Dani Atkins

Die Nacht schreibt uns neu

Roman

Knaur e-books

Inhaltsübersicht

Über Dani Atkins

Dani Atkins, 1958 in London geboren und aufgewachsen, lebt heute mit ihrem Mann in einem Dorf im ländlichen Herfordshire. Sie hat zwei erwachsene Kinder. Nach ihrem Romandebüt Die Achse meiner Welt, das die Herzen der deutschen Leser im Sturm eroberte, folgt die zweite, wunderschöne Liebesgeschichte Die Nacht schreibt uns neu.

Impressum

Die englische Ausgabe erschien 2014 unter dem Titel »The Story of Us« bei Head of Zeus Ltd., London.

 

© 2015 der eBook-Ausgabe Knaur eBook

© 2014 Dani Atkins

© 2015 der deutschsprachigen Ausgabe Knaur Verlag

Ein Imprint der Verlagsgruppe

Droemer Knaur GmbH & Co. KG, München

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise –

nur mit Genehmigung des Verlags wiedergegeben werden.

Redaktion: Gisela Klemt; lüra – Klemt & Mues GbR

Covergestaltung: Franzi Bucher, München

Coverabbildung: Fotolia; Shutterstock

ISBN 978-3-426-43441-3

Für Kimberley und Luke,
die mich an der Hand gehalten haben.

Und für Ralph,
der mein Herz in Händen hält.

Das Ende
Erster Teil

Man möchte meinen, der Tag, an dem sich das ganze Leben verändert, müsste sich deutlich von allen anderen abheben. Eigentlich sollten da doch Glocken läuten (na ja, vermutlich würde es später noch dazu kommen), und vielleicht wären auch Blitzschläge angebracht oder ein, zwei Donnerschläge? Ich warf einen Blick durchs Fenster, konnte draußen aber nichts Außergewöhnliches entdecken, mal abgesehen von einem schönen Herbstmorgen und ein paar rotgoldenen Blättern, die ein Windstoß vorbeisegeln ließ wie bernsteinfarbene Konfetti.

Vor lauter innerer Anspannung fühlte mein Magen sich an wie ein Pfannkuchen, der gerade gewendet wurde. Meine Hände zitterten so sehr, dass ich bestimmt nicht in der Lage sein würde, mit den Schminksachen zu hantieren, die vor mir aufgereiht waren wie chirurgisches Besteck in einem Operationssaal. Zaghaft lächelte ich meinem Spiegelbild zu – und fand das, was ich sah, gar nicht so schlecht. Ich zwang mich, tief durchzuatmen und mich zu entspannen. Schon besser. Natürlich war es ganz normal, dass ich mich so fühlte. Ein Gläschen Schnaps hätte vielleicht geholfen, aber ich wollte auf keinen Fall mit einer Alkoholfahne in der Kirche erscheinen. Das war wirklich das Letzte, was ich brauchte – obwohl ich genau wusste, wie sehr ihn das erheitern würde.

»Das wird nicht passieren«, sagte ich zu meinem Spiegelbild.

Während ich mich sorgfältig schminkte, schweifte mein Blick immer wieder zu dem eleganten Kleid, das in einer Schutzhülle an der Schranktür hing. Als ich es entdeckt hatte, war mir sofort klar gewesen, dass kein anderes in Frage kam. Schließlich wollte ich an diesem Tag besonders schön für ihn sein – wobei es ihm nie wichtig war, wie ich aussah … na ja, zumindest nicht in bekleidetem Zustand. Also wirklich, Emma, schalt ich mein Spiegelbild, während vor meinem geistigen Auge eine ganze Reihe äußerst unanständiger und detailgetreuer Bilder vorbeizogen. Das ging jetzt wirklich zu weit!

Ein lautes Klopfen an der Haustür ließ mich erschrocken hochfahren, aber noch ehe ich den Raum halb durchquert hatte, ging unten die Tür auf, und in der Diele wurden Stimmen laut. Das Haus war voller Verwandter und Freunde, von denen einige von weit her angereist waren, um diesen Tag mit mir verbringen zu können, so dass mehr als genug Leute zur Verfügung standen, um den Türdienst zu übernehmen.

War es eigentlich sehr undankbar von mir, dass ich mir wünschte, ich könnte mich in Ruhe fertig machen, ohne von dem Trubel um mich herum abgelenkt zu werden? Nein, bestimmt war das ganz normal.

Ich hörte, wie sich in den Räumen, die an mein Zimmer angrenzten, etliche Familienangehörige fertig machten, und schloss daraus, dass ich inzwischen längst angezogen, geschminkt und frisiert sein sollte. Ob sie wohl ohne mich fuhren, wenn ich mich nicht beeilte? Diese absurde Vorstellung ließ mich kurz auflachen. Neugierig trat ich ans Fenster, um zu sehen, wer eingetroffen war. Ein kleiner weißer Floristen-Lieferwagen parkte vor dem Haus, und die Blumen, die wir bestellt hatten, wurden gerade vorsichtig herausgehoben. Mittlerweile war ich wirklich spät dran – höchste Zeit, mich um meine Frisur zu kümmern und mein Kleid anzuziehen.

Ich hatte lange überlegt, ob ich das Haar an diesem Tag hochgesteckt oder offen tragen sollte. Aber dann musste ich daran denken, wie er immer mit beiden Händen durch die langen rotbraunen Strähnen fuhr und sie wie Schilfgras um seine Finger schlang, um mich näher zu sich heranzuziehen. Also beschloss ich, keinen Schönheitswettbewerb daraus zu machen, sondern sie offen auf meine Schultern fallen zu lassen wie üblich. Bevor ich meinen Seidenmorgenmantel abstreifte, warf ich noch einmal einen Blick in den Spiegel und strich mir dann mit einer abrupten Handbewegung den Pony aus der Stirn, wodurch eine feine, aber dennoch gut sichtbare Narbe zum Vorschein kam, die entlang meines Haaransatzes verlief. Ich ließ einen Finger über die helle, leicht erhabene Spur gleiten und schloss einen Moment die Augen, weil ich daran denken musste, wie diese Narbe dort hingekommen war. Jene Nacht hatte uns alle gezeichnet. Auch wenn ich wahrscheinlich die Einzige war, die ein sichtbares Andenken davongetragen hatte, war für uns alle von diesem Zeitpunkt an nichts mehr so gewesen wie davor. So viele Lebensläufe hatten sich in jener Nacht schlagartig verändert, so viele zukünftige Lebensgeschichten waren umgeschrieben worden …

Als ich mein Haar schließlich wieder in die Stirn fallen ließ, reflektierte der Spiegel für einen Moment das Licht, das sich hell im Stein meines Verlobungsrings brach. Natürlich hatte ich am Abend des Unfalls einen anderen Ring am Finger getragen, doch der war auf dem Grund einer Schlucht gelandet – eine lange Geschichte. Das mit dem Ring war Pech, aber längst kein so großes Pech wie die Tatsache, dass ich mich in einen geheimnisvollen Fremden verliebte. Ich hatte jede Zeitschrift und jedes Buch rund um das Thema Hochzeit gelesen, aber keines davon behandelte dieses besondere Problem: Was macht man, wenn man zwei Wochen vor der Trauung plötzlich feststellt, dass man zwei Männer liebt?

Der Anfang

1

Obwohl der Verdacht nahelag, war die Ursache für den Unfall definitiv nicht der Alkohol, sondern der arme Hirsch. Auf gar keinen Fall war Carolines Fahrweise daran schuld, denn sie hatte als Einzige auf die Daiquiris verzichtet und den ganzen Abend nichts Stärkeres als Limonade angerührt.

Wie die meisten Junggesellinnenabschiede war auch der meine eine eher harmlose Veranstaltung gewesen. Es hatte keine Geschmacklosigkeiten gegeben: keine Stripper und auch keine rauschbedingten Eskapaden, die einem noch nach Monaten ein schlechtes Gewissen verursachten. Mit meinen siebenundzwanzig Jahren fühlte ich mich irgendwie schon ein wenig zu »reif« für die wilden Partynächte, die meine Studententage geprägt hatten. Was aber keineswegs heißen soll, dass wir uns nicht trotzdem alle bestens amüsierten. Zu zehnt hatten wir einen luxuriösen »Frauentag« in einem schicken Wellness-Hotel verbracht und uns anschließend – nach Strich und Faden verwöhnt, massiert und von Kopf bis Fuß mit Feuchtigkeitscreme gesättigt – in die Hotelbar begeben, wo (angeblich) die besten Cocktails diesseits von Manhattan serviert wurden. Ich war noch nie in New York gewesen, aber wenn die Leute dort so feine Sachen tranken, war die Stadt ganz bestimmt eine zukünftige Reise wert.

Wir hatten gerade die erste Runde intus, als Sheila, meine Schwiegermutter in spe, sich erhob. »Ach nein, sag jetzt nicht, dass du schon gehst!«, rief ich enttäuscht.

»Ich muss«, erklärte sie mit einem bedauernden Lächeln. »Der arme Dennis ist schon den ganzen Tag allein. Ich habe mir gerade ein Taxi gerufen. In ein paar Minuten ist es da.«

Lächelnd stand ich auf. »Ich begleite dich hinaus.« Nachdem ich einen kleinen Hindernislauf über diverse Beine und Handtaschen hinter mich gebracht hatte, hakte ich mich bei ihr unter, und wir schlängelten uns durch die Bar in Richtung Foyer. Dabei kamen wir an meiner lieben Freundin Amy vorbei, die gerade auf einem der auf Hochglanz polierten Barhocker thronte – angeblich nur, um die nächste Runde für uns zu bestellen. Ihre Körpersprache und ihr leises, kokettes Lachen weckten in mir jedoch den Verdacht, dass sie von dem gutaussehenden Barmann mehr wollte als bloß eine Runde Daiquiris. Mit seinem lässig ins Gesicht fallenden Haar und den strahlend weißen Zähnen – die wir alle zu sehen bekamen, weil er Amy gerade breit angrinste – hatte er mehr von einem Boygroup-Mitglied als von einem Barkeeper. Fast tat er mir leid. Er wusste es zwar noch nicht, aber er hatte keine Chance zu entkommen.

Nach der schummrig beleuchteten Bar erschien mir das Licht im Foyer richtig grell, und während wir auf die Drehtür zusteuerten, tränten mir ein wenig die Augen, weil sie sich erst wieder an die blendende Helligkeit gewöhnen mussten.

»Danke, dass du heute mit von der Partie warst, Sheila«, sagte ich und meinte es auch so. Anfangs war ich ehrlicherweise überrascht gewesen, dass Richards Mum meine Einladung, uns zu begleiten, tatsächlich angenommen hatte. Wobei sie für mich natürlich schon längst zur Familie gehörte, auch wenn sie erst in Kürze ganz offiziell meine Schwiegermutter werden sollte. Sie und meine Mutter waren seit vielen Jahren befreundet. Dadurch hatten Richard und ich uns überhaupt erst kennengelernt, auch wenn ich mich daran nicht genau erinnern kann, weil wir beide zu dem Zeitpunkt erst zwei Jahre alt waren.

»Das hätte ich um nichts in der Welt verpassen wollen«, entgegnete Sheila, während sie mich in eine mütterliche Umarmung zog. Ich spürte, wie mir die Tränen in die Augen stiegen, als sie mir leise ins Ohr flüsterte, was uns beiden schon den ganzen Tag im Kopf herumging: »Wie schade, dass deine Mum nicht dabei sein konnte.«

Eingehüllt in eine duftende Wolke Chanel Nr. 5, nickte ich nur wortlos, weil ich befürchtete, dass meine Stimme mir den Dienst versagen würde.

Während sie mich aus ihren Armen entließ, drückte sie fest meine Hände. »Es wird alles gut, Emma, du wirst schon sehen.«

Ich sah ihr nach und winkte, als sie in das Taxi stieg, doch als der Wagen losfuhr, erstarb das Lächeln auf meinem Gesicht langsam. Ihre Worte klangen in mir nach. Wie schön hätte ich es gefunden, wenn Mum heute tatsächlich dabei gewesen wäre. Früher hätte sie es bestimmt genossen, sich im Spa-Bereich des Hotels verwöhnen zu lassen, und in der Bar hätte sie dann so getan, als sei sie schockiert über die unanständigen Namen der Cocktails. Wieder begannen meine Augen zu tränen, doch dieses Mal hatte es nichts mit dem grellen Licht zu tun. In dem Moment ging die Tür der Damentoilette auf, und Caroline, meine dritte Musketierin, kam heraus. Als sie mich entdeckte, durchquerte sie mit großen Schritten und besorgter Miene das Foyer.

»Emma, was ist denn los?«

»Nichts, ich habe mich nur gerade von Sheila verabschiedet.«

Ich bedachte Caroline mit einem zugegebenermaßen kläglichen Lächeln und hätte beinahe meine mühsam bewahrte Fassung verloren, als sie mir tröstend den Arm um die Schulter legte. Ich musste ihr nicht erst erklären, warum meine Gefühle mich plötzlich übermannten, sie wusste es auch so – wie es nur beste Freundinnen können, die einen schon ewig kennen.

Sanft lotste sie mich vom Ausgang fort und zu dem Ort, von dem sie gerade kam – dem Zufluchtsort jedes krisengebeutelten weiblichen Wesens: der Damentoilette. Am Eingang zur Bar verharrte sie kurz und wartete, bis Amy zu uns herüberschaute. Mit einer energischen Kopfbewegung und einem Blick in meine Richtung schickte Caroline ihr eine unmissverständliche Botschaft. Für das ungeübte Auge sah es vielleicht aus, als hätte sie nervöse Zuckungen, doch für Amy war die Nachricht so klar, als hätte Caroline mit einem Megafon quer durch den Raum gerufen. Geschmeidig glitt sie von ihrem Hocker und ließ den Barkeeper stehen, ohne ihn eines weiteren Blickes zu würdigen.

Beide hörten mit dem gebührenden Mitgefühl und Verständnis zu, während ich ihnen erzählte, warum Sheilas Worte mich so mitgenommen hatten. Dann gestatteten sie mir ein paar Tränen des Selbstmitleids, bevor sie wie gut aufeinander eingespielte Boxenstopp-Mechaniker zur Tat schritten: Caroline zog eine Handvoll Papiertaschentücher aus dem Chromspender an der Wand, und Amy wühlte in ihrer Tasche nach Wimperntusche und Puder, damit ich mein ruiniertes Make-up wieder in Ordnung bringen konnte.

Die beiden warteten geduldig, bis ich den Schaden behoben hatte, und schafften es mit ihrem scherzhaften Geplänkel, mich aus der düsteren Stimmung zurückzuholen, in die ich versunken war.

»Geht es wieder?«, fragte Amy und nahm mich kurz, aber fest in den Arm, als ich ihr das Schminktäschchen zurückgab. Ich nickte. Dann wandte ich mich unserem Spiegelbild zu. Meine zwei Freundinnen lächelten mich aus dem Spiegel an und schlangen beide die Arme um meine Taille. Caroline kannte ich schon seit der Grundschule und Amy fast genauso lang. Zwar hatte es eine Phase gegeben, in der wir uns ein wenig aus den Augen verloren, aber da ich nun seit einem Jahr wieder in Hallingford wohnte, hatten wir an unsere alte Freundschaft angeknüpft und fast nahtlos da weitergemacht, wo wir damals aufgehört hatten.

Das Band zwischen uns war etwas Reales, Greifbares, eine goldene und absolut reißfeste Kordel, die uns noch genauso fest zusammenhielt wie in unserer Kindheit. Deswegen hatte ich auch keine Sekunde gezögert, als es um die Wahl meiner Brautjungfern ging. Schließlich übten die zwei schon seit über zwanzig Jahren für diese Rolle.

»Also, sollen wir wieder?«, drängte Amy, sichtlich begierig darauf, in die Bar zurückzukehren.

Mir war klar, dass Caroline der Versuchung nicht widerstehen konnte.

»Du hast es aber schrecklich eilig. Das hat nicht zufällig etwas mit dem heißen Typen zu tun, der die Cocktails mixt, oder?«

Amy lächelte verschmitzt. »Schon möglich. Ich glaube, er macht bald Feierabend.«

Caroline warf einen raschen Blick auf ihre Armbanduhr, ehe sie mit einem Augenzwinkern antwortete: »Ja, das passt. Bestimmt wird er nicht allzu lange aufbleiben wollen … schließlich ist morgen ja ein ganz normaler Schultag.«

»Nein, morgen ist doch Sonntag«, stellte Amy richtig. Erst dann fiel bei ihr der Groschen, und sie verzog das Gesicht zu einem gequälten Lächeln. »Ha, ha, sehr witzig!«

 

Um kurz nach zwölf beschlossen wir aufzubrechen. Ein paar von meinen Gästen hatten eine lange Heimfahrt vor sich, außerdem würde ich sie ja alle schon in zwei Wochen wiedersehen, am Tag meiner Hochzeit. Bei dem Gedanken durchlief mich ein vertrauter Schauer. Zum Teil war es Nervosität, zum Teil Aufregung, zum Teil … etwas anderes.

Als wir auf den Hotelparkplatz traten, hinaus in die kalte Märzluft, schauderte ich erneut. Ich schlang die Arme um den Oberkörper, um mich vor dem beißenden Wind zu schützen, der mit grimmiger Entschlossenheit durch den dünnen Stoff meines ärmellosen Kleides fuhr.

Caroline sprang in ihren Wagen und ließ den Motor an, während ich mich mit überschwenglichen Umarmungen von meinen Freundinnen verabschiedete, die den Tag mit mir verbracht hatten. Sie waren eine ausgewählte Mischung, gehörten zu lange vergangenen Schulzeiten, Studententagen und beruflichen Stationen, und auch wenn die meisten von ihnen sich zu Beginn des Tages nicht gekannt hatten, beendeten sie ihn nun als allerbeste Freundinnen. Oder war das womöglich nur das Werk der Cocktails?

Als die letzten wartenden Taxis oder gutmütigen Ehemänner alle meine Freundinnen eingesammelt hatten, eilte ich leichtfüßig zu Caroline hinüber, deren Wagen mit laufendem Motor auf mich wartete. Ich sah, dass Amy sich bereits zu ihr gesellt und den Beifahrersitz beschlagnahmt hatte. Als ich die Hintertür öffnete und dankbar in den warmen, gemütlichen Innenraum des Wagens glitt, drehte sie sich zu mir um.

»Du wolltest doch nicht vorn sitzen, oder?«, fragte sie mit dem für sie typischen unschuldsvollen Charme.

Ich blickte auf den kleinen Spalt hinunter, den Carolines Sitz hier hinten für meine Beine ließ. Ich bin zwar nicht riesig, aber doch mindestens fünfzehn Zentimeter größer als Amy.

»Ich fürchte nämlich, mir könnte schlecht werden, wenn ich hinten sitze«, fuhr Amy fort.

»Wohl eher von den Daiquiris«, stellte Caroline richtig. Während sie die Innenbeleuchtung ausschaltete und sich anschnallte, bedachte sie uns beide mit einem verständnisvollen Grinsen. »Wer mir in den Wagen kotzt, zahlt dreißig Pfund Aufpreis.«

»Fahr endlich los«, befahl Amy, ehe sie sich erneut zu mir umdrehte und mit einem vertraulichen, aber gut hörbaren Bühnenflüstern zuraunte: »Sie ist unausstehlich, wenn sie nichts getrunken hat.«

Vor uns lag eine Fahrt von rund fünfundvierzig Minuten, zurück in die kleine Stadt, in der ich aufgewachsen war – die Stadt, aus der ich nur allzu gern geflüchtet war, um zu studieren, und wohin ich eigentlich nicht mehr zurückkehren wollte, nachdem ich in London meine erste Arbeitsstelle gefunden hatte. Trotzdem war mir vor nunmehr zwölf Monaten nichts anderes übriggeblieben, als doch zurückzukehren.

Auf den Landstraßen war fast nichts los. Ich empfand das nach wie vor als krassen Unterschied zu dem dichten Verkehr, der ununterbrochen an meiner kleinen Londoner Wohnung vorbeigerauscht war, und zwar bei jeder Tages- und Nachtzeit. Trotz der Tatsache, dass ich auf dem Land geboren und aufgewachsen war, liebte ich das Leben in der Stadt.

Schon am frühen Abend hatte es leicht geregnet, und im Scheinwerferlicht sah ich den schwarzen Asphalt verdächtig schimmern. Offenbar begannen die Straßen zu überfrieren. Obwohl wir bereits Anfang März hatten, war es noch recht winterlich. Ich hoffte sehr, dass es bis zur Hochzeit wärmer wurde, denn sonst würde ich unter meinem trägerlosen Brautkleid Skiunterwäsche tragen müssen.

Vorn diskutierten Amy und Caroline gerade darüber, ob es eine gute Idee von Amy gewesen war, dem Barkeeper ihre Telefonnummer zu geben. Welche von beiden es für eine Schnapsidee hielt, war unschwer zu erraten. Caroline lebte mit ihrem Partner Nick schon … nun, schon eine ganze Ewigkeit zusammen und äußerte sich manchmal recht kritisch über Amys wesentlich abenteuerlicheres Liebesleben. Meine Beziehung mit Richard war viel eher nach Carolines Geschmack: eine Sandkastenliebe, nach jahrelanger Trennung wieder glücklich vereint und bereit für den Traualtar. Wie in einem Roman, fand sie.

»Ein Mann – nein, ein Junge –, der dir den ganzen Abend nur ins Dekolleté starrt, hat deine Nummer nicht verdient«, lautete Carolines vernichtendes Urteil.

Ich kicherte, musste jedoch zugeben, dass der Bartyp tatsächlich die meiste Zeit mit Amys Busen geredet hatte, statt ihr ins Gesicht zu sehen, wenn er mit ihr sprach.

»Mir ist schlecht«, erklärte Amy in leisem, schuldbewusstem Ton.

»Vor Scham?«, neckte ich sie.

Statt einer Antwort gab Amy ein gepresstes, würgendes Geräusch von sich.

Caroline warf einen raschen Seitenblick zu ihrer Beifahrerin hinüber. Obwohl es im Wagen ziemlich dunkel war, weil es hier keine Straßenbeleuchtung gab, war dennoch offensichtlich, dass sich Carolines scherzhaft gemeinte Vorhersage bewahrheitet hatte.

»Lieber Himmel, Amy, halte noch einen Moment durch, ich bleibe gleich stehen. Hier ist die Straße zu schmal.«

»Geht nicht!«, stieß Amy mit einem unheilvollen Gurgeln aus.

»Vor dir auf dem Boden liegt eine Plastiktüte«, antwortete Caroline.

Das war der letzte normale Moment, den wir drei miteinander erlebten.

Danach ging alles sehr schnell und gleichzeitig sehr langsam. Bevor wir reagieren konnten, hatte Amy ihren Sicherheitsgurt gelöst, um an die Tüte heranzukommen. Caroline, deren Aufmerksamkeit zum Teil auf die Straße, zum Teil auf die würgende Amy gerichtet war, bog um eine scharfe Kurve. Plötzlich stand er direkt vor uns, mitten auf der Straße, angestrahlt von zwei grellen Scheinwerfern. Ein großer Hirsch.

Eine von uns dreien – möglicherweise ich – stieß einen lauten Fluch aus, doch das Geräusch wurde übertönt vom Quietschen der Reifen, als Caroline voll auf die Bremse trat und gleichzeitig ruckartig das Lenkrad herumriss, um dem Tier auszuweichen, das immer noch wie angewurzelt auf der Straße stand, als hätte es alle Zeit der Welt, um das Weite zu suchen. Vielleicht empfinden Tiere das genauso wie wir – jene letzten Augenblicke vor einem Unfall, in denen es einem vorkommt, als bliebe einem noch endlos viel Zeit, um zu sehen, was genau passiert, und darüber nachzudenken, ob man etwas tun soll oder nicht, während man gleichzeitig trotzdem auf den Aufprall wartet. So jedenfalls kam es mir vor.

Ich sah, wie Amy sich aufrichtete und dabei ein Gesicht machte, als empfände sie schlagartig eine völlig andere Art von Übelkeit. Ich sah das Tier direkt vor uns immer größer werden, bis es plötzlich aus meinem Blickfeld verschwand, abgelöst von der steil ansteigenden, grasbewachsenen Böschung, die eine Seite der Straße säumte – und auf die wir nun viel zu schnell zurasten.

In dem Moment, als wir sie rammten, endete die Zeitlupe, und alles ging wieder ganz schnell. Der Wagen wurde durch den Aufprall mit voller Wucht in die Gegenrichtung geschleudert, und obwohl Caroline verzweifelt versuchte, das Fahrzeug wieder unter Kontrolle zu bekommen, ließ sich das Unheil nicht mehr aufhalten. Ich spürte, wie der Gurt in meinen Körper schnitt, als ich nach vorn und anschließend nach hinten geschleudert wurde. Ich hörte den explosionsartigen Knall, mit dem der Airbag aufging. Seine pilzartige Form versperrte mir plötzlich die Sicht. Doch Carolines Wagen war ein älteres Modell und daher nur auf der Fahrerseite mit diesem Schutz ausgestattet. Irgendwann während der paar Sekunden des Aufpralls, in denen ich vor Schreck die Augen fest zusammenkniff, passierte es. Als ich sie wieder aufschlug, war Amy nicht mehr da.

Doch es war noch immer nicht vorbei. Wie in einem Alptraum, aus dem man einfach nicht aufwacht, spürte ich, dass sich der Wagen überschlug. Eben hatte sich die Straße noch unter unseren Reifen befunden, doch schon im nächsten Moment schoss der Wagen wie ein Torpedo auf dem Dach dahin und schleuderte dann in einer Wolke aus orange leuchtenden Funken quer über die Straße. Ohrenbetäubend laut kratzte das Metall über den Asphalt. Das schreckliche Geräusch hörte erst auf, als der Wagen schließlich die eisige Straßenoberfläche hinter sich ließ und rückwärts mit dem Heck voraus in den tiefen Graben auf der anderen Straßenseite donnerte.

 

Ich spürte einen heftigen, brennenden Schmerz, als ich mit der Schläfe gegen ein scharfkantiges Metallstück knallte, das einmal Teil des Daches gewesen war. Ich war bei Bewusstsein und erkannte, dass der Wagen um uns herum wie eine alte Blechbüchse zusammengedrückt war, aus der ein Riese getrunken hatte. Wir waren derart in den Graben verkeilt, dass ich zu beiden Seiten nur dicke Wände aus Erde und verdrehten Wurzeln sehen konnte. Im Grunde war es schwierig, überhaupt etwas zu sehen, denn die einzige Lichtquelle war ein Scheinwerfer, der wie durch ein Wunder noch funktionierte, jedoch aufgrund des Winkels, in dem der Wagen feststeckte, in den blauschwarzen Himmel hinaufleuchtete. Sein Strahl schnitt in die Dunkelheit wie ein Lichtschwert.

Vor mir auf dem Fahrersitz, der nach hinten gekippt war und meine Beine einklemmte, hörte ich Caroline keuchen und weinen. Ich versuchte, die Hand nach ihr auszustrecken, doch der Fahrersitz hinderte mich daran. Ich konnte mich kaum bewegen. »Caro? Ist mit dir alles in Ordnung? Bist du verletzt?«

Sie weinte weiter und stieß dann ein langgezogenes Stöhnen aus, das ich im ersten Moment für das Heulen eines Tiers hielt. War der Hirsch auch hier unten im Graben? Hatten wir ihn am Ende doch noch gerammt? Dann hörte ich die keuchenden Atemgeräusche zwischen den Stöhnlauten und begriff, dass es sich um die Stimme meiner Freundin handelte – oder jedenfalls etwas, das mich an ihre Stimme erinnerte.

»Was ist passiert? Wo bist du?«

»Ich bin direkt hinter dir, Caroline, auf dem Rücksitz. Bist du verletzt?«

Meine Frage schien sie zu verblüffen. »Verletzt? Nein. Wieso? Was ist passiert?«

Obwohl ich keine Rettungssanitäterin war, wusste ich, dass sie eindeutige Anzeichen von Schock zeigte.

»Wir hatten einen Unfall, Caro«, erklärte ich, selbst erstaunt, wie ruhig und beherrscht meine Stimme klang.

»Auf der Straße war ein Tier, und wir … wir sind gegen die Böschung geknallt.«

»Wir sind gegen die Böschung geknallt?«

Ich ließ mir einen Moment Zeit. Ich wusste nicht recht, was ich sagen sollte, weil ich das Gefühl hatte, dass sie kurz davor war, hysterisch zu werden. Trotzdem musste ich sie etwas wirklich, wirklich Wichtiges fragen.

»Caroline … Kannst du Amy sehen? Ist sie neben dir?« Ich konnte mehr spüren als sehen, wie Caroline sich auf ihrem Sitz bewegte und dann zum Beifahrersitz hinüberkroch, als müsste sie sich eine zusätzliche Bestätigung für das holen, was ihre Augen ihr sagten. Caroline konnte sich noch bewegen und war vermutlich nicht allzu schwer verletzt – das war aber auch das einzig Gute..

»Sie ist nicht da! Sie ist nicht mehr da! Wo ist sie hin?« Plötzlich tauchte Carolines Gesicht in der kleinen Lücke zwischen den beiden Kopfstützen auf. Hektisch ließ sie den Blick hin und her wandern, in der Hoffnung, Amy irgendwo auf dem Rücksitz zu entdecken. »Ist sie hinten bei dir?«

Ich biss mir auf die Lippe und schluckte hörbar, bevor ich antwortete und dabei krampfhaft versuchte, nicht an Caroline vorbei auf das Loch zu starren, das in der zerschmetterten Windschutzscheibe klaffte und am Rand von etwas Dunklem umgeben zu sein schien.

»Ich glaube, sie wurde nach draußen geschleudert, Caro. Sie hatte kurz vor dem Aufprall ihren Gurt gelöst …«

»Dann ist ihr also nichts passiert? Sie war nicht im Wagen, als wir den Unfall hatten, also ist ihr nichts passiert, oder?«

Es war, als spräche ich mit einer Fünfjährigen. Lag das am Schock, oder hatte Caroline eine Kopfverletzung? Ich betrachtete die Windschutzscheibe beziehungsweise das, was von ihr übrig war. Durch den Unfall hatte sie sich trichterförmig nach außen gewölbt.

»Caroline, du musst aus dem Wagen klettern und nach Amy suchen.«

»Nein«, widersprach Caroline und unterstrich ihre Worte durch Kopfschütteln. »Das kann ich nicht. Das wäre auch nicht richtig. Man soll sich nach einem Unfall nicht bewegen.«

Wie um alles in der Welt war ihr ausgerechnet diese kleine Information im Gedächtnis haftengeblieben, während sich doch offenbar der gesamte Rest ihres gesunden Menschenverstands vorübergehend verflüchtigt hatte?

»Ich weiß. Aber du hast dich sowieso schon ein bisschen bewegt, und Amy ist verletzt. Sie ist aus dem Wagen gefl…« In Anbetracht von Carolines momentanem Geisteszustand hielt mich irgendetwas davon ab, ihr die Situation allzu anschaulich zu schildern. »Sie ist nicht mehr im Wagen. Deswegen musst du sie finden und nachsehen, ob es ihr gutgeht. Kannst du das tun?«

Caroline sah mich an. Aus ihrem Gesicht sprach pures Entsetzen. Ich hatte ebenfalls eine wahnsinnige Angst, und zwar nicht nur wegen des Schrecklichen, das wir gerade durchlebt hatten, sondern auch vor dem, was Caroline womöglich auf der Straße erwartete.

»Du kommst doch mit, oder? Wir suchen gemeinsam nach ihr.«

Demnach hatte sie noch nicht registriert oder einfach nicht begriffen, dass durch den ramponierten Fahrersitz meine Beine eingeklemmt waren und ich im Wagen festsaß.

»Ich kann nicht raus«, erklärte ich. Obwohl ich eigentlich fand, dass ich sehr tapfer war, wurde mir plötzlich bewusst, dass mir schon die ganze Zeit, während ich mit ihr sprach, Tränen übers Gesicht liefen. Jetzt klang auch meine Stimme weinerlich, als ich hinzufügte: »Ich stecke hier hinten fest, deswegen musst du es machen. Du musst Amy finden und Hilfe holen. Bitte, Caroline.«

In meiner Verzweiflung gelang es mir irgendwie, durch den Nebel zu dringen, der sie seit unserem Unfall umhüllte. Sie nickte mit dem Eifer eines Kindes. Mein Blick wanderte zu den vorderen Wagentüren. Wie die hinteren waren sie fest in den Graben verkeilt. Es gab nur eine einzige Möglichkeit, den Wagen zu verlassen. »Du musst durch die Windschutzscheibe steigen und die Motorhaube hinaufklettern, bis du das Gras am Rand des Grabens zu fassen bekommst. Schaffst du das?«

Caroline war unsere einzige Hoffnung. Wortlos wandte sie sich von mir ab und starrte einen Augenblick auf das Loch in der Windschutzscheibe, ehe sie die Hände auf das Armaturenbrett stemmte.

»Warte!«, befahl ich und tastete auf dem ramponierten Rücksitz nach der Jacke, die Amy beim Einsteigen nach hinten geworfen hatte. »Leg das über den unteren Teil des Lochs, bevor du durchkriechst, sonst schneidest du dich.« Genau wie Amy, fügte eine schreckliche Stimme in meinem Inneren hinzu. Nein! So durfte ich nicht denken. Ich durfte mich nicht von meiner Panik übermannen lassen.

Caroline schaffte es tatsächlich, aus dem Wagen zu kriechen und mit erstaunlicher Geschmeidigkeit die Motorhaube hinaufzuklettern. Ohne ein weiteres Wort tat sie alles, was ich von ihr verlangt hatte, und hangelte sich hinüber zum Rand des Grabens, indem sie sich an einer freiliegenden Baumwurzel festhielt. Einen Moment später war sie verschwunden.

Das Warten erschien mir endlos. Das Licht des Scheinwerfers half Caroline nicht, es beleuchtete nur den Himmel, und der Mond war von dicken Wolken verdeckt. Auf der Straße war es stockdunkel, und Amy konnte überall liegen. Womöglich marschierte Caroline ganz knapp an ihr vorbei, ohne es zu merken. Ich hörte sie Amys Namen rufen. Je weiter sie sich vom Wagen wegbewegte, umso schwächer wurde ihre Stimme. Amy war bewusstlos, sagte ich mir. Amy konnte nicht antworten, weil sie bewusstlos war. Ein anderer Grund für die ausbleibende Reaktion war undenkbar.

Während die Sekunden verstrichen, versuchte ich erneut, mich zu befreien, indem ich beide Hände gegen die Rückseite der Sitzlehne stemmte und alle meine Kraftreserven mobilisierte, um sie wegzudrücken. Doch es hatte keinen Sinn, der Sitz gab keinen Zentimeter nach. Ich bekam meine Beine einfach nicht frei. Von der Anstrengung wurde mir schlecht, und meine Kopfwunde, die ich bisher ignoriert hatte, begann so heftig zu bluten, dass mir das Blut über die Stirn und in die Augen lief.

Mittlerweile hatte ich Carolines Stimme schon ein, zwei Minuten nicht mehr gehört.

»Caroline, ist mit dir alles in Ordnung? Hast du sie gefunden?«, rief ich, bekam jedoch keine Antwort.

In der nächsten Sekunde durchbrach ein entsetzlicher Schrei die Stille der Nacht. Er bestand aus zwei Silben – zwei schrillen Silben eines Namens.

Caroline hatte Amy gefunden.

 

Ich weiß nicht, was wir getan hätten, wenn er nicht genau in dem Moment aufgetaucht wäre. Ich hatte nicht mitbekommen, dass sich ein Wagen näherte, doch schlagartig war die Nacht erfüllt von Geräuschen: Carolines Schrei, gefolgt vom langgezogenen Kreischen von Autobremsen. Ich versuchte, mir vorzustellen, was auf der Straße gerade passierte. Vor meinem geistigen Auge sah ich Caroline neben Amys ausgestrecktem Körper knien und dann beide wie Kaninchen in die Scheinwerfer starren, während ein Auto um die Kurve bog und in der Dunkelheit direkt in sie hineinraste.

Gott sei Dank lief es nicht so ab.

Ich lauschte angestrengt. Eine Wagentür ging auf, und eine tiefe Stimme sprach rasch ein paar Worte, die ich genauso wenig verstand wie Carolines Antwort. Wenigstens war jetzt noch jemand anderes da, der uns helfen konnte. Während ich mich weiter bemühte, möglichst viel von dem mitzubekommen, was oben auf der Straße vor sich ging, lenkte mich ein ausgesprochen irritierendes Geräusch ab, das aus dem vorderen Teil des Wagens kam. Genau genommen war es schon seit ein paar Minuten zu hören, drang aber erst jetzt richtig in mein Bewusstsein. Es handelte sich um eine Art Knistern, das in unregelmäßigen Abständen ein- und aussetzte. Ich lehnte mich so weit zur Seite, wie es meine eingeklemmten Beine zuließen, und wartete, bis es wieder anfing. Schon nach wenigen Sekunden war es so weit. Ich sah einen Moment lang etwas aufleuchten, ein kurzes gelbliches Flackern hinter dem geborstenen Armaturenbrett. Gebannt starrte ich darauf, als handelte es sich um eine bissbereit zusammengerollte Kobra.

Das Knistern setzte erneut ein. Es klang ein bisschen so, als würde jemand Chips zwischen den Zähnen zermalmen. Wieder wurde es vom Flackern eines Funkens begleitet, der jedoch um einiges heller wirkte als der vorherige.

Ich konnte nur hoffen, dass die Person, die oben angehalten hatte, telefonisch Hilfe anforderte, denn mein eigenes Telefon lag zusammen mit dem von Caroline in unseren Handtaschen im Kofferraum. Und das von Amy … nun ja, Amy würde womöglich eine Weile nicht in der Lage sein, uns zu sagen, wo ihr Handy war. Wenn überhaupt.

»Nein!«, rief ich der teuflischen Stimme zu.

Genau in dem Moment tauchte in meinem Blickfeld ein Gesicht auf. Jemand spähte vom Rand der Böschung zu mir herunter.

»Hallo?« Die Stimme gehörte zu einem Mann, den ich spontan auf Mitte dreißig schätzte, einem Mann mit dunklem, welligem Haar und einem Gesicht, dessen gelassener Ausdruck gar nicht zu unserer Notlage zu passen schien. Er musste zwangsläufig besorgt und beunruhigt sein, nachdem er sich plötzlich mit drei verletzten Unfallopfern konfrontiert sah, ließ sich das aber kein bisschen anmerken – weder am Ton seiner Stimme noch an dem freundlichen Lächeln, das er zur Schau trug, während er rasch den Blick über den Wagen und mich schweifen ließ, um sich ein Bild von der Lage zu machen.

»Hallo«, antwortete ich.

Er hob die Hand, woraufhin der grelle Lichtstrahl einer Taschenlampe durch das Wageninnere glitt und dann an mir hängenblieb. Von meinem Kopf wanderte er hinunter zu meinen eingeklemmten Beinen. Beim Anblick meiner blutenden Kopfwunde hatte der Mann ein wenig die Stirn gerunzelt, und er runzelte sie noch mehr, als er meine Beine sah.

»Sie sind verletzt.« Das war eine Feststellung, keine Frage.

Ich fasste mir an die Stirn, während ich verneinend den Kopf schüttelte. »Das ist nur ein Kratzer. Wie geht es meinen Freundinnen? Haben Sie einen Krankenwagen gerufen? Eine von beiden ist durch die Windschutzscheibe geflogen. Was ist mit ihr? Geht es ihr gut? Und Caroline … ich glaube, sie steht unter Schock.«

»Es geht ihnen gut«, beruhigte er mich.

Obwohl mir klar war, dass er log, hakte ich nicht nach.

»Hilfe ist unterwegs«, fuhr er fort, »der Krankenwagen kommt bestimmt bald, und Ihre Freundin … Caroline … kümmert sich um die andere.«

»Amy«, informierte ich ihn. Ich wusste genau, dass Caroline im Moment nicht in der Lage war, sich um jemanden zu kümmern. Warum war er nicht auf der Straße und half Amy? »Bitte, gehen Sie zurück und kümmern Sie sich um die beiden«, drängte ich, während er die steile Böschung und die Lage des Wagens genauer in Augenschein nahm. Ich begriff, was er vorhatte. »Ich komme hier schon klar, bis weitere Hilfe eintrifft.«

Er lächelte mich für einen Moment an, ehe er sich vom Rand der Böschung schwang und leichtfüßig auf der Motorhaube landete. Trotzdem gab das ramponierte Metall unter seinem Gewicht ein lautes Ächzen von sich. Obwohl es aus meinem Blickwinkel schwer einzuschätzen war, schien der Mann recht groß zu sein, wahrscheinlich über eins achtzig, und kräftig gebaut.

»Das glaube ich nicht. Meiner Meinung nach sollten wir versuchen, Sie möglichst schnell hier rauszubekommen. Ich heiße übrigens Jack«, erklärte er.

Erst jetzt registrierte ich das weiche Rollen eines amerikanischen Akzents.

»Emma«, antwortete ich automatisch, und aus irgendeinem unerfindlichen Grund fügte ich hinzu: »Ich heirate in zwei Wochen.«

»Glückwunsch«, sagte er, während er sich Amys Jacke als Schutz um die Hände schlang.

»Wir haben meinen Junggesellinnenabschied gefeiert.«

Er quittierte meine Worte mit einem kleinen Nicken. Seine ganze Aufmerksamkeit galt jetzt der Windschutzscheibe. »Legen Sie die Hände über die Augen.«

Ich starrte ihn fragend an. Vielleicht war Caroline ja nicht die Einzige, die unter Schock stand.

»Ich muss das restliche Glas herausschlagen, damit ich einsteigen und Ihnen helfen kann.«

»Das ist zwecklos, meine Beine sind hinter dem Fahrersitz eingeklemmt. Ich habe es schon versucht, aber ich komme nicht raus.«

In dem Moment wurde das ganze Armaturenbrett von einem großen Funken erleuchtet, der aus der beschädigten Elektronik des Wagens kam. Erneut runzelte Jack die Stirn.

»Lassen Sie es uns trotzdem noch einmal versuchen, ja? Und jetzt bedecken Sie bitte Ihre Augen.«

Ich tat, was er sagte, und dann hörte ich mehrere laute Schläge, begleitet von ein, zwei Grunzlauten. Plötzlich regneten die Splitter der geborstenen Windschutzscheibe auf mich herab. Eine blieb sogar in der blutigen Wunde an meiner Stirn stecken. Ich wollte sie herausziehen, doch ein warnender Schrei ließ mich mitten in der Bewegung innehalten.

»Nicht anfassen! Schütteln Sie nur den Kopf!«

Wieder tat ich, was er sagte. Die meisten der Scherben fielen zu Boden.

Er bedachte mich erneut mit einem Lächeln. »Ich kann doch nicht zulassen, dass Sie sich Ihr hübsches Gesicht ruinieren. Denken Sie an die Hochzeitsfotos«, sagte er, während er durch den Rahmen stieg, der vorher die Windschutzscheibe gehalten hatte. Sobald er sich im Wagen befand, änderte sich sein Verhalten. Auf den Fahrersitz gekauert, erstarrte er und atmete laut hörbar ein. Ich begriff nicht, was ihm Sorgen bereitete, bis ich ebenfalls tief einatmete. Benzin. Es roch richtig stark nach Benzin. Warum hatte ich das bisher nicht gemerkt? Aus dem Armaturenbrett drang wieder dieses Knistern. Das Geräusch ließ uns beide erschrocken in die entsprechende Richtung starren. Dann sahen wir uns einen Moment lang an.

»Machen wir, dass wir hier rauskommen«, sagte er.

Ich schüttelte zornig den Kopf. »Bringen Sie sich in Sicherheit! Sie können mir nicht helfen, und wenn sich das Zeug entzündet …«

Als hätte ich nichts gesagt, griff er mit einer Hand nach dem Hebel, mit dem sich der Beifahrersitz zurückklappen ließ, und schob ihn nach hinten, so weit es ging. Einen Moment später lehnte er neben mir auf den ramponierten Resten des Rücksitzes. Er war ein großer Kerl und schien den ganzen Raum einzunehmen. Sein Gesicht war nur Zentimeter von meinem entfernt.

»Hallo«, sagte er grinsend, als befänden wir uns nicht mitten in einer lebensbedrohlichen Situation.

Ich packte fest seinen Arm. »Sie müssen hier raus. Sofort!«

Er schüttelte nur den Kopf, als hätte ich etwas total Albernes von mir gegeben. »Erst Sie, dann ich.«

Wer war dieser fremde Amerikaner, der sein Leben riskierte, um meins zu retten?

»Jetzt sagen Sie mir mal«, fuhr er in einem Ton fort, der so lässig klang, als säße er plaudernd beim Abendessen, »ob Ihnen abgesehen von der Kopfverletzung sonst noch etwas weh tut. Können Sie Ihre Beine spüren und die Füße richtig bewegen?«

Ich ließ die Knöchel kreisen, so gut es ging, und verzog vor Schmerz ein wenig das Gesicht. »Keine größeren Schäden. Alles in Ordnung«, meldete ich.

Das brachte mir ein weiteres Lächeln ein.

»Dann können wir uns jetzt den Sitz vornehmen?«, fragte Jack, der sich sogleich vorbeugte, um das Problem näher in Augenschein zu nehmen, wobei er an mehreren Stellen versuchsweise gegen die Lehne drückte. Anschließend probierte er es ein paarmal mit mehr Kraft.

»Es tut mir leid, aber ich fürchte, jetzt muss ich Ihnen ein bisschen zu nahe treten.«

Mit diesen Worten legte er beide Hände auf meine Beine und ließ die Finger so weit nach unten gleiten, bis er schließlich dorthin gelangte, wo meine Gliedmaßen unter dem Sitz verschwanden.

»Ich entschuldige mich dafür in aller Form«, erklärte er erneut, während er sich langsam wieder aufrichtete. »Ich weiß ja, wie wichtig euch Briten eure Privatsphäre ist.«

Wie konnte er in einer solchen Situation nur so locker bleiben?

Im vorderen Teil des Wagens war auf einmal ein kleines, gepresst klingendes Puffen zu hören, gefolgt von einem schmalen weißen Rauchfaden, der sich aus einer der Lüftungsklappen schlängelte. Jack sah mich an. Jeglicher Schalk war aus seinem Gesicht gewichen, und zum ersten Mal wirkte er richtig beunruhigt.

»Bitte verlassen Sie den Wagen.«

Er schüttelte den Kopf. »Ich glaube, dass ich es schaffe, den Sitz so weit nach vorn zu schieben, dass Sie Ihre Beine herausziehen können.«

Der ganze hintere Teil des Wagens schien zu vibrieren, so sehr legte er sich ins Zeug. Plötzlich wurde das leise Stöhnen, das Jack vor lauter Anstrengung von sich gab, von einem dumpfen, reißenden Geräusch unterbrochen, und gleichzeitig verschwand sein linker Arm durch ein klaffendes Loch im Material der Rückenlehne.

»Mist! Das hat jetzt aber scheißweh getan!«, rief er. »Entschuldigen Sie meine Ausdruckweise«, fügte er absurderweise hinzu. Als er den Arm wieder herauszog, war er voller Blut. An der Innenseite des Unterarms verlief ein langer, tiefer Schnitt.

Nun reichte es mir endgültig. »Um Gottes willen, geben Sie endlich auf! Jetzt sind Sie verletzt.«

Er blickte auf seinen blutenden Arm. »Was? Sie meinen diesen Kratzer? Da habe ich mich beim Rasieren schon schlimmer geschnitten.«

»Sie rasieren sich die Arme?« Meine Frage brachte ihn zum Grinsen. »Jack, bitte«, fuhr ich in flehendem Ton fort. »Die Feuerwehr ist bestimmt schon unterwegs. Die haben die richtige Ausrüstung, um mich hier rauszuschneiden.«

»Das wollen wir doch hoffen«, meinte er.

»Wie auch immer, ich halte es auf jeden Fall noch aus, bis die kommen. Solange das Benzin nicht in den Wagen läuft und sich entzündet, kann mir ja nichts passieren.«

Er musterte mich so eindringlich, dass ich mich fragte, ob ich beim Chemieunterricht in der Schule vielleicht doch besser hätte aufpassen sollen. »Was ist? Stimmt das etwa nicht?«

»Nicht nur das Benzin kann sich entzünden, Emma. Es reichen schon die Dämpfe

Deutlicher brauchte er nicht zu werden. Der ganze Wagen war voll von diesen Dämpfen, sie wurden mit jeder Minute dichter.

Ich nickte zu dem Sitz hinunter. »Versuchen Sie es noch einmal.«

Er drehte sich ein wenig herum und stemmte den Rücken gegen die Seite des Wagens.

Jeder x-beliebige Mensch hätte der Fahrer des Wagens sein können, der zu unserer Rettung anhielt. Es hätte eine Frau sein können, ein alter Mann oder einfach ein Feigling. Ich bin in alle Ewigkeit dankbar, dass es sich stattdessen um einen großen, athletischen Kerl mit einem seltsam überentwickelten Heldenkomplex handelte. Ich wusste, dass es funktionieren würde, noch ehe sich der Sitz zu bewegen begann. Mir war einfach klar, dass diese stählerne Entschlossenheit zum Erfolg führen musste. Etwas anderes kam für ihn nicht in Frage.

Der Sitz gab nicht viel nach, aber schon beim ersten entrüsteten Ächzen des Metalls machte ich mich bereit. Als ich dann schließlich eine winzige Bewegung spürte und der Druck ein klein wenig nachließ, riss ich die Beine hoch und war plötzlich frei. Erstaunlicherweise waren meine Beine mehr oder weniger unversehrt, mal abgesehen von ein paar Schnitten und heftigen Blutergüssen von der Sorte, die später so oft die Farbe wechseln, dass man es am Ende fotografisch dokumentiert.

Fast hatte es den Anschein, als wüsste der nach meinem Blut gierende Wagen, dass ich im Begriff war zu entkommen, denn aus sämtlichen Lüftungsklappen des Armaturenbretts schossen plötzlich Funken. Das kleinste und tödlichste Feuerwerk der Welt hatte begonnen.

»Los!«, drängte Jack, während er mich am Oberarm packte und über den zurückgeklappten Beifahrersitz in den vorderen Teil des Wagens verfrachtete.

Ich kletterte durch den leeren Rahmen der Windschutzscheibe und dann auf allen vieren die rutschige Motorhaube hinauf. Jack war mir dicht auf den Fersen.

»Das Benzin kann jeden Moment explodieren! Stell dich auf den Rand der Motorhaube, dann stemme ich dich hoch.«

»Für dich immer noch Sie«, wies ich ihn zurecht.

»So ein herrisches Frauenzimmer!« Mit diesen Worten plazierte er eine Hand ziemlich schamlos auf meinem Hinterteil und schob mich in Richtung Stoßstange.

Oben angekommen, richtete ich mich mit seiner Hilfe auf, verlor jedoch sofort wieder das Gleichgewicht, so dass er mich auffangen und erneut stützen musste. Vorsichtig versuchte ich, ein wenig Gewicht auf meine Beine zu verteilen, die sich vom langen Stillhalten noch ganz taub und kribbelig anfühlten. Auf seinen Arm gelehnt, blickte ich besorgt an den steilen Wänden des Grabens hinauf. Erst jetzt wurde mir klar, wie tief er war. Es waren mindestens noch drei Meter bis hinauf zur Straße. Wie um alles in der Welt hatte Caroline es geschafft, da so leicht hinaufzukommen?

»Ich glaube nicht, dass ich …«

Er hatte das Problem offenbar längst gelöst. Wortlos sank er zu meinen Füßen auf die Knie, als wollte er mir einen Antrag machen. »Steig auf meine Schultern.«

»Ich bin zu schwer.«

Aus dem Armaturenbrett stoben fast ohne Unterbrechung Funken. Uns blieb nicht mehr viel Zeit.

»Willst du jetzt ein Kompliment hören? Ich glaube nicht, dass das der richtige Zeitpunkt dafür ist. Los jetzt, rauf mit dir!«

Ich stützte mich auf seine Handflächen, die er nach oben streckte, und schob dann je ein Bein auf je eine Schulter. Er erhob sich so geschmeidig, dass man hätte meinen können, er täte so etwas täglich. Ich versuchte, ihm zu helfen, indem ich mich an sämtlichen Wurzeln und Zweigen festhielt, die ich zu fassen bekam, bis der obere Rand des Grabens auftauchte.

Gleich hatte ich es geschafft.

Ich blickte auf Jack hinunter. »Was ist mit dir? Schaffst du es allein hier hoch?«

»Mach dir keine Sorgen. Ich folge dir auf dem Fuße.«

 

Ich kroch gerade auf allen vieren vom Graben weg, als Carolines Wagen mit einem furchtbaren Getöse explodierte.

2

Die Druckwelle warf mich flach auf den Boden, und gleich im Anschluss fegte eine glühende Woge über mich hinweg. Bevor ich mich wieder auf alle viere kämpfte, blickte ich mich um. Durch den brennenden Wagen war die Umgebung jetzt fast taghell erleuchtet. Ich spürte, wie sich eine Hand an meinen Ellbogen legte und mich hochzog.

»Ist alles in Ordnung? Hast du dich verletzt?«

Während ich benommen den Kopf schüttelte, fragte ich mich, warum sich das alles so falsch anhörte. Dann begriff ich, dass mir die Explosion eine Art dumpfen Pfeifton in beiden Ohren beschert hatte. Voller Dankbarkeit blickte ich zu dem Mann auf, der vor mir stand – und der tatsächlich so groß war, wie ich vermutet hatte. Wäre er nicht gewesen, hätte ich die Explosion nicht überlebt! Ein leichter Tinnitus war da ein kleiner Preis, den ich gern zahlte.

»Es geht mir gut. Danke für … für alles.«

Er zuckte mit den Achseln, als wäre es nicht der Rede wert. Dabei wussten wir beide, dass das nicht stimmte.

»Amy und Caroline … Wo sind sie?«

Statt einer Antwort nahm Jack mich an den Schultern und drehte mich um, bis ich in die Richtung blickte, aus der wir drei mit dem Wagen gekommen waren. Etwa vierzig Meter entfernt konnte ich, vom Feuerschein nur noch schwach beleuchtet, am Boden zwei Silhouetten ausmachen. Mir war nicht klar gewesen, dass unser Wagen nach dem Aufprall noch eine so große Distanz zurückgelegt hatte.

Jack griff nach meiner Hand. »Komm«, sagte er.

Aus der Ferne hatte es so ausgesehen als würde Caroline, die neben Amy am Straßenrand kniete, beten. Als wir näher kamen, sah ich jedoch, dass dem nicht so war. In Wirklichkeit wiegte sie sich wimmernd vor und zurück. Kein gutes Zeichen, dachte ich, gar kein gutes Zeichen. Das letzte Stück des Weges legten wir im Laufschritt zurück, aber als wir wenige Meter von der Stelle entfernt waren, an der es Amy aus dem Wagen geschleudert hatte, hielt Jack mich fest.

»Emma, hör zu: Amys Verletzungen sind ziemlich … ernst.«

Ich nickte benommen, ehe ich meine Hand aus seiner löste und die restliche Strecke allein ging.

Mir war klar, dass er versucht hatte, mich vorzubereiten. Ich hatte verstanden. Trotzdem hätte er sich die Mühe sparen können. Nichts konnte mich auf das vorbereiten, was ich zu sehen bekam, als ich den Blick von Caroline zu Amy wandern ließ. Plötzlich war ich sehr, sehr froh über das schwache Licht, denn was ich sah, bewirkte, dass sich sowohl mein Herz als auch mein Magen vor Schreck und Kummer verkrampften: ihr Gesicht, ihr armes Gesicht.

Ich fiel neben Caroline auf die Knie, griff nach ihrer Hand und drückte sie fest. Ich glaube nicht, dass sie mich überhaupt registrierte. Aber es war ohnehin nicht Caroline, die mich im Moment am meisten brauchte.