Toni Lauerer

Willkommen
im Spiegelsaal

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ISBN 978-3-86646-311-0

Alle Rechte vorbehalten!

© 2015 MZ-Buchverlag in der

H. Gietl Verlag & Publikationsservice GmbH, Regenstauf

www.gietl-verlag.de

Umschlagfoto: Foto Wagner, Furth im Wald

Datenkonvertierung: le-tex publishing services GmbH, Leipzig

Inhalt

Vorwort

Willkommen im Spiegelsaal

Sprachbegabung

Süße Glätte

Wecker weg

Kurz und bündig

Lottoträume

Maler Herbst

Auf zu neuen Ufern

Sicher vor Peinlichkeit

Jojo-Effekt

Jugendträume

Andeutung

Halloweenmuffel

Missratener Neffe

Hollywood

Gentleman

Badetag

Bläser und Säger

Die neue Brille

Chinafan

Wählerwerbung

Alte Knacker (Teil 1)

Nicht schlecht

Dummer Bub

Zu peinlich

Wahlempfehlung

Positives Denken

Deutliche Verbesserung

Flohmarkt 1

Flohmarkt 2

Gutes Foto

Migration

Zäher Start

Männergespräche

Lustige Einlagen

Termine, Termine, Termine

I schau bloß

Geld rein – Geld raus

Nicht ganz dichte Dichter

Die Wortmeldung

2051

Gleichberechtigung

Perfekter Körper

Weils W(w)urscht is

Nomen und Omen

Ostern damals und heute

Pechvogel

Alterung

Argumente

Josefifrust

Fasten strengt an

Traumpartie

Der Fall Altmann

Horror-Arzt

Frühstück im Hotel

Unter Freundinnen und Freunden

Angeberei im Wandel der Zeiten

Der Idiot

Die kranke Anke

Das Kinderkrippenspiel

Die neue Show

Armer Petrus

Alte Knacker (Teil 2)

So ist das Leben

Vorwort

Liebe Leserin,

lieber Leser,

herzlichen Glückwunsch zum Kauf meines neuen Buches!

Sie haben damit mir (und hoffentlich auch sich selber) eine große Freude gemacht!

Wenn Sie das Buch gekauft haben, um darin den Sinn des Lebens oder die Antwort auf die großen Fragen unserer Zeit zu finden, dann wünsche ich Ihnen viel Glück, denn das werden Sie brauchen!

Wenn Sie aber das Buch gekauft haben, um wieder einmal herzlich über die kleinen und auch größeren Peinlichkeiten unseres Daseins zu lachen, dann wünsche ich Ihnen viel Spaß!

Denn genau das war meine Absicht, als ich mich zum Schreiben hingesetzt habe:

Meinen Lesern, meinen Fans und denen, die es hoffentlich nach dem Lesen dieses Buches noch sind oder auch werden, einige unbeschwerte Stunden und gute Laune zu bescheren.

Genießen Sie die Erlebnisse und Eindrücke eines (hoffentlich)ganz normalen Mannes, der zwar inzwischen auch die 50 überschritten hat, dessen Absicht es aber immer war und immer bleiben wird, den Lausbuben in sich nie zu unterdrücken oder gar zu verleugnen.

Kurz einige Worte zum Inhalt des Buches:

Was mir schon seit Langem auffällt ist, dass Frauen uns Männer oft bezichtigen, Jammerlappen zu sein, wenn es um unsere gesundheitlichen Gebrechen geht.

Ich muss das jetzt ein für allemal deutlich – als Mann – sagen:

Da haben die Frauen recht!

Gerade in letzter Zeit, nachdem wir am Stammtisch alle den 50er geschafft haben, kreisen unsere Gespräche verdächtig oft, meiner Meinung nach zu oft, um die bösen V-Worte wie beispielsweise Verhärtungen, Versteifungen, Verzerrungen, verschleppte Erkältungen, verdorbene Mägen, vereiterte Zähne oder gar Viagra!

Letzteres Wort habe ich noch nie in den Mund genommen, auch das Produkt noch nicht, nur um das klarzustellen!

Was also das Thema Jammerlappen angeht, werden sie in diesem Buch sicher fündig werden.

Aber auch was viele andere Themen angeht, die uns den Alltag oft verdrießen, die aber, objektiv betrachtet, meistens bei Weitem nicht so schlimm sind, wie wir sie empfinden!

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen viel Spaß bei der Lektüre!

Willkommen im Spiegelsaal!

Herzlichst

Ihr und Euer

Toni Lauerer

Willkommen im Spiegelsaal

I sog zu meiner Frau: „I brauch a Idee für mei neis Buach! Woasst wos Lustigs?“

Sie sagt: „Des is dei Sach!“

Des is typisch! De sagt des immer, wenn i a Problem hob! Damals, wias mir mein Führerschein zwickt ham, weil i 149 km/h anstatt 100 gfohrn bin und i hobs gfragt, ob sie mi in de vier Kfz-losen Wochen zum Stammtisch fohrn daad, hods aa gsagt: „Des is dei Sach!“ Dann bini z’Fuaß ganga und hob vor Zorn 9 Weißbier und 3 Bluatwurz trunka! Wia i hoamkemma bin hods gsagt: „Spinnst du? Warum saufst denn du soviel?“ Dann hob i gsagt: „Des is mei Sach!“

Des war ein Triumph für mi – vor lauter Freid hob i unmittelbar drauf gspiem. Des Aufwischen war dann logischerweis aa mei Sach, aber des wars wert!

Auf jeden Fall hob i auf mei Frage, ob Sie wos Lustigs woass, keine Antwort kriagt – im Gegenteil: Sie hod mir a Gegenfrage gstellt! Und zwar folgende: „Hostas überhaupt scho trunka?“

I hass des, wenn mir als Antwort a Frage gstellt wird, i hass des wie die Pest! Und dann aa no aso a Frage, wo i null Ahnung hob, um wos dass geht! Hostas überhaupt scho trunka? – wos soll des?

Des is a weibliche Taktik! Solche Fragen werden dir nur gstellt, dass du zum Schluß dostehst wie ein Depp! I woass genau, wia des lafft: I muass jetza logischerweise fragen, wos sie moant mit dem „scho trunka“ und dann sagt sie: „Weil du mir nie zuahörst!“

„Wos soll i scho trunka hom?“

„Weil du mir nie zuahörst!“

I hobs gwisst! Ich habe es gewusst! I konn die Frauen lesen wie ein Buch, i hobs durchschaut!

Aber des hilft mir im Moment aa nix, weili immer no ned woass, wos sie moant.

„Jetza sog scho, wos soll i trunka hobn? Um wos geht’s denn überhaupt?“

„Des Getränk wega morgen! Du muasst doch heit des Getränk trinka wega morgen!“

Getränk? Heit? Wega morgen? Hm … i denk nach … hm … wos is morgen? Mittwoch! Guat und recht, owa wos hod des mit einem Getränk zum dua? Es is direkt demütigend, owa i muass scho wieder frogn:

„Wos is nacha morgen?“

„Dei Darmspiegelung!“

„Mei wos?“

„Dei Darmspiegelung!“

„Mei Darmspiegelung?“

„Dei Darmspiegelung!“

„Wieso mei Darmspiegelung?“

„Weil i für di an Termin gmacht hob!“

„An Termin? Für mi? Wieso an Termin für mi? Wos geht di mei Darm o?“

„Du bist über 50 und über 50 sollma als Mo a Darmspiegelung macha lassen, zur Vorsorge!“

So ein Schmarrn! I bin lediglich am Papier über 50, ausweismäßig! Aber innerlich bini maximal 25, weil i hob mir mein Lausbubencharme no bewahrt und mei positive Lebenseinstellung! Also innerlich bini no voll jung!

„Innerlich bini no voll jung“, sog i zu meiner Frau, „und der Darm, der is innen! Also is der aa no voll jung!“

„Red koan so an Schmarrn daher! Wennst du über 50 bist, dann is dei Darm aa über 50! Und ned bloß da Darm, andere Teile hamm aa scho Alterserscheinungen! Innere und äußere Teile!“

„Des is jetza nicht das Thema! Und überhaupt: Mein äußeren Teile warn dir scho immer wurscht! Also brauchst jetza aa ned anfanga damit!“

„Lenk ned ab vom Thema! Du host morgen a Darmspiegelung und aus! Der Termin is fix!“

„I woass gar ned, wia des geht!“

„Les dir des Merkblatt durch, dann woasstas!“

„Merkblatt? Wos für a Merkblatt?“

Als Antwort kimmt wieder der Klassiker: „Weilst du mir nie zuahörst!“

„Sehr witzig! Wos moanst denn für a Merkblatt?“

„Des Merkblatt, des letzte Woch mit der Post kemma is!“

„Und wo is des?“

„Do wo die Post immer is!“

„Und wo is die Post immer?“

I woass natürlich, wo die Post immer is, aber manchmal hobes scho gschafft, dass i mei Frau durch permanente blöde Fragerei so weit gnervt hob und sie hod aufgebn. Das tut sie heute nicht, im Gegenteil: Sie geht zum Posteinlauf (oh Gott, des unschuldige Wort „Einlauf“ kimmt mir plötzlich ganz brutal und schicksalsträchtig vor!), holt mir des Merkblatt und druckts mir in d’Händ.

I les den ersten Satz und bin scho nervlich am Ende. Do steht, ohne Vorwarnung: „Die Untersuchung findet rektal statt!“ Rektal! I hob im Gymnasium Latein ghabt und war ein eher unterdurchschnittlicher Lateinschüler, owa des woass i no: Wenn do „rektal“ steht, dann geht de ganze Sach ausschließlich über den Arsch!

I kriag de blanke Panik. Mei Arsch is mei castle, ohne Schmarrn! Do lass i extrem ungern Fremde hi!

I analysier geistig die Schwachstellen meiner Frau … Angst, genau Angst muass ihr macha!

„Is dir des klar, dass do wos passiern konn? Es hod scho Darmspiegelungen gebn, de san schiefganga! Dann stirb i, dann hostas! Dann bin i dir ein Leben lang beleidigt, des schwör i dir!“

„Do stirbst scho ned! Les des Merkblatt aufmerksam durch, dann konn gar nix passiern!“

Hm, also mit der weiblichen Angst wars nix! Dann probierma die Eifersucht, weil do is aa ziemlich anfällig!

„Des woasst scho, dass do junge, hübsche Krankenschwestern voll mein Intimbereich seng. Und mei Arscherl, wo du immer sagst, dass für mei Alter no knackig is! De schaun do ned bloß hi, de schaun eine!“

Und wos sagt sie? „Keinen Menschen interessiert dei Arsch!“ Des sagt sie! Null Eifersucht! Obwohl sie im täglichen Leben dermaßen eifersüchtig is! I wenn im Bierzelt bloß einer hübschen Frau zufällig 25 Minuten in den Ausschnitt vom Dirndl eineschau, dann machts scho a Gsicht! Und wos für oans, zum Fürchtn! Also mei Frau moan i, ned de Hübsche mitm Dirndl! „Gaff ned ständig aaf de Brust!“, sagts dann. Und i sog dann: „I gaff ja ned ständig aaf de Brust, i gaff aa aaf de ander, weil des san zwoa!“ Des find sie dann gar ned so lustig wia i.

Ok, Eifersucht war aa nix.

Dann hilft alles nix – i brauch fachlich kompetenten Rat in Sachen Darmspiegelungsverhinderung, i geh zum Stammtisch!

Des passt ihr natürlich ned, owa des bin i gwohnt, do muass sie leben damit. Und dera passt mehr ned, neie Schuah zum Beispiel passen ihr fast nie.

An mein Stammtisch is medizinische Fachkompetenz geballt vertreten: 2 Landwirte, 2 Lehrer, 1 Diplom-Frührentner und vor allem der Wirt, weil dem sei Nachbar is rumänischer Internist!

I geh ins Wirtshaus eine, sitz mi an den Stammtisch und taste mich vorsichtig an des peinliche Thema dro. „Männer“, sog i, „eine Frage: Wie kimm i einer Darmspiegelung aus?“

Der Wirt sagt: „Hod den Termin dei Alte ausgmacht?“

„Ja natürlich! I mach doch koan so an Schmarrn ned aus!“

„Dann kimmst du dera Darmspiegelung ned aus! Weil wenn dei Alte wos ausmacht, dann is des koa Termin, dann is des Gesetz!“

So ein Aff! Und wos no schlimmer is: Er hod recht!

Also – Stammtisch is aa koa Hilfe im Kampf gegen die Verletzung meiner hinteren Intimsphäre! Vor Zorn bleib i no 4 Weizen lang do. Graucht hob i vorsichtshalber koane, weil i mir denkt hob, dann is bloß morgen a Nebel im Darm, dann segt da Doktor nix. Und gessn hob i aa nix, weil wenn da Darm voll is, des is Scheisse!

De vier Weizen warn ein Fehler! Weil wia i um kurz vor neine in der Nacht hoamkemma bin, is mei Frau scho mit 3 Liter widerlichem Getränk bewaffnet im Wohnzimmer gstandn und hod gsagt: „Des muasst heit no trinka, weil des reinigt den Darm!“

„I hobna scho mit vier Weizen gereinigt!“

„Schmarrn! Trink und aus!“

Des Getränk: Brutal! Farblich, geschmacklich und vo da Konsistenz her zum Grausen! Und kein Schaum drauf! I konn des gar ned genau beschreiben, wia des gschmeckt hod. So in Richtung Pferdeurin mit viel Süßstoff. I hob den ersten Liter owegwürgt und dann bin i mir vorkemma wie ein Bauchredner, aso hods in meine Gedärme rumort.

I bin dann zügig aaf’s Klo, weil des Rumoren hodse relativ schnell zu einem Wahnsinnsdruck entwickelt. Des muassmase so vorstelln, als daadma de zwoa Gewürze Nitro und Glyzerin zammmischn.

Wos am Klo passiert is, will i ned näher beschreiben, weil vielleicht essen Sie grad wos.

Auf jeden Fall, wia i um 1,5 Kilo leichter wieder im Wohnzimmer war, hod mei Frau gsagt: „Und jetza füllst den Fragebogen aus!“ Und dann hod sie mir an Fragebogen von der Klinik in d’Händ druckt! Mir is spontan a Gag eigfalln und i hob zu ihr gsagt: „Is de Klinik in Darmstadt?“ Owa sie hod ja null Humor, ned amal grinst hods! „Naa, in Straubing!“, hods gsagt, emotionslos, eiskalt, ohne Gnade.

I schau den Fragebogen o, erste Frage: Sind Sie schwanger? Hob i higschriem „soweit bekannt, nein“! Ja, scho klar, is a Schmarrn, owa i wollt an Gag macha!

Bei der nächsten Frage is mir’s Lacha schlagartig verganga: Haben Sie lockere Zähne oder Zahnersatz? Wos??? „Ja kruzenäsn“, hob i mir denkt, „wia weit schiabn denn de den Schlauch eine, wenn do meine Zähn no gefährdet san?“

Wenn dir ein Schlauch in den Arsch gsteckt wird und der kimmt zum Mund wieder aussa, des is doch absolut beschissen! I hob dann in meiner Not als Antwort higschriebn „nix Gewisses weiß man nicht“ und hob mir denkt, dass besser is, man legt sich in Extremsituationen besser ned definitiv fest.

Nächste Frage: Sind Sie hypertonisch? Des war einfacher, do hobi bloß gschriem „nein, katholisch“.

Dann hams no gfragt, ob i a Insuffizienz hob! I und a Insuffizienz! I hob wahrheitsgemäß geantwortet: „Ich trinke gelegentlich ein leichtes Weizen, auch mehrere, wenns passt, aber mit Suff hat das nichts zu tun!“

Kaum war der Fragebogen ausgfüllt und unterschrieben, is mei Frau mit dem zwoatn Liter vo dem perversen Getränk daherkemma.

„Do, trink!“

„I konn nimmer! Mi hods eh scho durchgraamt wie die Sau!“

„Der Stuhl muss klar sein! Des steht aaf dem Merkblatt!“

„Wer muss klar sein? I kenn an klaren Schnaps, owa koan klaren Stuhl!“

„Des Getränk reinigt dein Darm. Und richtig rein is er erst, wenn dei Stuhl klar is!“

„Also des woass i jetza aa ned, i hob ned direkt gschaut grad!“

„Dann trink jetza den Liter und dann schaust!“

„Des is doch ekelhaft, wenn i do hischau!“

„Trink und aus! Und dann schaust! Sonst schau i!“

„Naa, dann liawa i! Schauma amal!“

I trink den zwoatn Liter gesüssten Pferdeurin und bereits drei Minuten später bin i wieder de unangenehme Mischung „halb Bauchredner, halb Luftballon“. I renn im Galopp ins Klo, entleere mich und schau – also, klar is wos anders, de Sach is relativ unklar, mehr in Richtung Gulaschsuppn.

„Es herrscht keine Klarheit!“, sog i zu meiner Frau, „mir is no einiges unklar!“

„Dann trink den dritten Liter aa glei, dann wird’s scho!“

„I glaub, dann muass i speim!“

„So schnell speibtma ned! Trink!“

Man möcht nicht glauben, dass die an sich schöne Tätigkeit „trinken“ dermaßen abstossend sei konn. Des Wort war bei mir bisher total positiv besetzt! Trinken, des hoasst Stammtisch, Volksfest, Schafkopf, guade Laune, befreiendes Biesln, Frauen, de mit jeder Mass schöner wern!

Und jetza? Jetza hoasst trinken für mi Würgereiz und erzwungene Notdurft und unklare Verhältnisse!

I press im Schweisse meines Angesichts den letzten Liter owe und speibe nicht und bin stolz aaf mei Selbstbeherrschung. Im hinteren Bereich is mei Selbstbeherrschung total im Arsch und i renn wieder aaf’s Klo. Und siehe da: Der dritte Liter war der entscheidende! Der hod für Klarheit gesorgt – aus der Gulaschsuppe is a schöne klare Brühe wordn!

Ganz stolz hob i gsagt zu meiner Frau: „Ich bin klein, mein Darm ist rein!“ Owa ned amal über den netten Gag hods glacht. „Jetza lengma uns nieder, weil morgen miassma fit sei!“, hods gsagt.

Die folgende Nacht war erfüllt von wiederholtem spontanem Erwachen und darauffolgender weiterer Klarheit.

Beim Frühstück wars aso, dass sie gfrühstückt hod und i zuagschaut. I hob nicht „guat Moang“ zu ihr gsagt, weil i war beleidigt, weil sie den Termin für mi ausgmacht hod, ohne Grund und ohne Sinn!

Nach einer letzten Sitzung samma ab nach Straubing. Sie hod mitgmiasst, weil es hod ghoassn, bei der Darmspiegelung wirdma leicht narkotisiert und dann derfma 24 Stund ned Auto fahrn, weil da fahrtma wie ein Depp. I kenn einige, de fahrn ohne Narkose genau aso!

Ungefähr 20 Kilometer vor Straubing hod sich bei mir eine dringende Tätigkeit im Rektalbereich angekündigt. Die Dringlichkeit is innerhalb von Minuten rasant gstiegn.

„Du, halt o, i muass, mi zreissts!“

„Spinnst du? Mitten aaf da Landstraß? Schau dir den Verkehr o, do segt di doch a jeder!“

„Owa mi zreissts glei! I hob einen Druck drauf, wia wenn i drei Kilo frischs Sauerkraut gessn hätt und als Dessert a Pfund Kirschen! Des is echt darmatisch, äh, dramatisch!“

„In guat zehn Minuten samma in da Klinik, reiss di zamm!“

„Aaf dei Verantwortung“, hob i gsagt, „los wenns geht, i konns nimmer stoppen! Dann kinnma den Beifahrersitz verbrenna, des sog i dir!“

„Reiß di zamm!“

I hobs tatsächlich no gschafft und schweissüberströmt (gottseidank ned scheissüberströmt) bini im vorsichtigen Laufschritt eine ins Krankenhaus und owe zur Darmabteilung. De Darme, Entschuldigung, die Dame an der Rezeption hod freindlich griasst, owa i hob gsagt, für sowos hob i jetza koa Zeit, weils pressiert. In Extremsituationen is Höflichkeit sekundär.

I bin flott in Richtung Klo grennt und hob im Renna scho mein Gürtel aafgmacht, dass koa Zeit verlorn geht. Dann kimmt mir a Bekannter entgegen und sagt: „Ja hawedere Done, wos duast denn du do? Du host fei dei Hosn off!“ I hob bloß no gschrian „aus der Bahn“ und bin eine ins Klo. Es war ein göttliches Gefühl! Neba mir hod aa oaner Erleichterungslaute von sich gebn. Hob i gfragt: „Aa a Patient? Heit Darmspiegelung?“ Sagt er: „Naa, a Doktor! Gestern Kohlrabi!“

Des war mir dann aa wurscht, i hob kurz no mein Stuhl ogschaut, der war sonnenklar und dann bin i locker und laar zruck zur Rezeption.

„Wie geht’s, Herr Lauerer?“, hod de Dame am Empfang gsagt. I wollt an Gag macha und hob gsagt: „Alles klar!“ Des hods ned kapiert und hod gsagt: „Wenn Sie mir bitte den ausgefüllten Fragebogen geben, Sie werden gleich abgeholt!“

I gib ihr den mehr schlecht als recht ausgefüllten Fragebogen und mei Frau sagt, sie lasst mi jetza alloa, sie fahrt in d’Stadt zum shoppen und in knapp zwoa Stund, wenn i fertig bin, dann kimmts wieder!

„Ok“, hob i gsagt, „wennst als Witwe zruckkimmst, dann bist selber schuld! Hättst den Termin ned ausgmacht!“

Sie ignoriert mei Todesangst komplett und fragt mi, ob i wenigstens a gscheide Unterhosn anhab und i sag, sie soll schaun, dass weidakimmt! Weil wenns um des nackte Überleben geht, spielt die Qualität der Unterhosn aa koa Rolle mehr! Ein Dessous beeindruckt einen Doktor, der sei Leben lang bloß Ärsche segt, gwiss ned!

Dann kimmt a Assistent in blauer Foltertracht und holt mi ab in den Spiegelsaal oder wia der rektale Raum hoasst. Am Gang werden uns gespiegelte Menschen auf fahrbaren Betten entgegengschobn, alle regungslos. I sog zum Assistenten: „Rein statistisch kannt i ja dann der erste sei, der heit überlebt!“

Er kapiert den Gag nicht und sagt, das de alle bloß sediert san, ned exitus. Ja guat, wenn i den ganzen Dog bloß in fremde Ärsche schaun daad, hätt i wahrscheinlich aa koan Humor mehr!

Im Spiegelsaal san a Haffa Instrumente und mir fallt komischerweise ein weiterer Gag ei:

Mit Musikinstrumenten blasen sie dir den Marsch, mit diesen Instrumenten den Arsch! Ein Brüller! Den muass i mir merka für mei neis Buch!

Der Doktor is aa scho do, ebenfalls im blauen Metzgergwand und sagt „Grüß Gott, Herr Lauerer!“

I sog: „I hoff, i triff eam ned nach dera Spiegelung! Aber wennen triff, dann grüßen vo Eahna!“

Er lacht – wenigstens der hod an Humor. Eine weibliche Assistentin is anwesend, peinlicherweise a junge bildsauberne. „Habts koa ältere greisliche?“, sog i leise zum Doktor, „ de waar mir in dera Situation liaba!“

Er sagt, de hod heit frei. Shit!

Dann sagt die hübsche junge Assistentin, dass i in de Türe Nr. 2 eine geh soll, do is a Raum, do soll i mi dann ganz frei machen und de grüne Hose anziehen, die da drin bereitliegt. I geh eine, mach mi ganz frei und ziag de grüne Hosn o. De Hosn is voll peinlich, man sieht praktisch den kompletten Intimbereich. I geh relativ verklemmt ausse, alle lachen.

„I konn aa nix dafür !“, sog i, „de Hosn is echt a Katastrophe, völlig unerotisch und man segt alles!“

„Es geht nicht um des“, sagt da Doktor, „aber Sie ham de Hose verkehrt an! Die Öffnung sollte hinten sein!“

Schlagartig fallt mir des Wort „rektal“ wieder ei und i geh wieder in mei Kammerl Nr. 2 und drah de blöde Hosn um.

Dann kimm i aussa und man sagt, i soll mi seitlich auf eine Liege legen. I leg mi hi, ein sanfter Lufthauch waht über mein Hintern und relativ nahe an der rückwärtigen Körperöffnung steht de hübsche Assistentin. Mir passt des gar ned, owa du host in dem Moment keine Chance.

„Und des duat echt ned weh, Herr Doktor?“

„Echt nicht!“, sagt da Doktor, „machen Sie sich keine Sorgen!“

„Sie reden Eahna leicht, Sie ham Eahna Hosentürl vorn!“

„Sie kriegen jetzt ein Spritze und dann wird Ihnen wohlig warm“, sagt er.

Er gibt mir de Spritzn, wir redma über des letzte Bayernspiel und tatsächlich: Mir wird echt warm!

Plötzlich kimmt mei Frau daher.

„Wos isn los?“, frag i, „du wolltst doch zum Shoppen! Host ebba den Autoschlüssel vergessen? Glei geht’s los, de Spiegelung, mir is scho ganz warm!“

„Wos redst denn du für an Schmarrn daher?“, sagts, „i war doch beim Shoppen, fast zwoa Stund! De Spiegelung is längst vorbei! Der Doktor hod grad mit mir gred, alles in bester Ordnung!“

I konn bloß oans sogn: Des is ein Super-Gefühl! Probiernses aus! Alles Guade dabei!

Sprachbegabung

Sepp: Jetza hobes wieder glesn: In Asien san de Kinder gscheiter wia bei uns! Des hams wissenschaftlich erforscht, do hams aso a Studie gmacht!
Kare: Do brauch i koa Studie, weil des is doch sonnenklar, dass de gscheiter san! Scho von der Sprachbegabung her! Chinesisch zum Beispiel is eine wahnsinnig schwaare Sprache! Und trotzdem kinnens in Asien Millionen perfekt! Und bei uns? Bloß vereinzelt amal oaner.
Sepp: I kenn gar koan, der Chinesisch konn!
Kare: Also, des is da Beweis! Der Asiat is intelligenter!

Süsse Glätte

Sie: Du Alfons, draußen is dermaßen glatt! I kimm grad vom Eikaffa, des is ein Eisregen – Wahnsinn! Unsere zwoa Stufen vor der Haustür – direkt lebensgefährlich! Dua a Streusalz hi, sunst passiert no wos!
Er: Mir hamm koa Streusalz dahoam, i muass erst oans kaffa. Wer rechnet denn Ende November scho mit an Eisregen!
Sie: Dann nimm derweil aus da Küch’ a Salz. Für de zwoa Stufen langt des scho!
Er: Moanst?
Sie: Ja, moane! Jetza geh, bevor wos passiert!
Er: Ja guat, dann nimm i halt a Speisesalz.

10 Minuten später

Sie: Schau amal ausse, ob des Eis auf de Stufen scho weg is!
Er: Des miassert scho weg sei. Wart, i schau glei! Geht hinaus.
Sie: Ruft hinaus: Und? Is des Eis scho weg?
Er: Ruft hinein: Weg is no ned, owa siass is! I hob nämlich den Zucker derwischt!

Wecker weg

Sepp: Mensch Kare, warum kimmst denn du dermaßen spät in d’Arbeit?
Kare: I hob mein Wecker ned ghört! I hob heit ums Verrecka mein Wecker ned ghört! Keinen Ton! I hob dodal verpennt!
Sepp: Ned ghört? Ja, is er hi oder wos? Hod er einen technischen Defekt?
Kare: Naa, er is aaf Kur wega einem Bandscheibendefekt!

Kurz und bündig

Kare: De Sprache hodse fei gegenüber früher gewaltig geändert!
Sepp: Wia moanst jetza des?
Kare: Von der Sprache her, also rein sprachlich.
Sepp: Ja scho, owa konkret?
Kare: Alles is kürzer, man sagt nimmer soviel!
Sepp: Nimmer?
Kare: Naa! Schau her, früher hodma gsagt: „Im Briefkasten nachschaun, ob a Post kemma is“ – heitzudogs sagtma „Mails checken“! Des i deutlich kürzer!
Sepp: Des stimmt! Es is aa vom Essen her alles kürzer! Früher hodma gsagt: „Freilein, i kriag a Leberkaassemmel mit viel Senf, derf ruhig a scharfer sei, und bittschön mit an Essiggurkerl drin!“ Und heitzudogs? Heitzudogs sagtma: „Döner mit alles und mit scharf, Chef!“
Kare: Bei de Schimpfwörter is gleich bliebn. Do hodma früher Volldepp gsagt und heit hoassts Vollpfosten. Des war früher bloß oa Wort und is heit aa no bloß oans!
Sepp: Oder Hanswurscht, oder Knallkopf! Des war immer scho bloß oa Wort. An Deppen brauchst ned lang erklärn, weil des is und bleibt a Depp!
Kare: Stimmt! De brutalsten Abkürzungen hodma ja in der heitigen Zeit im Freizeitverhalten! Früher hodma gsagt: „In der Disco im Eck sitzen mit sein Weißbier und bläd schaun und sich ärgern, weil nix geht mit de Weiber, weilma ausschaut wia d’Sau und weilma dodal verklemmt is.“ Heitzudogs sagtma do „chillen“!

Lottoträume

Kare: Sepp, da Lottojackpot is jetza scho bei 20 Millionen Euro!
Sepp: Ja mi leckst! 20 Millionen Euro! Wosma do alles kaffa kannt! 20 000 Radln zum Beispiel!
Kare: Oder 500 scheene Autos!
Sepp: Oder 50 Häuser!
Kare: Oder 20 Villen!
Sepp: Oder oan Haxn von an Spitzenfußballer!
Kare: An linken! Da rechte waar deierer!

Maler Herbst

Kare: Also der Herbst is fei scho de schönste Jahreszeit! De Farben san einmalig! Rot, Gelb, Braun, Ocker, wunderbar! I bin gestern spaziern ganga und hob mir spontan denkt: „Der Herbst is a Maler!
Sepp: Blau host vergessn!
Kare: Blau?
Sepp: Ja, blau! I bin gestern spaziern ganga, mittendrin bine ausgrutscht aaf dem Laub, dem roten, dem gelben, dem braunen und dem ockern! Und dann hods mir den linken Knöchel verdraht und heit is er leuchtend blau. Do hob i mir spontan denkt: „Der Herbst is a Depp!“

Auf zu neuen Ufern