Über Antoine Laurain

Foto: Jean-Luc Bertini, Flammarion

Antoine Laurainwurde in Paris geboren und hat sein ganzes Leben dort verbracht. Er arbeitete als Drehbuchautor und Antiquitätenhändler. Liebe mit zwei Unbekannten ist in Frankreich ein Bestseller und erscheint in vierzehn Ländern.

 

Alain (Émile-Auguste Chartier)

Die Tür aus Glas und schwarzem Eisen bildete eine Sicherheitsschranke zwischen ihr und der Welt. Langsam setzte sie sich auf die Marmorstufen im Hausflur und schloss die Augen. Sie wartete, bis ihr Gehirn sich beruhigte und wieder normal zu funktionieren begann. Etwa so, wie die Rauchverbots- und Anschnallzeichen im Flugzeug nacheinander ausgehen, erloschen eine nach der anderen die Alarmleuchten in ihrem Kopf: Ich

Er war einverstanden. Etwas widerwillig, aber als Laure dazu ansetzte, das Armband ihrer goldenen Uhr zu lösen, um diese als Pfand zu hinterlassen, hob er die Hand und ergab sich. Die verstörte junge Frau sagte sicher die Wahrheit, sie wirkte seriös, und die Wahrscheinlichkeit, dass sie am nächsten Tag wiederkommen und bezahlen würde, lag bei gut neunzig Prozent. Sie hatte ihm ihren Namen, Vornamen und Adresse gegeben. Die Rezeption hatte schon weit Schlimmeres erlebt, als dass eine Frau, die angeblich seit fünfzehn Jahren direkt gegenüber wohnte, möglicherweise eine Übernachtung nicht bezahlen würde. Sicher, es wäre eine Lösung gewesen, die Freunde anzurufen, bei denen sie den Abend verbracht hatte, aber deren Telefonnummer war in ihrem Handy. Und seit es Handys mit Adressbüchern gab, hatte Laure nur noch ihre eigene Nummer und die von ihrer Arbeit im Kopf. Was den Schlüsseldienst anging, den der Portier vorgeschlagen hatte, so fiel auch diese Möglichkeit ins Wasser. Laure hatte ihre Schecks aufgebraucht und es versäumt, rechtzeitig neue zu bestellen, das Scheckheft

Laure ging zum Fenster und zog die Gardinen etwas auf: Das Zimmer lag im selben Stock wie ihre Wohnung. Sie hatte im Wohnzimmer die Stehlampe angelassen und einen Stuhl vor das halb offene Fenster gestellt, damit Belphégor hinausschauen konnte. Es war sehr merkwürdig, ihre Wohnung von hier aus zu sehen. Sie hatte fast das Gefühl, gleich müsste sie sich selbst durchs Zimmer gehen sehen. Sie öffnete das Fenster. »Belphégor«, rief sie halblaut, »Belphégor …«, und gab den leise schnalzenden Kusslaut von sich,

Laurent ging um den kleinen Park herum, auf den Le Cahier Rouge, Das rote Heft, blickte, und bog in die Rue de la Pentille ein. Er hatte den letzten Roman von Frédéric Pichier unterm Arm, Mit dem Himmel als Gebälk. Der Autor würde in der nächsten Woche zu einer Signierstunde kommen, und Laurent wollte seine Randnotizen

Auf dem Deckel stand eine Handtasche. Aus lila Leder und noch ziemlich neu. Sie wies zahlreiche Außentaschen und Reißverschlüsse auf, zwei breite Henkel, einen Schulterriemen und goldene Schnallen. Instinktiv schaute Laurent sich um – das war absurd, als würde plötzlich aus

Als er aus dem Polizeirevier heraustrat, bekam er eine weitere SMS von Maryse, ihr Zug war gerade erst wieder losgefahren – sie würde es also nicht rechtzeitig zur Ladenöffnung schaffen. Laurent ging am Café de l’Espérance vorbei, er würde seine Notizen zu Pichier in der Buchhandlung durchlesen. Vor den Häusern stand ein Müllwagen, und zwei junge Müllmänner mit iPod-Stöpseln in den Ohren luden die Tonnen auf, die sich daraufhin mit Getöse in den Lastwagen ergossen. Kein Zweifel, es war eine Sache von ein paar Minuten gewesen, sonst wäre die Tasche in