Oprah Winfrey
Was ich vom Leben gelernt habe
Aus dem Amerikanischen von Andrea Kunstmann
FISCHER E-Books
Als Gastgeberin und Produzentin der preisgekrönten Oprah Winfrey Show hat Oprah 25 Jahre lang Millionen von Zuschauern unterhalten und inspiriert. Ihre Erfolge und ihr Engagement für wohltätige Zwecke machen sie zu einer einzigartigen Persönlichkeit, von ihren Fans geliebt und weltweit respektiert.
Weitere Informationen, auch zu E-Book-Ausgaben, finden Sie bei www.fischerverlage.de
Die bekannteste Talkmasterin der Welt verrät ihre Lebensphilosophie: Ihre Texte über Freude, Dankbarkeit und Kraft inspirieren, an sich selbst zu glauben, sich immer wieder mutig den Herausforderungen des Lebens zu stellen und das Glück auch im Kleinen zu finden. Aufrichtig, bewegend und humorvoll: Weis- und Wahrheiten, an die die Leser immer wieder zurückdenken werden.
Erschienen bei FISCHER E-Books
Die amerikanische Originalausgabe erschien 2014 unter dem Titel »What I Know for Sure«
© 2014 by Hearst Communications, Inc.
Published by arrangement with Flatiron Books. All rights reserved.
Für die deutschsprachige Ausgabe:
© S. Fischer Verlag GmbH, Frankfurt am Main 2015
Covergestaltung: bürosüd, München, nach einer Idee von Mary Schuck
Dieses Werk wurde im Auftrag von St. Martin’s Press LLC durch die Literarische Agentur Thomas Schlück GmbH, 30827 Garbsen, vermittelt.
Abhängig vom eingesetzten Lesegerät kann es zu unterschiedlichen Darstellungen des vom Verlag freigegebenen Textes kommen.
Dieses E-Book ist urheberrechtlich geschützt.
ISBN 978-3-10-403480-5
Die Geschichte ist nicht neu, aber ich finde, für dieses Buch lohnt es sich, sie noch ein letztes Mal zu erzählen: Im Jahr 1998, als ich für den Film ›Menschenkind‹ Promotion machte, interviewte mich der großartige Kinokritiker der »Chicago Sun-Times«, Gene Siskel, live im Fernsehen. Alles war glatt gelaufen, bis zu dem Zeitpunkt, als es um eine Art Schlusswort ging. »Sagen Sie mir doch mal«, bat er mich, »was Sie wirklich genau wissen.«
Nun war ich beileibe keine Anfängerin. Im Laufe der Jahre habe ich zahllose Fragen gestellt und auch beantwortet, und es kommt wirklich selten vor, dass mir die Worte fehlen – aber ich muss zugeben, dass es diesem Mann gelungen war, mich völlig aus der Fassung zu bringen.
»Äääh, was den Film betrifft?«, stammelte ich. Mir war natürlich bewusst, dass er auf etwas Größeres, Tiefsinnigeres, Komplexeres hinauswollte, aber ich versuchte, Zeit zu schinden, um mir eine halbwegs sinnvolle Antwort zurechtzulegen.
»Nein«, sagte er, »Sie wissen schon, was ich meine: Sie selbst, Ihr Leben betreffend, alles und überhaupt …«
»Ähm, was ich genau weiß … äääh … Ich weiß genau, dass ich Zeit brauche, um darüber in Ruhe nachzudenken, Gene.«
Nun, 16 Jahre und viele Gedanken später, ist das zur wichtigsten Frage meines Lebens geworden: Unterm Strich, was weiß ich genau? Was habe ich vom Leben gelernt?
Ich bin dieser Frage in jeder Ausgabe meiner Zeitschrift nachgegangen – »What I Know for Sure« ist der Name meiner monatlichen Kolumne –, und dennoch, das können Sie mir glauben, fällt mir die Antwort darauf immer noch nicht leicht. Was weiß ich genau? Eins kann ich mit absoluter Sicherheit sagen: Wenn noch einmal ein Redakteur anruft oder mailt oder auch nur per Rauchzeichen anfragt, wo der Text für diesen Monat bleibt, dann lege ich mir ein Pseudonym zu und ziehe nach Timbuktu.
Aber immer, wenn ich schon das Handtuch werfen und allen zurufen will: »Okay, ihr habt mich ertappt, ich weiß gar nichts!«, gehe ich mit meinen Hunden spazieren, koche mir eine Tasse Chai oder lege mich in die Badewanne, und aus dem Nichts heraus entsteht ein Augenblick völliger Klarheit, und mir fällt etwas ein, was mein Hirn, mein Herz, mein Bauch ohne den leisesten Zweifel ganz genau wissen.
Und doch hatte ich zugegebenermaßen ein wenig Angst davor, mir alle Kolumnen aus den letzten 14 Jahren noch mal vorzunehmen. Ich befürchtete, es würde so ähnlich sein, wie wenn ich alte Fotos von mir anschaue, mit Frisuren und Kleidern, die man unter »War damals sicher wahnsinnig schick« ablegen muss. Was, wenn das, was ich früher ganz genau wusste, sich heute als »Was habe ich mir bloß dabei gedacht« herausstellt?
Mit einem Rotstift und einem Glas Sauvignon Blanc setzte ich mich hin, atmete tief durch und fing an zu lesen. Und beim Lesen erinnerte ich mich nach und nach wieder daran, wo ich im Leben gestanden und was ich getan hatte, als ich die jeweiligen Texte schrieb. Mir fiel sofort wieder ein, wie ich mir das Hirn zermartert und meine Seele ergründet hatte, um herauszufinden, was ich über die Dinge wusste, die im Leben wirklich zählen: Dinge wie Freude, Durchhaltevermögen, Ehrfurcht, Nähe, Dankbarkeit und Chancen.
Erfreulicherweise konnte ich anhand der Kolumnen dieser 14 Jahre feststellen, dass das, was man wirklich genau weiß, in der Regel zeitlos ist.
Verstehen Sie mich nicht falsch: Solange man mit offenen Augen durchs Leben geht, lernt man nie aus. Und so habe ich, wenn auch meine Grundsätze gleichgeblieben sind, doch den Rotstift zur Hand genommen, um mühsam gewonnene Einsichten und Wahrheiten da und dort ein wenig aufzuhübschen, zurechtzurücken oder genauer zu erklären. Willkommen in meinem ganz persönlichen Buch der Offenbarung!
Es enthält all die Dinge, mit denen ich mich abgekämpft und abgefunden habe, die mich zum Weinen und zum Lachen gebracht haben, auf die ich zurückgekommen bin und die all das ausmachen, was ich vom Leben gelernt habe, all das, was ich sicher weiß. Und ich hoffe, dass Sie sich beim Lesen genau die gleiche Frage stellen, die mir Gene Siskel vor vielen Jahren gestellt hat. Eins weiß ich genau: Auf der Suche nach Antworten werden Sie etwas Wunderbares finden: sich selbst.
»Setz dich. Schmause von deinem Leben.«
Derek Walcott
Als Tina Turner zum ersten Mal in meiner Sendung auftrat, hätte ich am liebsten sofort alles stehen- und liegenlassen, um als Showgirl die Nächte auf ihren Konzerten durchzutanzen. Und siehe da – mein Traum wurde eines Abends in Los Angeles wahr, als die »Oprah Winfrey Show« mit Tina Turner auf Tournee ging. Nachdem ich einen ganzen Tag lang für einen einzigen Song geprobt hatte, bekam ich meine Chance.
Keine andere Erfahrung in meinem Leben war so nervenaufreibend, beängstigend und erhebend zugleich. Fünf Minuten und 27 Sekunden lang konnte ich spüren, was es bedeutet, live auf einer großen Bühne abzurocken. Noch nie fühlte ich mich so fehl am Platze, noch nie stand ich derart neben mir. Ich weiß noch, wie ich im Geiste die Schritte zählte, um den Rhythmus zu halten, und dabei auf den großen Kick wartete. Ich hatte unglaubliche Hemmungen.
Dann plötzlich dämmerte mir: Pass auf, Mädchen, das hier ist schneller vorbei, als du schauen kannst. Wenn du dich nicht auf der Stelle locker machst, wirst du den Spaß komplett verpassen. Also warf ich meinen Kopf zurück, vergaß den ganzen Kram von wegen Schritt, Schritt, Drehung, Kick und tanzte einfach los. Yeaaah!!!
Einige Monate später bekam ich von meiner Freundin und Mentorin Maya Angelou ein Päckchen: Ein Geschenk, hatte sie mir angekündigt, das alle ihre Töchter erhalten sollten. Ich packte es aus und hielt eine CD in Händen. Den Song von Lee Ann Womack kann ich immer noch nicht anhören, ohne ein bisschen zu weinen. Dieses Lied, das exemplarisch für Mayas Leben steht, hat folgenden Refrain: When you get the choice to sit it out or dance, I hope you dance – Wenn du wählen kannst, ob du etwas aussitzt oder tanzt, dann wirst du hoffentlich tanzen.
Wenn ich eins vom Leben gelernt habe, dann ist es das hier: Jeder Tag bietet die Gelegenheit, tief Luft zu holen, die Schuhe in die Ecke zu feuern und einfach loszutanzen – ohne Reue zu leben, mit so viel Freude, Spaß und Lachen, wie man nur verkraften kann. Man kann mutig auf der Bühne des Lebens Walzer tanzen und seiner inneren Stimme vertrauen, die einen in die richtige Richtung leitet, oder sich eingeschüchtert in eine Ecke zurückziehen, wo Ängste und Selbstzweifel lauern.
Genau jetzt haben Sie die Wahl – denn dies ist der einzige Augenblick, der Ihnen gewiss ist. Ich hoffe sehr, dass die vielen unwichtigen Alltagssorgen Sie nicht dermaßen in Anspruch nehmen, dass Sie darüber vergessen, Ihr Leben zu genießen – denn dieser Augenblick ist schon wieder so gut wie vorbei. Ich hoffe, der heutige Tag bleibt Ihnen als der in Erinnerung, an dem Sie beschlossen haben, dass jeder Augenblick zählt und dass Sie jede Stunde so genießen werden, als sei es Ihre letzte. Und wenn Sie wählen können, ob Sie etwas aussitzen oder ob Sie tanzen, dann tanzen Sie hoffentlich!
Ich nehme mein Wohlbefinden sehr ernst. Ich arbeite hart, kann aber auch genießen, denn ich glaube an die Prinzipien von Yin und Yang. Viel brauche ich nicht zum Glücklichsein, weil vieles, was ich tue, mich sehr zufrieden macht. Aber natürlich gibt es unterschiedliche Stufen von Zufriedenheit. Und weil ich versuche, das, was ich predige, auch zu praktizieren – nämlich im Augenblick zu leben –, achte ich meist sehr bewusst darauf, wie gut es mir gerade geht.
Bei Telefonaten mit meiner besten Freundin Gayle King muss ich oft so lachen, dass ich Kopfschmerzen kriege. Und während ich noch nach Luft schnappe, wird mir manchmal schlagartig klar, wie viel Glück ich habe: Wie oft haben wir schon nachts telefoniert, und immer redet sie Klartext mit mir und kann so herzhaft dabei lachen. Das nenne ich eine Fünf-Sterne-Freude.
Wer die Fähigkeit besitzt, Vier- oder Fünf-Sterne-Freude zu empfinden und sich auch selbst solche Freude zu bereiten, kann sich wirklich glücklich schätzen. Ich vergebe schon fünf Sterne dafür, dass ich morgens bei klarem Verstand aufwache und in der Lage bin, meine Füße vors Bett zu setzen, ins Badezimmer zu gehen und einfach meinen Alltag zu bewältigen – es gibt viele Menschen, die für so einfache Dinge zu krank sind.
Eine starke Tasse Kaffee mit einem richtig guten Haselnusssirup: vier Sterne. Ein Waldspaziergang, bei dem ich meine Hunde ohne Leine laufen lassen kann: fünf Sterne. Sport? Immer noch nur ein Stern. Im Schatten meiner Eichen die Sonntagszeitung lesen: vier Sterne. Ein richtig gutes Buch: fünf Sterne. Bei Quincy Jones in der Küche rumsitzen und quatschen: fünf Sterne. Anderen Menschen Gutes tun können: fünf plus! Die besondere Freude besteht darin, dass der Empfänger den Sinn und Zweck meiner Gabe zu würdigen weiß. Ich bemühe mich, jeden Tag jemandem etwas Gutes zu tun, egal ob Bekannten oder fremden Menschen.
Eins weiß ich genau: dass Freude eine Energie erzeugt, die nicht verlorengeht. Was Sie geben, kommt zu Ihnen zurück. Ihre Lebenseinstellung bestimmt das Maß Ihrer Lebensfreude mit.
Wichtiger, als scharfe Augen zu haben, ist der Blickwinkel. Eine innere Stimme, die einen mit Weisheit und Güte durchs Leben begleitet – das ist wahrlich eine große Freude.
Das Leben hält viele wunderbare Schätze bereit, wenn wir uns nur einen Moment Zeit nehmen, sie zu würdigen. Ich nenne dies meine Aaah-Momente und habe gelernt, wie ich sie selbst kreieren kann. Beispiel gefällig? Um vier Uhr nachmittags eine Tasse Masala Chai (heiß und würzig, mit aufgeschäumter Mandelmilch) belebt mich und bringt mich für den Rest des Arbeitstags wieder in Schwung. Eins weiß ich ganz sicher: dass solche kleinen Momente große Wirkung haben. Sie verschaffen einem neue Energie, Abstand zu den Dingen und die Gelegenheit, wieder zu sich zu kommen.
Das Wort »exquisit« habe ich schon immer besonders geliebt. Es zergeht einem förmlich auf der Zunge. Und noch erfreulicher als ein exquisites Mahl ist eine exquisite Erfahrung, so üppig und vielschichtig wie eine Kokostorte. Beides – die Torte und die Erfahrung – bekam ich zu meinem Geburtstag vor ein paar Jahren. In solchen Momenten, wenn sich alles plötzlich wie von Zauberhand fügt, habe ich immer den Eindruck, Gott zwinkert mir zu.
Ich war kurz zuvor aus Indien zurückgekommen und war mit ein paar Freundinnen in meinem Haus auf Maui, wo ich mir zur Feier meines 58. Geburtstags ein paar Tage Entspannung gönnen wollte.
Auch in unserem Alter sitzen Freundinnen noch bis tief in die Nacht zusammen und quatschen. Am Abend vor meinem Geburtstag hockten wir zu fünft noch um halb eins am Tisch, ermattet von stundenlangen Gesprächen, die von Männern bis Mikrodermabrasion praktisch alle Themen abdeckten. Wir hatten viel gelacht und auch ein bisschen geweint – wie es eben zugeht, wenn Frauen sich fallenlassen können.
Zwei Tage später sollte ich den berühmten spirituellen Meister Ram Dass interviewen, und eher aus Zufall summte ich ein Lied vor mich hin, in dem sein Name vorkommt.
»Was summst du denn da?«, fragte mich meine Freundin Maria unvermittelt.
»Ach, das ist nur ein Lied, das ich gerne mag.«
»Ich kenne das Lied«, antwortete sie. »Ich höre es jeden Abend.«
»Ach komm«, sagte ich, »das kennt doch kein Mensch. Das ist auf einem Album von Snatam Kaur.«
»Ja«, sagte Maria, »ja, klar, Snatam Kaur! Die höre ich jeden Abend, bevor ich schlafen gehe. Woher kennst du sie?«
»Peggy (eine andere meiner anwesenden Freundinnen) hat mir die CD vor zwei Jahren geschenkt, und seither höre ich sie ständig. Ich lege sie jeden Tag auf, bevor ich meditiere.«
Nun prusteten wir beide los. »Das gibt’s doch nicht!«
»Ich habe sogar mit dem Gedanken gespielt, Snatam Kaur zu meinem Geburtstag hier live für mich singen zu lassen«, sagte ich, als ich wieder Luft bekam. »Aber dann dachte ich, ach, ich lass es, der Aufwand ist zu groß. Wenn ich gewusst hätte, dass du sie auch magst, hätte ich es gemacht.«
Als ich dann später im Bett lag, dachte ich: Das ist doch wieder typisch, dass ich den Aufwand für eine Freundin betrieben hätte, für mich selbst aber nicht. Ich muss das, was ich anderen immer predige, auch selbst tun und mir mehr Wertschätzung entgegenbringen. Hätte ich Snatam Kaur doch für einen Auftritt eingeladen, wünschte ich mir noch, bevor ich einschlief.
Am nächsten Tag, meinem Geburtstag, nahmen wir an einer sogenannten Landsegnungszeremonie eines hawaiianischen Häuptlings teil. Bei Sonnenuntergang saßen wir dann mit Cocktails auf der Veranda. Als meine Freundin Elizabeth sich erhob, dachte ich zuerst, sie würde ein Gedicht vorlesen oder eine Rede halten. Sie sagte jedoch: »Du hast es dir gewünscht, und deshalb wird es wahr.« Sie läutete ein kleines Glöckchen, und plötzlich erklang Musik.
Die Töne kamen erst gedämpft, als wären die Lautsprecher nicht in Ordnung. Was ist denn jetzt los, fragte ich mich, und in diesem Moment erschien auf meiner Veranda Snatam Kaur mit ihrem weißen Turban, gefolgt von ihren Musikern. »Wie habt ihr das nur hingekriegt?«, rief ich und fing vor Rührung an zu weinen. Maria, die mit Tränen in den Augen neben mir saß, ergriff meine Hand und nickte bekräftigend: »Für dich selbst wolltest du es ja nicht machen, also haben wir es für dich getan.«
Nachdem ich am Vorabend ins Bett gegangen war, hatten meine Freundinnen herumtelefoniert, um herauszufinden, wo sich Snatam Kaur gerade aufhielt und ob sie sie innerhalb der nächsten zwölf Stunden nach Maui holen konnten. Wie Gott und der Zufall es wollten, waren sie und ihre Band gerade in einer Stadt nur 30 Minuten entfernt, um für ein Konzert zu proben. Und sie fühlten sich »geehrt«, dass sie kommen und für mich singen durften.
Es war eine unglaublich schöne Überraschung, und ich bin noch immer damit beschäftigt, die vielen Facetten ihrer Bedeutung zu entschlüsseln. Ich bin ganz sicher: An diesem Ereignis werde ich mich mein Leben lang erfreuen. Dass es geschah, wie es geschah, und dass es an meinem Geburtstag passierte: Das war einfach – exquisit!
Wann haben Sie zum letzten Mal so gelacht, dass Sie Seitenstechen bekamen? Wann haben Sie zum letzten Mal Ihre Kinder beim Babysitter abgeladen, um ein Wochenende lang ohne sie zu verreisen? Worauf ich hinaus will: Wenn Sie morgen sterben, welches Versäumnis werden Sie bereuen? Wenn morgen der letzte Tag Ihres Lebens wäre, würden Sie ihn so verbringen wie heute?
Ein Spruch ist mir in Erinnerung geblieben: »Das letzte Hemd hat keine Taschen.« Wer je an der Schwelle des Todes stand, kann bezeugen, dass am Ende nicht zählt, wie viele Nächte man sich im Büro um die Ohren geschlagen hat oder wie viel die eigenen Anlagefonds wert sind. Vielmehr quälen einen dann die berühmten »Hätte ich doch nur«-Gedanken: Wer hätte ich sein können, wenn ich das gemacht hätte, was ich wirklich wollte?
Wenn Sie sich dazu durchringen, dem Gedanken an Ihre Sterblichkeit nicht mehr auszuweichen, beschenken Sie sich mit einer wichtigen Einsicht: Weil Sie sterben werden, müssen Sie jetzt leben. Und ob Sie verkümmern oder aufblühen, liegt allein in Ihrer Hand. Der alles entscheidende Faktor sind Sie!
Ihre Reise beginnt jeden Tag aufs Neue mit der Entscheidung, aufzustehen, rauszugehen und das Leben zu genießen.
Gibt es etwas, das ich mehr schätze als richtig gutes Essen? Viel fällt mir nicht ein. Eine der besten Mahlzeiten meines Lebens habe ich in Rom serviert bekommen, in einem wunderschönen kleinen Restaurant, in dem nur Italiener aßen – bis auf unseren Tisch, an dem meine Freunde Reggie, Andre, Gayle, ihre Tochter Kirby und ich saßen und uns von den Römern das Genießen abschauten.
Unser italienischer Wirt Angelo ließ die Kellner so viele köstliche Antipasti servieren, dass mein Herz schon bei ihrem Anblick höher schlug. Es gab mit Schinken gefüllte Zucchini und frische, reife Tomaten mit schmelzendem Mozzarella, der so zart war, dass man die winzigen Luftbläschen darin sehen konnte. Dazu einen 85er Sassicaia, einen toskanischen Wein, der schon eine halbe Stunde geatmet hatte und wie flüssiger Samt durch unsere Kehlen rann. Meine Güte, ein unvergesslicher Genuss.
Ich muss noch erwähnen, dass ich dieses Mahl mit einem Teller perfekt zubereiteter Pasta mit Bohnen und einer kleinen Portion Tiramisu krönte. Gut, ich büßte dafür am nächsten Tag, indem ich eineinhalb Stunden rund ums Kolosseum joggte, aber jeder einzelne wunderbare Bissen war es wert.
Ich bin fest davon überzeugt, dass gutes Essen von großem Wert ist. Eins weiß ich genau: Ein Essen, das wirklich Genuss bereitet, ist auf kurze und lange Sicht viel besser, als zig zweitklassige Häppchen, nach deren Verzehr man immer wieder unbefriedigt um Vorrats- und Kühlschränke streicht. Ich nenne das Snack-Attacken: Man will etwas essen, aber weiß nicht so recht, was. Und alle Karotten, Selleriestangen und fettarmen Hühnchen dieser Welt können einem nicht die gleiche Befriedigung verschaffen wie das eine unglaublich leckere Stück Schokolade, auf das man so große Lust hat.