Caro Stein
Mitten aus dem Leben
Vier Kurzgeschichten
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Inhaltsverzeichnis
Titel
Heute wird ein schöner Tag
Das Drehbuch Gottes lässt sich nicht manipulieren
Gibt´s auch schwarze Engel?
Freitage sind nicht meine Lieblingstage
Impressum neobooks
Ein Tag wie jeder andere. Scheinbar.
Fröstelnd verlasse ich das Haus. Der Montagmorgen Anfang Oktober begrüßt mich mit einem glasklaren Himmel. Raureif hat sich wie eine kostbare Damasttischdecke über die Welt gelegt und mein Sommermantel ist für diese Jahreszeit bereits zu dünn.
Mein Atem weht in kleinen, weißen Wölkchen vor mir her. Die Autofenster muss ich erst von einer dünnen Eisschicht befreien, ehe ich losfahren kann.
Es ist halb acht und ich bin auf dem Weg zur Arbeit, einem luxuriösen Wintersportgeschäft in Salzburgs Bergen. Die Ware wartet in rauen Mengen darauf, kontrolliert, etikettiert und in die Regale sortiert zu werden, um zum Saisonstart Anfang November perfekt drapiert die Gäste der gehobenen Gesellschaft zum Kauf zu animieren.
Mystisch ziehen die weißen Nebel über den Boden. Es verspricht, ein schöner Herbsttag zu werden.
Zweihundert Meter vor mir fährt ein weißer Opel Corsa. Ich kenne das Auto und auch die Besitzerin. Magdalena, die ein paar Häuser weiter wohnt. Kennen ist vielleicht ein bisschen zu viel gesagt. Wir grüßen uns, wir kennen den Namen der anderen und die Namen der Kinder, die vor Jahren dieselbe Volksschule im Ort besuchten. Wir sind etwa im selben Alter und wissen, wo die andere wohnt und welches Auto sie fährt, aber das ist auch schon alles.
Auf der CD erklingt einer meiner Lieblingssongs. Gebet an den Planeten von Thomas D. Ich drehe die Lautstärke höher.
Nur ein kurzer Moment, in dem ich den Blick von der Straße nehme.
Zu kurz für einen Atemzug.
Zu lang, um das Geschehen auf der Straße im Blick zu behalten.
Als ich hochschaue, sehe ich, dass der Corsa vor mir ins Schleudern geraten ist, ohne ersichtlichen Grund. Das Heck bricht nach rechts aus, direkt auf den Abhang zu. Dann dreht der Wagen nach links und visiert die Böschung an. Im selben Augenblick kommt ein Kleintransporter um die Kurve.
Die Welt hält den Atem an.
So, wie ich.
„Bitte, bitte, lieber Gott, lass das Auto auf der Straße bleiben. Bitte, bitte, lass es auf der Straße…“, betteln meine Lippen lautlos.
Der weiße Corsa dreht noch einmal nach rechts … und ist verschwunden.
Weg.
Einfach so.
Rund um mich fühle ich Leere, wie im Vakuum, bekomme kaum Luft. Kein Gedanke, kein Gefühl …
Leer.
Mein Verstand kehrt zurück und ich fahre an den Straßenrand, aktiviere die Warnblinkanlage und atme einmal tief durch.
Was tun?
Notruf absetzen? Warndreieck aufstellen? Was ist mir über Erste Hilfe noch im Gedächtnis haften geblieben? Ich werde zu spät zur Arbeit kommen, … soll ich schnell Bescheid geben?
Wie viel Zeit bleibt?
Scheiße!
Die Gedanken rattern durch meinen Kopf wie ein Maschinengewehr.
Auf jeden Fall muss ich helfen. Keine Ahnung wie, aber auf jeden Fall helfen.
Mit einem Ruck reiße ich die Autotür auf, springe beherzt aus dem Wagen, ohne Schlüssel, ohne Handtasche, dafür mit umso mehr Angst im Bauch. Vorsichtige werfe ich einen Blick über die Böschung.
Nichts!
Das gibt’s doch gar nicht!
Kein Auto, wohin das Auge reicht!
Einzig tiefe Grasnarben in riesigen Abständen zeugen davon, dass der Wagen regelrecht geflogen sein muss, über den ersten Abhang hinaus bis ganz hinunter auf den Radweg. Im Schätzen bin ich nicht besonders gut, aber hundert Meter sind´s bestimmt.
Mindestens.
Wie lange stehe ich schon hier?
Die Zeit fühlt sich an wie Honig, der zäh vom Löffel fließt.
„Setzen Sie den Notruf ab“, rufe ich dem Fahrer des Kleintransporters zu, der ebenfalls am Straß