Karl-Josef Kuschel
MARTIN BUBER –
seine Herausforderung an das Christentum
Gütersloher Verlagshaus
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Umsetzung eBook: Greiner & Reichel, Köln
ISBN 978-3-641-16537-6
V004
www.gtvh.de
In Dankbarkeit gewidmet
Bertold Klappert (Wuppertal), dem Theologen und Vordenker des Gesprächs mit dem Judentum, verpflichtet dem Vermächtnis von Leo Baeck und Martin Buber
und
Helmut Zwanger (Tübingen), dem Lyriker und poetischen Gestalter des Gesprächs mit dem Judentum, verpflichtet dem Vermächtnis von Albrecht Goes und Martin Buber
»Es gibt keinen Frieden und keinen Waffenstillstand
zwischen uns reinen, ganzen Juden
und der weltbeherrschenden christlichen Kirche.
Ihrer Ursupation jüdischen Urbesitzes entgegen
halten wir unsern ewigen Anspruch unerschütterlich
aufrecht, die wahre Ekklesia, die Gemeinde Gottes zu sein.«
Martin Buber, 1914
»Die Lehre des Judentums ist eine
sinaitische, sie ist eine Moseslehre.
Aber die Seele des Judentums ist
vorsinaitisch, sie ist älter als Mose,
sie ist urväterhaft, eine Abrahamsseele,
besser noch: eine Jakobsseele.«
Martin Buber, 1930
»Ich glaube fest daran, dass die jüdische Gemeinschaft
im Zuge ihrer Wiedergeburt Jesus rezipieren wird.
Aber ich glaube ebenso fest daran, dass wir Jesus
nie als gekommenen Messias anerkennen werden.
In das mächtige Seil unseres Messiasglaubens
ist kein Knoten geschlagen.
Am Schandpfahl der Menschheit stehend,
gegeißelt und gefoltert, demonstrieren wir
mit unserem blutigen Volksleib die
Unerlöstheit der Welt.«
Martin Buber, 1946
»Sobald es uns, Christen und Juden,
wirklich um Gott selber und nicht bloß
um unsre Gottesbilder zu tun ist,
sind wir, Juden und Christen,
in der Ahnung verbunden,
dass das Haus unsres Vaters
anders beschaffen ist, als unsre
menschlichen Grundrisse meinen.«
Martin Buber, 1930
»Der Christ braucht nicht durchs Judentum,
der Jude nicht durchs Christentum zu gehen,
um zu Gott zu kommen.«
Martin Buber, 1933
»Die geschichtlichen Religionen
haben die Tendenz, Selbstzweck zu werden
und sich gleichsam an Gottes Stelle
zu setzen, und in der Tat ist nichts so geeignet,
dem Menschen das Angesicht Gottes
zu verdecken, wie eine Religion.«
Martin Buber, 1965
INHALT
PROLOG
GUTE GRÜNDE, SICH AN MARTIN BUBER ZU ERINNERN
I. VON »VERGEGNUNG« UND »FREMDANDACHT«
1. Ein Trauma: Das Verschwinden der Mutter
2. Die Kälte der Christen
3. Juden unter Christen »gezwungene Gäste«
II. WIDER DIE ASSIMILATION: ZIONISMUS ALS SELBSTBEFREIUNG
1. Die Judenfeindschaft der Päpste
2. Luther, die Juden und der protestantische Antisemitismus
3. Aus der Mitte der Gesellschaft: Die »Antisemitenpetition«
4. Selbstemanzipation: Antwort auf den Antisemitismus
5. Der Ruf nach einem »Judenstaat«: Theodor Herzl
6. Bubers Priorität: Jüdische Wiedergeburt von innen
7. »Israels« Auftrag: politische und soziale Konsequenzen
III. EINE »KÖSTLICHE ENTDECKUNG«: DIE WELT DER CHASSIDIM
1. Die Begegnung: Ein Besuch in Sadagora
2. Die Entfremdung: Ergriffen vom »Wirbel des Zeitalters«
3. Die Selbsteinbindung: Judentum als Gemeinschaft
4. Die Entdeckung: »Urjüdisches« bei den Chassidim
5. Die Herausforderung: »Warum nennen wir uns Juden?«
6. Die Alternative: Nicht Glaube, sondern Tat im Geist der Propheten
7. Die Unterscheidung: »Lehre« und »Seele« des Judentums – zweierlei
IV. URCHRISTENTUM ALS »URJUDENTUM« UND DIE FOLGEN
1. Das Jüdische des Urchristentums
2. Das »Christentum«? Ein Mix »aus tausend Riten und Dogmen«
3. Kämpferische Sprache aus jüdischem Selbstbewusstsein
4. Wider die »Usurpation jüdischen Urbesitzes« durch die Kirche
V. BUBERS BILD VON JESUS UND PAULUS
1. Was ist Jesu »tiefstes Judentum«?
2. Statt Vertrauen auf die Tat – »Harren auf die Gnade«
3. Für Jesus und gegen »das Christentum« kämpfen
4. Ein »Gewalttäter des Geistes«: Saulus aus Tarsos
5. Vom »süßen Gift des Glaubens, das die Werke verschmäht«
6. Auf der schiefen Bahn aus dem Judentum heraus
VI. WARUM JESUS DER MESSIAS NICHT SEIN KANN
1. Worin sich Spinoza, Sabbatai Zwi und der Baal-Schem unterscheiden
2. Menschen wirken an der Erlösung mit
3. Die notwendige Verborgenheit des Messias
4. Die Katastrophe eines selbsternannten Messias: Sabbatai Zwi
5. Jesus, der erste selbsternannte Messias
6. Wider die Zeichen einer »falschen Messianik«: »Gog und Magog« (1943)
7. »Die Welt ist unerlöst, fühlen Sie das nicht in jedem Blutstropfen?«
VII. VON DER VERGEGNUNG ZUR BEGEGNUNG: DIE SPHÄRE DES »ZWISCHEN«
1. Menschsein heißt »Gegenübersein«: Das Buch »Ich und Du«
2. Wider die Verzweckung allen Lebens: Bubers Gesellschaftskritik
3. Das »Sohn-Ich« Jesu: »Jeder kann Vater sprechen«
4. Dialogische Koalitionen: die Zeitschrift »Die Kreatur«
5. Ein Treffen in Potsdam und die Macht der Zwiesprache
6. Der Bruderkuss mit einem Christen
VIII. VON GOTTES- UND RELIGIONSGESPRÄCHEN
1. Vom Versagen der Zwiesprache: ein Gottesgespräch in Jena
2. Vom Glück der Zwiesprache: ein Gottesgespräch in Marburg
3. Eine »Zeit echter Religionsgespräche beginnt«
4. Was ist »echter Dialog«?
5. Was sind »Brennpunkte« der »jüdischen Seele«?
6. Von der Konfrontation zur Konvergenz mit Christen
IX. DEUTSCHTUM UND JUDENTUM VEREINBAR? DER »FALL KITTEL«
1. Juden – »gute deutsche Staatsbürger«? Eine penetrante Frage
2. »Dem Kampf gegen das Judentum einen christlichen Sinn geben«: Eine Verblendung
3. »Was hat mit dem Judentum zu geschehen«? Eine Anmaßung
4. »Fremdlingschaft unter den Völkern«: Eine deutsche Lösung
5. »Verbündet« mit Buber? Eine Anbiederung
6. Echte Solidarität: Rudolf Bultmann
7. Ein Brief der Scham und das Schicksal von Ernst Lohmeyer
X. JUDEN,CHRISTEN UND IHRE »VERSCHIEDENEN GOTTESGEHEIMNISSE«
1. Ein letztes Religionsgespräch alten Stils
2. Warten auf die Bekehrung der Juden: Karl Ludwig Schmidt
3. Juden, Christen und der Streit um das »wahre Israel«
4. Die Andersheit des je Anderen gelten lassen
5. Ziel »echten Dialogs«: Keine Verständigung, wohl aber Verstehen
6. Die Verschiedenheit der Gottesgeheimnisse anerkennen
7. Bubers »neues zukunftsweisendes Gesprächsangebot«
8. Der Bund Gottes mit Israel – »nicht gekündigt«
9. Eine Meditation über Dom und Friedhof zu Worms
10. Maßstäbe für den jüdisch-christlichen Dialog heute
11. Und ein Wort noch zu Karl Ludwig Schmidt
XI. »ZWEI GLAUBENSWEISEN« — EINE KRITISCHE BILANZ
1. Die Vorgeschichte und ein Dank an Albert Schweitzer
2. Die große Enttäuschung: Keine Verständigung mit den Arabern
3. Schreiben mitten im Krieg um Jerusalem
4. Juden und Christen »glauben« je anders
5. Das Wort von Jesus, »meinem großen Bruder«
6. Von »Blindheit« und »Inkonsequenz« – Buber unter christlichen Theologen
7. Die »Vergottung« Jesu und die Gefahr des Ditheismus
8. Der Christus-Glauben hat Gott ersetzt
9. Der »Paulinismus« oder: die Welt als »Verhängnis«
10. »Paulinismus ohne Christus« heute: die Welt Kafkas
11. Die »härteste Infragestellung des Christentums« im 20. Jahrhundert
XII. GEMEINSAME HERAUSFORDERUNGEN FÜR JUDEN UND CHRISTEN
1. Verwiesen auf die »gemeinsame Urwahrheit«: »Bibelverdeutschung«
2. »Israel« – kritische Norm für Judentum und Kirche
3. Warum »Gottesfinsternis« der »Charakter der Weltstunde« ist
4. Was »Finsternis des Gotteslichtes« meint und nicht meint
5. »Auschwitz«: des Menschen Frage an Gott
6. »Wo bist du«? Fragen Gottes an den Menschen
7. »Die Religionen müssen zu Gott demütig werden«
8. »Alle Menschen haben Zugang zu Gott, aber jeder einen anderen«
9. »Seit ein Gespräch wir sind«: Nachdenken über einen Vers Hölderlins
EPILOG
BUBER, TÜBINGEN UND DIE RÜCKKEHR NACH DEUTSCHLAND
Literatur
In eigener Sache
Ein Wort des Dankes
Namenregister