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Tucker Max

UND IN DER
HÖLLE
MACH ICH WEITER

Bekenntnisse des größten
Frauenhelden der Welt

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Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://d-nb.de abrufbar.

Weitere Informationen zum Verlag finden Sie unter

www.rivaverlag.de

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Inhalt

Danksagung

Anmerkung des Autors

Die Tucker-Max-Stories

Die Nacht, in der wir fast gestorben wären

Die berühmte Sushi-Hosen-Story

Die irrsten Blowjobs

Jeder hat einen »ganz besonderen« Freund

Tucker fickt ein fettes Mädchen; ein ziemlich blöder Plan

Die mittlerweile berüchtigte Tucker-Max-Wohlfahrtsauktionskatastrophe

Keine Erholung!

Tucker fährt nach Vegas

Zahnseide

Das Foxfield-Wochenende

Die Reise nach Austin

Der Key-West-Trip

Ein Mädchen schlägt Tucker mit seinen eigenen Waffen

Tucker probiert Arschsex; schön war das nicht

Jetzt tut’s gleich ein bisschen weh

Das UT-Wochenende

Die Pipi-Affäre

Tucker besucht ein Eishockeyspiel

Die Absinth-Donuts-Story

Das beunruhigendste Gespräch, das ich je geführt habe

Ein Nein genügt ihr nicht

Tucker platzt der Blinddarm

Die Sexgeschichten

Tucker besinnt sich für einen Augenblick; das endet schlecht

Die Hund-und-Kotze-Story

Die Midland/Texas-Geschichte

Die schlimmste Tucker-Story aller Zeiten

Anhang

Anhang 1:

Das Tucker-Max-Frauen-Bewertungssystem

Anhang 2:

Die Tucker-Max-Betrunkenheitsskala

Danksagung

TheBunny – Bei allen Problemen, die wir hatten – und da gab es einige –, ist niemand sonst so zuverlässig hinter mir gestanden, nicht meine Eltern, nicht meine Freunde, noch nicht mal meine Hunde. Sie ist ein ganz besonderer Mensch. (Nebenbei: Sie ist selbst eine hervorragende Schreiberin, ihr solltet euch wirklich mal ihre Website anschauen: thebunnyblog.com. Aber erst lest ihr mein Buch zu Ende.)

PWJ – Ich bin ein hochmütiger und komplizierter Mensch und muss deshalb die meisten meiner Probleme allein lösen. Manchmal brauche aber sogar ich jemanden, an den ich mich wenden kann. PWJ hat mir über die tiefsten Tiefpunkte meines Lebens hinweggeholfen. Freunde wie er sind äußerst selten und darüber hinaus – im wahrsten Sinne des Wortes – unbezahlbar.

Nils Parker (aka Drunkasaurusrex) – Ich könnte seine Rolle als die von Robin für mich als Batman bezeichnen, aber das würde der Wichtigkeit seiner Beiträge nicht gerecht. Robin ist ersetzbar, Nils auf keinen Fall.

Donika Miller – Es ist schwer, genau zu erklären, warum Donika Miller für meine Autorenlaufbahn so wichtig ist. Sie ist jemand, der sich ganz in die Sache vertieft, sich aber dennoch von meinem Bullshit nicht blenden lässt. Sie geht den Dingen auf den Grund, erkennt Probleme, die ich nicht sehe, und tut mehr als nur verbessern: Durch ihre Kritik wird aus einer guten Feder eine großartige Feder.

Meine Studienkollegen verdienen eine besondere Erwähnung, weil sie zum einen mehr Scheiße mit mir durchmachen mussten als irgendwelche anderen Menschen, zum anderen aber auch, weil über die Hälfte dieser Geschichten ohne sie nicht existieren würde: PWJ (den ich hiermit zum zweiten Mal nenne), SlingBlade, Hate, Credit, JoJo, GoldenBoy, El Bingeroso, JonBenet und Carolyn (meine Mitbewohnerin im ersten Jahr). Diese Menschen haben leibhaftig dazu beigetragen, dass ich heute das bin, was ich bin.

Dank an alle, die mir immer hilfreich zur Seite standen, wenn ich sie brauchte, die mir mehr als einmal den Arsch gerettet haben und entschieden zu diesem Buch beitrugen: Luke Heidelberger (ohne den meine Website nicht funktionieren würde), Max Wong (meine Mentorin im Entertainmentbusiness und großartige Kritikerin), D-ROCK (der mich bei unzähligen Auseinandersetzungen gerettet hat und mir Paroli bietet, wenn ich es brauche), TheCousin, Dickless Vonboffinsheep Bedwetter, the Turd (immer bereit, mich in Ferienzeiten aufzunehmen), Junior, Skippon, Sharts, Ford, Zach Albarron (der verrückteste Typ, den ich kenne), Laura, Christine (deren Kommentare Gold wert sind) und an alle anderen Freunde in meinem echten Leben.

Ich danke meinem Agenten und meinem Verleger. Nicht nur, dass mein Agent Byrd Leavell vom ersten Tag an an mich geglaubt hat, er hat auch Kämpfe für mich ausgefochten, wie es kein anderer getan hätte. Wahrscheinlich bin ich längst zu kaputt, um noch zu heiraten oder irgendeine andere langfristige Beziehung zu haben, aber Byrd könnte ich niemals betrügen. Dank an meinen Verleger Jeremie Ruby-Strauss: Ich werde in der Öffentlichkeit wahrgenommen, erhalte Zuspruch und alles Mögliche für dieses Buch – ihm gebührt eine Menge davon. Nicht nur, dass er meine Vision von diesem Buch verstanden hat, er hat auch den ganzen bürokratischen Scheißdreck erledigt, der erledigt werden musste, um diese Vision umzusetzen. Ohne diese beiden Jungs wäre ich immer noch irgendein Schreiber im Internet.

Allen, die ich vergessen habe und deren Name hier stehen sollte: Ich bin ein schlechter Mensch, und es tut mir leid, aber wenn ihr mich gut genug kennt, um einen Dank zu verdienen, dann wisst ihr das ja bereits.

(Dank gebührt auch den Moderatoren auf dem Tucker Max Message Board. Es ist ein verrücktes Ding, und sie sorgen für den Spaß – und dafür, dass etwas Geld dabei rüberkommt, was mir die Freiheit gegeben hat, dieses Buch zu schreiben, ohne mir Sorgen um irgendwelche Rechnungen machen zu müssen): Joseph »Joey-Hustle« Hansen, Jon Tando, Ben Hanson, Erin O’Leary, Jess Allen, Brian Stieglitz, Mike Gill, AncientMariner, Boozy, SoylentGreen, CJ*, Dark Helmet, DietCokehead, Foxfyre, Wahoo, KimChi, madd scientist, Slappybird, SqueekyCleen und WillyDuer.)

Anmerkung des Autors

Tucker Max ist mein wirklicher Name. Alle anderen Namen sind Pseudonyme, es sei denn, ein voller Name wird genannt.

Alle Ereignisse in diesen Geschichten sind wahr. Lediglich einige Daten, Personenbeschreibungen und Orte sind geändert, um mich vor juristischen Folgen zu schützen.

Ich hoffe, ihr genießt die Lektüre ebenso, wie ich es genossen habe, das Ganze zu erleben.

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Die Nacht, in der wir fast gestorben wären

 

Passiert – April 1999
Aufgeschrieben – Juli 2001

Es gibt lustige Abende, es gibt verrückte Abende, und es gibt Abende, an denen Männer zu Legenden werden.

An einem Samstagabend hatte ich mich mit vier Freunden (Hate, GoldenBoy, Brownhole und Credit) in der Wohnung von El Bingeroso verabredet. Ein Burschenschaftsbruder von El Bingeroso, Thomas, war in der Stadt, und El Bingeroso wollte ihm zeigen, wo hier die Post abgeht. Also trafen wir uns um 19 Uhr und begannen sofort damit, große Mengen Fleisch zu braten und noch größere Mengen an Alkohol zu vernichten.

El Bingeroso, der mit seiner Verlobten zusammenwohnt, freute sich riesig über den Besuch und fing an, sich kräftig einen hinter die Binde zu kippen. Da seine Verlobte Kristy genau wusste, was passieren würde, wenn er besoffen war, fing sie mich in einer Ecke ab und bat mich, nüchtern zu bleiben, um später den Chauffeur spielen zu können. Da ich ihr noch einen Gefallen schuldete, willigte ich ein. Zugegeben, keine besonders prickelnde Vorstellung. Doch diese Entscheidung sollte sich später als die beste entpuppen, die ich in meinem ganzen Leben getroffen habe.

Als in der Wohnung kein Bröckchen Fleisch und kein Schluck Schnaps mehr zu finden waren, machten wir uns auf den Weg. Wir hatten Lust, mal wieder eine neue Bar auszuprobieren. Irgendjemand erzählte von einer Kneipe namens »Shooters II«, in der ein mechanischer Bulle steht. Die Entscheidung war gefallen.

Als wir bei der Bar ankommen, sind El Bingeroso und Thomas schon so betrunken, dass sie Johnny-Cash-Lieder singen und dazu auf parkende Autos eintreten. Dem Rest der Truppe geht es nicht viel besser. Hate, ein ziemlich nervöser Typ, ist so breit, dass er sich schon von einem Stoppschild provoziert fühlt. Die letzten beiden Stunden hat er mit Jim Beam gerungen und verloren. Jetzt ist er bereit für den nächsten Kampf. Brownhole und GoldenBoy schwanken auch schon bedenklich. Mir schwant nichts Gutes!

Am Eingang kaufen wir die obligatorischen Armbänder für zwei Dollar. Das Mädchen hinter dem Tresen steckt in einem hautengen roten Cowgirloutfit aus Kunstfaser, das mit weißen Troddeln und Rüschen übersät ist. Ihre schwarz-weißen Stiefel sind aus Schlangenleder. Der wagenradgroße Hut im Leopardenlook macht die Maskerade perfekt.

Dekoriert ist der Laden wie eine typische Wildwestkneipe: Rinder, Ölkannen und Sättel schmücken die Wände. Es fehlt nur noch Patrick Swayze, der ein paar frech gewordene Stadtmenschen verprügelt. Der ganze geschmacklose Krimskrams fasziniert mich derart, dass ich das Geschehen erst bemerke, als Hate plötzlich aufstöhnt: »Ich glaub’s nicht! Wie geil ist das denn?«

Mitten in dieser Kneipe findet ein Profiringkampf statt – live. So etwas habe ich bisher noch nicht erlebt. Unglaublich – es steht dort wirklich eine komplette Ringkampfarena, in der irgendwelche Menschen, angebliche Profis, miteinander ringen. Es dauert ganze drei Minuten, bis mein Hirn verarbeitet hat, was meine Augen sehen.

Ein Ringkampf in Echtzeit mitten in dieser Bar. Zwei verschwitzte Sportsmänner, die aneinander herumzerren und offensichtlich nicht gerade in Bestform sind. Das Ganze vor einer weißen Fahne, auf der gut lesbar »THIS IS THE SOUTHERN WRESTLING ASSOCIATION« steht.

Hate reagiert als Erster. Der sowieso stets zornige – und jetzt auch noch sturzbesoffene – ehemalige Schulringer bahnt sich seinen Weg durch die Zuschauer und beginnt auf die Wettkämpfer einzuschimpfen.

»WAS SIND DENN DAS FÜR ERBÄRMLICHE GESTALTEN? DA MACHT JA MEINE GROSSMUTTER IM RING MEHR HER! EUER GLÜCK, DASS ICH NICHT DA DRIN BIN, IHR SCHWANZLUTSCHENDEN TELETUBBIES! LASST MICH MITMACHEN, UND ICH REISS EUCH DIE VERDAMMTEN ÄRSCHE AUF!!«

Das geht noch etwa fünf Minuten so weiter. Angetrunken, wie wir sind, starren wir gebannt auf diese surrealistische Komödie, die sich direkt vor unseren Augen abspielt. Zu Hates Entschuldigung muss gesagt sein: Die Jungs im Ring sind wirklich nicht in der allerbesten Form. Anders ausgedrückt: Sie sind fett und sehen widerlich aus.

Ein kleines Bier später schaltet Hate einen Gang höher. Er klettert über die Seile, die zwischen Zuschauern und dem Ring gespannt sind, beginnt, auf die Ringumgrenzung einzuboxen, und schreit die beiden Kämpfer an. Als ein Sicherheitstyp ihn bittet, damit aufzuhören, ist das für Hate ein Signal, nun erst so richtig loszulegen. Sein Bier fest umklammert, versucht er, in den Ring zu klettern. Doch zwei Sicherheitstypen vermasseln ihm die Tour. Wir holen Hate bei ihnen ab, versprechen, dass er sich ab sofort benehmen wird, und geben ihm ein frisches Bier. Immer wieder wiederholt Hate: »Sogar meine Großmutter würd denen die Ärsche aufreißen. Das ist ja wohl ein schlechter Witz!«

Plötzlich fällt mir auf, wie auffällig wir aussehen. Wir tragen unsere Studentenausweise quasi auf dem Leib: Khakihosen und Button-down-Hemden. Niemand im Raum scheint unsere modische Vorliebe zu teilen. Hier ist eher »Landei-Ausstattung« angesagt: dreckige Jeans und allerlei Proll-T-Shirts (z. B. welche vom Weltverband der Ringer mit dem Aufdruck »Komm einen Schritt näher, und ich leg dich flach«). Die besser Angezogenen haben Cowboyhüte auf dem Kopf und tragen Cowboystiefel, Flanellhemden und saubere Jeans. Da ich in Kentucky aufgewachsen bin, weiß ich, dass diese Leute nicht wirklich auf Typen stehen, die den Eindruck machen, als hätten sie Kohle und hielten sich für was Besseres. Und mit Alkohol in der Birne schon gar nicht! Den nächsten Gedanken lege ich im Ordner »Dunkle Vorahnungen« ab.

Zu dem Zeitpunkt hat sich Hate wieder von uns abgesetzt und irgendwo in eine Diskussion unter jungen Landeiern eingemischt. Es geht um die Vorzüge des Nordens gegenüber dem Süden. Hate kommt aus Pennsylvania. Niemand teilt seine Ansichten. Er behauptet, er könne jeden der anwesenden Ringer locker auf die Matte legen. Zwei der Landeier, einer davon enorm fett, geben an, Cousins eines der Ringer zu sein, eines Typen, der auf den Namen Motorbike-Mike – oder einen ähnlichen Schwachsinn – hört. Daraufhin mokiert sich Hate über die geschlechtlichen Neigungen ihres Cousins. Als ein Mädchen aus der Gruppe meint, sie sei die Freundin von Motorbike-Mike, stellt Hate ihren Männergeschmack, ihre moralische Integrität und schließlich ihre Intelligenz infrage.

Der fette Kerl – also der angebliche Motorbike-Mike-Cousin –, der offenbar auch irgendwie mit dem Mädel verbandelt ist, findet das alles nicht wirklich prickelnd. Er ist einen guten Kopf größer als Hate, hat Brillengläser wie Glasbausteine, so verschmiert und verdreckt, dass ich das Bedürfnis verspüre, ihm die Brille von der Nase zu reißen und an meinem Hemd zu putzen (man bedenke: Ich bin nüchtern). Sein weißes T-Shirt starrt vor Fett- und Ketchupflecken. Für welche Countryband das Logo wirbt, ist nicht mehr zu erkennen.

Das Landei braucht offenbar dringend einen Schnellkurs in Logik. Denn es ist dabei, eine Streiterei mit jemandem zu verlieren, der so viel Alkohol im Kopf hat, dass er in eine Ringerarena klettern wollte:

Hate: »Der Süden besteht fast nur aus Landeiern und inzestuösen Schwachköpfen. Zu welcher Gruppe gehörst du denn?«

Das Landei antwortet irgendeinen Unsinn. Ich verstehe kein Wort. Hate ignoriert ihn.

Hate: »Das ändert nichts daran, dass sie es miteinander treiben, obwohl sie verwandt sind. Das nennt man Inzucht. Du bist nichts als ein Stück Inzestabfall.«

Landei: »Und der Norden … ist nichts weiter als eine Bande von reichen Arschfickern!«

Hate: »Kann ja sein. Aber das ändert nichts an der Tatsache, dass du mir nicht geantwortet hast. Du bist also offensichtlich auch noch hochgradig schwachsinnig!«

Landei: »Ich scheiß auf dich. Und auf den ganzen Norden!«

Hate: »Hey! Schön, dass du wieder mit mir sprichst! Ich seh das alles genauso. Nur andersherum!«

Landei: »Ich reiß dir gleich die Eier ab, du Arschficker. Wir wern schon sehn, wer hier wen fertig macht.«

Ein paar Minuten später geht der Ringkampf zu Ende. Ich nutze die Pause im Geschehen und zerre Hate weg von seiner angeregten Unterhaltung in Richtung Bar. Dort bestellt er eine Runde Schnaps für uns alle.

Nach einer weiteren Runde Bier, um die Schnäpse zu verdauen, beginnt die Sache mit dem mechanischen Bullen. Hate bucht einen Ritt für sich. Nachdem er lange genug Unverschämtheiten in Richtung fettes Landei am anderen Ende der Kneipe gebrüllt hat, kommt der Kerl rüber und bucht auch eine Tour. El Bingoroso knallt eine Zehndollarnote auf den Tresen und fängt ebenfalls an, das Landei zu beleidigen.

El Bing: »Hey, Fettsack, zehn Kröten darauf, dass mein Freund länger oben bleibt als du.«

Landei: »Leck mich, du Arschficker. Meine Mutter reitet besser als der da.«

El Bing: »Was? Deine Mutter ist nicht hier, Blödel. Du bist gefordert, und zwar gegen den da.« Er zeigt auf Hate.

Das Landei latscht wortlos davon. Zuerst sitzen ein paar Mädchen auf dem Bullen, dann ist Landei an der Reihe. Nach ungefähr vier Sekunden fällt er runter. Tolle Leistung! Wir kriegen uns nicht wieder ein. Er zeigt uns den Stinkefinger, und wir lachen uns schlapp.

Hate bleibt volle acht Sekunden oben. Acht anstrengende Sekunden. Die ersten vier geht es ihm noch gut. Der Bulle bewegt sich schnell vorwärts und rückwärts. Wäre Hate so drauf wie das Landei, wäre er spätestens jetzt auf die Matten geknallt. Aber in der Hinsicht ist Hate ein Pitbull: Wenn er mal zugebissen hat, kann ihn nur der Tod dazu bringen, wieder loszulassen. Sein gesamtes Körpergewicht prallt immer wieder auf seine Eier und auf seine Hand, mit der er sich krampfhaft am Sattelgriff festhält. Man sieht ihn förmlich grün anlaufen, wenn seine Testikel mit Karacho auf der verkrampften Hand landen. Die acht Sekunden sind eine echte Leistung.

Danach beginnt Hate gemeinsam mit El Bingeroso und Thomas, die sich mittlerweile in die Norden-versus-Süden-Diskussion eingemischt haben, das fette Landei zu verhöhnen.

Hate: »Hey, du Spaßvogel! Ich kapier nicht, wieso ich länger oben bleiben konnte als du?! Allein dein fetter Arsch hätte dir für mehr als vier Sekunden Halt geben müssen.«

Thomas: »Was ein echter Südstaatler ist, der kann eben alles verbocken.«

El Bing: »Wenn du etwas weniger auf deiner Cousine rumgerutscht wärst, hättest du dich da oben sicher besser festhalten können.«

Hate: »Ich dachte, du scheißt auf den ganzen Norden? Meine Wenigkeit hat noch nie im Leben einen mechanischen Bullen gesehen und dich erbärmliches Arschloch trotzdem auf der Stelle mattgesetzt.«

Das Landei zeigt uns wieder den Stinkefinger, sondert einen Schwall undefinierbarer Worte in unsere Richtung ab, mit denen er uns vermutlich beleidigen möchte, und macht sich mit seinen Kumpels aus dem Staub. Das ist zu viel für Hate.

Hate: »DER SCHULDET DIR ZEHN DOLLAR!«

Mühsam überzeugen El Bingeroso und ich Hate, dass wir in diesem Fall ruhig mal ein Auge zudrücken sollten, den moralischen Sieg haben wir ja in der Tasche.

Nachdem das Intermezzo mit dem mechanischen Bullen fürs Erste gelaufen ist, fangen die Ringkämpfer wieder an. Also haben wir für einen Moment Ruhe. Die zwei Ringer sind unglaublich fett, aber sie benutzen Requisiten (künstliches Blut und so), was der Sache einen gewissen Unterhaltungswert gibt.

Ich muss zur Toilette, und als ich zurückkomme, ist Hate schon wieder verschwunden. Natürlich ist er bei den Ringkämpfern und versucht, einen der beiden am Knöchel festzuhalten. Ich spurte zu ihm rüber, aber die Sicherheitstypen haben ihn bereits aus dem Verkehr gezogen und reden beruhigend auf ihn ein. Seine Antworten sind nicht wirklich freundlich.

Hate ist an einem Punkt angelangt, an dem das Ausgehen mit ihm ungefähr so viel Sinn macht wie der Auftritt mit einem angeleinten Pitbull bei einem Pudel-Schönheitswettbewerb. Ich helfe den Sicherheitstypen, Hate irgendwie vom Ring wegzuzerren, und dabei landen wir beide in der Ecke, in der das fette Landei und seine Entourage rumlungern. Mittlerweile ist Motorbike-Mike zu ihnen gestoßen und hängt mit seinen unzähligen Cousins und seiner Freundin herum. Als Hate das fette Landei erblickt, fordert er sofort El Bingerosos zehn Dollar. Motorbike-Mike und ich versuchen, ihn zu beruhigen, aber als Hate Mike erkennt, brüllt er sofort los.

»DU FICKST DEINE COUSINE, DU INZESTUÖSER OBERAFFENARSCH. ICH WILL MEINE ZEHN DOLLAR. ICH REISS EUCH BEIDEN DEN DRECKIGEN SÜDSTAATENARSCH AUF!«

Plötzlich ist die Hölle los.

Die Sicherheitsleute haben Hates Eskapaden satt. Drei von ihnen schnappen ihn und werfen ihn – mit Motorbike-Mike als Verstärkung – auf die Straße. Genau so, wie man sich das bei einer Kneipenkeilerei vorstellt. Ich gehe an die Bar zu den anderen und berichte ihnen, dass sie Hate rausgeworfen haben. El Bingeroso und Thomas kleben besoffen aneinander und erzählen sich gegenseitig Anekdoten aus dem College. Brownhole quatscht auf die einzige weibliche Bedienung ein, die noch alle Zähne im Mund hat, und GoldenBoy jubelt den Ringern zu und animiert sie dazu, noch mehr künstliches Blut zu verspritzen.

Wenn El Bingeroso einen sitzen hat, wird er meistens schnell aggressiv. Durch Hates Rauswurf provoziert, fängt er an, Aschenbecher vom Tresen zu fegen und zu zerdeppern. Der Barchef findet das weniger lustig und nimmt mich zur Seite.

Barchef: »Mein Lieber, ich glaube, es ist an der Zeit abzuhauen.«

Tucker: »Das Gefühl hab ich auch. Ich trommel die Jungs noch zusammen, und dann verschwinden wir.«

Ich sammle meine Kumpels ein und erkläre ihnen die Situation: Wir sind rausgeflogen. Als ich sie Richtung Tür bugsiere, taucht plötzlich Hate wieder auf.

Hate: »Hallo, Jungs!«

Tucker: »Was willst du denn hier? Du bist gerade rausgeflogen?!«

Hate: »So einfach geht das nicht! Ich hab meine zwei Dollar Eintritt bezahlt, ich trage ein Armband und hätte gerne einen verfickten Gegenwert für meine Kohle!«

Wunderbar! Ich erzähle ihm, dass wir alle rausgeflogen sind und jetzt einfach nur die Düse machen sollten. Schließlich gelingt es mir, sie alle Richtung Tür zu dirigieren. El Bingeroso ist als Erster draußen. Während er auf die anderen wartet, fällt ihm ein Truck auf, der gleich vor dem Eingang geparkt ist. Er versetzt dem Kühlergrill einen Tritt. Zweimal. Ich bin immer noch mit meinen Jungs beschäftigt, als ein ziemlich kräftiges Landei aus der Kneipe kommt und auf El Bingeroso zugeht.

Landei: »Hey, Kleiner: Hassu grade den Truck da getreten?«

El Bingeroso lässt sich Zeit mit seiner Antwort, schließlich ist das Landei ziemlich groß. Obwohl El Bingeroso schuldig im Sinne der Anklage ist, möchte er trotzdem lieber kein Geständnis ablegen. Also lächelt er das Landei einfach an.

Landei: »Ich hab dich was gefragt. Hassu den Truck getreten?« El Bingeroso: »Wer zum Teufel bist du denn?«

Das ist wohl der Schlüsselsatz. Das Landei holt aus und knallt El Bingeroso eine. Thomas, der in der Nähe steht, lässt seine Bierflasche fallen, schreit und stürzt sich auf das Landei. Doch er hat nicht gut gezielt, und das anschließende Gerangel erinnert eher an einen schlecht einstudierten Tanz, bei dem El Bingeroso, Thomas und das stattliche Landei immer wieder aufeinander zustürzen und sich ausweichen, um keinen allzu schlimmen Schlag abzukriegen.

Noch bevor ich eingreifen kann – ich war gute zehn Meter vom Geschehen entfernt, als der erste Schlag fiel –, kommen zehn weitere Landeier aus der Bar. Brownhole und mir gelingt es, El Bingeroso und Thomas von der immer größer werdenden Ansammlung von Landeiern wegzuziehen und sie zumindest für kurze Zeit aus der Schusslinie zu bringen.

Tucker: »So, Leute, wir gehen jetzt. Sorry für den Ärger, wir sind so gut wie weg.«

Der Trupp aus mittlerweile 20 bis 30 Landeiern, der an der Tür steht, schreit auf Brownhole, Credit, GoldenBoy und mich ein, während wir versuchen, Thomas und El Bingeroso von dort wegzubewegen.

Ein paar Sekunden später bahnt Hate sich seinen Weg durch die Landeier und taucht genau in dem Moment vor einem Landei auf, als dieses El Bingeroso eine Unverschämtheit zuruft. Ebenso loyal wie betrunken, schnappt sich Hate das Landei und donnert es auf genau den Truck, den El Bingeroso vor drei Minuten mit den Füßen traktiert hat.

Was in der nächsten Minute geschieht, weiß ich nicht mehr genau, aber diese Bilder habe ich noch im Kopf:

Plötzlich dröhnen die alles entscheidenden Worte aus Brownholes Mund: »MANN, DER HAT EIN BESCHISSENES GEWEHR. EIN GEWEHR. GEWEHR. EIN BESCHISSENES GEWEHR!«

Das Wort »Gewehr« kann in einer Auseinandersetzung Wunder bewirken. In diesem Fall führt es zum sofortigen Ende. Das Zauberwort treibt El Bingeroso, Thomas, Credit und GoldenBoy augenblicklich auf die Straße, Hate, Brownhole und ich folgen zögernd.

Es gelingt Brownhole und mir, den Trupp die Straße hinunterzutreiben, bis wir einen sicheren Ort erreichen: eine Bar namens »Oak Room«. Nachdem wir eine Treppe hinaufgestiegen sind, erwarten uns oben drei Mädchen. Hate ist als Erster oben.

Mädchen: »Hallo, Jungs! Willkommen bei der Herbstparty der Philanthropen. Der Eintritt kostet zwei Dollar. Von welcher Bruderschaft kommt ihr?«

Hate: »Zwei Dollar? Ich hab gerade zwei Dollar Eintritt für ’ne Prügelei bezahlt. Was soll jetzt diese Scheiße? Tucker, kümmer du dich darum. Ich zahl gar nichts mehr! Wo ist das verdammte Bier?«

Hate schiebt sich an den Mädchen vorbei schnurstracks in Richtung Bar.

Mädchen: »He, spinnst du! Wer rein will, zahlt zwei Dollar. Ist das klar?«

Das hat mir gerade noch gefehlt. Ich versuche mich an der Philanthropenpolitesse vorbeizumogeln, aber sie hält mich fest. »Entschuldige, aber es kostet zwei Dollar. Zwei für dich und zwei für deinen unfreundlichen Freund.«

Jetzt bin auch ich am Anschlag.

Tucker: »Sag mal, willst du mich verarschen? Arbeitest du überhaupt hier?«

Mädchen: »Nicht wirklich, aber die Studentinnenvereinigung hat das organisiert, ist für wohltätige Zwecke.«

Tucker: »Wenn du hier nicht arbeitest, dann geh mir aus dem Weg. Ich trinke jetzt für einen wohltätigen Zweck!«

Schließlich zahlt Brownhole den Eintritt für die ganze Truppe und legt noch einen Zwanziger drauf, um den Mädels eine Freude zu machen. Er würde wirklich alles tun, nur um sich bei Weibern einzuschleimen.

Es gibt Bier für alle, mich eingeschlossen. El Bingeroso schmeißt die Runde und trommelt uns alle zusammen. Seine Ansprache ist nicht wirklich ein Meisterstück.

El Bing: »So, Jungs … jetzt mal im Ernst. Gewehre! Wir müssen zusammenbleiben. Wir könnten tot sein. Ehrlich! Wegen der Gewehre. Wir dürfen diese Bar nur als Gruppe verlassen. Wir müssen immer zusammenbleiben. Wir könnten erschossen werden. Verstanden? Immer zusammen!«

Na klar! Zu dem Zeitpunkt hat die gesamte Bande bereits mächtig einen in der Krone, und den Jungs entgeht natürlich die Komik dieser Ansprache. Ich grinse und mache mich auf den Weg zum Klo – allein.

Auf dem Rückweg lächle ich einem schönen Mädchen zu, und sie schickt mir ein nettes, anerkennendes Lächeln zurück. Ich habe mal ein ganzes Buch über Aufreißersprüche geschrieben, also gehe ich zu ihr rüber und wende einen meiner Favoriten an: »Hast du die alle eingeladen? Ich dachte, wir wollten heute Abend mal allein sein!?«

Sie lacht herzlich, und ich verbringe die nächsten 20 Minuten damit, in ihre tiefgrünen Augen zu starren und so zu tun, als würde mich etwas von dem blöden Quatsch, den sie absondert, interessieren. Wirklich ein wunderhübsches Oberstübchen, nur leider nichts drin.

Als ich mich wieder an meine eigentliche Aufgabe – die des Hütehundes – erinnere, blicke ich umher, um sicherzugehen, dass meine Kumpels okay sind. Zu meiner Bestürzung sind SIE ALLE VERSCHWUNDEN.

Ich lasse das Mädchen mitten im Satz stehen und entdecke Brownhole an der Tür im Gespräch mit dem Mädel, das vorhin Eintritt von uns kassieren wollte.

Tucker: »Sag mal, Alter, wo sind die alle?«

Brownhole: »Die Landeier sind gekommen und haben sie einkassiert. Ich denke, wir sollten besser bleiben, wo wir sind.«

Tucker: »WAS??? BIST DU KOMPLETT BESCHEUERT? WIR SIND DIE EINZIGEN HIER, DIE NOCH NICHT STURZBESOFFEN SIND!!!«

Ich rase die Treppe herunter und stolpere in eine Szene, die am besten als schlechtes »West Side Story«-Remake aus den Neunzigern zu beschreiben wäre.

Auf der linken Hofseite stehen meine Freunde El Bingeroso, Thomas, GoldenBoy, Hate und Credit auf Bänken, gestikulieren wild und schreien herum wie afrikanische Paviane, wenn sie in der Savanne in Bedrängnis geraten.

Auf der anderen Hofseite befinden sich ungefähr 20 Landeier und üben sich im gleichen männlichen Dominanzritual. In der Mitte fünf kräftige Sicherheitstypen, die versuchen, die zerstrittenen Parteien auseinanderzuhalten und für Ruhe zu sorgen.

Hate versucht auf die Seite der Landeier zu gelangen, aber zu seinem Glück fängt ihn einer der Sicherheitstypen ab und nimmt ihn in den Schwitzkasten. Wütend beginnt Hate die Rippen des Sicherheitstypen zu bearbeiten. Sicherlich hätte er sich lieber mit dessen Gesicht befasst, aber Hate ist nur 1 Meter 68 groß, und der Kopf des Sicherheitstypen liegt somit 30 Zentimeter außerhalb seiner Reichweite. Ich helfe dem Sicherheitstypen, Hate aus der neutralen Zone in der Mitte des Hofs und wieder auf unsere Seite zu schaffen. Daraufhin enttarnt mich der Sicherheitstyp als den Nüchternen in der Gruppe und sagt etwas zu mir, was ich während meines Jurastudiums schon ziemlich oft gehört habe:

Sicherheitstyp: »Du schnappst dir jetzt deine Kumpels und verschwindest von hier.«

Tucker: »Hör mal, unsere Autos stehen auf dem Parkplatz da drüben. Ihr solltet uns besser dahin begleiten. Diese Scheißkerle hier sind bewaffnet und ziemlich sauer auf uns.«

Dem Sicherheitstypen leuchtet das ein, und so verklickert er den anderen Sicherheitstypen das Ganze. Also kreisen sie uns ein und gehen mit uns Richtung Parkplatz. Natürlich gefällt das den Landeiern überhaupt nicht, aber der Obersicherheitstyp hat es irgendwie geschafft, ihnen einen Totalangriff auf uns auszureden. Wahrscheinlich hat er ihnen mit roher Gewalt und/oder der Polizei gedroht.

Als wir endlich bei Credits Auto ankommen, stelle ich fest, dass Brownhole nirgendwo zu sehen ist. Na, klasse! Ich sollte diesen illoyalen, verpennten Mistkerl einfach im »Oak Room« zurücklassen. Plötzlich entdecke ich ihn. Er geht auf genau den Truck zu, den El Bingeroso vorhin getreten hat, und unterhält sich mit dem Landei, das ihn fährt.

Thomas sieht das auch und brüllt: »Scheiße, Jungs, gleich reißen sie Brownhole den Arsch auf!«

El Bing: »Was? Wo? Brownhole? Wir müssen ihm helfen!« Er macht sich auf den Weg in Richtung Brownhole und Truck.

Die folgende Konversation habe ich nicht selbst gehört, aber Brownhole und El Bingeroso erzählten sie später so. Offenbar war es Brownhole gelungen, den Besitzer des Trucks etwas zu beruhigen. Dem Kerl gehörte nicht nur der fragliche Truck, sondern auch die Bar, in der alles angefangen hatte. Brownhole hatte das alte Landei gerade überredet, seine Gefolgsleute zurückzupfeifen, als plötzlich El Bingeroso auftauchte.

Altes Landei: »Junge, deine Freunde können von Glück reden, dass du sie aus der Scheiße rausholst. Solche Leute lege ich normalerweise einfach um.«

Brownhole: »Ja, Sir, ich bin froh, dass wir eine friedliche Lösung gefunden haben!«

Auftritt El Bing: »Brownhole, was soll die Scheiße? Lass uns abhauen. Der Kerl hat eine Waffe!«

Altes Landei: »Eine Waffe? Junge, ich hab zwei Waffen!« Mit diesen Worten zaubert er eine Neun-Millimeter-Pistole aus irgendeinem Versteck in seinem Truck und hält sie zusammen mit seiner abgesägten Schrotflinte von vorhin in die Luft.

El Bing: »Heilige Scheiße!«

El Bingeroso versucht so schnell rückwärtszugehen, dass er hinfällt.

Brownhole: »El Bingeroso, weg hier, geh zurück zum Auto. Ich kümmer mich um die Sache.«

Altes Landei: »Hey, Kleiner, du bist doch der Typ, der meinen Truck getreten hat. Du bezahlst mir einen neuen Kühlergrill!«

Brownhole: »El Bingeroso, komm, lass uns verduften. Tut mir leid, Sir, mein Freund muss langsam mal nach Hause, der ist ziemlich besoffen. Ihr Kühlergrill sieht okay aus.«

Altes Landei: »Wer bezahlt mir einen neuen Kühlergrill, verflucht und zugenäht!«

Glücklicherweise tauchen in diesem Augenblick die Sicherheitstypen wieder auf. Schnell klettern wir in Credits Auto. Da ich nüchtern bin, fahre ich rüber zu GoldenBoys Auto, wo GoldenBoy und Brownhole dann aussteigen. Wir warten noch, bis sie im Auto sitzen, und fahren los.

Das ist deswegen wichtig, weil die Unterhaltung im Auto auf der zwanzigminütigen Fahrt nach Chapel Hill sich um dieses Ereignis drehte. El Bingeroso war überzeugt, dass wir GoldenBoy und Brownhole zurückgelassen hatten und sie von den Landeiern getötet würden. Hate weigerte sich zu glauben, dass überhaupt irgendwelche Waffen im Spiel gewesen waren, und Thomas sah irgendwelche Verfolger hinter uns. Credit schlief. Das Ganze hörte sich ungefähr so an:

Hate: »Junge, wir haben GoldenBoy und Brownhole ans Messer geliefert. Die sind tot, Mann! Wir haben sie krepieren lassen! Was für eine Scheiße?«

Thomas: »Tucker, gib Gas! Diese Scheinwerfer sind jetzt schon seit Durham hinter uns!«

Tucker: »Jungs, jetzt beruhigt euch mal alle. GoldenBoy und Brown hole geht’s gut, der Truck von dem Landei mit den Knarren steht auf dem Parkplatz, uns geht’s gut, also haltet jetzt einfach die Klappe.«

Hate: »Von was für Knarren redet ihr da? Da war keine Knarre!«

El Bing: »Schnauze, Hate, ich hab die verdammte Knarre doch gesehen. Ich hab die Knarre gesehen, mit der die Landeier genau in diesem Moment Brownhole und GoldenBoy kaltmachen. Wie konnten wir die beiden nur zurücklassen? Die ham sie abgemurkst. Wir haben sie im STICH gelassen. DIE SIND JETZT TOT, VERDAMMT!«

Hate: »Da war keine Knarre!«

El Bing: »HALT’S MAUL, HATE! ICH HAB DIE KNARRE GESEHEN! DIE HATTEN ZWEI VERDAMMTE KNARREN, DU ARSCHLOCH!«

Thomas: »Ehrlich, wir sollten die nächste Polizeiwache ansteuern. Die Landeier folgen uns.«

Hate: »Was soll’s? Sie sind schließlich unbewaffnet.«

El Bing: »HALTS’ MAUL, DU ARSCHLOCH! ICH HAB DIE KNARRE GESEHEN. ICH HAB DIE VERFICKTE KNARRE GESEHEN! GOLDENBOY UND BROWNHOLE SIND TOT! WAS FÜR EINE SCHEISSE! WIR HABEN SIE IM STICH GELASSEN!«

Thomas: »Das sind absolut sicher die Scheinwerfer des Trucks. Die sind seit Durham hinter uns. Tucker, ernsthaft, du musst ein Ausweichmanöver oder so was machen!«

El Bing: »Wir haben unsere Freunde im Stich gelassen. Wir sind verdammte Feiglinge!«

Hate: »Redest du von dir selbst?«

El Bing: »FICK DICH, HATE! ICH MACH DICH KALT!

Schließlich kamen wir in Chapel Hill an. GoldenBoy und Brownhole ging es prächtig, niemand verfolgte uns, Credit wachte wieder auf, und alle zusammen erklärten wir Hate, dass da tatsächlich Knarren gewesen waren. Wir tranken noch ein paar Bier, beruhigten uns und machten uns auf den Heimweg.

Ich war fix und fertig. Der einzig Nüchterne in einer Bande besoffener Irrer zu sein ist nicht gerade ein Vergnügen. Scheiß drauf, ab jetzt werde ich saufen und fahren! El Bingeroso und Thomas waren die Letzten, die ich absetzte, und ich ging noch mit ihnen hinauf auf ein Bier. Irgendwie hatte ich das Gefühl, es verdient zu haben.

Als El Bingeroso merkte, dass er Hunger hatte, nahm er eine Packung Fertigteig für Cookies aus der Tiefkühltruhe. Er riss sie auf, klebte das Ganze auf ein Blatt Backpapier und schob es in den Ofen. Die Temperatur stellte er ungefähr auf »Vorhof zur Hölle« ein. Dann warf er uns ein paar Dosen Bier zu, und wir ließen die Nacht noch einmal Revue passieren, wobei jeder die Wissenslücken des anderen auffüllte. Nach zwei Bieren kam Kristy aus ihrem Zimmer, ziemlich groggy und verpennt, und meinte zu El Bingeroso:

»Was riecht denn hier so?«

El Bing: »Sorry, Süße, die Cookies brennen an!«

Kristy: »Hmm, okay. Aber bitte treibt’s nicht zu bunt, Jungs, ich muss morgen wieder früh raus.«

Thomas stand auf und sagte: »Nicht zu bunt treiben? MÄDEL, WIR WAREN HEUT SCHON SO GUT WIE TOT!!!«

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Die berühmte Sushi-Hosen-Story

 

Passiert – Juli 2001
Aufgeschrieben – Juli 2001

Früher habe ich geglaubt, Red Bull wäre die schrecklichste Erfindung der letzten 50 Jahre. Aber ich habe mich getäuscht. Red Bull hat seinen Meistertitel an das tragbare Alkoholmessgerät abgegeben. Dieselben Dinger, mit denen die Bullen seit zehn Jahren ihre Feldstudien zum Thema Trunkenheit am Steuer betreiben, kann man jetzt überall kaufen. In Form und Größe ähneln sie einem kleinen Mobiltelefon, und oben befindet sich ein durchsichtiges Röhrchen, das wie eine Antenne aussieht. Bläst man in das Röhrchen, kann man ein paar Sekunden später den Blutalkoholgehalt ablesen. Die Messung ist zwar nicht so genau wie bei einem Bluttest, aber mit einer Abweichung von 0,1 Promille für meine Zwecke vollkommen ausreichend.

Ich lebte in Boca Raton, Florida, als ich mir einmal so ein Gerät kaufte, um es samstagabends ein bisschen auszuprobieren. Hier die Geschichte:

21 Uhr: Ankunft im Restaurant. Wir haben für 21 Uhr reserviert, aber ich bin mal wieder der Erste. Das Restaurant ist vollgefüllt mit schrecklichen Menschen, wie sie nun einmal typisch sind für Südflorida. Leicht angenervt bestelle ich einen Wodka und Soda.

21.08 Uhr: Immer noch bin ich allein. Ich bestelle einen weiteren Wodka und ein Sodawasser. Kurz überlege ich, ob ich meine Promille checken soll, bezweifle aber, dass es sich schon lohnt.

21.10 Uhr: Zwei jüdische Frauen der Generation 30+ zu meiner Linken haben ein Auge auf mich geworfen. Beide haben Silikonbusen, eine sogar einen auffallend großen. Er lockt verführerisch unter ihrer Bluse. Ansonsten ist die Frau nicht wirklich eine Schönheit. Ich fange an, schneller zu trinken.

21.15 Uhr: Immer noch niemand da. Ich bestelle meinen dritten Wodka mit Soda. Während ich darauf warte, probiere ich das Alkoholmessgerät aus. Ich komme auf 0,2 Promille. Das ist wirklich die größte Erfindung aller Zeiten. Die Stimmung steigt. Ich zeige den jüdischen Frauen mein Messgerät, und wir beginnen eine Unterhaltung.

21.16 Uhr: Die beiden haben einen ausgeprägten Long-Island-Akzent. Ich rufe den Barkeeper und ändere meine Bestellung in einen doppelten Wodka auf Eis mit einem Spritzer Soda.

21.23 Uhr: Vier Leute in dem Schuppen haben mein Alkoholmessgerät ausprobiert, natürlich auch die zwei Frauen mit den dicken Brüsten. Jeder ist gespannt auf seinen Promillewert. Ich stehe im Zentrum der Aufmerksamkeit. Bin fröhlich!

21.25 Uhr: Der Erste aus meiner Clique trudelt ein. Ich zeige ihm das Messgerät. Er ist begeistert und gibt gleich eine Runde aus. Die Frauen mit den Silikonmöpsen lassen uns lautstark wissen, dass auch sie Durst haben. Mein Freund spendiert ihnen Drinks. Ich bestelle einen doppelten Wodka auf Eis. Pur.

21.29 Uhr: Ich puste wieder, diesmal 0,4. Ich trinke jetzt seit einer halben Stunde und bin schon beim vierten Drink. Die sonst so scharfen Messer meines Intellekts stochern im Wodkanebel herum, der bereits … 0,4 Promille … das bedeutet 0,1 Promille pro Drink. Ich rechne mir aus, dass ich noch ’ne ganze Menge trinken kann. Ich erzähle einem der Silikonbusenweiber, dass ich sie interessant finde.

21.38 Uhr: Sechs der achtköpfigen Clique sind jetzt da. Ich schwindle eine Bedienung an, und wir bekommen einen großen Tisch. Alle reden über mein Alkoholmessgerät. Ich stehe im Mittelpunkt und bin der absolute Star. Jetzt ist es mir egal, dass die Leute eigentlich schrecklich sind. Im Großen und Ganzen wird das wohl ein gelungener Abend werden.

21.40 Uhr: Ich blase wieder – 0,5. Sonderbar, ich habe keinen Drink mehr bestellt, seit ich bei 0,4 war. Eine dunkle Erinnerung an eine lange vergangene Suchtinformationsstunde blitzt durch mein Hirn, in der gesagt wurde, dass der Alkohol immer gleichmäßig abgebaut wird. Unabhängig davon, wie schnell man trinkt. Diese Erinnerung rutscht schlagartig in den Hintergrund, als zwei heiße Frauen am Nebentisch sich für mein tragbares Alkoholmessgerät interessieren.

21.42 Uhr: Die heiße Frau Nummer 2 wendet sich mir zu und erzählt, wie sie einmal in eine Alkoholkontrolle geraten ist, in so ein ähnliches Ding blasen musste und die Bullen dann einfach ein Auge zugedrückt haben. Sie meint, sie wäre selbst gerne Polizistin geworden, hat aber trotz zweier Versuche die Aufnahmeprüfung für die Polizeischule nicht geschafft. Meine Feststellung, dass sie sicherlich sehr klug ist, führt dazu, dass sie mich nicht mehr beachtet. Die heiße Frau Nummer 2 ist offenbar klug genug, um feinen Sarkasmus zu erkennen.

22.04 Uhr: Der Sensationswert des tragbaren Alkoholmessgeräts lässt langsam nach. Die Leute wenden sich anderen Dingen zu. Ich stehe nicht mehr im Mittelpunkt des Interesses und fühle mich gar nicht mehr wohl an meinem Tisch. Außerhalb des Scheinwerferlichts fühle ich mich innerlich klein.

22.06 Uhr: Die Leute an meinem Tisch fangen an, sich über Energetisches Heilen zu unterhalten. Wie hypnotisiert lauschen sie einem Mädchen, das einen Kurs darin belegt hat. Ich verkünde, dass ich Energetisches Heilen für eine wertlose und solipsistische Pseudowissenschaft halte. Doch die anderen sind überzeugt davon, dass es eine echte Wissenschaft ist, schließlich hat der Kursleiter des Mädchens in Harvard studiert. Ein Typ nennt es eine »ernst zu nehmende, überprüfbare Wissenschaft« und malt dabei Anführungszeichen in die Luft. Ich entgegne, dass ich sie alle (und dabei imitiere ich seine Anführungszeichen in der Luft) für »ernst zu nehmende, überprüfbare Idioten« halte, weil sie an so eine Hühnerscheiße wie Energetisches Heilen glauben. Zwei Mädchen nennen mich engstirnig. Ich antworte, dass sie so weitstirnig sind, dass ihre Gehirne schon ausgelaufen sind. Abfällige Blicke treffen mich. Ich hasse die Leute an meinem Tisch.

22.08 Uhr: Ich habe ihre idiotische Unterhaltung komplett durcheinandergebracht. Ich kippe Wodka pur – so schnell, wie ihn der Möchte-gern-Ethan-Hawke von Kellner nur anschleppen kann. Ich puste jetzt alle drei Minuten, mein Blutalkoholpegel steigt langsam, aber stetig.

22.10 Uhr: 0,7.

22.17 Uhr: 0,8. Offiziell dürfte ich im Staat Florida jetzt nicht mehr Auto fahren. Ich verkünde das, ohne jemanden direkt anzusprechen.

22.26 Uhr: 0,9.

22.27 Uhr: Ich beschließe herauszufinden, wie betrunken ich sein kann, ohne meine Funktionstüchtigkeit zu verlieren. Für die meisten Leute bedeuten 3,5 Promille das Ende. 2,0 finde ich daher ein ganz ordentliches Ziel.

22.28 Uhr: Ich stehe auf, sage kein Wort zu den sieben Philosophen an meinem Tisch, lasse kein Geld für die Getränke liegen und gehe an die Bar.

22.29 Uhr: Die Frauen mit den Silikonbusen stehen auch an der Bar. Sie wollen neue Drinks. Erschüttert darüber, dass ich nach eineinhalb Stunden aggressiven Trinkens erst bei 0,9 Promille angelangt bin, beschließe ich, eine Runde Schnaps auszugeben. Ich lasse die Mädels den Schnaps aussuchen, allerdings mit der ausdrücklichen Anweisung, dass es kein Whiskey sein, nicht nach Whiskey schmecken, nicht nach Whiskey riechen und Whiskey absolut nicht ähneln darf. (Ich war wegen Whiskey mal in der Notaufnahme, das erzähle ich den Mädels aber nicht.)

22.30 Uhr: Die Schnäpse kommen – Tequila. Der Rechnung nach zu urteilen ist es ein sehr guter. Schön mild. Wir bestellen noch eine Runde.

23.14 Uhr: Ich blase 1,5 – ein Riesenfortschritt. Nur noch 0,5 Promille von meinem Ziel entfernt. Mein Stolz wächst. Die Leute an der Bar sind beeindruckt. Ich bin ein Vorbild für sie. Irgendjemand gibt mir einen Schnaps aus.

23.28 Uhr: Ich hab ein komisches Gefühl im Bauch, da fällt mir ein, dass ich nicht mehr an meinem Tisch war, als das Essen kam. Aber ich möchte weder zurückgehen noch in der Bar essen. Also gehe ich in ein Sushi-Restaurant auf der anderen Seite der Straße.

23.29 Uhr: Im Sushi-Restaurant findet eine Unterwäscheparty statt. Die Hälfte der Leute trägt irgendwelche Schlafanzüge oder sonstige Nachtwäsche. Sie sind alle genauso beschissen wie in dem Laden vorher, nur laufen sie eben in Unterwäsche herum.

23.30 Uhr: Ich bin verwirrt. Eigentlich will ich doch nur Sushi. Vom Eingang aus starre ich wie hypnotisiert auf die nahezu nackten Massen. Ein mittelhübsches Mädchen, das anscheinend in dem Laden arbeitet, verlangt, dass ich Unterwäsche anziehe. Ich antworte ihr, dass ich keine habe. Ich möchte nur Sushi. Sie meint, ich solle wenigstens meine Hose ausziehen. Als ich sie frage, ob ich dann Sushi bekomme, sagt sie Ja. Also ziehe ich meine Hose aus.

23.30 Uhr: Beim Ausziehen meiner Hose überlege ich, ob und, wenn ja, welche Unterwäsche ich trage. Doch möglichst schnell an etwas Essbares zu kommen ist jetzt auf jeden Fall wichtiger als meine Würde.

23.31 Uhr: Ich ziehe meine Hose aus. Weiß und rosa gestreifte Boxershorts von Gap kommen zum Vorschein. Sie sind zu eng. Ich vergewissere mich, dass meine Eier nicht heraushängen. Die Gäste schauen mir dabei zu.

23.32 Uhr: Ich bestelle mein Sushi, indem ich auf die Bilder zeige und grunze.

23.33 Uhr: Als ich mein Alkoholmessgerät einem Typen im Restaurant zeige, ist er schwer beeindruckt und zeigt es sofort den anderen. Die Menschen versammeln sich um mich. Ich bin wieder ein Star.

23.41 Uhr: Ich puste eine 1,7 und erzähle allen von meiner Zielvorgabe. Jemand bestellt mir einen Schnaps.

23.42 Uhr: Ich trinke den Schnaps. Ein bekannter Geschmack wärmt mich innerlich. Auf die Frage, was das für ein Schnaps ist, lautet die Antwort: »Cognac mit Fruchtsirup.« Wenn es einen Gott gibt, dann muss er mich hassen.

23.47 Uhr: Mein Sushi kommt. Ich übergieße alles mit Sojasoße und schaufle es mit der höchsten Geschwindigkeit in meinen Mund, die meine Hände erlauben.

23.49 Uhr: Mein Sushi ist alle. Kein Mensch hat sich an meinen Tischmanieren gestört, da sich alle um das Alkoholmessgerät versammelt haben und ihren Promillewert in Erfahrung bringen wollen.

00.18 Uhr: Ich puste eine 2,0. ICH BIN EIN GOTT. In der Sushi-Bar knistert die Luft. Männer applaudieren mir. Frauen schmachten mich an. Alle wollen mit mir reden. Ich verzeihe allen ihre Fehler, weil sie mir ihre Aufmerksamkeit schenken.

00.31 Uhr: Mein gottgleicher Status ist dahin. Jemand pustet eine 2,2 – eine Herausforderung für mein männliches Ego. Ich bestelle Bacardi 151 und ein Bier zum Runterspülen. Das Publikum schaut ehrfurchtsvoll zu mir auf.

00.33 Uhr: Bacardi und Bier sind getrunken. Ich quatsche meinen Herausforderer blöd an: »Na, du Penner! Wer ist jetzt der Chef in dieser Bar?« Die Menge steht unter Strom. Ich nehme wieder Fahrt auf. Ich bin der Größte. Die Leute sind auf meiner Seite. Ich bin der Chef dieser Sushi–Bar.

00.36 Uhr: Ich schaue mir meinen Herausforderer etwas genauer an. Es ist ein großer, breitschultriger, muskulöser Mann. Seinen Gesichtsausdruck kann man nicht unbedingt als fröhlich bezeichnen. Er sieht mich ganz ruhig an, bestellt einen Schnaps, kippt ihn ungerührt hinunter und grinst. Ich glaube, es war keine so gute Idee, ihn blöd anzuquatschen. In dem Moment fällt mir auf, dass mein Magen mir irgendetwas sehr übel nimmt. Aber ich ignoriere ihn, schließlich habe ich ein Publikum, das mich braucht.

00.54 Uhr: Ich blase eine 2,2. Verhaltener Applaus. Alle warten auf das Ergebnis meines Herausforderers.

00.56 Uhr: Er pustet eine 2,4 und schenkt mir ein herablassendes Grinsen. Daraufhin bestelle ich zwei weitere Schnäpse.

00.59 Uhr: Nach dem ersten Schnaps wird mir schlecht. Ich beschließe, eine kurze Trinkpause einzulegen. Die Menge ist nicht gerade beeindruckt.

1.10 Uhr: Die Wirklichkeit holt mich ein. Ich muss kotzen. SEHR! Unauffällig versuche ich, mich ins Freie zu mogeln.

1.11 Uhr: Beim Sprint zur Tür renne ich ein Mädchen über den Haufen.

1.11 Uhr: Ich stolpere über einen Busch, falle hinein und fange an zu kotzen. Aus dem Mund. Und aus der Nase. Schön ist was anderes.

1.14 Uhr: Ratlos frage ich mich, warum meine Beine so wehtun. Zwischen zwei Kotzanfällen schaue ich an mir herunter. Da ich keine Hosen anhabe, stecken überall in meinen Waden Zweige und Dornen.

1.18 Uhr: Die Kotzerei ist überstanden. Jetzt versuche ich, die Blutungen zu stoppen. Da scheint mir plötzlich eine helle Lampe in die Augen – das gefällt mir gar nicht. Ich bitte den Besitzer, »diese verfickte Lampe von meinem Gesicht wegzunehmen«. Der Besitzer der Lampe stellt sich als Vertreter des Gesetzes vor. Ich entschuldige mich bei dem Schutzmann und frage, wo das Problem ist. Es folgt eine lange Pause. Die Lampe scheint mir immer noch in die Augen. »Mein Freund, wo sind Ihre Hosen?« In Erinnerung an vergangene Begegnungen mit dem Gesetz und in Anbetracht der Tatsache, dass es hier niemanden gibt, der mich aus einem Provinzknast auslösen würde, mobilisiere ich jedes Gramm Adrenalin in meinem Körper, um möglichst schnell wieder nüchtern zu werden. Ich entschuldige mich noch einmal und erkläre dem Schutzmann, dass meine Hose keine 30 Meter von hier im Restaurant liegt und dass ich nur herausgekommen bin, um mein Sushi mit dem Busch zu teilen. Er lacht nicht. Wieder eine lange Pause.

»Aber Sie fahren heute Nacht nicht mehr mit dem Auto, oder?« »Nein, nein, nein, wo denken Sie hin? Ich hab noch nicht mal einen gültigen Führerschein!«

1.20 Uhr: Er fordert mich auf, wieder hineinzugehen, meine Hose anzuziehen und ein Taxi zu rufen.

1.21 Uhr: Ich gehe zurück ins Sushi-Restaurant. Ein paar Leute sehen mich eigenartig an. Ein kurzer Blick, dann stecke ich schnell meinen teilweise entblößten Sack zurück in die Unterhose. Was ich mit meinen blutenden Beinen machen soll, weiß ich nicht. Ich schau mich nach meiner Hose um.

1.24 Uhr: