John M. Blair, The Control of Oil (New York, 1976), S. 31–34
Douglas Porch, The Other ‚Gulf War‘ – The British Invasion of Iraq in 1941, Center for Contemporary Conflict, Naval Postgraduate School, http://www.ccc.nps.navy.mil/rsepResources/si/dec02/middleEast.asp
T.H. Vail Motter, United States Army in World War II, The Middle East Theater (Washington, D.C., 2000)
John M. Blair, The Control of Oil (New York, 1976), pp. 31–34.
Douglas Porch, “The Other ‘Gulf War’ — The British Invasion of Iraq in 1941”, Center for Contemporary Conflict, Naval Postgraduate School, <http://www.ccc.nps.navy.mil/rsepResources/si/dec02/middleEast.asp>.
T.H. Vail Motter, United States Army in World War II, The Middle East Theater (Washington, DC, 2000).
Die Geschichte des britischen und amerikanischen Engagements im Irak ist eng mit dem politischen und wirtschaftlichen Wandel verknüpft, der durch das Auseinanderbrechen des Osmanischen Reiches ausgelöst wurde. Aber auch der Rückgang des Kohlebergbaus und der Aufstieg des Öls zum wichtigsten Energieträger sowie die weitverbreitete Einführung des mit Erdöl betriebenen Verbrennungsmotors haben dabei eine nicht unerhebliche Rolle gespielt.
Jahrhundertelang bildete Bagdad einen Teil des Osmanischen Reiches – eines Staatengebildes, das sich auf der Höhe seiner Macht von der Straße von Gibraltar bis zum Kaspischen Meer und vom Jemen bis zur Ukraine erstreckte. Als der Erste Weltkrieg ausbrach, hatte das Erdöl bereits die Weltwirtschaft revolutioniert und innerhalb der geopolitischen Machtverhältnisse ganz neue Grenzen gezogen. 1912 beschloss Winston Churchill – damals noch in seiner Eigenschaft als Marineminister –, die britische Kriegsflotte von Kohle auf Öl umzurüsten, eine Entscheidung, die wesentlich zu dem wachsenden Interesse Großbritanniens am Nahen Osten beitrug. Bereits im Jahr 1913 übernahm Großbritannien die Kontrolle über die iranischen Ölexporte, und zwar durch die Anglo-Persian Oil Company. Diese hielt einen 50-prozentigen Anteil an der Turkish Petroleum Company (aus der später die Iraq Petroleum Company [IPC] hervorging) und hatte somit praktisch ein Monopol auf den Export irakischen Öls. 1928 wurde den USA ein Anteil der IPC zugestanden[1], und im darauffolgenden Jahrzehnt erwarben sie Konzessionen zur Ölförderung in Saudi-Arabien, Bahrain und Kuwait und später auch zur Erschließung neuer Ölfelder.
Während des Ersten Weltkriegs gelang es Großbritannien, die mit Deutschland verbündeten osmanischen Truppen aus der Region zu verdrängen. Bereits 1916, zwei Jahre vor Ende des Ersten Weltkriegs, legte ein geheimer Vertrag zwischen Frankreich und England – das Sykes-Picot-Abkommen – die kolonialen Interessengebiete beider Länder fest. Weitere Verträge verfestigten die in dem Abkommen formulierten Ansprüche, bis sie schließlich 1920 in sogenannten Völkerbundmandaten ratifiziert wurden. Dabei wurden Syrien und der Libanon Frankreich zugesprochen, während Großbritannien die Herrschaft über den Irak und Palästina übernahm (wozu damals auch Transjordanien gehörte).
1927 wurde der Irak unabhängig (auch wenn es noch weitere fünf Jahre dauern sollte, bis das Land als souveräner Staat in den Völkerbund aufgenommen wurde). Doch Großbritannien erhielt seine militärische Präsenz aufrecht, und zwar in Gestalt von drei Luftwaffenstützpunkten, mit deren Hilfe die wichtigsten britischen Interessen geschützt werden sollten: die irakischen Ölvorkommen sowie die Luftbrücke und der Landkorridor durch Basra und Bagdad, der Indien mit dem von Großbritannien kontrollierten Palästina und dem Suezkanal verband. Eine der Bedingungen für die Unabhängigkeit des Irak war Bagdads Zusicherung, im Kriegsfall „jede nur erdenkliche Hilfe zu leisten, einschließlich der Nutzung aller Verkehrsverbindungen wie Schienenwege, Flüsse, Häfen und Luftplätze“. Zusätzlich garantierte die neue Regierung den Schutz der wichtigsten Pipelines, die von den nördlichen Ölfeldern bei Mossul und Kirkuk bis nach Haifa an der Mittelmeerküste führten.
Als 1939 der Zweite Weltkrieg ausbrach, hatte die britische Luftwaffe zwei Stützpunkte im Irak, einen in Shaibah in der Nähe von Basra, den anderen in Habbaniya am Euphrat. Nach der Luftschlacht um England und der Kapitulation Frankreichs im Jahr 1940 versuchten die deutschen Streitkräfte, durch den Kaukasus zum Persischen Golf vorzudringen und die dortigen Ölvorkommen in ihren Besitz zu bringen. Im April 1941 ergriff der arabische Nationalist Rashid Ali el Gailani durch einen Staatsstreich die Macht, bei dem vor allem der Großmufti von Jerusalem im Hintergrund die Fäden gezogen hatte. Geheime Verhandlungen zwischen der neuen Regierung und den Achsenmächten führten zur Entsendung der deutschen Luftwaffe nach Syrien und Bagdad. Im Gegenzug mobilisierte Großbritannien die 10. Indische Infanteriedivision. Rashid Ali entschloss sich, den britischen Luftwaffenstützpunkt in Habbaniya anzugreifen, und bat die Regierung in Berlin um Unterstützung.
Churchill war sich sehr wohl bewusst, welche Gefahr drohte, falls es den Achsenmächten gelang, im Irak Fuß zu fassen. Nicht nur die Öllieferungen und die Luftbrücke über den Kaukasus wären gefährdet gewesen, es hätte auch zu weiteren nationalistischen Rebellionen in den übrigen arabischen Mandatsgebieten kommen können. Churchill erteilte dem Oberbefehlshaber der britischen Armee im Nahen Osten, General Sir Archibald Wavell, den Befehl, auf Bagdad zuzumarschieren. Wavell sträubte sich jedoch zunächst: Er war bereits mit der Evakuierung Griechenlands beschäftigt, versuchte, Kreta gegen die unmittelbar bevorstehende Invasion der Deutschen zu verteidigen, und war außerdem in Libyen in ein Gefecht mit Rommels Afrikakorps verwickelt. Doch schließlich beugte er sich dem Befehl. Die „Habforce“, eine in Palästina stationierte britische Truppeneinheit, rückte im April 1941 auf den Irak vor und errang nach nur fünf Wochen den Sieg in einem Konflikt, den man später den „angloirakischen“ Krieg nennen sollte.[2]
Im darauffolgenden Jahr entsandten die Vereinigten Staaten von Amerika Truppen in den Irak. Sie sollten beim Schutz der Ölfelder behilflich sein und die Nachschubroute durch den persischen Korridor gewährleisten, über die der Sowjetunion im Rahmen des Roosevelt’schen „Leih- und Pachtgesetzes“ kriegswichtiges Material zuging.[3] Wie alle anderen amerikanischen Soldaten, die im Ausland stationiert waren, wurde auch diese Truppeneinheit mit einem kurzen Leitfaden ausgestattet, der einen Schnellkurs in der Geschichte, Kultur und Sprache des Landes bieten sollte. Für manche Amerikaner beschwor das Wort „Irak“ das aus frühen Filmen stammende, romantisch verklärte Bild eines „geheimnisvollen Orients“ herauf, während anderen das Land vollkommen unbekannt war.
Der Leitfaden leistete jedoch mehr, als nur die historischen, politischen und kulturellen Wissenslücken zu schließen. Er versetzte die Soldaten in die Lage, gesellschaftliche Fauxpas zu meiden, die möglicherweise tödlich hätten enden können. Dem Buch lag folgende Überlegung zugrunde: Jeder bewaffnete Konflikt, der in einem von Zivilisten bewohnten Gebiet ausgetragen wird, hängt genauso von dem Aufbau eines guten Verhältnisses zur einheimischen Bevölkerung ab wie von militärischer Überlegenheit. Dieser Aspekt war umso wichtiger, als die öffentliche Meinung im Irak den Briten entschieden feindselig gegenüberstand. Arabische Nationalisten hatten die Stimmung mit antibritischer Propaganda aufgeheizt, in der Hoffnung, das nationalsozialistische Deutschland würde ihnen zu Hilfe eilen. Hitlers Propaganda musste unbedingt entschärft werden, und das konnte nur gelingen, indem man das Vertrauen der Bevölkerung gewann. Es ging darum, die Menschen verstehen zu lernen und eine Kenntnis ihrer Bräuche, Tabus, Überzeugungen und Vorurteile zu erlangen. Genau dazu sollte dieses Handbuch dienen.
Auf nur 44 Seiten skizziert der anonyme Autor des Leitfadens
LeitfadenLeitfadensLeitfadens
Leitfaden