizität (in dessen Verlauf der Dalai Lama von der Zuerkennung des Friedensnobelpreises unterrichtet wurde) nahm Varela nicht teil, aber er organisierte das vierte zum Thema »Schlafen, träumen, sterben« und war bei mehreren weiteren Referent.
Aus einem unveröffentlichten Gespräch mit Anne Harrington am 12. März 1998 in Paris.
Siehe Varela u.a.: The Embodied Mind.
Sharon Begley berichtet darüber in ihrem Buch Train Your Mind, Change Your Brain. New York: Ballantine Books, 2007.
Dies konnte Meaneys Forschergruppe 2009 selbst bestätigen, als festgestellt wurde, dass bei Selbstmördern, die in der Kindheit misshandelt worden waren, Veränderungen der DNA zu erkennen waren. Siehe Patrick McGowan u.a.: »Epigenetic regulation of the glucocorticoid receptor in human brain associates with childhood abuse«, in: Nature Neuroscience 12, 2009, S. 3342–3348.
Er fügte hinzu, dass er womöglich zum Dienst in der Volksbefreiungsarmee eingezogen worden wäre. Im Übrigen gehe sein Interesse an Philosophie, Bewusstsein, Geist und so weiter auf die klösterliche Erziehung zurück.
Daniel Goleman: »The Dalai Lama Has Ideas for Neuroscience«, in: The New York Times, 8.10.1989
Jon Kabat-Zinn und Richard J. Davidson (Hg.): The Mind’s Own Physician: A Scientific Dialogue with the Dalai Lama on the Healing Power of Meditation. Oakland, CA: New Harbinger Books, 2011 (dt. Ausgabe: Die heilende Kraft der Meditation: wie sich unser Geist selbst heilen kann; ein wissenschaftlicher Dialog mit dem Dalai Lama. Freiburg i.Br.: Arbor, 2012). Jon Kabat-Zinn: Full Catastrophe Living: Using the Wisdom of Your Body and Mind to Face Stress, Pain, and Illness. New York: Random House, überarbeitete Fassung 2013 (dt. Ausgabe: Gesund durch Meditation: das große Buch der Selbstheilung mit MBSR. München: Knaur, vollständig überarbeitete Neuausgabe 2013)
Siehe Thupten Jinpa: A Fearless Heart. Näheres zur Library of Tibetan Classics unter www.tibetanclassics.org/en/our-projects/library-of-tibetan-classics-lotc. Thupten Jinpa ist Inhaber eines höheren klösterlichen Titels in Logik und außerdem Doktor der Religionsphilosophie. Die angeführte Atemübung beispielsweise greift eine alte tibetische Übung auf, die zur »vorbereitenden Praxis« zählt – sie soll vor dem Beginn der eigentlichen Meditation Ruhe und Sammlung herstellen.
Das Zentrum wurde 2009 von James Doty gegründet, der es auch leitet. Siehe http://ccare.stanford.edu/ccare/.
G. Ruchelli u.a.: »Compassion meditation training for people living with chronic pain and their significant others: a pilot study and mixed-methods analysis« (Abstract), in: The Journal of Pain 15, 4 supplement, 2014; H. Jazaieri u.a.: »A randomized controlled trial of compassion cultivation training: Effects on mindfulness, affect, and emotion regulation«, in: Motivation and Emotion, 2013. Online unter doi: 10.1007/s11031-013-9368-z. Es wurde bei dieser Studie nicht gemessen, ob die Mitgefühl-Übung tatsächlich das altruistische Handeln verstärkte.
Barbara Frederickson u.a.: »Open hearts build lives: Positive emotions, induced through loving-kindness meditation, build consequential personal resources«, in: Journal of Personality and Social Psychology 95, 2008, S. 1045–1062
Thaddeus W. W. Pace u.a.: »Effect of compassion meditation on neuroendocrine, innate immune and behavioral responses to psychosocial stress«, in: Psychoneuroendocrinology 34 (1), 2009, S. 87–98. Dieser Pilotstudie, die Korrelationen aufzeigen sollte, folgt jetzt eine Langzeitstudie, mit der man die langfristigen Wirkungen der Mitgefühl-Übung ermitteln will.
Thaddeus W. W. Pace: »Engagement with Cognitively-Based Compassion Training is associated with reduced salivary C-reactive protein from before to after training in foster care program adolescents«, in: Psychoneuroendocrinology, 38 (2), 2012, S. 294–299
Olga Klimecki u.a.: »Differential pattern of functional brain plasticity after compassion and empathy training«, in: Social Cognitive and Affective Neuroscience Advance. doi:10.1093/scan/nst060. Mit diesen Ergebnissen haben Singer und ihre Gruppe ein ehrgeiziges Forschungsprojekt gestartet, bei dem hundert Teilnehmer drei Trainingsprogramme für jeweils drei Monate durchlaufen: Im ersten Abschnitt war »Präsenz« das Thema, dazu gab es eine Atemmeditation und eine Übung zum Körpergewahrsein (Körper-Scan); dann wurde für weitere drei Monate das Einfühlungsvermögen (die Sicht eines anderen verstehen) mittels einer »dyadischen Meditation« geübt; und im letzten Abschnitt ging es um Mitgefühl und Zuwendung. Siehe www.resource-project.org/en/home.html. Tania Singer hat zu dieser Thematik ein deutschsprachiges Multimedia-E-Book veröffentlicht, das unter www.compassion-training.org kostenlos eingesehen werden kann.
Olga Klimecki, a.a.O.
Eve Ekmans Arbeit als medizinische Sozialarbeiterin etwa für Belegschaften von Notaufnahmen brachte sie auf die Idee, sich für ein Postdoktorandenstipendium an der University of California Medical School in San Francisco zu bewerben. Hier möchte sie CEB auf ein neues Format bringen, das in medizinischen Zusammenhängen leichter einsetzbar ist.
Es zeigt sich jedoch, dass kurzzeitiges Mitgefühl-Training zwar mehr Verständnis für die Leiden anderer bewirkt, aber nur begrenzt. War die bedürftige oder leidende Person dazu auch noch grob, blieb die Hilfsbereitschaft auch nach dem Mitgefühl-Training gering. Siehe dazu Paul Condon: »Cultivating compassion: the result of compassion- and mindfulness-based meditation on prosocial mental states and behavior«, Dissertation, Northeast University, 2014. Die ersten Hinweise auf positive Wirkungen des Mitgefühl-Trainings sind ermutigend, doch die Wissenschaft fängt, wie Paul Ekman uns in Erinnerung ruft, gerade erst an zu erkennen, wie Mitgefühl am besten aufgebaut werden kann – und globales Mitgefühl scheint die höchste Herausforderung zu sein.
Olga Klimecki u.a.: »Functional neural plasticity and associated changes in affect after compassion training«, in Cerebral Cortex, online veröffentlicht am 5.6.2013. doi:10.1093/cercor/bhs142