Natürlich könnte man sich auch in den Niederlanden auf Deutsch verständigen. Aber jeder, der schon mal dort war, weiß, dass man viel freundlicher aufgenommen wird, wenn man versucht, Niederländisch zu sprechen.
Dabei wird keineswegs Perfektion verlangt, aber schon wenige Brocken genügen, um in engeren Kontakt mit den Leuten dort zu kommen. Wer sich nicht die Mühe macht, ein paar Wörter und Sätze zu lernen, wird die Niederlande nur aus Touristensicht erleben. Manche Auskunft wird erst gar nicht gegeben, wenn man es in Deutsch versucht.
Da die Niederländer außerdem ein recht reisefreudiges Volk sind, kann man auf Urlaubsreisen in ganz Europa Bekanntschaften mit ihnen machen. Es lohnt sich daher für einen Globetrotter, wenigstens ein wenig Niederländisch zu lernen. Die Unterschiede zum Deutschen sind nicht so groß, dass man viele Vokabeln oder komplizierte Grammatikregeln lernen müsste. Nein im Gegenteil, Niederländisch ist für Deutsche wegen der vielen Ähnlichkeiten sogar recht einfach.
Zu diesem Buch ist zusätzlich ein AusspracheTrainer als MP3-Download erhältlich unter
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Auch erhältlich auf Audio-CD unter
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Der AusspracheTrainer enthält alle Sätze und Redewendungen, die in diesem Buch mit einem markiert sind.
Hörproben: Ausgewählte Kapitel im Konversationsteil dieses Buches können Sie sich auf unserer Webseite unter
www.reise-know-how-de/kauderwelsch/066
anhören. Zu Beginn dieser ausgewählten Kapitel finden Sie auch den jeweiligen Einzel-Link.
Ich habe versucht, diesen Sprachführer möglichst einfach zu gestalten. Mit nur wenigen Sätzen und Wörtern kann man schon versuchen, ein kleines Gespräch zu beginnen.
Ich empfehle, zuerst die Seiten über die Aussprache zu lesen und auch öfter zu wiederholen. Denn das Schriftbild und der Klang weichen im Niederländischen doch stark von der deutschen Lesart ab. Das können Sie auch an der Lautschrift erkennen, die für jedes Wort und jeden Satz angegeben ist.
Die Grammatik ist für den ersten Anfang nicht so wichtig, die unregelmäßigen Tätigkeitswörter und zusammengesetzten Zeiten kann man sich vorläufig sparen. Wenn man mit der Sprache etwas vertrauter ist und eigene Sätze bilden will, sollte man sich wichtige Regeln einprägen (z. B. Mehrzahlbildung).
Wenn sich die Wortstellung im Niederländischen unterscheidet, wird zusätzlich eine Wort-für-Wort-Übersetzung in kursiver Schrift angegeben. Das ist allerdings selten der Fall. Manche Redewendungen sind extra erklärt.
Am Ende des Buches findet man die Wörterlisten Deutsch–Niederländisch und Niederländisch–Deutsch mit jew. ca. 1000 Wörtern. Neben den in den einzelnen Kapiteln verwendeten Wörtern wurden weitere Wörter des Grundwortschatzes aufgenommen, die sich wesentlich vom Deutschen unterscheiden.
Von der Sprachgeschichte her gehört das Niederländische wie das Deutsche und Englische zur Gruppe der westgermanischen Sprachen. Aus einer gemeinsamen Wurzel entstanden im Laufe der Jahrhunderte Sprachen, die zwar untereinander verwandt sind, sich aber in verschiedene Richtungen entwickelt haben. Daher erklären sich die vielen Ähnlichkeiten, aber auch einige prinzipielle Unterschiede. In Wortschatz und Satzbau gibt es viele Übereinstimmungen mit dem Deutschen, während die grammatischen Formen der Wörter viel einfacher sind.
Das Niederländische ist vor allem in den Provinzen Nord- und Südholland entstanden, also in dem Gebiet, wo die großen Städte Amsterdam, Den Haag und Rotterdam liegen. Sie hatten sich schon seit dem 16. / 17. Jahrhundert zum Zentrum der Niederlande entwickelt. Daher wird auch heute noch meist von „Holland“ gesprochen, auch wenn die ganzen Niederlande gemeint sind.
In diesen Jahrhunderten wurde auch die Bibel ins Niederländische übersetzt, was einen großen Einfluss auf die Entwicklung der Sprache ausgeübte, da die Bibel in gläubigen Familien jener Zeiten täglich gelesen wurde.
Auch die anderen Teile der Niederlande waren an der Entwicklung der Sprache beteiligt. Die heutige Umgangssprache wird „Algemeen Beschaafd Nederlands“ genannt. Daneben gibt es noch einige niederländische Dialekte. In Nord-Belgien (West- und Ostflandern, in den Provinzen Antwerpen, Limburg und in Flämisch-Brabant) wird Flämisch gesprochen, das eine regionale Variante des Niederländischen ist. Der restliche Teil Belgiens, jenseits der Sprachgrenze, spricht Französisch.
In den Niederlanden gibt es noch eine zweite Amtssprache, das Friesische. So sind in der nördlichen Provinz Friesland auch alle Ortsnamen auf Friesisch (bzw. teilweise zweisprachig) beschildert. Das Friesische im Norden der Niederlande ist dieselbe Sprache wie das Ost- und Nordfriesische in Deutschland, allerdings gibt es auch hier Dialektunterschiede. In veränderter Form wird in Südafrika Afrikaans gesprochen, das ursprünglich von niederländischen Kolonialherren ins Land gebracht wurde und heute eine selbständige Sprache darstellt. Seit einigen Jahren ist in den Niederlanden noch eine weitere Regionalsprache in der Entstehung: das Limburgische im Südosten des Landes (mit Maastricht als wichtigster Stadt). Bisher als niederländischer Dialekt geltend, taucht es nun ebenfalls immer öfter auf Ortsschildern und in den Medien auf.
Im Prinzip wird alles so gesprochen, wie es geschrieben wird, wenn man folgende Buchstaben anders als gewohnt spricht:
ch | ch | immer wie in „lachen“ (nicht wie in „ich“) | |
tochtje tochtje Ausflug | |||
g | ch | wie ch, aber stimmhaft; | |
sh | in Lehnwörtern vor e, i, y stimmhaftes „sch“ garage charraashe Autowerkstatt | ||
ng | ng | hier spricht man das g wie im Deutschen | |
brengen bränge(n) bringen | |||
s | ß | stets scharf (stimmlos) sprechen! | |
saai ßaaj langweilig | |||
studeren ßtü(ü)deere(n) studieren spreken ßpreeke(n) sprechen | |||
z | s | wie in „Rose“ | |
zoeken su(u)ke(n) suchen | |||
v | v | Aussprache zwischen „f“ und „w“ | |
vriend vriint Freund | |||
sch | ßch | kein deutsches „sch“, | |
sondern erst ein „ß“ und dann „ch“ sprechen | |||
wie in „Häuschen“ | |||
school ßchool Schule | |||
sj | sch | deutsches „sch“ | |
kruisje kröüsche Kreuzchen | |||
tj | tch | zwischen „tch“ und „tj“ | |
hartje harrtche Herzchen | |||
oe | u, | langes oder mittellanges „u“ | |
u(u) | hoe huu wie, boek bu(u)k Buch | ||
eu | öö | langes „ö“ | |
keuken kööke(n) Küche | |||
ui | öü | huis höüß Haus | |
ij | äj | mijn mäjn mein | |
e | e | kurzes dumpfes „e“ wie in „bitte“ | |
regen reeche(n) Regen | |||
ei | äj | klein kläin klein | |
u | ü(ü) | mittellanges „ü“: nu nü(ü) jetzt | |
ö | kurzer Laut zwischen „i“ in „bitte“ und „ö“ in „Geröll“ kunnen könne(n) können | ||
ou | au | koud kaut kalt |
Das kurze a des Niederländischen klingt dunkler und dumpfer als sein deutsches Gegenstück (ganz leicht in Richtung „o“ tendierend), aber nicht so dumpf wie im Bairischen. In unserer Lautschrift steht dafür aber immer nur a). Daher wirkt auch auto „Auto“ für uns ein bisschen wie „outoo“.
Wem die Aussprache des ui als öü zu schwierig ist, kann es problemlos auch als „öi“ aussprechen. Ein „äu“ würde allerdings ziemlich deutsch klingen.
In der hier verwendeten Lautschrift deuten in Klammern stehende Selbstlaute darauf hin, dass sie weder besonders kurz noch ausgesprochen lang sind. Die Klangfarbe ist dabei aber dieselbe wie bei den langen Selbstlauten. Neben dem eu und dem u kommen mittellange Vokale besonders häufig in Lehnwörtern vor.
Doppelte Selbstlaute sind lang zu sprechen. Am Wortende treten diese Änderungen auf:
-lijk | hartelijk | herzlich |
-lek | harrtelek | |
-tie | vakantie | Ferien |
-zi(i) | vakkannzi(i) | |
-ig | weinig | wenig |
-ech | wäjnech | |
-isch | Belgische | Belgierin |
-i(i)ß | bällchi(i)ße |
Am Wortende werden wie im Deutschen -b und -d stimmlos gesprochen:
heb
häpp
habe
aavond
aavent
Abend
Am Wortende z. B. eines Tätigkeitswortes wird das -n der Endung -en in vielen Gegenden verschluckt (d. h. es wird nur -e gesprochen), so wie wir es auch in einigen deutschen Dialekten gerne tun:
praten
praate(n)
sprechen
Man kann das in Klammern stehende (n) demnach ganz nach persönlichem Geschmack mitsprechen oder weglassen. Im holländischen Kerngebiet wird es eher weggelassen, in den Südniederlanden und in Belgien eher mitgesprochen.
In der gesprochenen Sprache sind diese Artikelformen entgegen der Regel abgeschwächt:
het
et
das, es
een
en
ein
Es gibt im Niederländischen viele französische Lehnwörter, die man aber auch nach wie vor französisch ausspricht. Im Deutschen wurden diese Wort im Laufe der Zeit viel stärker eingedeutscht.
paraplu
parrapplü(ü)
Regenschirm
Zur ersten Orientierung sind die folgenden Formulierungen hilfreich.
Ik zou graag ... willen. (Ich möchte ...)
Ik zou graag koffie willen.
ikk sau chraach koffi(i) wille(n)
ich würde gerne Kaffee wollen
Ich möchte einen Kaffee.
Ik zou graag een ijsje willen.
ikk sau chraach en äjsche willen
ich würde gerne ein Eischen wollen
Ich möchte ein Eis.
Ik zou graag een koffie verkeerd willen.
ikk sau chraach en koffi(i) verkeert willen
ich würde gerne ein Kaffee falsch wollen
Ich möchte einen Milchkaffee.
Waar is ... ? (Wo ist ... ?)
Waar is een garage, alstublieft?
waar ißß en charraashe aßßtübliift
wo ist eine Garage wie-es-Ihnen-beliebt
Wo ist hier eine Werkstatt, bitte?
Waar is het postkantoor, alstublieft?
waar ißß et poßßtkantoor aßßtübliift
wo ist das Postbüro wie-es-Ihnen-beliebt
Wo ist die Post, bitte?
Waar is het toilet, alsjeblieft?
waar ißß et twa(a)lätt aßßjebliift
wo ist die Toilette wie-es-dir-beliebt
Wo ist die Toilette, bitte?
Man achte dann genau auf die Handbewegungen und auf folgende Richtungsangaben:
naar rechts / rechtsaf
naar rächtß / rächtßaff
nach rechts
naar links / linksaf
naar linkß / linkßaff
nach links
rechtdoor
rächtdoor
geradeaus
Heeft u ... ? (Haben Sie ... ?)
Heeft u een kamer vrij?
heeft ü(ü) en kaamer vräj
Haben Sie ein Zimmer frei?
Heeft u briefkaarten?
heeft ü(ü) briifkaarte(n)
Haben Sie Postkarten?
Heeft u postzegels?
heeft ü(ü) poßßtseechelß
Haben Sie Briefmarken?
Hier wird man als Antwort ja oder nee (nein) bekommen.
Dank u wel!
dank ü wäll
danke Ihnen gut
Danke! (wenn man sich siezt)
Dank je wel!
dank je wäll
danke dir gut
Danke! (wenn man sich duzt)
Im Wörterverzeichnis am Ende des Buches habe ich vor allem die Wörter berücksichtigt, die eine andere Bedeutung als im Deutschen haben, oder die sich nur schwer herleiten lassen.
Bei ähnlichen Wörtern gibt es aber ein paar Regeln, mit denen man viele Wörter auch ohne Wörterbuch herleiten kann. Daher folgende Übersicht als Beispiel:
p | pf | |
plicht | plicht | Pflicht |
paard | paart | Pferd |
pond | ponnt | Pfund |
appel | appel | Apfel |
ij | ei | |
mijn | mäjn | mein |
ijs | äjß | Eis |
vrij | vräj | frei |
bij | bäj | bei |
p | f, ff | |
hopen | hoope(n) | hoffen |
helpen | hällpe(n) | helfen |
open | oope(n) | offen |
schaap | ßchaap | Schaf |
ui | au | |
huis | höüß | Haus |
uit | öüt | aus |
huid | höüt | Haut |
luid | löüt | laut |
t | z | |
tong | tong | Zunge |
twee | twee | zwei |
toestand | tuußtannt | Zustand |
tang | tang | Zange |
f | b | |
of | off | ob |
af | aff | ab |
lief | liif | lieb |
stof | ßtoff | Staub |
s | sch | |
smal | ßmall | schmal |
snel | ßnäll | schnell |
slecht | ßlächt | schlecht |
t | s, ss | |
weten | weete(n) | wissen |
dat | datt | das |
laten | laate(n) | lassen |
d | t | |
dag | dach | Tag |
drinken | drinke(n) | trinken |
dood | doot | Tod |
dal | dall | Tal |
zw | schw | |
zwager | swaacher | Schwager |
zwaar | swaar | schwer |
zwak | swakk | schwach |
zwemmen | swämme(n) | schwimmen |
k | ch | |
breken | breeke(n) | brechen |
ik | ikk | ich |
rekenen | reekene(n) | rechnen |
welke | wällke | welche |
v | b | |
zilver | sillver | Silber |
geven | cheeve(n) | geben |
leven | leeve(n) | leben |
sterven | ßtärrve(n) | sterben |
Manchmal unterscheidet sich nur die Schreibweise, während die Wörter fast gleich gesprochen werden:
v | f | |
vet | vätt | fett |
vinden | vinnde(n) | finden |
vliegen | vliiche(n) | fliegen |
vallen | valle(n) | fallen |
oe | u | |
bloem | blu(u)m | Blume |
hoed | hu(u)t | Hut |
stoel | ßtu(u)l | Stuhl |
goed | chu(u)t | gut |
z | weiches s | |
zicht | sicht | Sicht |
zo | soo | so |
zorgen | sorrche(n) | sorgen |
zee | see | (die) See |