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Buch

Endlich ist es so weit! In ein paar Wochen wird Heather ihrem geliebten Cooper das Jawort geben. Und als wären die Hochzeitsvorbereitungen nicht stressig genug, steht Heather plötzlich vor einem weiteren Problem: In der Fischer Hall, dem Studentenwohnheim des New York College, in dem sie arbeitet, wird eine junge hübsche Frau tot aufgefunden. Heather findet heraus, dass es eine geheime Party gegeben hat, auf der auch das Opfer war. Hat ihr Tod etwas damit zu tun? Und wer ihrer Schützlinge hat noch mitgefeiert? Für Heather gilt es, all diese Fragen zu klären – und vor Cooper zu verheimlichen, dass sie schon wieder auf eigene Faust in einem Mordfall ermittelt. Und dann taucht auch noch ihre Mutter auf, die sie vor Jahren um ihr Vermögen betrogen und sich nach Argentinien abgesetzt hat. Heather ist höchst alarmiert. Doch ihre Mutter wünscht sich eine tränenreiche Versöhnung …

Autorin

Meg Cabot stammt aus Bloomington, Indiana. Nach dem Studium wollte sie Designerin werden, jobbte währenddessen in einem Studentenwohnheim und schrieb ihren ersten Roman. Inzwischen ist Meg Cabot eine international höchst erfolgreiche Bestsellerautorin. Sie lebt mit ihrem Ehemann in New York City und Key West.

Von Meg Cabot bei Blanvalet lieferbar:

Heather Wells – Amateurdetektivin wider Willen:
Darf’s ein bisschen mehr sein? · Schwer verliebt · Mord au Chocolat · Keine Schokolade ist auch keine Lösung · Gibt es ein Leben nach der Torte?

Lizzie Nichols – Eine Frau ist nicht zu bremsen:
Aber bitte mit Schokolade! · Naschkatze · Hokus, Pokus, Zuckerkuss

Traummänner und andere Katastrophen:
Um die Ecke geküsst · Der will doch nur spielen · Aber bitte für immer

Meena Harper – Liebe mit Biss:
Eternity · Endless

Abandon – Pierce und John:
Jenseits · Underworld · Schattenliebe

Perfekte Männer gibt es nicht

Meg Cabot

Gibt es ein Leben
nach der Torte?

Roman

Aus dem Amerikanischen
von Claudia Geng

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Die Originalausgabe erschien 2013
unter dem Titel »The Bride Wore Size 12« bei William Morrow,
an imprint of HarperCollinsPublishers, New York.

1. Auflage

Deutsche Erstausgabe September 2015 bei Blanvalet Verlag,

einem Unternehmen der

Verlagsgruppe Random House GmbH, München

Copyright © 2013 by Meg Cabot

Copyright © 2015 für die deutsche Ausgabe

by Blanvalet Verlag, in der Verlagsgruppe Random House, München

Published by arrangement with William Morrow,
an imprint of HarperCollins Publishers, LLC.

Umschlaggestaltung: www.buerosued.de

Umschlagmotive: Getty Images/GrenouilleFilms; www.buerosued.de
Redaktion: Margit von Cossart

LH ∙ Herstellung: sam

Satz: Uhl + Massopust, Aalen

ISBN: 978-3-641-15894-1

www.blanvalet.de

Danksagung

Dieses Buch wäre ohne die Hilfe und Unterstützung zahlreicher Menschen nie vollendet worden, einschließlich, aber nicht ausschließlich Beth Ader, Nancy Bender, Jennifer Brown, Michele Jaffe, Ann Larson, Janey Lee und Rachel Vail. Ferner ein Dank an das unendlich großartige Team von HarperCollins, vor allem an Carrie Feron, Pamela Spengler-Jaffee und Nicole Fischer, an meine Agentin Laura J. Langlie und zu guter Letzt an meinen Mann, Benjamin D. Egnatz. Aber ein ganz besonderer Dank geht an all meine Leser. Sie rocken! Wie immer danke vielmals für Ihre Treue.

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1

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Alles wird gut.« Das sage ich schon den ganzen Monat zu Cooper, meinem Verlobten. »Es wird schon hinhauen.«

Jedes Mal, wenn ich das sage, sieht Cooper mich auf diese anbetungswürdige Art an, die ihm eigen ist – eine dunkle Augenbraue leicht höher gezogen als die andere. Er weiß genau, was ich meine, und es hat nichts mit unserer bevorstehenden Hochzeitsfeier im New Yorker Plaza Hotel zu tun.

»Weißt du eigentlich, dass in der Notaufnahme mehr Heranwachsende landen als andere Altersgruppen?«, erwidert er. »Zumindest was die Unfallverletzungen betrifft. Und es sterben mehr Heranwachsende an diesen Verletzungen als andere Altersgruppen.«

Wenn man mit einem staatlich geprüften Privatermittler zusammenlebt, muss man mit vielen Dingen rechnen. Ein Beispiel sind die merkwürdigen Arbeitszeiten, ein anderes, dass zu Hause Waffen lagern. Ein weiteres Beispiel ist, dass Privatdetektive hin und wieder mit willkürlichen Fakten aufwarten, die man nie wissen wollte, wie die Anzahl der registrierten Sexualstraftäter, die in einem Fünf-Meilen-Radius um dein Haus wohnen, oder die Geschichte mit der Notaufnahme.

Ich starre Cooper an. »Und?«

»Also ist es logisch«, sagt er, »dass es in einer Studentengemeinde, die so groß ist wie die des New York College, im Jahr mindestens ein bis zwei Todesfälle gibt.«

»Nicht in diesem Jahr«, sage ich und schüttle vehement den Kopf.

Wir sitzen über unserem Essen vom Chinesen. Neuerdings lassen wir uns unsere Mahlzeiten liefern, weil ich wegen des kurz bevorstehenden Check-ins der Studienanfänger so viele Überstunden machen muss. Jeden Abend komme ich später nach Hause, völlig geschafft von der Organisation und der Aufsicht über die Zimmerreinigung. Auch Cooper ist zurzeit beruflich stark eingebunden. Er arbeitet mehr als üblich, obwohl er mir aus Respekt vor der Privatsphäre seiner Klienten nicht verraten darf, worin genau sein momentaner Auftrag besteht.

Cooper sieht mich an. »Ach ja? Bist du dir da so sicher?«

»In diesem Studienjahr wird alles anders. Niemand wird sterben in der Fischer Hall. Nicht einmal durch einen Unfall.«

»Und woher willst du das wissen?«, erwidert Cooper und beginnt, an einem chinesischen Rippchen zu nagen. »Indem du alle Bewohner in Luftpolsterfolie packst?«

Ich stelle mir vor, wie die Studenten, die in der Fischer Hall untergebracht sind, sich in einem Kokon aus Plastikfolie durch die Straßen von New York City bewegen. Es ist eine seltsam angenehme Vorstellung.

»Das ist nicht wirklich machbar. Ich denke, sie würden aus Menschenrechtsgründen dagegen protestieren. Trotzdem, gute Idee.«

Nun sind beide Augenbrauen von Cooper hochgezogen, er wirkt leicht belustigt. »Vielleicht ist es ja ganz gut, dass wir keine eigenen Kinder haben können, wenn du es für eine gute Idee hältst, sie in Luftpolsterfolie einzuwickeln.«

Ich ignoriere seinen Spott. »Okay, wie wäre es damit?«, frage ich. »Solange im Wohnheim keiner ermordet wird, bin ich zufrieden.«

Cooper greift über das Mu-Shu-Schweinefleisch hinweg, um meine Hand zu drücken. »Das ist einer der vielen Gründe, warum ich mich in dich verliebt habe, Heather. Du hattest noch nie Angst vor großen Träumen.«

Ja, in diesem Jahr würde alles anders werden, aber sicher. Nicht zu vergleichen mit dem letzten Jahr, als ich meinen Job als stellvertretende Wohnheimdirektorin frisch angetreten hatte und noch annahm, Cooper würde nicht auf mich stehen, und wir bereits ein paar Wochen nach Semesterbeginn die erste Studentin verloren. In diesem Jahr wollten Cooper und ich heiraten, und wir verloren die erste Studentin bereits, bevor das Semester überhaupt begonnen hatte.

Ich hätte mich doch für die Luftpolsterfolie entscheiden sollen.

2

Willkommen in der Fischer Hall zur Orientierungswoche für Studienanfänger!

Das New York College und die Abteilung für Gebäudemanagement und studentische Angelegenheiten möchten alle Studienneulinge herzlich dazu einladen, eine Woche früher in der neuen Unterkunft für das kommende akademische Jahr einzuchecken! Lernt eure neuen Mitbewohner kennen, eure Tutoren, Professoren und Dekane, macht euch mit den vielen Serviceleistungen und Programmen vertraut, die diese Hochschule euch bietet!

Kommt in den Genuss von Aktivitäten, die nur Studienanfängern und Neuimmatrikulierten offenstehen, zum Beispiel organisierte Ausflüge zu den größten New Yorker Sehenswürdigkeiten, Shows und Szenetreffpunkten, darunter …

Freiheitsstatue – Ellis Island

One World Trade Center

Broadway-Musical Wicked

Cake Boss Cafe

und vieles, vieles mehr!

Heute scheint die Sonne, es ist einer der letzten Sommertage. Der Himmel über dem Campus ist strahlend blau, die Außentemperatur beträgt perfekte vierundzwanzig Grad.

Im New York College hat die Orientierungswoche für Studienanfänger begonnen. Bis jetzt läuft noch ziemlich viel schief.

»Sehen Sie«, sagt die attraktive Frau in der engen weißen Jeans, nachdem sie sich auf den Besucherstuhl vor meinem Schreibtisch hat gleiten lassen, »es ist nicht so, als wäre meine Kaileigh verwöhnt. In den letzten Frühjahrsferien hat sie sich als freiwillige Helferin bei Habitat for Humanity gemeldet und in Haiti Häuser wiederaufgebaut. Sie lebte in einem Zelt ohne fließendes Wasser. Sie kennt sich mit primitiven Behausungen aus.«

Ich bewahre mein höfliches Lächeln. »Und welches Problem genau hat Kaileigh mit ihrem Zimmer, Mrs. Harris?«

»Oh, mit dem Zimmer an sich keins …«

»Prima.«

Mrs. Harris hat ihre Stimme erhoben, um sich über das Geräusch der Bohrmaschine hinweg verständlich zu machen. Carl, der Haustechniker, steht neben dem Kopiergerät auf einer Leiter und verrichtet das, was wir den Werkstudenten als »kleine Restarbeiten an der Hauselektrik« verklickert haben, nachdem das Gebäude im Sommer renoviert wurde.

Wenn die Studenten dahinterkommen, was Carl tatsächlich macht – nämlich die Kabel für die Überwachungsmonitore verlegen, auf denen meine Chefin Lisa und ich alles beobachten können, was sich im Flur auf der fünfzehnten Etage abspielt –, werden sie sich wahrscheinlich über die Verletzung ihrer Privatsphäre beschweren, obwohl das alles zu ihrem Schutz geschieht.

»Sie hat vielmehr ein Problem mit ihrer Zimmerkameradin«, fährt Mrs. Harris fort.

Ich nicke mitfühlend, bevor ich eine Rede anstimme, die ich schon so oft gehalten habe, dass ich mir dabei immer wie einer dieser audio-animatronischen Bären beim Country Bear Jamboree in Disney World vorkomme, nur nicht ganz so knuddlig.

»Wissen Sie, Mrs. Harris, ein wichtiger Teil des Campus-Lebens besteht darin, neue Menschen kennenzulernen, von denen manche aus fremden Kulturen stammen …«

Mrs. Harris fällt mir ins Wort. »Oh, das weiß ich alles. Wir haben das Informationsmaterial gelesen, das uns das College im Sommer geschickt hat. Aber es gibt Grenzen. Man kann nicht jedem alles zumuten.«

»Was für ein Problem hat Kaileigh denn mit ihrer Mitbewohnerin?«

»Oh, meine Kaileigh ist keine, die sich beklagt«, erwidert Mrs. Harris, und ihre kunstvoll geschminkten Augen werden bei der Vorstellung, dass ihre Tochter jemals etwas tun könnte, das auch nur ansatzweise falsch ist, groß. »Sie weiß nicht einmal, dass ich hier bin. Probleme mit Ameera – so heißt Kaileighs Mitbewohnerin – waren das Letzte, was wir erwartet haben. Die Mädchen haben sich den ganzen Sommer SMS geschrieben und miteinander geskypt, nachdem sie erfuhren, dass sie sich ein Zimmer teilen werden, und alles schien in bester Ordnung. Ich habe angenommen, die beiden würden BFFs, Best Friends Forever, wissen Sie?« Ich weiß, wofür BFF steht, aber ich begnüge mich mit einem aufmunternden Lächeln. »Erst in dieser Woche, seit Ameera und Kaileigh tatsächlich zusammenwohnen, ist uns klar geworden …«

Mrs. Harris beißt sich auf die Unterlippe und senkt den Blick auf ihre perfekt manikürten Nägel und ihre geschmackvoll beringten Finger. Sie zögert fortzufahren. Ein Vater, der direkt hinter ihr steht – nicht ihr Ehemann –, sieht ständig auf seine goldene Armbanduhr. Eine Rolex natürlich. Nur wenige Studenten des New York College beantragen finanzielle Hilfe … und wenn, dann ist es nicht die Sorte, die Eltern hat, die sich für sie beschweren gehen.

»Was?« Ich verliere allmählich die Geduld mit Mrs. Harris, genau wie der Kerl mit der Rolex, nur aus anderen Gründen. »Was ist Ihnen klar geworden über die Mitbewohnerin Ihrer Tochter?«

»Nun … ich weiß nicht, wie ich es ausdrücken soll«, sagt Mrs. Harris. »Aber Ameera ist … nun, sie … sie ist … sie ist eine Schlampe

Die Eltern in der Schlange hinter Mrs. Harris wirken schockiert. Carl lässt seinen Bohrer fallen.

Ich bin selbst ein wenig sprachlos.

Mrs. Harris fühlt sich sichtlich unbehaglich, aber sie bittet nicht darum, das Gespräch an einen privateren Ort zu verlegen, was mir durchaus entgegenkommt, da Lisas Bürotür geschlossen ist und der Konferenzraum am Ende des Flurs zurzeit als Hauptquartier für das Sicherheitsteam dient, das unseren neuen VIR (Very Important Resident) vierundzwanzig Stunden am Tag, sieben Tage in der Woche überwacht.

»Uh«, sage ich, während ich angestrengt überlege, welcher Paragraf in der Hausordnung für Studierende des New York College das Thema »Schlampen« behandelt. Ach ja, keiner. »Vielleicht sollten wir …«

»Ich versuche, nicht subjektiv zu urteilen«, versichert Mrs. Harris mir eilig. Carl ist von seiner Leiter gestiegen, um die Bohrmaschine aufzuheben, wobei es ganz offensichtlich ist, dass er große Ohren macht. Eine Schlampe in der Fischer Hall? Das ist die beste Neuigkeit, die er in letzter Zeit gehört hat. »Es ist die simple Wahrheit. Kaileigh hat uns die ganze Woche über davon berichtet. Ameera hat, seit sie hier wohnt, nur ein einziges Mal in ihrem eigenen Bett geschlafen. Ein einziges Mal. Laut Kaileigh und ihren Zimmernachbarinnen verbringt Ameera jede Nacht mit einem anderen Kerl … und einmal sogar … mit einer Frau!«

Carl stolpert, als er wieder auf seine Leiter steigt. Eine bisexuelle Schlampe? Seine Miene drückt höchstes Entzücken aus. Mrs. Harris ist leider zu sehr mit ihrer Erklärung beschäftigt, um ihm Beachtung zu schenken.

»Wie gut kann Ameera all diese Leute kennen? Schließlich ist sie wie meine Kaileigh erst seit ein paar Tagen in der Stadt. Beide sind gleich am ersten Tag der Orientierungswoche hier angekommen. Ich schätze, ich brauche Ihnen nicht zu sagen, wie beunruhigend ich das alles finde.«

Ich bin zu erstaunt, um etwas darauf zu erwidern. Auf meinem Schreibtisch steht ein großes Bonbonglas, nur dass es nicht mit Bonbons gefüllt ist, sondern mit bunt verpackten Kondomen aus dem Campus-Gesundheitszentrum. Studenten aller Altersgruppen, die auf den Aufzug warten, kommen regelmäßig in mein Büro geflitzt, um ihre Hand in das Glas zu tauchen und sich ein paar Gratiskondome zu angeln. Auf diese Weise bekämpfe ich das Problem der verrücktspielenden Hormone. Die Studenten werden ihrem Spieltrieb ohnehin nachgeben, warum also sollen sie ein Leben lang dafür bezahlen?

Mrs. Harris bemerkt das Bonbonglas anscheinend jedoch nicht und ebenso wenig, dass unsere Ansichten über Sex zwischen jungen Erwachsenen auseinandergehen, da sie einfach weiterredet.

»Und heute Morgen hat Ameera sich wohl gleich ganz die Mühe gespart, nach Hause zu kommen.«

Ich finde schließlich meine Stimme wieder.

»Nun, das war doch rücksichtsvoll von ihr. Sicher ist ihr bewusst, dass sie mit ihren unorthodoxen Zeiten den Schlaf Ihrer Tochter stören könnte, und wollte sie daher nicht aufwecken.«

Ich bete, dass das der Wahrheit entspricht und Ameera nicht in irgendeiner Seitengasse tot in einem Müllcontainer liegt. Höchstwahrscheinlich liegt sie in einem Hochbett in Brooklyn mit einem heißen Hipster und genießt die postkoitale Mattigkeit und ihren ersten Caffè Latte des Tages. Ich wünschte, ich könnte mit ihr tauschen. Bloß dass der heiße Typ meiner Wahl direkt um die Ecke wohnt und dass er genauso wenig ein Hochbett besitzt wie ein Piercing oder eine übergroße Hornbrille.

»Wissen, Sie, Mrs. Harris«, fahre ich fort, »hier am New York College ermuntern wir die Studierenden dazu, ihre Persönlichkeit zu entwickeln, auf Arten, die sie zu Hause vielleicht nicht ausprobieren konnten, und manchmal bedeutet das, dass sie ihre Persönlichkeit entwickeln in … äh … sexueller Hinsicht …«

»Aber jede Nacht und immer mit einer anderen Person?« Mrs. Harris will von meinem besänftigenden administrativen Psychogelaber nichts wissen. »Das ist einfach inakzeptabel. Am Empfang in der Lobby wurde mir gesagt, dies hier sei die Anlaufstelle für Studenten, die in ein anderes Zimmer verlegt werden möchten.«

»Genau«, sagt Goldrolex. Er verfolgt unser Gespräch ebenso aufmerksam wie Carl und fast genauso begeistert. »Genau aus diesem Grund bin ich auch hier. Mein Sohn hat ein Zimmer in diesem Wohnheim auf der anderen Parkseite bekommen, wie heißt es noch gleich? Ach ja, Wasser Hall. Er ist dort nicht glücklich. Anscheinend ist die Fischer Hall die angesagtere Location auf dem Campus.«

Goldrolex malt bei den Worten angesagtere Location Gänsefüßchen in die Luft und lacht über die Absurdität, dass ein Wohnheim hipper sein soll als das andere. Einige Eltern, die hinter ihm anstehen, lachen mit ihm.

Wenn sie wüssten, wie absurd die Vorstellung tatsächlich ist …

»Wenigstens ist Ihre Tochter im richtigen Gebäude untergebracht«, erklärt Goldrolex Mrs. Harris. »Ich muss meinen Sohn auf irgendeine Warteliste setzen lassen, damit er hier einziehen kann.«

Ein vielstimmiges Gemurmel bricht in der Schlange hinter ihm aus. Anscheinend haben viele Eltern von dieser Warteliste gehört. Deshalb sind sie alle hier. Es ist lebenswichtig, dass sie ihre Kinder in der Fischer Hall unterbringen, der »angesagteren Location« auf dem Campus.

Vor allem jetzt, nachdem sie von Ameera erfahren haben, dessen bin ich mir sicher.

Ich kann es kaum glauben. Hätte man mir vor einem Jahr – selbst noch vor einer Woche – gesagt, dass die Eltern in meinem Büro Schlange stehen würden, um ihr Kind auf eine Warteliste für einen Wohnplatz in der Fischer Hall setzen zu lassen, hätte ich das als Blödsinn abgetan.

Aber nun passiert es direkt unter meinen Augen.

Die Schlange erstreckt sich von meinem Schreibtisch bis hinaus in den Flur, wo sie aus meinem Blickfeld verschwindet und wo es genauso laut und eng zugeht wie in unserem Büro, weil sich direkt gegenüber die Aufzüge befinden, mit denen man in die oberen Etagen gelangt. Kein Wunder, dass die meisten Eltern ein Gesicht machen, als würden sie langsam Kopfschmerzen bekommen, so wie ich. Jeder von ihnen wirkt ungeduldig, manche verbittert-resigniert, andere offen verärgert.

Ich kann verstehen, warum. Es ist kurz vor Mittag. Ich bin mir sicher, dass ich nicht die Einzige bin, die sich auf ihren Lunch freut (obwohl ich wahrscheinlich diejenige bin, die sich am meisten freut, denn laut meinem Tischkalender bin ich mit meinem äußerst attraktiven Privatdetektiv und unserer sehr exklusiven – und sündhaft teuren – Hochzeitsplanerin zum Mittagessen verabredet).

Wenigstens habe ich die Genugtuung, dass die harte Arbeit, die meine Mitarbeiter und ich im Sommer investiert haben – ganz zu schweigen von der enormen Geldsumme, die das College in die Renovierung der Fischer Hall gesteckt hat –, sich bezahlt macht … vielleicht ein wenig zu gut. Ich wünsche mir fast, Lisa oder selbst Sarah, unsere Seniorassistentin, wäre hier, damit ich sie bitten könnte, mich zu kneifen, um mich zu vergewissern, dass ich nicht träume.

Aber da ist nur Carl, und ihn werde ich ganz bestimmt nicht bitten, mich zu kneifen. Ich weiß nämlich, dass er vor den anderen Jungs im Aufenthaltsraum die Story mit schlüpfrigen Details ausschmücken würde, zum Beispiel dass ich ihm meine Brüste zeigen wollte.

»Gut«, sagt Mrs. Harris, deren Miene sich aufgehellt hat, seit Goldrolex die Warteliste erwähnte. »Genau das braucht meine Kaileigh, einen Zimmerwechsel. Würde es gerecht zugehen, müsste eigentlich Ameera diejenige sein, die umzieht.«

»Mh …«

Ich frage mich, was Mrs. Harris von mir erwartet. Wohin soll ich Ameera verlegen? Die Fischer Hall hat in diesem Jahr eine Reihe von »Forschungsschwerpunkten« eingerichtet, die für Studenten reserviert sind, die sich intensiv mit ihrem Hauptfach beschäftigen möchten, zum Beispiel die Französische Etage, das Deutsche Haus und das Künstlerquartier, es gibt jedoch keinen Bereich für »angehende Schlampen«.

»Aber das verbietet sicher irgendeine Regel«, fährt Mrs. Harris verbittert fort. »Darum möchte ich, dass meine Kaileigh in ein anderes Zimmer verlegt wird, und zwar sofort.«

Natürlich, bevor Kaileigh sich von Ameera noch Filzläuse einfängt.

Ich seufze und wünsche mir inständig, Lisa stünde zur Verfügung, um diese Frau hier abzuwimmeln. Ich befürchte nämlich, dass ich gleich unhöflich werde.

»Haben Sie denn noch ein freies Einzelzimmer?«, fragt Mrs. Harris, während sie ihre weiße Designerhandtasche hochnimmt und aufklappt, um ihr Scheckbuch herauszuholen. »Die Mehrkosten übernehme ich natürlich. Ich wünsche mir nur, dass meine Kaileigh glücklich ist.«

»Tja«, sage ich, bemüht, nicht die Beherrschung zu verlieren. »Wir verfügen zwar über Einzelzimmer, aber die sind nur für studentische Mitarbeiter, Seniorstudenten und Personen mit besonderen Bedürfnissen.«

Und damit, seine Mitbewohnerin als Schlampe niederzumachen, qualifiziert man sich nicht als jemand mit einem besonderen Bedürfnis, verkneife ich mir mit einer gewissen Anstrengung hinzuzufügen. Ich selbst habe aber gerade ein besonderes Bedürfnis, nämlich, Mrs. Harris eins auf den Kopf zu geben.

Was ich natürlich nicht tue.

Stattdessen greife ich nach einem unscheinbaren schwarzen Ordner, den ich in einem Regal neben meinem Schreibtisch aufbewahre, und sage: »Ich kann Ihre Tochter auf die Warteliste setzen, aber ich halte das für ein wenig voreilig …«

Ich verstumme, als ich höre, dass der ganze Raum kollektiv aufatmet. Zuerst kann ich mir das nicht erklären. Dann sehe ich, dass jeder im Raum auf die Beschriftung des Ordners starrt, als würde ich die Bundeslade in der Hand halten.

»Da ist sie«, höre ich jemanden weiter hinten in der Schlange raunen. »Die Warteliste

Langsam setzt die Erinnerung ein … die Erinnerung daran, wie es ist, populär zu sein. Vor fünfzehn Jahren standen die Leute genau wie jetzt vor mir Schlange, allerdings, um ein Autogramm nach einem meiner ausverkauften Konzerte zu ergattern (damals, als ich an der Spitze der Popcharts stand), und nicht, um den Namen ihres Nachwuchses in eine Warteliste eintragen zu lassen, damit er einen Platz in dem Studentenwohnheim, in dem ich arbeite, bekommt.

»Und falls Kaileigh«, fahre ich fort, während ich den Ordner absetze und wieder in meinen Country-Bear-Automatismus falle, »sich weiter unwohl fühlt, kann sie sich an uns wenden und einen Antrag auf Verlegung ausfüllen. Sobald auf der Warteliste etwas frei wird, werden wir sie benachrichtigen. Ich meine Kaileigh. Aber momentan ist die Fischer Hall bis auf den letzten Platz belegt.«

Es erfolgt ein überraschend lautes Aufstöhnen, nicht nur von Mrs. Harris, sondern von allen, die hinter ihr anstehen.

Ich beschließe, dass es besser ist, den Leuten nicht zu sagen, dass auf der Warteliste für die Fischer Hall bereits über fünfhundert Namen stehen und dass die Chancen für Kaileigh – beziehungsweise für jeden anderen Studenten –, das Zimmer zu wechseln, gleich null sind.

»Ich arbeite hier schon seit zwanzig Jahren, aber ich hätte nie gedacht, dass ich so was mal erleben würde«, murmelt Carl vor sich hin. »Die Leute stehen Schlange, um hier in diesem Loch zu hausen? Was ist nur aus der Welt geworden?«

Ich arbeite erst seit einem Jahr in der Fischer Hall, aber ich denke genauso. Trotzdem versuche ich, mich professionell zu verhalten, und gebe Carl nicht recht … jedenfalls nicht laut.

»Ich verstehe nicht«, sagt Mrs. Harris. »Ich bin doch hier. Ich stehe seit einer Ewigkeit an. Warum kann nicht einfach ich diesen Antrag für Kaileigh ausfüllen?«

»Nun, Mrs. Harris, ich weiß zwar, dass Sie nie etwas tun würden, das Kaileighs Wünschen widerspricht«, antworte ich taktvoll, »aber wir hatten schon Fälle, da haben Angehörige oder Mitbewohner für jemanden einen Verlegungsantrag gestellt, obwohl die betroffene Person an ihrer Unterbringung nichts auszusetzen hatte.« Genau wie so manch eine verschmähte Geliebte beim Energieversorger anruft und versucht, ihrem Ex den Strom abstellen zu lassen, aus purer Boshaftigkeit. »Und deshalb muss Kaileigh wie jeder andere Student, der das Zimmer wechseln möchte«, füge ich laut genug hinzu, damit es auch die anderen Eltern hören können, »persönlich hier erscheinen und das Formular selbst ausfüllen.« Nicht überraschend stöhnt Mrs. Harris wieder auf. Auch die anderen Eltern tun das, denn sie haben ebenfalls schon so lange gewartet. Als ich Mrs. Harris’ aufmüpfige Miene sehe, schiebe ich eilig hinterher, bevor sie mich unterbrechen kann: »Kaileigh hat bisher noch gar nicht versucht, Ameera auf das Problem anzusprechen, richtig? Oder ihre Etagenaufsicht?«

Mrs. Harris rollt mit den Augen. »Ihre Etagenaufsicht? Sie meinen diese junge Frau, diese Jasmine, die am Ende des Flurs wohnt? Ich habe den ganzen Morgen an ihre Tür geklopft, aber sie ist nie da. Mir ist schleierhaft, warum Sie dieses Mädchen eingestellt haben. Meine Kaileigh würde in dieser Position dafür sorgen, ansprechbar zu sein.«

»Kaileigh ist eine Erstsemesterstudentin«, erkläre ich ihr, bemüht, mich nicht über ihren Seitenhieb auf unsere Werkstudenten zu ärgern, von denen die meisten neu sind im Haus so wie Kaileigh. »Für eine Stelle als Wohnheimassistent kommen nur Junior- oder Seniorstudenten in Betracht. Hören Sie, ich bin mir sicher, dass diese Sache zwischen Ihrer Tochter und Ameera erledigt sein wird, sobald die Vorlesungen beginnen und die Mädchen sich in ihr Studium reinknien müssen. Sollte Kaileigh – oder sonst jemand – in der Zwischenzeit tatsächlich das Gefühl haben, dass die Situation untragbar ist, kann sie gern auf uns zukommen und einen Termin bei der Wohnheimleitung vereinbaren. Oder sie wirft einen Blick in diese Liste und schaut, ob vielleicht jemand dabei ist, mit dem sie das Zimmer tauschen kann.«

Während Mrs. Harris weiter grollt – sie gehört zu den Müttern, die meinen, dass sie ihrer Tochter alle Entscheidungen abnehmen müssen –, fällt mir auf, dass einige Leute in der Schlange auf einen Schlag viel fröhlicher wirken. Aber diese Leute gehören ausnahmslos zur Gruppe der Studenten.

Allerdings nicht zu den typischen Studenten in Sweatshirt und Uggs, die ich normalerweise in meinem Büro zu sehen bekomme. Die Mädchen tragen Glitzerlidschatten, tonnenweise Armreifen, himmelhohe Plateauabsätze und Miniröcke, und die Jungs sind noch sorgfältiger gestylt, in gebügelten Oxford-Hemden, Röhrenjeans und pastellfarbenen Halstüchern (um Hälse gebunden, die dünner sind als meine Oberarme). Sie verleihen mir das Gefühl, in einer weißen Bluse, dunklen Jeans und Ballerinas underdressed zu sein.

Diese Kids möchten jemanden beeindrucken … und das bin nicht ich. Ich bezweifle auch stark, dass es jemand von diesen Eltern hier ist.

Allerdings kann ich mir denken, wen sie beeindrucken möchten.

Eine Studentin, eine Blondine in extrem hohen High Heels, beugt sich aus der Reihe und ruft »Hey, hey!«, um Mrs. Harris auf sich aufmerksam zu machen.

Als diese sich zu ihr umwendet, sagt die Blonde: »Hi, ich bin Isabel. Ich habe einen Platz in der Wasser Hall auf der anderen Parkseite, so wie der Sohn von diesem Mann da.« Sie zeigt auf Goldrolex, der durch die Aufmerksamkeit rot wird. »Jedenfalls, ich würde liebend gern mit Ihrer Tochter das Zimmer tauschen. Es würde mir nichts ausmachen, mit einer Schlampe zusammenzuwohnen … vor allem mit einer, die sowieso nie da ist. Eigentlich fände ich das sogar richtig gut. Ich würde mir mit jedem das Zimmer teilen, solange ich in der Fischer Hall wohnen kann … und in seiner Nähe.«

Die Jungs und Mädchen lachen alle aufgeregt. Sie wissen genau, wen Isabel meint, selbst wenn Mrs. Harris verständnislos dreinschaut.

Ich wusste es. Es hat nichts mit der Verschönerung der Fischer Hall zu tun oder mit der Dokusoap, die hier im Sommer gedreht wurde und in der zwei bekannte Promis mitspielten, nämlich mein Exfreund und zukünftiger Schwager Jordan Cartwright und seine Frau Tania Trace (die Sendung ist zurzeit noch in der »Nachbearbeitung« und wird erst nach Weihnachten ausgestrahlt), und schon gar nicht mit unserer harten Arbeit, dass unser Wohnheim auf der Beliebtheitsskala dermaßen hochkatapultiert wurde. Vielmehr hat es mit unserem Very Important Resident zu tun (für den Carl die Überwachungsmonitore installiert und das Sicherheitsteam im Konferenzraum stationiert wurde). Seine Anwesenheit hat sich schneller herumgesprochen, als ich dachte … Was nicht überraschend ist, schließlich benimmt er sich nicht gerade unauffällig, obwohl er darauf besteht, mit seinem selbst gewählten »amerikanischen« Namen angesprochen zu werden statt mit dem unaussprechlich langen, den ihm seine Eltern gegeben haben.

Ich frage mich, was seine Kommilitonen zuerst drauf gebracht hat. Waren es die neuen Sicherheitskameras in der Lobby und in unserem Büro wie auch auf dem Flur in der fünfzehnten Etage und an den Außensimsen seiner Fenster oder der Umstand, dass er der einzige Student in der Geschichte des New York College ist, der jemals ein ganzes Apartment für sich allein bekam, mit zwei Schlafzimmern und einem eigenen Bad …

Oder war es der weiße Cadillac Escalade, der direkt vor dem Gebäude parkt und zu jeder Tages- und Nachtzeit zu seiner persönlichen Verfügung steht, Chauffeur inklusive?

Oder war es vielleicht sein permanent aktualisiertes Social Media Profil (über eine Million Follower, Tendenz weiter steigend), das er mit Bildern von sich füttert, zum Beispiel von seiner Teilnahme an einem Tennisturnier, bei einem Wüstenausritt, beim Skydiving, auf seiner eigenen persönlichen Jacht, sogar im Nachtclub mit Einheimischen auf der Tanzfläche, zum Verdruss seiner eifrigen, aber stets erschöpften Leibwächter und inzwischen auch zum Verdruss des gesamten Verwaltungspersonals am New York College?

Es waren doch nicht etwa die fünfhundert Millionen Dollar, die sein Vater dem College gespendet hat – aber erst, nachdem sein Sohn die Zulassung hatte –, eine derart gigantische Summe, dass jede Zeitung in dieser Stadt auf ihrer Titelseite darüber berichtete? Das alles hat jedenfalls ganz sicher nicht dazu beigetragen, unseren VIR inkognito zu halten.

Dafür hat es ganz sicher dazu beigetragen, den Ruf der Fischer Hall aufzupolieren, uns eben zur angesagtesten Location zu machen.

Mrs. Harris hat von all dem allerdings keine Ahnung.

»Oh, nein«, erwidert sie nun sichtlich verwirrt auf Isabels Angebot. »Das ist es ja gerade. Kaileigh würde von sich aus niemals den Wunsch äußern, aus der Fischer Hall auszuziehen. Es widerstrebt ihr nämlich sehr, Ameeras Gefühle zu verletzen. Sie hat ein wahnsinnig großes Herz, verstehen Sie. Und sie ist zudem ganz vernarrt in die Leute, die sie hier kennengelernt hat, besonders in Chantelle und Nishi, die Mädchen vom Nachbarzimmer, mit denen sie und Ameera sich das Apartment teilen.« Mrs. Harris wirft einen Blick in meine Richtung. »Deshalb bin ich hier. Ich möchte das für sie erledigen.«

Ich vernehme hinter Mrs. Harris ein Schnauben, das jedoch nicht von den Studenten kommt. Gleich darauf sehe ich, dass eine junge Frau mit wildem Kraushaar das Büro betreten hat. Sie balanciert vorsichtig eine Teetasse mit Unterteller in den Händen.

»Verzeihung«, sagt Sarah, die aufrichtig zerknirscht wirkt, als ihr bewusst wird, dass ihr abfälliges Schnauben deutlich zu hören war. Sarah ist Masterstudentin und Seniorassistentin der Wohnheimdirektion in der Fischer Hall, und als solche weiß sie, dass sie die Eltern nicht verunglimpfen soll. »Ich wollte … ich wollte nur …« Sie findet keine Worte.

»Miss Wu ihren Tee bringen?«, komme ich ihr zu Hilfe. »Geh ruhig.« Ich deute mit einem Nicken auf die geschlossene Bürotür der Heimleiterin. »Sie wartet schon darauf.«

»Sorry, dass es so lange gedauert hat.« Sarah öffnet schnell die Tür zu Lisas Büro und ermöglicht mir einen kurzen Blick auf meine Chefin, deren Kopf kläglich auf dem Schreibtisch ruht. »Die Schlange in der Cafeteria war unglaublich. Hier bitte, Lisa. Das wird Ihnen sicher guttun …«

Lisa gibt ein leises Stöhnen von sich, bevor sich die Tür hinter Sarah schließt.

Mrs. Harris starrt der jungen Frau nach, das Schnauben, das auf ihre Kosten ging, hat sie offenbar verpasst.

»Da die Direktorin im Haus ist«, sagt sie nun mit einem berechnenden Blick, »wäre es vielleicht besser, ich spreche direkt mit ihr über Kaileighs Verlegung. Schließlich hat sie die Entscheidungskompetenz. Mein Mann und ich werden am Samstag nach Ohio zurückkehren, und wenn Kaileigh das Zimmer wechselt, sollte das bald geschehen. Sie kann unmöglich ihre ganzen Sachen allein transportieren und wird auf unsere Hilfe angewiesen sein. Wie schon gesagt, ich bin wirklich ernsthaft beunruhigt über Ameeras Lebenswandel. Meine Kaileigh hat sich darauf gefreut, eine richtig tolle Zimmerkameradin zu haben und nicht eine, die …«

»Tut mir leid.« Ich schneide Mrs. Harris das Wort ab, obwohl ich meinen liebenswürdigsten Ton anschlage. »Die Direktorin fühlt sich nicht gut. Sie leidet an einem Magen-Darm-Infekt. Mrs. Harris, Sie möchten sich Ihren restlichen Aufenthalt in New York doch sicher nicht verderben, indem Sie sich bei ihr anstecken.«

Mrs. Harris macht ein erschrockenes Gesicht. »Oh, nein. Sicher nicht.«

Draußen im Flur macht der Aufzug ding, und die Geräuschkulisse steigt beträchtlich an, als die Fahrgäste aus der Kabine eilen, während die Wartenden darauf drängen, sich und die Boxen mit ihren Siebensachen hineinzuquetschen. Die Fischer Hall wurde Mitte des 19. Jahrhunderts gebaut, deshalb ist der Boden in der Eingangshalle aus Marmor, und an den über drei Meter hohen Decken (in der Cafeteria sind sie sogar sechs Meter hoch) hängen Kronleuchter, die noch mit den funkelnden Kristallen aus der Zeit von Henry James bestückt sind, wenn sie auch mittlerweile von Wachskerzen auf Energiesparbirnen umgerüstet wurden. Wegen der Deckenhöhe also, nicht wegen der Kronleuchter, kann bei hohem Publikumsverkehr – wie mittags und abends zu den Essenszeiten – der Lärm schon einmal ein wenig überhandnehmen. Die vielen lebhaften jungen Stimmen vermischen sich miteinander und mit dem Piepen des elektronischen Scanners, den die Studenten mit ihrem Ausweis passieren müssen, um Zutritt in das Gebäude zu erhalten. Petes gebellte Anweisungen an der Sicherheitskontrolle wie »Langsam, das ist hier kein Wettrennen« oder »Haltet euren Ausweis bereit, oder ihr geht nirgendwohin, Ende, aus, Mickymaus« sowie das permanente Klingeln der Aufzüge, wenn die Türen sich öffnen oder schließen, kommen noch hinzu.

Aber der Lärm im Flur schwillt nun auf eine Laustärke an, die ich selten zuvor erlebt habe, und es dauert nicht lange, bis ich den Grund dafür herausfinde, denn ich höre Isabel und ihre Freundinnen aufgeregt tuscheln.

»O mein Gott, da kommt er! Es ist …«

Eine Sekunde später schlendert ein großer, dunkelhaariger, sorgfältig frisierter junger Mann an der langen Schlange vorbei in mein Büro, gefolgt von einer Entourage aus jungen Frauen und Bodyguards. Er trägt Röhrenjeans und ein tarnfarbenes Sportjackett, dessen Schulternähte unter dem Druck der beträchtlichen Muskeln seines Trägers zu platzen drohen. Die Ärmel sind lässig bis zu den Ellenbogen hochgeschoben, sodass die funkelnde diamantenbesetzte Armbanduhr aus Platin auch gut zur Geltung kommt.

»Prinz Rashid«, flüstern Isabel und ihre Freundinnen überwältigt.

»Bitte«, erwidert Seine Hoheit Kronprinz Rashid Ashraf bin Zayed Faisal mit einem Augenzwinkern und einem bescheidenen Antippen seines Filzhuts. Sein Lächeln entblößt strahlend weiße, ebenmäßige Zähne. »In diesem Land werde ich bei meinem amerikanischen Namen genannt – Shiraz. Denn wie der Wein werde ich am besten gekühlt serviert.«

3

Falken, Ferraris und ein DICKES FETTES Erbe:
Normaler Alltag im Leben des ruchlosen Rashid von Qalif

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Was hat Kronprinz Rashid Ashraf bin Zayed Faisal, was ihr nicht habt? Alles.

Als professioneller Tennisspieler, dessen Vater sich rühmt, der reichste Mann im Mittleren Osten zu sein, geht Prinz Rashid niemals zu Fuß. Warum sollte er auch, wenn er eine seiner goldverzierten Geländelimousinen benutzen kann?

Mit seinen einundzwanzig Jahren hat der Prinz bei den olympischen Sommerspielen bereits die einzige Goldmedaille für sein Land gewonnen, aber das ist »Shiraz« nicht genug. Nein, nun möchte er versuchen, im guten alten Amerika ein Studium zu absolvieren, direkt hier am New York College.

Aber macht euch keine Sorgen, liebe Normalsterblichen, der Express klemmt sich hinter den Fall. Wir werden euch täglich über alle Aktivitäten des Kronprinzen informieren und euch mitteilen, wenn wir ihn in der Mensa dabei beobachten, dass er Spaghetti mit Fleischbällchen isst wie wir Proletarier.

New York College Express
Euer täglicher Campus-Newsblog

Die Bürotür der Direktorin fliegt auf. Sarah wirft einen einzigen Blick auf »Shiraz« und macht ein Gesicht, als würde sie gleich dem Beispiel unserer Chefin folgen, nämlich ihr Frühstück von sich geben.

»Ihr wollt mich wohl verarschen«, sagt sie.

»Hey, hallo, hübsche Frau.« Der Prinz senkt seine dunklen, rußigen Wimpern und lässt ein noch strahlenderes Lächeln aufblitzen, das, das ihm von der Presse den Spitznamen »ruchloser Rashid« einbrachte.

Das Lächeln hat auf Sarah keine Wirkung. »Was wollen Sie?«, knurrt sie.

»Ich?« Der Prinz wirkt überrascht von so viel Feindseligkeit. »Ich will gar nichts.«

»Und warum sind Sie dann hier?«

»Sarah«, sage ich warnend, beunruhigt über die misstrauischen Blicke, die sie von Rashids Leibwächtern erntet.

Während ein Großteil der Studenten Prinz Rashid mit offenen Armen am New York College willkommen heißt, zeigt sich eine kleine Minderheit nicht gerade begeistert von ihrem neuen Kommilitonen, trotz der gewaltigen Summe, die sein Vater – Seine Hoheit General Scheich Mohammed bin Zayed Sultan Faisal, König und stellvertretender Oberkommandant der Streitmächte von Qalif – der New Yorker Hochschule für Kunst und Wissenschaft spendete. Diese Abneigung könnte mit dem Umstand zusammenhängen, dass das Gerücht umgeht, dass der Prinz bei der Aufnahmeprüfung ziemlich miserabel abgeschnitten hat, deutlich unter der Mindestnote, die für eine Zulassung am New York College erforderlich ist.

Aber wahrscheinlich hängt sie eher mit dem Umstand zusammen, dass es in Qalif, wenngleich es berühmt ist für seine herrlichen Strände und seine Architektur – und für seine gigantische Ölförderung –, keine Presse- oder Religionsfreiheit gibt und dass der Regierung (geführt von Prinz Rashids Vater) nachgesagt wird, Frauen, Homosexuelle und die Armen zu unterdrücken.

Auf einem supergeheimen Personalmeeting der Hausverwaltung – zu dem Sarah nicht eingeladen worden war, weil sie eine Werkstudentin ist und keine Vollzeitbeschäftigte – wurden wir darüber informiert, dass der junge Prinz Todesdrohungen erhalten hat, womöglich von Mitgliedern der hiesigen Studentengemeinde, die die Spende von Rashids Vater an das College als Blutgeld bezeichnen und den Präsidenten der Hochschule, Phillip Allington, als einen Landesverräter, weil er es angenommen hat.

Glücklicherweise fällt der Schutz von königlichen Besuchern in die Zuständigkeit des amerikanischen Außenministeriums (Gott sei Dank; das Letzte, was wir brauchen, ist, dass unser Campussicherheitsbeamter Pete es für seine Pflicht hält, den Thronerben von Qalif zu beschützen – neben seiner eigentlichen Aufgabe, alle siebenhundert Bewohner der Fischer Hall zu zwingen, ihre Gäste anzumelden), das zu diesem Zweck in unserem Konferenzraum ein Büro eingerichtet hat.

Das alles bedeutet im Wesentlichen, dass Sarah aufpassen muss, dass sie nicht vom diplomatischen Sicherheitsdienst verhaftet wird … falls nicht einer von Prinz Rashids Leibwächtern sie vorher tötet.

»Ich bin mit ihr hier.«

Rashid zeigt auf eine junge Frau, die mit ihm aus dem Aufzug gestiegen ist.

»Sicher«, entgegnet Sarah mit einem unangenehmen Lachen. »Wissen Sie, Eure Hoheit, im Gegensatz zu den Gepflogenheiten in Ihrer Heimat sind Frauen hierzulande nicht gesetzlich verpflichtet, hinter den Männern zu gehen.«

Prinz Rashid wirkt gekränkt.

»Miss?« Der größere der beiden Leibwächter mustert Sarah mit schmalen kohlschwarzen Augen. »Haben Sie ein Problem mit dem Prinzen?«

»Nein«, erwidert Sarah. »Ich habe ein Problem mit seinem ganzen Land, angefangen bei der Art, wie sein Volk mein Volk behandelt, und mit Volk meine ich das Volk von Israel …«

Als der Leibwächter einen Schritt auf Sarah zumacht, stehe ich rasch auf, überzeugt davon, dass sich im Direktionsbüro der Fischer Hall gleich ein internationaler Zwischenfall ereignen wird. Aber Rashid hebt eine Hand, um seinen Bewacher zu besänftigen, und sagt schnell etwas auf Arabisch, das mit »Also, Hamad, cool bleiben, okay?« endet.

Hamad macht allerdings nicht wirklich einen coolen Eindruck. Seine breiten Schultern unter dem tadellos sitzenden schwarzen Jackett sind angespannt. Ich kann nicht umhin, seitlich unter seinem linken Arm eine subtile Ausbeulung zu bemerken, die auf eine Schusswaffe hindeutet, wie ich durch das Zusammenleben mit einem Privatdetektiv weiß. Aber bevor ich dazu komme, deswegen nervös zu werden, vernehme ich ein lautes Keuchen.

»Mom?«, ruft die junge Frau, die Rashid in mein Büro gefolgt ist.

Mrs. Harris schnellt hoch. »Kaileigh?«, erwidert sie. »Du meine Güte, da bist du ja! Schätzchen, du hast mir nicht gesagt, dass du ausgehst.«

Kaileigh – die mit dem großen Herzen – erklärt hölzern: »Shiraz, Nishi, Chantelle und ich wollten zusammen zum Lunch gehen. Was machst du im Büro der Heimleitung?«

»Oh, ich war nur … äh …« Das Gesicht von Mrs. Harris nimmt die Farbe meines dunkelroten Nagellacks an.

»Ihre Mutter hat nur kurz bei uns vorbeigeschaut, weil sie eine Frage zu … äh … zu der Elternverabschiedung hatte«, komme ich Mrs. Harris rasch zu Hilfe, während ich mir einen Flyer von dem Stapel auf meinem Schreibtisch schnappe. »Die Abschiedsfeier ist am Samstag um drei im Sportkomplex, Mrs. Harris. Wir empfehlen Ihnen und Ihrem Mann ausdrücklich, daran teilzunehmen. Das ist nämlich eine schöne Gelegenheit für Sie drei, noch einmal gemeinsam etwas zu unternehmen, bis Sie sich am Elternwochenende im Oktober wiedersehen.«

Ich zitiere praktisch direkt aus dem Flyer. Nach meiner Meinung und der vieler meiner Arbeitskollegen ist der Elternabschied ein Witz … Obwohl, in Anbetracht dessen, dass einige Eltern – Mrs. Harris inbegriffen – offenbar denken, dass ihre großherzigen Lieblinge ohne sie nicht zurechtkommen, ist er wahrscheinlich gar keine schlechte Idee. Von den Verwaltungen anderer Hochschulen wissen wir, dass manche Eltern mittlerweile Apartments in der Nähe der Studentenwohnheime anmieten, um ihren Kindern bei der Eingewöhnung während des ersten Semesters »behilflich« zu sein.

Diese »Hilfe« beinhaltet auch, in den Sprechzeiten der Dozenten aufzutauchen und von diesen eine bessere Benotung ihrer Kinder zu verlangen. Deshalb ist es an vielen Universitäten nicht einfach nur eine nette Geste, am Ende der Orientierungswoche eine »Verabschiedungsfeier für Eltern« bei Kerzenschein zu veranstalten, sondern mehr und mehr eine Notwendigkeit.

Allerdings finde ich den Umstand, dass für das Verwaltungspersonal Anwesenheitspflicht besteht, ein bisschen lästig. Ich habe am Wochenende Besorgungen zu machen, ganz zu schweigen davon, dass ich eine Hochzeit planen muss. Außerdem sehe ich persönlich kein Problem darin, dass die Eltern wieder abreisen. Ich kann nämlich das Verhalten dieser modernen, superengagierten Väter und Mütter, die für ihre Kinder alles tun würden, nicht nachvollziehen. Vielleicht liegt das daran, dass meine Eltern das genaue Gegenteil waren … Es hätte ihnen nicht gleichgültiger sein können, was mit mir geschah.

Na ja, natürlich abgesehen von der Zeit, in der ich für sie haufenweise Kohle verdiente. Aber es war nur das Geld, das sie interessierte – zumindest was meine Mutter betrifft. Bei ihrer Flucht hat sie alles mitgenommen. Hätte ich damals geahnt, wie mein Leben heute aussieht, hätte ich eine ganz andere Art von Elternverabschiedung mit ihr gefeiert.

»Oh«, sagt Mrs. Harris und nimmt den Flyer entgegen. »Danke. Ja, das ist … genau das, was ich wissen wollte.«

Goldrolex hinter ihr macht ein verdattertes Gesicht. »Ich dachte, Sie wären aus demselben Grund wie all die anderen hier, nämlich um Ihre Tochter auf die …«

»Es ist schön, dass du mit deinen neuen Freunden essen gehst, Kaileigh«, unterbricht Mrs. Harris ihn hastig. »Aber eigentlich bist du heute Mittag schon mit deinem Daddy und mir in Chinatown zum Essen verabredet, schon vergessen?«

Ein verdrießlicher Ausdruck blitzt in Kaileighs hübschem Gesicht auf, den sie genauso rasch wieder unterdrückt.

»Ach, Mom«, erwidert sie. »Ihr seid doch noch bis Samstag hier. Wir können das Essen in Chinatown ein anderes Mal nachholen.«

Mrs. Harris wirkt zutiefst getroffen, als hätte ihre Tochter ihr eine Klinge ins Herz gestoßen.

»Oh«, sagt sie. »Nun, dann lass mich kurz deinen Daddy anrufen. Wir können uns ja dir und deinen Freunden anschließen. Daddy ist gerade drüben bei Best Buy, um den neuen Drucker zu besorgen, den du dir gewünscht hast. Er kann also ganz schnell hier sein.«

Mrs. Harris ist damit beschäftigt, in ihrer Handtasche nach ihrem Handy zu kramen, weshalb sie das Augenrollen ihrer Tochter und deren Mitbewohnerinnen nicht mitbekommt.

»Lass nur, Mom«, sagt Kaileigh. »Wirklich. Daddy, du und ich, wir haben in dieser Woche jede Mahlzeit gemeinsam eingenommen. Vielleicht können wir das heute mal ausfallen lassen, damit ich was mit meinen Freunden machen kann.«

»Nein, nein, das ist schon in Ordnung«, schaltet Rashid sich nun ein und kramt in seiner Jackentasche nach seinem Handy. »Ich fände es schön, wenn Mr. und Mrs. Harris uns Gesellschaft leisten würden.«

Kaileigh funkelt ihn an. »Das wird nicht nötig sein, Shiraz. Außerdem hast du nur vier Plätze reserviert.«

»Fünf«, verbessert Rashid, während sein Daumen sich über das Display seines Smartphones bewegt. »Vergiss Ameera nicht. Ich rufe kurz Drew an, damit er uns einen größeren Tisch frei hält.«

»Wie süß«, höre ich einen der Jungs in der Schlange mit einem Seufzen murmeln. »Er ist sogar zu älteren Menschen nett!«

auf der ganzen Welt

Carl oben auf seiner Leiter nickt. »Das stimmt. Probiert den geschwärzten Seebarsch. Ihr werdet es nicht bereuen.«

»Aber …« Mrs. Harris blickt von Rashid zu seinen Leibwächtern und wieder zu ihrer Tochter. »Wir haben für Kaileigh das Neunzehn-Mahlzeiten-pro-Woche-Abo gebucht, damit sie in den Kantinen auf dem Campus essen kann. Ich bin mir sicher, eure Eltern haben euch auch so ein Abo bezahlt.« Sie schenkt den Freundinnen ihrer Tochter einen missbilligenden Blick. »Die Mahlzeiten werden nicht erstattet. Oder, Miss Wells?«

In Zugzwang geraten, schüttle ich den Kopf, obwohl ich stark bezweifle, dass es den Sohn des gekrönten Herrschers eines der reichsten Länder der Welt (laut Forbes-Magazin) groß kümmert, ob er nichtverzehrte Mahlzeiten aus seinem Mensa-Abo zurückerstattet bekommt.

»Mom, keiner wird sterben, wenn wir hin und wieder eine Mahlzeit in der Cafeteria ausfallen lassen.« Kaileigh schneidet ihren Freundinnen eine Grimasse, als wollte sie sagen: Meine Mutter ist voll peinlich, oder? »Eigentlich wollte ich hier nur kurz Bescheid geben, dass mit meiner Zimmergenossin was nicht stimmt, bevor wir aufbrechen, weil ich unsere Hausmutter nicht finden kann.«

»Ameera ist zurück?« Mrs. Harris klingt überrascht.

»Ja«, erwidert Kaileigh. »Nachdem ich heute Morgen mit dir telefoniert habe, bin ich unter die Dusche, und als ich wieder aus dem Bad kam, lag Ameera in ihrem Bett. Sie ist nur …«

Die Tür von Lisas Büro geht sofort einen Spalt auf. »Was ist mit ihr?«, blafft Lisa Kaileigh an.

Kaileighs Augen werden groß. Ich kann es ihr nicht verdenken. Nicht nur dass Lisa in ihrem momentanen Zustand einen Anblick abgibt, der an eine asiatische Version von Fantine aus Les Misérables in ihrer Todesszene erinnert, ohne die geschorenen Haare, auch erscheint sie wie aus dem Nichts, besessen von den Mächten der Vorahnung.

»Mit meiner Zimmerkameradin?«, sagt Kaileigh. »Sie … sie will einfach nicht wach werden.«