Dirk Revenstorf

Liebe und Sex in Zeiten der Untreue

Wege aus der Verunsicherung

Knaur e-books

Inhaltsübersicht

Über Dirk Revenstorf

Dirk Revenstorf, Jahrgang 1939, ist Professor für klinische Psychologie an der Universität Tübingen. Er arbeitete u.a. in München am Max-Planck-Institut} für Psychiatrie und lehrte an Universitäten in Kalifornien, Israel und Mexiko. Derzeit leitet er die Akademie der Milton-Erickson-Gesellschaft für klinische Hypnose in Tübingen und gibt Seminare über Paartherapie, Hypnose, Traum und Körper- und Verhaltenstherapie. Sein wissenschaftliches Engagement hat zur Reputation der Hypnotherapie im deutschsprachigen Raum entscheidend beigetragen. Revenstorf ist Gründungsmitglied der Deutsch-Chinesischen Akademie für Psychotherapie und war in diesem Rahmen als Lehrtherapeut tätig. Er wurde vielfach ausgezeichnet und hat eine Vielzahl von Büchern und Aufsätzen veröffentlicht, u. a. Wenn das Glück zum Unglück wird: Psychologie der Paarbeziehung (Beck 1999) und Die geheimen Mechanismen der Liebe. Sieben Regeln für eine glückliche Beziehung (Klett-Cotta 2008).

Impressum

eBook-Ausgabe 2015

Pattloch eBook

Ein Unternehmen der Droemerschen Verlagsanstalt

Th. Knaur Nachf. GmbH & Co. KG, München

© 2015 Pattloch Verlag GmbH & Co. KG, München

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit

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Covergestaltung: ZERO Werbeagentur, München

ISBN 978-3-629-32081-0

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Endnoten

Dazu George Battaille Das obszöne Werk aus philosophischer Sicht; oder Beck, U. & Beck-Gernsheim, E. Das ganz normale Chaos der Liebe. Aus soziologischer Sicht.

Wikipedia: Von »der Postmoderne« als einer geistig-kulturellen Bewegung zu sprechen wird trotz vieler Vorläufer erst durch Jean-François Lyotad (Das postmoderne Wissen) populär. Das Entscheidende ist der Pluralismus, der sich von den ideellen Dogmen der Moderne abgrenzt. Es gibt keine übergeordnete Sprache, keine allgemein verbindliche Wahrheit, die widerspruchsfrei das Ganze eines formalen Systems legitimiert. Wissenschaftliche Rationalität, sittliches Handeln und politische Gerechtigkeitsvorstellungen spielen je ihr eigenes Spiel und können nicht zur Deckung gebracht werden.

Zit. nach Langelier (2012)

Hierzu Bastian (2000), Hillman (2005)

Vgl. die erzählerische Darstellung des Themas bei Langelier (2012), Die enthemmte Moderne meistern und den Rest seines Lebens retten

Zitiert nach Langelier (2012), S. 169

Nachzulesen in: Iris Radisch (2013)

Millet & Wurster (2003)

YouTube: Madonna Like a virgin und Miley Cyrus Twerking to Robin Thicke in MVA; siehe auch Commentary in: Time, September 9, S. 40

Beispiel aus dem Berliner Stadtmagazin Tipps vom 1.3.2012

Ein interessanter Gegenentwurf ist die Gemeinwohl-Ökonomie von Christian Felber (2006, 2010), die eine Form von Kapitalismus darstellt, der das Gemeinwohl und nicht den Gewinn des Einzelnen als Ziel hat und international bereits in über 1000 Betrieben umgesetzt wird.

Interview in DIE ZEIT, 35, vom 21.8.2014, S. 35

Dazu: Nicki Minajs Videoclip Super Bass oder Anaaconda (http://www.youtube.com/watch?v=LDZX4ooRsWs)

Jönsen & Marösch (2010); siehe hierzu den Erfahrungsbericht zweier zusammenlebender Paare in BBC online vom 19.8.2013 (www.bbc.com/news/magazine-23726120)

Time Magazine, March 18, 2013

Rosin 2012, S. 145, 166

Durch den Testosteronschub ab der sechsten Fetalwoche schrumpfen später die zerebralen Zentren, die für Sprache, Beziehungsgestaltung und Empathie wichtig sind; siehe: Brizendine (2008).

Der Spiegel, 49, 2.12.2013, S. 107ff.: Die Zukunft ist weiblich; Afrikas Frauen begehren auf.

Siehe: Rosin (2013)

Time Magazin, March 18, 2013, S. 23

Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) beaufsichtigt und kontrolliert als Finanzmarktaufsichtsbehörde alle Bereiche des Finanzwesens in Deutschland.

Der Spiegel, 6, 2013, S. 76

Alle Angaben nach Rosin (2012)

Mansfield (2008). Siehe auch das Interview mit Mansfield in: Enlightenment 2008, Heft 29, S. 40.

Siehe: Eisler (1995)

Siehe: Gimbutas (1996)

Murdock (1990), S. 176

Siehe: Freudenfeld (2000). Liebesstile, Liebeskomponenten und Bedingungen für Glück und Trennung bei deutschen und mexikanischen Paaren. Und: Bennholdt-Thomson (1997). Juchitán, Stadt der Frauen

Männer nur für die Nacht! Bei den Mosuo im Südwesten Chinas haben die Frauen das Sagen. Die Ehe ist verpönt, der soziale Friede groß (Susanne Knödel, Zeit online, 24.9.1998, 14:00 Uhr); siehe auch das Buch von Rosina-Fawzia Al-Rawi: Der Ruf der Großmutter.

Sexuelle Anmache bleibt übergriffig, wenn sie im beruflichen Alltag (meist von Männern) auf abhängige MitarbeiterInnen ausgeübt wird.

Rosalind Wiseman interviewte 1300 Jugendliche im Alter von 10 bis 24 Jahren.

Miriam Gebhard (2012) beschreibt, wie die deutsche Frauenbewegung auf halber Strecke versandet ist, nachdem die Galionsfigur Alice Schwarzer keine andere Frau neben sich hat groß werden lassen, die ihre Arbeit und damit die Bewegung fortführen könnte.

Freiheit der Wahl in Pornutopia (O’Connor M. R. 2007). »Die Generation der Wilden Mädchen« (Enlightenment, 25, S. 87–95)

Siehe dazu: Marie Schmidt Der Traum ist aus. http://www.zeit.de/2012/42/Fernsehserie-Girls-New-York-Prekariat

Der Begriff stammt von Linda Williams (1999).

So wird die neue Frau beschrieben, die sich keine sexuellen Beschränkungen mehr auferlegt. In: Enlightenment 2008, Heft 28, S. 75

Dulda & Pusch (1994)

So beschrieben bei Müller-Münch (2013). Sprengsatz unterm Küchentisch. Wenn die Frau das Geld verdient

In: Enlightenment 2008, Heft 29

Siehe: Illouz (2013)

Siehe: Arsan (1971)

Frauen haben ihre Waffen verloren (Frankfurter Allgemeine, Feuilleton vom 2.3.2013 (www.faz.net/aktuell/feuilleton/der-philosoph- robert-pfaller)

Bastian (2000)

Radisch (2013), S. 244

Bruckner (2001)

Brebner (1998)

Klein (2002), Seligman (2002)

Bei C.G. Jung: Selbstaktualisierung bzw. Individuation

Als Beispiel: Foster (2010)

Vortrag auf YouTube: Dailymotion. Jill Bolte Taylor: 1 Jahr danach

Gaya-Theoretiker, die die Erde mit allen auf ihr lebenden Wesen als einen geobiologischen Gesamtorganismus verstehen, halten das Vorkommen von psychotropen Pflanzen mit ihrer spirituellen Wirkung sogar für eine Reaktion des Planeten, um seine Bewohner mit diesen Stoffen zu versorgen (McKenna 1992).

Mehr dazu in: Bucher (2007)

Der Gestalttherapeut Erv Polster sieht in seinem Essay »Jedes Menschen Leben ist einen Roman wert« den Sinn der Psychotherapie darin, dem Klienten zu helfen, seine Lebensgeschichte zu einem sinnvollen Narrativ zu gestalten.

Als weitere Persönlichkeiten, die bis ins hohe Alter aktiv sind oder waren, werden in dem Artikel genannt: Galileo (mit 76 gest.), Benjamin Franklin (mit 81 gest.), Picasso (mit 80 gest.), Paul Bocuse (87), Malerin Faith Ringgold (82), Bildhauer Di Suvero (80), Maler Alex Katz (86), Konzeptkünstler John Baldessari (82), Künstlerin Betty Saar (87), Fotograf Robert Frank (88), Installationskünstler Robert Irwin (84) und Finanzgenie Warren Buffet (83). Time Magazine, September 23, 2013, S. 38 ff.

Marriage and midlife: The impact of social change. (Journal of Clinical Psychiatry 40 (7), 292–298. Nadelson, C., Polonsky, D. & Mathews, M. A. 1979).

Hondrich

Der Spiegel, 41, 2005, S. 196 ff.

Worauf der Sozialpsychologe Peter Robert Hofstätter (1964) hingewiesen hat.

Siehe die erwähnten Videos auf YouTube von Minaj, Gaga, Rihanna und anderen.

Siehe entsprechende Internetforen »Frauen sehen Pornos«.

Eibl-Eiblsfeld (1998)

Mautz, B. S. et al. (2013) »Penis size interacts with body shape and height to influence male attractiveness«; Proceedings of the National Academy of Sciences (PNAS), DOI: 10.1073/pnas. 1219361110

Die psychoanalytische Erklärung des Fetischismus ist weit komplexer. Indem das sexuelle Interesse auf physische Accessoires gerichtet ist, braucht der traumatisierte Mensch nicht ins Gesicht des Sexualpartners schauen, dessen Anblick ihn an ein hypothetisches sexuelles Trauma erinnert und beschämt.

Vagina, a new history (New York: Harper Collins, Wolf, N. (2012))

Wolf (2012)

Allman, W. (1999) Der Mammutjäger in der Metro (zit. nach Precht, 2008, S. 34)

Buss (1994)

Precht (2008, S. 80)

Über das gute Leben – ein Plädoyer für die Maßlosigkeit (von Robert Pfaller, in: Hamburger Abendblatt-Feuilleton 7.3.2001)

Zur Unterschiedlichkeit von Mann und Frau in populärer Form z.B. bei Grey (2009)

Lütz (2012). Siehe auch den Essay des Nervenarztes und Psychiaters Felix Tretter zum Thema Neurobiologie als alles erklärendes Paradigma: »Brücke zum Bewusstsein. Warum es sich lohnt, das Gehirn einzuschalten, bevor man selbiges erforschen will.« (Spiegel, 9, 2014, S. 122–123)

Eine zeitgenössische Anleitung zu tantrischer Erotik findet sich bei Anand (1995).

So beschreibt Chang (1991) die taoistische Sexualpraxis.

Derartige Anleitungen finden sich bei Arentewitcz & Schmidt (1980), Kaplan-Singer (1979), Masters & Johnson (1970), Zilbergeld 1999) u.a.

Eine kurz gefasste moderne Fassung findet sich bei Fowkes (1997), eine noch kürzere praktische Anleitung bei Meier (2006) in 30 Bildkarten auf Karton.

Moolumbimbi (2003)

Töten ist menschlich (Kröber in: DIE ZEIT, 42, vom 11.10.2012)

Bataille (1972)

Eine kurze Beschreibung für den Nutzen der Achtsamkeit in Beziehungen findet sich im Interview mit Halko Weiss (2012).

Asendorpf & Penke (2008) Die dunkle Seite der Liebe (zit. nach J. Andresh, Spiegel online, 22.8.2010)

Asendorpf & Penke (2008) Die dunkle Seite der Liebe. (zit. nach J. Andresh, Spiegel online, 22.8.2010)

Atkins, Baucom & Jacobson (2001)

Plack, Kröger, Hahlweg & Klann (2008)

Buunk 1980, Træen & Stigum 1998, Greely, 1994; Wiedermann, 1997

Plack, Kröger, Hahlweg & Klann (2008)

Theratalk (2010) zit. nach Plack & Kröger (2008)

Whisman & Snyder (2007)

Plack, Kröger, Hahlweg & Klann (2008)

Schmidt, Matthiesen, Dekker & Starke (2006)

Von Anthropologen werden rund 800 Gesellschaften auf der Erde gezählt, wovon die meisten sog. Naturvölker sind.

Clement (2003) vertritt die Auffassung, dass mit dem Versuch, eine Sexsucht klinisch zu definieren, aus einem Alltagsphänomen ein Problem gemacht wird, das darin besteht, dass Menschen alles Mögliche tun, um ihre Stimmung zu heben, sei es Sport, Sex oder dass sie einen Cocktail zu sich nehmen.

In ihrer Polemik schreibt die Autorin im Vorwort, dass manchmal Übertreibungen und Ironie erforderlich sind, um eine Delle in festgefügten Vorstellungen anzubringen, auch wenn der Text dadurch Verzerrungen aufweist und nicht die ganze Wahrheit darstellt.

In dem Roman Salz auf unserer Haut erzählt Benoîte Groult die intellektuell und sozial völlig ungleiche Beziehung zwischen der Pariser Intellektuellen George und dem bretonischen Fischer Gauvain. Die Beziehung gründet sich nicht auf intellektuellen Austausch, sondern basiert auf sexueller Anziehung.

Clement (2009)

In der Philosophie wird dazu das Dilemma des Tyrannenmordes diskutiert: die Pflichtmoral (deontologische Moral) würde den Mord an Hitler verurteilen, auch wenn dadurch 6 Millionen Juden gerettet werden könnten; die utilitaristische Moral fordert ihn und verurteilt die Unterlassung (diesen Hinweis verdanke ich Alina Haipt).

Wie Otto Kernberg (2006) sich ausdrückt.

Der Spiegel,10, 2014, S. 109

Es gibt jetzt auch in der Modebranche einen Trend zur Abkehr von der langweiligen Schönheit; im Netz unter misfitmodels.de; siehe dazu auch: Spiegel online (spiegel.de/karriere/berufsleben/model-casting-fuer-haessliche-misfit-models-a-963779.html)

Die Internationale Klassifikation von Krankheiten der Weltgesundheitsbehörde (International Classification of Deseases, ICD) nd das von der APA, der American Psychological Association herausgegebene DSM (Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders) beschreiben die Narzisstische Persönlichkeitsstörung beinahe gleichlautend: 1) Größengefühl bezüglich der eigenen Bedeutung, 2) Arrogantes Verhalten, 3) Phantasien von unbegrenztem Erfolg, Macht, Schönheit, Scharfsinn, idealer Liebe, 4) Überzeugung, besonders und einmalig zu sein, 5) Verlangen nach ständiger Aufmerksamkeit und Bewunderung, 6) unangemessene Anspruchshaltung, 7) Ausnutzung zwischenmenschlicher Beziehungen, 8) Mangel an Empathie, Ablehnung, Bedürfnisse und Gefühle anderer zu erkennen, 9) Reaktion auf Kritik: Wut, Scham Demütigung.

Fiedler (2013)

Wie es Kohut (1977) definiert: als Weg zur Heilung des Selbst.

Eine Definition, die mehr Kernberg (1978) folgt.

Altmeyer (2006)

Wirth (2006)

Die Unterscheidung geht auf Wilhelm Reich (1933) zurück, der es einen phallisch-progressiven und komplementär-regressiven Typ von Narzissmus nannte.

Willi (1975)

Wobei manchen Autoren aufgefallen ist, dass es sich um einen bizarren Widerspruch zu handeln scheint, indem das Kind offenbar zwischen Selbstüberschätzung und Bewunderung als grandios empfundener Eltern oszilliert, was ja den Narzissten in die Nähe der Borderline-Persönlichkeit rückt. Überhöhter Selbstbezug und Empathiemangel könnten als Bewältigungsversuch dieser Spaltung angesehen werden (Fiedler 2006).

Wink (1991)

Wie von Ainsworth, die im Anschluss an Dennis Bowlby bei Kindern drei Bindungsstile gefunden hat: einen ängstlich vermeidenden, einen ängstlich ambivalenten und einen sicheren Bindungsstil – je nachdem, ob die Eltern kühl oder sogar gewalttätig waren, ob sie in ihrer Zuwendung schwankend oder ob sie liebevoll begrenzend waren (Ainsworth, Blehar, Waters & Wall 1978).

Je nach Entwicklungsstufe äußert sich die narzisstische Störung in der oralen Form als Bedürfnis nach fraglosem Akzeptiertwerden und vollkommener Sättigung sowie in idealisierten Objekten mit der Qualität unbegrenzten Gebens. Oder in der analen Form als Vorstellung grandioser Perfektion und Kontrolle und als phallische Form in grandioser Vorstellung seiner Eroberungs- und Verführungsmacht (Resch & Möhler 2006).

Buss (1994), Brizendine (2008), Fisher (1992)

Corneau (1999) beschreibt aus psychoanalytischer Sicht, wie Söhne und Töchter die Ablösung von der Mutter auf unterschiedliche Weise bewältigen.

Tatsächlich gibt es ein Bauchhirn, ein umfangreiches Nervengeflecht in den Darmwänden, das Gefühlsregungen und vegetative Körperreaktionen steuert (Gershon 1999, Goleman 1995).

Rosin (2012)

Time: December 2, 2013, und Time, September 16, 2013, S. 36 ff.

Rosin (2012)

Clement (2003)

Weiss (2007)

Bölter (2000)

Diese Metapher stammt von Dr. Rolf Durian (persönliche Mitteilung).

Weitere Beschreibungen von Beziehungsverträgen finden sich in Revenstorf (2008).

In Benedetti (2003)

Fonagy (2006), Bolm (2010), S. 59

Auch Psychoanalytiker wie Otto Kernberg halten die stützende und kognitive Vorgehensweise besonders bei narzisstischen Persönlichkeiten für angezeigt (Kernberg 2006).

Weiss (2007)

Anleitungen zur Achtsamkeit finden sich bei Weiss, Harrer & Dietz (2013).

Clement (2003)

Kinsey et al. (1954), Hite (1976)

Sexsucht hat sich als klinische Kategorie nicht durchsetzen können; Einzelheiten siehe Ulrich Clement, der die neueren Entwicklungen der Sexualpsychologie beschreibt (Familiendynamik, 2014 im Druck).

Siehe auch Metz M. & McCarthy, B. (2012). »Eros and Aging«. Psychotherapy Networker (Eros%20and%20Aging.webarchive)

Perel (2006)

Die Übung stammt von Maci Daye: »Body-centered psychotherapist and sex educator«, Atlanta, USA.

Metz, M. & McCarthy, B. (2012)

Kegan (1986), Kohlberg (1976), Piaget & Inhelder (1972)

Der Philosoph Thomas Metzinger (2009) beschreibt in seinem Buch Der Egotunnel zahlreiche Experimente, die das Ich-Bewusstsein verändern. Auch Erfahrungen wie spontane »out of body experiences« verändern Meinigkeit, Autorenschaft, Jetzigkeit und Ich-Perspektive. Stattdessen schaut der Betroffene nach Berichten von Nahtoderfahrungen seinen Körper und dessen Umfeld aus der Vogelperspektive an. Diese Erfahrungen zeigen, dass das Ich-Bewusstsein in der vertrauten Form eine kognitive Leistung ist, die gestört werden kann.

Magie setzt eine gewisse Form von Kultur voraus, die man an Bestattungsritualen festmacht, auf die Grabanlagen und -beigaben schließen lassen. Später finden sich dann Höhlenmalereien und Skulpturen, die rituell magische Bedeutung gehabt zu haben scheinen.

Die romantische Selbstaufopferung findet sich auch in modernen Romanen wie Wem die Stunde schlägt oder Filmen wie Untergang der Titanic.

Übungen dazu in: Revenstorf (2008)

Übungen dazu in: Bach & Weyden (1968)

Miller-Fishman & Asher (1997)

Jorge Luis Borges in dem Gedicht Instantes: »Por, si, no lo saben de eso está hecha la vida: solo de momentos«, das er kurz vor seinem Tod mit 86 Jahren und schon erblindet schrieb.

Das Erleben der Musik zeigt, dass die Gegenwart nicht nur ein kurzer Moment ist. Musik lässt die Zeit vergessen; wir hören den Klang und schließen zugleich den Klang der vorangehenden Takte der Melodie und der vorangehenden Harmonien und Rhythmen ein, ohne dass es als Vergangenheit empfunden wird, die mühevoll rekonstruiert werden muss. In der Musik wird auch die Zukunft manchmal einbezogen, durch einen Vorhalt, der den nächsten Ton schon ahnen lässt, oder dass man die Rückkehr zur Grundtonart spürt, die irgendwann kommt. Wie in der Liebe und der Sexualität sind die zeitlichen Grenzen des Jetzt in der Musik unscharf.

Meiner Liebsten gewidmet

Danksagung

Ich möchte mich bei Halko Weiss, Uli Clement, Oskar Bernd Scholz und Alina Haipt bedanken, dass sie mich ermutigt und den Text durch vielfache Kommentare und kritische Hinweise verbessert haben. Und auch Klaudia Schall danke ich, dass sie den Text so sorgfältig redigiert hat. Am meisten hab ich meiner Frau und Geliebten zu verdanken, die mich unermüdlich auf Schwächen der Darstellung hingewiesen und meine Vorstellungen durch so viele Ideen bereichert hat, dass ich wie immer sagen muss: Vieles, was ich niedergeschrieben habe, ist auf dem Boden unserer gemeinsamen Gespräche gewachsen.

Wenn die Liebe dir winkt, folge ihr, sind ihre Wege auch schwer und steil. Und wenn ihre Flügel dich umhüllen, gib dich ihr hin, auch wenn das unterm Gefieder versteckte Schwert dich verwunden kann. Und wenn sie zu dir spricht, glaube an sie, auch wenn ihre Stimme deine Träume zerschmettern kann, wie der Nordwind den Garten verwüstet.

Khalil Gibran

Vorwort

Wir leben in Zeiten, in denen fast alles erlaubt ist, und trotzdem sind wenige glücklich. Depression und Angst nehmen sogar weltweit zu. Glücklich macht die Liebe und sie ist ein Kind der Freiheit. Mit der Freiheit steht die Untreue im Raum. Liebe macht glücklich, und Untreue ist einer der Steine auf dem Weg. Sie ist bedrohlich, lässt langjährige Beziehungen einstürzen. Sie wird nicht verstanden, zum Unfall erklärt. Es hat sie schon immer gegeben; nur wurde sie hinter vorgehaltener Hand erwähnt. Sie sollte eigentlich nicht sein. Sie war skandalträchtig – Karrieren zerbrachen an ihr. In den westlichen Kulturen hat sich daran etwas geändert. Sie wird von VIPs vorgelebt, wird in Beziehungsangeboten und in Internet-Pornos wie selbstverständlich dargestellt. Sie wird in sexualisierter Werbung indirekt als Denkmöglichkeit suggeriert. Sie ist unterschwellig omnipräsent. Es ist so, als würde sie bei dem Gedanken an Liebe immer mitgedacht. So wie man heimlich an die Vermeidung von Leiden denkt, wenn man über Glück redet.

Menschen suchen Glück in der Liebe, und den meisten ist Treue sehr wichtig. Sie müssen durch Untreue nicht unglücklich werden. Dieses Buch ist ein Plädoyer dafür, die Liebe im Falle der Untreue nicht aufzugeben, sie einigermaßen gelassen hinzunehmen, möglicherweise sogar etwas aus ihr zu lernen und sich dem Projekt zuzuwenden, in der Liebe zu wachsen. Auch sie ist schwer zu verstehen, einerseits durch die Irrationalität ihrer Macht, die manchmal an Besessenheit grenzt, aber auch durch ihre Verquickung mit der Sexualität.

Wie soll man damit umgehen?

Davon handelt das Buch.

1. Einleitung

Liebe und Sex gehören zu den Vexierbildern unseres Erlebens ebenso wie Krankheit, Tod und Rausch. Sie sind schwer fassbare Bestimmungsstücke des Glücks und der Verzweiflung, des Wohlbefindens und der Verunsicherung. Für Liebe und Sex gibt es kaum verbindliche Regeln, wie sie etwa für das Autofahren oder den Abschluss von Geschäften gelten. Es gibt zahlreiche Vorstellungen darüber, was schicklich ist und was man am besten tut und lässt; aber sie verschwimmen in einer Grauzone der Unbestimmtheit persönlicher Maßstäbe. Geregelt sind die Verbote von Sex mit Kindern, Untergebenen und Vergewaltigung. Ob man Sex nachts oder am Tag hat, ob Sex im Bett, auf dem Küchentisch, im Hotel oder in der Natur stattfindet, darf jeweils neu entschieden und zwischen den Partnern abgestimmt werden. Ob Liebesbeziehungen monogam oder polyamourös gelebt werden, ist verhandelbar. Ob Sex unabhängig von romantischer Liebe und Bindungsanliegen als rekreative Freizeitbeschäftigung oder in der häuslichen Gemeinschaft als anständig betrachtet wird, schwankt von Person zu Person und von einer gesellschaftlichen Gruppierung zur anderen. Ob Analsex, sadomasochistisches Bonding oder Homosexualität normal oder abartig sind, darüber hat jeder eine andere Meinung. Ob die Anziehung, die eine bestimmte Person auf mich ausübt, sexuelle Lust oder Verliebtheit oder Anzeichen dafür ist, dass ich die Liebe meines Lebens gefunden habe, ist nicht immer klar zu erkennen; die Grenzen verwischen sich im Nebel der Gefühle. Liebe, Sex und Erotik stürzen uns in ein heilsames Chaos der Verunsicherung, von dem wir im günstigen Fall wie Phönix aus der Asche auferstehen oder in ihm untergehen. [1]

Dieser verwirrende und subjektiv so bedeutungsvolle Teil unseres Lebens spielt sich heute in einem Raum und einer Zeit ab, die wir Postmoderne nennen. Obwohl es eine erhebliche Diskussion über die chronologische und inhaltliche Bestimmung der Epochen in Geschichte, Kunst oder Philosophie gibt, soll hier mit traditionell die Zeit bis zur Französischen Revolution Ende des 18. Jahrhunderts gerechnet werden. Mit Romantik ist die danach beginnende Epoche bis zum Einsetzen der industriellen Revolution Mitte des 19. Jahrhunderts, mit Moderne die Zeit der Industrialisierung bis etwa zur Mitte des 20. Jahrhunderts gemeint, und die mit der Nachkriegszeit, dem Existenzialismus und der 68er Revolte beginnende Phase soll als Postmoderne[2] bezeichnet werden. Die ganze neuere Zeit wird getragen vom Geist der Aufklärung – mancherorts mit verwunderlichen Rückfällen in fundamentalistische Dogmen.

Aufklärung und Moderne proklamierten Ideen und Prinzipien, hatten utopisches Pathos. Es ging um Gleichheit, Freiheit, Menschenrechte, um die Emanzipation der Arbeiterklasse durch den Marxismus, um die Erhellung des Unbewussten durch die Psychoanalyse, die Vermehrung des Gemeinwohls durch den Kapitalismus und um die Gleichberechtigung von Frau und Mann – das alles genährt vom Optimismus des Fortschritts. Das Bauhaus-Manifest von Walter Gropius ist ein Beispiel dafür: »Wollen, erdenken, erschaffen wir gemeinsam den Bau der Zukunft, der alles in einer Gestalt sein wird: Architektur und Plastik und Malerei, der aus Millionen Händen der Handwerker einst gen Himmel steigen wird als kristallenes Sinnbild eines neuen kommenden Glaubens«. [3] Ein solches Projekt der Menschheit muss in vieler Hinsicht als gescheitert angesehen werden angesichts des »Jahrhunderts des Todes« [4], durch die noch nie da gewesene Anhäufung von Kriegen, von faschistischen und stalinistischen Vernichtungslagern, der Atombomben, der großen Desaster wie Tschernobyl, Fukushima und anderer Umweltkatastrophen.

In viel subtilerer Weise, als sich der Fortschritt für die äußere Umwelt als ruinös erweist, wirkt er sich im Menschen selbst aus: Dessen Natürlichkeit geht verloren. Der Politologe Francis Fukuyama sieht das Ende des Humanen gekommen und weist darauf hin, dass die Menschen durch Drogen stromlinienförmig gemacht werden, indem sie mit Amphetaminen zu fleißigen Arbeitsbienen geformt und mit Antidepressiva der schlechten Laune beraubt werden. Demnächst würden Menschen geklont wie das allerdings recht kurzlebige Schaf Dolly und durch Genmanipulation zu idealen Wesen mit bestimmtem Wuchs, bestimmter Haarfarbe, symmetrischem Körper und hoher Intelligenz stilisiert. Das werden sich natürlich nur die reichen Mitglieder der Gesellschaft leisten können. Der Rest bleibt chancenlos zurück und wird vielleicht als Organspender gezüchtet werden, wie es in dem Film Was bleibt dargestellt wird.

Die Postmoderne kann als ironische Reaktion auf den gescheiterten Optimismus der Moderne gesehen werden. Sie ist durch die Dekonstruktion des universellen Wahrheitsanspruchs von Ideen charakterisiert wie etwa die der Aufklärung, der rationalen Durchdringung der Welt, des Sozialismus, der freien Marktwirtschaft. Zwar ist die Postmoderne in gewissem Sinne hypermodern. [5] Sie basiert mehr als je zuvor auf vier Grundpfeilern der Moderne – Demokratie, Individualismus, Kapitalismus und Technologie –, aber sie haben ihren Glanz verloren. Es gibt kein ideelles Ziel des Fortschritts mehr; vielmehr besteht das Ziel des Fortschritts in permanenter Steigerung des Konsums. Der Jenaer Soziologe Hartmut Rosa spricht sogar von einem beschleunigten Konsum. Immer schneller wird die Entwicklung neuer Technologien und Produkte vorangetrieben, um der notwendigen Expansion der Wirtschaft nachzukommen, die der Kapitalismus fordert, indem immer schneller und mehr Konsumgüter auf den Markt geworfen werden – so viele, wie sie der Kunde gar nicht mehr verbrauchen kann. Der moderne Mensch kauft den »ganzen Beethoven«, ohne ihn je ganz zu hören, den »ganzen Herrmann Hesse«, ohne ihn je ganz zu lesen. Der Deutsche kauft viel zu viele Lebensmittel und wirft 80 Kilogramm im Jahr davon weg. Die Welt ist in einem viel grandioseren Maße absurd geworden, als es die Existenzialisten Mitte des letzten Jahrhunderts geahnt haben.

Es gibt keine Utopie mehr; der Mensch ist im Jetzt angekommen. Der Verlust traditioneller Bindungen und des Vertrauens in die Zukunft geht einher mit der Einbuße eines tragenden Gemeinschaftsgefühls. Die Postmoderne ist bestimmt durch radikale Pluralität mit dem Bekenntnis zu Feminismus und Multikulturalismus, durch Emotionalität, Amoralismus und Fusionismus in Gesellschaft und Kultur. Diese Melange verspricht ein bisher nie da gewesenes Ausmaß an individueller Freiheit und bringt gleichzeitig ein Gefühl der Verlorenheit mit sich und die Unfähigkeit, an die Liebe zu glauben. Welcher Mann traut sich noch zu sagen »Ich liebe dich von ganzem Herzen«, ohne zu fürchten, dass sie weiß, dass er weiß, dass sie weiß, dass dieser Satz in irgendeinem Lore-Roman steht, lamentiert Umberto Ecco in der Nachschrift zu seinem Roman Der Name der Rose.[6]

Die Liebe aufzugeben wäre von allen Abstrichen, die in der postmodernen Welt von der Geborgenheit gemacht werden müssen, allerdings der größte Verlust. Sie ist die Kraft, die der Zerstörung durch Aggression am ehesten etwas entgegensetzen kann. Der Poet Khalil Gibran sagt, dass Liebe und Sex spüren lassen, dass das Leben mehr ist als Verwirrtheit des Geistes und Traurigkeit des Gemüts, und dass sie etwas geben, was größer ist als jede Angst. Selbst Albert Camus, der Prophet der Sinnlosigkeit des Daseins, stürzte sich von einer Liebesaffäre in die nächste. [7] Offenbar transzendieren die Liebe und der Sex vieles, was die Geschichte an Absurdität und die instrumentelle Vernunft an emotionaler Verkümmerung beschert.

2. Postmoderne Beziehungskultur