LISA MOORE

DER
LEICHTESTE
FEHLER

Roman

Aus dem Englischen
von Kathrin Razum

Carl Hanser Verlag

Die kanadische Originalausgabe erschien 2013

unter dem Titel Caught bei Anansi in Toronto.

ISBN 978-3-446-24850-2

© Lisa Moore 2013

Alle Rechte der deutschen Ausgabe

© Carl Hanser Verlag München 2015

Umschlag: Peter-Andreas Hassiepen, München

© Stas Kulesh / Getty Images

Satz: Greiner & Reichel, Köln

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FÜR STEVE

DER AUSBRUCH

SUCHSCHEINWERFER

Slaney brach aus dem Wald hervor und rutschte eine weiche Straßenböschung hinunter. Rechts und links der Fahrbahn nur Bäume, so weit er sehen konnte. Er vermutete, dass es etwa drei Uhr nachts und er rund drei Kilometer vom Gefängnis entfernt war. Es hatte eine Stunde gedauert, den Wald zu durchqueren.

Er war unter dem Maschendrahtzaun, der den Hof umgab, hindurchgekrochen und dann durch das hohe Gras auf der anderen Seite. Er war geduckt gelaufen, war auf Knien und Ellenbogen vorwärtsgerobbt, hatte das Gesicht auf den Boden gepresst und sich nicht gerührt, während das Licht des Suchscheinwerfers über ihn hinwegstrich. Am Ende der Wiese war ein steiler Hügel mit Schiefergeröll, das rasselnd unter seinen Schuhen wegrutschte.

Die Sohlen von Slaneys Schuhen waren hellbraun und glatt. Die Farbe war abgenutzt, an beiden Sohlen war ein Stück blankes schwarzes Gummi zu sehen. Er hatte sich vorgestellt, wie die Sohlen glänzten, wenn der Suchscheinwerfer sie traf. Er trug den orangefarbenen Overall. Der Overall war immer orange gewesen, aber wenn alle einen trugen, war er nicht ganz so orange.

Einen Moment lang hatte ihn das perfekte, grelle Lichtoval umschlossen wie die Schale ein Ei, und er war gleich einem Tier in zusammengekrümmter Haltung erstarrt, eine kontraintuitive Reaktion, wie die Gefängnis-Psychotherapeutin vielleicht gesagt hätte, wenn sie zusammen in ihrem Zimmer gesessen und über seinen Ausbruch gesprochen hätten – wenn sie redete, ging es um Fehlleistungen und Affektverlagerung, Sublimierung und Kontraintuition, und sie sah einen inneren Mechanismus bei ihm am Werk, den er nicht sehen oder berühren konnte, für den er aber geradestehen musste – dann gab ihn das Oval wieder ins Dunkel frei, und er rannte weiter den Hügel hinauf.

Nah der Hügelkuppe wich der Schiefer rötlicher Erde, ein Halbrund mit einem von hartem Gras und Gebüsch bewachsenen Überhang. Er sah einen gesprungenen gelben Plastikeimer und eine auf der Seite liegende uralte Waschmaschine, rund und schmucklos weiß.

Slaney hatte nach ein paar Zweigen im Gesträuch gegriffen, doch sie hatten sich aus dem Boden gelöst. Also hatte er die Schuhspitze in die Erde gestoßen, sich auf den struppig bewachsenen Überhang hochgestemmt und die Beine hinterhergezogen.

Dort lag er nun auf dem Rücken, ein Hämmern in der Brust, und schaute zu den Sternen hoch. Er war so weit von Springhill entfernt wie nur je, seit ihm die Strafanstalt vor vier Jahren ihre Pforten geöffnet hatte. Es war nicht weit genug.

Nova Scotia am 14. Juni 1978. Am nächsten Tag war Slaneys fünfundzwanzigster Geburtstag.

Die Nacht seiner Flucht sollte ihm bis an sein Lebensende immer wieder vor Augen treten, Momente leuchtender Intensität. Er sah sich auf dem Hügel im hellen Lichtfleck des kreisenden Suchscheinwerfers, sah das Orange seines Rückens, so wie es die Wächter auf ihrem Turm hätten sehen können, wenn sie in seine Richtung geschaut hätten.

DIE LANGE NACHT

Slaney stand auf dem Highway, und die Stille der mondhellen Nacht senkte sich über ihn. Schlagartig trat ihm die Nacht ins Bewusstsein, und dann rannte Slaney, was seine Beine hergaben, denn es schien leichtsinnig stehen zu bleiben.

Dann schien es leichtsinnig, nicht stehen zu bleiben.

Er glaubte, stehen bleiben zu müssen, um horchen zu können. Er horchte mit aller Macht. Er wusste, dass die Streifenwagen unterwegs waren, und dass sie Hunde dabeihaben würden. Er sah ein, dass er jetzt nur noch abwarten konnte.

Ein Mitgefangener namens Harold hatte ihm eine Übernachtungsmöglichkeit organisiert. Ein Zimmer über einer Bar, mehrere Stunden vom Gefängnis entfernt, falls Slaney so weit kam.

Harold hatte gesagt, die Bar gehöre seiner Großmutter. Es gebe dort einen mit Rosshaar abgefederten Tanzboden und die besten Fish & Chips in ganz Nova Scotia. Ab und zu träten Rockbands auf, einmal die Woche gebe es Striptease, außerdem sponsere die Bar eine Basketballmannschaft.

Die Unterkunft von Harold war in Guysborough. Die Bullen würden davon ausgehen, dass Slaney sich nach Westen hielt. Doch er floh in die entgegengesetzte Richtung. Ein Fernfahrer war zur Fähre in North Sydney unterwegs, mit einer Ladung Lay’s Kartoffelchips, die nach Neufundland gehen sollte.

Mit ihm konnte Slaney bis nach Guysborough zu Harolds Unterkunft mitfahren, und am nächsten Tag, wenn sich alles etwas beruhigt hatte, würde er sich wieder in die andere Richtung aufmachen.

Er bückte sich, dort am Straßenrand, und schöpfte Atem, die Hände auf den Knien. Er flüsterte vor sich hin. Er stieß einen Schwall Flüche aus und betete zur Jungfrau Maria, an die er ein bisschen glaubte. Stechmücken berührten ihn am ganzen Körper. Sie ließen sich auf ihm nieder und bohrten ihre dünnen Stachel in ihn, und sie waren vollgesogen und benommen und in einem wollüstigen, todestrunkenen Taumel.

Sie flogen ihm in den Mund, und er spie aus, sein Speichel war gefleckt von ihnen. Sie saßen in seiner linken Lidfalte. Er wischte sich eine Mücke aus dem Auge und merkte, dass er weinte. Er war rotzverschmiert, und ihm tropften Tränen von den Wimpern. Er hörte das Sirren einer einzelnen Mücke über dem Summen all der anderen.

Tränen oder Schweiß, das wusste er nicht.

Er war aus dem Gefängnis ausgebrochen und wieder auf dem Weg nach Kolumbien. Seit seiner ersten Fahrt dorthin, der Fahrt, die ihn ins Gefängnis gebracht hatte, wusste er, dass die schwersten Fehler am leichtesten zu begehen waren. Es gibt Fehler, die mitten auf dem freien Feld stehen und um Liebe betteln.

Der größte Fehler war damals gewesen, dass Slaney und Hearn die Neufundländer Fischer aus Capelin Cove unterschätzt hatten. Die Fischer hatten von den Höhlen gewusst, die die Jungs gegraben hatten, um dort das Gras zu bunkern. Sie hatten gesehen, wie die langhaarigen Burschen mit ihren Schaufeln und Hacken aus der Stadt kamen und auf einem freien Feld ihre Zelte aufbauten. Sie hatten sie den ganzen Tag am Strand beobachtet und sie abends mit ihren Gitarren am Lagerfeuer gehört. Die Fischer hatten die Polizei verständigt.

Slaney und Hearn hatten das beiläufige Kalkül der Fischer für Wegsehen gehalten und waren verpfiffen worden.

Und den Nebel hatten sie für eine gute Deckung gehalten, doch tatsächlich führte er zu ihrer Enttarnung. Slaney und Hearn hatten im dichten Nebel die Orientierung verloren, nachdem sie von Kolumbien zurückgesegelt waren. Sie waren nur noch eine halbe Meile von der Küste entfernt, hatten zwei Tonnen Marihuana an Bord und brauchten Hilfe.

Sie hatten Fehler gemacht, und es hatte ihnen an Glück gemangelt, dabei hätten sie nur eine kleine Portion davon gebraucht. Mit einer kleinen Portion Glück wäre ihnen diese erste Fahrt gelungen, obwohl sie sich so dumm angestellt hatten.

Jetzt war Slaney wieder frei und wusste Bescheid über das Wesen von Fehlern. Sie ließen sich erkennen, aber man musste die Zeichen verkehrt herum oder rückwärts lesen. Jene ersten Fehler hatte er teuer bezahlt. Sie bedeuteten, dass er nie wieder nach Hause konnte. Er würde Neufundland nicht wiedersehen.

Jetzt beginnt alles neu, dachte er. Diesmal würden sie es richtig machen. Er spürte das Glück förmlich, wie einen wabernden Geist, animalisch, wild und wachsam. Er würde es herlocken müssen. Es an der Gurgel packen.

Slaney war aus dem Gefängnis ausgebrochen und hatte sich durch den Wald geschlagen. Er war in einen Graben voller Lupinen gestolpert. Dort musste das Licht der Suchschweinwerfer in seine Haut gedrungen sein, gleich hinter dem Zaun des Gefängnisses, ein radioaktives Summen, das ihn erweitert zurückließ. Er war nicht mehr er selbst, er war er selbst und noch etwas dazu.

Oder das Licht hatte alles aus ihm herausgewaschen, außer der absoluten Notwendigkeit, nicht von Polizeihunden angefallen zu werden.

Er roch die Lupinen, während er sich hindurchkämpfte, die feuchten Stengel griffen nach seinen Schienbeinen. Kalte Regentropfen fielen von den Blättern. Dann stand er auf dem Bankett. Er wedelte mit den Händen neben seinem Kopf herum, mädchenhafte Schläge nach den Mückenschwärmen.

Die Gebete, die er zwischen Kaskaden derber Schimpfwörter sprach, waren artig, und er hatte sein Gesuch auf ein einziges Wort reduziert, das da lautete: Bitte. Er hatte eine Vorstellung von der Jungfrau Maria in normalen Kleidern, Jeans und T-Shirt. Sie war kompliziert, aber sanftmütig, eher menschlich als göttlich. Er dachte nicht Jungfrau, er dachte normal und smart. Ein Mädchen mit einem Grashalm zwischen den Daumen, auf dem es zirpend pfiff. Nach ihr rief er jetzt.

Seine Gebete sollten die Angst abwehren, die er verspürte, und eine Scham, die nichts mit seinem Vergehen zu tun hatte oder damit, dass er im Mondschein schlammverschmiert am Straßenrand stand und auf Gedeih und Verderb von einem ehemaligen Strafgefangenen mit einem Lkw abhängig war.

Es war eine wurzellose und unbeständige Scham. Es hätte die Scham von jemand anderem sein können, ein Sturm, der niederging, oder eine Scham, die niemandem gehörte und alles niederwalzte, was ihr in den Weg kam.

Seine Flüche waren eine Beschwörung gegen zu viel Demut, und die Gebete sollten die Jungfrau dazu bewegen, die Stechmücken verschwinden zu lassen.

Dann begann der Boden zu wummern und zu dröhnen. Slaney sprang zurück in den Graben. Legte sich flach hin, über ihm zitterten die Lupinen. Die Sirenen waren laut, selbst aus der Ferne, ein Baritonheulen, das sich zu einem hellen, metallischen Plärren hochschraubte. Die Schleifen dumpfen und blechern-grellen Lärms überlappten sich, und das mehrstimmige Gellen hallte von den Hügeln wider. Slaney zählte fünf Wagen. Es waren fünf.

Rote und blaue Lichtstreifen durchschnitten die Stengel der Lupinen, und die Köpfe der Blumen neigten sich und wippten im Luftzug, als die Wagen vorbeirasten. Jede einzelne Sirene war so schrill, dass sie seinen Schädel zu durchbohren schien, der winzige Hammer in seinem Ohr pochte eine Botschaft kalibrierten Schreckens, und die Steine im Graben, auf denen seine Wange ruhte, vibrierten, und dann entschwanden die Sirenen eine nach der anderen, das Echo verebbte und Stille breitete sich aus.

Es war keine Stille. Slaney hielt es zunächst für Stille, doch es ging ein Wind, der von ferne kam, und der rüttelte an allen Bäumen. Einige der Äste rieben sich knarrend aneinander. Die Blätter der Lupinen raschelten wie die Seiten eines Hochglanzmagazins beim Umblättern.

Fünf Wagen. Sie würden noch fünf, sechs Kilometer weiterfahren, und dann würden sie die Hunde loslassen. Es hatte so lange gedauert, bis sie kamen, weil sie erst die Hunde hatten holen müssen. Slaney horchte nach dem Bellen, das der Wind herübertragen würde.

Er kroch aus dem Graben, um das nächste Fahrzeug abzupassen, richtete sich auf, fuhr sich mit den Händen über die Brust, zog den Kragen des Overalls zurecht. Er konnte nicht auf den Lastwagen warten, der ihn mitnehmen sollte. Mit dem konnte sonst was passiert sein.

Er würde sich aus dem Staub machen, ehe die Hunde auftauchten.

Ein Kombi mit nur einem Scheinwerferlicht näherte sich, und in dem blassgelben Lichtstrahl konnte Slaney sehen, dass es angefangen hatte zu regnen. Der Kombi hatte eine Matratze auf dem Dach. Er hatte auf Schrittgeschwindigkeit abgebremst. Auf dem Beifahrersitz saß eine Frau, die eine Zigarette rauchte. Sie drehte sich ganz um und betrachtete ihn ausgiebig, während der Wagen zum Halten kam.

Slaney würde sich noch lange an ihr Gesicht erinnern. Ein bernsteinfarbenes Licht am Armaturenbrett erleuchtete ihr braunes Haar. Die Spieglung seines Gesichts in der Scheibe glitt über ihr Gesicht, sodass die beiden Gesichter für den Bruchteil einer Sekunde zu einer Fratze mit zwei Nasen und vier Augen wurden, mit erhöhter Stirn und einem verlängerten männlichen Kinn unter ihren vollen Lippen – vielleicht sah sie auf ihrer Seite der Scheibe ja das Gleiche.

Die Bullen mussten sie bereits überholt haben, und sie würde wissen, dass sie jemanden suchten. Sie blies den Rauch aus, und Slaney sah zu, wie er sich träge nach oben schlängelte. Dann drückte sie mit einem Finger den Knopf der Türverriegelung herunter. Sie blieben noch einen Moment dort stehen, betrachteten ihn wohl, wobei Slaney den Fahrer nicht sehen konnte, und dann schossen sie los, dass ihm der Schotter auf die Oberschenkel spritzte.

Slaney war bewusst geworden, wie klein er im Verhältnis zum Highway, zu den bewaldeten Hügeln, zum Himmel war. Er spürte, wie sich die Zeit abspulte.

Die Zeit war fest aufgewickelt gewesen, wie auf einer Winde, und dann hatte irgendjemand einen Hebel umgelegt, und jetzt spulte sie sich mit atemberaubender Geschwindigkeit ab. Er rechnete damit, dass sie sich verhedderte. Und wenn sie sich verhedderte, würde sie sich nicht wieder entheddern.

Vier Jahre und zwei Tage. Im Gefängnis verstrich die Zeit gleichmäßig, ohne jemals langsamer oder schneller zu werden. Sie war gallertartig und gedankenlos. Er hatte den Ausbruch so geplant, dass er an seinem Geburtstag frei sein würde.

Slaneys Schwester hatte ihn im Laufe des vergangenen Jahrs öfter im Gefängnis besucht, und sie hatten über den Ausbruch gesprochen, in sehr allgemeinen Begriffen und einer Art Code, den sie nach und nach miteinander entwickelten.

Sie hatte ihm gesagt, dass Hearn wieder eine Fahrt plante und mit ihm rechnete. Seine Schwester stand mit Hearn in Verbindung. Sie war es auch gewesen, die ihm gesagt hatte, dass der Lkw am Straßenrand anhalten und ihn mitnehmen würde.

Das Entscheidende war, dass ihn jemand zur verabredeten Zeit mitnehmen würde. Die meisten entflohenen Strafgefangenen werden in der ersten Nacht gefasst. Slaney musste die erste Nacht hinter sich bringen, und dann würde er sich auf den Weg Richtung Westen machen, quer durchs Land bis nach Vancouver, wo er Hearn treffen würde. Von dort aus würde es wieder nach Kolumbien gehen, und er würde mit so viel Pot zurückkommen, dass es sie beide zu Millionären machen würde.

EASY RIDER

In der Ferne erschienen zwei stecknadelkopfgroße Lichter, verschwanden in einer Senke, tauchten wieder auf. Slaney betete zur Jungfrau, dass es die Scheinwerfer des Lkws mit dem Fahrer waren, der sein Leben umgekrempelt und Jesus einen Platz in seinem Herzen gegeben hatte, der zu den Anonymen Alkoholikern gegangen war und an das Zwölf-Schritte-Programm glaubte und an den uralten, unheimlichen Rat, einen Tag nach dem anderen anzugehen.

Dieser Lkw-Fahrer arbeitete laut Slaneys Schwester jetzt in einem Diner in der Duckworth Street, wo Ex-Knackis willkommen waren, weil der Besitzer selbst einer war, und dort hatte er eine Krankenschwester kennengelernt, und sie hatten geheiratet und ein Kind bekommen und ein Haus auf dem Festland gekauft.

Slaneys Schwester hatte bei diesem Lkw-Fahrer angerufen, und er hatte gesagt, er komme eh dort vorbei, und wenn er Slaney sehe, werde er ihn mitnehmen und bei der von Harold organisierten Unterkunft absetzen.

Die Lupinen seitlich der Straße stürzten vorwärts, schossen im ausgreifenden Licht der Scheinwerfer durch den Graben, als wäre ein Damm gebrochen. Sie stürzten als erleuchteter Strom überfließenden Lilas über die Seiten der langen dunklen Straße, ein Versuch, dem nach ihnen greifenden, sie peitschenden Licht zu entkommen. Dann war der Lkw da, ohrenbetäubend; die lange silberne Seite war schmutzig und so nah, dass Slaney sie hätte berühren können. Hinter dem Lastwagen purzelten die Lupinen wieder in die Dunkelheit zurück, aufgesogen, ausgelöscht.

Der Lkw war vorbeigefahren, und Slaney war von einer feinen, feuchten Schmutzschicht überzogen. Die Abgase rochen scharf in der ozonreichen Luft. Er wischte sich mit dem Ärmel das Gesicht ab. Slaney hatte in dem Moment, als er die Scheinwerfer in der Ferne sah, gewusst, dass er gefasst werden würde, wenn der Laster nicht hielt. Zwei unterschiedliche Leben nahmen vor ihm Gestalt an und verloren sich wieder; eines hatte damit zu tun, dass der Laster hielt, und das andere damit, dass er innerhalb der nächsten Stunde gefasst werden würde.

Und dann wieder durch den Korridor zu seiner Zelle gehen. Er konnte sich das Bild eines Risses im Betonboden neben seiner Pritsche vor Augen rufen, oder es kam ganz von selbst. Es war ein Anzeichen dafür, dass das Gefängnis in sein Inneres vorgedrungen war. Als er die Augen aufmachte, sah er weiter vorn auf der Straße die roten Rücklichter des nun stehenden Lkws leuchten.

Er rannte, was er konnte, hatte Angst, der Fahrer würde es sich doch noch anders überlegen und wegfahren. Slaney öffnete die Beifahrertür und kletterte in die Kabine. Die Vibration des laufenden Motors drang durch den Sitz in Slaneys Oberschenkel, Hintern, Schulterblätter. Auf dem Armaturenbrett stand eine Marienfigur. Sie war elfenbeinfarben und streckte die Arme aus, die winzigen Handflächen nach oben gerichtet. Ihr blasses längliches Gesicht war nach unten geneigt, die Augen geschlossen.

Der Fahrer legte den Gang ein, und dann wartete er, das Gesicht zum Seitenspiegel gewandt. Er saß einfach nur da und schaute hinter sie, als hätte er alle Zeit der Welt. Schließlich sauste ein gelbes Cabrio an ihnen vorbei und verschwand.

Danke fürs Anhalten, sagte Slaney. Der Lkw-Fahrer langte an die Decke, berührte ein Licht, das daraufhin aufleuchtete, und betrachtete Slaney eingehend. Ein paar Stechmücken wurden neben dem weißen Deckenlicht sichtbar, und die beiden Männer spiegelten sich in der breiten schwarzen Windschutzscheibe, zwischen ihnen der durchbrochene weiße Mittelstreifen. Der Fernfahrer musterte Slaneys orangenen Overall.

Die Stechmücken sammelten sich innen an der Windschutzscheibe, im Licht glitzerten sie wie Glassplitter. Slaney beugte sich vor und presste den Daumen auf eine. Dann betrachtete er seinen Daumen, und da war das winzige zerquetschte Insekt mit seinen zerdrückten Flügeln und ein bisschen Blut, wahrscheinlich von Slaney.

Kleiner Nachtspaziergang?, fragte der Fernfahrer. Slaney rieb mit dem Daumen über eine Naht seines Overalls.

Sowas in der Art, sagte Slaney. Der Fahrer schaute auf die Uhr. Er sagte, er habe Slaney erst ein paar Kilometer weiter erwartet.

Ich dachte, ich müsste noch ein ganzes Stück fahren, sagte der Fahrer. Du hast Glück, dass ich nicht an dir vorbeigerauscht bin. Du hast an der falschen Stelle gestanden.

Es war schwer einzuschätzen, wo ich bin, sagte Slaney.

Hast du keine Wegbeschreibung bekommen?

Gar nichts.

Du hast ganz schönes Glück, sagte der Fahrer.

Das hoffe ich, sagte Slaney.

Es kommt und geht, sagte der Fahrer. Es kommt und geht.

Der Fahrer hatte einen schwarzen Vollbart und dichtes pomadiges Haar, das an den Schläfen noch die Spuren des Kamms aufwies und hinten in nass aussehenden Locken über den Kragen seiner Holzfällerjacke fiel. Er berührte erneut das Deckenlicht, und es ging aus. Dann lenkte er den Sattelschlepper wieder auf die Straße. Jedes einzelne Rad wälzte sich mit einem arthritischen Ruck auf den Asphalt, das Vibrieren des Motors ging in ein gleichmäßiges Brummen über, und sie fuhren los.

Fast umgehend überholten drei weitere Streifenwagen mit Blaulicht den Lkw, und Slaney duckte sich unter das Armaturenbrett.

Da hinten liegen trockene Kleider, sagte der Lkw-Fahrer. Er nickte kurz in Richtung der roten Decke, die er vor die Koje hinter ihnen genagelt hatte. Slaney sah den kleinen blauen Samsonite-Koffer seiner Mutter. Den hatte ihm wohl seine Schwester gepackt.

Mit den Daumen schob er die Chromverschlüsse auf, und der Deckel klappte hoch. Drinnen lag ein brauner Umschlag, in dem dreihundert Dollar und ein Zettel mit einer Telefonnummer steckten. Das musste Hearns Nummer sein. Er prägte sie sich ein, zerknüllte den Zettel und schaute sich nach einer Möglichkeit um, ihn zu entsorgen. In der Armlehne war ein Aschenbecher, aber der war voller Kippen. Er knüllte den Zettel zu einer kleinen Kugel zusammen und verschluckte sie.

Dreihundert Dollar, das mussten die kompletten Ersparnisse seiner Schwester sein.

Drei Paar Jeans, Unterwäsche, Socken, eine Jeansjacke und eine Blechdose mit einem Norman-Rockwell-Bild, auf dem ein Landstreicher mit einem gestohlenen Kuchen wegläuft, während ein Hund nach seinen Hosenbeinen schnappt. Er öffnete den Deckel und sah, dass die Dose voller Schokoladenplätzchen war.

Er griff nach einem der fünf karierten Hemden, es war in Zellophan verpackt und um ein Stück Pappe gefaltet, an der es mit mehreren kleinen Nadeln befestigt war. Er zog die Nadeln heraus und legte sie auf die Armlehne, wo sie zitterten und herumrollten.

Slaney zog sich in der Koje um. Dann tastete er unten im Koffer herum, um zu schauen, ob seine Schwester vielleicht ein, zwei Joints hineingelegt hatte. Das blaue Futter war neben der Naht gerissen, und irgendetwas hatte sich dahinter verfangen. Slaney wand zwei Finger durch den Riss im Futter, der sich unterhalb der Reißverschlusstaschen befand.

Es war ein Ring. Er zog ihn heraus.

Der alte Verlobungsring seiner Mutter. Seine Mutter hatte den Ring vor vielen Jahren während eines Krankenhausaufenthalts verloren – gestohlen, hatten sie damals gedacht. Aber nein: Er war zwischen das zerschlissene Futter und die Hartschale gerutscht. Slaney steckte den Ring in die Hosentasche seiner neuen Jeans, setzte sich wieder auf den Beifahrersitz, und der Lkw-Fahrer und er blickten auf die leere Straße vor ihnen.

Wir machen einen kleinen Umweg, sagte der Lkw-Fahrer. Er bog in eine unbefestigte Straße, die von dichtem, staubigem Erlengesträuch gesäumt war, dessen Zweige über den Laster schabten. Die Räder sanken in tiefe Schlaglöcher, hievten sich über Steine, und es ging nur im Schneckentempo voran, ein Schwanken und Rucken auf achtzehn Rädern, bis der Weg so zugewachsen war, dass es weder möglich schien, weiter, noch zurückzufahren. Der Lkw-Fahrer schaltete Scheinwerfer und Motor aus.

Was gibt denn das?, fragte Slaney.

Ich warte hier mal ein bisschen, sagte der Fahrer. Und mach ein Nickerchen. Lass die Bullen ihre Arbeit machen.

Er stand auf, zog sich die Jeans über den Bauch und verschwand hinter der roten Decke. Slaney hörte, wie er die Bettsachen aufschüttelte, die Stiefel polternd auf den Boden fallen und sich ins Kissen sinken ließ.

Draußen rührte sich nichts, außer den Zweigen und Ästen, die über die stählernen Wände des Lkws kratzten. Die Atemzüge des Fahrers wurden tief und gleichmäßig, ein langes, tiefes Einholen von Luft, und dann ein verschleimt pfeifendes Ausatmen, das man nicht recht als Schnarchen bezeichnen konnte.

Slaney hörte in der Nähe einen Specht klopfen, flink und humorlos. Es war ein schönes Geräusch. Die Windschutzscheibe beschlug. Zwei Stunden und zehn Minuten saß er still da.

Schließlich hörte er ein Ächzen, und dann kam der Lkw-Fahrer hinter dem Vorhang hervorgestolpert und schien überrascht, Slaney zu sehen, als hätte er ihn in der Zwischenzeit vergessen.

Ach, hallo, sagte er. Er setzte sich wieder auf den Fahrersitz, wühlte in seinen Hosentaschen, bis er ein Päckchen Kaugummi gefunden hatte, und bot Slaney einen an, und Slaney sagte: Nein danke.

Der Lkw-Fahrer entfernte Papier und Silberfolie von einem Streifen Kaugummi, warf sie aus dem Fenster und faltete den Streifen in seinen Mund. Dann ließ er den Lkw an. Slaney kurbelte das Fenster herunter und warf den orangenen Overall hinaus.

Der Lkw schob sich aus dem Erlengesträuch zurück auf die Straße. Slaney griff hinter sich nach der Keksdose, die im Koffer seiner Mutter gelegen hatte, und öffnete sie, und der Fahrer nahm eins der ihm angebotenen Plätzchen und sagte, es schmecke gut.

Slaney aß sieben Plätzchen. Nach einer Weile griff der Fahrer unter seine Beine, zog einen Behälter von Kentucky Fried Chicken hervor und sagte, Slaney könne den Rest gern essen. Er reichte ihm den Behälter, ohne die Augen von der Straße zu nehmen, und Slaney nahm den Pappdeckel ab und sah mehrere Hühnerschlegel und einen Stapel Papierservietten. Slaney nagte jeden einzelnen Hühnerschlegel ab.

Die ganze Packung, sagte der Fahrer. Haben sie dir da drin nichts zu essen gegeben?

Es war mir immer ein Rätsel, sagte Slaney, wie das als Essen bezeichnet werden kann.

Es hatte schon angefangen zu dämmern, als Slaney merkte, dass er eingedöst war, doch er hatte gespürt, wie der Fahrer neben ihm plötzlich wachsam wurde.

Da lag etwas auf der Straße.

Ein neongrüner Gegenstand von der Größe und Form einer Schildkröte.

Er war phosphoreszierend und unwirklich und sah bösartig aus; er hatte das quallenartig Wabernde von etwas Geträumtem.

Slaney trat auf den Boden, als hätte er auf der Beifahrerseite eine Bremse. Sie überfuhren den Gegenstand. Ein trockenes Knacksen.

Es war ein Plastiksieb. Die Räder zermalmten es in tausend Stücke, Slaney sah im Seitenspiegel, wie sie hochgeschleudert wurden. Leuchtendgrüne Plastikteilchen. Im Luftstrom hinter dem Lkw schwebten sie noch einen Moment, wirbelten herum und verteilten sich dann über den Asphalt.

WACHSAMKEIT

Hol den Zimmerschlüssel an der Bar ab, hatte Harold gesagt. Und grüß meine Halbschwester Sue Ellen.

Die Striptease-Bar lag direkt am Highway, ziemlich einsam, wenn man von einem Bungalow etwas weiter hinten absah. Es hatte hier mal eine Tankstelle gegeben, doch die Zapfsäulen waren abmontiert, und das schmutzige Fenster hatte ein Einschussloch. Ein von der Sonne versilbertes, münzgroßes Loch, umgeben von einem spinnwebartigen Netz aus Sprüngen, die sich in konzentrischen Kreisen bis zum Fensterrahmen erstreckten, dessen Farbe abgeblättert war.

Auf dem Gelände neben der ehemaligen Tankstelle standen kaputte Autos, bei denen Räder oder Türen fehlten und deren hochgeklappte Haube den ausgeweideten Motorraum sehen ließ. Aus dem Fenster eines schrottreifen Schulbusses, der bis zu den Achsen im Gras stand, hing ein durchnässter Union Jack. Hinter der Tankstelle erstreckte sich ein Feld, und dann kam der Bungalow der Großmutter, auf dessen Rasen ein Pferd angebunden war. Es war ein Schimmel, er trabte im Kreis herum, warf den Kopf zurück, schlug mit dem Schweif.

Slaney konnte Harolds Großmutter sehen, sie stand auf der hinteren Veranda und hängte Wäsche auf. Es quietschte jedes Mal, wenn sie die Leine auf der Rolle ein Stück weiterschob.

Er dankte dem Lkw-Fahrer, doch dann saßen sie beide einfach da, ohne sich zu rühren.

Ich habe nicht damit gerechnet, so weit zu kommen, sagte Slaney. Kaum hatte er das gesagt, merkte er, dass es stimmte. Er hatte geglaubt, dass man ihn schnappen würde.

Im Moment erscheinen dir vier Jahre Gefängnis sehr lang, sagte der Fahrer. Aber dieses Gefühl wird sich legen. Dann sagte er, eigentlich habe er nicht in die Sache hineingezogen werden wollen.

Von wegen Beihilfe leisten, sagte er. Slaney schaute auf den vormittäglichen Nebel auf der Straße hinunter. Die Sonne hatte die Schatten schon schrumpfen lassen, und eine schwüle Hitze hatte sich über sie gesenkt. Er wollte herausfinden, ob das Zimmer noch frei war.

Ich habe eine neue Frau, sagte der Fahrer.

Man versucht vorherzusehen, was passiert, aber es kommt doch immer wieder anders, sagte Slaney.

Meine Frau hätte das nicht gutgeheißen, sagte der Fahrer. Sie hätte ein Machtwort gesprochen.

Sie hatten die ganze Nacht zusammen in der Führerkabine verbracht, und Slaney hatte dem CB-Funk zugehört, sein Gefängnisausbruch war ein großes Thema. Es seien jede Menge Bären auf der Straße unterwegs, sagten die Fernfahrer. Slaney hatte dem abgerissenen nächtlichen Geplänkel gelauscht, das er wegen der atmosphärischen Störungen und des Trucker-Slangs bezüglich der Sirenen und der Bullen nur zur Hälfte verstand, es ging um Ehefrauen, die Krebs hatten, und ein kleines Mädchen namens Nancy, das seinen ersten Zahn verloren hatte, und um das Wetter, und er erfuhr, dass sein Lkw-Fahrer Woolie genannt wurde, wegen seines Barts. Aber Slaney und der Fahrer hatten kaum miteinander gesprochen.

Jetzt wo sie angekommen waren, wollte der Lkw-Fahrer reden. Er erzählte Slaney, was er über ihn gehört hatte.

Slaney und sein Freund Hearn hätten durch ihre Verhaftung Gras im Wert von mehreren Millionen Dollar verloren, und in Montreal gebe es ein paar Leute, die Geld investiert hätten, das sie jetzt zurückhaben wollten.

Ich erzähle dir das, weil ich deine Schwester mag, sagte der Lkw-Fahrer. Slaney dankte ihm und versicherte, dass er vorsichtig sein werde, und dann verabschiedete er sich, aber der Mann redete immer weiter.

Wenn du mit zertrümmerten Kniescheiben davonkommst, kannst du dich noch glücklich schätzen, sagte er. Ich kenne einen, den haben sie mit dem Holzhammer bearbeitet. Und ein anderer hat ein Auge verloren.

Wie gut kennst du meine Schwester eigentlich?, fragte Slaney.

Was soll denn der Quatsch, sagte der Lkw-Fahrer. Ich bin verheiratet.

Du hast gesagt, du magst sie.

Herrgott, aber doch nicht so. Ich habe dir das erzählt, weil deine Schwester ein prima Kerl ist. Sozialarbeiterin, sie hat mir geholfen. Eine nette junge Frau.

Das musst du mir nicht sagen, sagte Slaney. Der Lkw-Fahrer zog eine Grimasse und schaute aus dem Fenster. Er spielte mit dem Schalthebel herum.

Ich halte mitten in der Pampa für dich an, und du kommst mir mit deiner Schwester.

Du hast recht, sagte Slaney. Tut mir leid.

Und ein anderer Typ, den ich kenne, sitzt heute im Rollstuhl. Slaney nickte.

Der Fahrer setzte wieder an: Ein anderer. Vergiss den anderen.

Also, danke fürs Mitnehmen, sagte Slaney.

Meine Frau und ich sind erst seit zwei Jahren zusammen, sagte der Lkw-Fahrer.

Du musst es ihr ja nicht erzählen, sagte Slaney. Das jetzt.

Der Lkw-Fahrer sagte, nicht zu erzählen, was man tue, sei einfach eine andere Form des Lügens, allerdings nicht ganz so verwerflich. Er sagte, er habe erst relativ spät in seinem Leben herausgefunden, wie einfach es sei zu lügen, und festgestellt, dass er sogar eine Begabung dafür habe. Als Kind habe er jedoch der Ehrlichkeit zugeneigt.

Vielleicht fangen wir alle so an, sagte Slaney.

Das Entscheidende ist, dem anderen in die Augen zu schauen, sagte der Lkw-Fahrer, und so zu reden, als wäre einem das, was man erzählt, total unwichtig.

Eine Frau kam mit einem überschwappenden roten Plastikeimer aus der Bar. Sie trug Sandalen und einen langen Rock, der ihr bei jedem Schritt um die Füße schwang. Sie ging über den Parkplatz zum Graben, kippte das Wasser aus und lief mit gesenktem Kopf wieder zurück. Sie schien vor sich hin zu singen.

In die Augen schauen, sagte Slaney.

Man schaut dem anderen in die Augen, oder man schaut in eine mittlere Entfernung, sagte der Lkw-Fahrer. Um das zu illustrieren, nahm er einen bestimmten Gesichtsausdruck an, den Gesichtsausdruck, den er aufsetzte, wenn er log. Es war eine kämpferische, gewichtige Miene, in der sich aber auch ein gewisser Gleichmut abzeichnete. Slaney sah, dass es der gleiche Gesichtsausdruck war, den der Lkw-Fahrer hatte, wenn er nicht log. Vielleicht stand ihm kein anderer zur Verfügung.

Mir misstraut keiner, sagte der Lkw-Fahrer. Er schüttelte leicht den Kopf, als wäre das eine Enttäuschung.

Du bist freundlich, sagte Slaney. Das nimmt die Leute für dich ein.

Lügen ist für mich kinderleicht, sagte der Lkw-Fahrer. Aber ich sag dir mal was. Ich an deiner Stelle würde die Ohren offen halten. Selbst aus Lügen kann man was lernen.

Der Lkw-Fahrer musste noch weiter, aber er schien nicht so recht loszuwollen. Er sei lange im Gefängnis gewesen, erzählte er Slaney. Viel länger als vier Jahre. Er schaute Slaney wieder mit dieser Miene an.

Ich hab für eine Straftat gesessen, die ich gar nicht begangen habe, sagte er. Er trommelte mit zwei Fingern auf das Steuerrad. Slaney wusste nicht, ob er ihm glauben sollte.

Wenn man jung ins Gefängnis kommt, bleibt man sich nicht gleich, sagte der Lkw-Fahrer. Er gab zu, dass er nicht an Gott glaubte, obwohl er es seiner Frau zuliebe versucht habe. Sie arbeite als Krankenschwester in der Notaufnahme, immer sehr lang.

Es sind nicht die anderen Häftlinge, sagte er, nicht mal die Wärter. Es ist was ganz anderes, das mit dem Gefängnis.

Noch mal was ganz anderes, sagte Slaney. Der Lkw-Fahrer bekam große Augen, und sein Gesicht wurde weich. Er schien etwas zu sehen, was er nicht glauben konnte. Er machte eine wegwerfende Handbewegung in Slaneys Richtung, tat alles ab, was er gerade gesagt hatte.

Am anderen Ende des Feldes hob Harolds Großmutter ihren Wäschekorb auf und ging hinein, und die Fliegentür fiel mit einem Klicken ins Schloss, das Slaney hier auf dem Parkplatz der Bar hören konnte. Es war ein intimes Geräusch, das vom Wind übers Feld getragen wurde, bis zu den Knöchelchen in seinem Ohr.

Du wirst nicht weit kommen, sagte der Lkw-Fahrer. Das sag ich dir gleich.

Ich versuch es trotzdem, sagte Slaney. Er öffnete die Tür der Führerkabine, sprang hinunter und machte die Tür wieder zu. Er trat auf den Seitenstreifen, stemmte die Hände in die Hüften. Der Lkw kroch auf die Straße zurück und verschwand in der Ferne.

EIN ZIMMER MIT AUSSICHT

Slaney ging die Rollstuhlrampe hinauf, die zum Seiteneingang der Bar führte. Von hier aus blickte man auf Reihen von Kohlköpfen und Felder voller Heu. Dicke bauschige Wolken türmten sich bis an den Horizont.

Ein Stein hielt die Tür einen Spaltbreit offen, und drinnen war es finster, und es stank nach Bier und Zigaretten. Jemand hatte Gras geraucht. Über dem Pooltisch am anderen Ende des Raums strahlte ein gelber Lichtkegel.

Hinter dem Tresen stand eine hagere Frau mit langen silbernen Zöpfen, die von Gummibändern mit roten Glaskugeln zusammengehalten wurden. Ihre Haut war sonnenverbrannt und sie hatte blassblaue Augen. Sie trug eine Latzhose und hatte eine Schachtel Zigaretten im Ärmelaufschlag ihres weißen T-Shirts stecken. Zwei Brillen hingen ihr an Ketten um den Hals. Sie leerte gerade die Aschenbecher vom vorigen Abend.

Falls du wegen des Dart-Turniers hier bist: Das war gestern, sagte sie.

Harold hat mich hierhergeschickt, sagte Slaney. Er meinte, es gibt hier vielleicht ein Zimmer, in dem ich übernachten kann.

Hat Harold auch was von Unterhaltszahlungen für seine drei Kinder von zwei verschiedenen Müttern gesagt?, fragte die Frau.

Kein Wort, sagte Slaney. Sie griff unter den Tresen, schob ein paar Sachen herum und zog dann einen Schlüssel mit hölzernem Anhänger hervor. Mit einem Schwung ließ sie ihn über den Tresen in Slaneys Richtung schliddern.

Das letzte Zimmer oben, sagte sie, die Treppe hoch und dann links. Jemand rief von hinten nach ihr und fragte etwas wegen einer Lieferung Kartoffeln.

Kartoffeln, sagte sie zu Slaney. Sehe ich so aus, als würden mich die verdammten Kartoffeln auch nur ansatzweise interessieren?

Der Flur im ersten Stock wurde hauptsächlich von dem roten Exit-Schild über einer Hintertür erleuchtet. Slaneys Zimmer erwies sich als komplettes Apartment mit einer Feuertreppe, die an der Rückwand des Gebäudes hinunterführte. Dort draußen standen eine Feuerschale und eine vertrocknete Geranie in einem gesprungenen Terrakottatopf.

Im Minikühlschrank der Kitchenette fand Slaney ein paar Hotdog-Würstchen. Daneben stand eine kleine weiße Styroporschüssel, auf die jemand mit blauem Filzstift small geschrieben hatte. In der Schüssel lagen einige Päckchen Ketchup, Senf und Relish.

Aus der Folienpackung tropfte etwas Flüssigkeit auf Slaneys Hand, er roch an den Würstchen und leckte sich die Finger. Die Wiener hatten eine komische Farbe, und das Mindesthaltbarkeitsdatum war um eine Woche überschritten. Er zog an einer Schnur über dem Spülbecken, und eine Neonröhre sprang summend und flackernd an. Auf dem Fensterbrett lagen Unmengen toter Stubenfliegen, aber die Würstchen sahen im Licht doch okay aus.

Slaney ging mit den Wienern und der Schüssel mit den Beigaben hinaus auf die Feuertreppe. Er kippte Kohlen ins Becken, und eine Wolke glitzernden schwarzen Staubes stieg auf.

Er spritzte flüssigen Grillanzünder auf die Kohlen und ließ ihn einwirken. Dann gab er etwas davon auf seine Hände, die von der Nacht zuvor, als er durchs Gebüsch gekrochen war, noch klebrig waren, wobei ihm diese ganze Nacht jetzt vorkam wie ein großes Einerlei, ohne Zeitmaß oder Begrenzung. Seine Finger klebten immer noch.

Slaney ging in die Küche, benutzte die Sunlight-Seife und hielt die Hände unters laufende Wasser, und dann riss er ein paar Stücke Küchenkrepp von der Rolle. Er hatte seit vier Jahren kein weißes Küchenkrepp mehr in den Fingern gehabt. Und das hier war Topqualität. Doppellagig oder Premium oder Supersaugfähig, irgendsowas. Er hatte es offensichtlich zugelassen, dass er sich an bestimmte Dinge gewöhnte, doch er würde sich wieder entwöhnen.

Slaney ging ins Schlafzimmer und zog die gesteppte Polyestertagesdecke vom Bett. Er kannte das Muster der Decke von irgendwoher, mauvefarbene Rosen, aber er kam nicht mehr darauf, woher. Die Laken darunter waren an manchen Stellen durchgescheuert, aber sie rochen nach frischer Luft.

Er legte sich hin, und die Welt wurde ausgelöscht, ein traumloser, erdrückender Schlaf, der ihn letztlich mehr erschöpfte als erfrischte.

Als er Stunden später erwachte, war es, als hätte er überhaupt nicht geschlafen. Die Abendsonne schien durch die tränenförmigen Fensterchen in der Tür zur Feuertreppe und warf drei orangefarbene Lichttropfen auf die Fliesen. Die Tür war von Hitze und Feuchtigkeit verzogen, und er musste kräftig daran rütteln. Sie öffnete sich mit lautem Quietschen. Die Sonne ging gerade unter, ein flammendes Rot. Der Himmel war rosa geädert, und die weißen Laken auf der Wäscheleine der alten Dame leuchteten bernsteinfarben.

Die Flanken des Schimmels waren rosig golden, und Slaney weinte, denn selbst wenn er nicht weit kommen würde, selbst wenn sie ihn noch heute Abend schnappten, das hier war es wert. Das Pferd allein war es wert.

Ihn quälte die Vorahnung, dass er geschnappt werden würde. Als ob das Geschnapptwerden zu ihm gehörte, eine Verantwortung, in die er hineingeboren worden war, so etwas wie ein Adelstitel oder die Königswürde.

Jemand hatte den Rasen gemäht, und der Geruch nach gemähtem Gras, dem Benzin des Rasenmähers und Minze hing in der warmen Luft. Es waren wohl ein paar Minzbüschel unter den Rasenmäher geraten, und auch das war es wert.

Er dachte daran, wie er durch den Wald gerannt war, und erst jetzt gestand er sich ein, wie viel Angst er gehabt hatte, vor den Hunden und der Polizei und davor, wieder ins Gefängnis zurückzumüssen.

Slaney hatte vier Jahre an die intensivste Form von Einsamkeit und Kummer und Langeweile verloren. Von diesen drei Qualen war die Langeweile am schlimmsten gewesen. Ihm waren vier Jahre genommen worden, die er nicht wiederbekommen würde, und es raubte ihm den Atem, daran zu denken, was ihm alles entgangen war.

Er wollte ein Telefon. Noch konnte er niemanden anrufen, aber er wollte ein Telefon. Slaney wollte Jennifer anrufen, das war es, was er wollte.

Er wollte sie berühren. Ihr Gesicht sehen. Er konnte es kaum fassen, wie sehr er das wollte. Er wollte, dass sie ihr Kinn auf seine Fingerknöchel stützte. Wollte ihr mit dem Daumen über die Wange fahren. Ihre Augenlider küssen, ihren Mund.

Er hatte sich die ganze Zeit im Gefängnis nach ihr gesehnt, aber jetzt auf der Feuertreppe, mit der Sonne und dem Schimmel – unten zerschlug gerade jemand eine Flasche – sehnte sich Slaney noch mehr nach ihr. Die Wiesen, die sich vor ihm erstreckten, soweit das Auge blickte, öffneten ihm die Sinne. Sein ganzes Selbst erweiterte sich. Es tat weh. Er hatte solche Angst gehabt, dass ihm das Gefängnis das für immer nehmen würde, aber es kam wieder zurück.

Er schüttelte sich und spuckte über das Geländer. Dann hockte er sich vor die Feuerschale. Er musste ein bisschen auf den Zehen wippen, damit er die Streichhölzer aus der Hosentasche seiner engen neuen Jeans herausbekam, dann riss er ein Streichholz an, warf es in die Feuerschale, und die Flammen zuckten hoch und legten sich flach und überzogen die Kohlen wie ein blau-grüner Film.

Knisternd erfassten die Flammen jeden einzelnen der glitzerndschwarzen Klumpen. Slaney ging wieder hinein und schaltete mit abgedrehtem Ton den Fernseher an, dann ließ er sich in einen Sessel sinken und legte die Beine auf den Puff.

Es war ein alter Lederpuff, auf den seitlich eine Elefantenkolonne aufgeprägt war, jeder Elefant hielt sich mit dem Rüssel am Schwanz des vor ihm laufenden Tiers fest und hatte ein Vorderbein zum Schritt erhoben. Die Nähte des Puffs waren hier und da aufgeplatzt, und unter dem Leder war ein Rupfensack, der einen Riss hatte, sodass Stroh auf die Fliesen quoll und es schien, als würde einer der Elefanten ausgeweidet.

Slaney schlief im Sessel ein und erwachte davon, dass jemand laut an die Tür klopfte.

Er sprang auf, sein Herz raste. Er hatte keine Ahnung, wo er war, das Zimmer hatte andere Maße als seine Zelle. Ein formloses klaffendes Dunkel. Er konnte das Zimmer nicht zuordnen, und dann wusste er plötzlich genau, wo er war. Sein Inneres krampfte sich zusammen, zerfloss, ein formloses Wabern. Ein Gleichgewichtsverlust und eine so tiefe, würgende Angst, dass er sich nicht rühren konnte.

Slaney starrte auf die Bodenfliesen; neben seiner Schuhspitze lag ein Dosenring. Er schaute darauf, doch er sah ihn nicht. Er wusste, dass er ihn nicht sah. Was er sah, war sein eigener Körper: zu Boden geworfen, auf seinem Rücken ein Knie, seine Hände in Handschellen. Erneutes Klopfen. Wer immer das war, er hämmerte gegen die Tür, dass es nur so dröhnte.

Sie hatten ihn.

Oder sie hatten ihn nicht.

Dies waren die beiden Wahrheiten, die sich unter den Hütchen im Hütchenspiel dieses schmutzigen, ungeliebten Zimmers über der Bar verbargen, wo er sich dem Schlaf überlassen hatte. Es war ein Fehler gewesen einzuschlafen. Der Schlaf hatte ihn übermannt, noch während er die Vorstellung, sich ihm hinzugeben, wachsam abgewehrt hatte.

Ein paar Dinge hatten sich ereignet, und es hatte ihm das Dach von seinem Leben weggeblasen, ohne dass er es mitbekommen hatte. Die reglosen Stubenfliegen auf dem Fensterbrett in der Küche waren im Neonlicht wieder zum Leben erwacht, er hörte sie summen. Oder es war die Neonröhre über dem Spülbecken, die summte. Ein schwaches Summen hatte in seinem Schlaf begonnen und seine Träume durchdrungen, und jetzt war es das Dröhnen einer Kettensäge, die sich auf seinen Schädel niedersenkte und ihn spaltete.

Slaney ging lautlos zur Tür und legte die Hand dagegen. Er lauschte und hörte draußen einen Fuß über die Fliesen scharren. Er konzentrierte sich ganz auf diesen kleinen Laut. Dann klopfte es abermals, er fuhr vor Schreck zusammen und öffnete die Tür.

CELESTE UND ANNETTE

Bist du am Grillen?, fragte die Frau.

Ich bin Annette, und das ist Celeste, sagte die daneben. Es waren die Stripperinnen aus der Bar.

Slaney war mit dem lüsternen Gejohle der männlichen Zuschauer im Ohr eingeschlafen. Sie hatten einen Sprechgesang angestimmt, der in seine Träume eingegangen war; das Klatschen und Stampfen waren angreifende Elefanten, Gewitterwolken aus Staub.

Die Stripperinnen, sagte Slaney. Hereinspaziert.

Annette hob wie zum Gruß die Weinflasche, die sie in der Hand hielt, und schwenkte sie ein paar mal hin und her. Dann schob sie sich an ihm vorbei ins Zimmer.

Hübsch hast du’s hier, sagte sie. Sie schaltete eine der Lampen ein und stand dann mit den Händen in den Hüften und einem gespielt fachmännischen Nicken da, als begutachtete sie, was sich hier gestalterisch machen ließe.

Der Fernseher zeigte das Testbild. Ein Indianerhäuptling mit Federschmuck im Profil, knochig, langmütig. Auf einem Bücherregal im Zimmer standen zahllose Figürchen von Waldtieren, sicher um die zweihundert, aus Red-Rose-Teepackungen gesammelt. Die Figürchen standen auf dem abblätternden Vinylbezug der Pressspanbretter, als wanderten sie in einem großen Exodus über Hügel und durch Täler.

Celeste neigte den Kopf zur Seite.

Diese Uhr geht zweimal am Tag richtig, sagte sie. Neben dem Bücherregal hing eine Wanduhr mit goldenen römischen Zahlen auf einem bronzefarbenen Ziffernblatt, von dem lange spitze Metallstäbe abgingen wie Sonnenstrahlen. Sie war um Viertel vor vier stehengeblieben, und darunter war ein faustgroßes Loch in der Wand.

Slaney nahm die Wiener, die er im Kühlschrank gefunden hatte, und sie setzten sich damit auf die Feuertreppe. Die Flammen waren erloschen, und die Kohlen waren von einer dicken hellen Ascheschicht überzogen, doch als sich ein leichter Wind erhob, pulsierten sie orange. Slaney hielt die Hände über die Kohlen, spürte eine leichte, flackernde Hitze und legte die Wiener auf, ab und zu wendete er sie mit einer Plastikgabel.

Annette zog einen Joint aus ihrer Handtasche, zündete ihn an und ließ ihn herumgehen. Slaney sagte, er finde, zweimal am Tag mit etwas richtigzuliegen sei ein ziemlich guter Schnitt. Er entwickelte die Theorie, dass es Abstufungen von Richtigkeit gebe, aber wenn man falschliege, sei das wie ein Glockenschlag aus dem Nichts. Slaney hatte die beiden Frauen für die Bullen gehalten, und er hatte die Hand an die Tür gelegt.

Abstufungen, sagte Celeste. Sie betrachtete stirnrunzelnd den fast aufgerauchten Joint. Dann leckte sie an einem ihrer Finger und verrieb einen Tropfen Speichel auf dem Paper.

Man kann mit etwas mehr oder weniger richtigliegen, sagte Slaney. Aber falsch ist falsch.

Wie beim Schwangerschaftstest, sagte Annette. Entweder man ist schwanger, oder man ist es nicht.

Sie meint, sowas wie ein falsch positives Ergebnis gibt es nicht, sagte Celeste. Aber ein falsch negatives gibt es sehr wohl.

Das ist richtig gutes Dope, sagte Slaney. Colombian Gold, stimmt’s? Er dachte, dass die Worte falsch negativ etwas schmerzlich Schönes hatten. Er wünschte, seine Gedanken könnten sie voll umfassen. Er musste an seine Englischlehrerin in der siebten Klasse denken. Miss Benson mit ihren Stöckelschuhen und ihrem großgeblümten Kleid und ihrem Dekolleté und ihrem Mund.

Auch doppelt negativ gibt es nicht, sagte er. Womit er wohl meinte, so sein Gedanke, dass etwas nicht zweimal schiefgehen konnte.

Slaney hatte das Klopfen gehört und gedacht, jetzt haben sie dich, und stattdessen feierten sie hier jetzt so eine Art Party, Slaney und zwei schöne, völlig zugekiffte, verrückte Stripperinnen, und dabei schauten sie auf die wogenden Wiesen.

Ich dachte, ihr seid die Bullen, sagte Slaney. Aber ihr seid vom anderen Ende des Spektrums.

Was für ein Spektrum?, fragte Celeste. Slaney hatte den Joint von ihr entgegengenommen, den Rauch ganz lange in der Lunge gehalten und ließ ihn nun beim Sprechen herauswabern.

Das Spektrum, an dessen einem Ende die Bullen sind, sagte Slaney. Er beschrieb mit dem glühenden Ende des Joints einen Bogen in der Luft, um zu illustrieren, wie fern sie alldem wahrscheinlich waren.

Du hast die Tür aufgemacht, und da waren wir, sagte Celeste. Ihm ging durch den Kopf, dass eine geschlossene Tür für ihn noch lange, wenn nicht gar bis an sein Lebensende, eine Bedrohung darstellen würde. Deswegen musste er die nächste Fahrt auch sofort machen, sie hinter sich bringen. Er brauchte das Geld. Er brauchte eine neue Identität und Geld, von dem er leben konnte. Er musste abrechnen.

Die große Abrechnung, sagte Slaney. Er hatte den Gerichtssaal in Handschellen verlassen, in einem Blitzlichtgewitter, vor vier Jahren und drei Tagen. Im Laufe dieser Jahre hatte es Anrufe und Besuche gegeben, und die heutige Nacht war Teil eines größeren Plans, der da draußen umgesetzt wurde.

Hearn sorgte für seine Verwirklichung. Slaney und Hearn waren Partner. Die Sache erforderte Hearns Phantasie und das Vertrauen darauf, dass alles klappen würde.