Kate Hoffmann, Samantha Hunter, Kelli Ireland, Nancy Warren
TIFFANY HOT & SEXY BAND 42
IMPRESSUM
TIFFANY HOT & SEXY erscheint in der Harlequin Enterprises GmbH
Redaktion und Verlag: Postfach 301161, 20304 Hamburg Telefon: 040/60 09 09-361 Fax: 040/60 09 09-469 E-Mail: info@cora.de |
Geschäftsführung: | Thomas Beckmann |
Redaktionsleitung: | Claudia Wuttke (v. i. S. d. P.) |
Produktion: | Christel Borges |
Grafik: | Deborah Kuschel (Art Director), Birgit Tonn, Marina Grothues (Foto) |
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe TIFFANY HOT & SEXY
Band 42 - 2015 by Harlequin Enterprises GmbH, Hamburg
© 2014 by Peggy A. Hoffmann
Originaltitel: „The Mighty Quinns: Rogan“
erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto
in der Reihe: BLAZE
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
Übersetzung: Ulrike Pesold
© 2013 by Samantha Hunter
Originaltitel: „Unexpexted Temptation“
erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto
in der Reihe: BLAZE
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
Übersetzung: Johannes Heitmann
© 2014 by Denise Tompkins
Originaltitel: „Stripped Down“
erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto
in der Reihe: BLAZE
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
Übersetzung: Ulrike Pesold
© 2014 by Nancy Warren
Originaltitel: „Game On“
erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto
in der Reihe: BLAZE
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
Übersetzung: Sandra Roszewski
Abbildungen: Photodisc / Thinkstock, alle Rechte vorbehalten
Veröffentlicht im ePub Format in 02/2015 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783733750701
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
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Diese Reise hatte sich Psychologin Claudia anders vorgestellt. Zwar beruhigt Rogan Quinn ihre Patienten – dafür bringt er Claudia jede Nacht in Aufruhr. Doch eine Zukunft mit ihr will er nicht!
Das ist sie – die Frau, an der sich Luke rächen wird! Er weiß, dass Vanessa ein Herz aus Eis hat, aber ihr Körper ist heißer als jeder Vulkan. Kann so eine erotische Frau wirklich eine Betrügerin sein?
Langsam entblättert sich der Stripper – und als Erics letztes Kleidungsstück fällt, weiß Cass: Sie will ihn – sofort! Sie ahnt nicht, dass sie Eric bald wiedersehen wird. Dann aber als ihren Gegner!
Er braucht keinen Coach – schon gar keinen weiblichen! Adam ist der beste Mittelstürmer, den das Team je hatte – auch ohne Psycho-Doc! Doch als Serena seine Hilfe braucht, kommt er ihr sehr nahe …
Rogan Quinn sah zum Fenster hinaus und beobachtete die Menge, die sich vor dem Gartenzaun versammelt hatte.
„Was wollen die hier?“, fragte er in den Raum hinter sich.
Sein Zwillingsbruder Ryan trat neben ihn und zuckte mit den Schultern. „Vielleicht ein gutes Foto, wie wir um Dad weinen, damit sie allen zeigen können, wie traurig wir sind.“
„Den Gefallen werde ich ihnen nicht tun“, sagte Rogan stur. „Ich wünschte, sie würden einfach weggehen und uns in Ruhe lassen.“ Er trat von der Scheibe weg und sein Blick blieb an der geschlossenen Schlafzimmertür hängen. Seine Mutter war den ganzen Morgen noch nicht herausgekommen.
Seit Rogans Vater vor einem Monat gestorben war, hatte sie gute und schlechte Tage gehabt. An den guten Tagen schaffte sie es, in ihrem Morgenmantel am Esstisch zu erscheinen. Dann saß sie dort und ignorierte ihre vier Kinder, bis sie zurück ins Schlafzimmer schlurfte.
Rogan hatte den Verlust seines Vaters erlebt und es war niederschmetternd gewesen, aber er hatte den Schmerz überlebt. Warum war seine Mutter zum Opfer geworden? Er hatte gesehen, was die Liebe und der Verlust seiner Mutter angetan hatten.
Er hatte in den letzten Wochen oft darüber nachgedacht. Was machte die Liebe zwischen seinem Vater und seiner Mutter so besonders? Vielleicht war es etwas, das nur Erwachsene verstanden. Rogan spürte, dass er den Schmerz seiner Mutter verstehen würde, wenn er älter war. Er wollte ihn nur nicht selbst fühlen.
Rogan klopfte an die Schlafzimmertür. „Mum? Soll ich dir etwas Tee bringen?“
Er wartete, in der Hoffnung, dass er diesmal eine Antwort erhalten würde, aber es blieb still. Er ging wieder zum Fenster. Wenn diese Mediengeier nur verschwinden würden, vielleicht würde sie dann wieder die Mutter sein, die sie immer gekannt hatten – die Mutter, die mit ihnen lachte und sie liebte.
„Ich gehe da raus“, murmelte Rogan.
„Nein, tu’s nicht“, erwiderte Ryan, seinen Arm ergreifend. „Oma hat gesagt, wir sollen so tun, als wären sie nicht da. Sie wird sie vertreiben.“
„Ich werde nicht warten, bis sie da ist“, meinte Rogan. „Wir tun das. Bist du dabei?“
„Okay.“
Rogan öffnete die Tür. Als die Reporter sie sahen, drängten sie sich an den Zaun und riefen ihnen Fragen zu. Die Kameras blitzten und Rogan hielt eine Hand hoch, um den Ansturm abzuwehren, aber sein Ärger wuchs an.
Mit einem stummen Fluch rannte er die Vordertreppe hinunter und ergriff einen Klumpen Erde aus dem Blumenbeet. Mit aller Kraft warf er ihn der Menge entgegen. „Lasst uns in Ruhe“, rief er. „Haut ab. Wir wollen nicht mit euch reden.“
Die Erde, die auf die Meute niederprasselte, reichte aus, um sie alle in Bewegung zu setzen. Ryan schloss sich ihm an und warf Erdklumpen über den Zaun, bis sich alle zu ihren Autos zurückgezogen hatten. Rogan fand einen Stein und traf die Windschutzscheibe des Autos, das am nächsten stand. Als es davonfuhr, hob er noch einen auf und warf ihn hinterher.
Nacheinander eilten die Reporter davon und als die Straße vor dem Haus endlich leer war, sah Rogan seinen Bruder an und grinste. „Feiglinge“, murmelte er.
Ryan lachte leise. „Denen haben wir’s gezeigt, was?“
„Stimmt“, antwortete Rogan.
Als sie ins Haus zurückgingen, war Rogan überrascht, als er ihre Mutter am Fenster stehen sah. Sie sah ihn und Ryan an und schenkte ihnen ein schwaches Lächeln. „Gute Arbeit“, murmelte sie, bevor sie sich abwandte.
„Mum? Soll ich dir eine Tasse Tee machen?“, fragte Rogan erneut.
Sie blieb stehen und holte tief Luft. „Das wäre schön“, sagte sie mit einem Nicken. „Eine Tasse Tee würde mir guttun.“
Rogan und Ryan eilten zu ihr hinüber. Jeder nahm eine Hand und gemeinsam führten sie sie zum Sofa. Sie setzten sich neben sie und ihre Mutter legte die Arme um ihre Schultern und zog sie an sich.
„Ihr seid meine tapferen, starken Jungen“, flüsterte sie. „Versprecht mir, dass ihr mich nie verlasst.“
„Das verspreche ich, Mum“, erwiderte Rogen.
„Ich auch.“
Rogan gab sich selbst in Gedanken ein Versprechen. Wenn die Liebe ihrer Mutter das angetan hatte, dann wollte er sie nicht. Sie brachte nur Verzweiflung und Einsamkeit. Kein Mädchen konnte das wert sein.
Das Klingeln seines Handys riss Rogan aus dem Tiefschlaf. Stöhnend drehte er sich um und suchte auf dem Nachttisch nach dem Telefon.
Schlanke weibliche Finger strichen über seinen Bauch und er lächelte, als ihr warmer nackter Körper sich enger an ihn schmiegte.
„Willst du rangehen?“, murmelte Kaylee.
Er warf einen Blick auf das Display. Wenn es seine Mutter oder einer seiner Brüder war, konnte er sie auf die Mailbox sprechen lassen. Aber als er den Namen seiner nächsten Expeditionskundin, Dr Claudia Mathison, sah, überlegte Rogan es sich anders. „Es dauert nur einen Moment“, sagte er.
Kaylee seufzte. „Beeil dich. Ich muss bald gehen.“
Er setzte sich auf und hielt das Handy ans Ohr. „Doctor Mathison“, sagte er verschlafen.
„Guten Morgen, Mister Quinn. Ich hoffe, ich störe Sie nicht?“ Sie wartete seine Antwort gar nicht ab. „Es gibt da noch ein paar Dinge, die ich besprechen möchte. Die Details sind wichtig, um diesen Trip so reibungslos wie möglich ablaufen zu lassen.“
Die Psychologin Claudia Mathison hatte ihn in den letzten paar Wochen mindestens zweimal täglich wegen ihrer „Details“ angerufen und sie trieb ihn wirklich langsam in den Wahnsinn. Ja, er verstand, dass dieser Trip für ihre fünf Patienten mit ihren Phobien eine große Herausforderung war. Aber es ging hier um Menschen, die in der Realität lebten, nicht um ein paar Invalide, die sich kaum um sich selbst kümmern konnten.
Als Rogan die Expedition angenommen hatte, hatte er vor seinen Brüdern, Malcolm und Ryan, damit angegeben, wie dieser Trip einen völlig neuen Markt für Maximum Adrenaline, das Familienunternehmen, das Abenteuerreisen anbot, erschließen könnte. In den letzten Jahren hatte ein rivalisierender Anbieter – der ehemalige Geschäftspartner ihre Vaters – ihnen schwer zugesetzt. Aber Rogan glaubte, dass sie ihr Hauptgeschäft, Klettern und Trekkingexpeditionen, erweitern und sich so einen Vorteil gegenüber ihren Wettbewerbern verschaffen konnten.
Doch Rogan hatte noch ein anderes Motiv, um einen neuen Geschäftszweig zu suchen. Obwohl er anfangs glücklich gewesen war, mit seinen Brüdern zu arbeiten und das Andenken seines Vaters zu bewahren, hatte er dies nicht als den Beruf angesehen, den er für den Rest seines Lebens ausüben wollte. Sobald das Geschäft erfolgreich war, hatte er immer seinen eigenen Weg gehen wollen. Aber das Geschäft schien nie in die schwarzen Zahlen zu kommen und neuerdings fragte er sich, ob es nicht mehr im Leben gab, als Berge zu besteigen und Gletscher zu überqueren.
Er war den ständigen Stress und sein entwurzeltes Dasein leid. Er wollte neue Orte sehen, neue Abenteuer erleben, aber er führte die Kunden seit vier Jahren dieselben Routen entlang.
Neue Routen anzubieten war immer ein Risiko für das Geschäft und eine große Investition, was Zeit und Ausrüstung betraf. Aber wenn er und seine Brüder eine einfache Einkommensquelle fänden, eine, bei der sie ihr Kapital nicht aufs Spiel setzen mussten, dann könnte er Maximum Adrenaline vielleicht hinter sich lassen und sein eigenes Leben leben. Darum musste er dafür sorgen, dass Claudia Mathison zufrieden war.
„Was kann ich heute Morgen für Sie tun, Doctor?“
„Ich bin gerade die Zeltbelegung durchgegangen und ich glaube, wir brauchen zwei Zelte mehr“, meinte sie. „Eigentlich wäre es noch besser, wenn jeder sein eigenes Zelt hätte, falls das nicht zu viel Mühe macht. Ich habe es hier mit sehr launischen Menschen zu tun und ich will, dass alles glattgeht.“
„Nein, es macht keine Mühe, die Anzahl der Zelte zu verdoppeln“, erwiderte er. „Solange es Ihren Patienten nichts ausmacht, ihr eigenes Zelt zu tragen. Bedenken Sie bitte, dass unsere Zwei-Personen-Zelte für diese Art Expedition acht Pfund wiegen. Also muss jeder das Extragewicht mit sich herumtragen.“
„Acht Pfund? Das ist nicht viel“, meinte sie.
„Wenn man einen steilen Pfad hinaufklettert schon“, entgegnete er. „Was wir auf diesem Trip tun werden.“
„Vielleicht könnten Sie jemanden mit den Zelten vorausschicken?“, schlug sie vor.
„Doctor Mathison, ich dachte, Sie wollten eine Herausforderung für Ihre Patienten. Ich habe eine Woche Überlebenstraining und Camping geplant. Wenn Sie wollen, dass Maximum Adrenaline die ganze Arbeit übernimmt, dann sollten Sie das nächste Kurhotel buchen und sich mit Massagen und Mineralbädern begnügen.“
Sie schwiegen beide und Rogan biss sich auf die Unterlippe. Normalerweise hütete er sich, solche Dinge laut auszusprechen, besonders gegenüber einer neuen Kundin. Aber zusätzlich zu ihrer ständig anwachsenden Liste an Dingen, um die Ängste ihrer Phobiepatienten zu besänftigen, wollte sie der Unternehmung jetzt jegliche Herausforderung nehmen. Diese Frau musste unbedingt lockerer werden.
Dennoch brauchten sie den Auftrag dringend fürs Geschäft. „Es tut mir leid“, sagte er. „Vielleicht sollte ich Sie zurückrufen, wenn ich eine Tasse Kaffee getrunken habe.“
„Das wäre vielleicht das Beste“, meinte sie. „Rufen Sie mich um Viertel vor eins meiner Zeit an. Das wäre bei Ihnen Viertel vor vier. Dann können wir die letzten Details besprechen.“
Rogan rieb sich die Stirn. Wenn es hier in Auckland neun Uhr morgens war, dann war es sechs Uhr morgens in Sydney, wo sie lebte. „Arbeiten Sie immer so früh?“, fragte er.
„Ich brauche nicht viel Schlaf“, antwortete sie. „Wir reden später.“
„Okay. Bis dann.“
Rogan ließ sich zurück aufs Bett fallen und legte den Arm über die Augen. Ein paar Sekunden später drückte Kaylee ihm einen Kuss auf die Brust. Als er hinabblickte, sah er, wie sie ihn anlächelte. „Guten Morgen“, sagte sie.
„Morgen“, erwiderte er. „Tut mir leid.“
„Kein Problem“, meinte sie. „Zeit aufzustehen. Ich muss heute einiges packen.“
Rogan runzelte die Stirn. „Packen? Machst du Urlaub?“
Kaylee lächelte ihn unsicher an. „Nein. Eigentlich ziehe ich um.“
„Wirklich? Hast du eine neue Wohnung?“
„Eher … ein neues Leben“, sagte sie. Sie setzte sich neben ihm auf und zog das Laken um ihren nackten Körper. „Ich wollte es dir letzte Nacht erzählen, aber dann hatten wir die Drinks und dann wurde es heiß zwischen uns. Ich ziehe mit Denny Fitzgerald nach Christchurch. Er ist befördert worden und hat mich gefragt, ob ich mitkomme. Und ich habe Ja gesagt.“
„Warte“, sagte Rogan kopfschüttelnd. „Du und Denny?“
Kaylee zuckte mit den Schultern. „Ja. Er ist ein netter Kerl, Rogan. Wir sind uns nähergekommen. Er liebt mich und er will sein Leben mit mir verbringen. Und er ist für mich da.“
„Wann ist das denn passiert?“
„Das geht seit etwa einem Jahr, aber es war nichts Offizielles. Das heißt, bis jetzt.“
„Warum habe ich davon nichts mitbekommen?“
„Ich weiß nicht. Vielleicht, weil du nie zu Hause bist. Hör zu, du bist ein netter Kerl, Rogan, aber eine Frau kann sich nicht mit ein paar Wochen unglaublichem Sex drei- oder viermal im Jahr zufriedengeben. So schön es auch ist, es reicht nicht. Ich will … mehr. Ich will einen Ehemann und eine Familie. Denny kann mir das geben.“
„Ich könnte dir mehr geben“, sagte Rogan. Aber als er es sagte, wusste er, dass es nicht stimmte. Er war vollkommen zufrieden mit dem, was sie gehabt hatten – toller Sex alle zwei oder drei Monate, wenn er zu Hause war … aber er hatte nicht an sie gedacht, wenn er weg war.
Kaylee strich ihm mit der Hand über die Wange. „Du glaubst nur, dass du das willst“, flüsterte sie. „Aber ich kenne dich. Du wirst dich nie binden. Das ist einfach nichts für dich.“
„Ja“, murmelte Rogan. „Aber manchmal wünschte ich, es wäre nicht so.“
Ein wehmütiges Lächeln umspielte ihre Mundwinkel. „Denny und ich werden sehr glücklich werden.“
Rogan nickte widerstrebend. „Ich hoffe, er weiß, was für ein tolles Mädchen er bekommt.“
„Ich glaube, das tut er.“ Sie begann, das Schlafzimmer nach ihrem Slip abzusuchen. „Du wirst eine andere finden. Frauen fühlen sich immer zu Männern wie dir hingezogen. Zumindest für eine Weile.“
Rogan sah stumm zu, wie Kaylee sich anzog. Von allen Mädchen, mit denen er ausgegangen war, war sie ihm das liebste gewesen. Sie war nett und sexy und verlangte nichts – sie war immer zufrieden mit dem gewesen, was er ihr gegeben hatte. Bis jetzt.
Sie ließ sich aufs Bett fallen und wandte sich ihm zu. „Also verabschieden wir uns jetzt.“
„Sieht so aus“, murmelte Rogan.
Sie beugte sich zu ihm hinüber und drückte ihm einen raschen Kuss auf die Lippen. „Es war schön. Und ich werde dich vermissen. Pass auf dich auf.“
„Ich werde dich auch vermissen.“
Sie lachte und ihre Augen blitzten auf. „Nein, wirst du nicht. Du wirst bis nächste Woche ein neues Mädchen in deinem Bett haben.“
Kaylee sprang auf, ging zur Tür und drehte sich nur einmal um, um ihm eine Kusshand zuzuwerfen. „Also dann, Rogan. Ich wünsche dir ein schönes Leben.“
„Also dann, Kaylee. Pass auf dich auf.“
Er lauschte ihren Schritten und schloss die Augen, als die Vordertür ins Schloss fiel. „Verdammt“, murmelte er.
Die Haustür öffnete sich und das Geräusch beendete seine momentane Depression. Rogan grinste. Vielleicht hatte sie ihre Meinung schon geändert. Denny Fitzgerald war ein Vollidiot und keine Frau, die bei Verstand war, würde ihn wählen. „Schon zurück?“, rief er.
„Ich bin’s.“
Ein paar Augenblicke später kam Malcolm, Rogans älterer Bruder, durch die Schlafzimmertür. „Ich habe Kaylee draußen getroffen. Tut mir leid für dich.“
Rogan fluchte leise, stand auf und ging ins Bad. „Seit wann weißt du das von ihr und Denny Fitzgerald?“
„Dana hat es mir vor ein paar Monaten erzählt. Ich dachte, du wüsstest es.“ Dana, ihre Schwester, konnte normalerweise kein Geheimnis für sich behalten.
„Ich habe es vor“, er sah auf dem Weg ins Bad kurz zur Uhr hinüber, „drei Minuten erfahren“, sagte Rogan, als er anfing, sich die Zähne zu putzen. „Kann es ihr nicht verübeln. Ich habe ihr nicht viel zu bieten.“ Er sah aus der Badezimmertür hinaus. „Was machst du hier?“
Mal hielt einen großen Briefumschlag hoch. „Ich wollte dir das hier bringen. Es sind die ersten drei Kapitel der Biografie, die Amy über Dad schreibt. Ich dachte, du willst sie vielleicht lesen.“
Rogan nahm sich ein Handtuch und wischte sich den Mund ab, dann ging er zurück in Richtung des Wohnzimmers. Als er den Umschlag nicht sofort ergriff, zuckte Malcolm mit den Schultern und ließ ihn auf den Couchtisch fallen.
Rogan war sich nicht sicher, wie er zu dem stand, was bezüglich Max Quinn geschah. Das Buch, die Expedition, um seine Leiche vom Mount Everest zu bergen und der Medienrummel, den es geben würde. Er verstand, warum es Malcolm wichtig war, aber etwas tief in Rogan mahnte zur Vorsicht.
Aber er wusste auch mehr über seinen Vater als Mal – als Mal wissen wollte. Er hatte die Gerüchte über ihren Vater erstmals auf einer Expedition nach Annapurna gehört. Ein paar Bergsteiger hatten sich beim Abendessen unterhalten und das Gespräch war auf Bergsteigerinnen gekommen, ganz besonders auf eine. Annalise Montgomery. Er hatte nicht lauschen wollen, aber als er den Namen seines Vaters gehört hatte, hatte er sich rasch umgedreht, um den anderen beiden ins Gesicht zu sehen. Sie waren verstummt, als sie ihn erkannten, und weigerten sich, mehr zu sagen.
Rogan betrachtete nachdenklich den Umschlag, dann nahm er ihn. „Bist du sicher, dass du das alles ans Licht bringen willst, Mal? Was, wenn wir etwas herausfinden, was wir nicht wissen wollen? Etwas, das Mum verletzt?“
„Sie hält das Buch für eine gute Idee“, meinte Mal
„Aber sie ist noch unschlüssig, was die Expedition betrifft“, entgegnete Rogan.
„Sie wird ihre Meinung ändern. Die Finanzierung steht fast. Und du kannst mir nicht erzählen, dass du den Everest nicht besteigen willst.“
Es stimmte, Rogan wollte den Everest besteigen. Es würde keine Kunden geben, um die er sich sorgen müsste, und es wäre wirklich etwas anderes. Maximum Adrenaline hatte aus Respekt vor ihrer Mutter niemals eine Expedition zum Mount Everest angeboten. Dennoch, er erwartete nicht, dass sie es gutheißen würde, wenn ihre drei Söhne den Gipfel bestiegen, auf dem ihr Mann umgekommen war.
„Ich denke immer noch, dass wir das Buch diskutieren sollten“, sagte Rogan. „Wir alle.“
Mal zuckte mit den Achseln. „Uns alle vier zu einer Zeit zusammenzubringen ist nahezu unmöglich. Und was für einen Unterschied würde es machen?“ Er stand auf. „Jetzt muss ich mein altes Fahrrad suchen. Hast du es gesehen? Amy will ein Fahrrad, damit sie ihre Besorgungen ohne Auto erledigen kann.“
„Keine Ahnung. Warum kaufst du ihr nicht einfach ein neues Fahrrad?“
„Das habe ich vorgeschlagen, aber sie ist gerade auf dem Askesetrip. Sie meint, wir sollten anfangen, unser Geld zu sparen. Damit wir eine Familie gründen können.“
„Ihr seid noch nicht einmal verheiratet“, sagte Rogan und starrte seinen Bruder an.
„Ich weiß. Aber wir reden darüber, es offiziell zu machen. Und wer weiß schon, was danach passiert. Wir wollen beide Kinder, also werden wir früher oder später welche bekommen.“
„Himmel, Mal, das geht alles ein bisschen schnell, findest du nicht?“
„Nein. Jetzt, wo wir wissen, dass wir zusammenbleiben wollen, machen wir den nächsten Schritt. So wie Dad immer gesagt hat, ‚Einen Fuß vor den anderen setzen‘. Nur so bringst du es zu etwas.“
„Wie wird das unsere Termine beeinflussen?“
„Amy weiß, dass wir für lange Zeit getrennt sein werden. Aber sie versteht, dass es sein muss. Es wird klappen. Obwohl ich nicht mehr so viele von den langen Expeditionen machen möchte. Ich hatte gehofft, mit dir und Ryan darüber zu sprechen.“
Rogan fuhr sich mit der Hand durch das zerzauste Haar. So viel zu seinen Plänen, den Familienbetrieb hinter sich zu lassen.
„Klar“, sagte Rogan. „Kein Problem.“
„Super. Es ist nur für eine Weile. Das Geschäft kommt wieder ins Rollen und dann können wir es uns leisten, mehr Tourenführer einzustellen. Irgendwann möchte ich nur noch ein paar Expeditionen im Jahr machen.“
Rogan stand auf. Maximum Adrenaline war immer Malcolms Ding gewesen. Er war derjenige gewesen, der Rogan und Ryan überzeugt hatte, mitzumachen. Und jetzt machte er einen Rückzieher. „Also hast du es geschafft, die einzige Frau auf der Welt zu finden, die sich mit deinem Lebensstil abfindet. Wie hast du das gemacht?“
Er ging frustriert an Mal vorbei in die Küche. Warum war alles immer so viel leichter für Mal? Er schien immer die Kontrolle über alles zu haben – sein Leben, seine Gefühle, seine Frauen.
„Lass deinen Ärger nicht an mir aus“, sagte Mal, als er ihm folgte. „Es ist nicht meine Schuld, dass Kaylee beschlossen hat, sich mit Fitzgerald aus dem Staub zu machen.“
Rogan holte tief Luft, bevor er anfing, Kaffee zu machen. „Es liegt nicht an ihr. Ich hatte nur einen schlechten Start heute.“
Um ehrlich zu sein, konnte er sich nicht daran erinnern, wann er zuletzt einen guten Start in den Tag gehabt hatte.
„Kopf hoch“, sagte Mal und wiederholte damit einen weiteren Familiengrundsatz.
So gingen die Quinns mit Problemen um – Kopf hoch, einen Fuß vor den anderen setzen und die Ohren steif halten.
„O-kay“, murmelte Rogan.
„Außerdem kann deine neue Kundin nicht so schlimm sein, wie du tust“, meinte Mal.
„Sie hat heute Morgen schon wieder angerufen. Ich glaube, du solltest sie übernehmen. Du kommst mit ihrer Nörgelei besser zurecht als ich.“
„Sie ist deine Kundin“, sagte Mal. „Und was soll das heißen? Ich komme mit dem Nörgeln zurecht?“
Rogan lachte in sich hinein. „Du bist der mit einer Frau in seinem Leben.“
„Ja. Aber Amy nörgelt nicht.“
„Nie?“
Mal schüttelte den Kopf. „Nein. Wir kommen gut zurecht. Ich bin gerne mit ihr zusammen. Es gibt niemanden, mit dem ich meine Zeit lieber verbringen würde.“
„Warum?“, fragte Rogan. „Was ist so besonders an ihr?“
Mal versuchte, seine Gedanken in Worte zu fassen. „Sie bringt mich zum Lachen. Und ich bringe sie zum Lachen. Ich schätze, wenn das so ist, gibt es nicht viel, was uns trennen könnte.“
Rogan lehnte sich im Sofa zurück und schloss die Augen. Vielleicht war es das, was ihm fehlte – jemand, der ihn zum Lachen brachte. Jemand, der sein Leben fröhlicher machte.
„Es ist ein einwöchiger Trip hier auf der Nordinsel“, murmelte Mal. „Wie oft hast du Überlebenstrips gemacht? Du bist wieder da, bevor du es bemerkst.“
„Ja, ja“, gab Rogan zu. „Wieso braucht man antibakterielle Tücher fürs Überleben? Und sie ist besessen von der Menge an Toilettenpapier, die ich mitbringen werde. Du siehst, warum ich Bedenken habe. Ich habe das Gefühl, dass ich mich um kleine Kinder kümmern muss und nicht um fünf Erwachsene.“
„Halt sie bei Laune“, meinte Mal. „Das ist ein neuer Markt für uns. Außerdem hat sie im Voraus gezahlt und wir haben das Geld schon ausgegeben.“
„Wahrscheinlich hat sie deshalb im Voraus bezahlt. Damit ich nicht mehr absagen kann.“ Er seufzte. „Ich werde es überleben. Vielleicht verliere ich meinen Verstand, aber ich werde dafür sorgen, dass alles klappt.“
„Gut“, meinte Mal. „Jetzt zieh dir ein Hemd an und frühstücke. Und dann sehen wir uns Doctor Mathisons Liste an.“
„Meinst du, ich sollte ihr nachlaufen?“, fragte Rogan.
„Doctor Mathison?“
„Nein. Kaylee. Vielleicht ist sie diejenige, die mich zum Lachen bringt, und ich habe es nur noch nicht begriffen.“
„Glaub mir“, sagte Mal, „wenn du sie lieben würdest, wüsstest du es. Vertrau mir.“
Rogan sah zu seinem Bruder hinüber. Er hatte keine andere Wahl, als ihm zu vertrauen. Mal war der einzige von seinen Geschwistern, der zugab, dieses Gefühl erlebt zu haben. Obwohl Rogan verstehen konnte, dass Kaylee nicht die Richtige für ihn war, konnte er sich nicht vorstellen, dass es jemand Besseren geben konnte. Nicht, dass er sich je so verlieben wollte wie Mal.
Jetzt würde er sich auf den nächsten Trip konzentrieren und dafür sorgen, dass Dr Mathison zufrieden war. Um den Rest seines Lebens konnte er sich später kümmern.
Claudia sah zu, wie sich das Karussell der Gepäckausgabe drehte, und betrachtete ihre fünf Patienten, die sich alle in verschiedenen Phasen der Panik befanden. Der dreistündige Flug war ein stressiger Alptraum gewesen, weil jeder der fünf eine Beschwerde hatte.
Emma Wilson, ihre Patientin mit der Bazillenphobie, hatte den Flug damit verbracht, jede Oberfläche um sich herum mit antibakteriellen Tüchern abzuwischen – während sie einen Mundschutz trug. Die klaustrophobische Millie Zastrow war den Gang zwischen ihrem Sitz und der Toilette entlanggetigert. Eddie Findlay, der an Agoraphobie litt, verbrachte den Flug murmelnd unter einer Decke. Leticia Macullum hatte sich mit Alkohol so betäubt, dass sie kurz nach dem Start einschlief und die Höhe ignorierte, die sie normalerweise fürchtete. Und Marshall Block hatte seine Zeit damit verbracht, den Boden sorgfältig nach irgendwelchen Insekten abzusuchen, die sich im Flugzeug angesiedelt hatten, denn er litt unter einer Entomophobie.
Es gab Momente, besonders in letzter Zeit, in denen Claudia sich fragte, ob sie den richtigen Beruf gewählt hatte. Sie arbeitete seit zwei Jahren mit dieser Gruppe und nicht einer der fünf hatte seine Ängste besiegt. Oder auch nur in den Griff bekommen.
Letztes Jahr hatte sie einen Halbtagsjob an einer kleinen Universität in Sydney angenommen und überlegte sich nun, den Beruf zu wechseln. Vielleicht war sie im akademischen Bereich besser als im Umgang mit Patienten. Und die meisten ihrer Patienten wären bei anderen Ärzten mindestens ebenso gut aufgehoben. Vielleicht sogar besser.
Sie sah zu der Gruppe hinüber und fühlte sich schuldig. Es schien ihnen Spaß zu machen, zur Gruppentherapie zu kommen, und obwohl sie sich oft stritten, waren sie doch zu einer Art Familie zusammengewachsen – zu einer dysfunktionalen Familie, aber einer Familie.
Manchmal schienen sie so nahe dran zu sein, ihre Ängste zu überwinden, und dann wurden sie wieder von ihnen überwältigt. Sie hatte gehofft, diese Reise würde sie aus ihrer Komfortzone holen und eine Konfrontation erzwingen. Kein Mitglied der Gruppe war je gereist, weil ihre Ängste sie an ihre tägliche Routine ketteten.
Also hatte sie überlegt, dass sie vielleicht lernen würden, in der Realität zurechtzukommen, wenn sie in einer neuen Umgebung waren. Bis jetzt hatte sie damit falschgelegen.
„Ihr bleibt alle hier“, sagte sie. „Ich muss nur schnell zur Toilette.“
„Nehmen Sie die hier“, sagte Emma Wilson und streckte ihr eine Packung Hygienetücher entgegen. „Man kann nie wissen, was für Keime auf all diesen Armaturen lauern.“
„Danke, Emma. Ich versuche mein Glück ohne die Tücher“, erwiderte Claudia.
Sie machte auf dem Absatz kehrt und eilte durch die Flughafenhalle, während ihr die Tränen in die Augen schossen. Dieser Trip wurde zu einem völligen Desaster. Es hatte auf dem Papier so gut ausgesehen und sie hatte sich vorgestellt, wie sie ihre Erfolgsgeschichte in einem Buch veröffentlichen würde. Sie hatte sich sogar einen Namen ausgedacht: Abenteuer-Therapie.
Claudia ging zu einer leeren Reihe Stühle und setzte sich. Tränen liefen ihr die Wangen herunter und sie ließ es zu, in der Hoffnung, dass das Weinen ihr emotionales Gleichgewicht wiederherstellen würde.
Das Gesicht mit den Händen bedeckend, ließ sie die Frustration zusammen mit den Tränen heraus und schalt sich selbst für ihre Überheblichkeit. Wenn sie unterrichten wollte, musste sie veröffentlichen. Aber sie hatte so verzweifelt nach einer neuen Richtung für ihre Karriere gesucht, dass sie das Wohlergehen ihrer Patienten und ihren guten Ruf riskiert hatte. Wenn sie schon einen dreistündigen Flug kaum überstanden, wie sollten sie dann den Rest der Woche hinter sich bringen?
„Alles in Ordnung?“
Claudia sah auf. Ein Mann stand vor ihr, dessen gut aussehendes Gesicht besorgt dreinblickte. „Natürlich. Wieso?“
„Sie sitzen alleine um Mitternacht in einem fast verlassenen Flughafen und weinen. War nur so eine Idee.“
Ihre Wangen wurden heiß und sie fragte sich, ob er sie aufreißen wollte. Nichts in ihrem Verhalten ließ darauf schließen, dass sie dafür offen war. Vielleicht hatte er einen Ritterlichkeitskomplex, der ihn zwang, Menschen in Not zu helfen. Oder vielleicht war er einfach nur ein netter Mann, der sich ein wenig um eine Fremde sorgte.
„Ich muss mich nur etwas abreagieren“, erklärte sie. „Dieser Tag war eine einzige Katastrophe.“ Sie holte Luft. „Ich musste nur etwas von dem Stress loswerden.“ Claudia streckte die Arme aus und schüttelte ihre Hände.
„Stress kann Sie umbringen“, erklärte er. „Brauchen Sie etwas? Eine Tasse Tee? Etwas zu essen?“
„Es geht mir gut“, sagte sie. „Einen Moment noch, dann gehe ich zurück zu meiner Gruppe.“
„Ihre Gruppe?“ Er lachte leise. „Sie sind nicht zufällig Doctor Mathison, oder?“
„Das bin ich“, antwortete sie. „Woher …“ Claudia hielt inne. „Und Sie sind Rogan Quinn?“ Sie zwang sich zu lächeln. „Natürlich sind Sie das.“ Neue Tränen sprangen ihr in die Augen. „Das ist großartig. Ich soll hier die Leitung haben und Sie finden mich heulend wie eine Idiotin vor.“
Rogan schüttelte den Kopf. „Sie sehen nicht aus wie eine Idiotin. Und manchmal müssen wir uns alle mal ausheulen“, neckte er sie. „Um ehrlich zu sein, Sie wirkten etwas zu angespannt, als wir das letzte Mal telefoniert haben.“
„Bitte?“
„Dieser Trip soll Spaß machen. Davon scheinen Sie gerade weit entfernt. Ich sehe, ich habe einen Haufen Arbeit vor mir.“
„Ich bin nicht diejenige, die Hilfe braucht“, sagte sie und warf ihm einen trotzigen Blick zu.
„Oh, aber ich bin mir sicher, ich kann Ihnen auch etwas Gutes tun“, erwiderte Rogan. „Machen Sie sich locker. Sie sind im Urlaub.“
„Ich bin recht locker, danke.“ Claudia wischte sich die letzten Tränen aus dem Gesicht. „Und ich bin nicht im Urlaub. Das ist Arbeit.“
„Arbeit oder nicht, ich habe Zimmer in einem Hotel in der Nähe reserviert“, sagte er. „Ich dachte, Nachtruhe ist genau das, was der Doktor verordnet hat.“ Er streckte ihr seine Hand entgegen. „Kommen Sie. Kopf hoch und dann machen wir uns auf den Weg. Einen Schritt nach dem anderen.“
Sie legte ihre Hand in seine. Es wäre unhöflich gewesen, diese freundliche Geste zu missachten. Und er versuchte wirklich zu helfen. Aber Claudia war nicht auf ihre Reaktion gefasst gewesen, als er sie berührte. Ihr Herz setzte einige Schläge aus und für einen Moment vergaß sie zu atmen.
Sie stand auf und es gelang ihr, zu sprechen. „Danke.“ Sie zog vorsichtig ihre Hand aus seiner, aber als sie die Halle zur Gepäckausgabe entlanggingen, legte er ihr seine Hand auf den Rücken.
Sie waren nicht in einer Menge. Es gab keinen Grund, sie zu berühren, doch er schien sich wohl dabei zu fühlen. Stopp! Es war verrückt, sein Benehmen und ihre Reaktion darauf analysieren zu wollen. Er war einfach nur höflich. Aber es fühlte sich so wunderbar an.
„Also, hatten Sie einen angenehmen Flug?“, fragte er.
Claudia lachte laut auf. „Sie machen Witze, ja?“
„Ich mache nur Small Talk.“
„Mister Quinn, ich …“
„Nennen Sie mich Rogan.“
Auf keinen Fall. Ihn auf so familiäre Weise anzusprechen würde es noch schwieriger machen, professionell zu denken. Rogan. Es war ein ungewöhnlicher Name … für einen ungewöhnlichen Mann.
Etwas an ihm war anziehend. Wenn er lächelte, fühlte sie sich, als sei sie die einzige Frau auf der Welt.
Sie hatte Männer wie ihn gekannt. Sie waren immer die Exfreunde oder Exmänner ihrer Patientinnen. Männer, in die Frauen sich so heftig verliebten, dass sie jegliche Fähigkeit verloren, rationale Entscheidungen zu treffen.
„Vielleicht sollten Sie vorgehen und die Fahrt ins Hotel organisieren“, schlug sie vor, da sie auf einen Moment alleine hoffte.
„Unser Minibus steht im Parkhaus. Ich habe an alles gedacht.“
Claudia fühlte, wie ihre Anspannung langsam verschwand. Sie bekämpfte den Drang, ihre Arme um ihn zu schlingen und ihn zu küssen, obwohl sie normalerweise nicht zur öffentlichen Zurschaustellung ihrer Gefühle neigte. Aber dieser Mann war kompetent, gut vorbereitet und sehr nett. Er verdiente eine Belohnung.
„Das wird sich definitiv auf Ihr Trinkgeld auswirken“, murmelte sie.
Sobald sie es gesagt hatte, bedauerte Claudia das zweifelhafte Kompliment. Es wirkte, als sei er geldgierig, wo er ihr doch nur mit seiner Professionalität eine Freude hatte machen wollen.
„Das gehört alles zum Job“, erwiderte Rogan.
Sie warf ihm einen Blick zu und versuchte seinen Gesichtsausdruck einzuordnen. Er schien nicht beleidigt zu sein. Claudia war stolz darauf, Probleme vorauszusehen und sie zu lösen, bevor sie sich in eine Katastrophe verwandelten. Für ihn musste sie wie eine inkompetente Idiotin aussehen. „Ich hoffe, diese Verspätung wird nicht zu viele Probleme mit dem Reiseplan verursachen.“
„Ich denke, von jetzt an werden wir den Plan so flexibel wie möglich halten.“
„Aber alles ist geplant. Ich will unsere Zeit effizient …“
Er drückte ihr einen Finger auf die Lippen. „Ruhig. Lassen Sie sich treiben. Ich habe mich um alles gekümmert. Vertrauen Sie mir.“
Claudia nickte stumm. Sie war nicht besonders flexibel. Jede Minute ihres Tages, ihrer Woche, ihres Lebens war durchgeplant. Sie tat nichts, wenn es nicht in ihrem Terminkalender stand. Vielleicht würde dieser Trip für sie eine ebenso lehrreiche Erfahrung werden wie für ihre Patienten.
Sie gingen gemeinsam zur Gepäckausgabe und fanden ihre Patienten dicht zusammengedrängt in eine Diskussion vertieft. Als sie Claudia sahen, trennten sie sich schnell und warfen ihr nervöse Blicke zu. Emma trat vor und reckte die Schultern trotzig vor, als sie sich darauf vorbereitete, zu sprechen. „Wir sind müde und hungrig“, sagte sie. Sie sah die anderen an und dann nickten alle zustimmend. „Wir möchten in ein Hotel und wir wollen Einzelzimmer.“
„Und Zimmerservice“, flüsterte Eddie Findlay. „Ich esse nicht in einem Restaurant.“
„Ich brauche ein Zimmer im Erdgeschoss“, fügte Leticia Macullum hinzu. „Falls es brennt, will ich nicht aus einem Fenster springen müssen.“
„Und keinen Aufzug“, warf Millie Zastrow ein. „Und ich brauche ein Zimmer mit großen Fenstern. Die sich öffnen lassen.“
„Aber Millie. Ich dachte, wir hätten Ihre Angst vor Fahrstühlen besiegt“, meinte Claudia. „Erinnern Sie sich an unsere Strategien? Das Zählspiel?“
„Kein Aufzug“, beharrte Millie, die Arme vor ihrem Körper verschränkend.
„Ich bin sicher, wir können alle Ihre Wünsche erfüllen“, sagte Rogan freundlich. „Nehmen Sie Ihr Gepäck. Ich hole den Minibus und dann machen wir uns auf den Weg.“
Emma lächelte triumphierend. „Gut. Wir sind alle sehr erschöpft vom Flug.“
„Wissen Sie, wie lange es her ist, dass das Hotel vom Kammerjäger inspiziert wurde? I… ich habe ein Problem mit Insekten“, fragte Marshall Block
Rogan drehte sich zu ihm um. „Ich bin mir nicht sicher. Aber ich werde fragen, wenn wir da sind.“
Claudia blieb stehen und sah zu, wie Rogan sie alle zum Ausgang bugsierte. Sie wusste, dass er ein erfahrener Führer war. Aber sie hatte nicht erwartet, dass er so geduldig und verständnisvoll sein würde. Er schien die Stimmung der Gruppe zu spüren und seinen Tonfall daran anzupassen. Überraschenderweise folgten sie ihm aufs Wort.
Auf dem Weg zum Hotel schwiegen alle und die Strecke war zum Glück kurz. Als sie ausstiegen, half Rogan, das Gepäck hineinzubringen, und versammelte dann alle an der Rezeption. „Wir treffen uns morgen Mittag hier. Sie können alle alleine frühstücken. Setzen Sie es einfach auf die Zimmerrechnung und wir begleichen die Rechnung für Sie.“
„Was werden wir morgen tun?“, fragte Leticia schüchtern.
„Das habe ich mir noch nicht genau überlegt“, antwortete er. „Aber wir werden sicher nicht mit einem Flugzeug fliegen.“
Das sorgte für einen Chor erleichterter Seufzer. Claudia räusperte sich und sagte: „Warum treffen wir uns nicht zu einer Gruppensitzung morgen um elf? Wir könnten besprechen, was heute passiert ist und …“
„Ich denke, es wäre besser, wenn wir den heutigen Tag hinter uns lassen und morgen einen neuen Start machen“, unterbrach Rogan sie. „Es hat keinen Sinn, darauf herumzureiten. Es ist wichtig, dass wir nach vorne sehen.“
Claudia unterdrückte ein Keuchen. Es war schrecklich anmaßend von ihm, ihre Autorität so früh auf dieser Reise zu untergraben. Aber es wäre unprofessionell, es vor den anderen aufzubauschen. „Vielleicht wäre das das Beste“, meinte sie.
Sie wollte jetzt nicht streiten. Sie würde Rogan später beiseitenehmen und ihn über seinen Fehler informieren.
Vor ihrem geistigen Auge blitzte ein Bild von ihnen beiden alleine auf. Sie war schockiert, denn die Szene war vertraut, das Licht gedämpft und die Stimmung entspannt. Claudia schüttelte sich, um den kurzen Tagtraum zu vertreiben, und sah zu Rogan hinüber, nur um zu bemerken, dass er sie ansah.
„Ja, wir treffen uns mittags in der Lobby“, sagte sie. Ihre Patienten nickten zustimmend und stellten sich dann in einer Reihe auf, um in ihre Zimmer einzuchecken. „Ich überlasse es Ihnen, sich um die Details zu kümmern“, sagte sie zu Rogan.
Sie nahm ihre Tasche und ging zu den bequemen Sofas hinüber, aber im letzten Augenblick machte sie einen Umweg zur Hotelbar. Obwohl sie selten trank, brauchte sie jetzt etwas, um ihre Stimmung zu heben. Dieser Trip würde die größte Herausforderung ihrer Karriere werden. Aber er konnte auch ihr größter Erfolg werden. Sie konnte sich eine große Anzahl an Universitäten vorstellen, die an ihrer bahnbrechenden Arbeit interessiert waren.
Und dennoch, hier war sie, bereit, alles aufzugeben und in ein Flugzeug zurück nach Sydney zu steigen, mit oder ohne ihre Gruppe. Wenn sie wirklich wollte, dass das hier funktionierte, musste sie all ihre Entschlossenheit zusammenraffen und die Frustration bekämpfen. Außerdem war sie neugierig, was Rogan Quinn für sie alle geplant hatte. Auch wenn sie gerade nicht viel Vertrauen in ihren Plan hatte, schien er zu denken, es könnte funktionieren.
„Vertrau dem Profi“, murmelte sie. Schließlich hatte sie ihre Karriere in seine Hände gelegt.
Er fand sie in der Hotelbar, als sie sich um einen Martini mit zwei Oliven kümmerte. Rogan hatte nicht bemerkt, wie sie gegangen war. Aber sobald er alle ihre Patienten eingecheckt hatte, hatte er festgestellt, dass Claudia es noch nicht getan hatte.
Rogan setzte sich auf den Stuhl neben ihr. „Whiskey“, sagte er zum Barkeeper. „Single Malt, pur.“
Claudia sah mit trüben Augen zu ihm hinüber. Es schien, als hätte sie sich wieder „abreagiert“. Sogar jetzt, völlig erschöpft und vermutlich betrunken, war sie schön – und wusste es wahrscheinlich nicht einmal.
„Sollten Sie nicht im Bett sein?“, fragte sie und griff nach dem fast leeren Glas.
„Das wollte ich Sie gerade fragen. Sie sehen ziemlich erschöpft aus.“
Sie hob ihr Glas, dann leerte sie das bisschen Gin am Boden, steckte die beiden Oliven in den Mund und dachte über seine Äußerung nach. „Toll. Dann sehe ich wenigstens so aus, wie ich mich fühle.“ Stirnrunzelnd streckte sie dem Barkeeper ihr Glas entgegen und er machte ihr gehorsam einen neuen Drink.
„Wie viele hatten sie?“
„Wie viele hatte ich?“, fragte Claudia den Barkeeper.
Der junge Mann hielt drei Finger hoch.
„Mit dem?“, fragte Rogan.
Er nickte.
„Ich glaube, sie hat genug“, erklärte er.
„Sie sind der Chef“, murmelte sie und deutete auf ihn.
„Alle sind auf ihren Zimmern“, fuhr er fort. „Ich glaube nicht, dass sie bis morgen Probleme haben werden.“
„Danke“, sagte sie und nippte an ihrem neuen Drink. „Es war ein sehr aufschlussreicher Tag. Ich habe meine Grenzen als Therapeutin gesehen und mein Ego hat ziemlich darunter gelitten.“ Sie kicherte. „Und ich bin ein bisschen betrunken.“
„Ich weiß ja, ich habe Ihnen geraten, etwas lockerer zu werden, aber ich meinte nicht, dass Sie sich bei der erstbesten Gelegenheit die Kante geben sollen.“
„Habe nur die Befehle befolgt.“ Sie lächelte ihn an. „Ich bin definitiv locker.“
Das ist unerwartet, dachte Rogan. Als er ihr geraten hatte, sich zu entspannen, hatte er nicht erwartet, dass sie so weit gehen würde. Aber jetzt, da es geschehen war, würde er dafür sorgen, dass sie auf würdevolle Weise in ihr Zimmer kam.
„Also, erzählen Sie mir von sich, Mister Quinn.“
„Wollen Sie mich analysieren?“, wollte Rogan wissen.
„Oh, dafür habe ich heute nicht mehr die Kraft. Ich unterhalte mich nur.“
„Was möchten Sie wissen?“
„Sind Sie verheiratet?“
„Nein“, antwortete er. Sie war gleich auf den Punkt gekommen. Aber er war sich nicht sicher, was genau ihr Punkt war. Machte es einen Unterschied, ob er eine Beziehung hatte oder nicht?
„Erklären Sie mir das“, befahl sie.
Er sah sie zweifelnd an. „Erklären? Ich weiß nicht, was Sie meinen.“
„Wieso ist ein so attraktiver Mann wie Sie, mit einer Stimme wie Ihrer …“ Sie holte tief Luft und schloss die Augen. „Und der so gut riecht wie Sie. Wieso sind Sie nicht glücklich verheiratet, haben drei Kinder und einen Hund?“
„Ich vermute, ich habe noch nicht die richtige Frau gefunden.“
„Sie mögen Frauen, oder nicht? Mir können Sie es sagen.“ Sie presste einen Finger auf ihre Lippen. „Ich bin ein Profi.“
„Ja“, erwiderte er nickend. „Ich mag Frauen.“
Claudia seufzte und trank erneut. „Oh, gut. Es wäre so schade, wenn Sie es nicht täten.“ Sie holte tief Luft. „Also, haben Sie eine Freundin?“
„Befragen Sie Fremde immer so?“, wollte er wissen. „Oder spricht da das Martini-Trio aus Ihnen?“
„Ich mache das immer so“, sagte sie. „Ich bin von Natur aus neugierig. Den meisten macht es nichts aus. Eigentlich sprechen die meisten Menschen gerne über ihre Probleme und wenn sie herausfinden, dass ich Psychologin bin, sind sie froh, eine Gratissitzung zu bekommen.“
„Nun, ich benötige Ihre Hilfe nicht, Doc.“
„Jeder hat ein paar Probleme, über die er reden möchte“, entgegnete sie.
„So wie Ihr Bedürfnis, jeden einzelnen Augenblick dieser Reise zu kontrollieren? Vielleicht sollten wir darüber reden.“
Sie dachte über das, was er gesagt hatte, nach und nickte dann. „Verstanden. Ich habe meine eigenen Dämonen. Aber ich bin neugierig auf Ihre.“
„Ich habe keine.“ Rogan bemerkte, dass er log. Aber die letzte Person, von der er wollte, dass sie in die dunklen Ecken seines Verstandes blickte, war Dr Mathison.
„Ich schlage Ihnen einen Deal vor“, meinte sie.
„Wie soll der aussehen?“
„Wenn Sie mich dazu bringen, lockerer zu werden, dann darf ich in Ihren Kopf schauen.“
„Sie wollen mein Gehirn röntgen?“
„Nein“, sagte sie kichernd. „Wenn Sie mich locker machen können, dann darf ich Sie analysieren. Sie müssen alle meine Fragen beantworten.“
„Glauben Sie mir, in meinem Kopf werden Sie nichts Interessantes finden. Ich bin ein ganz normaler Mensch.“
„So etwas gibt es nicht. Außerdem, sehen Sie sich an. Sie sind umwerfend – und nicht verheiratet. Nicht einmal verliebt.“
„Woher wissen Sie, dass ich nicht verliebt bin?“
„Wenn Sie es wären, würden Sie mich nicht ansehen, als wollten Sie mich küssen“, erwiderte sie.
Rogan schnappte nach Luft. „Ich …“
„Oh, bitte. Sie flirten eindeutig mit mir. Sie berühren mich, wann immer es geht.“ Sie deutete mit einem Kopfnicken auf seine Hand, die auf ihrem Bein ruhte. „Sehen Sie? Also, erzählen Sie mir Ihre Geheimnisse.“
Rogan kippte seinen Whiskey herunter, dann gab er dem Barkeeper ein Zeichen, dass er noch einen wollte. Er hatte noch nie eine Frau wie Claudia getroffen, eine Frau, die so sehr sagte, was sie dachte, in dem Moment, in dem sie es dachte. Er war es gewohnt, alle Anstrengung darauf aufzuwenden, das andere Geschlecht zu verstehen. Frauen sagten nie genau das, was sie meinten, sie spielten immer Spielchen.
Vielleicht hatte er sich deshalb nie gebunden. Wie sollte ein Mann einer Frau sein Herz anvertrauen, wenn er nicht wusste, wann sie log und wann sie die Wahrheit sagte? „Ich habe keine Geheimnisse“, meinte Rogan. „Vielleicht sollten wir über die morgige Reiseroute sprechen.“
„Klassisches Ausweichmanöver“, sagte sie.
„Ich mache meinen Job“, entgegnete er.
„Ich bin sicher, alles wird nach Plan verlaufen.“
„Sie können nicht jede Eventualität einplanen, Doctor Mathison. Ich …“
„Sie sollten mich Claudia nennen“, unterbrach sie ihn. „Es sei denn, Sie wollen bewusst eine Distanz zwischen uns aufrechterhalten. Was nicht der Fall zu sein scheint, weil Sie mich immer noch berühren.“
Rogan sah auf seine Finger, die mittlerweile mit ihren verflochten waren. Mist, er hatte es nicht einmal bemerkt. Sanft zog er seine Hand zurück.
„Ich könnte unseren Plan etwas ändern“, sagte er. „Ich will die Gruppe an ihrem ersten Tag nicht überfordern.“
„Heute war eine absolute Katastrophe, nicht wahr?“, flüsterte sie. „Ich hätte besser planen müssen. Aber es war wie eine – wie nennt man es, wenn der Schnee einen Berg hinabrutscht?“
„Eine Lawine?“
„Ja! Eine Lawine. Es fing klein an und wurde immer größer, bis ich es nicht mehr aufhalten konnte. Lawine. Warum konnte ich mich nicht mehr an das Wort erinnern?“
„Sie sind erschöpft. Und Sie trinken Ihren dritten Martini.“
„Ich brauche nicht viel Schlaf“, erklärte sie ihm.
Himmel, sie war eine eigenartige Frau, dachte Rogan, ein Lächeln unterdrückend. „Ja, Sie erwähnten das am Telefon.“
„Ich weiß, ich kann nervtötend sein“, meinte Claudia. „Und es tut mir leid, wenn ich zu viel verlangt habe. Ich wusste, dass Sie verärgert waren, aber es zahlt sich immer aus, vorbereitet zu sein, oder?“