Personen, Institutionen und Handlung des Romans
„Einbruch in die halbe Stadt“ sind frei erfunden,
eventuelle Ähnlichkeiten rein zufälliger Natur.
S.B., Frankfurt (Oder) & Słubice, Herbst 2014
In dieser Straße war die Nacht gegen drei Uhr vollkommen still. Kein fahrendes Auto, kein hinter dem Gartenzaun schnarchender Wachhund, keine Fernsehgeräusche aus den Häusern. Jenseits der Straßenlaternen, deren orangefarbenes Licht den Bürgersteig beleuchtete, war der Himmel schwarz. Die Sommerluft, die tagsüber in der Stadt südländische Temperaturen erreicht hatte, hatte sich auf siebzehn Grad abgekühlt.
Der dunkel gekleidete Mann mit den schwarzen Nylonhandschuhen und dem großen Rucksack tauchte wie aus dem Nichts auf. Er ging raschen Schrittes mitten auf der Straße, das Gummigeräusch der Schuhsohlen unterbrach die Stille. Eine tief ins Gesicht gezogene, schwarze Schirmmütze verbarg sein Gesicht.
Der Mann steuerte auf ein Anwesen zu, das von einer Hecke und einem hohen, schmiedeeisernen Zaun umgeben war. Mit ein paar behänden Griffen erklomm er das Eingangstor, schwang sich hinüber und landete auf der anderen Seite, katzengleich, in der Hocke, mit den Händen auf dem Boden. Der Rucksack hüpfte herab und machte ein dumpfes Geräusch, als ob sich in ihm ein paar schwere, gepolsterte Gegenstände befinden würden.
Der Zaunkletterer versteckte sich zwischen der Hecke und einer Blumeninsel mit lila- und rosafarbenen Rhododendren und holte etwas aus seinem Rucksack, ein schwarzes, paperbackgroßes Notebook. Das Gerät war in Sekundenschnelle hochgefahren und leuchtete bläulich.
Der unbefugte Besucher entledigte sich der Handschuhe. Schon flogen die Finger über die Tastatur. Manchmal hielt er einen Augenblick inne, bis er die nächste Salve von Befehlen in das Gerät eingab. Nach ein paar Minuten schien der Mann seine Arbeit erledigt zu haben. Er verstaute den Apparat im Rucksack und streifte sich erneut die Handschuhe über. Er ging um das Haus herum zum Kellereingang, über den früher, als das Haus noch eine Kohleheizung gehabt hatte, das Brennmaterial angeliefert worden war. Um die Kellertür zu öffnen, reichte ein kleines Stemmeisen. Der Türrahmen knirschte ein wenig und die Tür sprang auf.
Im Kegel einer Taschenlampe durchstreifte der Einbrecher die Kellerräume, vorbei an Wäscheständern, Werkzeugregalen und jeder Menge Gerümpel, das sich im Laufe der Jahre angesammelt hatte. Auf der Tischtennisplatte hatte schon seit Jahren niemand mehr gespielt; es bedeckte sie eine fette Staubschicht. Die Tür am Ende der Kellertreppe war nicht abgeschlossen und ließ sich lautlos öffnen.
Das Licht der Taschenlampe fiel in einen großen Raum. Der Mann leuchtete seine Höhe aus, die sich über zwei Stockwerke erstreckte. Er entdeckte ein Geländer, das die Halle im Halbkreis wie eine Galerie umgab. Ein Blick auf den hellen Marmor, mit dem der Fußboden ausgelegt war, bestätigte die Erwartung des Mannes, dass der Müllunternehmer Heinrich Fallersleben einen hübschen Teil seines Vermögens in das Haus investiert hatte. „Wer sich seine vier Wände so edel einrichtet, hat in ihnen gewiss noch ein paar Reichtümer versteckt“, redete der Einbrecher halblaut vor sich hin.
Die Porzellanvasen, die in der Eingangshalle herumstanden, waren zu schwer. Die Gemälde, die die Galerie zierten, waren zu unhandlich. Außerdem kannte sich der Dieb mit Kunstgegenständen nicht besonders gut aus. Dafür fand er im Badezimmer des ersten Stockwerks, welches ihm größer zu sein schien als das Wohnzimmer seiner eigenen Wohnung, in einem hübschen, antik aussehenden Holzschränkchen den Schmuck der Hausherrin, goldene Kettchen, Armreifen, Ringe und Broschen mit Brillanten und Edelsteinen. Die Beute verschwand in einem kleinen Lederbeutel, den der Einbrecher behutsam in einer Seitentasche seines Rucksacks verstaute.
Die Bibliothek des Hausherrn im ersten Stock war riesig und bis an die Decke gesäumt mit eleganten Bücherregalen, in denen etliche Bände alt und wertvoll aussahen. Nicht dass sich der Eindringling besonders viel aus alten Büchern gemacht hätte, es reichte ihm aus, jemanden zu kennen, der für seltene Bücher einen hohen Preis zu zahlen bereit war.
Was seine Aufmerksamkeit augenblicklich von den Büchern abzog, war ein großer Schreibtisch aus dunklem Holz, der vielen kleinen und größeren, verheißungsvoll aussehenden Schubladen Platz bot. Tatsächlich fand er nicht nur zwei Kredit- und vier EC-Karten, sondern in derselben Schublade auch eine Liste, auf der jeder Bankkarte ein PIN zugeordnet war. Er würde an einem Bankautomaten so lange pro Karte und Tag fünfhundert Euro abheben können, bis der Hausbesitzer die Abbuchungen bemerkte.
Obwohl der Dieb enttäuscht war, dass er in der Bibliothek kein Bargeld finden konnte, war er mit seiner Ausbeute nicht unzufrieden und nahm sich vor, noch maximal eine halbe Stunde in den Bücherregalen zu stöbern.
Fünfundvierzig Minuten später verließ er die Villa der Familie Fallersleben auf demselben Weg, auf dem er sie betreten hatte. Die Kellertür verschloss er mit einer ordentlichen Portion Sekundenkleber im Türrahmen. Nun benötigte der Einbrecher, versteckt zwischen Zaun und Rhododendron, nur vier Minuten, um auf seinem Minicomputer die nötigen Dinge zu tun. Und wenige Augenblicke später war er verschwunden.
Am nächsten Morgen, es war der 19. Juni 2013, ein Mittwoch, fand Kriminalobermeister Werner Mareike im Briefkasten der Polizeiwache in der Halben Stadt einen computergeschriebenen Zettel mit folgendem Inhalt:
Vergangene Nacht ist in das Haus der
Familie Fallersleben in Frankfurt-Kliestow,
Wulkower Weg 32a, eingebrochen worden.
Um nicht noch mehr Fingerabdrücke auf dem Papier zu hinterlassen, zog der Kriminalobermeister ein Taschentuch aus der Hosentasche, mit dem er den Zettel anfassen konnte. Er hielt ihn wie etwas Ekliges am ausgestreckten Arm von sich weg, während er in die Polizeiwache zurückkehrte. Dort angekommen, bugsierte er den Zettel mit einer Pinzette in eine Klarsichthülle und zeigte das Objekt seinem Vorgesetzten. Dieser beäugte es von allen Seiten und stellte fest, dass ein Absender fehlte. Dann setzte er sich telefonisch mit dem Polizeipräsidium in Verbindung.
„Hier Kriminalinspektorin Petra Schumacher. – Kriminalhauptkommissar Matuszek ist gerade in einer Besprechung, ich kann ihm gern etwas ausrichten.“
Sie schaute zum Nachbarschreibtisch, wo ihr Kollege Bernd Matuszek hinter dem ausgefalteten Lokalblatt hervorlugte, um sich gleich darauf wieder in die Lektüre zu vertiefen.
„Ein Einbruch in Kliestow, in der Villa Fallersleben und es gibt bisher nur einen anonymen Hinweis. – Na, dann fahren Sie erst einmal raus und prüfen Sie, ob etwas dran ist. – Richtig, dann geben Sie uns Bescheid.“
Petra Schumacher legte auf.
„Es ist sehr löblich, Bernd, dass du dich nunmehr umfassend informierst, indem du regelmäßig die Frankfurter Zeitung liest“, sagte sie. „Ich hoffe nur, dass es nicht der Sportteil ist, für den ich dich gegenüber den Kollegen aus der Halben Stadt verleugnen muss.“
„Wo denkst du hin?“, erwiderte Matuszek. „Ich durchforste den Wirtschaftsteil auf Hintergrundinformationen zur Wirtschaftskriminalität. Ich bilde mich in regionaler und internationaler Politik und den Lokalteil, den lerne ich fast auswendig.“
„Wenn sich der anonyme Hinweis bewahrheitet, müssen wir gleich raus nach Kliestow. Vielleicht ist bei Fallersleben eingebrochen worden.“
„Wer ist Fallersleben?“, fragte Matuszek hinter der Zeitung.
Petra Schumacher rollte mit den Augen, was Matuszek nicht sehen konnte.
„Heinrich Fallersleben ist derjenige, der deinen Müll abholen lässt. Und zwar nicht nur deinen, sondern den von der ganzen Stadt und auch von halb Ostbrandenburg.“
„Ach so“, sagte er, „dann gibt es dort für einen Dieb bestimmt eine Menge zu holen.“ Dann las er weiter den Sportteil der Frankfurter Zeitung.
–
Als Matuszek und Schumacher gegen Mittag im Frankfurter Ortsteil Kliestow aus Matuszeks schwarzem, klimagekühltem Mini stiegen, brannte die Sonne auf die Straße. Matuszek warf seine Lederjacke auf den Rücksitz.
Am Eingangstor zum Anwesen der Fallersleben hielt ein Polizist die Schaulustigen davon ab, das Grundstück zu betreten.
Matuszek und Schumacher bahnten sich einen Weg durch eine Gruppe von zwanzig Menschen, die nichts Besseres zu tun hatten, als durch die Stangen des schmiedeeisernen Tors hindurch auf die herrschaftliche Villa zu starren, die weiß in der Sonne strahlte.
„Wenn die beiden da rein dürfen, wollen wir auch rein“, meckerte ein älterer Herr in einem hellgrauen Anzug und beigefarbenen Schuhen, der einen Pudel an der Leine führte.
„Die Herrschaften sind von der Kriminalpolizei“, erklärte der Polizist würdevoll. „Na und“, entgegnete der Hundebesitzer, „wir sind die Nachbarn. Wir haben auch ein Recht zu erfahren, was bei Fallersleben passiert ist.“
Einige der Umstehenden gaben Laute der Zustimmung von sich.
„Was für ein Idiot!“, sagte Matuszek über die Schulter hinweg, während er mit seiner Kollegin zum Haus strebte.
Die Temperatur in der Eingangshalle der Villa war angenehm. Die Sprossen des großen, halbrunden Fensters oberhalb der Eingangstür warfen ihr Muster auf den hellen Marmor des Fußbodens. In einer Ecke der Halle saß ein Junge auf einem Stuhl, neben ihm hielt ein weiterer Polizist Wache.
„Guten Tag, Herr Kriminalhauptkommissar“, sagte der Polizist.
„Tag, Mareike. Sie haben hier die Stellung gehalten?“
„So ist es.“
„Was gibt’s zu berichten?“
„Wir sind von dem jungen Mann hier in das Haus gelassen worden, er kam um kurz vor elf aus der Schule. Sein Name ist Valentin Fallersleben, er ist 17 Jahre alt, der Sohn der Hausbesitzer. Seine Eltern sind im Urlaub, sie wurden bereits benachrichtigt.“
Matuszek warf einen Blick auf den hoch gewachsenen, schmächtigen Jungen mit den fettigen, halblangen, blonden Haaren, der ungerührt auf den Marmorboden starrte.
„Ist der Junge ganz allein in dem großen Haus?“, fragte Matuszek.
„So sieht es aus“, sagte Mareike. „Seine Eltern sind vor sechs Tagen abgereist.“
„Und sonst?“, fragte Matuszek.
„Der Einbrecher ist wohl durch die Kellertür in das Haus eingedrungen.“
„Hat das Haus keine Alarmanlage?“, fragte Petra Schumacher.
„Doch, aber die ist nicht angesprungen, wie der Junge und die Nachbarn übereinstimmend berichten.“
„Hat der Einbrecher etwas mitgenommen?“, fragte Matuszek.
„Wir haben mit dem Jungen in den Fluren und in drei Räumen im ersten Stock nachgeschaut. Nach seinen Angaben fehlen der Schmuck seiner Mutter und die Kreditkarten seines Vaters.“
„Gibt es noch etwas, was ich wissen muss?“, fragte Matuszek ungeduldig.
„Die Kollegen von der Spurensicherung müssten gleich da sein. Dann kann ich Ihnen ja jetzt den Fall übergeben.“
An Stelle einer Antwort ließ Matuszek den Polizisten stehen und trat auf den Jungen zu.
„Hey du, verrätst du mir deinen Namen?“
„Valentin Fallersleben“, sagte der Junge und hob dabei genauso langsam den Kopf, wie er sprach. Sein Gesicht war blass und akneübersät.
„Ich bin Kommissar Matuszek.“
Der Junge zeigte keinerlei Reaktion.
„Heute war dein letzter Schultag, du hast jetzt Ferien, nicht wahr?“, sagte Matuszek. Davon hatte er aus der Zeitung erfahren.
Valentin Fallersleben nickte und blickte den Kommissar aus müden, leicht geröteten Augen an. Die langen Arme hingen schlaff an seinem Körper herunter.
„Weißt du was, Junge, du kannst mir helfen, den Einbruch aufzuklären. Zeig mir mal das Haus.“
Valentin Fallersleben runzelte die Stirn und richtete seinen Blick erneut auf den Boden. Petra Schumacher war neben ihren Kollegen getreten, beobachtete verwundert den Jungen und behielt Matuszek aus den Augenwinkeln im Blick. Sie befürchtete, dass seine Geduld bald erschöpft sein würde.
Gerade als Petra Schumacher den Mund aufmachte, um die Situation nicht eskalieren zu lassen, erhob sich der Junge von seinem Stuhl und setzte sich in Richtung Kellertreppe in Bewegung.
„Ich zeige Ihnen, wo der Einbrecher in das Haus gekommen ist.“
Er sprach mit dem Tempo einer Schildkröte.
„Wo warst du eigentlich letzte Nacht?“, fragte Matuszek, als sie zu dritt die mannshohen, gut beleuchteten Kellerräume durchschritten.
„In meinem Zimmer, hab’ geschlafen.“
„Ist dein Zimmer auch im ersten Stock?“
„Yeah.“
Matuszek wies auf die Pingpongplatte.
„Spielst du Tischtennis?“
„Früher mal“, sagte der Junge.
„Mit deinem Vater, was?“, sagte Matuszek.
Der Junge zuckte mit den Schultern.
„Hast du Geschwister?“ fragte Matuszek.
Die Antwort bestand aus einer langsamen Bewegung des Kopfes nach links und anschließend nach rechts. Es sah aus wie die Nackengymnastik eines Rückenkranken.
Als sie die Tür erreicht hatten, die vom Keller in den Garten führte, streifte sich Matuszek einen durchsichtigen Latexhandschuh über, um die Stelle zu untersuchen, an der die Tür aufgebrochen und später zugeklebt worden war.
„Ein stinknormales Stemmeisen“, sagte er. „Kann man in jedem Baumarkt kaufen. Kinderleicht anzuwenden.“
Der Rahmen und das Schloss waren stark beschädigt, die Tür ließ sich nicht mehr schließen, auf dem Boden lagen Holzsplitter. Als der Polizist den Kleber aufgebrochen hatte, war der Rahmen noch weiter beschädigt worden.
Matuszek trat in den Garten hinaus, der Blick reichte kilometerweit über Felder bis zu den Windkrafträdern am Horizont.
Mit Petra Schumacher und dem Jungen im Schlepptau ging Matuszek um das Haus herum bis zum Haupteingang, an dem der Kriminalobermeister Werner Mareike gerade die Kollegen von der Spurensicherung in Empfang nahm.
„Zeigen Sie ihnen den Weg, den der Einbrecher vermutlich genommen hat, Mareike“, sagte Matuszek, ohne die Kollegen zu begrüßen. „Und erklären Sie ihnen, welche Schäden Sie produziert haben, damit wir nicht alles dem Einbrecher anhängen.“
Man sah dem braven Polizisten Werner Mareike an, dass ihm die Situation über den Kopf wuchs und dass er am liebsten sofort auf seine Wache zurückgekehrt wäre, in der er jeden Schreibtisch und jedes Formular kannte. Stattdessen nahm er in entgegen gesetzter Richtung denselben Weg, den Matuszek gerade gekommen war.
Matuszek ließ sich von Valentin Fallersleben das elterliche Badezimmer und die Bibliothek zeigen. Sein eigenes Zimmer lag zwei Türen weiter auf demselben Flur.
„Du hast in der Nacht wirklich nichts gehört?“, fragte Matuszek.
„Nee“, antwortete Valentin und fuhr in seiner schleppenden Stimme fort: „Ich schlafe oft schwer ein, aber wenn ich einmal penne, dann wie ein Toter. Ich höre nichts und niemanden.“
„Sitzt viel vorm Computer, was?“, sagte Matuszek grinsend.
Valentin Fallersleben zeigte keine Reaktion und öffnete nacheinander alle Türen des ersten Stockwerks.
„Wann hast du den Diebstahl bemerkt?“, fragte Matuszek.
„Gar nicht“, erwiderte Valentin.
„Du bist also heute Morgen zur Schule gegangen und als du nach Hause kamst, stand Polizei vor der Tür und du hast dich gewundert, was die von dir wollen.“
„Genau“, sagte Valentin und auf seinem Gesicht erschien ein unsicheres, leicht ironisches Grinsen.
„Hast du noch woanders nachgeschaut, ob etwas fehlt, außer Schmuck und Bankkarten?“
„Na ja“, sagte Valentin, „die Gemälde hängen an ihrem Platz, der Computer meines Vaters, Fernseher und so weiter, alles ist da.“
Matuszek hörte die Kollegen der Spurensicherung die Treppe hoch kommen, als er mit Petra Schumacher und Valentin Fallersleben in dessen Zimmer trat.
Valentins Zimmer war groß. Abgesehen von einem ungemachten Bett und einem Kleiderschrank sah es aus wie eine Werkstatt. Die Wände waren mit Tapeziertischen zugestellt, auf
denen mehrere Computer und technische Apparaturen standen, elektrische Schaltkreise und Automodelle, deren Detailtreue bis zur Nachbildung von Benzinschläuchen und Motorkabeln reichte. Ein altes Radio war vollständig in seine Einzelteile zerlegt worden, die sehr sorgfältig auf dem Tisch ausgebreitet waren. An den Wänden war beinahe jeder Quadratzentimeter mit Konstruktionsplänen und Handskizzen zugehängt.
„Wow!“, entfuhr es Matuszek. „Gut, dass der Einbrecher das nicht zu Gesicht bekommen hat. Bist du ein Erfinder?“
Valentin Fallersleben grinste verlegen: „Eher ein Tüftler.“
„Sag mal, wenn das hier deine Welt ist, in der du Tag und Nacht zubringst, dann bekommst du von der Welt um dich herum doch nicht viel mit. Der Einbruch könnte also in jeder Nacht stattgefunden haben, die seit der Abreise deiner Eltern verstrichen ist.“
„Eigentlich schon“, sagte Valentin. „Aber auf dem Zettel, von dem der Polizist sprach, ist von letzter Nacht die Rede.“
„Hast du eine Idee, wer das geschrieben hat?“, fragte Matuszek.
„Keine Ahnung“, entgegnete Valentin. „Vielleicht ein Nachbar oder der Einbrecher selbst.“
Als Petra Schumacher damit beschäftigt war, die Aussage des Jungen zu Protokoll zu nehmen und gleichzeitig den Kollegen von der Spurensicherung auf die Finger zu schauen, ging Matuszek in den Garten hinter dem Haus.
Unweit der Terrasse bot ein alter Kirschbaum Schatten, der hier schon gestanden haben musste, als es die Villa der Fallersleben noch nicht gab. Matuszek setzte sich auf den Rasen und lehnte sich an den Stamm des Kirschbaumes. Er kramte sein Mobiltelefon aus der Hosentasche und wählte die Nummer seines Słubicer Kollegen, Kriminalkommissar Wojtek Miłosz.
„Hallo Kollege Miłosz, here’s Frankfurt (Oder) calling.“
„Dzień dobry Matuszek, co słychać?”
„Wir haben hier einen Einbruch in eine Villa, Schmuck und Bankkarten, Sie haben nicht zufällig eine Idee, wer das gewesen sein könnte.“
Miłosz lachte. „Hat der Täter seinen polnischen Ausweis nicht gleich da gelassen?“
„Leider nicht“, entgegnete Matuszek.
„Natürlich kommt für so etwas grundsätzlich halb Słubice als Täter in Frage. Ich kann unsere Dateien mal durchforsten lassen. Ganz inoffiziell, aber nur, weil Sie es sind.“
„Ich wusste, dass ich auf Sie zählen kann, Miłosz“, sagte Matuszek.
„Haben Sie vielleicht ein paar Hinweise, mit denen ich die Suche eingrenzen kann?“, fragte Miłosz.
„Es gibt keine Zeugen und auch noch keine Fingerabdrücke.“
„Ein echter Profi also“, sagte Miłosz, „das reduziert den potenziellen Täterkreis erheblich.“
„Der Einbrecher hat wertvolle Gemälde und jede Menge Technik stehen lassen.“
„Vielleicht fehlte ihm eine geeignete Transportmöglichkeit“, sagte Miłosz.
„Es sieht so aus“, fuhr Matuszek fort, „als sei es ihm gelungen, die Alarmanlage außer Betrieb zu setzen. Ein technisch versierter Einbrecher also.“
„Ich werde mal sehen, was ich herausfinden kann“, sagte Miłosz. „Aber wenn ich Ihnen einen Tipp geben darf, Herr Kollege.“
Matuszek schnippte eine Ameise vom Hosenbein.
„Lassen Sie die Möglichkeit, dass der Einbrecher auf Ihrer Seite der Oder zu finden ist, nicht völlig außer Betracht.“
„Na ja, Kollege Miłosz, das hätte einen gravierenden Nachteil“, sagte Matuszek. „Dann wäre es kein grenzüberschreitender Kriminalfall und ein solcher hat mir dieses Jahr wirklich gefehlt.“
In der warmen Sommernacht, die auf den Einbruch bei Fallersleben folgte, hatten die Bars auf beiden Seiten der Oder schon um Mitternacht die Tische hochgeklappt, selbst in den Słubicer Nachtklubs herrschte tote Hose. Die Bewohner der Doppelstadt schienen die eigenen Gärten den Biergärten vorzuziehen.
Am Frankfurter Bahnhof hingen ein paar Stadtstreicher ab, denen der Himmel über Frankfurt und Słubice ein Dach über dem Kopf war. Einige warteten, bis sie von den Reisenden des ersten Morgenzuges ein paar Cent erbetteln konnten, andere zogen vom Bahnhof in die Innenstadt, auf der Suche nach leeren Pfandflaschen und Zigarettenkippen, aus denen man noch etwas Tabak pfriemeln konnte.
Die Ampeln der Stadt waren ausgeschaltet, die Straßen still und leer, bis auf ein paar Taxen, die die wenigen Nachtschwärmer nach Hause fuhren. Im Klinikum überwachten Krankenschwestern die Schwerstkranken, die von einem Augenblick auf den anderen der Tod holen konnte.
In der Nacht, die auf den Einbruch bei Fallersleben folgte, nahm der Tod den leitenden Kriminaldirektor der Frankfurter Polizei Roland Wallmann zu sich. Er hatte noch versucht, seine Frau zu wecken, als er mit rasenden Brustschmerzen aufgewacht war, doch aus seinem Mund kam bloß ein Flüstern und sein Überlebenswille erreichte über die Muskeln des Arms nur noch die Fingerspitzen, mit denen er seine Frau streifte. Sie schlief tief und fest und merkte erst am Morgen, dass neben ihr ein toter Mann lag.
Am Westkreuz, vier Kilometer vom Stadtzentrum entfernt, hielt sich keine Menschenseele auf, als gegen halb drei ein Fahrradfahrer ohne Licht aus dem sogenannten Komponistenviertel herausfuhr und so weit der Fürstenwalder Poststraße folgte, bis er die Straßenbahnendhaltestelle Westkreuz erreicht hatte. An der riesigen Ruine des ehemaligen Heereskommandos der sowjetischen Streitkräfte verließ der Radfahrer den Asphalt, schulterte sein Gefährt und lief im hellen Vollmondlicht hinter dem Gebäude ein paar halb zugewachsene, vermooste Stufen hinauf.
Auf der von der Straße abgewandten Seite des Gebäudes führte ein schmaler Asphaltweg von der Kreuzung zum Messegelände hinauf. Der junge, schlaksige Mann drückte den Drahtzaun an einer Stelle, die bereits vorher aufgeschnitten worden war, so weit auf, dass er sich mit seinem Rad hindurchzwängen konnte. Den Draht rollte er zurück, so dass die Öffnung einem flüchtigen Blick verborgen bleiben musste. Im Mondlicht konnte man an dem Zaun ein Schild lesen mit der Aufschrift: Achtung! Betreten und Befahren verboten! Ehemalige militärische Kasernenanlage. Von der Liegenschaft gehen erhebliche Gefahren für Leben und Gesundheit aus. Insbesondere von: Bauwerken, unterirdischen Anlagen, Munition und Munitionsteilen. Der Eigentümer.
Das Fahrrad versteckte er im Gestrüpp und klingelte auf seinem Handy eine gespeicherte Nummer an. Wenige Augenblicke später wurde an einem Fensterrahmen im ersten Stock die Holzspanplatte entfernt und ein Jungengesicht schaute heraus. Dann wurde eine Holzleiter aus der Fensteröffnung geschoben und vorsichtig Richtung Erde herabgelassen. Der junge Mann griff sie und zog sie herunter. Schon zwei Minuten später ließ ein Blick von außen nicht mehr vermuten, dass man dieses verkommene Gebäude irgendwie betreten könnte.
Die beiden Jungen schalteten ihre Taschenlampen ein und bahnten sich über Schutt und Müll einen Weg in das Gebäude hinein. Ein Rascheln und Trippeln kam von irgendwo her auf sie zu und entfernte sich wieder, vielleicht eine Maus oder eine Ratte. Aus einiger Entfernung hörten die Jungs Gelächter.
Inmitten des mehrgeschossigen Gebäudes, das seit über zwanzig Jahren vor sich hin rottete und das früher neben Büros und Offiziersgemächern der Roten Armee auch einen Laden beherbergt hatte, in dem die Frankfurter vor 1990 russische Spezialitäten kaufen konnten, gab es im Erdgeschoss einen großen Raum, in dem die Decke noch nicht eingestürzt war. Der Raum war, so gut es ging, von Dreck und Müll befreit worden, der sich über die Jahre hier angesammelt hatte. Der Gestank von Moder und Exkrementen, welcher den Kids den Atem geraubt hatte, als sie vor einigen Wochen zum ersten Mal diesen Ort betreten hatten, hatte sich deutlich abgeschwächt und wurde von allerlei Duftkerzen überdeckt, die im Raum verteilt waren. Die neuen Bewohner hatten den Raum mit Sofas ausgestattet. Drei hatten sie im Gebäude gefunden, eines hatten sie von einem Sperrmüllhaufen im Komponistenviertel angeschleppt. Der Raum war von zwei verrosteten Stehlampen erleuchtet, die an den Wänden lehnten, weil sie sonst zusammengekracht wären. An einem Dreifachstecker war außerdem ein CD-Player angeschlossen, aus dem im Hintergrund ein Rap spielte. Die Stromverbindung hatte der technisch Begabteste unter ihnen, Valentin Fallersleben, zur Straßenbahnhaltestelle gelegt, indem er den Stromkreislauf angezapft hatte, der zur Beleuchtung des Betriebsbahnsteiges diente. Er betrat den Raum mit dem anderen Jungen, als der zweite Joint des Abends die Runde machte.
„Hi Leute.“
„Warum so spät, Digger? Bisse an deinem PC einjepennt?“
Gelächter.
Christoph warf Valentin im Schummerlicht einen Blick zu, der sagte: Pass auf, heute brauche ich nicht viel, um jemandem eins in die Fresse zu hauen. Alle Jungs zogen vor ihm den Schwanz ein. Er war nicht nur mit der Faust der Schnellste, sondern auch mit der Klappe. Erst recht mit Erwachsenen scheute er kein Wortgefecht, egal ob es Eltern oder Lehrer waren. Christoph hatte was auf dem Kasten, er hätte, wenn er gewollt hätte, in jedem Schulfach Eins stehen können. Aber Schule interessierte ihn nicht im Geringsten. Er liebte Extremsportarten, je gefährlicher, desto besser: Fallschirmspringen, Paragliding, Bungeespringen, Snowboard ohne Helm.
Christoph war es auch, der den Treffpunkt für die Clique, die noch keinen Namen hatte, ausgeguckt hatte. Mitten in der Nacht in ein leer stehendes Monstergebäude einzubrechen, in dem nur die eigenen Regeln gelten, das war beinahe das Einzige, was die langen Nächte halbwegs erträglich machen konnte.
„Ich musste warten, bis meine Alten endlich schlafen gehen“, brachte Valentin hervor, eine Spur schneller redend, als er es für gewöhnlich gegenüber Erwachsenen tat.
„Wieso, haben die neuerdings Schlafstörungen?“, fragte Tomek, der Judoka und Christophs einziger echter Kumpel.
„Du hast aber auch gar keine Peile, was abgeht“, ließ sich Sandra vernehmen. Sandra, der Kerl unter den Mädchen. Groß und stämmig, kurze Haare, Riesenbrüste, Abwehrchefin in der Fußball-B-Jugend des 1. FFC.
„Bei Wallis Eltern ist letzte Nacht eingebrochen worden.“
„Woher weeßte das denn?“, fragte Valentin in beinahe normalem Sprechtempo. „Hammse im Radio jesagt. Hab ick jehört, als ich uffm Weg zum Training war.“
„Is ja’n Ding, erzähl mal“, sagte Christoph und steckte Valentin den Joint zu. Valentin paffte zweimal, ohne husten zu müssen. Die Aufmerksamkeit aller war auf ihn gerichtet. Er merkte, wie ihm der Schweiß ausbrach, verdammte Scheiße, und er musste sich schrecklich konzentrieren, weil er das Gefühl hatte, dass der Joint bei ihm sofort Wirkung zeigte und seine Sinne ins Nirgendwo entschwinden ließ.
„Da gibt’s nicht viel zu erzählen. Als ich aus der Schule kam, standen die Bullen vor der Tür. Die ham jesagt, sie hätten einen anonymen Hinweis bekommen, dass bei uns eingebrochen wurde. In der Nacht, ich hab davon nix mitbekommen. Ick hab das mit den Bullen gecheckt, der Schmuck meiner Mutter ist weg und die Kreditkarten von meinem Dad. Ich musste sie anrufen, sie sind mit dem ersten Flieger hergekommen. Bis eben sind sie durchs Haus getigert und ham alles aufn Kopf jestellt.“
„Und? Wurde noch mehr geklaut?“
Das war Wiebke, die ein wunderschönes, blondes Engelsgesicht hatte, das Valentin in seinen Tagträumen schon hundertmal geküsst hatte. Doch die dumme Kuh war in Christoph verknallt, dem das natürlich nicht entgangen war und der sich überhaupt nichts daraus machte. „Die hat einfach ein zu großes Fahrgestell“, hatte Christoph zu ihm gesagt. „Deswegen kommt die für mich nicht in Frage. Ein Weib muss unten rum schlank sein, so dass du ihren Arsch mit beiden Händen zu fassen kriegst und oben rum gut gebaut. Dasste richtig wat in den Fingern halten kannst, weeßte. Außerdem“, hatte er ihm gesteckt, „finde ich ihre selbst gemachten Ökoklamotten so was von abtörnend. Zum Kotzen.“
„Sonst vermissen meine Alten nichts weiter“, sagte Valentin.
„Hast du wirklich nichts gehört in der Nacht?“, fragte Max, der ihn vor einer Weile in die Ruine gelassen hatte.
„Mensch Digger!“, rief Valentin, angepisst. „Du fragst genauso blöd wie die Bullen. Wenn die bei euch eingebrochen wären, hättest du erst recht nichts mitgekriegt, so zugekifft wie du ständig bist.“
Er hätte gern ein anerkennendes Lachen gehört, von irgendwem, am liebsten von Christoph. Fehlanzeige.
„Ich sag’s euch“, fuhr er fort, „das war ein Profi, da hörste null. Der hat’s sogar geschafft, die Alarmanlage lahmzulegen.“
„Hammer“, meinte Tomek.
„Da staunt sogar unser Daniel Düsentrieb“, sagte Christoph und meinte Valentin.
Wiebke lachte. Ihr Lachen war hell und fröhlich und passte zu ihrem hübschen Gesicht. Valentin schaute sie von der Seite an und fragte sich, aus welcher Kategorie ihr Lachen kam. Hatte sie ihn angelacht als ‚Daniel Düsentrieb‘ oder hatte sie ihn ausgelacht, um Christoph zu imponieren?
„Haben die Bullen schon eine Spur, wo sie nach dem Einbrecher suchen sollen?“, fragte Tomek.
„Na, bei den Pollacken natürlich, wo sonst?“, lachte Christoph und schaute Tomek herausfordernd an.
„Bullshit!“, gab der zurück und boxte ihm kräftig in die Seite. Christoph boxte zurück und schon rangen sie miteinander, bis das Sofa umkippte und ein paar Duftkerzen ausgingen und die beiden so lange auf dem Boden rollten, bis sie in wildes Gelächter ausbrachen.
Tomek war im vorletzten Jahr mit seinen Eltern, die aus Polen stammten, aus München nach Frankfurt (Oder) gezogen, als sein Vater den Job als Technischer Geschäftsführer der Solarmodulfabrik ‚Full Energy‘ bekam. Wenn Tomek wütend war, fluchte er auf Polnisch. Durch ihn hatten die anderen ein paar polnische Flüche gelernt, von denen ‚kurwa‘ einer der harmlosesten war. Wenn Tomek betrunken war, erzählte er Polenwitze. Er war der einzige in der Truppe, der Polenwitze erzählen durfte. Wenn es jemand anders gewagt hätte, hätte ihm Tomek das nicht verziehen. Philipp, der Jüngste der Bande, gerade einmal sechzehn, kannte die meisten der Witze schon von zu Hause. Sein Vater gab sie zum Besten, auch wenn er nüchtern war. Der tagsüber so kontrollierte und knallharte Geschäftsführer der Frankfurter Wohnungswirtschaft war jedoch des Öfteren betrunken, abends, zu Hause, wenn ihm niemand dabei zusehen konnte, außer seiner Familie.
‚Philipp bübchenhübsch‘, wie Sandra ihn nannte, mit einem fein geschnittenen Gesicht, schwarzen Haaren, langen Wimpern, von zarter, schmächtiger Gestalt, saß wie meist ein Stück abseits von den anderen und zeichnete. Er redete kaum und zeichnete fast ständig, alles und jeden. Gerade war es Sandra, wie sie ihm gegenüber schon fast eine Stunde beinahe regungslos im Sofa hing, die Beine in der weißen Jogginghose weit auseinander gespreizt.
„Eine geile Einladung“, dachten Max und Christoph und Tomek, bloß Philipp nicht, während Valentin durch den Schleier hindurch, den Bier und Gras in seinem Gehirn über die Geschehnisse der letzten Nacht gelegt hatten, ganz verschwommen nur Augen für Wiebke hatte. Philipp mochte Sandra, weil sie ihn nicht runtermachte; er zeichnete Sandra in der Pose, die sie einnahm, wenn sie von Zeit zu Zeit den Arm zu dem kleinen Tischchen ausstreckte, um sich ein Schlückchen Bier zu genehmigen.
„Wat jeht heute noch ab?“, fragte Christoph in die Runde.
„Wir haben noch eine gute Stunde“, sagte Valentin. „Um vier muss ich das Kabel an der Straßenbahnhaltestelle rausziehen und verstecken.“
„Warum so früh?“, fragte Tomek.
„Weil um 04:32 Uhr die erste Straßenbahn fährt. Wäre doch scheiße, wenn der Fahrer über unser Kabel stolpert.“
Allgemeines Gelächter. Endlich.
„Also wat machen wir mit dem anjebrochenen Abend?“, wiederholte Christoph und schickte einen weiteren Joint auf die Reise.
„Ist heute nicht Mittwoch?“, fragte Tomek in die Runde. „Ich meine, die Nacht von Mittwoch auf Donnerstag.“
„Richtig“, sagte Christoph, „und was heißt das?“
„Mittwoch ist Bumstag“, sagte Max mit einem schiefen Grinsen.
Alle schauten auf Sandra, die von ihrer Fläzhaltung in Zeitlupe in eine Sitzposition überging und das Bier auf dem Tischchen abstellte.
„Na Jungs“, sagte sie, „wer ist denn heute dran?“
„Philipp“, sagte Max.
Philipp fiel vor Schreck der Stift aus der Hand. Christoph holte bereits die Liste, die an der Wand neben einer der Lampen hing. Jeder der Jungs durfte reihum bei Sandra ran, sie selbst hatte das Spiel eingeführt. Sie bestimmte den Zeitpunkt, jeden Mittwoch, die Regeln, höchstens fünfundvierzig Minuten und nur mit Kondom, mit Fruchtaroma, und ohne Küsse auf den Mund und sie verteilte Bewertungen, auf einer Skala von null bis zehn.
„Aber macht euch bloß keen Stress, Jungs“, sagte sie jedes Mal, wenn sie danach die Liste nahm und vor aller Ohren ihre Punktezahl vergab. „Datt Wichtigste is, datt ihr lernt, wie et richtig jemacht wird. Mama zeigt euch, wie et jeht. Damit ihr nix falsch macht, wenn ihr eines Tages auf eure große Liebe trefft.“
Philipp war die letzten Wochen bei dem Gedanken daran, dass eines Tages die Runde an ihn kommen würde, vor Angst fast gestorben. Doch heute hatte er es glatt vergessen. Wie konnte er bloß den halben Abend ausgerechnet Sandra zeichnen und dabei vergessen, dass heute sein erstes Mal sein würde.
Sandra stand auf, schlurfte auf Philipp zu und nahm seine Hand.
„Dat soll icke sein?“, fragte sie, als sie die Zeichnung erblickte. „So seh ick aus, wenn ick auf dem Sofa hänge? Ick fasset ja nich. ’N Sack Kartoffeln ist ja ’ne Sportskanone dajegen.“
Sie ließ die Zeichnung auf den Boden segeln.
„Nee, im Ernst, mein Junge“, sagte sie zu Philipp, „du wirst eines Tages genauso gut bumsen können, wie du zeichnen kannst.“
Damit war alles gesagt und Philipp trottete hinter Sandra in den Nebenraum, in dem ein altes Bett stand, von dem Sandra eigenhändig, so gut es ging, die Schimmelflecken abgeschrubbt hatte. Der Gestank war nicht ganz wegzukriegen gewesen, trotz eines Duftkerzenheeres, das auch hier den Boden säumte. Immerhin hatte der Raum eine halbwegs intakte Tür.
„Viel Spaß, ihr beiden“, rief Tomek hinterher, „und lass den Kleinen am Leben, Alte!“
„Ich dreh mal lieber die Musik ein bisschen lauter“, meinte Christoph, „damit sich der Zwerg besser konzentrieren kann. Nicht, dass er noch daneben zielt.“
„Alarmanlagenbau Westermann, Sie sprechen mit Madeleine Zucker.“
„Guten Tag, Frau Zucker, mein Name ist Matuszek, Kriminalpolizei. Ich brauche eine Auskunft zur Funktionsweise einer Alarmanlage. Können Sie mich mit Ihrem Chef verbinden?“
„Mein Mann und ich sind die Inhaber der Firma, Herr Matuszek. Er ist gerade unterwegs und ich stehe Ihnen gern zur Verfügung.“
Petra Schumacher, die Matuszek gegenüber saß, grinste; Matuszek hatte das Gespräch laut gestellt.
„Dann würde ich gern Ihr Fachwissen in Anspruch nehmen, Frau Zucker“, sagte Matuszek. „Sagen Sie, auf welchem Weg kann ein Dieb eine Anlage lahm legen?“
„Das kommt darauf an.“
„Worauf?“, fragte Matuszek.
„Darauf, was Sie unter ‚lahm legen‘ verstehen.“
Matuszek räusperte sich.
„Eine Anlage, die aller Wahrscheinlichkeit nach vom Besitzer angestellt wurde, ist nicht angesprungen.“
„Gab es einen Stromausfall?“, fragte Frau Zucker.
Matuszek verneinte.
„Wissen Sie, um was für ein Modell es sich handelt?“, fragte Frau Zucker.
„Um eine Watterott 2064 G Plus.“
Madeleine Zucker stieß einen anerkennenden Pfiff aus.
„Das ist eine der besten Anlagen, die es überhaupt auf dem Markt gibt.“
„Aha“, sagte Matuszek.
„Wir haben in Frankfurt einige davon installiert.“
„Das ist interessant“, sagte Matuszek.
„Es gibt für einen Unbefugten theoretisch nur zwei Wege, eine solche Anlage außer Gefecht zu setzen“, sagte Zucker.
Matuszek trank einen Schluck Kaffee und sah seine Kollegin an.
„Entweder man hackt sich in ihr System ein.“
„Das geht?“, fragte Matuszek.
„Theoretisch ja, die Anlage ist über das Internet steuerbar. Praktisch ist es nahezu unmöglich, weil der Sicherheitsstandard extrem hoch ist.“
„Der andere Weg, Frau Zucker?“, fragte Matuszek.
„Jemand hat sie von Hand im Haus ausgeschaltet. Entweder um einen Einbruch vorzutäuschen oder um dem Dieb zu helfen.“
„Ich sehe, Sie haben einen Sinn für Kriminalistik, Frau Zucker.“
„Ich lese gerne Krimis“, entgegnete sie.
Sie lachte und Petra Schumacher grinste, weil sie erriet, dass Matuszek nicht umhin konnte, eine Parallele zwischen dem Klang ihres Lachens und ihrem Namen zu ziehen.
„Erzählen Sie mir, was ein Einbrecher können muss, um die Anlage systemseitig auszuschalten. Reicht es nicht, die Passwörter zu kennen?“
„Es gibt keine Passwörter.“
„Wie das?“, fragte Matuszek dümmlich. „Was gibt es denn sonst?“
„Das System generiert nach Zufallsprinzip zehn von knapp hundert persönlichen Fragen, die der Besitzer der Anlage selbst programmiert hat.“
„Aha“, sagte Matuszek.
„Die Eingabe der Antworten funktioniert jedoch nur über die Spracherkennung des Besitzers.“
Matuszek war einen Augenblick sprachlos, dann sagte er:
„Ich dachte, so etwas gibt es nur in Agentenfilmen.“
„Und bei der Watterott 2064 G Plus“, erwiderte Frau Zucker und lachte ihr Markenlachen.
Es gelang Matuszek noch zweimal, Madeleine Zucker zum Lachen zu bringen, jedoch ohne dabei noch etwas Interessantes herauszubekommen.
Nachdem Matuszek das Gespräch beendet hatte, philosophierte er über den fortschreitenden Einbruch von Frauen in bisherige Männerdomänen.
„Frauen sind Bundeskanzler, Firmenchef von DAX-Unternehmen und jetzt sogar schon Alarmanlagensystembauer.“
„Dabei gibt es immer noch zu wenige Frauen in Führungspositionen und Technikberufen“, erwiderte Schumacher, „und sie werden für dieselbe Arbeit meistens schlechter bezahlt als ihre männlichen Kollegen.“
„Wieso? Verdient Frau Merkel weniger als vor ihr Herr Schröder, bloß weil sie eine Frau ist?“
„Ausnahmen bestätigen die Regel.“
Matuszek spielte mit einem Kugelschreiber, mit dem er sich während des Gesprächs Notizen gemacht hatte. Er stach mit seiner Spitze in die Lochung eines Aktenstapels.
„Sag mal, wollte uns heute nicht unser Chef einen Besuch abstatten?“, fragte Petra Schumacher.
„Welcher, der kleine oder der große?“
„Der kleine.“
„Was will der von uns? Es gibt doch gar keinen Mord aufzuklären.“
„Er ist überhaupt noch nicht auf der Arbeit erschienen.“
„Vielleicht ist er krank. Gestern in der Kantine klagte er, dass er sich nicht wohl fühle.“
Matuszek hatte die vorgestanzten Löcher des Aktenstapels so weit ausgedehnt, dass er nunmehr versuchte, noch eine Büroklammer in der Lochung unterzubringen.
„Was hältst du eigentlich von dem jungen Fallersleben?“, fragte Matuszek.
„Der Einbruch scheint ihn nicht besonders zu beunruhigen“, antwortete sie. „Dabei ist der Einbrecher gerade einmal ein paar Meter an ihm vorbeigelaufen, während der Junge schlief.“
„Glaubst du, er hat was mit dem Einbruch zu tun?“, fragte Matuszek.
„Das kann ich mir kaum vorstellen. Er schien einfach völlig abgestumpft. Der lebt in einer anderen Welt.“
–
Matuszek und Schumacher saßen kurz nach vierzehn Uhr in der Bibliothek der Villa Fallersleben, umgeben von Tausenden von Büchern. Heinrich Fallersleben bot den Besuchern Wein und Cognac an.
„Nein danke“, sagte Matuszek, „nach Feierabend gern, aber wir sind ja noch im Dienst.“
„Ich habe mir heute freigenommen“, sagte Fallersleben und paffte an einer Zigarre. „Normalerweise wären wir ja jetzt noch in der Karibik, wissen Sie.“
Matuszek schätzte Fallersleben auf fünfzig, seine Frau auf zehn Jahre jünger. Fallersleben war klein, grauhaarig und schlank, er sah asketisch aus und hätte ohne Zigarre einen glaubwürdigen Marathonläufer abgegeben. Den Alkohol rührte er nicht an. Veronika Fallersleben war gleichfalls von kleinem Wuchs, sah aus wie eine Magersüchtige und hätte als seine Schwester durchgehen können. Eine dichte, schwarze Färbung deckte ihre grauen Haare beinahe vollständig zu. Ihren spanischen Rotwein trank sie wie eine Verdurstende.
„Frau und Herr Fallersleben“, begann Matuszek, „ich will Ihnen reinen Wein einschenken. Wir haben es allem Anschein nach mit einem Profi zu tun, der schwer zu fassen sein wird.“
„Was für ein Profi?“, warf Veronika Fallersleben ein. „Er hat unsere größten Schätze gar nicht angerührt.“
„Seien Sie froh“, sagte Schumacher. Die Hausherrin lachte schrill.
„Lassen Sie mich erklären, wie wir zu dieser Einschätzung kommen“, hob Matuszek erneut an.
„Der Dieb hat offensichtlich keinerlei Fingerabdrücke hinterlassen und nur wenige andere Spuren, die uns nicht weiterhelfen. Wir haben auf dem Rasen in der Nähe des Eingangstores eine abgetretene Stelle entdeckt. Dort hat er sich vermutlich für eine Weile aufgehalten. An der Kellertür gibt es Einbruchspuren. Die Befragung Ihrer Nachbarn hat kein Ergebnis erbracht.“
„Sind Sie sicher“, fragte Fallersleben, „dass Ihre Kollegen das ganze Haus untersucht haben?“
„Mit größtmöglicher Sorgfalt“, erwiderte Matuszek.
„Der Einbrecher hat nach vollbrachter Tat blitzschnell gehandelt. Er hat noch in der Nacht von allen Kreditkarten, die er bei Ihnen gefunden hat, Bargeld abgehoben. Die dazugehörigen Geheimzahlen wurden ihm ja praktischerweise gleich mitgeliefert.“
Fallersleben senkte seinen Blick auf den niedrigen Mahagonitisch, an dem sie saßen und knirschte mit den Zähnen.
„Zu den weiteren Merkmalen des Täters gehört wahrscheinlich auch eine außergewöhnliche, fast schon genial zu nennende informationstechnologische Kenntnis. Anders ist es nicht zu erklären, wie es ihm gelingen konnte, Ihren Porsche unter den Alarmanlagen zu überlisten. Es sei denn …“.
Hier machte er eine Pause, schaute durch das Balkonfenster auf die weiten Felder hinter dem Haus und freute sich insgeheim bereits auf sein Feierabendbierchen.
„Es sei denn, der Dieb hatte einen Helfer, der es nicht nötig hatte, das System zu knacken.“
„Was wollen Sie damit sagen?“, fragte Fallersleben.
„Ich möchte darauf hinweisen, dass Ihr Sohn zum Zeitpunkt des Diebstahls als einzige Person im Hause war und dass es deswegen für die Aussage, dass er geschlafen und nichts gehört habe, keinerlei Beweise gibt.“
„Sein Wort ist uns Beweis genug“, brachte Veronika Fallersleben, wie aus der Pistole geschossen, hervor. Für ein paar Augenblicke sahen sich die vier Menschen am Mahagonitischchen reihum wortlos in die Augen. Da Blicke nicht töten können, waren sie auch eine Weile später noch zu viert. Die Legionen von Büchern, die in der vorletzten Nacht auch die Anerkennung des unbefugten Besuchers gefunden hatten, standen um sie herum, als wollten sie auf sie aufpassen.
„Welche Beziehung haben Sie zu Ihrem Sohn?“, fragte Petra Schumacher.
„Was tut das zur Sache?“, kam Heinrich Fallersleben seiner Frau zuvor.
„Über die Hälfte aller Kapitalverbrechen werden von Angehörigen oder Freunden begangen.“
„Wollen Sie ernsthaft behaupten, dass Sie Valentin zu den Verdächtigen zählen?“, fragte Fallersleben mit einem drohenden Unterton.
„Solange wir Ihrer Aussage Glauben schenken, dass Sie Ihre Anlage nicht selbst deaktiviert haben“, antwortete Matuszek, „können wir nicht ausschließen, dass Ihr Sohn etwas mit dem Einbruch zu tun hat.“
Petra Schumacher warf einen Blick auf Frau Fallersleben, die beinahe so rot anlief wie der Wein, von dem sie bereits das vierte Glas trank.
„Es ist dermaßen abwegig, einen Siebzehnjährigen dieses Verbrechens zu bezichtigen, Herr Kommissar, dass ich ernsthaft erwäge, mich beim Polizeipräsidenten über Sie zu beschweren.“
„Nur zu, Herr Fallersleben“, sagte Matuszek. „Doch seien Sie vorher so gütig, die Frage meiner Kollegin zu beantworten.“
„Wenn Valentin zu Hause ist“, antwortete Frau Fallersleben mit belegter Stimme, „sitzt er viel im Zimmer und bastelt an seinen Geräten herum.“
„Wissen Sie, auf welchen Internetseiten er sich bewegt?“, fragte Petra Schumacher.
Veronika Fallersleben zuckte mit den Schultern.
„Wie oft reden Sie in der Woche mit Ihrem Sohn?“, hakte Schumacher nach.
„Weiß nicht“, antwortete Frau Fallersleben. „Er kommt selten zu den Mahlzeiten, er holt sich einfach was aus der Küche, wenn er Hunger hat.“
„Valentin führt sein eigenes Leben“, presste Heinrich Fallersleben hervor. „Er ist ein erwachsener Mensch.“
Am Freitagabend kam im Luxemburg-Palais, wie normalerweise jeden zweiten Freitag im Monat, der Klub der Frankfurter Wirtschaft zusammen. Das Luxemburg-Palais war ein mehrstöckiges, ockerfarbenes Gründerzeitgebäude mit einem Zwiebelturm, das am Lennépark in der Rosa-Luxemburg-Straße, unweit der Stadtbrücke, thronte, als wollte es sagen: Ich könnte auch in Berlin Unter den Linden stehen, wenn ich wollte.
Wolf Meyer, Geschäftsführer der Frankfurter Wasser- und Limonadenmanufaktur und zugleich Vorsitzender des Klubs, eröffnete die Versammlung mit ein paar freundlichen Worten. Der Schriftführer Heinrich Fallersleben nahm die Namen der Anwesenden zu Protokoll und verlas die Namen derer, die wegen Urlaub oder Krankheit entschuldigt waren. Eine andere Entschuldigung wurde im Klub der Wirtschaft nicht akzeptiert.
Wolf Meyer stellte den Gast des Abends vor, den Maler Ludwig Bernstein, einen Mann von schwer definierbarem Alter mit gegelten, grauen Haaren, einer schwarzen Noerd-Brille und einer farbenfrohen Strickjacke. Kaum dass Meyer den Namen des Malers genannt hatte, sprang dieser auf und begann zu reden, als hätte man bei ihm auf ein Knöpfchen gedrückt.
„Kunst, meine Herren, ist Leben in Reinkultur. Kultur ist der reinste Ausdruck unseres Menschseins. Wir sind Menschen, also sind wir Künstler, wir alle, Künstler unseres Lebens. Ein Maler hingegen, meine Herren, ja und auch Damen, richtig.“
Er trank einen Schluck Wasser, wohl, weil er kurzzeitig den Faden verloren hatte.
„Kunst und Kultur sind nicht dasselbe. Kunst ist die höchste Stufe der Kultur. Denn Kunst ist Leben.“
„Leben in Reinkultur“, flüsterte Radek Miller, Geschäftsführer von ‚Full Energy‘ seiner Nachbarin zu. Ursula van der Lierde, eine der gefragtesten Architektinnen der Stadt, musste an sich halten, um nicht loszukichern wie ein kleines Schulmädchen.
„Kunst in Reinkultur, meine Damen und Herren“, fuhr Ludwig Bernstein fort, „ist es, was ich in aller Bescheidenheit heute Abend die außerordentliche Ehre habe, Ihnen, der Crème de la crème unserer geliebten Heimatstadt, zu präsentieren. Meine Kunst ist die Essenz des Lebens, das Kondensat dessen, was uns umgibt, gefiltert durch einen freien Geist. So wird durch das Leben Kultur zur Kunst und Kunst zur Kultur.
Doch genug der Vorrede, meine Damen und Herren, schreiten wir zur Tat.“
Ludwig Bernstein trat an die Stirnwand des Raumes und entfernte mit einer unerwartet unprätenziösen Leichtigkeit ein dünnes Laken vom ersten Bilderrahmen.
Die Reaktion der etwa zwanzig anwesenden Herrschaften war ein allgemeines ‚Oh‘ und ‚Ah‘. Zu sehen war eine großformatige, schneeweiße Fläche mit einem satten, orangegelben Punkt von der Größe eines Pingpongballes, exakt in der Mitte des Bildes.
Niemand sagte etwas, keiner lachte. Bernstein wertete das Schweigen offensichtlich als höchste Form der Anerkennung und schwieg selbst ergriffen.
Das zweite Bild zeigte ein Doppeltes an farblicher Vielfalt und ein Vielfaches an bemalter Fläche. Der aufmerksame Betrachter entdeckte fünf unterschiedlich große Rechtecke in Blau oder Grau, die asymmetrisch auf der weißen Leinwand verteilt waren.
„Während das erste Bild den Titel ‚Aufgehende Sonne‘ trägt“, so Bernstein, „ist dieses hier schlicht ‚Die Stadt‘.“
Während der Vorsitzende sich mit offenem Mund zu den Bildern umdrehte, die in seinem Rücken, eines nach dem anderen, aufgedeckt wurden, entspann sich unter den übrigen Klubmitgliedern, die an beiden Seiten des u-förmigen Tisches saßen, ab dem dritten Bild ein angeregtes Tuscheln.
Bild ver„Ach, wenn ich die Zeit noch einmal zurückdrehen könnte, „Und dann?“, fragte Ursula von der Lierde flüsternd.
„Was würden Sie danach anders machen?“
Fallersleben antwortete: „Gar nichts.“