Autoren
Seit Clive Cussler 1973 seinen ersten Helden Dirk Pitt erfand, ist er auch auf der deutschen Spiegel-Bestsellerliste ein Dauergast. 1979 gründete er die reale NUMA, um das maritime Erbe durch die Entdeckung, Erforschung und Konservierung von Schiffswracks zu bewahren. Er lebt in der Wüste von Arizona und in den Bergen Colorados.
Justin Scott ist ein Bestseller-Autor von Thrillern, Krimis und historischen Romanen. Er wurde für seine Krimis bereits mehrmals für den renommierten Edgar-Allan-Poe-Preis nominiert. Er lebt mit seiner Frau Amber in Connecticut, USA.
Liste der lieferbaren Bücher
Von Clive Cussler im Blanvalet-Taschenbuch (die Dirk-Pitt-Romane):
Eisberg, Das Alexandria-Komplott, Die Ajima-Verschwörung, Schockwelle, Höllenflut, Akte Atlantis, Im Zeichen der Wikinger, Die Troja-Mission, Cyclop, Geheimcode Makaze, Der Fluch des Khan, Polarsturm, Wüstenfeuer, Unterdruck
Von Clive Cussler und Paul Kemprecos im Blanvalet-Taschenbuch
(die Kurt-Austin-Romane):
Tödliche Beute, Brennendes Wasser, Das Todeswrack, Killeralgen, Packeis, Höllenschlund, Flammendes Eis, Eiskalte Brandung
Von Clive Cussler und Graham Brown im Blanvalet-Taschenbuch
(die Kurt-Austin-Romane):
Teufelstor, Höllensturm, Codename Tartarus)
Von Clive Cussler und Craig Dirgo im Blanvalet-Taschenbuch
(die Juan-Cabrillo-Romane):
Der goldene Buddha, Der Todesschrein
Von Clive Cussler und Jack DuBrul im Blanvalet-Taschenbuch
(die Juan-Cabrillo-Romane):
Todesfracht, Schlangenjagd, Seuchenschiff), Kaperfahrt, Teuflischer Sog, Killerwelle), Tarnfahrt
Von Clive Cussler und Grant Blackwood im Blanvalet-Taschenbuch
(die Fargo-Romane):
Das Gold von Sparta, Das Erbe der Azteken, Das Geheimnis von Shangri La, Das fünfte Grab des Königs, Das Vermächtnis der Maya
Von Clive Cussler (die Isaac-Bell-Romane):
Höllenjagd
Von Clive Cussler und Justin Scott (die Isaac-Bell-Romane):
Sabotage, Blutnetz, Todesrennen, Meeresdonner, Die Gnadenlosen
Clive Cussler
& Justin Scott
DIE GNADENLOSEN
Ein Isaac-Bell-Roman
Aus dem Englischen
von Michael Kubiak
Die englische Originalausgabe erschien unter dem Titel »The Striker« bei G.P. Putnam’s Sons, New York.
1. Auflage
Oktober 2015 bei Blanvalet, einem Unternehmen
der Verlagsgruppe Random House GmbH, München.
Copyright © 2013 by Sandecker, RLLLP
By arrangement with
Peter Lampack Agency, Inc.
551 Fifth Avenue, Suite 1613
New York, NY 10176-0187 USA
Copyright © der deutschsprachigen Ausgabe 2015 by Blanvalet Verlag,
in der Verlagsgruppe Random House GmbH
Umschlaggestaltung und -illustration © Johannes Wiebel | punchdesign,
unter Verwendung von Motiven von Shutterstock.com
Redaktion: Jörn Rauser
HK · Herstellung: sam
Satz: Uhl + Massopust, Aalen
ISBN: 978-3-641-15185-0
V002
www.blanvalet.de
PROLOG
Ein verrauchtes Zimmer
1912
Der Marmon 32 Speedster war in der Wall Street im Schatten zwischen zwei Laternenpfählen geparkt worden.
Streifenpolizist O’Riordan fiel er sofort auf. Tiefe Nacht lag über der Stadt. Die Befehle verlangten, dafür zu sorgen, dass niemand die politischen Häuptlinge und Amtsträger störte, die in einer der oberen Etagen des Congdon Building zu einer Versammlung zusammengekommen waren, um ihre geheimen Abmachungen zu treffen, ganz nach dem Prinzip »Eine Hand wäscht die andere«. Und aus diesem Automobil hatte man eine ungehinderte Sicht – wenn nicht gar ein freies Schussfeld – auf die Limousinen, die am Bordstein auf die Versammlungsmitglieder warteten.
Die Seitenscheiben waren von der feuchten Luft, die sich vom Hafen heraufwälzte, beschlagen und nahezu undurchsichtig. O’Riordan musste ganz nahe herangehen, um einen Blick ins Innere werfen zu können. Hinter dem Lenkrad saß eine angenehme Überraschung – eine bildschöne Lady mit strohblondem Haar –, und der Cop entspannte sich ein wenig. Von dem Mann neben ihr waren jedoch nur vage Konturen zu erkennen. Trotzdem konnte man kaum mit dem Knüppel auf das Dach eines Marmon 32 klopfen und die feinen Leute auffordern weiterzufahren, als wären sie gewöhnliche Straßenpenner. Daher tippte er, die rechte Hand auf dem Kolben seiner Pistole, sacht gegen die Seitenscheibe, als klopfte er mit seinem Trinkglas auf die Mahagonitheke einer mondänen Bar, um dem Barkeeper zu bedeuten, dass er ihm einen frischen Drink mixen könne, sich aber nicht allzu sehr zu beeilen brauche.
Eine große, langfingrige Hand öffnete die Scheibe. O’Riordan erhaschte einen kurzen Blick auf eine schneeweiße Hemdmanschette, einen mit Diamanten besetzten Manschettenknopf und den schwarzen Ärmel eines Fracks. Die Hand erfasste seine Linke mit festem Griff.
»Paddy O’Riordan. Das ist aber ein Ding, ausgerechnet Sie hier anzutreffen.«
Von durchdringenden blauen Augen kritisch gemustert, erkannte der Streifenpolizist die goldblonde Mähne, den buschigen flachsfarbenen Schnurrbart und die strenge Miene, die nur einer einzigen Person gehören konnte: Isaac Bell, Chefermittler der Van Dorn Detective Agency.
Er tippte mit dem Knüppel gegen seinen Helm. »Guten Abend, Mr. Bell. Im Schatten hatte ich Sie nicht sofort erkannt.«
»Was treiben Sie sich so spät noch draußen herum?«, fragte Bell.
O’Riordan setzte zu einer Antwort an, ehe Bells Grinsen ihm verriet, dass es ein Scherz war. Von Polizisten wurde gewöhnlich erwartet, dass sie auch spätabends noch draußen unterwegs waren.
Der Detektiv deutete mit einem Kopfnicken auf die Limousinen. »Offenbar ist hier etwas Großes im Gange.«
»Im Grand Central wartet ein Sonderzug auf Judge Congdon. Für ihn wird die Strecke bis Chicago frei gehalten. Und ich muss Ihnen leider mitteilen, dass ich auch die Straßen sperren soll. Befehl vom Captain persönlich.«
Das Letzte hatte Bell anscheinend nicht gehört. »Paddy, ich möchte Sie mit meiner Frau bekannt machen – Marion, darf ich dir Streifenpolizist O’Riordan vorstellen, den ehemaligen Schrecken der Staten-Island-Piraten. Das war damals, als er noch zur Harbor Squad gehörte. Es gab nicht eine Hafenratte in New York, die an dem Abend, als Paddy für immer an Land ging, keine Lokalrunde schmiss.«
Sie streifte ihren Handschuh ab und reichte eine Hand, die wie Elfenbein schimmerte, über den Schoß ihres Mannes hinweg. Behutsam ergriff sie O’Riordan mit seiner mächtigen Faust und verbeugte sich tief.
»Es ist mir eine besondere Ehre, Sie kennenzulernen, Ma’am. Ich kenne Ihren guten Mann aus den vielen Jahren, die ich Dienst getan hab. Und darf ich noch hinzufügen, Ma’am, dass Mrs. O’Riordan und mir Ihre Lichtspielproduktionen ganz besonders gut gefallen.«
Sie bedankte sich mit einer wohlklingenden Stimme, die ihm wahrscheinlich einige Tage lang nicht aus dem Sinn gehen würde.
Chefermittler Bell sagte: »Nun, wir sollten Sie nicht davon abhalten, Ihre Runde zu machen.«
O’Riordan tippte abermals mit dem Knüppel gegen seinen Helm. Wenn ein Spitzendetektiv zu nächtlicher Stunde mit seiner Ehefrau in einem dunklen Auto in der Wall Street herumschmusen will – pfeif auf Befehle.
»Ich sag den Jungs, sie sollen Sie nicht stören.«
Aber Bell winkte ihn näher heran und flüsterte: »Ich hätte nichts dagegen, wenn sie ein Auge auf meine Frau hätten, falls ich sie für einen Moment allein lassen muss.«
»Um in den Genuss dieses Privilegs zu kommen, werden sie bestimmt Strohhalme ziehen.«
Politiker, die sich gegenseitig auf die Schultern klopften, stürzten aus dem Gebäude und steuerten auf eine der kleineren Limousinen zu, eine Rambler Knickerbocker, die sieben Personen Platz bot.
Isaac Bell öffnete die Seitenscheibe einen Spalt breit, um mithören zu können, worüber sie sich unterhielten.
»Fahrer! Schnellstens zur Grand Central.«
»Bin nicht gerade glücklich, eine Laus wie Congdon zum Vizepräsidenten zu machen, aber so ist das nun mal in der Politik.«
»Geld regiert die Welt.«
Die Rambler-Knickerbocker-Limousine startete und entfernte sich. Nun erschienen ältere Männer. Sie hatten es nicht so eilig wie ihre Vorgänger und stiegen in den zweiten Wagen ein, einen riesigen Cunningham Model J, unter hohem Aufwand nach Judge James Congdons eigenen Plänen handgefertigt. In Bells Ohren klangen sie eher resigniert und überhaupt nicht so, als hätten sie sich mit der getroffenen Entscheidung bereitwillig abgefunden.
»Congdon hat die meisten Delegierten auf seiner Seite, und diejenigen, die ihn nicht unterstützen, wird er kaufen.«
»Wenn unser Kandidat nur nicht gestorben wäre.«
»Es trifft immer die Falschen.«
Isaac Bell wartete, bis der Cunningham um die Ecke bog. Eine Motorradeskorte der Polizei, die auf dem Broadway bereitgestanden hatte, knatterte hinter ihm her. »Wenn sich James Congdon den Posten des Vizepräsidenten unter den Nagel reißt«, sagte Bell, »ist das Leben des Präsidenten keinen müden Cent mehr wert.«
Er hauchte Marion einen Kuss auf die Lippen. »Danke, dass du dabei mitgemacht hast, den Cops vorzuspielen, ich sei völlig harmlos. Bist du sicher, dass du nicht lieber nach Hause fahren möchtest?«
»Heute nicht«, erwiderte sie mit Nachdruck, und Bell wusste, dass es nichts gab, das sie von ihrem Entschluss abbringen konnte. Diesmal war die Situation eine andere.
Obgleich er fürs Theater gekleidet war, ließ er seinen seidenen Zylinder auf dem Rücksitz liegen und setzte stattdessen einen breitkrempigen Hut mit flacher Krone auf.
Marion zog seine Krawatte gerade.
Bell sagte: »Ich frage mich immer wieder, weshalb du mich niemals bittest, vorsichtig zu sein.«
»Ich will dich doch nicht in deinem Elan bremsen.«
Bell zwinkerte. »Gewiss nicht.«
Während er aus dem Wagen stieg, lag auf seinem Gesicht ein Lächeln, mit dem er sich von seiner Frau verabschiedete. Doch während er die Wall Street überquerte, verhärtete sich seine Miene, und jegliche Wärme wich aus seinen Augen.
Joseph Van Dorn, der gewichtige bärtige Gründer der Agentur, wartete reglos wie ein Eisblock im tiefen Schatten. Wachsam ließ er den Blick umherschweifen, während Bell mit einem Dietrich das Schloss der äußeren Tür öffnete, und folgte ihm hinein, wo Bell sich an einem weiteren Schloss zu schaffen machte, das sich in einer Stahltür befand, die die Aufschrift Maschinenraum trug. In diesem Raum war die Luft heiß und feucht. Ein Gewirr von dicken Rohren, dem offenbar eine geheimnisvolle Ordnung zugrunde lag, verlief durch mehrere Reihen von Dampfumformungsventilen. Van Dorn verglich die Absperrräder mit einer technischen Zeichnung, die er aus der Innentasche seiner Jacke geholt und auseinandergefaltet hatte.
Isaac Bell kehrte auf die Straße zurück und ging zur Vorderfront des Gebäudes. Seine elegante Abendgarderobe wurde von einem respektvollen Diener des livrierten Portiers gewürdigt. Wie die Politiker kurz zuvor festgestellt hatten, regierte das Geld die Welt.
»Dachgeschoss«, sagte er zu dem müde gähnenden Fahrstuhlführer.
»Ich dachte, sie seien da oben fertig.«
»Nicht ganz.«
BUCH EINS
KOHLE
Gleason Mine No. 1,
Gleasonburg,
West Virginia
1902
1
Sein Gesicht war jugendlich frisch, und er hatte goldblondes Haar. Aber irgendetwas an ihm erschien verdächtig. Ein Firmencop, der die Bergarbeiter beobachtete, die auf den Schienen der Grubenbahn in die Einfahrt zur Gleason Mine No. 1 trotteten, machte seinen Boss, einen Pinkerton-Detektiv, auf ihn aufmerksam.
Der junge Bergmann überragte die Fremdarbeiter, die die Firma aus Italien und Slowenien ins Land geholt hatte, und war sogar größer als die einheimischen West-Virginier. Aber es war nicht seine Körpergröße, die hier fehl am Platze schien. Auch seine hagere Gestalt war nicht ungewöhnlich. Die Arbeit war hart, außerdem war es mit hohen Kosten verbunden, Lebensmittel zu den abgelegenen Steinkohlegruben zu schaffen. In den Saloons, die die morastige Main Street säumten, gab es keine Gratismahlzeiten.
Ein Bergarbeiter, der mit einem Holzbein über das Gleis humpelte, stolperte über eine Schwelle und rempelte einen anderen Bergarbeiter an, der auf Krücken angewiesen war. Der blonde junge Mann machte ein paar schnelle Schritte, um beide Männer zu stützen, und bewegte sich dabei so mühelos, als schwebte er. Das Graben nach Steinkohle hatte viele verstümmelt. Er hingegen stand auf beiden Beinen und besaß noch sämtliche Finger.
»Der sieht mir nicht wie ein armseliger Malocher aus«, meinte der Kohlencop mit einem verächtlichen Grinsen.
»Er kommt mir wie eine Katze vor, achtet auf alles, was sich bewegt«, sagte der Pinkerton, eine Melone auf dem Kopf, einen Sechsschüsser in der Jacke und einen Totschläger ums Handgelenk geschnallt.
»Meinen Sie, er ist ein Streiker?«
»Wenn ja, wird er sich bald wünschen, er wäre es nicht.«
»Achtung!«
Eine elektrische Winde spannte ein schlaffes Kabel zwischen den Schienen. Bergleute, Arbeiter und halbwüchsige Türschließer sprangen zur Seite. Das Kabel zog einen Zug Kohleloren aus dem Bergwerk und eine Steilstrecke zu einer Kippstelle hinauf, wo die Steinkohle sortiert und in Flussleichter gefüllt wurde, die von Schleppern den Monongahela nach Pittsburgh hinuntergeschoben wurden.
Der auffällige junge Bergarbeiter wechselte einen kurzen Gruß mit dem Mann an der Gleissperre. Falls das Kabel, das mit einer Kettenleine am ersten Wagen befestigt war, riss, sollte Jim Higgins den Hebel umlegen, damit der Zug aus den Schienen sprang, ehe die einhundert Tonnen herrenlose Masse zurück ins Bergwerk donnerten.
»Die Cops haben dich auf dem Kieker«, warnte ihn Higgins.
»Ich bin kein Streiker.«
»Alles, was wir verlangen«, erwiderte Higgins friedfertig, »ist ein menschenwürdiges Leben, ausreichend Nahrung für unsere Familien und anständige Schulen für unsere Kinder.«
»Sie werden Sie feuern.«
»Sie können uns schließlich nicht alle hinauswerfen. Das Steinkohlegeschäft erlebt zurzeit einen großen Aufschwung, und Arbeitskräfte sind knapp.«
Higgins war ein mutiger Mann. Das musste er auch sein, um zu ignorieren, dass die Minenbesitzer vor nichts zurückschrecken würden, um die Gewerkschaften aus West-Virginia herauszuhalten. Männer, die gefeuert wurden, weil sie für die Gewerkschaft warben – und noch nicht einmal einen Streik ausriefen –, mussten erleben, wie ihre Frauen und Kinder aus den Baracken vertrieben wurden, die sie von der Gleason Consolidated Coal & Coke Company gemietet hatten. Und wenn Gleason Gewerkschaftsfunktionäre ausräucherte, dann kamen die Pinkertons, verprügelten sie und jagten sie mit blutigen Köpfen nach Pennsylvania zurück.
»Higgins!«, rief ein Vorarbeiter. »Ich hatte Ihnen doch befohlen, die Winde zu schmieren.«
»Ich soll an der Gleissperre stehen, wenn die Loren hochgezogen werden.«
»Tun Sie, was ich Ihnen sage. Die Winde muss stündlich geschmiert werden.«
»Und wer stoppt den Zug, wenn das Kabel reißt?«
»Steigen Sie jetzt endlich rauf und schmieren Sie die Winde, verdammt noch mal!«
Jim Higgins verließ seinen Posten, rannte zweihundert Meter die Steilstrecke zur Winde hinauf und überholte dabei die mit Steinkohle beladenen Loren, die langsam zur Kippstelle geschleppt wurden.
Der auffällige junge Bergarbeiter zog den Kopf ein, als er durch den Eingang zum Bergwerk trat – ein mit Holzbalken abgestütztes Portal im Berghang. Dann ging er einen abfallenden Tunnel hinunter. Er hatte sich intensiv mit Bergbautechnik beschäftigt, um sich auf seinen Einsatz vorzubereiten. Genau genommen war dieser mit Schienen versehene Fördergang kein richtiger Tunnel, der eigentlich durch den gesamten Berg hätte hindurchführen müssen, sondern eher ein Zugangsstollen, auch Adit genannt – von aditus, wie er es im Lateinunterricht seines Internats gelernt hatte, was eben so viel wie »Zugang« hieß. Wenn man erst mal drin war, gab es keinen anderen Weg hinaus, als umzukehren und zurückzugehen.
Als er einen Korridor betrat, der die Förderstrecke kreuzte und von ihr wegführte, traf er einen kleinen Jungen, dessen Aufgabe darin bestand, bei Bedarf ein Holztor zu öffnen oder zu schließen, um die Luft von den Ventilatoren ins Bergwerk zu leiten.
»Hey, Sammy. Der Knabe im Telegrafenbüro hat mir erzählt, dass eure Pirates gestern Brooklyn geschlagen haben. Acht zu fünf.«
»Toll! Danke für die Neuigkeit, Mister.«
Sammy war noch nie in einem Baseballstadion der Major League gewesen. Genau genommen hatte er sich niemals mehr als zehn Meilen von dieser Grube entfernt, wo die Gleason Company auf einen ergiebigen Ableger des Pittsburgh Seam gestoßen war, des reichhaltigsten Steinkohleflözes Amerikas, das unter Pennsylvania, West-Virginia und Ohio verlief. Sein Vater war jedoch als Bremser bei der Ohio & Baltimore Railroad angestellt gewesen, bis er bei einem Zugunglück ums Leben gekommen war, und hatte immer, wenn er nach seinen Fahrten nach Hause kam, aufregende Geschichten von Baseballspielen in den großen Städten erzählt, die er mit Zigarettenbildern von berühmten Spielern illustrierte.
Der junge Mann steckte Sammy eine farbenprächtige Chromolithographie des First Baseman der Rochester Pirates, Harry O’Hagan, zu. Im August hatte O’Hagan ein Wunder vollbracht, das noch immer im Munde aller Männer und Jungen von Amerika war – ein sogenanntes »unassisted Triple Play«.
»Ich wette, die New York Giants treten sich vor Wut selbst in den Hintern, weil sie Harry verkauft haben«, sagte er, und dann fragte er mit gesenkter Stimme: »Hast du Roscoe gesehen?«
Roscoe war ein als Arbeiter getarnter Spion von Gleason.
Der Junge deutete mit einem Kopfnicken in die Richtung, die der junge Mann eingeschlagen hatte.
Er folgte dem Streb, der sich einige hundert Meter weit in den Berg hinabbohrte, bis er vor der Wand des Kohleflözes endete. Dort begann er seine Arbeit als Helfer, schnappte sich eine Schaufel und sammelte die Kohlebrocken, die von den erfahrenen Bergarbeitern aus dem Flöz herausgehackt, -gebohrt und -gesprengt worden waren. Für jede Fünf-Tonnen-Lore, die er während der Zwölfstundenschichten an sechs Tagen der Woche füllte, erhielt er vierzig Cent Arbeitslohn.
Die Luft war mit Kohlenstaub gesättigt. Wirbelnde schwarze Wolken verdunkelten das Licht der elektrischen Glühbirnen. Die niedrige Decke war mit Holzstempeln und -balken verschalt, um das Gebirge aus Gestein und Erdreich zu stützen, das auf der Kohle lastete. Das Flöz knarrte und ächzte unter dem Druck, dem es seit Jahrmillionen ausgesetzt war und der es für die Menschen so wertvoll gemacht hatte.
Hier im Nebenstollen, abseits vom Hauptgleis, wurden die Loren von Maultieren gezogen, deren Köpfe man mit Lederhauben schützte. Eins der Maultiere, ein Exemplar mit den kleinen Hufen und langen Ohren, die nach Auffassung der Bergleute ein besonders starkes Tier kennzeichneten, blieb plötzlich stehen. Eustace McCoy, ein massiger West-Virginier mit geröteten Augen, der schon die ganze Zeit über einen ausgewachsenen Kater klagte, stieß einen wüsten Fluch aus und zerrte am Zaumzeug des Zugtiers. Aber das Maultier stemmte sich steifbeinig gegen den Zug und gab keinen Millimeter nach. Dabei zuckten seine Ohren bei jedem Knirschen der Steinkohleader.
Eustace riss sich den Gürtel vom Leib und holte aus, um mit der eisernen Schnalle auf das Tier einzuprügeln.
Der große Blondschopf fing die zuschlagende Hand mitten in der Bewegung auf.
»Sonny, geh mir aus dem Weg!«, warnte Eustace.
»Ich bring es wieder zum Laufen. Es hat sich vor irgendwas erschreckt.«
Eustace, der fast genauso groß, aber bedeutend breitschultriger war, ballte die Fäuste und zielte mit einem Schwinger auf das Gesicht des jungen Mannes.
Der Hieb wurde abgeblockt, ehe er sein Ziel fand. Eustace fluchte und holte erneut aus. Und musste zwei Konter hinnehmen. Sie wurden elegant ausgeführt, zu schnell, um mit den Augen verfolgt zu werden, und trafen mit konzentrierter Wucht. Eustace streckte sich auf den Gleisen aus. Jegliche Wut und Kampfbereitschaft waren schlagartig verflogen.
Die Bergarbeiter wechselten erstaunte Blicke.
»Habt ihr so was schon mal gesehen?«
»Nee.«
»Eustace McCoy auch nicht.«
Der junge Mann redete beruhigend auf das Maultier ein, und dann setzte es sich mit der Lore im Schlepptau in Bewegung. Nun half er dem gestürzten Arbeiter auf die Füße und streckte ihm versöhnlich eine Hand entgegen, als Eustace mit schiefem Grinsen meinte: »Bin nicht mehr so hart erwischt worden, seit ich meinem alten Herrn die Whiskeyflasche gemopst hab. Wo hast du gelernt, dich mit einer solchen Dublette zu wehren?«
»In Oregon«, log der junge Mann.
Sein Name war Isaac Bell.
Bell war Privatdetektiv der Van Dorn Agency und hatte den Auftrag, Saboteure der Gewerkschaft aufzuspüren. Dies war der erste Fall, den er allein lösen musste, und er sollte verdeckt ermitteln. Um absolute Geheimhaltung zu gewährleisten, hatte der Minenbesitzer noch nicht einmal den Wachdienst seiner Firma über die Ermittlungen informiert. Aber das Erstaunen in den Gesichtern der Bergarbeiter verriet Bell, dass er soeben einen schweren Fehler gemacht hatte.
Man schrieb das Jahr 1902. Van-Dorn-Detektive waren im Begriff, sich einen hervorragenden Ruf als Agenten zu erarbeiten, die ihr Metier beherrschten, und das Motto der Agentur – Wir geben nicht auf! Niemals! – machte mittlerweile die Runde unter den Insassen der Strafanstalten der Nation. Woraus sich ergab, dass sich der junge Isaac Bell eingestehen musste, wahrscheinlich der einzige Detektiv seiner Firma zu sein, der so dumm war, seine Tarnung durch ein paar spektakuläre Nahkampftricks auffliegen zu lassen.
Roscoe, der Gleason-Spion, musterte ihn argwöhnisch. Das musste noch nichts Schlimmes bedeuten. Bell schätzte, dass er das irgendwie in Ordnung bringen könne. Aber jeder Saboteur, der davon Wind bekam, dass er einen gestandenen Maultiertreiber mit Hilfe der perfekt angewandten Selbstverteidigungstechnik eines Yale-Absolventen ausgeschaltet hatte, würde sich durch seine Tarnung als naives, gehorsames Landei nicht lange täuschen lassen.
»ACHTUNG !«
Die erschöpften Männer, die nach Ende ihrer Schicht aus dem Bergwerk herausstiegen, verließen mit schlurfenden Schritten das Gleis der Kohlebahn. Die Winde spannte das Zugkabel, und zwanzig Kohleloren erschienen hinter ihnen und rollten das Steilstück zur Kippstelle hinauf. Der Lorenzug hatte den höchsten Punkt fast erreicht, als die Kettenleine, die das Zugkabel mit der vorderen Lore verband, mit einem Knall, der so laut wie ein Gewehrschuss war, riss.
Der Zug hielt abrupt an.
Einhundert Tonnen Kohle standen für die Dauer eines Herzschlags reglos auf den Schienen.
Dann begannen sie rückwärts in Richtung der Stollenöffnung zu rollen.
Jim Higgins, der sich beeilte, vom Windenmotor auf seinen Posten an der Gleissperre zurückzukehren, ließ die Ölkanne fallen und rannte, so schnell er konnte. Aber der Zug beschleunigte. Er überholte ihn, und ehe Higgins die Sperre erreichen konnte, rasten zwanzig Loren über sie hinweg und das Hauptgleis hinab.
Isaac Bell startete durch und folgte dem Zug. Am letzten Wagen entdeckte er einen Bremshebel, rannte neben ihm her und suchte nach Handgriffen, an denen er sich hätte festhalten können. Der Kohlenzug nahm stetig Tempo auf und zog allmählich an ihm vorbei. Als sich die letzte Lore auf seiner Höhe befand, sprang er mit einem verzweifelten Satz auf die Kupplung, umklammerte mit beiden Händen den Bremshebel und schaffte es, das Gleichgewicht zu bewahren. Er warf sich mit seinem gesamten Körpergewicht auf die Stahlstange und presste gekrümmte Bremsschuhe gegen die wirbelnden Stahlräder.
Metall kreischte ohrenbetäubend. Der Hebel ruckte und vibrierte in seinen Händen. Funken sprühten von den Schienensträngen hoch und stiegen auf beiden Seiten des Wagens wie eine Doppelfontäne in die Höhe. Bell drückte mit aller Kraft auf den Bremshebel. Seine schnelle und wirkungsvolle Reaktion und der entschlossene Einsatz von Muskeln und Körperbeherrschung schienen den führungslosen Zug tatsächlich zu bremsen. Mehrere mitdenkende und ebenso schnell reagierende Männer rannten neben dem Zug her in der Hoffnung, aufspringen und die Bremsen der anderen Loren betätigen zu können.
Aber das Gewicht der Kohleladung war zu groß und der Schwung des Zugs zu mächtig.
Plötzlich, mit einem Knall, fast ebenso laut wie der beim Reißen der Kettenleine, brach der Stahlstift, der die Verbindung zwischen Bremshebel und Bremsschuhen herstellte. Der Hebel gab nach. Bell, der sich mit seinem Gewicht darauf verlagert hatte, verlor die Balance. Schienen und Schwellen verschwammen unter ihm, während die Geschwindigkeit des Zuges weiter zunahm. Nur seine blitzschnellen Reflexe und ein zielsicherer Griff nach dem oberen Rand der Kohlenlore bewahrten ihn vor einem tödlichen Sturz.
Der Wagen schlingerte heftig hin und her, während er schneller und schneller wurde. Da er sich am Ende des Zugs befand und nicht durch nachfolgende Wagen fixiert wurde, schleuderten ihn die gleichen seitlich auf ihn einwirkenden Kräfte, die auch den Knall einer Peitsche erzeugten, gegen das Ventilatorgehäuse, das dicht neben dem Gleis stand. Der Zusammenprall rasierte dessen Stützpfeiler unter ihm weg, und das Bauwerk brach über dem riesigen Ventilator zusammen, der frische Luft ins Bergwerk blies. Dachbalken verkeilten sich zwischen den Flügeln des Ventilators und brachten ihn zum Stillstand.
»Spring ab!«, brüllten einige Bergarbeiter.
Ehe Bell sich eine Richtung aussuchen konnte, in der er genug Platz hätte, um halbwegs sicher landen zu können, raste der Zug durch die Stollenöffnung und in den engen Tunnel hinein, wo sein Körper nach dem Abspringen gegen Holzbalken, Gestein, Stahlverstrebungen und Kohle geschleudert und zu einer blutigen Masse zerschmettert worden wäre. Bell schwang die Füße auf die Kupplung und wappnete sich für einen sehr plötzlichen Stopp, sobald der Zug das Ende des Stollens erreichte.
Der Kohlenzug schwankte immer stärker, je schneller er durch den Stollen abwärtsdonnerte. Der letzte Wagen, an dem Bell hing, schlug gegen die Stützpfeiler, zerfetzte sie und zertrümmerte Kohlepfeiler, die Bergleute stehen gelassen hatten, um die Stollendecke abzustützen. Das vordere Zugende, neunzehn Wagenlängen vor Bell, raste auf ein Holztor zu, das Sammy der Türjunge kurz zuvor hinter dem Zug geschlossen hatte, als er über das ansteigende Gleis zur Kippstelle gezogen wurde.
Sammy war nach zwölf Stunden harter Arbeit in nahezu vollständiger Dunkelheit benebelt und verspürte entsetzliche Angst, als er das Getöse des stählernen Ungetüms hörte, das sich in seine Richtung wälzte. Aber er harrte auf seinem Posten aus und versuchte verzweifelt, das Tor zu öffnen, um das rasende Monster hindurchzulassen. Wie ein Wirtschaftskapitän, der einen Bettler mit lässiger Hand aus dem Weg schiebt, warf der Zug den Jungen gegen die Stollenwand, zerschmetterte das Tor und beschleunigte weiter.
2
Der schwankende Kohlenwagen, an dem sich Isaac Bell festklammerte, schrammte an den Stollenwänden entlang. Dabei durchtrennte der mit lautem Getöse hin und her schaukelnde Ladebehälter die Leitungsdrähte, die die Glühbirnen mit elektrischem Strom versorgten, sodass die außer Kontrolle geratene Grubenbahn ihre Fahrt in vollständiger Dunkelheit fortsetzte.
Bell presste seinen Rücken mit aller Kraft gegen den kalten Stahl seiner Lore, um den Weg, den sein Körper im Augenblick des Aufpralls zurücklegen würde, so weit wie möglich zu verkürzen. Bis zum Kohleflöz am Ende des Tunnels konnte es nicht mehr weit sein. Unvermittelt sprang der Zug aus den Schienen. Ein metallisches Kreischen erfüllte den Stollen, als der Zug gegen die Seitenwände krachte und Isaac Bell – wie ein wütend bockendes Wildpferd – abzuwerfen drohte. Stattdessen rettete diese Reaktion des Kohlenzugs dem jungen Detektiv das Leben. Der wiederholte Kontakt mit den Stollenwänden bewirkte, dass der Zug sein mörderisches Tempo verringerte. Als er schließlich mit einem donnernden Krachen das Kohleflöz rammte, wurde Bell brutal gegen die Rückwand der Lore geworfen, aber zum Glück nicht hart genug, um Knochen zu brechen.
Die Stille, die danach einsetzte, war ebenso intensiv wie die herrschende Dunkelheit.
Bell sprang herab und rannte in der Dunkelheit den Weg zurück, den ihn der führerlose Zug mitgenommen hatte. Dabei tastete er sich mit den Füßen über die Schwellen und achtete darauf, sich stets in der Mitte zwischen den Schienensträngen zu halten, wo die Stollendecke am höchsten war und er einigermaßen sicher sein konnte, sich keine Kopfverletzung zu holen. Er lief, so schnell er konnte, und hatte – in der Hoffnung, ein mögliches Hindernis rechtzeitig ertasten und davor anhalten zu können – die Hände in Gesichtshöhe vorgestreckt.
Ihm blieben nur Sekunden zur Flucht, sonst würde er im licht- und luftlosen Chaos des zerstörten Tunnels im wahrsten Sinne des Wortes sein Leben aushauchen. Denn in der Dunkelheit lauerten noch weitaus tödlichere Gefahren als eine Kollision mit einem Hindernis. Böse Wetter – giftiges Kohlenstoffdioxid, von den Bergleuten Kohlensäure genannt, und leicht entflammbares Methan – sammelten sich schnell, da der beschädigte Ventilator keine frische Luft ansaugte und die tödlichen Dämpfe nicht ausblies. Erstickende matte Wetter, hochgradig angereichert mit Kohlenstoffdioxid, würden innerhalb von zehn Sekunden zum Tod führen. Schlagende Wetter, »brennbare Luft«, Sumpfgas, das von der Steinkohle abgegeben wurde, drohte jeden Moment zu explodieren und jeden, der sich im Bergwerk aufhielt, zu töten. Gott sei Dank, dachte Isaac Bell, hatte der größte Teil der Tagschicht das Bergwerk bereits verlassen, und die Arbeiter der Nachtschicht waren noch nicht eingefahren. Nur die Türschließer befanden sich nach wie vor auf ihren Posten.
Plötzlich hellte sich die Dunkelheit auf. So früh schon Tageslicht? Aber das war nicht möglich. So schnell konnte er sich keinesfalls dem Stolleneingang genähert haben. Dann erkannte er, dass sich der Lichtschein hinter ihm befand – aufflackerndes Feuer, weil sich Gas und Kohle am Ende des Stollens entzündet hatten. Der Lichtschein bewahrte ihn davor, über einen Türjungen zu stolpern, der auf dem Gleis entlangkroch.
Bell hievte ihn auf die Füße.
»Steh auf! In dem matten Wetter da unten erstickst du. Renn!«
Er schob den Jungen vor sich her, und gemeinsam flüchteten sie vor den Flammen und dem Qualm, der sie den Stollen hinauftrieb. Der Qualm enthielt böse Wetter, geruchloses Kohlenstoffmonoxid, das sie innerhalb von Minuten töten würde, wenn sie nicht vorher verbrannten.
Abrupt blieben sie stehen. Der Stollen war blockiert. Der Kohlenzug hatte die Kohlepfeiler weggerissen, die die Bergarbeiter als Abstützung der Tunneldecke stehen gelassen hatten. Dieser Sicherung beraubt, war die Decke fast bis auf das Bahngleis abgesackt. Lediglich eine knapp sechzig Zentimeter große Lücke wurde von einem einzelnen ächzenden Holzstempel offen gehalten.
»Ich kann mich hindurchschlängeln, Mister. Ich hole Hilfe.«
»Warte«, sagte Bell. Es sah aus, als würde die armselige Stütze jeden Moment nachgeben. Er zwängte sich auf allen vieren in die Lücke und stemmte sich mit dem Rücken gegen den Holzstempel, als wollte er versuchen, das Gebirge allein mit der Kraft seiner Muskeln aufzuhalten. »Okay, Sonny«, keuchte er. »Rutsch durch.«
Der Junge schob sich an ihm vorbei.
Bell verminderte behutsam den Druck gegen den Stempel und kroch auf dem Bauch weiter. Kaum hatte er die Füße durch die Öffnung gezogen, als der Holzbalken barst. Die Decke stürzte mit lautem Getöse ein, und Tonnen von Steinkohle und taubem Gestein ergossen sich in den Stollen.
»Los, weiter!«
Aber der Junge rührte sich nicht, sondern starrte sprachlos auf die Gesteinsmassen, unter denen sie beinahe verschüttet worden wären.
»Das war knapp«, meinte Bell lässig, um den Jungen aus seiner Starre zu locken, und als er damit keinen Erfolg hatte, fragte er: »Hast du sehen können, ob der kleine Sammy rausgekommen ist?«
»Tot«, erwiderte der Junge. »Der Zug hat ihn erwischt.«
»Dann komm. Lass uns von hier verschwinden.«
Sie rannten den ansteigenden Stollen hinauf, bis sie von einem weiteren Felsrutsch aufgehalten wurden. Durch diesen drang kein Lichtschimmer von der anderen Seite, auch wenn sie sich der Stollenöffnung weit genug genähert haben mussten. Allerdings konnten sie von der anderen Seite ein leises Klopfen hören. Hacken wühlten sich durch die Felstrümmer. Sie ergriffen Gesteinsbrocken und schmetterten sie gegen das Hindernis, um den Helfern auf der anderen Seite zu signalisieren, dass sie noch am Leben waren.
Das Klirren der Hacken wurde stetig lauter. Nicht lange, und Isaac Bell konnte Licht sehen und Freudenrufe hören. Zehn Männer bearbeiteten den Felsrutsch. Das erste Gesicht, das sich aus der Staubwolke schälte, gehörte Jim Higgins, der die Rettungsmannschaft anführte.
Lachende Männer zogen sie durch die Öffnung und streckten die Hände nach weiteren Überlebenden aus. Die Freudenrufe erstarben auf ihren Lippen.
»Sind das alle?«, fragte Higgins.
»Der kleine Sammy hat den Tod gefunden«, sagte Bell. »Und andere hab ich nicht gesehen. Geben Sie mir eine Hacke. Ich zeige Ihnen den Weg.«
Doch ehe er umkehren und zurückgehen konnte, erschütterte eine Explosion in der Tiefe das Bergwerk, und die Retter wussten genau, dass sie, auch wenn sie die ganze Nacht und den folgenden Tag nach weiteren Überlebenden graben würden, keine lebende Seele mehr anträfen.
Sie gingen los und wurden abermals gestoppt. Diesmal aber nicht von einer Explosion, sondern von einer Gruppe Firmencops, die von einem Pinkerton-Agenten angeführt wurden. Dieser rief: »Jim Higgins!«
»Ich bin hier. Wir wollen gerade runtergehen, um zu retten, was zu retten ist.«
»Jim Higgins, Sie stehen unter Arrest.«
»Wegen was?«
»Wegen Mordes an den armen, unschuldigen Türschließern, die im Bergwerk umgekommen sind.«
»Ich habe nicht …«
»Sie haben Ihren Posten verlassen. Sie haben die Katastrophe dadurch ausgelöst, dass Sie es unterlassen haben, den Hebel der Gleissperre umzulegen, die den Zug gestoppt hätte.«
»Der Vorarbeiter hat mir befohlen, die Winde zu ölen …«
»Erzählen Sie das dem Richter«, unterbrach ihn der Pinkerton-Agent.
Jim Higgins reckte den Kopf. »Ihr habt mir eine Falle gestellt«, sagte er. »Ihr habt rausgekriegt, dass ich Gewerkschaftsfunktionär bin. Ihr wusstet, dass es keinen Sinn hat, mich zu verprügeln, um mich zum Schweigen zu bringen. Darum habt ihr auf eine Chance gewartet, um mich aus dem Verkehr zu ziehen. Ihr habt mich an die Gleissperre gestellt, um mich von den Arbeitern fernzuhalten. Und jetzt wird mich einer von euren bestochenen Richtern zu einer Gefängnisstrafe für ein Verbrechen verdonnern, das ich, wie ihr verdammt noch mal ganz genau wisst, nicht begangen habe.«
»Nein«, meinte ein Cop grinsend. »Kein Richter wird dich ins Zuchthaus sperren. Auf dich wartet der Henker.«
Sie packten seine Arme und schickten sich an, ihn wegzuzerren.
Jim Higgins fing Isaac Bells Blick auf und starrte ihm in die Augen.
Bell hörte ihn sagen: »Dort, wo ich herkomme, gibt es noch mehr von meiner Sorte.«
3
»Diese Kettenleine war brandneu«, beteuerte der Windentechniker, eine imposante Erscheinung von einem Mann, mit einer Nickelbrille auf der Nase. »Ich habe sie eigenhändig montiert. Völlig unmöglich, dass sie gerissen ist.«
»Wie es so schön heißt, eine Kette ist nur so stark wie ihr schwächstes Glied«, sagte Isaac Bell.
Von der Winde oberhalb der Kippstelle konnte er über das steile Gleis bis hinunter zum Stolleneingang schauen, wo Mechaniker voller Hektik behelfsmäßige Ventilatoren zusammenbauten und aufstellten. Rund einhundert Retter warteten darauf, dass sie Kohlenstoffmonoxid, brennbare Luft und tödliche böse Wetter aus der Gleason Mine No. 1 absaugten. Erst dann würden sie in die tiefer gelegene Strebe vordringen können, wo die Arbeiter eingeschlossen waren.
Der Techniker reckte trotzig das Kinn vor. »Ich baue keine schwachen Kettenglieder ein, Sonny. Und ich überprüfe höchstpersönlich jedes Kettenglied auf das Sorgfältigste.«
»Ich frage mich«, sagte Isaac Bell, »ob es nicht das Kabel war, das gerissen ist.«
»Sie stellen auffällig viele Fragen, Mister.«
Bell reagierte mit einem freundlichen Lächeln, das seinen Augen einen leicht violetten Schimmer verlieh. »Da ich mit diesem Zug bis auf die tiefste Sohle des Bergwerks gefahren bin, bin ich tatsächlich neugierig, wodurch er sich selbstständig machen konnte.«
»Oh, Sie sind also der Bursche, der versucht hat, ihn anzuhalten? Gestatten Sie mir, dass ich Ihnen dafür die Hand schüttle, mein Sohn. Was Sie getan haben, war mutig.«
»Ich wünschte, es wäre mir gelungen, ihn zu stoppen«, sagte Bell. »Aber ich frage mich …«
»Nein, das Kabel ist in bestem Zustand. Hier, ich zeige es Ihnen.«
Der Techniker führte Bell zu der riesigen Trommel, auf der das zwei Zentimeter dicke Stahlseil säuberlich aufgewickelt war, und zeigte ihm die Schlinge am Ende des Seils. »Sehen Sie diese Kausche innerhalb der Schlinge? Sie verhindert, dass das Seil geknickt wird. Und wie Sie erkennen können, hat sie ihre Form behalten und wurde nicht verbogen. Und die Spannschrauben der Schellen befinden sich auf der Außenseite des Seils, wo sie auch hingehören. Sie haben dem Zug standgehalten.«
»Ich nehme an, dies bedeutet, dass ein Glied der Kette gebrochen ist, was nach menschlichem Ermessen niemals hätte geschehen dürfen.«
Der Techniker schüttelte den Kopf. »Falls Sie es schaffen, diese Kette aus dem Chaos da unten herauszuziehen, wette ich jede Summe mit Ihnen, dass sie so heil und stark ist wie an dem Tag, als sie geschmiedet wurde. Sie besteht aus Molybdänstahl. Wissen Sie, was das ist, mein Sohn?«
Bell wusste es, aber ein einfacher Arbeiter würde es wahrscheinlich nicht wissen, daher schüttelte er den Kopf. »Hab das Wort schon mal gehört. Kann jedoch nicht behaupten, dass ich wüsste, was damit gemeint ist.«
»Es ist eine Legierung, die von französischen Stahlkochern zusammengemixt wurde. Sie ist viel stärker als herkömmlicher Stahl. Ideal für Zug- und Hubketten. Molybdänstahl kann nicht zerbrechen.«
»Was meinen Sie, was stattdessen gebrochen ist?«, fragte Bell.
»Schwer zu glauben, dass es der Schäkel war.«
»Welcher Schäkel?«
»Der Schwenkschäkel, der das Seil mit dem Geschirr verbindet. Er dient dazu, den Zug anzuhängen, und er ist drehbar, um den Kippvorgang zu beschleunigen. Nein, dieser Schäkel ist der Schuldige. Jede Wette.«
»Kommt es öfter vor, dass Schäkel zerbrechen?«
»Niemals! Fast niemals.«
»Vielleicht war er zu schwach für die Last.«
»Nein, Sir! Ich habe ihn selbst ausgesucht und eingehängt. Hab genau drauf geachtet, dass seine Bruchlast größer war als die der Kette und des Stahlseils. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er versagt haben könnte.«
Bell fragte sich, ob es nicht irgendeine geheimnisvolle Art und Weise gab, den Techniker ausreichend höflich zu fragen, ob er glaube, dass er den führerlosen Zug nur geträumt hatte, ohne dass er sich sofort weigerte, sich weiterhin zu diesem Thema zu äußern. In diesem Moment kam ein schmerbäuchiger Zechen-Cop hinter der Kreiselkippvorrichtung hervor und musterte Bell argwöhnisch. »Was habt ihr beiden da zu reden?«
Der Techniker ließ sich nicht einschüchtern. Er war ein erfahrener Mechaniker und kannte seinen Wert. Aber von Isaac Bell, einem einfachen Arbeiter, wurde erwartet, dass er katzbuckelte, es sei denn, er war Manns genug, dem Cop in die Augen zu blicken und – auf die Gefahr hin, seinen Job zu verlieren – zu sagen, er solle sich zum Teufel scheren.
Bell wandte ihm den Rücken zu und stieg auf dem steilen Gleis abwärts.
»Wo gehst du hin, verdammt noch mal? Ich rede grad mit dir.«
»Sie haben die Ventilatoren eingeschaltet«, rief Bell über die Schulter. »Ich begleite den Rettungstrupp. Kommen Sie mit?«
Der Cop, der kein Bedürfnis verspürte, ein Bergwerk zu betreten, das mit dichten Schwaden giftiger und explosiver Gase gefüllt war, gab keine Antwort, und Bell holte die Retter ein, die neue Stromleitungen verlegten und Hacken schwangen und mit elektrischen Bohrhämmern hantierten, um die Förderstrecke und Nebenstollen freizuräumen, um nach den vermissten Türjungen zu suchen.
Als der letzte kleine Leichnam geborgen worden war und die erschöpfte Suchmannschaft in Richtung Tageslicht schlurfte, löschte Bell seine Stirnlampe und versteckte sich in einem Nebenstollen. Er wartete, bis sich die Männer auf der Förderstrecke so weit entfernt hatten, dass von ihren Lampen nichts mehr zu sehen war. Dann zündete er seine eigene Lampe wieder an und drang tiefer ins leere Bergwerk vor, um ein Rätsel zu lösen.
Zu keinem Zeitpunkt seiner Ermittlungen war er auf irgendeinen Hinweis gestoßen, der auf Sabotageakte der Gewerkschaft hingewiesen hätte, und jetzt glaubte er auch den Grund dafür zu kennen. Nachdem er wochenlang unter Tage gearbeitet und soeben ein Grubenunglück, ausgelöst von einem Kohlenzug, der sich selbstständig gemacht hatte, überstanden hatte, musste er die Existenz von Saboteuren der Gewerkschaft in Frage stellen, die zu entlarven und zu verhaften das Bergwerksunternehmen die Van Dorn Agency engagiert hatte.
Er zweifelte dabei nicht an Sabotageakten, die im Zuge von Arbeitskämpfen verübt wurden. Gewalttätige Vorfälle gab es in einem Krieg zwischen Arbeitern und Unternehmern, der andauerte, solange man sich erinnern konnte, gewiss im Überfluss. Bergarbeiter waren bereits in Schießereien mit der Coal and Iron Police verwickelt gewesen, ehe der älteste Mann im Bergwerk als Türjunge gearbeitet hatte. Viele Eisenbahnerstreiks waren aus Vorfällen wie Schlägereien, gezielten Prügelaktionen und Schießereien bis hin zu entgleisten Lokomotiven und gesprengten Brücken entstanden. Bei zahlreichen Stahlarbeiterstreiks waren Schmelzöfen gesprengt worden, oder man hatte ihre Feuer gelöscht und sie unbrauchbar gemacht, sobald das geschmolzene Metall in ihnen erkaltet war. Schleppschiffe und Frachtkähne waren steuerlos den Wellen überlassen, Fabriken in Brand gesetzt, Telegrafenleitungen durchtrennt und die Häuser von Fabrikbesitzern niedergebrannt worden. Berittene Polizisten hatten die Arbeiter angegriffen wie Kavallerieeinheiten auf einem Schlachtfeld. Gatling-Kanonen hatten die Zeltstädte der Streikenden niedergemäht.
Aber unter Tage in einem Kohlebergwerk war Sabotage gleichbedeutend mit Selbstmord. Tief unter Tage würden die Gewerkschaftler selbst verschüttet werden, wenn Stollen einstürzten, oder sie erstickten, wenn böse Wetter die Atemluft verdrängten. Oder verbrannten bei lebendigem Leib, wenn entflammbare Gase explodierten.
Aber ehe er seinem Boss – Mr. Joseph Van Dorn, Gründer der Privatdetektei, die seinen Namen trug – meldete, dass es keine Saboteure der Gewerkschaft gab, sollte sich ein junger Detektiv, der seinen ersten Fall allein bearbeitete, lieber absolut zweifelsfrei versichern, dass die Höllenfahrt des führerlosen Kohlenzugs ein gewöhnlicher Unfall gewesen war. Dazu musste er handfeste Beweise beschaffen.
Trau nur dem, was du siehst, und nicht dem, was du sehen sollst – diese erste Lektion seiner langen Lehrzeit war ihm von altgedienten Van-Dorn-Agenten wie Wish Clarke, Mack Fulton und Walter Kisley eingebläut worden. Und oft, sehr oft, war sie von Joseph Van Dorn selbst wiederholt worden.
Bell wanderte die Hauptstrecke bis zu ihrem tiefsten Punkt hinab und richtete die Lampe auf die verbogenen Trümmer des Kohlenzugs, der gegen das Kohleflöz gekracht war, vor dem der Stollen mündete. Der Wagen am Ende des Zuges – es war die hin und her schwankende Lore, an der er während der rasenden Fahrt ins Innere des Berges gehangen hatte – war auf der Fahrt zur Kippstelle der erste Zugwagen gewesen, an dem das Zugseil mit Hilfe der Kettenleine befestigt worden war. Er stellte fest, dass die Kettenglieder an beiden Enden der Kettenleine mit schweren stabilen Stahlringen an der rechten und linken Seite der Lore eingehängt waren. Aber die Leine, eine Kette, deren Länge der doppelten Breite der Lore entsprach, war genau in der Mitte geborsten. Er fand keinen Schäkel. Und nur die Hälfte des Kettenglieds, das sich genau in der Mitte der Kette befand, war vorhanden und hatte sich in dem benachbarten Kettenglied verhakt. Als Isaac Bell versuchte, es herauszuziehen, schnitt es in seinen Finger.
Während er den Finger in den Mund steckte und daran lutschte, um die Blutung zu stillen, inspizierte er die scharfe Kante, an der er sich verletzt hatte. Zerbrochen war einer der langen Abschnitte des Kettenglieds. Er untersuchte die schartige Kante. Was sich seinen Augen hier darbot, überraschte ihn und war ihm zugleich ein Rätsel. Dort, wo das stählerne Glied geborsten war, war es glatt und abgeflacht und scharf wie eine Rasierklinge.
Es sah aus, als sei es mit einem Meißel durchtrennt worden. Er verwendete andere Glieder als Werkzeuge, um es mit einigen Schlägen aus dem benachbarten Glied zu lösen, in dem es sich verkeilt hatte, und ließ es in seiner Hosentasche verschwinden. Dann suchte er nach dem fehlenden Schäkel. Er musste in eine von Schwellen gesäumte Vertiefung zwischen den Schienen des Zuggleises gefallen sein.
Er hielt so lange danach Ausschau, bis das Öl seiner Lampe nahezu aufgebraucht war, aber von dem Schäkel war noch immer nichts zu sehen. Ein weiteres Rätsel. Offensichtlich war der Schäkel aus dem geborstenen Kettenglied gerutscht. Aber wie hatte sich der Schäkel aus der Kausche gelöst, die die Seilschlinge bildete, die er an der Windentrommel hatte inspizieren können?
Während er dem Gleis aus dem Bergwerk hinaus folgte, fielen ihm die Polizisten ein, die ihn beobachtet hatten. Um nicht mit dem defekten Kettenglied von ihnen erwischt zu werden – falls sie von ihm verlangten, seine Taschen auszuleeren – , versteckte er es in einem Spalt zwischen einem Stützstempel und der Kohleader und prägte sich die Stelle ein – vier Stempel oberhalb des untersten Nebenstollens.
nicht
Vor sich erkannte er den Lichtschein des Stolleneingangs. Er beschleunigte seine Schritte.
»Woher zum Teufel kommst du denn?«
Einige Bergarbeiter, die neue Stromleitungen verlegten, starrten ihn verwundert an.
Bell deutete mit dem Daumen hinter sich, wo sich der Stollen in der Dunkelheit verlor. »Bestellt den Mechanikern, die diese Ventilatoren aufgestellt haben, dass ich ihnen einen ausgebe.«
Hunderte Männer warteten darauf, ins Bergwerk einzufahren und ihre Arbeit wieder aufzunehmen. Bell mischte sich unauffällig unter sie, ging den Wachleuten der Bergwerksfirma aus dem Weg, schlüpfte durch das Tor zum Bergwerksgelände hinaus und eilte zum Telegrafenbüro. Während er auf seinem Weg den Ziegen auswich, die auf der Main Street von Gleasonburg umherstreunten, einer von Baracken gesäumten Lehmstraße, die von Wagenrädern zerfurcht war und nach Kloake stank, dachte er über das Telegramm nach, das er an Joseph Van Dorn schicken wollte.
Wer würde ein Bergwerk sabotieren? Kein Gewerkschaftsmitglied, das halbwegs bei Verstand war, wäre imstande, seine eigenen Leute zu töten. Ganz gewiss nicht der im Grunde friedliche Jim Higgins, der seinen Gesinnungsgenossen Mäßigung predigte. Aber wenn es nicht die Saboteure der Gewerkschaft, die er hatte entlarven sollen, gewesen waren – Verbrecher, die, wie er mittlerweile fest überzeugt war, gar nicht existierten –, wer war es dann? Vielleicht die Eigentümer des Bergwerks? Aber sie hatten alles zu verlieren, wenn sie keine Kohle fördern konnten. Dieses Unglück hätte einen wesentlich schlimmeren Ausgang haben können. Hunderte hätten den Tod finden können. Das Bergwerk wäre monatelang lahmgelegt worden, anstatt nur für wenige Tage.
Aber wenn weder die Gewerkschaft noch die Eigentümer für den Zwischenfall verantwortlich waren, wer dann?
Da er auf diese Frage keine Antwort fand, dachte Bell über ein noch seltsameres Rätsel nach. Offensichtlich war, dass ein Saboteur die Kette irgendwie durchgeschnitten hatte. Aber in dem Moment, als die Kette gebrochen war, hatte sich der Kohlenzug auf der Steilstrecke befunden, die zum Kreiselkipper führte, und war von einigen Hundert Bergarbeitern zu sehen gewesen. Nicht einer von ihnen, Isaac Bell selbst eingeschlossen, hatte auf der ersten Lore einen Schmied beobachtet, der die Kettenleine mit Hammer und Meißel bearbeitete.