Nr. 20
Flucht ins Chaos
Pabel-Moewig Verlag KG, Rastatt
Der Arkonide Atlan erfuhr erst, nachdem er die ARK SUMMIA erfolgreich abgeschlossen hatte und sein Logiksektor aktiviert worden war, das Geheimnis seines Lebens: Er war der Sohn und damit als Kristallprinz der designierte Nachfolger des vierzehn Arkonjahre zuvor von dessen Halbbruder Orbanaschol und seinen Helfern ermordeten Imperators Gonozal VII.
Erbittert verfolgt von den Häschern des Brudermörders und zum Leben im Untergrund gezwungen, war Atlan fortan bemüht, das ihm zustehende Erbe anzutreten und den Tyrannen vom Kristallthron zu stürzen. Kein leichtes Unterfangen, denn Imperator Orbanaschol III. stand als Herrscher des Tai Ark’Tussan, des Großen Imperiums der Arkoniden, die volle Macht des in Zehntausenden Welten rechnenden Reiches ebenso zur Verfügung wie ein gnadenloser Geheimdienst oder die »Bluthunde« der Kralasenen-Truppe des Blinden Sofgart.
Nachdem es Atlan und seinen Freunden gelungen war, auf der Welt Kraumon eine Basis zu schaffen, stand für den Kristallprinzen ein Ziel auf der Liste, bei dem sich persönliche und politische Interessen mischten: Er wollte seine Freundin Farnathia retten. Sie war im Verlauf der Flucht von dem Exilplaneten Gortavor in die Hände des Blinden Sofgart gefallen und wurde nun auf Sofgarts Folterwelt gefangen gehalten.
Nach etlichen Schwierigkeiten gelang das Vorhaben, mit einem Kurierschiff glückte die Flucht. Obwohl dieses zwar ein relativ kleiner, aber sehr guter Raumer war, widerstand es nicht den Einflüssen der rätselhaften Sogmanton-Barriere, in die es die Flüchtlinge verschlug.
Nur knapp gelang die Rettung durch die hier operierenden Piraten der Sterne, und auch der von Sofgart in Farnathia implantierte Bio-Parasit konnte ausgeschaltet werden. Während Atlans geschwächte Freundin in Richmonds Schloss zurückblieb, gelangten der Kristallprinz und seine Verbündeten, unterstützt von den Piraten der Sterne, zur Freihandelswelt Jacinther IV. Hier wurde die Ankunft des imperialen Wirtschaftsstrategen erwartet. Könnte Atlan Ka’Mehantis Freemush Ta-Bargk in seine Gewalt bekommen, wäre dies ein empfindlicher Schlag gegen Orbanaschol …
Wie für alle Bücher mit den Abenteuern aus der Jugendzeit Atlans gilt, dass die in sie einfließenden Heftromane des in den Jahren 1973 bis 1977 erstmals veröffentlichten Zyklus ATLAN-exklusiv – Der Held von Arkon von mir bearbeitet wurden, um aus fünf Einzelheften einen geschlossenen Roman zu machen, der dennoch dem ursprünglichen Flair möglichst nahe kommen soll.
Damals erschienen im wöchentlichen Wechsel die unter ATLAN-exklusiv erscheinenden Hefte sowie die USO-Abenteuer Im Auftrag der Menschheit; bei den USO-Abenteuern gab es ab Band 137 eine Veränderung, als sie inhaltlich Dinge aus Atlans Jugendzeit aufgriffen und teilweise in der Handlungszeit Mitte des 29. Jahrhunderts fortführten. Für das Verständnis der ATLAN-exklusiv-Bände ist deren Kenntnis zwar nicht notwendig, der Vollständigkeit halber wird jedoch an einigen Stellen als Kapitel-Vorspanntext auf diese Verknüpfungen verwiesen.
Für das vorliegende Buch 20 wurden, ungeachtet der notwendigen und sanften Eingriffe, Korrekturen, Kürzungen und Ergänzungen, folgende Romane zusammengestellt: Die Burg des Tyrannen von Hans Kneifel (Band 132), Flucht ins Chaos von H. G. Francis (Band 134), Die Image-Maschine von Kurt Mahr (Band 136), Jagd im Hyperraum von Clark Darlton (Band 138) sowie Laboratorium des Satans von Dirk Hess (Band 140). Als Anhang gibt es das Kleine Arkon-Lexikon und zur Veranschaulichung der Schauplätze die Karten.
Wie stets der obligatorische Dank an die Helfer im Hintergrund: Michael Beck, Andreas Boegner, Kurt Kobler, Heiko Langhans, Michael Thiesen – sowie Sabine Kropp und Klaus N. Frick.
Viel Spaß – ad astra!
Rainer Castor
1141. positronische Notierung, eingespeist im Rafferkodeschlüssel der wahren Imperatoren. Die vor dem Zugriff Unbefugter schützende Hochenergie-Explosivlöschung ist aktiviert. Fartuloon, Pflegevater und Vertrauter des rechtmäßigen Gos’athor des Tai Ark’Tussan. Notiert am 18. Prago des Ansoor, im Jahre 10.497 da Ark.
Bericht des Wissenden. Es wird kundgegeben: In wenigen Tontas werden Atlan und ich aufbrechen und von Kortasch-Auromt nach Sebentool fliegen. Auf dem Plateau steht der Gleiter bereit; zwei Männer haben auf Befehl Tato Ruuvers das Regierungssymbol durch das Emblem einer bekannten Händlersippe von Etset-Auromt ersetzt – das ist unauffälliger und wird diplomatische Verwicklungen verhindern. Es wird ohnehin schwer genug sein, unsere Planungen umzusetzen: Für den 31. Prago des Ansoor ist die Ankunft des Imperialen Ökonomen Freemush Ta-Bargk angekündigt. Der Ka’Mehantis ist als Mitglied des Großen Rates und des Berlen Than der für den Handel zuständige Minister, ein Vertrauter Orbanaschols. Genug Zeit, um uns vorzubereiten.
Am 8. Prago des Ansoor sind wir mit der GROVEMOOS der Piraten der Sogmanton-Barriere auf Broschaan-Raumhafen gelandet. Seit zehn Pragos befinden wir uns nun auf Jacinther IV, also dem vierten Planeten der gleichnamigen Sonne, die sich, 19.555 Lichtjahre von Arkon entfernt, 2143 Lichtjahre oberhalb der galaktischen Hauptebene befindet. Die hiesigen Umweltbedingungen sind extrem: Die Witterungsverhältnisse der feuchtheißen Atmosphäre wechseln häufig, Temperaturstürze sind mit heftigem Regen und ebensolchen Stürmen verbunden. Im Treibhausklima hat sich eine üppige Flora entwickelt, die das Land außerhalb der wenigen Ballungszentren als Dschungel und Sumpf bestimmt.
Dennoch oder gerade deshalb ist Jacinther ein gern vom Arkon-Adel besuchtes Ziel; hier lässt sich der Erwerb exotischer Waren mit Großwildjagd und einem Urlaub unter Primitivbedingungen verbinden. Zweifellos spiegelt sich darin ganz deutlich die wachsende Dekadenz der höher gestellten Arkoniden wider, die unter Orbanaschols Herrschaft ihren bisherigen Höhepunkt erreicht hat. Ich kenne die Freihandelswelt von früheren Aufenthalten und bin mit den grundsätzlichen Bedingungen vertraut, leider jedoch nicht im eigentlich notwendigen Maß mit den aktuellen politischen Gegebenheiten. Diese mussten und müssen wir erkunden, doch schon jetzt kann festgehalten werden, dass sie sich selbst für eine Welt vom Schlage Jacinthers recht bizarr gestalten.
Drei Kontinente und eine Großinsel sind auf der »Landhemisphäre« des Planeten zu finden: der Nordkontinent Sebentool, der Südkontinent Braschoon, der Mittel- oder Äquatorialkontinent KevKev sowie Kortasch-Auromt. Jedem Kontinent ist als Verwalter ein Tato zugeordnet. Ihnen vorgesetzt ist der Generalbevollmächtigte des Tai Ark’Tussan, Fertomash Agmon, doch die vier Gouverneure befehden sich, weil jeder die Nachfolge Agmons antreten will, der als alt, senil und kränklich gilt und sich schon seit Jahren nicht mehr in der Öffentlichkeit hat blicken lassen – vielleicht sogar schon tot ist.
Prillgram Galbass ist der Gouverneur von Broschaan; Stadt und Raumhafen gehören zu seinem direkten Einflussgebiet, nur über die Freihandelszone, den Markt selbst, hat er keine Machtbefugnisse – zumindest keine offiziellen. Galbass erwies sich als kleines, dürres Männchen, ein habgieriger, machtbesessener, bösartiger Zwerg, der ein sadistisches Vergnügen daran hat, seine Gegner lebendig in Kunstharzblöcke einzugießen. Fast hätten wir das Schicksal anderer Opfer geteilt …
Scheinbar in seinem Auftrag wollten wir an Bord der LAAKINTA nach Sebentool reisen. Doch das Schiff wurde von Leuten des Tato Mavillan Ruuver gekapert und nach Kortasch-Auromt umgeleitet, wo wir am 13. Prago des Ansoor ankamen. Es gelang uns, Ruuvers Pläne zu durchkreuzen, indem wir die Kontrolle über seine von Funkimpulsen gesteuerte Mooja-Armee gewannen. Morvoner Sprangk und Eiskralle werden als Druckmittel hier zurückbleiben, während Atlans und mein Ziel Sebentool ist – dort werden wir es mit dem Gouverneur Djulf Sorpschan und Fertomash Agmon selbst zu tun bekommen. Und es kann als sicher gelten, dass der Tato von KevKev, Kaddoko, ebenfalls noch eine Rolle spielen wird.
Die Handelsstation Sebentool besteht aus zwei Städten, die rund dreihundert Kilometer voneinander entfernt sind. In geologischer Vergangenheit ist hier entlang einer Bodenspalte ein gigantisches Feld von Vulkanen aufgebrochen, vermutlich als Folge eines Meteoritenschauers, der seinerseits Tausende von Kratern aufgeworfen hat. Längst haben sich viele Krater mit Wasser gefüllt, andere sind gänzlich verschwunden, weil der Dschungel sie überwuchert hat, wieder andere sind unbewachsen und bilden Narben in der Landschaft.
Die »Straße der tausend Krater«, zugleich eine breite Gleiterpiste, verbindet die Städte. Sie zieht sich von Sebentool-Varn, der Stadt des Raumhafens, in wirren Kurven durch die Landschaft, berührt einige der Kraterwälle, durchschneidet einen kleinen Teil der Dschungelsümpfe und den Urwald, ehe die Go-moassar-Khazilyi in der südlichen Stadt Sebentool-Braan endet.
Djulf Sorpschan hat sich als Zentrum seiner Macht einen riesigen, runden Krater ausgesucht, der außen und innen vollständig bewachsen ist. Im Innern gibt es den berühmten Irrgarten, die Krone des Ringwalls bilden glasglatte Felsen, die als unübersteigbar gelten. Hin und wieder finden sich angeblich Leichen oder Gerippe … Zeugen dafür, dass jemand versucht hat, in den Krater einzudringen.
Die gesamte Anlage breitet sich unter einem flach gewölbten Prallfelddach aus, das dem Regen und den Orkanen widersteht. Der Garten, angefüllt mit seltenen Pflanzen, durchstreift von wilden oder halb zahmen Tieren, ist weit über die Grenzen des Planeten hinaus bekannt. Er gilt als eine Art planetares Wunder, als Kleinod inmitten einer Landschaft der extremen Umweltbedingungen. Der große Khazil Sorpschans liegt in der Nähe der Siedlung Sebentool-Braan …
Jacinther IV, Nordkontinent Sebentool, 19. Prago des Ansoor 10.497 da Ark
Bericht Vergord
Eines Tages erschienen sie: Ich wusste nicht, warum sie sich gerade meinen kleinen Krater ausgesucht hatten; vielleicht, weil er in der Nähe der Abzweigung lag, die zum Sitz von Fertomash Agmon führte. Ich kam soeben aus meinem Warenlager, ging an den Teichen und an der kleinen, vollrobotischen Hydroponikanlage vorbei und blieb neben dem Tor stehen. Es war mit vier Schichten von Maschendraht abgesichert. Ich konnte den Gleiter mit dem Zeichen des Gehörnten Yilld gut erkennen. »Ihr habt das Zeichen des Clans der Glenlivet?«
Die beiden blickten mich an, und der Dicke nickte. »So ist es.« Seine Augen waren, als er mich musterte, auf eigentümliche Weise durchdringend. »Wir wollen zu den Händlern entlang der Straße der tausend Krater.«
Ich grinste. »Also handeln. Mit mir?«
»Warum nicht?« Während der Tonfall des dicken Mannes weich und listig klang, war die Stimme des Jüngeren etwas herrisch. Vermutlich war er unsicher. »Wir handeln nicht mit billigen Waren. Unsere Waren sind kostbar. Wir suchen einen Platz, wir suchen Kontakte, wir suchen Gesprächspartner, die gern große Gewinne machen wollen. Ob wir allerdings hier bei dir an der richtigen Adresse sind, wissen wir nicht.«
Ich zuckte zusammen. Dann streckte ich die Hand aus und legte den Riegel herum. Kreischend in rostigen Angeln drehte sich die Tür nach innen auf. Wechselnde Hitze, die feuchte Wärme und der Dampf, der immer wieder nach den Gewittern und Hurrikanen aufstieg, machten jedes Schmieren sofort zunichte. »Kommt herein! Man nennt mich Vergord, den Mehandor seltener Bodenbakterien und guter Mutationssamen.«
Der Dicke schob sich an mir vorbei. Erst jetzt sah ich, dass er unter seiner Jacke mit den eingearbeiteten Kühlschlangen einen zerbeulten Brustpanzer trug. Seine knielangen Lederstiefel knirschten.
»Wir handeln mit Wissen und Informationen, mit Tipps und mit Klugheit, mit Kontakten und nötigenfalls auch mit Waren. Und mit Kenntnissen«, warf der jüngere Mann wie beiläufig hin.
»Eine leichte Ware. Sie braucht keine Lagerhäuser.«
»Und verdirbt nicht so schnell«, konterte der Dicke. »Mich nennt man Claudevarn.«
Der Jüngere deutete auf seine Brust. »Ich bin Modoff.«
Modoff und Claudevarn. Fremde Namen, mit denen ich nichts anfangen konnte. Ich musste also, wenn ich die nächsten Jahre ohne Konkurs überstehen wollte, jemanden von der Nocto-Nos verständigen. Aber das hatte noch Zeit, bis ich mit den beiden Fremden gesprochen hatte.
»Können wir den Gleiter außerhalb des Kraters lassen?«, fragte der Dicke. »Oder stiehlt man ihn dort?«
Ich hob die Schultern und breitete die Arme aus. »Normalerweise wird hier nichts gestohlen. Aber es kann sein, dass man einen Gleiter der Glenlivet einer genauen Prüfung unterzieht. Dann könnte er, unter bestimmten Umständen, nicht mehr so recht funktionieren.«
Der Dicke lachte kurz und wandte mir, als wir nebeneinander den breiten Weg zum Haus entlanggingen, das Gesicht zu. Es war rund, aber von vielen Runzeln durchzogen und von einem schwarzen Vollbart bedeckt. Es strahlte eine geradezu teuflische Lust am Wortspiel aus, am Schachern und an den vielfältigen Möglichkeiten der Verwirrung und der Tricks.
»Sollte man den Gleiter untersuchen wollen, wird man unliebsame Überraschungen erleben«, versicherte Claudevarn.
Plötzlich fürchtete ich mich ein wenig. Ich sprach die bekannte Formel: »Mein Haus ist euer Haus, und Profit bestimme unsere Rede.«
Der jüngere Mann verneigte sich kurz und erwiderte leise: »Solange die Sonne scheint.«
Ich machte eine einladende Bewegung, und wir gingen ins Haus, das, wie alle Bauwerke entlang der Straße, in einen Krater gebaut war. »Meiner« hatte einen Durchmesser von vierzig und eine Tiefe von fünfzehn Metern. Der Zugang war mit Desintegratoren aus dem der Straße zugewandten Teil des Ringwalls herausgeschnitten worden. Das Haus, ein flacher Bau mit gläsernem Dach, befand sich im Zentrum. »Ihr wisst sicher, dass hier nicht jeder einfach kommen und handeln kann?«
Der Dicke funkelte mich an. »Bedarf man auf Freihandelswelten wie diesen etwa eines gesetzlichen Schutzes?«
»Nicht direkt eines gesetzlichen Schutzes«, wich ich aus. »Aber Schutz werdet ihr brauchen.«
»Wie viel? Von wem?«, erkundigte sich der jüngere Mann, der einen langsamen Rundgang entlang der hermetisch abgekapselten und an die biologischen Systeme angeschlossenen Vitrinen machte.
Ich holte tief Luft und fragte zurück: »Glenlivet? Genauer – ich muss wissen, mit wem ich es zu tun habe, sonst kann ich euch keinen Rat geben.«
»Von Kortasch-Auromt«, sagte der Dicke, als sei dies eine Erklärung. »Der Clan der Glenlivet hat uns geholfen. Wir sind neu hier und bringen neue Erkenntnisse. Wir sind die Problemlöser.«
»Recht so.« Ich wurde aus den beiden nicht ganz klug. Sie waren zu clever, zu redegewandt. Ich ahnte abermals, dass es mit ihnen Ärger geben würde. »Trotzdem braucht ihr Schutz. Es gibt eine Organisation hier, die gegen einen geringen Betrag den sicheren Handel gewährleistet. Hier, in den beiden Städten von Sebentool und entlang der Go-moassar-Khazilyi.«
Der Jüngere warf mir einen Blick zu, in dem Kühnheit und Wildheit lagen. »Etwa die Nocto-Nos?«
»So ist es.«
Der Dicke stieß ein verdrossenes Grunzen aus, polierte mit seinem Ärmel den verbeulten Brustpanzer. »Die Nocto-Nos. Wir hörten bereits davon. Wir kennen solche Schutzgemeinschaften, und wir wissen auch, dass sie alle durchaus hierarchisch aufgebaut sind. Also haben sie einen obersten Chef. Bei der Korruption, die allenthalben auf Jacinther Vier vorzufinden ist, könnte ich mir denken, dass der Tato höchstselbst der Verantwortliche ist. Vertagen wir diese Erörterung. Gestattest du, Vergord, eine Reihe wichtiger Fragen? Wichtig für uns!«
Ich nickte. In diesem großen, hellen Raum meines Hauses war meine Ware ausgebreitet. Nun konnte man Bodenbakterien und Samen nicht werbemäßig ausstellen, denn niemand sah ihnen ihre Kraft, Güte oder Schönheit an. Aber dafür konnte ich die Ergebnisse meiner Züchtungen zeigen. In den abgeschlossenen Vitrinen, die auf steinernen Sockeln standen und hell ausgeleuchtet waren, befanden sich Bodenproben in verschiedenen Stadien der Aufbereitung. Und aus den Samen waren schöne Blumen und allerlei Gewächse entstanden, die jedermann bewundern konnte. Große Teile des berühmten Gartens von Djulf Sorpschan stammten aus meinen Zuchthäusern und Gartentürmen, die sich entlang der inneren Kraterwandung in die Höhe schoben.
Der junge Mann hatte seinen Rundgang abgeschlossen und blieb jetzt in meiner Nähe stehen. Er schien unruhig zu sein.
»Fragt!«, forderte ich sie auf. »Was ich beantworten kann und darf, werde ich beantworten.«
»Können wir einen kleinen Krater mieten? Ist dies grundsätzlich möglich?«
»Grundsätzlich schon.«
»Können wir bestimmte Reklameaktionen starten?«
»Dafür gilt das Gleiche.«
»Gibt es nach deiner Meinung hier viele Probleme, die zu lösen sind? Mit wissenschaftlichen Methoden, mit Klugheit oder mit ein wenig Zauberei?« Der kleine, breitschultrige Mann zwinkerte listig; Reflexe tanzten auf seiner Glatze.
Ich musste mich korrigieren. Er war nicht fett, keineswegs. Er war nur in einem besonderen Maß muskulös. Seine Bewegungen waren nicht die eines alternden, dicken Mannes. Sie waren kurz und schnell und sehr zielsicher.
»Es gibt viele Probleme. Und wer sie lösen kann, wird sich Cholitt-Bündel verdienen.«
»Ausgezeichnet.« Modoff lächelte verhalten. »Dann werden wir, indem wir die Probleme der anderen lösen, auch unsere lösen können. Nun eine Bitte – wir werden uns erkenntlich zeigen.«
Ich neigte den Kopf und lauschte aufmerksam.
»Bring uns mit einem der oberen Vertreter der Nocto-Nos zusammen! Und sag uns, wo wir in Ruhe übernachten können. Ein gutes, nicht zu großes Hotel.«
Ich grinste; zwei Kunden, das brachte eine saftige Prämie. Sie wurde auf die Rechnung der beiden addiert. »Es gibt nur eine gute Raststätte, nämlich Zum Mehan’phal. Der dreizehnte Krater von hier, links in Richtung Sebentool-Varn. Ein großer gelber Stein neben der Straße ist die Markierung. Heute Abend können wir uns in der Schenke treffen. Dort wird dann auch jemand sein, der euch beraten kann.«
Ich stand auf und gab damit zu erkennen, dass meine Zeit kostbar war. Claudevarn hielt mir seine Hand mit den überraschend gut geformten Fingern hin. »Danke, Handelsmann. Wir treffen uns also heute Abend im Mehan’phal. Dann können wir alles in Ruhe und bei einem guten Glas Wein besprechen. In deinem Sinn, Vergord?«
Ich schüttelte die Hand, und es erwies sich, dass der Kleinere der beiden eine geradezu mörderische Kraft in seinen Fingern hatte. Dann sah ich ihnen nach, wie sie meinen Krater verließen.
Knapp einen Meter von dem Tisch entfernt brannte das Feuer im offenen Kamin. Die hellen Flammen beleuchteten die linke Hälfte des hochmütigen, abweisenden Kopfes von Banff, dem ungekrönten Herrn dieses Großkraters. Banff war der Große Kaufmann – von Kratergruppe zu Kratergruppe wechselten die Bezeichnungen, mit denen wir hier schon als Kinder aufwuchsen, ihre Bedeutung. Es war die einzige Möglichkeit, zwischen der vielschichtigen Verwandtschaft zu unterscheiden, zwischen der Wichtigkeit einzelner Clans, ausgedrückt durch die Höhe der Bilanzen, zwischen den verschiedenen Gütern, die auf dieser Freihandelswelt umgeschlagen wurden. Für jeden Fremden war das System völlig frustrierend, weil total undurchsichtig.
Als ich in das Gesicht des Großen Kaufmanns blickte, begann ich deutlich zu ahnen, dass sich in nächster Zeit entlang der Straße der tausend Krater einiges ereignen würde. Es hatte zu viele Gerüchte gegeben in den letzten Tagen …
Vor uns standen Becher aus edlem Stahl, versehen mit einem zierlich ausgefrästen Mäander und den Initialen des Wirtes. Die Schenke war angefüllt mit dem Rauch aus vielen Pfeifen, in den sich der Gestank ungewaschener Körper und das Aroma verschiedener alkoholhaltiger Getränke mischten; es roch nach Leder, nassem Pelz, nach Stoffen und den Bodendielen. Von draußen, durch die unregelmäßigen Öffnungen der Fenster, drang der Nebel herein. Er roch nach Humus und Schwefel, und diese Gerüche bereicherten noch den Dunst, der unter der niedrigen Decke hin und her waberte.
Ich beugte mich vor. »Erhabener!« Ich umklammerte den Stahlbecher, schob ihn verlegen auf dem polierten Holz der Tischplatte hin und her. »Erhabener!«, wiederholte ich. »Es sind zwei. Ein kleiner Mann, dick, mit einem Schwert an der Seite, womöglich ein Urungor, wie sie die Dagoristas tragen! Und ein junger Mann. Der trat sehr herrisch auf. Er hat, dies sage ich dir, eine mächtige Ausstrahlung.«
Banff musterte mich wie eine Kreatur, die eben einem der Sümpfe rund um die Krater entstiegen war. »Unsinn«, sagte er schroff. »Berichte!«
»Sie kamen mit einem Gleiter. Die Maschine trägt das Zeichen einer Händlerfamilie aus Kortasch-Auromt. Den Gehörnten Yilld. Es ist der Clan der Glenlivet. Sie suchten Kontakt mit mir; das war deutlich, Herr. Sie sagten, sie seien Händler. Der Dicke sieht aus wie ein Narr in des Imperators Diensten. Aber der andere, der junge Mann mit dem ernsten Gesicht, wirkt wie ein verkleideter Herrscher. Nun, vielleicht sind es verarmte Adlige, die ihren Besitz verkaufen müssen.«
»Neue Händler. Das bedeutet immer Aufregung. Maßnahmen müssen getroffen, die Nocto-Nos muss verständigt werden …«, murmelte er. »Beginnen wir von vorn, Kleiner Handelsmann. Berichte.«
Kleiner Handelsmann – das wurde ausgesprochen, als verkehre der Große Kaufmann mit dem Abschaum der Öden Insel. Ich unterdrückte das Frösteln und versicherte demütig: »Mit Vergnügen, Erhabener. Aber entschuldige, wenn ich Fehler mache und durcheinander komme. Ich habe keinen solcherart geschulten Verstand wie du.«
Angewidert trank Banff, dem man nachsagte, er sei ein gewisses Mitglied der Nocto-Nos, einen Schluck aus dem Becher. Er wiederholte schärfer und lauter: »Berichte!«
Ich lehnte mich zurück, als ich geendet hatte, und sagte durch den Rauch und das Gemurmel der Gespräche, die die Schenke Zum Mehan’phal erfüllten: »So und nicht anders war es.« Dann, ganz plötzlich, zischte ich: »Erhabener.«
Er drehte den Kopf. Seine Augen versuchten, den Dunst zu durchdringen. Banff, der ruhig und in äußerster Gelassenheit die Anwesenden musterte und die Atmosphäre in sich aufnahm, fragte: »Ja?«
»Dort sind sie! Sie treten gerade durch die Tür. Ich glaube, sie suchen mich. Soll ich …?«
Aus dem Kaminfeuer sprangen einige Funken und zischten zwischen unseren Köpfen hindurch. Banff winkte ab. »Sie werden an unseren Tisch kommen. Du wirst deinen Lohn erhalten.«
»Ich zweifle nicht daran.«
Die Organisation, deren nahezu oberster Chef der Große Kaufmann war, kassierte von jedem Handelnden zwischen den beiden Städten Tribut. Aber sie leistete dafür auch tatsächlich, was sie versprach: Der Handel fand ungestört statt, ohne Einmischung von Dieben oder Einbrechern. Auch schienen zwischen der Polizei dieses feuchtheißen Dschungelplaneten und der Nocto-Nos geheimnisvolle Bindungen zu bestehen. Diese beiden Institutionen kamen einander nicht ins Gehege. Obwohl der Große Kaufmann wusste, dass sich unter den rund zweihundert Gästen dieses Lokals mindestens fünfzig aktenkundige Verbrecher befanden, schwieg er. Alle auf Jacinther IV lebten in dieser Mischung zwischen Gesetz und Ungesetzlichkeit hervorragend.
»Der Dicke scheint der Gefährlichere zu sein«, murmelte Banff.
»Hinter ihm, das ist der junge Mann mit dem harten Gesicht. Jetzt haben sie uns gesehen.« Ich hob die Hand und winkte.
Der untersetzte Mann mit dem dunklen Lederumhang und dem polierten Brustharnisch winkte zurück. Er schob sich langsam, aber kraftvoll durch die Menge der Gäste. Schließlich blieb er vor dem Tisch stehen. Während schräg hinter ihm schweigend der junge Mann wartete, sagte er mit kraftvoller Stimme: »Sei gegrüßt, Vergord. Wir dürfen uns setzen?«
Ich nickte. »Gern. Dies hier ist Banff, der Große Kaufmann. Er ist es, der mit euch reden wird.«
»Danke«, sagte der Mann, der sich Claudevarn nannte. »Wir zahlen die erste Runde.«
Er setzte sich, und der Arkonide namens Modoff kam näher an den Tisch heran.
Aus: Arenen als Friedensstifter? Eine historische Betrachtung (basierend auf einem Bericht von Atlan da Gonozal), Harxid da Zoltral. In: Gesammelte Werke. Hakata, Starjoy 2441
Im weitesten Sinn sind jede Freihandelswelt oder die jeweiligen Freihandelszonen auf einem entsprechenden Planeten Orte von Informationsaustausch, Entspannung, Vergnügen und natürlich Handel – mit einer einzigen Einschränkung: Neutralität und Immunität sind zu achten und strikt zu wahren, also exterritoriales Gebiet im eigentlichen Sinne des Wortes. Dies entspricht dem historischen Markt von Nomaden: Der Vielzahl von Stämmen und Clans, oft verfeindet und dem Zwang der Blutrache unterworfen, waren Märkte dennoch heilig! Denn sogar bei Feindschaft ist Handel notwendig – und darüber hinaus wird geklatscht und getratscht, werden neueste Gerüchte und Nachrichten ausgetauscht und wird allen Arten von Zerstreuung, Erholung und Lustbarkeiten nachgegangen.
Freihandelswelten dienen also der von Zwist und Krieg unabhängigen Völkerbegegnung, die eines besonderen Rechtsschutzes und einer Friedensgarantie bedarf. Um einen solchen Freihandelsfrieden zu sichern, wurden schon früh trotzdem ausbrechende Feindseligkeiten in die ritualisierte Form eines Arenakampfes gebannt, fußend auf uralter Arkon-Tradition und der Freizügigkeit im Rahmen der feudalen Gesellschaft.
Denn Tatsache ist, dass es im Großen Imperium Tausende verschiedener Kolonial- und Fremdvölker gab – alle mit ihren Eigenheiten und spezifischen Mentalitäten. Dieser Vielfalt ließ sich kein einheitliches Muster aufdrücken. Die imperiale Herrschafts- und Regierungsebene war eines, das Lokale der Einzelwelten etwas ganz anderes. Vielfältige Aversionen und Aggressionen wollten kanalisiert sein.
Letztlich eine Frage des Maßstabes und dessen, was »erträglicher« erschien. Durch Ritualisierung sanktionierte Duell- und Kampfformen im Kleinen, von goldäugigen Schiedsrichtern und unbestechlichen Positroniken überwacht, oder aber der Krieg zwischen Welten, Fürstentümern und ganzen Sektoren? Einem traditionsbewussten Arkoniden war stets das kleinere Übel lieber, nicht zuletzt auch und vor allem deshalb, weil er sich der wahren Größe des Imperiums bewusst war.
Neben dem staatlichen Gewaltmonopol gab es deshalb von jeher die Möglichkeit der individuellen Auseinandersetzung – in Arenen ebenso wie beim Dagor-Duell oder Tjost, wobei die Einzelheiten im Verlauf der Jahrtausende ritualisiert worden waren. Die Formen der Duell-Forderung, die Wahl der Waffen, auch die Teilnahme von Sekundanten und Schiedsrichtern, genau festgelegte Verhaltensweisen, von Ablehnung oder der Bestimmung von Stellvertretern – alles das umfassen die Kodexformeln gemäß Spentsch und Mannax.
Kein Ehrenmann arkonidischer Abstammung zog das in Zweifel, sogar Essoya akzeptierten es als Ausdruck einer Auseinandersetzung, in die sich der Staat nicht einzumischen hatte, weder auf imperialer noch auf lokaler Ebene, Gewaltmonopol hin oder her. Manche Kämpfe gewannen vor diesem Hintergrund mitunter die Qualität eines Gottesurteils, und auch das wurde von allen ohne Wenn und Aber akzeptiert. Es gehörte zu Arkon und dem Großen Imperium wie die Drei Welten oder Thantur-Lok. Neben den jährlichen Reifeprüfungen der ARK SUMMIA zählten für jeden echten Arkoniden beispielsweise die alle drei Jahre im Dubnayor-System stattfindenden KAYMUURTES zu den wichtigsten und traditionsreichsten, ja fast heiligen Feierlichkeiten. Es handelte sich um Wett- und Ausscheidungskämpfe, deren Sieger oft für Jahre hinaus bekannt wurden und uneingeschränktes Ansehen genossen …
Jacinther IV, Nordkontinent Sebentool, Zum Mehan’phal, 19. Prago des Ansoor 10.497 da Ark
Ich musterte schweigend die drei Männer an dem Tisch. Der unbedeutende Händler sah aus, als sei er von der Wichtigkeit seiner Person durchdrungen. Der andere, der sich als Banff hatte vorstellen lassen, trug die blasierte Miene eines Großverdieners zur Schau, der glaubte, alles sei mit Geld zu bezahlen.
Zusammen mit Fartuloon hatte ich alles besprochen. In Wirklichkeit hatten wir nicht die geringste Absicht, uns hier als Händler niederzulassen. Unsere Pläne deuteten in eine andere Richtung. Als ich mich setzte, lockerte ich vorsichtig den kleinen Kombistrahler unter meiner Achselhöhle.
»Erhabener Händler«, hörte ich Fartuloon mit seiner sanftesten Stimme sagen, »wir sind Ratsuchende. Unser Freund hier sagte uns, dass wir den Schutz der mächtigen Nocto-Nos brauchen. Bist du ein Abgesandter dieser Verbrecherorganisation?«
Das Gesicht des anderen verfiel förmlich. Einen solchen Eröffnungszug hatte er nicht erwartet. Vergord geriet fast in Panik und rutschte auf seinem Stuhl hin und her. Eine ältliche Bedienung kam an den Tisch und beugte sich zu mir herunter.
»Wein«, sagte ich halblaut. »Den besten gegen ein gutes Trinkgeld.«
»Ich fliege, junger Erhabener«, sagte sie mit dem Krächzen eines flügellahmen Vogels und eilte davon.
Wir waren wieder unter uns. Banff erholte sich nur langsam von seinem Schrecken und fragte heiser, fast wütend: »Du wagst es, uns als Verbrecher zu bezeichnen, und trotzdem willst du unseren Schutz?«
Oft bewunderte ich Fartuloon. In diesem Fall vor allem seine kaltblütige Art. Er sagte ungerührt: »Wir können unseren Zehnt auch direkt an Tato Sorpschan entrichten. Dann vermeiden wir die Umwege und kommen vermutlich billiger weg. Oder willst du allen Ernstes behaupten, dass der Gouverneur nicht das Haupt der Nocto-Nos ist?«
Der Mann schnappte erschrocken nach Luft. Um unseren Tisch schien sich eine Zone eisigen Schweigens zu bilden und langsam auszudehnen. An den Nebentischen verstummten einige Gespräche.
Ich warf, etwas leiser, ein: »Dein Erschrecken, Banff, ist gleichbedeutend mit einer Bestätigung. Abgesehen davon, dass wir keine Bestätigung mehr brauchen. Hier auf Jacinther Vier liegt alles ganz klar auf der Hand. Außerdem solltest du in der Lage sein, tiefer in die Herzen der Arkii blicken zu können.«
Das Schweigen breitete sich weiter aus. Ich hatte unvermittelt das unschöne Gefühl, dass jemand mit einem Strahler oder Messer auf meinen Rücken zielte. Wir kannten diesen Planeten, der zwischen rasenden Orkanen und stechender Sonnenhitze schwankte und dazu noch eine geringfügig größere Schwerkraft hatte, noch immer nicht gut genug. Aber für unseren großen Schlag, den wir führen wollten, schienen alle diese kleinen Gefahren wenig zu wiegen. Langsam drehte ich mich um, sah aber nichts.
Banff starrte Fartuloon schweigend in die Augen, dann wandte er sein Gesicht mir zu. Der Hochmut war verschwunden. Verblüffung und Wut zeichneten sich ab. »Ihr beide scheint die Gefahr zu lieben. Woher habt ihr eure Informationen?«
»Wir kennen nicht nur Vergord und dich«, gab ich bedeutungsvoll zurück. »Wir kommen viel herum. Ein Ka’Mehantis braucht viele Augen und Ohren.«
Das schien ihm den Rest zu geben. Wir hatten unsere einzelnen Aktionen genau aufeinander abgestimmt und abgesprochen.
»Freemush Ta-Bargk?«, flüsterte Banff.
Wir zogen, fast gleichzeitig, die Schultern hoch und breiteten die Arme aus. Aber die Phantasie spielte Banff einen Streich nach dem anderen. Das Murmeln und das Klirren der Becher und der Essbestecke wurden wieder lauter. Die Kellnerin kam und stellte Becher und einen vollen Weinkrug vor uns hin.
Fartuloon lächelte. »Man hat vom Zustand des Imperiumsbeauftragten gehört. Man denkt, dass er abgesetzt werden sollte.«
Vergord lehnte sich zurück. Hinter seinen Schultern fiel ein Holzscheit in sich zusammen. Ein Funkenregen stob auf und wurde durch den Kamin gezogen. Banff schien rasend zu überlegen. Man sah ihm geradezu die Anstrengung an, die Konsequenzen dieser neuen Mitteilung zu verstehen.
Dann brachteermühsam hervor: »Der Imperiale Ökonom hat also von Agmons Zustand gehört. Oder besser davon, dass Agmon alles andere als präsent ist. Und ihr seid seine Sendboten. Das bedeutet, dass auch Freemush kommen wird, um einen neuen Generalbevollmächtigten auszuwählen und in sein Amt einzusetzen.«
»Das scheint die logische Folgerung zu sein.« Fartuloon schlug mit der Faust auf den Tisch. »Was ist das doch für ein trauriger Laden hier! Keine schönen Frauen! Teurer und saurer Wein! Und ein Gestank, dass es einem die Eingeweide umdreht!« Er lachte schallend und goss den Inhalt seines Bechers in sich hinein.
Eine ununterbrochene Kette aus wilden und tödlichen Abenteuern führte von dem Tag an, da ich denken gelernt hatte, bis hierher an diesen Tisch in der verräucherten Schenke. Und noch immer überraschte mich Fartuloon oder Claudevarn, wie er sich nannte, mit neuen Seiten.
»Das alles lässt sich schnell und gründlich ändern«, versprach Banff. »Vergiss den Tribut an die Nocto-Nos! Aber vergiss Sorpschan nicht – auf eine andere Weise.«
»Er ist sicher unvergesslich«, sagte ich nicht ohne Ironie.
»Gebt mir eine Vierteltonta Zeit«, sagte Banff.
»Wozu?« Die Spannung nahm zu. Bisher waren wir durch die Gefahren von Jacinther IV getrieben wie abgefallenes Laub in einem Bachlauf, aber nun schien es, dass wir wieder die Handelnden waren. Wir planten einzugreifen, und dies waren die ersten Schritte. Mit Ka’Mehantis Freemush, einem Mitglied des Berlen Than, in unserer Gewalt können wir Orbanaschol selbst einen Schlag versetzen!
»Ich will euch die Wahrheit sagen, obwohl ich dies nicht dürfte, denn ich bin nicht zuständig. Aber ich nehme an, dass ihr plötzlich zu sehr wichtigen Personen geworden seid.«
»Plane nicht, uns zu hintergehen! Ich bin schnell mit der Waffe. Wohin willst du gehen?«
»Ein Visifongespräch führen.«
»Mit wem?«
»Mit einigen meiner Vertrauten. Ihr seid daran interessiert, Sorpschan zu sehen, mit ihm zu sprechen?«
Philosophisch wich Fartuloon aus: »Wer ist das nicht?«
»Dann wartet bitte. Es dauert nicht lange. Ihr könnt auch austrinken und vor der Schenke auf mich warten.«
»Ich werde mit dir gehen«, sagte ich.
Fartuloon nickte mir zu und raunte, für Banff und den Handelsmann unhörbar: »Kein unnötiges Risiko. Der Weg der nächsten Tontas ist ziemlich geradlinig.«
Ich zwinkerte ihm zu und schob mich hinter der schlanken, schmalen Gestalt von Banff durch die Menge. Hier traf sich, in dieser frühen Abendtonta, der repräsentative Querschnitt der hiesigen Prominenz. Es lag etwas in der stickigen Luft. Niemand kannte uns, aber unsere Andeutungen reichten, weil der unter der sichtbaren Oberfläche schwelende Machtkampf der vier Gouverneure bis hierher Wellen schlug. Die Tatos warteten förmlich darauf, dass Agmon starb oder getötet wurde. Mitten in diesem Konflikt steckten wir und versuchten, ihn für unsere Zwecke auszunutzen.
Die Holztür schwang knarrend zurück. Trotz der Informationen hatte Banff seine Arroganz nicht verloren. »Ich will nicht, dass du hörst, mit wem ich spreche.«
»Gut. Einverstanden. Ich warte.« Ich schob meine rechte Hand unter den linken Arm, spürte den Kolben der Waffe unter den Fingern. Langsam bewegte ich mich hin und her und wartete förmlich darauf, dass mich jemand angriff. Mein Leben – das gefahrvolle Leben eines gehetzten Thronerben – war ohne solche Gefahren nicht denkbar. Seit wir aus der Sogmanton-Barriere herausgekommen und auf Jacinther IV gelandet waren, schienen wir Überfälle geradezu anzuziehen. Der Kaufmann sah mich an, während er scheinbar lässig mit jemandem sprach, den ich nicht erkennen konnte. Nur der Lärm aus der Schenke drang an meine wachsamen Ohren.
Ich sah, wie Banff seine Hand hob und das Visifongespräch beendete. Er kam aus der abgedunkelten Zelle heraus, blieb vor mir stehen und sagte aufgeregt: »Ein paar Männer werden uns abholen. Der kleine Mann und du, ihr habt das Interesse Sorpschans geweckt. Vergesst nicht, dass ich es war, der diesen Kontakt ermöglicht hat.«
»Ich bin ganz sicher, dass wir es nicht vergessen werden«, entgegnete ich zweideutig. »Die Männer sind von der Nocto-Nos?«
»So ist es. Ich gehe hinein und bezahle den Wein.«
»Wir sind geschmeichelt.« Ich folgte ihm wieder bis zum Tisch. Argwöhnische Blicke folgten uns, als wir aufbrachen und das Lokal verließen.
Vor dem Mehan’phal blieben wir wartend stehen. Die planetare Anziehungskraft, die einige Zehntel höher war als der Standardwert, machte uns inzwischen nichts mehr aus. Aber die gewaltige Wand des Sturmes, die sich von Westen näherte und sich mit flammenden Blitzen ankündigte, brachte drückende Schwüle mit sich. Schlagartig waren wir in Schweiß gebadet.
Fartuloon zog den Mantel aus. »Wir fliegen mit unserem eigenen Gleiter?«
Banff zog den Kopf zwischen die Schultern und entgegnete halblaut: »Ich weiß es nicht. Warten wir es ab.«
»Was geht eigentlich hinter dem Energieschirm um Agmons Burg vor? Weiß das jemand von der Nocto-Nos?« Jedes Mal, wenn ich Agmons Namen erwähnte, zuckte Banff zusammen. So auch jetzt.
»Niemand kennt Agmon wirklich. Man hörte und sah lange nichts von ihm.« Der Kaufmann krümmte sich. »Sorpschan wird es besser wissen, vielleicht.«
Fartuloon deutete auf den Sturm, der schnell näher kam. »Hoffentlich kommen wir nicht in diesen Orkan aus Schwärze und Regen.«
Von der Straße her näherte sich ein schwerer, großer Gleiter, der bemerkenswert niedrig flog. Kurz vor dem überdachten Eingang der Raststätte flammten Scheinwerfer auf und blendeten uns für Augenblicke. Als wir wieder sehen konnten, standen sechs Männer um uns herum. Ihre kleinen, dunkel schimmernden Waffen deuteten auf uns.
Ärgerlich knurrte Fartuloon: »Sollen wir als Gefangene zu Sorpschan gebracht werden?«
Eine kehlige Stimme hinter mir sagte: »Man hat auf Sorpschan bisher siebenundvierzig Attentate verübt. Dreimal wurde er fast getötet. Er ist misstrauisch. Banff – du bleibst hier. Die Männer kommen mit uns. Ness, du nimmst ihren Gleiter und fliegst hinterher. Darf ich bitten?«
Der Mann, ein Hüne mit breiten Schultern und einem fahlen Gesicht, schob sich hinter mir in den Bereich des Lichts und deutete in die Richtung des Gleiters. Ein Mann rannte davon. Fartuloon und ich wechselten einen schnellen Blick; wir gehorchten und gingen auf die Maschine zu.
Die Männer waren augenscheinlich gewohnt, schnell und zuverlässig zu handeln. Kaum saßen wir, eingekeilt zwischen den Bewaffneten der Nocto-Nos, in dem Gleiter, startete die Maschine und raste in Richtung Sebentool-Braan davon. Wir flogen entlang der heranwalzenden Sturmwolke. Die Landschaft war in ein seltsames Zwielicht getaucht, aber das kannten wir bereits; der Planet wurde ständig und an allen Orten von solchen kurzen und heftigen Unwettern heimgesucht. Ich blickte aus dem Seitenfenster hinunter und sah die helle Straße.
»Wie lange dauert es?«, knurrte Fartuloon. Auch auf ihn richtete ein schmalgesichtiger Mann die Waffe.
Es bestand kein Zweifel; sie hatten den Auftrag, uns lebend oder tot zu Sorpschan zu bringen. Das konnte zwei Gründe haben. Entweder kannte uns Sorpschan nicht, dann würden wir überleben oder weiterkommen. Oder jemand hatte uns erkannt und verraten, und dann flogen wir in eine Falle.
»Eine halbe Tonta, bei diesem Sturm«, knurrte der Pilot, aber er verringerte weder die Flughöhe noch die Geschwindigkeit.
Viele Krater, große und kleine, säumten das Gebiet der gewundenen Piste. Nicht alle waren bewohnt; einige glänzten tiefschwarz zwischen den Moorflächen und den wild wuchernden Gebieten des Dschungels, dessen Bäume in den einzelnen Sturmstößen hin und her schwankten und sich halbwegs zu Boden beugten.
»Hast du Angst, Dicker?«, fragte der Mann mit der heiseren Stimme.
»Nein, aber ich bin unruhig.«
»Warum?«
»Weil ich nicht jeden Prago entführt werde, um mit einem Tato in seinem prunkvollen Garten zu sprechen.« Fartuloon starrte nach unten. Er prägte sich offenbar die nur noch undeutlich zu erkennenden Geländemerkmale ein. Wissen und Kenntnisse dieser Art konnten unser Leben retten.
»Alles passiert einmal zum ersten Mal«, sagte der Pilot respektlos.
»Man sagt es«, knurrte ich und spürte die Mündung einer Waffe an meiner Seite. Sicherlich hatten sie ihre Anweisungen, aber eigentlich hätten sie die angeblichen Sendboten des Ka’Mehantis liebenswürdiger behandeln müssen. Dennoch verstanden wir das Misstrauen des Gouverneurs in seiner blütenübersäten Schutzinsel und verhielten uns bis zum Ende des Fluges ruhig. Der kleinere Gleiter mit dem Emblem der Glenlivet flog schräg hinter uns in geringerer Höhe.
Die Lichter von Sebentool-Braan tauchten weit voraus aus der Dunkelheit auf, als uns der erste schwere Ansturm des Hurrikans traf. Der Gleiter wankte, als der Pilot gegensteuerte. In der Luft war plötzlich ein Heulen, und rings um uns blitzte und wetterleuchtete es. Krachend rollte der Donner über den sturmgepeitschten Dschungel. Die Landschaft unter uns verwandelte sich binnen weniger Augenblicke in ein Chaos umstürzender Bäume und Wasser, das als Fahnen aus den gefüllten Kratern hochgerissen wurde. Die Wolken und der Regen trieben heran, das Leuchten vom Armaturenbrett bewies, dass der Pilot seine Rundumtaster eingeschaltet hatte. Die Maschine tanzte in der bewegten Luft wie ein winziges Boot auf einem Ozean.
Der Pilot riss an den Hebeln der Steuerung. Der Gleiter schoss in einer leichten Rechtskurve nach unten und huschte keine hundert Meter über den schwankenden Wipfeln auf einen verschwommenen Lichtfleck abseits der Stadt zu. Baumkronen und große Büsche flogen, sich drehend und überschlagend, unter uns nach Osten. Und immer wieder blendeten uns Blitze, die ganz in der Nähe einschlugen. Der Donner erschütterte die Maschine. Ich lehnte mich zurück, klammerte mich an einem Griff und der Lehne der Vordersitze fest. Der Sturm verwüstete die Wälder, schlug mit den schweren Regengüssen die Pflanzen nieder und raste weiter, sich langsam drehend. Von rechts wurde es etwas heller. Ein rötlicher Glanz schimmerte durch die treibenden Wolken und zauberte Reflexe auf die Kraterseen.
»Dort vorn? Ist das der Krater Sorpschans?«, fragte Fartuloon, als wir uns dem noch undeutlich erkennbaren Gebiet näherten.
»Ja«, antwortete der Pilot.
Die letzten Regenwolken und Nebelfetzen trieben vorbei. Der Sturm endete so schnell, wie er gekommen war. Jetzt sahen wir durch die Frontscheiben, wohin wir flogen: Ein Krater, an drei Vierteln seines Walles von einem seichten, sichelförmig gekrümmten See umgeben, schälte sich aus der dunstigen Landschaft. Deutlich erkannten wir die vergleichsweise riesigen Ausmaße – mehrere Kilometer Durchmesser! – und den flachen Schutzschirm, der sich über dem Khazil wölbte. Zwei Erhebungen wuchsen durch den Schirm hindurch und bildeten kleinere, fast halbkugelige Vorsprünge. Während unter der flachen Energiekuppel nur Dämmerung, durch wenige Lichtpunkte erhellt, zu sehen war, strahlten die kleinen Kuppeln weitaus heller.
Der Gleiter sank tiefer, bremste ab und flog entlang einer schmalen, indirekt beleuchteten Piste auf ein weißes, torähnliches Bauwerk zu. Es bestand aus vier runden, massiven Türmen, die den Durchbruch des Ringwalls flankierten. Zwei außen, zwei innen. Zwischen den Türmen sahen wir den hell lodernden Energieschirm. Und wir konnten auch undeutlich die scharfen und glatten Felsen ausmachen, die wie ein riesiges Gebiss aus der bewachsenen Krone des Ringwalls ragten.
»Wir landen«, sagte der Pilot. Die Waffen wurden zögernd zurückgesteckt oder gesichert. Der Gleiter setzte weich vor dem Energieschirm auf. Die Türen schoben sich auf.
»Durch den Schirm?« Fartuloon griff nach seinem Schwert. Es war keine symbolische Geste, wie ich wusste. Das Skarg war mehr als nur ein einfaches Schwert; selbst ich kannte seine Geheimnisse nicht. Zumindest nicht alle.
»Nein.«
Die Männer eskortierten uns über den nassen, mit feuchten Blättern bedeckten Pistenbelag bis zu einer hohen, schmalen Pforte neben dem rechten Torturm, die aus Stahl zu sein schien. Hinter einem schusssicheren Glasverschlag richteten sich Optiken auf uns. Tiefstrahler schalteten sich ein, und sicher richteten sich auch unsichtbare Mikrofone auf uns aus.
»Bleibt vor dem Tor stehen! Ihr werdet geprüft«, sagte der Mann mit der unheimlichen Stimme. Der Halbkreis von Begleitern blieb außerhalb des Bereichs der hellen Lampen.
»Und sicherlich hineingelassen«, sagte ich. Welche Gefahren verbergen sich auf dem Weg bis zum Zentrum des Kraters? Keiner von uns wusste es, aber wir hatten drei Dutzend verschiedene Gerüchte gehört. Lässt man uns deshalb unsere Waffen? Eine Prüfung?
Schließlich, nach langen Zentitontas, sagte eine seidenweiche Stimme halblaut: »Ich bitte die Mittelsmänner des Ka’Mehantis, durch die Pforte zu treten und auf dem weiß gekennzeichneten Weg den Garten zu durchqueren. Ich gebe mir die Ehre, euch zu einem erlesenen Abendessen einzuladen. Tretet ein!«
»Mit Vergnügen«, sagte ich. Die massive Stahlpforte verschwand langsam im Boden. Wir warteten, bis die Oberkante mit der Straße eine Ebene bildete, dann gingen wir vorwärts. Wir hörten die Schritte der Nocto-Nosii, die zu ihrem Gleiter zurückgingen. Jetzt konnten wir sicher sein, dass der machtgierige Gouverneur auch der Chef dieser Schutzorganisation war.
Fartuloon nutzte das schleifende, summende Geräusch, das die hinter uns hochgleitende Pforte verursachte, und flüsterte in mein Ohr: »Unser Ziel ist Freemush. Alles andere ist unwichtig. Lass mich lügen und bestätige, was ich sage.«
Ich gab zurück: »Genau das habe ich vor. Aber der Park wird keine einfache Sache werden.«
»Darauf sind wir vorbereitet.«
Wir wagten, zuerst zögernd, dann schneller, die ersten Schritte in die neue Umgebung. Eine bedrohliche Atmosphäre erfüllte diesen stillen Garten unter dem Energiedach. Der Weg bestand aus einem selbstleuchtenden Material und wand sich zwischen den Pflanzengruppen hindurch. Ein widerlich süßer Geruch erfüllte die Luft. Es waren nur wenige Geräusche zu hören; die Bewegungen von Tieren, die in einem gerodeten und ausgelichteten Dschungel herumhuschten und einander verfolgten.
»Los, weiter, ich habe Hunger!«, sagte Fartuloon grinsend. »Immerhin hat der Herr Tato ein kleines Festmahl angekündigt. Wein, gutes Essen, Frauen und Lautenmusik. Ach, diese Zeiten scheinen doch nicht vorbei zu sein.«
Er legte die Hand an den Griff des Skarg, lachte grimmig auf und stapfte vorwärts. Ich ging links neben ihm. Langsam zog ich meine Waffe und entsicherte sie mit einer Daumenbewegung. Der leuchtende Pfad erhellte die nächstliegenden Büsche, die Grasbüschel und die schmalen Wasserläufe, die schwarzen Tümpel, deren Oberflächen mit farbenprächtigen Blüten bedeckt waren. Vereinzelte andere Lichtinseln waren undeutlich zu sehen, hinter Stämmen, in halber Höhe von Bäumen und inmitten bizarrer Kombinationen aus ausgehöhlten Felsen und Grasflächen. Wer immer diesen Park angelegt oder den bereits vorhandenen Dschungel verformt und veredelt hatte – sein Verstand war damals schon krank gewesen. Etwas davon färbte wohl auf jeden Besucher des Parks ab, denn auch wir wurden stiller und missgestimmter, je mehr Windungen des Weges wir zurücklegten.
»Halt!«, stieß ich plötzlich hervor und hob den Arm mit der Waffe. Über uns ertönte ein lang gezogenes Zischen. Dann eine Reihe schriller Schreie, die in ein flatterndes Geräusch übergingen. Zweige schnellten zurück, und ein Regen aus Aststückchen, Borke und Blättern ging über uns nieder. Ich ließ die Hand wieder sinken.
»Es war nur ein Tier, das geflüchtet ist«, sagte Fartuloon. Unsere Nerven waren angespannt. Im Zentrum dieses verrückten Gartens lauerte wie eine Spinne im Netz Tato Djulf Sorpschan, der sich für den einzig aussichtsreichen Kandidaten für den Posten des Imperiumsbevollmächtigten hielt – genau wie die anderen Gouverneure ebenfalls.
Dicke Tropfen fielen auf uns herunter. Wir wurden schneller und folgten den Windungen des Pfades. Rechts und links von uns bemerkten wir langsame, schleichende Bewegungen. Es war, als liefen Raubtiere neben uns her und lauerten auf einen günstigen Augenblick. Blieben wir stehen, hörten auch die Geräusche auf. Der Logiksektor raunte: Es ist ein psychologisch geschickt arrangierter Weg; denn die Besucher kommen erschöpft und verängstigt an.
Wenn sie ankommen …
Zwei Zentitontas nachdem wir eine Brücke aus Lianen und Pflanzenteilen passiert hatten, die über dem Weg baumelte, hielt mich der Bauchaufschneider am Arm fest. »Dort!«
Ich drehte den Kopf und sah einen schwarzen, annähernd runden Tümpel, in den lange, peitschenähnliche Zweige hingen. Es stank nach Moder und Fäulnis. Aus verschiedenen Richtungen kamen leichte Windstöße und rührten die Oberfläche auf. Seltsame, schmetterlingsähnliche Lebewesen strichen über das dunkle Wasser und kamen auf uns zu. »Ich sehe Insekten. Gefahr?«
»Vielleicht.«
Langsam gingen wir weiter. Der Weg verlief am Rand des Tümpels vorbei. Die Insekten schwirrten heran, bildeten eine kleine Wolke und wurden vom Licht magisch angezogen. Dann stürzten sie sich auf uns. Sie waren lästig, aber nicht gefährlich. Ihre Flügel berührten uns und blieben an der Kleidung kleben. Wir schlugen um uns und begannen zu laufen, um dieser Attacke zu entgehen.
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