Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.
© 2015 MZ Buchverlag in der
H. Gietl Verlag & Publikationsservice GmbH Regenstauf
(www.gietl-verlag.de)
Alle Rechte vorbehalten!
Illustrationen: Arpad Racz
Datenkonvertierung: le-tex publishing services GmbH, Leipzig
ISBN 978-3-86646-312-7
Lausbubengeschichten
aus Regensburg
Der Wiggerl vom Arnulfsplatz –
neue Geschichten
Illustriert von
Arpad Racz
Christine Kandlbinder, Karin Holz,
Uschy Schlichtinger, Fritz Rehbach (Hrsg.)
Da Klinglratz
D’Hochzeitsnacht
Traurige Zukunfd
Da Rozzbobblkare
Da Hasnbfodndrigg
Da Ariernachweis
Am Dipferl sei Wedd
Da Führabsuach
Am Ottofest
Bei da Vawandtschaft in da Wolfsschlucht
Im Stadtpark
Die Gmiasstandla
Deafs a bissl mea sei?
Mei Arnulfsplatz
Im Waldheisl
Da Schulrat kummd
Oide Liadln
Da neue Anzug
Oide Heisa
Da Großvadda werd fünfadachzge
Gschichtn aus da Wassa-Allee
Nachts in da Wassa-Allee
Die Doanara
Die Schoaßdromml
Im Biagardn
Die Zweagal-Leid
Da Enderlein Karl
Die guade oide Zeid?
Fasching in Rengschbuag
Unsa Jahn
Am Friedhof
Bei da Tant Mathilde
Wärmstubn
Da Zirkus kummd
An Hauffa Kinda
Weihnachtn
Die Goass, des Luadaviech
Stille Nacht, Heilige Nacht
Schwester Alrika
Die Schwestern in da Leonhardi Anstalt
Da Dipferl ziagd um
In da Leonhardi-Anstalt
As Fannerl vom Schulbergl
Oide Medizin
Mei easchde Silvesterfeier
Beim Schwoazbeazupfa
Grongknepfl und andane Erfindunga
Fernbeziehungen im Kloster
Musterung
Die Küchnhilfe von da Filmbühne
Mode und Spiele
„Bitte nach Ihnen“
As Heserl von da Elvira
Bienen und Bleamln
Muich und Kaffee
In da Fahrschui
In da Schdeanwardn
Astronaudn-Garn
Da Lehra Sippl
Da doude Großvadda
Heimweh
Die neie Muadda
Rückkehr zum Arnulfsplatz
Wie i no da Wiggerl
vom Arnulfsplatz woa …
Vui Wohnungsdian ham früha koa Gloggn ghabd. Ma hod oafach oklopfd.
De bessan Leid ham an Korridoa ghabd und aussen woa de Glingl, oiso a Gloggn ognogld. De hod ausgschaut wia a Radlgloggn. In da Middn woa a so a kloana Blechfliegl und wenn ma den drahd hod, dann hods gliddn wia a Radl. Oft hod ma an de Heisa an Drohd gseng. Dea woa newa da Hausdia ogmachd und is in olle owan Wohnungen ganga. Manchmoi san 4 bis 5 Drähd newa ananda gloffa. Untn woa an jedm Drohd a Griff wia bei am oidn Abort und do hod ma oziagn miassn, dann hods obn gliddn. Fia Lausbuam is des a gfundns Fressn gwen.
Oamoi ham ma an Ratzn gfanga und mid am Netz anan Gloggnzug ghengd. Des woa zünfdig. Obn in da Wohnung hods gliddn wia varruggd und undn hod se koana den Ratzn aussalassn draut.
Oide oda kranke Leid, de nimma eikaffa ham kenna, ham a Keawl owalassn, damid ma eahna d’Lebnsmiddl eidoa hod. Da Briafdroga woa a froh, weil ea koane Schdiang hod schdeign miassn.
Des is fei damois scho a technischa Foartschridd gwen.
Zwoa Wocha ham ma den Linsmeier Dibferl scho nimma gsehng. Mia ham scho gmoand, er war krank. Wia ma uns dann am Samsdog in da „Antn“ droffa ham, hod a uns vazeijd, das a af da Hochzeid vo seim Kuseng gwen is. Schee sois gwen sei.
Owa schbada wias se des Brautpaar ins Schlafzimma zruggzong hod, is zu Unstimmigkeitn kumma. Gschbannd hod da Breidigam zugschaud, wia se de Braut auszong hod. Zeaschd hods ihra Parugga obgnumma. Dann hods Zähn aussa do und in a Glasl dauchd. Wias owa dann den Büsdnhoida afs Nachdkastl glegd hod, da soi da Hochzeida a Panik griagd hom. Ea is ausse und de Treppn owe. Sie is ganz entgeistad do gstandn und hod eam dann no nochgruafa: „Schatzerl, du muassd do no de Hochzeitsnachd voiziang!“
Jaja, hod ea draf zrugg gschrian. Schmeiß mas owa!
Wos sie oweschmeissn soid woaß i ned. Ob da Breitigam no zrugg kumma is, des is ma aa unbekannd. Da ganze Biadisch hod se bogn voa lacha. Da Babba hod gmoand: Es dad manches ned so guad ausschaung, wann mas in Näh oschaut!
Und da Klamoddnsepp hod gschrian: De kanndn mid dera Nummer beim Geisenhofer Feri auftretn.
Wissds wos i moan? I glaub da Dibferl hod uns olle pflanzd.
Bei unsara Buamablosn hod a manchmoi a Madl midgschbuid. I woas ned, wos heakumma is. So a dandschige, mid ana echdn Himmlfoadsnosn. Wia i dann späda fia zwoa Joah in d’Leonhardi Anstalt kumma bin (mei Mama is gstorbn), hob i des Madl wieder gsehng.
Wia i dann ausm Kriag zruggkumma bin, woa sie scho bekannt wia a bunta Hund. Und noch‘m Kriag is ganz undn gwen. Jeda in da Stod hod d‘Rita kennd. De kiazasdn Röckerl hod sie drong. Wenn se d’Rita buggd hod, hod ma bis an 12er gsehng.
Jede Woch is a neie Gschichd iwa sie vazeijd woan. Mi hod de Sach scho beriahd. Wenn i scho vo Weitem gsehng hob, dass af meina Strassnseidn dahea kummd, bin af de anda Seitn. Wea se mid ihr undahoidn hoid, dea hodse nimma sehng lassn kenna. Amoi is hoid goa nimma anders ganga. Sie is mia entgeng kumma, mia ham uns ogschaut und mia ham gwussd wea da anda is. Wortlos san ma anananda vorbei ganga. I hob ma scho üwalegd, wia a Madl, des bei de Klostafrauen afgwachsn is, so weit kumma hod kenna. Oda a vielleichd grod zwengs de Schwestern? Sie hods dann a so iwadriem, dass voas Gricht kumma is. Sie is noch Aichach kumma und i hob nie mehr wos vo ihr ghead. Ghead hod aa zu meine Gschichtn. Schod um des Madl. Sie hod ned Rita ghoassn und i hob den Nama geändad aus Rücksichd.
Vo meine Schulfreind is ma oana bsondas in Erinnerung bliem. Des woa da Kare vo da Lederergass Numma 1. De Familie hod ganz obn gwohnd und d’Fensta san zum Hof aussa ganga. D’Muadda woa a kloane zialiche Frau, de ihrane zwoa Buam und ihran Mo ganz schee im Griff ghabd hod. Da Kare is fasd so guad gwen wia mei Freind, da Linsmeier Dibferl. Ollawei Blödsinn gmachd. Da Kare is in da Schui voa mia gsessn. Und da is a amoi af seina Schuibank midm Middlfinga minudnlang voa und zrugg gfoahn. Bis dann s‘Freilein gmoand hod, warum ea des machd. Ja weils so schee is hod da Kare gsagd.
Do hod sie af ihrana Dischbladdn des gleiche gmachd und zum Kare gsagd, das sie da nix scheens dro findn kannd.
Jaa sie hom ja a koan Rozzbobbl drunda, hod da Kare zua Antwoad gebn. An dem Dog hod ea a Schdrafaufgab griagd.
Wia se da Kare iwa des oide Freilein Wimma in da zwoadn Stund gärgad hod, is a mid am weissn Luftballon okumma und hod a greislichs Gfries draf gmoid. Wias nacha finsda gwen is, hod a den Ballon voas Fensta vo da Wimmerin steing lassn. De hod an Schreigrampf griagd und is iwa d’Stiang owagfolln. Koa Mensch hod ihr glaubd wos sie gsehng hod.
Da Vadda woa a umgänglicha Mo, wann a niachdan gwen is. Hod mia imponiad, weil a tätowiade Arm ghabd hod. Wenn a voi gwen is, dann woa des a Moadsgschiess den hoamzbringa. Do hod a scho manchmoi an sentimendalen Anfall griagd. Wenn an sei Frau obhoin woid, is sei easchds gwen: Variteeschlampn geh hea, gib ma an Kuss! Und wenn a sei Bussl griagd hod, dann is ea wia a Daggl an da Leine mit ihr hoamgwaggld. A des is Liebe.
I hob des Gfui, das früha de Summa scheena gwen san. Mia san Monade lang boafuaß gloffa. Manchmoi is a Gwidda kumma und dann hods gscheid duschd. Owa noch zwoa Stund hod d’Sonna wieda owabrennd.
Leida hods so Saubärn gem, de üweroi eahnane Oaddl higschbiem ham. Und des is ned schee gwen, wannsd de zwischn deine Zehan ghabd hosd.
Mit da ganzn Blosn, midm Dibferl und am Klamoddn Sepp san ma scho in da Friah af da Schillerwiesn gwen. Da Dibferl is ja ned gean ins Wassa ganga. Dea is am liabsdn voa de Madln af und ab spaziad. D’Mama hod zum Babba gsagd:
Moansd, dass beim Dibferl ois echd is? Dea hod so an grouss Beiln in seina neia Bodhosn.
Awo, sagd da Babba. Des is a oida Drigg. Des is a Hosnbfodn. Owa de Madln woan ja ned bled. De ham des scho gwussd.
An dem Dog is a Ochsngschbann mid am Odlfassl voa uns hea gfoahn. Und da Dibferl hod wieda amoi an Bledsinn gmachd. Hod a doch de Klabbn hindn am Fassl a weng oghom. Und af dem ganzn Weg is de braune Soss aussadrepfld. An dem Dog hamma vui mehr Fliang ghabd wia sunsd und gschdunga hods a. Vui Leid san früha hoamganga. D’Wiaschdl san billiga vakafd woan, weils ned wegganga san.
Easchd beim nechsdn Gwidda hods den Gschdank weg gschwoabbd. Do hod da Babba gmoand, dass da Dibferl nimma midgeh deaffad, wenn a oiwei so an Bledsinn machd.
Nach 1933 ham vui Awadslose a Awad griagd. Owa es hod se manches gändad. Leid san vaschwundn iwa Nachd. Wennsd oan ned leidn hosd kenna, dann hosd bloß d‘Kreisleitung ogruafa und scho is a weg gwen. Und wenns in da Friah um fünfe an da Dia klobfd hod, dann woa des ganz schlechd. De meisdn san noch ana Zeid wieda kumma. Owa wos ealebd ham und wos gwen san, do hams ned driwa gredt.
Dann is da Blockwart eigfiad woan. Des woan Wichtigduer, ham an de Dian ghoachd und ois weida gmeldt.
I hob vo da Schui an Fragebong mid hoambrochd zweggs da arischn Abstammung. Bis zu de Urgroßeltern ham ma ogebn miassn, wo geboren und mid wem vaheirad usw.
Späda hod mei Babba an Brief griagd. I waar a richdiga deitscha Bua und de Partei dad mi gern nach Sonthofen zua Weiterbildung schigga. Owa da Babba woid des ned. Nach Jahren hob i easchd mitkriagd, dass auf da Ordensburg Sonthofen da Nachwuchs fia de Parteileitung geschuld worden ist. Da hob i vielleicht a Glügg ghabd, das mei Babba so gscheid gwen is. Andane ham se drum graffd und häddn se d’Finga danoch obgschleggd.
Da Summa is unsa Zeid gwen. Boafuaß laffa vo friah bis späd und afbleim deafa. S’Bia hod bloß zwoarazwanzg Pfennig kost und Biagärdn hods gem grod gnua. Und de Wiadschafdn ham olle no a „Gassnschenk“ ghabd. Do hod ma a scho a Brod oda Wiaschdl oda Zigreddn kaffa kenna.
Am Samsdog san ma olle midanand in d’Antn ganga. De ham an kloana Gardn und a Veranda ghabd. Und wenns finsda woan is und da Mond hod gscheind und hod se in da Doana gschbiagld, dann woa des so wos vo schee. Da Dibferl hod ollaweil dabei sei miassn. Wenn ea amoi ned do gwen is, dann woa des wia a Meß ohne Pfarra. Ko mi no erinnan an de Sprüch vom Dibferl, wira a scho a weng ogstocha woa.
Ea kannd, hod ea gmoand, in fünf Minudn von da Antn bis zum Arnulfsplatz laffa. Und do dad a jede Wedd eigeh.
Do hod da Klamoddn Sepp 25 Pfenning afn Tisch glegd und und ea mechad etz des scho sehng. Da Babba hod ned mid doa. Dea hod scho gwissd, wos da Dibferl fia a odrahda Baze is und das ma dem ned iwan Weg draua deaf. De 25 Pfennig san afm Tisch glegn und mia woan scho olle gspannd. Do hod da Dibferl a oide Taschnuhr vo seim Großvadda aussazogn, hods afn Tisch glegd und mid am hintafodsigm Grinsn gsagd: So etz ward i fünf Minudn und dann laaf i los.