Christoph Sutter · Wellness Verse
CHRISTOPH
SUTTER
wellness verse
HEITER-ERNSTE GEDICHTE
VITALISIEREND UND ERFRISCHEND
© 2014 by Neptun Verlag AG, 8280 Kreuzlingen
Erlenstrasse 2, CH-8280 Kreuzlingen
neptun@rikiverlag.ch · www.neptunart.ch
Illustrationen: Johann Ulrich, Bürglen
Lektorat: Norbert Senn, Jürg Marolf
e-Book: mbassador GmbH, Luzern
Alle Rechte vorbehalten.
ISBN 978-3-85820-277-2
eISBN 978-3-85820-400-4
Für Mams
Wie vers mit Dank … an die Sponsoren
Gemeinde Romanshorn
EW Romanshorn
Raiffeisenbank Neukirch-Romanshorn
Haustechnik Eugster AG, Roggwil und Romanshorn
Rehaklinik Zihlschlacht AG
Dr. Heinrich Metzger-Stiftung, Weinfelden
Kulturamt Thurgau, Frauenfeld
Inhaltsverzeichnis
Vorwort
Ahnung
Aller Anfang ist schwer
Alles nur gebaut …
Alter Knacker
Amors Pfeile
Amors Saison
Andererseits
Anders aus Prinzip
Ängste und Gefahren
Ankündigung
Anschauungssache
Antworten
Ärger
Ärzte
Atempause
Auf dem Gipfel
Aufgeschoben
Aufschneider
Augenblick
Aus Liebe
Baum im Schnee
Befreiungsschlag
Belastung
Berauschender Abend
Bewusst leben
Beziehungen
Blind
Blumenkind
Boden
Brill-wo-phobie
Buchstabenreihenfolge
Bürokratie
Coaching
Dankbarkeit
Das Dromedar
Das lösen wir!
Dezember-Laus
Dorfbrunnen
Durchhaltekunst
Dreckfuhler
Dreiviertel-Takt
Ego-ist-In
Das Ehepaar
Einstecken
Eisige Lehren
Embodiment
Energie-Politik
Entwicklung
Erfahrungen sammeln
Erholung
Erholung für Geist und …
Erkenntnis
Erziehung
Etwas bewegen
Die Fähre
Der andere Fischer
Floristischer Einkauf
Flügge sein
Fortschritt zum Stillstand
Frühlingsbeginn
Gehorsam
Geier Meier
Genforschung
Gesundheit, Frühling!
Glaubenssache
Der Goldfisch
Grosse Ziele
Haariges
Der Habicht
Haltungsfrage
Harter Tag
Herbst am See
Herbstliche Bergtour
Hierarchie?
Hüpfen vor Glück
Inkonsequenz
Intim
Jahrzeitfreuden
Jägerlateinisches Missverständnis
Japan 2011
Ein Känguruh
Kinderskirennen
Der Kompass
Krankenkasse
Kränkung
Das Kreuz mit dem Kreuz
Kröte Hilde
Kultur
Kunst
Lauf des Lebens
Leasing-Gesellschaft
Sei Licht
Leblos
Die Leichtigkeit des Seins
Lernen fürs Leben
Liebe
Links ist rechts
Littering
Löwenzahn
Männer
Männliche Ode ans Selbstmitleid
Mein lieber Schatz
Menschlicher Glaube
Die Metropole
Modekrankheit
Mohrenkopf
Moralisieren
Morgen danach
Morgendliches Sinnieren
Motivation
Möwen
An die Mücke
Mutterliebe
Nachhaltigkeit
Nach-Ruf
Nächtliche Verbundenheit
Nicht ungeschoren
Nieten
Normal …
Papillon I
Papillon II
Persönliches Sinnieren
Pessimisten
Pflicht
Playboy
Poesie
Problemlösungsmethode
Pubertät
Quitten
Regenwurm I
Regenwurm II
Regenwurm III
Die Regenwürmin
Rollend flanieren
Rosenkavalier
Rudern
Sag mir wer?
Satte Bäuche
Säufergattin
Sauna
Schach
Schaumschläger
Schneckenzweifel
Schritte
Schulung
Schüttelreim
Schwächen
Schweinchen Kurt
Segler
Seitensprung
Selbsteinschätzung
Selbstfindung
Singen – Stimmen finden
Sommertag am See
Sonnenuntergang
Sprach die Mutter …
Szenario
Der letzte Tanz
Teenager
Teuer
Theoretiker
Thermales Aussenbad
Ton angeben
Tränen
Traumschule
Trivialer Schnupfen
Trost
Trugschluss
TT-raten
Übergänge
Üble Nachrede
Unbeschwertheit
Unbewusst
Undank ist der Welten Lohn
Ungebunden
Universal-Dilettant
Unpässliche Bezeichnung
Urlaub am Meer
Urlaubsmotto
Veränderung
Verfänglicher Irrtum
Verkannt
Volkswirtschaftliche Seele
Vollmond-Winter-Wanderung
Vom Weichei zum Hardliner
Vorsicht bei Rücksicht
Waschmaschine
Wechseljahre
Wellenreiten
Well-ge-nesst!
Wellness
Wenn die Jahre flügge werden
Wirkung zeigen
Worte oder Taten
Wunsch
Wunschdenken
www
Zahlenfarben
Zauberhaft
Zeit
Die Zeit danach
Keine Zeit hat keine Zeit
Zivilisation
Zu Hause
Zum Henker
Zwischen den Welten
Zwischen uns
Zwei Worte
Vorwort
Mit ausdauerndem Humor-Jogging und vitalisierender Wortakrobatik gelingt es Christoph Sutter mit seinem neusten Werk „Wellness Verse” einmal mehr, seine Leser aus dem Alltag zu entführen. Ohne frotteetuchbe-zogene Ruheliegen, ohne plätscherndes Thermalwasser und ohne meditative Endlosmusik, nur mit wohlge-wählten Worten baumelt die Seele nach wenigen Zeilen in Wellness-Stimmung.
Das Erfolgsrezept des Ostschweizer Eventpoeten ist simpel und doch immer wieder verblüffend und bewundernswert. Viele Anekdoten wirken vertraut, sie sind direkt aus dem Alltag gegriffen. Und wer Christoph Sutters Alltag kennt, der weiss, warum „Stöff” auch nach Tausenden von Versen nicht ideenmüde ist: Zwischen seiner regulären Tätigkeit als Sekundarlehrer und Teamleiter sprintet er mal kurz vom Bodensee an den Genfersee, moderiert Anlässe und schreibt Musicals, ist Eselhalter und Gartenbauer, schreinert sich ein Hackbrett (und spielt es auch gleich) und ist nicht zuletzt der einzige männliche Vertreter in einem sechsköpfigen Haushalt.
Zusammen mit Christoph Sutter durfte ich seit unserer ersten Tournée „Ghackets mit Wörtli” im Jahr 2000 weit über 100-mal auf der Bühne stehen. Seine Verse brachten mich selbst dann noch zum Lachen, wenn ich sie innerlich schon längst auswendig konnte. Während den gemeinsamen Auftritten beeindruckte Stöff aber nicht nur durch den charmanten und fesselnden Umgang mit dem Publikum, sondern auch durch sein Talent als Förderer und Motivator.
Lieber Stöff, herzlichen Dank für Dein jahrelanges Engagement und die einzigartigen und unvergesslichen Begegnungen. Im Namen aller Leser und Fans „Tuusig Dank” für Dein poetisches Wohlfühl-Paket!
Nicolas Senn
Aller Anfang ist schwer
Dreiviertel Jahr wuchs ich entstresst.
Dann wurde ich hinausgepresst
in den sterilen Neonsaal.
Mein Lebensstart war eine Qual.
Bevor ich noch erst Luft geholt
bekam ich das Gesäss versohlt,
begann – gehalten an den Beinen –
kopfüberhängend laut zu weinen.
Vielleicht auch, weil ich, statt verkabelt,
alleine war und abgenabelt.
Als Antwort auf mein schrilles Brüllen
begann die Mutter mich zu stillen.
Nur war die ihre Brust noch trocken,
mein Saugreflex geriet ins Stocken
und ich begriff den Ernst des Lebens:
ein armer Schlucker saugt vergebens!
Als ich dann lautstark protestierte,
man mir den Schnuller implantierte …
Dann schob man mich – geht es noch schlimmer? –
ins glassterile Säuglingszimmer,
ins markdurchdringende Gejammer
der Leidgenossen dieser Kammer.
So lag ich nun mit voller Windel
beim neugeborenen Gesindel
und hoffte, von dem Duft benebelt
und durch die Laken arg geknebelt,
ich möge möglichst bald auf Erden
als Menschenskind ent-wickelt werden!
Wellness
Da wellt man eine Zeitlang ness,
vertauscht des Alltags Watch-Me-Dress
– entbunden jeder Augenweid’ –
mit Adams oder Evas Kleid
Ob man nun in der Sauna sitzt,
dort türkisch oder finnisch schwitzt,
ob man musikgebettet liegt
und eine Teilmassage kriegt,
ob man ein Kräuterbad geniesst,
dabei vor Wohlgefühl zerfliesst,
ob man im Hallenbade schwimmt,
sich fitnessartig Muskeln trimmt,
ob man, mit Algen eingeschmiert,
im Wasserbad die Haut kuriert,
ob man bei Tische sich verliert,
ein Viergangmenü zelebriert,
ob man – ach was auch immer – tut,
es tut, wenn man’s bewusst tut – gut,
denn „well“ läg’ mancherorts bereit,
nähm’ man dazu sich nur die Zeit
Alles nur gebaut …
So manche tolle Stilikone
verdankt den Ruhm dem Silikone.
Well-ge-nesst!
Man liegestuhlt
und solepoolt.
Man saunaschwitzt
und sprudelsitzt,
man inhaliert
und wird massiert.
Man ruht relaxt,
liest leichten Text,
liegt schlammverpackt
im Wohlfühltrakt,
wo man entschlackt
ins Dösen sackt.
Man seelenhängt
längst zeitentzwängt
im Ruheraum
als wie im Traum.
Man badedampft
und wasserstampft
echt kneippversiert.
Und man diniert
sich zum Genuss.
So ist zum Schluss
man wellgenesst
total entstresst!
Thermales Aussenbad
Rundum Schnee im Sonnenscheine.
Kälte klirrt durch Berges Ruh.
Übermütig hohe Steine
türmen sich dem Himmel zu.
Dampfend liegt die Wasserfläche,
temperiert aus tiefem Stein.
Wie ich mit dem Winter breche,
tauche ich ins Wohlsein ein.
Weit entschwebt den Alltagsnöten
gleiten weitre Gäst‘ mit mir.
Wohlbeschützt, als wär‘n wir Föten,
vor des Winters kalter Gier!
Weich liebkost von warmer Nässe
schwindet jedes Zeitgefühl.
Bis den Körper ich vergesse,
Arbeit und Geschäftsgestühl.
Ich werd während dreien Tagen
berg-thermalisch toll erfüllt.
Und ich weiss mich wohl getragen,
weil mich Wärme sanft umhüllt.
Die Erkenntnis will mich weiten.
Also werd ich well-ge-nesst
fortan durch den Alltag gleiten.
Mindestens, bis mich was stresst …
Wellenreiten
Weisse Krönchen, harter Wind.
Wellen, die viel grösser sind
als ich selber, laden ein,
Teil vom Spiel im Meer zu sein.
Mit dem Wasser bis zum Hals
seh´ ich, wie der Ostwind als
Triebkraft blaue Massen bäumt,
bis das Wasser stürzend schäumt,
sich mit Wind und Luft vermischt
und als silberweisse Gischt
– kurz nur – Weihnachtsdeko spielt;
dann sich selber überspült.
Ich betracht‘ den Wellengang.
Zögre ich und wart zu lang,
werde ich, zwar ungewollt,
doch ohne Gnade überrollt.
Pack ich aber den Moment,
den man erst geübt erkennt,
früh genug, entschlossen, fit …,
trägt die Welle mich gern mit.
Dieses Wellenspiel am Meer
freut mich. Und erinnert sehr
stark an Alltags Auf und Ab.
Heisst doch die Devise knapp:
Welle sehen, in den Weiten.
Fragen, ob wir sie auch brauchen.
Ja? Dann glücklich auf ihr reiten.
Nein? Entschlossen untertauchen!
Ängste und Gefahren