Cover
  Melanie Carstens (Hrsg.)– Kleine Geschenke vom Größten | Geschichten von kleinen und großen Überraschungen im Alltag– SCM Collection

Inhalt

Inhalt

Vorwort

Gottes Handschrift

Zeichen seiner Liebe

Der Eierlikör und die Liebe

Den Film sehen

Dankbarkeit statt »Jammerwagen«

Dünger für Gutes

Vergeben

Maria oder Marta

Himmelblau

Meine Kündigung – ein Geschenk!

Von Gott im Auto überrascht

Benachteiligt oder beschenkt?

Echte Liebesbeweise

Die Perspektive wechseln

Ich bin beschenkt

Reich beschenkt durch meinen Beruf

Beflügelt?

Schokokuchen und Kinderglück

Ein Wunder: Mann liebt Frau und Frau liebt Mann

Gott kennt keine Zeit

Drei kleine Buchstaben

7 Wochen mit – oder ohne?

Vorwort

Eigentlich wünschen wir uns doch alle ein Leben voller Gnade, Freude und Schönheit. Doch im Alltag bleibt der Blick eher an Spülbergen, vollen E-Mail-Eingängen und unerledigten To-Do-Listen hängen. Immer wieder einmal gibt es dann aber auch die besonderen Momente. Da brechen sie herein – manchmal leise und fast unscheinbar, manchmal als gewaltige Überraschung: die Spuren Gottes in unseren Alltag. Kleine Zeichen, überraschende Begegnungen und besondere Momente, die uns zeigen, dass wir Gott wichtig sind. Sie beflügeln nicht nur unseren Alltag, sondern schüren die Sehnsucht in uns, mehr von Gottes Wirklichkeit zu sehen und zu erleben.

Genau aus diesem Grund liebe ich die Geschichten in diesem Buch. Es berührt mich zu lesen, wo und wie unsere JOYCE-Autorinnen in ihrem Alltag von Gott überrascht und beschenkt wurden. Denn wenn ich all diese schönen, bewegenden und humorvollen Erlebnisse lese, wird auch in mir wieder die Sehnsucht nach neuen Erfahrungen geweckt und ich denke: Das möchte ich auch erleben! Es motiviert mich, meine Augen, Ohren, mein Herz und meine Sinne zu schärfen, um diese kleinen Zeichen Gottes in meinem Leben wahrzunehmen. Denn ich bin sicher: Ganz bestimmt gibt es sie auch in meinem Alltag. Oft bin ich nur viel zu beschäftigt, um sie wahrzunehmen. Deshalb lese ich auch so gerne von diesen besonderen Momenten, die andere Menschen mit Gott erlebt haben. Denn sie wecken nicht nur meine Sehnsucht danach, ähnliche Erfahrungen mit Gott zu machen, sondern sie versichern mir auch: Wenn unser großer Gott fähig ist, jeder einzelnen dieser Frauen genau so zu begegnen, dass sie es versteht, es sie berührt und ermutigt, dann kann er das auch bei mir tun. Und wer weiß: Vielleicht ja schon in der nächsten Woche?

MELANIE CARSTENS

Redaktionsleitung JOYCE

Geschichte | Liebe deine Geschichte, denn sie ist der Weg, den Gott mit dir gegangen ist. – Leo Tolstoi

 Geschichte | Liebe deine Geschichte, denn sie ist der Weg, den Gott mit dir gegangen ist.– Leo Tolstoi

Gottes Handschrift

Du hast mich gesehen, bevor ich geboren war. Jeder Tag meines Lebens war in deinem Buch geschrieben. Jeder Augenblick stand fest, noch bevor der erste Tag begann.

Psalm 139,16

Kann es wirklich sein, dass der Autor der Weltgeschichte sich um meine persönliche Biografie kümmert? Und zwar bis ins Detail? Bin ich ihm wirklich so wichtig? Diese Frage kann man ja durchaus mal stellen, angesichts der großen Weltgeschichte, die aus unserer Perspektive doch eher chaotisch und unredigiert wirkt. Doch glaube und erlebe ich genau das: Gott schreibt Geschichte mit mir und hinterlässt gerne seine Handschrift in meinem Lebenslauf.

Es sind kleine Episoden, überraschende Erlebnisse und besondere Augenblicke im Alltag, die mein Leben lebens- und lesenswert machen und verdeutlichen, dass Gott eine persönliche Beziehung zu mir hat. So entsteht Absatz für Absatz wieder ein Kapitel mehr in meiner Biografie – geschrieben in Gottes Handschrift.

Kindermund

Ein letztes Mal stand ich im Mittelgang des kleinen Kirchgebäudes der deutschsprachigen Gemeinde in Melbourne. Zwei besondere Jahre lagen hinter mir. Meine Kirchenschlüssel hatte ich auf den Schreibtisch der Gemeindesekretärin gelegt. Am Ende meines letzten Arbeitstages nahm ich allein Abschied von diesem Ort. Gleich würde mich eine Freundin abholen. Erinnerungen aus den zwei intensiven Jahren wurden lebendig – schöne und schwierige. Tränen stiegen mir in die Augen. Mit einem Gebet legte ich diese Jahre in Gottes Hände zurück, ließ die Gemeinde, die Menschen und die Zeit los. Dann hörte ich das Auto meiner Freundin. Noch immer weinend verließ ich die Kirche, zog mit einem Ruck die Tür ein letztes Mal hinter mir ins Schloss und setzte mich dann auf den Beifahrersitz des Autos. Meine Freundin sagte nur ein leises »Hey!« Da hörte ich vom Rücksitz ein Kinderstimmchen meinen Namen sagen. Genau in diesem für mich so aufwühlenden Augenblick sagte die Tochter meiner Freundin zum allerersten Mal meinen (Spitz-)Namen. Leicht fragend, wiederholte sie ihn und lachte dabei fröhlich. Ich sah meine Freundin an, weinte und lachte gleichzeitig – angesteckt von dem Kinderlachen. Dann antwortete ich dem kleinen Mädchen und merkte, dass sich der Abschiedsschmerz mit einem Gefühl der tiefen Verbundenheit und Gewissheit mischte. Gott kannte meine Situation, wusste um meine Unsicherheit und den bevorstehenden Neuanfang in Deutschland und ließ mir durch ein Kind sagen: »Ich habe dich bei deinem (Spitz-)Namen gerufen. Du bist mein!« (Jes. 43,1) Wie trost-, liebe- und verheißungsvoll ist Gott, mein himmlischer Vater. Die Kleine hörte die ganze Fahrt nicht auf, meinen Namen zu rufen.

Quarkbällchen

Nach zwei Jahren Auslandsaufenthalt war der Neuanfang im Süden Deutschlands mit einer neuen Stelle und in ungewohnter Umgebung nicht leicht. An einem fremden Ort heimisch zu werden, dauert geraume Zeit. Es sind kleine Glücksmomente, die ihn nach und nach zu einem Zuhause werden lassen. Nachdem ich etwa ein Jahr hier im Stadtteil wohnte, ging ich nach dem Einkaufen noch zum Bäcker, um zwei kleine Quarkbällchen fürs Kaffeetrinken zu kaufen. Nachdem ich meinen Wunsch geäußert hatte, merkte ich, dass ich kein Bargeld mehr im Portemonnaie hatte. Die letzten Euros und Cents hatte ich eben beim Obst- und Gemüsehändler ausgegeben. Ich teilte dies der Verkäuferin mit, die das Gebäck gerade in eine Papiertüte packte. Sie schaute von ihrer Tätigkeit auf und sagte dann: »Ach, kommen Sie einfach morgen und zahlen sie die 90 Cent. Sie sind ja häufiger hier!« Fröhlich überreichte sie mir die Tüte mit dem süßen Inhalt. Mich durchflutete ein warmes Glücksgefühl und ich dachte: MEINE Bäckerei! Die Quarkbällchen schmeckten gleich noch mal so gut. Am nächsten Tag ging ich in einer Arbeitspause zum Bäcker, um die Quarkbällchen zu bezahlen und nahm für unsere Teamsitzung gleich drei weitere mit. Daraufhin meinte die Verkäuferin im breiten Schwäbisch: »Na, dann gebe ich sie Ihnen für den Angebotspreis!« Ich bedankte mich lächelnd, während mich eine weitere Welle heimeligen Glücksgefühls durchflutete.

Großzügig

Zehn Euro! Etwas beklommen bezahlte ich in meinem Lieblings-Café den Espresso meines Kollegen, den Latte Macchiato mit Sojamilch für meine Kollegin und meinen Caramel Latte. Warum hatte ich mal wieder so vorschnell großzügig gesagt: »Ich lad euch ein«? Meine Güte, so locker hab ich das Geld ja auch nicht sitzen. Aber ich hatte es ausgesprochen, bevor ich die Summe sah und konnte dann ja schlecht meine Einladung rückgängig machen. Also zahlte ich. Wir tranken genießerisch unsere koffeinhaltigen Getränke, tauschten uns noch über dies und das aus und gingen dann gemeinsam zurück ins Büro. Ich ärgerte mich noch ein bisschen über meine vorschnelle Großzügigkeit.

Am darauffolgenden Tag war ich als Referentin unterwegs und gestaltete einen Mitarbeitertag für Ehrenamtliche. Thematisch ging es um unsere Beziehungen: zu Gott, in der Gemeinde und zu Menschen in unserer Lebenswelt. Am Ende überreichte mir einer der Mitarbeiter ein Dankeschön für meinen Einsatz. Er übergab es mir mit dem Hinweis, dass ich es nutzen solle, um meine Gottesbeziehung auch im Miteinander mit anderen sichtbar werden zu lassen. Ich öffnete den Umschlag und traute meinen Augen nicht. Es war ein Geschenkgutschein über zwanzig Euro für mein Lieblings-Café um die Ecke. Danke, großzügiger Gott.

Gold wert

Es war Heiligabend und ich feierte dieses Fest mit der Familie meiner Schwester. Am späten Nachmittag besuchten wir gemeinsam den Familiengottesdienst und zum Abendessen gab es das obligatorische Raclette. Dann wurden Weihnachtsgeschenke ausgepackt. Dabei überreichte mir meine siebenjährige Nichte ein kleines, selbstgebasteltes Geschenk aus Goldpapier. Es war rund, etwa handtellergroß, die Ränder zu Laschen eingeschnitten und in die Mitte gefaltet, so dass man das Innere nicht sehen konnte. Sie erklärte, ich müsse das Geschenk in eine Schale mit Wasser legen, dann würde es aufgehen wie eine Seerose. Ich bedankte mich und versprach ihr lächelnd, dies zu Hause auszuprobieren. Ich nahm das Geschenk zwar mit nach Hause, vergaß es dann aber.

Beim Aufräumen nach den Feiertagen fand ich es wieder und öffnete wenig erwartungsvoll die »Seerose«. Überrascht und berührt las ich, was dort stand. In der Mitte der Seerose hatte meine Nichte mit ihrer kindlichen Schreibschrift die Worte »Du bist gold werth« geschrieben. Bis heute liegt diese »goldene Seerose« gut sichtbar in meinem Wohnzimmer als Erinnerung daran, wie wertvoll ich bin.

Nura

Ich saß im Zug nach Kassel. Am Bahnhof hatte ich noch schnell etwas Bargeld aus dem Bankautomaten gezogen, mir dann einen Iced Latte Macchiato to go und für das Mittagessen einen Bagel gekauft. Im Zug erwischte ich einen Platz mit Tisch und klappte sofort meinen Laptop auf, um die vierstündige Zugfahrt möglichst sinnvoll zu nutzen. Die beiden älteren Mitfahrer, die mir gegenüber an der Tischgruppe Platz genommen hatten, tauschten angeregt Familiengeschichten aus. Der Mann spielte dabei mit seinem Kugelschreiber. Das Klicken fing an, mich nervös zu machen. Ich weiß gar nicht mehr, warum ich dann in meine Handtasche blickte. Sehr genau erinnere ich mich aber, wie mein Herzschlag für einen Moment aussetzte. Ich fand mein Portemonnaie nicht. Ich durchsuchte die Tasche noch zweimal – ohne Erfolg. Ich suchte auf, zwischen und unter den Sitzen. Nichts! Nun hatte ich wirklich Grund, nervös zu sein. Blitzschnell schossen die Gedanken durch meinen Kopf. In der Geldbörse war alles drin. Alle Karten und Ausweise, etwa 93 Euro Bargeld. Hatte es mir jemand aus der Handtasche gestohlen? Ich griff zum Smartphone und wählte als erstes die eingespeicherte Nummer des Kartensperrdienstes, die sich jedoch als falsch erwies. Die Dame am anderen Ende gab mir eine neue Nummer. Doch unter dieser erreichte ich niemanden. Was nun? Im fahrenden ICE war die Datenübertragung auf meinem Smartphone schrecklich langsam. Also rief ich als nächstes meinen Kollegen im Büro an und bat ihn, auf der Internetseite meiner Bank die entsprechenden Telefonnummern rauszusuchen. Dann ließ ich meine Kredit- und meine Girokontokarte sperren. Während dieser Telefonate schoss mir ein weiterer Gedanke durch den Kopf: Vielleicht hatte ich die Geldbörse ja in dem Café verloren, in dem ich mir noch den Kaffee gekauft hatte? Ein weiteres Mal störte ich meinen Kollegen mit der Bitte, die Nummer des Cafés am Bahnhof auch noch zu googeln. Sofort hatte ich die Frau am Apparat, die mich dort bedient hatte. Auf meine Frage, ob sie möglicherweise mein Portemonnaie gefunden habe, kam als Antwort: »Nein – Pause – DOCH! Es ist hier. Ich habe es gefunden. Alles drin. 93 Euro, alle Karten. Sie haben einen Swiss Bagel gekauft. Ich erinnere. Warum haben Sie Geldbeutel auf Sessel gelegt?« Meine Erleichterung und Dankbarkeit waren riesengroß!

Am nächsten Morgen fuhr ich ganz früh zum Bahnhof. Im Café strahlte mich die Frau hinter der Theke an, als sie mich sah. »Ach, hallo! Ich erkenne Sie wieder«, und reichte mir fröhlich das vermisste Portemonnaie. Ich bestellte erst mal einen großen Caramel Macchiato. Da um die Uhrzeit noch nichts los war, unterhielten wir uns länger und sie erzählte mir munter ihre Geschichte. Ein Namensschild verriet mir ihren Vornamen: Nura. Er kommt aus dem Arabischen oder Türkischen und bedeutet »Licht« oder auch »die Strahlende«. »Ja«, dachte ich, als ich dies entdeckte, »das ist ein sehr passender Name für diese Lichtträgerin.«

Panoramablick