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Schäffer-Poeschel Verlag für Wirtschaft - Steuern - Recht GmbH

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Print: ISBN 978-3-7910-4458-3 Bestell-Nr. 10322-0001
ePDF: ISBN 978-3-7910-4459-0 Bestell-Nr. 10322-0150

Valentin Nowotny

Führen mit Telefon, E-Mail, Video, Chat & Co.

1. Auflage, Oktober 2019

© 2019 Schäffer-Poeschel Verlag für Wirtschaft · Steuern · Recht GmbH

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[5]VORWORT

Warum Führen auf Distanz bzw. Remote Leadership, wie das Thema inzwischen international heißt? Mir persönlich liegt das Thema am Herzen, weil ich immer wieder festgestellt habe, dass das klassische Denken – wir müssen uns sehen, Face-to-Face ist ein Muss – immer weniger mit der Unternehmensrealität gemein haben. In 90 Prozent aller Projektteams international ausgerichteter Unternehmen gibt es Mitarbeitende, die nicht immer vor Ort und dennoch Teil der Teams sind.

Wie die Praxis zeigt, gibt es immer mehr Möglichkeiten, auf Distanz zu kommunizieren, Telefon und E-Mail sind die Klassiker, mit der Welt der Videokonferenzen sowie mit Chat & Co., was die Vielfalt der inzwischen verfügbaren Kollaborationstools mit einschließt, hat sich eine Tür geöffnet hin zu vielfältigen neuen Spielweisen im Tableau digitaler Kommunikationsoptionen. Anknüpfend an die Erfahrungen aus den vielen Seminaren und Coachings zu diesem Thema kann ich sagen: Jede Führungssituation und jedes Team sind anders, und gerade in der komplexen Welt von heute gilt es, schnell auf die sich ändernden Rahmenbedingungen reagieren zu können.

Wie lässt sich die Persönlichkeit der Teammitglieder auch aus der Distanz mithilfe von Persönlichkeitsmodellen richtig lesen und einschätzen? Wie hilft eine gewandte Rhetorik und wann sogar Schlagfertigkeit, um die Wahrnehmung der Teammitglieder in einem virtuellen Meeting bewusst zu prägen oder an entscheidender Stelle für die weichen Signale, die über Medien tendenziell schwerer wahrzunehmen bzw. zu erspüren sind offen zu bleiben, als wenn man sich gegenübersäße? Wie können sozialpsychologisch fundierte Methoden des Überzeugens helfen, den eigenen Argumenten mehr Gewicht zu verleihen bzw. überhaupt zu Einzelnen durchzudringen? Welche praktischen Optionen stehen Ihnen in der medial überbrückten Kommunikation von heute zur Verfügung?

Diese und weitere spannende Fragen werde ich in diesem Buch beantworten. Aber es geht nicht nur um die Beantwortung von Fragen oder reinen Wissenstransfer. Vielmehr soll Ihnen das Buch helfen, die zentralen Erfolgsparameter in einem Führungssetting auch aus der Distanz zum Erfolg zu bringen und gezielt auch Details hierbei zu optimieren. Digital-agil zu führen, ist eine Fähigkeit mit einem Set aus [6]speziellen Fertigkeiten, die in Zukunft immer wichtiger wird. Ohne Zweifel werden schon heute sehr viele Führungsausgaben medial umgesetzt und die Tendenz ist eindeutig steigend! Allerdings: Niemand wird als Online-Leadership-Meister geboren (auch die sogenannten Digital Natives nicht!) und auch im Bereich des digital-agilen Führens gilt: Eigene Erfahrungen und deren systematische Auswertung sind wichtiger als Theoriewissen.

Grundlage dieser Toolbox sind aktuelle Erkenntnisse zur Führungspsychologie sowie die medien- und betriebswirtschaftliche Forschung, die implizit in die Texte Eingang gefunden haben. Ich habe jedoch darauf verzichtet, diese – von wenigen Ausnahmen abgesehen – im Detail konkret aufzuführen. Das ist dem Primat der Lesbarkeit und praktischen Handhabung geschuldet, die beim Format einer Toolbox im Vordergrund steht und sich v.a. an den bzw. die Führungspraktiker wendet, die sich zumeist nicht zu viel »Theorie-Overload« wünschen. Die hier in der Toolbox beschriebenen Theorieansätze und Modelle sind komplex genug und fordern dem Lesenden schon einiges ab.

Im Fokus steht die Optimierung von ganz konkreten Führungssituationen eines Digital Leaders. Wenn Sie mit dieser Toolbox arbeiten, werden Sie in jedem Kapitel konkrete Umsetzungsideen für Ihre jeweilige Führungsherausforderung finden. Am Ende jedes Kapitels finden Sie zudem das »360-Grad-Leadership-Radar«, eine praktische Reflexionswolke sowie jeweils zehn Erfolgsfaktoren, an denen Sie sich orientieren können. All dies zielt darauf ab, dass Sie für jedes von Ihnen gewählte Kommunikationsmedium die richtigen Stellschrauben finden, um das Ergebnis zu optimieren.

Diese Toolbox fokussiert auf die vielfaltigen Möglichkeiten der neuen Onlinemedien wie etwa Videokonferenzen, E-Mail, SMS, Chat und auch elektronische Kollaborationstools. Gute Tipps erhalten Sie zudem vom »Führungsfuchs«, der sich auf die eine oder andere Seite eingeschlichen hat und Ihnen aufzeigt, welche zusätzlichen Bewegungsspielräume Sie nutzen können, wenn Sie alle Medien und Kommunikationsoptionen konsequent und kreativ einsetzen.

Anders ausgedrückt: Sie werden in jedem Kapitel neu erfahren, welche Formen einer »crossmedialen Prozessgestaltungskompetenz« erforderlich sind. Auch wenn es in diesem Buch eine klare Kapitelstruktur gibt, so können Sie doch oftmals Konzepte, die in einem Medienumfeld Erwähnung finden, sehr gut auch in anderen Kontexten einsetzen. Das Thema »Stimme« ist z. B. nicht nur für das Telefon wichtig, sondern kann natürlich auch für Videokonferen[7]zen genutzt werden. Das planvolle Vorgehen hat beim Thema Führung eine besondere Bedeutung. Deshalb habe ich das erste Kapitel auch »Startreflexion« genannt, da digital-agiles Führen eine bewusste Reflexion des aktuellen Ausgangspunktes voraussetzt. Klären Sie für sich ab, wo Sie mit Ihren Teams stehen, bevor Sie festlegen, wohin die Reise geht! Für die handwerkliche Planung und Ausführung der kommunikativen Aufgaben gibt es je nach den zur Verfügung stehenden medialen Gegebenheiten andere Gestaltungsoptionen. Aber vergessen Sie nicht: Als »Leader« haben Sie natürlich auch Einflussmöglichkeiten, um die »Gegebenheiten« im positiven Sinne zu verändern. Die Reflexion zu Beginn und die systematische Auswertung der konkreten Erfahrungen am Ende bilden eine zentrale Achse des digital-agilen Führungsmotors.

Fünf zentrale Thesen haben mich bei diesem Buch geleitet:

  1. Digitale Führung wird sich mehr und mehr daran messen, was sie tut, um mit Komplexität erfolgreich umzugehen. Dabei ist eine agile Haltung grundsätzlich genauso wichtig wie das digitale Skill- und Methodenrepertoire. Die Komplexität wird dabei nicht reduziert, sondern vielmehr besser handhabbar gemacht.
  2. Das Management von Kompliziertheit wird hingegen zunehmend über intelligente digitale Systeme in Verbindung mit neuen Formen der Selbstorganisation sowie über gemeinschaftlich geteiltes Wissen auf allen Ebenen sichergestellt. Ein zentrales Stichwort ist »Shared Consciousness« (Nowotny 2016), übersetzt etwa als kollektives oder geteiltes Bewusstsein.
  3. Digitale Führung ist gerade im Kontext der langsam, aber sicher um sich greifenden Agilisierungswelle zu einem großen Teil Beziehungsarbeit, (Infra-)Struktur-, Visions- und Zukunftsarbeit sowie das empathische Erforschen dessen, was für besondere Qualität, außerordentliche Innovation sowie an Leistungsbereitschaft und Kreativität erforderlich ist.
  4. Erfolgreiche digital-agile Führung mit den passend ausgewählten Medienkanälen ist nichts von der Stange. Vielmehr geht es darum, das Unwissen und die Unsicherheit auszuhalten, technische Gestaltungsspielräume kommunikations- und motivationsförderlich zu gestalten, direkt und effizient auch über Medien zu führen und/oder wirksame Leitplanken für die Selbstorganisation der Mitarbeitenden einzuziehen. Eine gut kommunizierte Vision und eine von allen verstandene Mission bilden das Fundament einer erfolgreichen digital-agilen Führungspraxis über die verschiedenen Medienkanäle.
  5. Digital-agile Führung in einem zunehmend dynamischer werdenden Zeitalter ist geteilte Verantwortung [8]und kompetente gemeinsame Zukunftsgestaltung. Um gleichermaßen effektiv wie auch effizient zu führen, ist es erforderlich, diejenigen Führungsaufgaben, die künftig in Teilen von Teammitgliedern übernommen werden können, zu identifizieren und die Mitarbeitenden geschickt in die Verantwortungsübernahme einzubinden. Das setzt natürlich das passende digitale Toolset im guten Zusammenspiel mit einem passenden agilen Mindset voraus!

Eine Toolbox wie diese wird nicht am grünen Tisch geschrieben. In dieses Buch sind viele sehr praktische Erfahrungen eingeflossen. Deshalb möchte ich an dieser Stelle auch den unzähligen Teilnehmenden meiner Führungsseminare danken. Sie haben mir geholfen, immer besser auf den Punkt zu bringen, worauf es beim Führen auf Distanz wirklich ankommt. Sie haben mit ihren konkreten Fragen, ihren Ideen und ihrer Experimentierfreude dazu beigetragen, dass dieses Buch entstehen konnte.

Echte Führungsexpertise lebt vom agilen Hinterfragen der eigenen Erfahrungen. Versilbern Sie Ihre Erfolge und lassen Sie sich professionell unterstützen. Meine Kontaktdaten finden Sie im Autorenportrait am Ende des Buches!

Ihr Valentin Nowotny

[15]TEIL 1
STARTREFLEXION:
REMOTE LEADERSHIP IM 21. JAHRHUNDERT/DIE DIGITAL-AGILE FÜHRUNGSREFLEXION