Ingo Bauernfeind
Flugzeugträger
Flottenträger im Zweiten Weltkrieg
Paul Pietsch Verlage
Einbandgestaltung: Sven Rauert
Titelbilder:
U.S. Department of Defense
U.S. Navy /Naval Historical Center
U.S. National Park Service
National Museum of Naval Aviation
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1. Auflage 2011
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Lektor: Joachim Köster
ISBN 978-3-613-31045-2
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Der Flugzeugträger »Lexington« (CV-16) heute als Museumsschiff in Corpus Christi, Texas.
Ein Jet der U.S. Navy Blue Angels überfliegt den Träger während einer Veranstaltung.
(Bild: Jennifer R. Hudson / U.S. Department of Defense)
Obwohl sich das Schlachtschiff seit dem Ende des 19. Jahrhunderts als stärkstes Kriegsschiff in den internationalen Flotten etabliert hatte, ging sein Zeitalter während des Zweiten Weltkrieges zu Ende. Ein neuer Schiffstyp, der Flugzeugträger, dessen kampfstärkster Vertreter der Flottenträger war, erschien auf der Bühne der Seekriegsgeschichte und verdrängte mit seiner Schlagkraft das altbewährte Schlachtschiff.
Der erste Start von einem Schiff fand 1910 in den USA statt, als Eugene B. Ely mit einem Doppeldecker von einer provisorischen Rampe abhob, die auf dem Kreuzer »Birmingham« installiert worden war. Da das Schiff keine Landemöglichkeiten bot, fand die Landung an Land statt. Kurze Zeit später konnte Ely jedoch auf der ebenfalls mit einem Deck versehenen »Pennsylvania« landen und bewies somit, dass Starts und Landungen auf Schiffen möglich waren.
Vorläufer späterer Flugzeugträger waren die sogenannten Flugzeugmutterschiffe. Sie hatten noch keine Start- und Landebahn und konnten ihre Flugzeuge nur durch ein Katapult in die Luft befördern. Nach der Wasserung nahm ein Kran die Maschinen wieder an Bord. Im Ersten Weltkrieg kamen einige dieser Schiffe zu Kampfeinsätzen: die japanische »Wakamiya« bombardierte 1914 deutsche Stellungen in Tsingtau und die englische »Ark Royal« griff im Folgejahr türkische Festungsanlagen bei den Dardanellen an. 1917 installierte die Royal Navy ein etwa 69 Meter langes Flugdeck auf dem Kreuzer »Furious«. Dieses Deck ermöglichte zwar schon Starts, bot jedoch keine Landemöglichkeit. Die Maschinen der »Furious« flogen erfolgreiche Angriffe gegen deutsche Zeppelinhallen in Tondern (Dänemark).
Der erste Start von einem Schiff gelang am 14. November 1910. (Bild: U.S. Navy)
Der erste einsatzbereite Träger, der ein durchgehendes Deck für Starts und Landungen erhielt, war die »Argus« der Royal Navy. Das Kriegsende im November 1918 verhinderte jedoch ihren Einsatz. Auch Deutschlands erster Flugzeugträger, ein Umbau auf Basis des unfertigen Passagierschiffes »Ausonia«, wurde nicht mehr rechtzeitig fertiggestellt. Die U.S. Navy folgte dieser Entwicklung in den frühen 1920er Jahren, indem man den Kohlefrachter »Jupiter« zu einem Träger mit durchgehendem Deck umbaute und auf den neuen Namen »Langley« taufte. Der erste Flugzeugträger, der von vornherein als solcher entworfen wurde, war die englische »Hermes«, jedoch konnte Japan die »Hosho« trotz späteren Baubeginns über ein Jahr eher, nämlich im Jahre 1922, fertigstellen.
Die »Argus« war der erste Träger mit durchgehendem Flugdeck. (Bild: U.S. Library of Congress)
Die »Langley« kurz nach ihrem Umbau zum Träger 1924. (Bild: National Museum of Naval Aviation)
Nach den Erfahrungen des Ersten Weltkrieges, dem ein massives maritimes Wettrüsten vorausgegangen war, verabschiedeten die damals führenden Seemächte USA, England, Japan, Frankreich und Italien im Jahre 1922 das Washingtoner Flottenabkommen. Dieser Vertrag sollte die zukünftige Größe (35.000 tons / 1 ton: 1.016 kg), Maximalbewaffnung (40,6-cm-Geschütze) und vor allem die Anzahl von Schlachtschiffen aller Vertragsstaaten regulieren, um ein zukünftiges Flottenwettrüsten zu vermeiden. Das Abkommen sah vor, dass die USA und England jeweils 525.000 tons, Japan 315.000 tons sowie Frankreich und Italien jeweils 175.000 tons für die Gesamtverdrängung ihrer Schlachtschiff-Flotten zur Verfügung haben sollten.
Neben einer vorgeschriebenen Tonnage an Schlachtschiffen erlaubte der Vertrag jedem Unterzeichnerstaat auch den Bau von Flugzeugträgern innerhalb eines ebenfalls festgelegten Rahmens. Hierbei erhielten die USA und England jeweils 135.000 tons, Japan 81.000 tons, sowie Frankreich und Italien jeweils 60.000 tons zugestanden. Nach den Bedingungen des Abkommens verfügten die meisten Flotten 1922 noch über zu viele Schlachtschiffe und Schlachtkreuzer, von denen einige noch im Bau waren.
Obwohl der Vertrag die Maximalgröße pro Träger auf 27.000 tons beschränkte, durfte jeder Unterzeichnerstaat je zwei Träger mit einer Verdrängung von bis zu 33.000 tons besitzen. Diese Ausnahme ermöglichte es der U.S. Navy und der kaiserlichen Marine Japans, einige ihrer unfertigen Schlachtkreuzer als Flugzeugträger fertigzustellen, obwohl diese Schiffe die Maximalverdrängung von 27.000 tons (inoffiziell) um mehr als die erlaubten 6.000 tons überschritten. Auf amerikanischer Seite waren dies »Lexington« (CV-2) und »Saratoga« (CV-3). Auf japanischer Seite wurden der Schlachtkreuzer »Akagi« und das Schlachtschiff »Kaga« ausgewählt. Die Royal Navy entschied sich, die zwei »Großen Leichten Kreuzer« »Courageous« und »Glorious« sowie deren schon halb umgebautes Halbschwesterschiff »Furious« in vollwertige Träger umzukonstruieren. Deren Verdrängung lag mit jeweils etwa 23.000 tons unter der Grenze des Washingtoner Abkommens.
All diese während der 1920er Jahre fertiggestellten Flottenträger der ersten Generation dienten als aktive Versuchsträger für die Entwicklung von Start- und Landetechniken sowie für die Erprobung von taktischen Einsatzprofilen. Die nachfolgenden Trägerkonstruktionen profitierten von den gesammelten Erfahrungen mit diesen Schiffen. 1934 stellten auch die USA mit der »Ranger« ihren ersten von Grund auf durchkonstruierten Träger in Dienst. Da das Washingtoner Abkommen die Zahl der internationalen Schlachtschiff-Flotten bis Ende der 1930er Jahre beschränkte, bekamen der Bau und die Erprobung von neuen Flugzeugträgern in dieser Zeit eine wachsende Bedeutung. Bei Beginn des Pazifikkrieges im Dezember 1941 verfügten die U.S. Navy und die japanische Marine jeweils über sieben Flottenträger, während die Royal Navy acht Einheiten besaß:
Während des Pazifikkrieges konnten die USA weitere siebzehn einsatzbereite Flottenträger (»Essex«-Klasse) fertigstellen, Japan (»Junyo«-Klasse, »Taiho«, »Unryu«-Klasse und »Shinano«) und England (»Implacable«-Klasse, »Colossus«-Klasse und »Unicorn«) dagegen nur jeweils sieben.
USA |
| Japan |
| England |
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| 2 Einheiten | »Akagi« | Einzelschiff | »Furious« | Einzelschiff |
»Ranger« | Einzelschiff | »Kaga« | Einzelschiff | »Courageous«-Klasse | 2 Einheiten |
»Yorktown«-Klasse | 3 Einheiten | »Ryujo« | Einzelschiff | »Ark Royal« | Einzelschiff |
»Wasp« Klasse | Einzelschiff | »Soryu« | Einzelschiff | »Illustrious«-Klasse | 4 Einheiten |
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| »Hiryu« | Einzelschiff |
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| »Shokaku«-Klasse | 2 Schiffe |
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Die U.S. Navy baute während des Krieges noch die drei Einheiten der größeren »Midway«-Klasse. Diese Schiffe wurden aber erst nach Kriegsende (1945–47) in Dienst gestellt. Auch die Royal Navy begann noch die Konstruktion von zwei weiteren Klassen (»Audacious« und »Centaur«), aber auch diese wurden erst nach dem Krieg fertiggestellt bzw. einsatzbereit. Japan musste in der zweiten Hälfte des Konflikts den Bau weiterer Flugzeugträger aus Material- und Fachkräftemangel einstellen, versuchte aber, andere Schiffstypen zu kleinen und vereinfachten Trägern umzubauen.
Diese Seemächte bauten neben den Flottenträgern weitere kleine Trägerklassen und setzten diese auch während des Zweiten Weltkrieges ein. Auch begannen Deutschland, Frankreich und Italien mit der Konstruktion von Trägern, diese Einheiten nahmen jedoch nicht am aktiven Kriegsgeschehen teil. Eine Behandlung all dieser verschiedenen Schiffe aus insgesamt sechs Nationen einschließlich ihrer Entstehungs- und Einsatzgeschichte würde den Rahmen dieses Buches sprengen. Daher wird sich der Inhalt auf die Flottenflugzeugträger der U.S. Navy, der kaiserlichen Marine Japans sowie der Royal Navy konzentrieren, die während des Zweiten Weltkrieges aktiv zum Einsatz kamen.
Von einigen Ausnahmen abgesehen verfügten Flottenträger je nach Ausführung über eine Standard-Verdrängung von etwa 20.000 bis 40.000 tons, erreichten eine Höchstgeschwindigkeit von über 30 Knoten und konnten 50 und mehr Flugzeuge mitführen. Diese Werte variierten, da einige Träger im Laufe ihres aktiven Dienstes mehrfach umgebaut wurden, um mit dem Fortschritt in der Marinefliegerei mithalten zu können. Leichtere Träger wie »Ranger« und »Wasp« (USA), »Ryujo« (Japan) sowie »Colossus« und »Unicorn« (England) besaßen trotz ihrer verkleinerten Entwürfe (mit Einschränkungen) die Eigenschaften von Flottenträgern. Alle drei Marinen schützten ihre Träger jeweils mit einer leichten Seitenpanzerung am Rumpf, Anti-Torpedowulsten und einem leicht gepanzerten Hangardeck. Zusätzlich verfügten die Schiffe alle über eine starke bis sehr starke Luftabwehr, um die verwundbaren Flugdecks gegen feindliche Bombenangriffe zu schützen. Die Bewaffnung bestand oft aus über 100 Geschützrohren und beinhaltete 20-mm- und 40-mm-Flak, eine 12,7-cm-Mehrzweck-Artillerie und in einigen Fällen großkalibrige 20-cm-Kanonen, die gegen kleinere Schiffe zum Einsatz kommen sollten.