Der Autor

Ghassan Kanafani, 1936 in Akka (Palästina) geboren und 1972 in Beirut einem Bombenattentat zum Opfer gefallen, gilt als der bedeutendste Autor des palästinensischen Widerstandes. Sein literarisches Werk ist eng mit seinem Lebenslauf und der politischen Entwicklung in und um Palästina verbunden; es ist das Werk eines Schriftstellers und politischen Aktivisten, eines scharfsinnigen Literaturkritikers und engagierten Historikers.

Der Übersetzer

Hartmut Fähndrich, geboren 1944 in Tübingen. Studierte Vergleichende Literaturwissenschaft und Islamwissenschaft in Deutschland und in den Vereinigten Staaten. Seit 1972 in der Schweiz, seit 1978 Lehrbeauftragter für Arabisch an der ETH Zürich. Für Presse und Rundfunk tätig.

Inhalt

Das Land der traurigen Orangen

Damals war er ein kleiner Junge

Das Maschinengewehr

Der Mann, der nicht starb

Die Eule in einem fernen Zimmer

Etwas, was bleibt

Ein Bericht aus Ramla

Ein Bericht aus Tira

Ein Bericht aus Gasa

Das gestohlene Hemd

Der Kuchenverkäufer

Wände aus Eisen

Der Horizont hinter dem Tor

Nachwort von Hartmut Fähndrich

Das Land der traurigen Orangen

Als wir Jaffa in Richtung Akka verliessen, war das an sich nichts Schlimmes. Es ging uns wie allen, die alljährlich das Opferfest in einer anderen Stadt verbrachten. Die Tage in Akka verliefen ganz wie gewohnt. Ich, der ich damals noch ein kleiner Junge war, genoss wohl jene Tage ganz besonders, weil ich schulfrei hatte … Wie dem auch sei, in der Nacht des grossen Angriffs begann alles klarer zu werden. In jener schrecklichen Nacht, in der die Männer grimmig schweigend, die Frauen betend dasassen. Wir, du und ich und die anderen Kinder unseres Alters, waren zu klein, um wirklich zu verstehen, was das alles bedeutete. Doch in jener Nacht begannen die Vorgänge klarer zu werden, und am Morgen, nachdem die angreifenden Juden sich unter Drohungen zurückgezogen hatten, stand ein grosser Lastwagen vor unserer Haustür.

Fieberhaft wurde von allen Seiten Bettzeug daraufgeworfen. Ich stand, an die Hauswand gelehnt, und sah deine Mutter auf den Wagen steigen, dann deine Tante, dann die Kinder. Dein Vater setzte auch dich und deine Geschwister ins Auto, oben aufs Gepäck. Dann nahm er mich und hob mich hinauf in den Metallkorb über dem Fahrerhaus, wo mein Bruder Rijad schon sass. Und bevor ich es mir noch richtig bequem gemacht hatte, fuhr das Auto los. Nach und nach verschwand unser geliebtes Akka, während wir auf kurviger Strasse in Richtung Kap Nakura fuhren.

Es war etwas bewölkt, und ich fröstelte. Rijad sass, an das Gepäck gelehnt, sehr ruhig da, liess seine Beine über den Korbrand baumeln und betrachtete den Himmel. Auch ich hockte schweigend da, die Arme auf den Knien und das Kinn daraufgelegt … Die Orangenfelder säumten unseren Weg, und an uns allen nagte ein Gefühl der Angst, während der Wagen über die staubige Strasse ratterte und von fern Schüsse wie zum Abschied herüberhallten.

Als Kap Nakura in der Ferne auftauchte, wie eine Wolke am blauen Horizont, hielt der Wagen an. Die Frauen stiegen ab und gingen zu einem Bauern, der hinter einem Korb voller Orangen an der Strasse hockte … Sie nahmen einige Orangen, und wir hörten sie weinen … Damals wurde mir klar, dass Orangen etwas Liebenswertes, dass diese grossen blanken Kugeln etwas Teures sind. Die Frauen kauften einige Orangen und brachten sie uns zum Auto. Dein Vater stieg vom Beifahrersitz, nahm eine Orange und betrachtete sie schweigend. Dann brach er in Tränen aus wie ein verzweifeltes Kind.

Bei Kap Nakura kam der Wagen in einer langen Autoschlange zum Stehen. Die Männer begannen, den wartenden Polizisten ihre Waffen auszuhändigen. Als wir an die Reihe kamen, sah ich auf dem Tisch Gewehre und Munition liegen; ich sah auch die lange Schlange von Autos, die das Land der Orangen verliessen und sich in den Libanon hineinschoben. Da begann auch ich bitterlich zu weinen. Deine Mutter betrachtete noch immer schweigend die Orange, und aus den Augen deines Vaters blickten alle Orangenbäume, die er den Juden zurückgelassen hatte, all die Orangenbäume, die er Stück um Stück erworben hatte; sie alle standen ihm ins Gesicht gezeichnet, und vor dem Grenzposten konnte er seine Tränen nicht mehr zurückhalten.

Als wir dann am Nachmittag in Saida ankamen, waren wir Flüchtlinge geworden.

Die Strasse nahm uns auf, wie all die anderen. Dein Vater war alt geworden; er sah aus, als habe er lange nicht geschlafen. Da stand er vor dem Gepäck, das man auf die Strasse geworfen hatte, und ich hatte den Eindruck, wenn ich zu ihm liefe und etwas zu ihm sagte, würde er explodieren, würde fluchen, fluchen … Es stand ihm ins Gesicht geschrieben. Auch ich, der kleine Junge, der eine strengreligiöse Schule besucht hatte, auch ich zweifelte damals daran, dass Gott den Menschen wirklich helfen will, ich zweifelte sogar daran, dass Gott alles hört und alles sieht. Die bunten Bildchen, die man uns in der Schule beim Kirchgang ausgeteilt hatte, zeigten einen gütigen Gott, der den Kindern freundlich zulächelt. Doch nun erschienen mir auch diese Bildchen als eine der Lügen, mit denen die Schulen ihre Einkünfte erhöhen. Es war ganz klar, dass der Gott, den wir in Palästina gekannt hatten, auch von dort fortgezogen war und nun wer weiss wo als Flüchtling lebte, unfähig, auch nur seine eigenen Probleme zu lösen. Und wir, wir Menschenflüchtlinge, sassen am Strassenrand, in Erwartung eines neuen Schicksals, irgendeiner Lösung, eines Daches über dem Kopf für die Nacht. Der Schmerz hatte begonnen, auch meinen einfachen Kinderverstand zu zermürben.

Die Nacht ist etwas Furchtbares … Die Finsternis, die sich nach und nach auf uns herabsenkte, erfüllte mein Herz mit Schrecken … Schon der Gedanke, die Nacht am Strassenrand verbringen zu müssen, rief mannigfache Ängste in mir wach … Doch niemand war da, mich zu trösten, zu niemandem konnte ich mich flüchten, und der stumme Blick deines Vaters flösste mir noch mehr Furcht ein. Die Orange in der Hand deiner Mutter erfüllte mich mit grosser Traurigkeit. Alle sassen schweigend da, starrten auf die schwarze Strasse und hofften, das Schicksal werde um die Ecke kommen, unsere Probleme lösen und uns ein Dach über dem Kopf verschaffen. Plötzlich erschien das Schicksal! Dein Onkel war schon früher hierhergekommen … Er war unser Schicksal.

Dein Onkel hatte nie an moralische Werte geglaubt. Als er dann, wie wir, am Strassenrand stand, hatte er an gar nichts mehr geglaubt. Er war zum Haus einer jüdischen Familie gegangen, hatte die Tür aufgerissen, sein Gepäck hineingeworfen und den Bewohnern mit Worten und Gesten unmissverständlich zu verstehen gegeben, sie sollten verschwinden. »Geht doch nach Palästina«, hatte er ihnen zugerufen. Natürlich waren sie nicht nach Palästina gegangen, doch aus Furcht vor seiner Verzweiflung hatten sie sich in ein Zimmer zurückgezogen und ihm das andere überlassen.

Dorthin führte uns dein Onkel und stopfte uns zu Sack und Pack und seiner Familie mit hinein. Wir Kinder schliefen unter Mänteln auf dem Boden; unsere kleinen Körper füllten das ganze Zimmer. Als wir am Morgen aufwachten, sassen die Männer noch immer auf ihren Stühlen; sie hatten die ganze Nacht so zugebracht … Langsam durchdrang die Tragödie jede Zelle unseres Körpers.

Wir blieben nicht lange in Saida. Im Zimmer deines Onkels war nicht einmal für die Hälfte von uns Platz. Immerhin hatte es uns drei Nächte lang beherbergt. Dann drängte die Mutter deinen Vater, sich eine Arbeit zu suchen oder eben mit uns ins Land der Orangen zurückzukehren. Doch dein Vater herrschte sie an; seine Stimme bebte. Also schwieg sie. Unsere Familienprobleme hatten begonnen. Die glückliche geschlossene Familie hatten wir mit unserem Land, unserem Zuhause und unseren Toten zurückgelassen.

Ich habe nie erfahren, wie dein Vater zu Geld kam. Ich weiss zwar, dass er das Gold veräusserte, das er deiner Mutter damals gekauft hatte, als er sie glücklich und stolz sehen wollte, seine Frau zu sein. Doch dieses Geld vermochte uns nicht lange weiterzuhelfen. Da musste eine andere Quelle sein. Hatte er sich etwas geliehen? Hatte er irgend etwas verkauft, das er ohne unser Wissen mitgebracht hatte? Ich weiss es nicht. Aber ich erinnere mich, dass wir in ein Dorf in der Nähe von Saida übersiedelten. Dort sass dein Vater auf dem Balkon und lächelte zum erstenmal … Er wartete auf den 15. Mai1, um im Gefolge der siegreichen Armeen nach Hause zurückzukehren.

Nach bitterem Warten kam der 15. Mai … Genau um Mitternacht stiess mich – ich war eingeschlafen – dein Vater mit dem Fuss und rief: »Steh auf! Schau dir den Einzug der arabischen Heere in Palästina an!« In seiner Stimme lagen Hoffnung und Zuversicht.

Ich sprang rasch auf. Barfuss liefen wir über die Hügel zur Strasse, die einen Kilometer vom Dorf entfernt vorbeiführt. Wir alle, gross und klein, rannten keuchend, so schnell wir nur konnten. Von fern leuchteten die Scheinwerfer der Fahrzeuge, die sich in Richtung Kap Nakura bewegten. Als wir schliesslich an der Strasse standen, spürten wir die Kälte; doch die Begeisterung deines Vaters liess uns alles vergessen. Er lief hinter den Autos her wie ein kleiner Junge, jubelte den Soldaten zu und schrie sich heiser. Er atmete schwer, doch er rannte weiter neben der Kolonne her wie ein Kind. Wir alle folgten ihm und schrien mit. Die Soldaten schauten uns unter ihren Helmen hervor ernst und schweigend an. Wir alle rangen nach Luft. Dein Vater zog, trotz seiner fünfzig Jahre immer weiter laufend, einige Zigaretten aus der Tasche und reichte sie den Soldaten; dabei jubelte er ihnen noch immer zu, und wir rannten weiter wie eine kleine Herde Ziegen neben ihm her.

Plötzlich war die Kolonne zu Ende … Erschöpft und schwer atmend kehrten wir zu unserem Haus zurück. Dein Vater war verstummt und schwieg. Auch wir waren nicht mehr imstande, etwas zu sagen. Das Licht eines vorbeifahrenden Autos erhellte das Gesicht deines Vaters. Auf seinen Wangen standen Tränen.

Danach ging alles sehr langsam. Die Verlautbarungen der arabischen Staaten hatten uns getäuscht, die ganze bittere Wahrheit war nicht mehr zu leugnen. Die Gesichter verfinsterten sich wieder. Deinem Vater fiel es immer schwerer, Palästina zu erwähnen oder von der glücklichen Vergangenheit in den Hainen und Häusern dort zu reden. Wir bildeten die Wände der schrecklichen Tragödie, die sich seines neuen Lebens bemächtigte. Wir waren auch jene Lausbuben, die ohne grosse Schwierigkeit herausfanden, dass deines Vaters Aufforderung an uns, jeweils frühmorgens einen Berg zu erklimmen, nur eine Ablenkung war, damit wir kein Frühstück verlangten …

Unsere Lage wurde immer schwieriger … Ein ganz harmloser Anlass konnte deinen Vater in Rage bringen. Ich erinnere mich noch genau: Als ihn eines Tages jemand um irgend etwas bat, zuckte er zusammen und begann dann wie vom Schlag getroffen zu zittern. Seine Augen flackerten … Ein schrecklicher Gedanke schien ihm gekommen. Er sprang auf, als hätte er eine passende Lösung gefunden. Verwirrt wie ein Mensch, der spürt, dass nur er allein in der Lage ist, seinen Problemen ein Ende zu machen, und der die Angst vor einer entscheidenden Massnahme spürt, so begann dein Vater zu phantasieren und sich auf der Suche nach irgend etwas dahin und dorthin zu drehen. Schliesslich stürzte er sich auf eine Schachtel, die wir aus Akka mitgebracht hatten, und warf mit angsterregenden, hektischen Bewegungen ihren Inhalt auf den Boden. Deine Mutter begriff sofort alles, und, beunruhigt wie eine Mutter, deren Kindern Gefahr droht, schob sie uns aus dem Zimmer und hiess uns in die Berge laufen. Doch wir blieben am Fenster stehen, pressten unsere kleinen Ohren an das Holz und hörten mit Entsetzen, wie dein Vater schrie: »Ich bringe sie um! Ich bringe mich um! Ich mache Schluss! Ich …«

Plötzlich schwieg dein Vater, und als wir durch den Türschlitz ins Zimmer schauten, sahen wir ihn röchelnd auf der Erde liegen und schluchzen. Deine Mutter stand da und blickte ihn voller Mitleid an.

Erst begriffen wir nicht viel. Doch ich erinnere mich: Als ich den schwarzen Revolver neben ihm auf der Erde liegen sah, verstand ich alles. Und zu Tode erschrocken wie ein Kind, das plötzlich einen Geist sieht, rannte ich fort vom Haus in die Berge. Und in dem Masse, in dem ich mich vom Haus entfernte, entfernte ich mich auch von meiner Kindheit. Ich begriff, dass unser Leben nicht mehr angenehm, einfach und ruhig war und dass es so weit mit uns gekommen war, dass als einzige Lösung eine Kugel durch den Kopf blieb. Also mussten wir uns zusammennehmen und uns anständig betragen. Wir durften nicht mehr um etwas zu essen bitten, auch wenn wir hungrig waren. Wir hatten still zu sein, wenn Vater über seine Probleme sprach, und sollten mit dem Kopf nicken und lächeln, wenn er uns sagte: »Lauft auf den Berg, und kommt nicht vor Mittag zurück!«

Am Abend, als es dunkel wurde, ging ich nach Hause zurück … Dein Vater war noch immer krank; deine Mutter sass bei ihm. Euer aller Augen leuchteten wie die Augen von Katzen. Eure Lippen waren zusammengepresst, als seien sie noch nie geöffnet gewesen, als seien sie Narben einer alten, nie verheilten Wunde.

Dort sasst ihr zusammengedrängt, ebenso weit von eurer Kindheit entfernt wie vom Lande der Orangen, von denen uns ein Bauer, der sie einst angepflanzt hatte, dann aber fortgezogen war, erzählte, sie würden verdorren, wenn die Hand wechselt, die sie tränkt.

Dein Vater lag noch immer krank im Bett. Deine Mutter schluckte an den Tränen einer Tragödie, die bis heute aus ihren Augen blickt.

Gedrückt schlich ich mich ins Zimmer … Als mein Blick auf das Gesicht deines Vaters fiel, dem man noch immer die Wut der Ohnmacht ansah, bemerkte ich auf dem niedrigen Tischchen den schwarzen Revolver, daneben eine Orange … Sie war trocken und hart.

Kuwait 1958

Damals war er ein kleiner Junge

Der Schaum glühte im Morgenrot. Er strich über den silbernen Sandstrand. Die gekrümmten Palmen schüttelten den Schlaf der Nacht von ihren trägen, schlaffen Zweigen und hoben ihre stachligen Arme zum Horizont, wo die Mauern von Akka aus dem tiefen Blau aufragten. Rechts der Strasse, die von Haifa nach Norden führt, erhob sich gross und rund die Sonne über die Hügel und tauchte die Baumwipfel, das Wasser, die Strasse in reines purpurnes Licht. Ahmed nahm die Rohrflöte aus dem Korb, lehnte sich in eine Ecke des Wagens und begann eine schwermütige Weise zu blasen, die Weise eines ewig Liebenden, der in jedem der Dörfer hätte wohnen können, die gleich Sternen über ganz Galiläa verstreut waren; und während der Bus im Morgenwind dahinkroch, ergänzte die traurige Weise die Natur. Keinen der Fahrgäste überraschte sie. Alle hatten erwartet, dass sie irgendwoher erklingen würde. Ja, es hätte sie überrascht, wäre sie ausgeblieben.

Rechts erstreckten sich die Felder, wogte das Grün in vielen Schattierungen, wogte endlos fort bis an den silbernen Sand.

Es war eine kleine Welt, umschlossen vom Metall des Fahrzeugs und von der schwermütigen Melodie; irgend etwas verband, unerklärlich und unsichtbar, die zwanzig Personen darin, die in ihrem ganzen Leben nicht mehr als einen Morgengruss gewechselt hatten, bei der Bushaltestelle an der König-Faisal-Strasse in Haifa.

Zusammengesetzt war diese kleine Welt aus Arbeitern, welche der Hafen aus allen Winkeln Galiläas gierig angesogen hatte; Bauern aus der Umgebung von Haifa, die seit Menschengedenken mit Männern und Frauen aus der Gegend um Safad verschwägert waren; einem kleinen Jungen aus Umm al-Faradsch, von seiner Mutter nach Haifa geschickt, um dort etwas über den Verbleib seines Vaters zu erfahren, der nun die Antwort heimbrachte; einem Anwalt, mit einem Rechtsstreit um ein Stück Land in al-Kabri befasst, der vor der Gerichtsverhandlung noch Nachforschungen anzustellen hatte; einer Frau, die sich für ihren einzigen Sohn um die Hand eines Mädchens bemühte; Körben mit Lebensmitteln, Brot, Tauben, Kinderspielzeug und Briefen, die unterwegs da und dort zugestellt wurden; der Rohrflöte eines Burschen, dessen Schule erst am Tag zuvor die Tore geschlossen hatte; und dem Fahrer, dem der Weg so vertraut war wie seine Frau.

Von Haifa windet sich die Strasse, die wie ein Halsband um die Bucht liegt, hinauf zu den Palmen, die sich neigen und wieder aufrichten, hilflos im stummen gequälten Kampf gegen die vom Meer her wehenden Winde. Drunten der Naamain-Fluss, der sich traurig und müde in die tosenden Wogen ergiesst, die ihn mit ruhiger Beharrlichkeit zurückweisen. Von dort rollt der Bus die Strasse entlang, die nach Akka, nach Manschija, Samirija, Masraa und schliesslich nach Naharja führt, dann biegt er nach Osten ab und durchquert einige Dutzend Dörfer. Unterwegs setzt er da einen Fahrgast ab, dort einen Korb, einen Brief für einen geduldig wartenden Mann, einen Mann für eine ungeduldig wartende Frau.

Ein Mann sagte zu seinem Nachbarn: »Dieser Bursche spielt nicht schlecht Flöte.«

Doch der andere antwortete nicht. Er schaute aus dem Fenster und liess die Melodie auf sich wirken.

Der kleine Junge lehnte sich mit dem Kopf gegen die alte Frau, die neben ihm sass, und schlief ein. Eine andere Frau, die ihn auch nicht kannte, holte ein mit Ei belegtes Brot hervor und wartete, bis er aufwachen würde; dann wollte sie es ihm geben. Der Fahrer trällerte zur Melodie der Rohrflöte ein Lied von einem jungen Mann, der einen Berg aufhob und ihn auf das Haus seiner Geliebten setzte, als sie zögerte, mit ihm in eine Höhle zu fliehen, in der es nichts gab als eine Matte, ein Brot, einige Oliven und seine Brust.