Es ist an der Zeit, das schicksal am Schopf zu packenund nicht eher lockerzulassen, bevor Sie Ihr ziel erreicht haben.
Wenn es je Zweifel daran gab, dass ich ein Teil der Popkultur bin, wurde dieser in jener Nacht ausgeräumt, in der ich im Herbst 2003 nach Philadelphia zurückkam, um das neue Football-Stadion der Eagles einzuweihen. Ich stand auf einer Tribüne über der Nordkurve und schaute hinab, als 70000 jubelnde Fans mir klipp und klar sagten, was sie empfanden: »Ro-cky! Ro-cky! Ro-cky!«
Ich weiß, dass sich bis zu meinem Tod jeder daran erinnern wird, dass ich Rocky Balboa gespielt habe, den Boxer aus South Philly, der die Chance seines Lebens ergreift und es mit dem Schwergewichtsweltmeister aufnimmt.
Egal, wie viele andere Rollen ich noch spielen werde oder unter wie viele Projekte ich meinen Namen setze: Die Welt wird mich immer als den Typ in den hässlichen, grauen Trainingshosen sehen der »Yo, Adrian« ruft und die Stufen des Philadelphia Museum of Art hinaufläuft. Als ich jünger war, habe ich mich dagegen gewehrt, jetzt finde ich es gut.
Mittlerweile bin ich einfach nur dankbar, weil die Rocky-Philosophie dem entspricht, was mir meine innere Stimme immer wieder gesagt hat: »Verliere niemals aus den Augen, wer du sein willst.« So viele Menschen geben ihre Ziele im Laufe ihres Lebens auf und zögern, die Schritte zu unternehmen, die nötig wären, um wahren inneren Frieden zu erlangen. Sie sind unter dem Druck in die Knie gegangen. Es ist an der Zeit, das Schicksal am Schopf zu packen und nicht eher lockerzulassen, bevor Sie ihr Ziel erreicht haben.
Ich habe meinen Körper während der letzten Jahre an viele Rollen angepasst und mir körperlich immer mehr abverlangt. Ich musste selbst erfahren, was funktioniert und was nicht, wenn es um Diäten, Training und die innere Einstellung geht. Ich habe mir alles Wissenswerte hart erarbeitet, es gab keine Anleitung für meinen ganz persönlichen Lebensweg. Niemand drückte mir ein Buch in die Hand, in dem geschrieben stand, wie man Rockys Bauchmuskeln, Rambos Rücken oder die Beine von Cliffhanger bekommt. Oder wie man 20 Kilo zu- und wieder abnimmt, wie es für meine Rolle in dem Film Cop Land nötig war. All das war ein großes Experiment und ich war das Versuchskaninchen.
Schon lange wollte ich diese wertvollen Erfahrungen einmal aufschreiben, um meine Erlebnisse teilen zu können und es anderen leichter zu machen, sich zu verändern. Dieses Buch ist das Ergebnis eines Lebens. Systematisch habe ich auf meinem Weg sämtliche Möglichkeiten ausgeschöpft, um Muskeln, Stärke, Macht, Energie und Klarheit zu erlangen – mit allen Höhen und Tiefen. Und Sie können von diesem Wissen ohne den Schmerz und die Schwierigkeiten, die normalerweise mit einer grundlegenden Veränderung verbunden sind, profitieren.
Der erste Teil dieses Buchs ist eine Retrospektive meiner Trainingsmethoden für verschiedene Rollen. Sie werden feststellen, dass ich beinahe jede Art von Ernährungs- und Trainingsprogramm ausprobiert habe, nur um danach festzustellen, dass das Einfachste oft das Beste ist. Deshalb beschränkt sich mein besonderer Trainingsplan auf die Basics. Teil zwei und drei bringen Ihnen mein Programm näher, zeigen, wie Sie sich in Form bringen und sich ausgewogen ernähren. Mit dabei ist ein kompakter Ernährungsplan, der Ihre Zeit nicht verschwendet und definitiv Erfolg bringen wird. Im vierten Teil erkläre ich Ihnen, wie Sie diese einfachen Grundlagen in Ihren Alltag integrieren können.
Wenn wir jung sind, glauben wir, dass wir ewig leben werden. Manchmal nehmen wir Rücksicht auf unseren Körper und manchmal nicht. Wir essen entweder gesund und trainieren oder wir machen es eben nicht. Egal, was wir tun, die meisten von uns überleben, da es unserem Körper zu diesem Zeitpunkt unseres Lebens wenig anhaben kann. Aber wenn wir 40 werden, müssen wir uns entscheiden: Geben wir auf oder sind wir bereit, gegen die Uhr zu kämpfen? Manche Leute glauben, dass man ein paar gute Jahre hat, bis schließlich die nächste Generation kommt und man abtreten muss. Glauben Sie das bitte nicht! Je älter wir werden, desto weiser werden wir und desto weiser leben wir auch. Sie können noch bis in Ihre Fünfziger, Siebziger und weit darüber hinaus außergewöhnliche Dinge erreichen, wenn Sie es nur wirklich wollen. Es ist ganz einfach. Sie müssen nur den Wunsch haben, besser zu leben und sich lebendiger zu fühlen. Wenn Sie gut darauf vorbereitet sind, ist es ganz sicher kein Problem.
Hierbei spielen ein gesunder Lebensstil und die Fitness eine Rolle. Die Art, wie Sie sich ernähren und wie Sie trainieren, wirkt sich auf vielfältige Weise auf Sie aus – körperlich, geistig und eventuell spirituell. Es gibt nichts, was Sie mit Ihrem Körper so in Einklang bringt und mit Stolz erfüllt wie regelmäßiges Training. Egal, ob Sie jeden Tag zwei oder drei Etagen die Treppen hinauf- und hinablaufen, ob Sie nein zu ungesunden Snacks sagen oder ob Sie plötzlich mit Krafttraining beginnen, ohne je zuvor in Ihrem Leben sportlich aktiv gewesen zu sein. Es gibt keinen besseren Weg, um das Selbstbewusstsein zu stärken. Wenn Sie regelmäßig Ihre Kräfte trainieren und Ihren Körper gut behandeln, wenn Sie Dinge tun, auf die Sie manchmal keine Lust haben, besiegen Sie Ihre negativen Seiten und kommen an einen Punkt, an dem alles möglich ist. Suchen Sie die Herausforderungen!
Wenn Sie das lesen und 25 oder 30 Jahre alt sind, werden Sie wahrscheinlich sagen, was weiß der denn schon. Ich verstehe das, denn so habe ich auch einmal gedacht. Ich wollte damals auch keine Ratschläge annehmen. Aber glauben Sie mir, anders als diese selbst ernannten Fitnessgurus, die es haufenweise da draußen gibt, habe ich das Leben gelebt, das ich predige. Ein gesunder Lebensstil und Training haben mir durch viele harte Zeiten geholfen und mir die Willenskraft verliehen, jede Herausforderung anzunehmen, die das Leben an mich stellt.
Das alte Klischee entspricht der Wahrheit: Ungeachtet dessen,
wie reich oder berühmt Sie sind, wenn Sie nicht gesund sind, bringt Ihnen das überhaupt nichts.
Ich muss Ihnen nicht erzählen dass Fettleibigkeit ein großes Problem unserer Gesellschaft darstellt, aber wir sollten realistisch sein. Die Menschen in unserem Land und auf unserem gesamten Planeten werden wohl nicht so bald schlanker werden. Sehen Sie sich um. Laufen Sie durch irgendein Einkaufszentrum oder über einen Flughafen in der Vereinigten Staaten. Die Übergröße hat Einzug gehalten. Und das Traurige daran ist, dass die Art, wie unsere Lebensmittel hergestellt und mit Chemie angereichert werden, uns noch mehr essen lässt. Für viele Menschen ist es unmöglich, ihr Gewicht auf einem normalen Level zu halten, mit all dem Müll, der ihnen als Essen verkauft wird. Aber hier etwas zu Ihrer Aufmunterung: Unser Gewicht entspricht nicht gleich unserer Gesundheit. Ich wiege zehn Kilogramm mehr als zu der Zeit, in der ich Rocky gedreht habe, und 20 Kilo mehr als bei den Dreharbeiten zu Rocky III – Das Auge des Tigers. Doch ich habe mich noch nie so gesund und so wohl in meinem Körper gefühlt wie heute.
Einige der führenden Physiologen und Ernährungswissenschaftler haben herausgefunden, dass es weitaus wichtiger ist, Sport zu treiben und sich ausgewogen zu ernähren als abzunehmen. Auf den folgenden Seiten werde ich einige wissenschaftliche Erkenntnisse mit Ihnen teilen, die belegen, dass selbst übergewichtige Personen ihr Risiko beispielsweise an Diabetes oder Krebs zu erkranken, senken können, indem sie sich körperlich betätigen – selbst wenn es nur in geringem Maß ist. Drei zehnminütige Spaziergänge können bereits großen Einfluss auf Aussehen und Wohlbefinden haben. Eine Studie belegt, dass übergewichtige Menschen, die regelmäßig trainieren, schlanke Menschen, die keinen Sport treiben, im Verhältnis 2:1 überleben.
Die beste Voraussetzung für ein gesundes Leben ist die Bereitschaft, sich regelmäßig zu bewegen, und das ist alles, was ich von Ihnen erwarte. Auf den folgenden Seiten werde ich Ihnen meine Lieblingsübungen und Fitnessstrategien darlegen. Die meisten davon sind schon so alt wie die erste Hantel und das ist auch der Grund, warum sie so ausgezeichnet funktionieren, egal, in welchem Fitnesslevel Sie sich befinden. Es wird ein klassisches Workout geben, eines für Fortgeschrittene, eines speziell für Frauen und ein Power-Workout für Zeiten, in denen Sie die extreme Herausforderung suchen. Das Beste daran ist, dass das Programm, sobald Sie Routine entwickelt haben, nur drei bis vier Stunden pro Woche in Anspruch nehmen wird. Und Sie werden es lieben, denn Sie werden es lieben, wie Sie sich fühlen. Falls Sie etwas mehr Gewicht auf die Waage bringen, ist das okay. Aber vielleicht können wir gemeinsam einen Weg beschreiten, der Ihnen Spaß macht und Ihnen schon am nächsten Tag zu mehr Wohlgefühl verhilft.
Ich führe ein sehr aktives Leben, ich gehe ins Fitnessstudio, spiele mit meinen Kindern und jage meinen verrückten Hund durch den Garten. Aber ich esse auch alles, worauf ich Lust habe – aber eben in Maßen. Ich will ein Eis, also esse ich es. Pizza? Her damit! Es geht einzig und allein darum, ein gesundes Gleichgewicht zu finden, und ich werde Ihnen zeigen, wie das funktioniert. Ich glaube fest daran, dass man sich in Form bringen kann, ohne auf die kleinen Freuden zu verzichten, die das Leben lebenswert machen. Ich selbst würde nie darauf verzichten wollen und werde es deshalb auch nicht von Ihnen verlangen.
Die Grapefruit-Diät, die Kohlsuppen-Diät, Atkins, South Beach, viel Protein, wenig Protein, ich habe alles ausprobiert und bin zu einem Ergebnis gekommen: Nichts davon hilft wirklich. Laut Federal Trade Commission fallen 95 Prozent der Personen, die jedes Jahr eine Diät machen, wieder auf ihr altes Gewicht zurück oder nehmen sogar weitere Kilos zu. Das ist eine Misserfolgsrate von 95 Prozent. Die Chancen stehen also genauso schlecht, wie ein erfolgreicher Schauspieler zu werden. Wenn all diese erfolgreich verkauften Diätratgeber so effektiv wären, warum kann dann keiner von uns fünf Leute nennen, die eine beträchtliche Menge an Gewicht verloren und ihr Wunschgewicht daraufhin länger als ein Jahr gehalten haben? Und wir versuchen immer noch abzunehmen, weil viele von uns das Ganze zu kurzsichtig betrachten. Wenn Sie eine strenge Diät machen, werden Sie schnell an Gewicht verlieren. Das ist wunderbar. Nur leider verlieren Sie hauptsächlich Wasser und Muskelmasse und das ist wiederum schlecht. Oft verspüren Sie bald ein starkes Hungergefühl, die Zubereitung der Rezepte wird Ihnen zu kompliziert oder die Gerichte schmecken Ihnen nicht wirklich. Bald fallen Sie wieder in Ihre alten Essgewohnheiten zurück und haben wieder den ursprünglichen Hüftumfang. Die Wahrheit ist, wenn Sie keinen Sport treiben, ist das Gewicht, das Sie nach der Diät wieder auf die Waage bringen, nicht die wichtige Muskelmasse, die Sie verloren haben, sondern nur Fett. Und dann gehen Sie frustriert auf die Suche nach einem neuen Diätbuch. Eines, das Ihr Leben für immer verändern wird. Es ist nicht erstaunlich, dass Produkte, die das Gewicht reduzieren sollen und Milliardenumsätze einbringen, Sie immer aufs Neue enttäuschen.
Ich habe vor Jahren aufgegeben, Diät zu halten, und ich hatte mein Gewicht noch nie so gut unter Kontrolle wie heute. Die ewigen Diäten über Bord zu werfen, könnte das Beste sein, was Sie tun können, um sich in Ihrem Körper wohlzufühlen.
Wenn es ein Gesetz gäbe, das besagt, Sie dürften für den Rest Ihres Lebens nur noch Gerichte einer speziellen Zubereitungsart essen, wette ich, dass sich die Mehrheit für italienisches Essen entscheiden würde. Und warum auch nicht? Es schmeckt fantastisch und ist, nebenbei gesagt, auch das gesündeste. Der Mensch sehnt sich nach frischen Früchten und saisonalem Gemüse ebenso wie nach Vollkornprodukten, Hülsenfrüchten, Olivenöl, Fisch, geringen Mengen Rindfleisch, Lamm und Huhn. Reich an Antioxidanzien und arm an gesättigten Fetten und Cholesterin kann man von dieser Ernährungsweise nur profitieren. Und ja, Rotwein ist auch eine gute Sache. Wie Sie später an meinen wöchentlichen Menüvorschlägen sehen können, esse ich seit 40 Jahren die gleichen Lebensmittel. Und da ich nie ein Gourmet war, habe ich einen Weg gefunden, schmackhaftes Essen zu genießen, ohne meine Gesundheit zu vernachlässigen. Aber es hilft mir, dass es einen Tag in der Woche gibt, an dem ich alles essen kann, ohne dabei ein schlechtes Gewissen zu haben, und ich werde Ihnen zeigen, dass Sie das ebenfalls dürfen.
Sich gut zu fühlen, heißt, sein Leben in die Hand zu nehmen. Man muss sich entscheiden. Nur Sie allein können die Entscheidung treffen, ob Sie sich in Form bringen, sich gesünder ernähren und mehr Sport treiben wollen. Im letzten Teil dieses Buchs werden Sie von mir erfahren, wie Sie die Jahre der Entbehrungen hinter sich lassen können, vernünftige Ziele stecken und damit Ihren mächtigsten Gegner im Kampf um die Fitness besiegen können: sich selbst. Unsere persönliche Einstellung hinsichtlich Ernährung und Sport ist sehr schwer zu ändern. Doch selbst, wenn Sie mit Ihrem Körper nur ein wenig bewusster umgehen, können Sie Ihren Gesundheitszustand langfristig verbessern.
Sie wollen vor Energie sprühen? Ihr Aussehen, Ihr Wohlbefinden und Ihre Laune verbessern? Dann gibt es keinen besseren Moment als jetzt und hier. All die maßlosen Snacks zwischendurch, die Stunden, die Sie auf der Couch verbracht haben, die nie wahr gewordenen Vorsätze für das neue Jahr – kein Problem! Jetzt können Sie alles wettmachen, indem Sie Ihren Körper verändern und Ihren Geist dadurch über Jahre positiv beeinflussen.
Und das Beste daran ist, Sie können das alles machen,
ohne gleich Ihr ganzes Leben umkrempeln zu müssen.
GEWINNER beseitigen ihre PROBLEME, bevor die probleme sie beseitigen.
Ich bin in Silver Spring, Maryland, aufgewachsen und habe meine Samstagnachmittage im Silver Theatre, einem alten Kino in Stil von Tausendundeiner Nacht verbracht. Ich war fasziniert von Idolen wie Commando Cody, Masked Marvel und Sindbad dem Seefahrer. Genau wie die Comic-helden, die ich so sehr liebte, hatten diese Kino-Ikonen unglaubliche Kräfte, die sie unbesiegbar machten. Ich 49-Kilo-Schwächling konnte gar nicht genug von ihren Abenteuern bekommen. Trotzdem hat keiner von ihnen einen vergleichbaren Eindruck bei mir hinterlassen wie der mächtige Sterbliche, den sie Herkules nannten.
Ich war zwölf Jahre alt, als ich Steve Reeves zum ersten Mal in Herkules sah, und ich habe den Film in jenem Sommer wahrscheinlich 15 oder 16 Mal gesehen. Mein Kopf explodierte! Dort auf der Leinwand sah ich meinen Helden mit dem perfekten Körper, der sowohl heldenhaft als auch menschlich war. Damals habe ich mir zum ersten Mal in meinem Leben Gedanken über mein zukünftiges Aussehen und meine Proportionen gemacht. Erzählen Sie mir also nicht, dass Filme keinen bleibenden Eindruck auf Kinder haben. Ohne diese Bilder, die mich damals völlig in ihren Bann gezogen haben, wäre ich nicht da, wo ich heute bin.
Mein eigenes Leben war zu dieser Zeit nicht besonders heldenhaft. Ich wurde 1946 an einem glühend heißen Sommertag in einer Klinik an der 10th Avenue Ecke 49. Straße in Hell’s Kitchen, New York City, geboren. Ein Geburtszangenfehler bei meiner Entbindung legte die Motorik der Nerven meiner linken Gesichtshälfte lahm und ich hatte von da an einen schiefen Mund, ein herabhängendes Auge und meine typische Art zu sprechen.
Als ich älter war, wurde ich ständig gehänselt, und ich entwickelte mich zu einem richtigen Ekel. Ich war weder groß noch besonders hübsch und mit meinen Sprachproblemen und dem Namen Sylvester wurde mein Leben zu einer Farce ohne Aussicht auf Besserung. Keine Schule wollte mich wegen meines schlechten Benehmens behalten; ein Lehrer stellte mich tatsächlich der Klasse vor, indem er sagte: »Liebe Klasse, wir haben einen neuen Schüler. Sein Name ist Sylvester, wie in der Comicserie.« Während des ganzen Schuljahres hörte ich nur noch: »Hey, Tweety!« oder »Wie geht’s, Samtpfötchen?« Nett, oder? Das hat mein Selbstbewusstsein wirklich gestärkt.
Zu Hause hat mir mein Vater beigebracht, wie man körperlich stark wird. Allein ihm zuzusehen, war faszinierend. Er hat keine Gewichte gestemmt, aber ständig Steine versetzt, Bäume geschnitten und schwere Maschinen herumgeschleppt. Das sah nicht elegant aus, aber der Mann war in Topform. Wie ein Arbeiter eben.
Auch meine Mutter war sehr sportlich, aber sie hat es eher von der wissenschaftlichen Seite her betrachtet. Ihr Vater war Richter und hatte sich einst mit Charles Atlas, dem berühmtesten Bodybuilder aller Zeiten, ein Zimmer geteilt. Meine Mutter fing schon in sehr jungen Jahren an, mit ihrem Vater zu trainieren und wuchs damit auf, gegen Punchingbälle zu boxen und Medizinbälle herumzuwuchten. Meine Mutter ist eine Person, die ihr Schicksal selbst in die Hand nimmt, und eines der ungewöhnlichsten Dinge, die sie je in ihrem Leben getan hat, war, 1954 ein Fitnessstudio für Frauen in Washington D. C. zu eröffnen. Und das in einer Zeit, in der kaum jemand ein Fitnessstudio besuchte, vor allem keine Frauen.
Als ich in der sechsten Klasse war, war ich so von der Idee besessen, tatsächlich Superboy werden zu können, dass ich es wahr machen wollte. Ich zog los, kaufte rote Farbe und einen Wachsmalstift und malte ein großes S auf ein Hemd. Ich fand einen Friseurumhang, färbte ihn rot und schlüpfte in einen blauen Badeanzug. Tagelang habe ich dieses verrückte Outfit unter meiner normalen Kleidung getragen. Es war, als ob ich es mir nur genug wünschen müsste, und die Verwandlung würde beginnen. Leider habe ich diese geheime Information mit meinem Freund Jimmy geteilt. Er hatte mir unter Eid versprochen, dieses Wissen niemals preiszugeben. Natürlich hat er es der Lehrerin erzählt. Sie hat mich nach vorne an die Tafel zitiert und gesagt: »Kinder, wir haben heute einen ganz besonderen Gast, Superboy.« Dann ließ sie mich meine Kleider ausziehen. Wie ich da so stand, in dem viel zu großen Badeanzug, konnte jeder sehen, wie der x-beinige Möchtegernsuperheld in Wirklichkeit aussah. Nachdem das Gelächter nachgelassen hatte, bewegte ich mein Klappergestell so schnell wie möglich zur Tür. Dabei flatterte mein zerknitterter Heldenumhang lächerlich hinter mir her.
Aber es machte mir nichts aus. Ich wusste, dass ich in Herkules einen Superhelden gefunden hatte, dem ich nacheifern konnte. Es half, dass Steve Reeves im normalen Leben genauso beeindruckend war wie auf der Leinwand. Als Sohn eines Bauern aus Glasgow, Montana, hat er bereits als Teenager mit Bodybuilding angefangen und sich bald zu einer sehr bemerkenswerten körperlichen Erscheinung entwickelt. Nach seiner Rückkehr aus dem Zweiten Weltkrieg errang er Titel wie Mr. America, Mr. World und Mr. Universe, bevor Hollywood ihn zum größten Actionstar seiner Zeit machte.
Zu einem späteren Zeitpunkt in meinem Leben wurden Steve und ich Freunde. Was ich am meisten an ihm bewunderte, war seine Bescheidenheit. Er war nie ein Angeber und er war keiner von der Sorte, der jedem auf die Nase binden musste, wie stark er tatsächlich war. Steve hatte den besten Körper der Welt und versteckte ihn in übergroßen Trainingshosen.
Er war echt und sein Einfluss auf mein Leben war wirklich enorm. Darin sah ich einen Weg aus meiner misslichen Jugend. Wenn ich schon nicht mit mir selbst zufrieden war, bestand vielleicht die geringe Chance, mich in die Person zu verwandeln, die ich sein wollte.
Nach einer dieser sonntäglichen Kinovorstellungen beschloss ich, mit dem Training zu beginnen. Ich ging zum Schrottplatz unserer Stadt und begann zu stemmen, was auch immer ich dort finden konnte: eine Bremstrommel, einen halben Kotflügel, eine Lenkstange. Ich fing an, Steine mit Seilen zusammenzubinden. Ich machte Curls mit Ziegelsteinen, die ich an einen Besenstock gebunden habe. Meine Freunde dachten damals wohl, dass sich das schon wieder geben würde.
Bald darauf entdeckte ich einen Bodybuilder-Treffpunkt, der sich »Iron City« nannte. Ich rede hier von der alten Schule. Die harten Jungs der Stadt trainierten dort mit Glimmstängeln im Mund. Es gab nur Eisenhanteln, keine Geräte weit und breit. Für die Passanten war es eine Teufelshöhle, aber für mich war es ein Geschenk Gottes. Ich begann zu verstehen, dass unser Körper nichts weiter ist als eine ehrliche Maschine, die einen niemals betrügt. Sie gibt einem genau das zurück, was man ihr gibt, Gutes wie auch Schlechtes.
Für viele bedeutet ein Kinobesuch ohne Knabberzeug nur halb so viel Spaß. Als ich noch klein war, konnte ich keinen Fuß ins Kino setzen, bevor ich nicht meine zwei bis drei Packungen Fruchtgummi und eine Tüte Popcorn – mit viel Butter zubereitet – in Händen hielt. Das Ganze mit einem oder zwei kalten Softdrinks heruntergespült, bedeutete für mich den Himmel auf Erden. Es war nicht gerade gesund, aber ein geringeres Übel im Vergleich zu dem, was es heute alles gibt. In den 1950er Jahren gab es Popcorn noch in normalen Portionsgrößen. Heute gibt es den gepufften Mais in XXL-Größe. Ein Softdrinkbecher beinhaltete damals etwa 200 Milliliter, heute sind es ein halber Liter oder mehr – mit mehr als doppelt so vielen Kalorien. Und es gibt neue Versuchungen: Eis mit Keksstückchen, Kartoffelchips mit Käse und Zwiebeln, Nachos in Käsesoße.
Der psychologische Aspekt bei den Knabbereien im Kino ist faszinierend. Sobald das Licht ausgeht, glauben wir, dass wir die Erlaubnis haben, all das zu essen, was wir wollen. Als stünden wir unter dem Einfluss eines Voodoo-Zaubers. Wo sonst lehnt man sich mit einer riesigen Tüte Schokolinsen so unbeschwert zurück? Die Kinobesitzer sind natürlich begeistert und das kann ich ihnen nicht verübeln. Sie erzielen ungefähr 40 Prozent ihres Umsatzes mit diesem Zusatzgeschäft. Aber bedenken Sie das nächste Mal doch einmal, wenn Sie sich für eine dieser Blockbuster-Leckereien an der Kasse anstellen, was wirklich darin steckt:
Popcorn, süß |
120-g-Tüte |
ca. 490 kcal |
ca. 22 g Fett |
ca. 66 g |
Popcorn, salzig |
120-g-Tüte |
ca. 450 kcal |
ca. 17 g Fett |
ca. 64 g |
Gummibärchen |
300-g-Tüte |
ca. 1029 kcal |
0 g Fett |
ca. 234 g |
Kartoffelchips |
175-g-Tüte |
ca. 936 kcal |
ca. 61 g Fett |
ca. 86 g |
Taco-Chips (pur) |
125-g-Tüte |
ca. 615 kcal |
ca. 31 g Fett |
ca. 74 g |
Erdnüsse in Teighülle |
40-g-Tüte |
ca. 222 kcal |
ca. 17 g Fett |
ca. 14 g |
Schokolinsen |
45-g-Tüte |
ca. 218 kcal |
ca. 10 g Fett |
ca. 31 g |
Vor ein paar Jahren machte in den USA die Nachricht Schlagzeilen, dass ein Eimer gebuttertes Popcorn die durchschnittliche Fettmenge eines ganzen Tages enthält. Wenn Sie denken, dass die Kinos das Problem mittlerweile gelöst haben, liegen Sie falsch. Die meisten US-amerikanischen Kinoketten verwenden laut Verbraucherschutzzentrale, die 1994 erstmals auf das ungesunde Popcorn in Kinos aufmerksam machte, immer noch Kokosfett oder zum Teil gehärtetes Rapsöl, um ihr Popcorn zuzubereiten. »Einige Kinoketten verwendeten daraufhin gesündere Öle, viele stiegen aber bald wieder um und manche benutzen seit jeher schlechtes Fett«, so Jayne Hurley, Ernährungswissenschaftlerin der Zentrale. Wie groß ist dieses Problem aber wirklich? Eine Jumbo-Portion Popcorn mit Butter hat zwischen 1500 und 1700 Kalorien und enthält ungefähr 160 g Fett. Würden die US-Amerikaner stattdessen fettarmes, mit Heißluft zubereitetes Popcorn essen, wären sie auf der sicheren Seite. Als 2003 das Silver Theatre aus meiner Jugend renoviert wurde, mussten sogar breitere Sitze eingebaut werden, damit die gigantischen Haltevorrichtungen Platz fanden. Ganz zu schweigen von den ausladenden Hinterteilen des 21. Jahrhunderts.