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DAS BUCH

In ihren dreiunddreißig Lebensjahren hatte Billie noch nie einem so außergewöhnlich gut aussehenden Mann gegenübergestanden. Seine olivenfarbene Haut und die dunklen, fast schwarzen Augen zeugten von exotischen Vorfahren. Seine lässige Sportkleidung verbarg seine urtümliche männliche Schönheit nur notdürftig. Das Baumwoll-T-Shirt klebte feucht an seiner Brust. Schweiß benetzte seine muskulösen Schenkel, durchtränkte sein kurz geschnittenes rabenschwarzes Haar, funkelte auf seiner Oberlippe.

Als sie ihm jetzt aus der Nähe in die Augen sah, verstand sie. In ihnen schimmerte die Verheißung der Ekstase, Diamanten in einem obsidianfarbenen Meer. In diesem Moment fiel jeder jugendliche Überschwang von ihm ab, und er enthüllte das wilde, weltgewandte Wesen, das sie erwartet hatte. Er war aus gutem Grund das Aushängeschild des Avalon, und diesen Grund erkannte sie in seinem verruchten Blick.

Er hatte ihre Hand noch immer nicht losgelassen. Seine Finger verbrannten die ihren. Wenn er jetzt nur ein wenig zog, würde sie gegen seinen harten, feuchten Körper fallen.

DIE AUTORIN

Ihren ersten Roman schrieb Shelby Reed über den Märchenprinzen. Trotz ihrer idealistischen Anfänge liebt sie realistische Figuren mit vielen Facetten, intensive Gefühle und das immer wieder mögliche Happy End. Wenn Sie nicht an ihrem Computer sitzt, zeichnet sie, legt Tarotkarten und lebt ein idyllisches Leben mit ihrem eigenen Märchenprinzen im Norden Floridas.

Shelby Reed

WAS IMMER

DU WILLST

Aus dem Amerikanischen

von Nicole Hölsken

WILHELM HEYNE VERLAG

MÜNCHEN

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Die Originalausgabe erschien

unter dem Titel THE FIFTH FAVOR

Vollständige deutsche Erstausgabe 11/2015

Copyright © 2008, 2013 by Shelby Reed

Copyright © 2015 der deutschsprachigen Ausgabe

by Wilhelm Heyne Verlag, München

in der Verlagsgruppe Random House GmbH

Umschlaggestaltung: Nele Schütz Design

unter Verwendung von shutterstock/Yurij Omulchenko

Redaktion: Anita Hirtreiter

Satz: KompetenzCenter, Mönchengladbach

Alle Rechte vorbehalten

ISBN: 978-3-641-16791-2

www.heyne.de

1

Billie sah die Überschrift schon vor sich: Ein Nachmittag mit einem waschechten Gigolo. Nein, nicht zu reißerisch. Ein Traum wird wahr. Ja, das war besser.

Einen Artikel wie diesen hatte sie noch nie schreiben müssen. Noch nie hatte sie einen Callboy kennengelernt oder einen Privatclub besucht, in dem die sexuellen Fantasien von Frauen erfüllt wurden. Und was sie am meisten überraschte, war die Tatsache, dass ihr der Gedanke gefiel. Die ungeheure Erregung. Der Gedanke, dass eine Frau diesen eleganten Ort betreten und sich den Mann aussuchen konnte, der ihren erotischen Bedürfnissen am ehesten entsprach.

Sie nahm ihre Aktentasche in die andere Hand und betrachtete ein üppiges Sofa im Wartebereich der Lobby, überlegte, ob sie es sich darauf bequem machen sollte, und entschied sich dagegen. Die ganze Situation war so absurd, dass sie ganz unsicher wurde. Sie war nervös und befangen. Sie empfand das gleiche zittrige Unbehagen wie damals, als sie zum ersten Mal mit einem Mann ins Bett gegangen war.

Sie kam sich wie eine Jungfrau vor.

Kaum einen Meter entfernt stand die Chefin vom Avalon an der Rezeption, das Telefon zwischen Ohr und Schulter geklemmt, und sprach Französisch in den Hörer, leidenschaftliche Worte, unterbrochen von gelegentlichem heiserem Lachen. In der kurzen, ersten Unterhaltung, die Billie mit ihr geführt hatte, bevor das Telefon sie unterbrochen hatte, hatte Azure Elan ihr enthüllt, dass ihre Kundinnen aus der ganzen Welt kamen. Sie verstand, was Frauen sich wünschten, und sie verschaffte es ihnen … für tausend Dollar die Stunde. Aber eine Reporterin wie Billie Cort konnte scheinbar warten, und zwar den ganzen Morgen. Absolut gar nichts deutete darauf hin, dass das Telefonat über kurz oder lang zum Ende kommen würde, und Billie wünschte, sie hätte sich nicht derart beeilt, um so früh im Avalon anzukommen. Sei pünktlich, hatte ihre Redakteurin ihr befohlen, als sie in der Woche zuvor den Termin für Billie vereinbart hatte. Besucher, die nicht pünktlich waren, wurden in diesem Etablissement kein zweites Mal empfangen.

Billie unterdrückte ein Seufzen und ließ den Blick durch die Lobby schweifen, während sie wartete. Sie war ein Paradebeispiel neoklassizistischer Eleganz, monochrome Farbtöne aus gediegenem Ecru und Elfenbein. Trompe-l’œil-Engelsköpfe lächelten wohlwollend von der reich verzierten Stuckdecke herab, wobei sie mit ihren dicken Ärmchen üppige, nackte Nymphen umfingen. Irgendwo hinter diesem Fresko, in den Zimmern, die die vier Stockwerke eines jahrhundertealten Stadthauses säumten, hatten Menschen Sex. Regelmäßig. Die ganze Nacht lang genossen sie die teuersten erotischen Freuden, die man sich vorstellen konnte. Die Klientel des Clubs bestand aus den reichsten Frauen der Welt. Deren »Begleiter« waren Gerüchten zufolge die auserlesensten männlichen Exemplare, aus aller Herren Länder, jeglicher Kultur, einem jeglichen weiblichen Ideal entsprechend.

Vor dem mit schweren Vorhängen verhangenen Fenster zog wie ein Stummfilm der Verkehr vorüber, die Rushhour am Montagmorgen in Washington D.C. Im Inneren des Avalon schien die Abwesenheit jeglichen Lärms die wohlduftende Luft förmlich einzuhüllen. Nur die zarten, hellen Klänge mozartscher Melodien durchbrachen die Stille. Billie hatte das Gefühl, als hätte sie eine neue Dimension des Seins betreten, in der nur Schönheit, Ekstase und Fantasie herrschten.

Ihr eigenes Privatleben war so meilenweit davon entfernt, dass es nicht ihr zu gehören schien – wie ein leiser Schrei in der Nacht. Unruhig trat sie vom Fenster zurück, die Aktentasche fest gegen die Schenkel gepresst.

Mit einem leisen Knarren öffnete sich eine Tür in der Nähe; dann folgte ein lautes Klicken. Neugierig über dieses Lebenszeichen in dem stillen Gebäude, überquerte Billie die Marmorfliesen und spähte den langen, von Kronleuchtern erhellten Gang hinab, der von der Eingangshalle fortführte. Ein Mann in weißem Nike-T-Shirt, in Shorts und Laufschuhen war durch die Hintertür hineingeschlüpft, über der das Schild Notausgang zu lesen war, und kam nun direkt auf sie zu. Mit dem Handtuch um seinen Nacken wischte er sich im Gehen die Schweißnässe vom Gesicht.

Billie beobachtete ihn mit zusammengekniffenen Augen. Ob das ein Mitarbeiter war? Azure hatte berichtet, dass über zwanzig männliche Begleiter bei diesem Escortservice arbeiteten, allesamt junge und außergewöhnlich attraktive Männer.

Der Mann, der nun auf sie zukam, war mehr als attraktiv. Er war groß und muskulös, und seine fließenden Bewegungen waren von jener Leichtigkeit, die zeigte, dass er sich in seinem Körper vollkommen wohlfühlte. Er kam näher, und als er sie mit seinen dunklen Augen ansah, lächelte er und ließ das Handtuch wieder auf die Schulter sinken.

Höflich erwiderte sie sein Lächeln und sah sich nach Azure um. Die schlanke Clubbesitzerin nickte ihr ermunternd zu, als ob sie sie erneut um Geduld bitten wollte, während sie weitertelefonierte.

In der Lobby angekommen, blieb der Mann stehen und warf Azure einen Blick zu. Diese schnippte mit den Fingern, deutete auf Billie und formte mit den Lippen die Worte: »Das ist sie.«

»Guten Morgen.« Er kam noch näher, immer noch außer Atem von seiner sportlichen Anstrengung. »Sie sind die Reporterin von der Frauenzeitschrift?«

Billie nickte verwirrt. Er konnte doch unmöglich ihr Interviewpartner sein, oder doch? Nora Richmond, ihre Redakteurin bei Illicit, hatte die Dienste des berühmten Adrian angeblich einmal in Anspruch genommen und ihn als gepflegt und kultiviert beschrieben. Billie hatte sich elegante, weltmännische Perfektion im dreiteiligen Anzug mit teuren italienischen Schuhen vorgestellt. Aber dieser Mann war in den Zwanzigern und besaß eine gesunde, glühende Ausstrahlung. Er hätte auch ein Student sein können, der auf dem Campus eines nahe gelegen College joggte.

»Ich bin Billie Cort.« Sie streckte ihm die Hand entgegen. Er ergriff sie, drückte sie sanft und sandte süße Wärmeschauer ihren Arm hinauf.

»Ich bin Adrian«, sagte er. »Entschuldigen Sie meinen Aufzug, Ms. Cort. Ich laufe morgens meist zur Arbeit. Wenn Sie sich noch ein paar Minuten gedulden würden? Ich würde vor unserem Interview gern noch duschen.«

»Kein Problem.« Billies Stimme klang frisch und selbstbewusst, aber innerlich zitterte sie. In ihren dreiunddreißig Lebensjahren hatte sie noch nie einem so außergewöhnlich gut aussehenden Mann gegenübergestanden. Seine olivenfarbene Haut und die dunklen, fast schwarzen Augen zeugten von exotischen Vorfahren. Seine lässige Sportkleidung verbarg seine urtümliche männliche Schönheit nur notdürftig. Das Baumwoll-T-Shirt klebte feucht an seiner Brust. Schweiß benetzte seine muskulösen Schenkel, durchtränkte sein kurz geschnittenes rabenschwarzes Haar, funkelte auf seiner Oberlippe.

Als sie ihm jetzt aus der Nähe in die Augen sah, verstand sie. In ihnen schimmerte die Verheißung der Ekstase, Diamanten in einem obsidianfarbenen Meer. In diesem Moment fiel jeder jugendliche Überschwang von ihm ab, und er enthüllte das wilde, weltgewandte Wesen, das sie erwartet hatte. Er war aus gutem Grund das Aushängeschild des Avalon, und diesen Grund erkannte sie in seinem verruchten Blick.

Er hatte ihre Hand noch immer nicht losgelassen. Seine Finger verbrannten die ihren. Wenn er jetzt nur ein wenig zog, würde sie gegen seinen harten, feuchten Körper fallen.

»Entschuldigen Sie, Ms. Cort«, sagte nun Azure, legte auf und umrundete die Rezeption. »Wie ich sehe, haben Sie einander schon bekannt gemacht.«

Adrian blickte über Billies Schulter hinweg, tauschte einen stummen Blick mit der Besitzerin, deren Haar ebenfalls rabenschwarz war, und ließ Billies Hand los. »Geben Sie mir eine Viertelstunde, um mich frisch zu machen.«

»Natürlich«, sagte Billie, deren Aufmerksamkeit zwischen dem dunklen Halbgott und seiner Chefin hin- und hergerissen war. »Nehmen Sie sich so viel Zeit, wie Sie brauchen.«

Er zog sich zurück und verschwand über die Treppe, die sich hinter der Rezeption hinaufschlängelte, wobei er mit müheloser Grazie immer zwei Stufen auf einmal nahm.

»Wenn er sich frisch gemacht hat, sieht er richtig gut aus«, sagte die Clubbesitzern trocken, die neben Billie stehen geblieben war und ihm ebenfalls hinterhersah. »Normalerweise würde ich Sie keinem Begleiter vorstellen, der einen dermaßen vernachlässigten Eindruck macht. Aber wie ich höre, sind Sie ja nur an einem Interview interessiert?«

»Das stimmt.« Billie umklammerte ihre Aktentasche wie einen Schild. Frauen wie Azure kannte sie zur Genüge. Die blauen Augen dieser Frau waren kalt, scharfsichtig, umrahmt von einem elfenbeinfarbenen, kantigen Gesicht, das von kluger Entschlossenheit zeugte. Zweifellos konnte sie sich mit einem Blick ein Bild vom Charakter eines Menschen machen. In diesem Moment war Billie selbst Gegenstand ihres laserscharfen, prüfenden Blicks, und das gefiel ihr gar nicht. Als Reporterin war sie es gewohnt, selbst die Beobachterin zu sein, Schwachstellen und geheime Motive durch Körpersprache, Gesichtsausdruck und Blick aufzudecken. Aber Azure zog sie mit diesen eiskalten blauen Augen förmlich aus und berührte Verletzlichkeiten, die Billie glaubte, gut verborgen zu haben.

Lass keinen sehen, wie du schwitzt. Sie schüttelte sich das Haar aus dem Gesicht, straffte die Schultern und erwiderte den unerschütterlichen Blick der Clubbesitzerin.

Es folgten ein paar angespannte Sekunden, dann sah Azure weg. »Ich bedaure, dass wir durch das Telefonat unterbrochen wurden.« Sie sprach mit einem ganz schwachen, undefinierbaren Akzent und legte ihre schlanke, manikürte Hand auf Billies Unterarm, um sie zur Sitzecke hinüberzuführen. »Erzählen Sie mir etwas über Ihren Artikel, während wir auf Adrian warten. Was wollen die Leser Ihrer Ansicht nach wissen?«

Billie wählte das nächste Damastsofa und setzte sich kerzengerade hin. »Zunächst einmal sicherlich das Übliche. Was genau sind die Aufgaben eines Avalon-Begleiters? Neben dem Offensichtlichen natürlich. Viele Frauen wissen ja noch nicht einmal, dass derlei Clubs existieren.«

»Viele Frauen können sich einen solchen Club auch gar nicht leisten.«

»Ich weiß, ich gehöre auch dazu.«

»Dann haben Sie ja großes Glück, dass Sie diesen Auftrag erhalten haben, nicht wahr?«

Azure lächelte, als sie sich auf einem Queen-Anne-Sessel niederließ. »Ich bin überzeugt, dass Sie die Erfahrung sehr bereichernd finden werden.«

»Zweifellos.« Billie biss sich auf die Lippe, dann fragte sie wagemutig: »Ich würde gern wissen, wie Adrian zu diesem Beruf gekommen ist.«

»Er ist für dieses Geschäft geboren.« Geistesabwesend liebkoste Azures Hand eine bronzene Skulptur, die den Tisch neben ihr zierte. Zwei Liebende, eng umschlungen, ihre Glieder wie Ranken ineinander verflochten. »Er ist nicht einfach nur ein hübsches Gesicht. Die durchschnittliche Avalon-Kundin wünscht sich intelligente Gespräche und kultivierte Gesellschaft. Für einige Frauen muss es noch nicht einmal notwendigerweise zum Sex kommen – obwohl sich nur wenige die Gelegenheit, mit einem solchen Mann zu schlafen, entgehen lassen.« Ihr scharfer Blick durchbohrte Billie förmlich. »Nie und nimmer hätte ich gedacht, dass ich – wenn auch nicht namentlich – für einen Zeitschriftenartikel auf ihn verzichten würde oder dass ich einer vollkommen Fremden gestatten würde, ein Bild von meinem geliebten Avalon für die Frauen da draußen zu zeichnen, ohne ein einziges Detail auszulassen, das uns gefährden könnte, den Club, Adrian, mich selbst …« Ihre langen Finger packten den Stoff ihres elfenbeinfarbenen Kleides so fest, dass ihre Knöchel weiß hervortraten. Dann ließ sie wieder los. »Aber Sie wissen sicherlich, dass wir eine hervorragende Geschäftsbeziehung zu Ihrer Redakteurin, Nora Richmond, unterhalten. Sie sehen also, wir behandeln unsere Kontakte gut, Ms. Cort. Und Adrian wird seinerseits Sie gut behandeln, solange Ihre Fragen harmlos bleiben und kein Risiko für uns darstellen.«

Sie hielt erneut inne und blickte auf ihre Nägel hinab. »Außerdem könnte es ein paar sehr unangenehme Konsequenzen für Sie haben, wenn Sie den wahren, übergeordneten Zweck enthüllen, den das Avalon verfolgt. Denken Sie also daran, wenn Sie und Nora ihre Jobs behalten wollen, okay? Und jetzt sagen Sie mir«, ihre heisere Stimme klang jetzt weniger angespannt, »wie lange Sie brauchen werden, um alle Informationen zu bekommen, die Sie benötigen.«

Billie schluckte. »Das hängt von seinen Antworten ab.«

»Und von Ihren Fragen, Ms. Cort. Adrian wird Ihnen alles sagen, was Sie über seine Position hier im Avalon wissen müssen. Er wird ihnen jedes scheußliche Detail im Leben eines Begleiters schildern … er hat keine Scham. Aber die Namen seiner Kundinnen wird er nicht preisgeben, machen Sie sich also gar nicht erst die Mühe, ihn danach zu fragen. Er hat sich in Bezug auf alles zur Geheimhaltung verpflichtet, was die Behörden auf uns aufmerksam machen könnte. Und er wird Ihnen keine Fragen über sein Privatleben beantworten. Er schützt seine Privatsphäre mit aller Macht.«

»Ich kann sehr überzeugend sein«, bemerkte Billie gleichmütig. Wenn sie nichts Persönliches über den Mann in Erfahrung bringen konnte, Details, die ihn als menschlich und erreichbar kennzeichneten, war der Artikel nicht viel wert.

»Adrian hat einen eisernen Willen.« Azure ließ ihre Finger über das fein gemeißelte Gesäß der männlichen Statue gleiten. »Wenn Sie ihn zu sehr unter Druck setzen, weist er Ihnen sowieso die Tür.«

»Aber es ist schließlich mein Job, meinen Interviewpartnern Informationen zu entlocken.«

»Darauf wird er sich nicht einlassen. Es gibt andere hier, die Ihnen alles über ihr Privatleben erzählen werden.«

»Nein – es muss Adrian sein.« Billie runzelte die Stirn über ihre eigenen Worte. Wo waren die hergekommen? Eigentlich musste der Artikel gar nicht ausschließlich über ihn sein. Nora Richmond hatte ihn vielleicht ausgewählt und ihn zur Crème de la Crème gekürt, aber dennoch musste Billie ihre Nachforschungen keineswegs auf ihn beschränken. Und nun, da die Clubbesitzerin ihr einen Freibrief gegeben hatte, sich mit mehr als nur einem Begleiter zu unterhalten …

Ach, zum Teufel! Es spielte keine Rolle. Eigentlich wusste sie, dass dieser Artikel sich mit Adrian befassen würde. Sie hatte sein Gesicht gesehen, seine leise Stimme gehört, in seine verführerischen Augen geblickt. Das unerwartete Sehnen, das er sofort in ihrer innersten Weiblichkeit wachgerufen hatte, würde ihrem Artikel jenen Stempel aufdrücken, der sie zu einer der erfolgreichsten Autorinnen in der Geschichte des Blattes Illicit machen würde.

»Ich formuliere es anders. Ich würde gern mit Adrian anfangen«, sagte sie entschieden. »Und wenn ich auf Widerstand stoße, werde ich meine Strategie ändern.«

»Wie Sie meinen.« Azures Lächeln erreichte ihre Augen nicht ganz. Sie erhob sich. »Er gehört Ihnen bis um ein Uhr mittags. Dann müssen Sie ihn entlassen. Sein Terminkalender ist voll, ebenso wie seine Warteliste.«

Billie zögerte. »Was, wenn ich mehr als einen Tag benötige?«

Azure war schon auf dem Weg in den Flur. Ihre Aufmerksamkeit war offensichtlich jetzt woanders. »Wenden Sie sich an meine Sekretärin, Maria, und wir werden sehen, was wir für Sie tun können.«

»Ich muss mich auch nicht auf seine Arbeitszeiten beschränken«, warf Billie schnell ein. »Vielleicht könnte ich mich ja auch an seinem freien Tag mit ihm treffen.«

Wie tiefes Glockengeläut erfüllte Azures Gelächter die Lobby. »Ms. Cort, Sie werden nicht lange brauchen, um zu erkennen, auf wie viel Widerstand Sie schon hier stoßen werden, an einem Ort, an dem Adrian anonym bleibt. Er würde sich nie darauf einlassen, sich mit einem Reporter in seiner Freizeit zu treffen. Außerdem kann ich mir nicht vorstellen, dass Sie ihn mehr als ein paar Stunden brauchen werden. Bei den Fragen, auf die er vorbereitet ist, wird er sehr kooperativ sein, aber ich möchte vermeiden, dass er gedrängt wird, darüber hinaus weitere Informationen preiszugeben. Er arbeitet abends lang, und ich werde nicht zulassen, dass Sie ihn bis zur Erschöpfung befragen. Er muss fit sein, was insbesondere für den heutigen Abend gilt.«

Billie nickte und unterdrückte den Impuls zu fragen, was an einem Montagabend im August, an dem sogar die Blätter an den Bäumen durch die Hitze welkten, so wichtig sein konnte. Vielleicht erwartete man heute eine prominente Persönlichkeit? Vielleicht sogar das Mitglied einer königlichen Familie. Alles war möglich. Was es auch sein mochte, Azure Elan hielt die Zügel ihres Unternehmens fest in der Hand, und Adrian hatte offenbar dazu beigetragen, dass sie zur wohlhabenden Frau avancierte. Billie nahm sich vor, ihn über seine Beziehung zu der Besitzerin des Etablissements zu befragen.

»Viel Glück, Ms. Cort.« Azure hielt am Ende des Flurs noch einmal inne und sah sie an. Ihre blassblauen Augen ruhten auf Billie. »Ich wünsche Ihnen viel Vergnügen. Adrian hat eine wunderbare Art, Frauen unter die Haut zu gehen. Wenn ich Sie wäre, wäre ich auf alles vorbereitet.« Mit einem letzten Winken glitt sie den Flur hinab, wobei ihre seidene weiße Tunika ihre gertenschlanke Gestalt wie durchsichtige Flügel umfloss. Noch als sie gegangen war, war die Luft von einem Hauch Chanel No. 5 erfüllt.

Zehn Herzschläge später – unerklärlich schnelle Herzschläge – erschien Adrian wieder auf der Bildfläche, diesmal am Fuße der offenen Wendeltreppe. Er war so leise herabgekommen, dass Billie ihn nicht bemerkt hatte. Sie sprang vom Sofa auf.

»Ich habe Sie erschreckt«, sagte er.

»Ja.« Sie legte die feuchte Handfläche auf ihr pochendes Herz und beugte sich vor, um das Notizbuch aufzuheben, das aus dem vorderen Fach ihrer Aktentasche gefallen war. »Seit ich diesen Ort betreten habe, bin ich ständig überrascht und erschrocken.«

Angesichts dieses unverblümten Geständnisses musste er lächeln. »Sie besuchen sonst keine privaten Clubs für Frauen?«

»Montags nie«, sagte sie mit einem schiefen Grinsen. »Haben Sie Nachsicht mit mir, Mister …«

»Nur Adrian.« Er betrachtete sie mit offensichtlicher Neugier, ohne sich vom Fuße der Treppe weiterzubewegen. Und Billie erwiderte den Blick, wandte die Augen nicht ab, noch nicht einmal, als sie spürte, wie sexuelles Verlangen ein leises Prickeln auf ihrem Rücken hinterließ.

Sein Haar, immer noch feucht von der Dusche, trug er zurückgekämmt, sodass seine fein gemeißelten Züge noch stärker hervortraten. Sein weißes Baumwollhemd war am Hals offen, die Ärmel bis zu den Ellbogen hochgekrempelt, wodurch seine dunklen, muskulösen Unterarme sichtbar wurden, die von Sonne und Kraft zeugten. Seine kakifarbene Hose lag eng um seine Hüfte, die Bügelfalte saß perfekt, die Aufschläge endeten genau über seinen blitzblanken Slippers. Lässige Eleganz.

Der schwache Kräuterduft seines Shampoos und seines teuren Eau de Cologne erregte ihre Sinne selbst über die Entfernung des Zimmers hinweg.

Er streckte ihr die Hand mit der Handfläche nach oben entgegen und sagte: »Kommen Sie mit nach oben.«

Sie packte ihre Aktentasche und machte einen Schritt auf ihn zu. »Sie haben keinen Nachnamen?«

»Jeder hat einen Nachnamen.« Seine Hand schwebte weiterhin wartend in der Luft. Er zwang sie, über den marmornen Boden zu ihm hinüberzugehen, und wie eine Motte, die vom mitternächtlichen Mond angezogen wird, ließ sie sich ihm entgegentreiben.

Bei ihm angelangt, ergriff sie seine Hand und sah ihm ins Gesicht: »Ist es Jones? Smith? Oder Brown?«

Sein Mund zuckte. »Keiner dieser Namen.«

»Und Sie werden ihn mir nicht verraten?«

»Diese Information ist nicht notwendig.«

Sie neigte den Kopf, musterte sein kantiges Gesicht. »Sie sehen nicht aus wie ein Adrian.«

Er lächelte breit. »Was Sie nicht sagen.«

»Eher wie ein Carlos, ein Juan oder ein Diego.«

»Das sind spanische Namen.«

»Sind Sie denn nicht spanischer Abstammung?«

»Ich bin alles, was Sie sich wünschen.« Sein Blick flackerte einen Moment lang über Billies Schulter hinweg, dann sah er ihr wieder in die Augen. »Aber fürs Protokoll, Azure gibt den Begleitern ihre Namen.«

Wie aufs Stichwort öffnete sich eine Tür am Ende des Flurs, doch von ihrem Standpunkt aus konnte Billie niemanden in dem schmalen Flur entdecken.

Adrians Augen brannten sich in die ihren. »Sind Sie bereit? Können wir anfangen?«

Was für eine Frage. Wie vielen anderen Frauen hatte er diese Frage schon gestellt, wenn auch aus ganz anderen Gründen?

Sie nickte stumm und folgte ihm, hinaus aus der Halle, die elegante gewundene Treppe hinauf, die in die tiefsten Geheimnisse einer Frau führten.

2

Ich habe drei Monate gebraucht, um endlich einen Termin bei Ihnen zu bekommen«, sagte Billie, die nun in einem karierten Ohrensessel saß und beobachtete, wie Adrian vor einem kleinen Kühlschrank niederkniete. »Azure berichtete mir, dass Ihr Terminkalender stets voll ist.«

»Aber jetzt habe ich frei.« Er nahm einen Krug Orangensaft heraus und richtete sich zu voller Größe auf. Er war bestimmt einen Meter achtzig groß, schätzte sie. Er passte in dieses elegante Schlafzimmer genauso gut hinein wie die ecrufarbene Decke und die passenden Gardinen. »Haben Sie schon gefrühstückt?«, fragte er, während er Saft ins Glas goss. »Wie wäre es mit einem Croissant? Einem Brötchen?«

»Ich frühstücke normalerweise nicht.«

»Dann sollten Sie wenigstens etwas trinken.« Er kehrte zu der Sitzgruppe vor dem Kamin zurück und reichte ihr ein Kristallglas.

Sie betrachtete den dickflüssigen orangefarbenen Inhalt. »Das sieht für meinen Geschmack viel zu gesund aus. Ich bin sicher, dass durch meine Adern Kaffee fließt.«

»Ist das der Grund, warum Ihre Hände zittern?«

Verlegen zuckte Billie mit den Achseln und trank einen Schluck des eisgekühlten Safts.

»Fangen wir doch mit den grundlegenden Informationen an.« Sie stellte ihr Glas auf einen winzigen runden Tisch und holte ein Diktiergerät aus ihrer Aktentasche. »Wie alt sind Sie?«

Er hielt sein eigenes Glas in den Händen und setzte sich in einen identisch aussehenden Sessel ihr gegenüber. »Achtundzwanzig.«

Alterslos in den Augen einer hungrigen Frau. »Und Ihre Ausbildung … haben Sie einen Abschluss?«

»Ich habe den Bachelor in Soziologie. Eine weitere Ausbildung wurde von dieser … Tätigkeit hier … unterbrochen.« Er deutete auf die luxuriöse Umgebung.

Zu ihrer Linken erstreckte sich ein marmorner Kamin über die Hälfte der Wand. Reproduktionen von Gemälden in reich verzierten Rahmen flankierten die gegenüberliegende Tür, die wahrscheinlich ins Bad führte. Die Damastvorhänge an allen vier Fenstern waren zugezogen, sodass von der Morgensonne nur ein Hauch durch das schwere Seidenmaterial drang.

Nirgends waren persönliche Gegenstände zu finden. Nichts, womit Adrian der Umgebung seinen Stempel aufgedrückt hätte, nur kühle Eleganz. Billie hob ruckartig den Kopf und sah ihm wieder ins Gesicht. »Ist das Ihr eigenes Zimmer?«

»Ja.«

»Aber Sie wohnen nicht hier.«

»Ich habe ein anderes Domizil in der Stadt.«

»Verstehe.« Sie holte einen Stift aus der Aktentasche und kritzelte etwas auf einen kleinen, spiralgebundenen Block. Bei dieser Antwort kamen ihr gleich weitere Fragen in den Sinn. »Leben Sie mit jemandem zusammen?«

Als er schwieg, blickte sie auf und stellte fest, dass er lächelte.

»Ich lebe mit Rudy zusammen«, antwortete er.

Billie zog die Augenbrauen in die Höhe. »Ist das Ihr … Liebhaber?«

»Mein Labrador.«

Sie richtete die Aufmerksamkeit wieder auf ihren Notizblock. »Azure sagte, dass Sie keine persönlichen Fragen beantworten würden.«

»Kommt auf die Fragen an.« Er trank noch einen Schluck Orangensaft und fuhr sich mit dem Daumen über die Unterlippe, die dunklen Augen unverwandt auf ihr Gesicht gerichtet. »Ich sage Bescheid, wenn Sie zu weit gehen.«

Ohne ihm direkt in die Augen zu sehen, fragte Billie: »Sind Sie bisexuell?«

Die Frage schien ihn nicht zu überraschen. »Das ist heutzutage ein etwas schwammiger Begriff, Ms. Cort.«

»Aber schlafen Sie mit Männern?«

»Nein.«

»Haben Sie es schon mal getan?«

»Ich könnte sehr reich sein, wenn ich mich darauf einlassen würde, aber die Antwort lautet dennoch Nein.«

»Irgendetwas müssen Sie ja richtig machen«, erklärte Billie. »Ihre Kleidung, Ihr Stil, alles an Ihnen zeugt von Geld.«

»Mir geht es gut. Ich kaufe mir, was ich brauche. An Materiellem fehlt mir nichts.«

»Was fehlt Ihnen denn dann, Adrian?«

Sie sahen einander tief in die Augen, und ihr Herz setzte einen Schlag lang aus, um dann in ihrer Brust einen wilden Tanz aufzuführen. Ihre Haut brannte, als ob ihr ganzes Wesen Feuer gefangen hätte.

Er beugte sich vor, stützte die Unterarme auf die Knie. »Was fehlt denn jedem Mann?«, gab er sanft zurück und sah sie fragend an, als ob er die Antwort in ihrem Gesicht fände. »Oder jeder Frau?«

Billie nahm den Duft seines Eau de Cologne wahr. Ein Hauch von Moschus, eine Spur Patschuli. »Ein Haus. Hübsche Dinge. Eine Familie. Jemanden, den man lieben kann.«

»Drei Treffer von vier – nicht schlecht.« Er schlug die Augen nieder und betrachtete das Glas in seinen Händen. »Was sonst noch, Ms. Cort?«

»Erzählen Sie mir von Ihrer Familie?«

Er sah sie wieder an, mit verschlossenem Blick. »Nein.«

»Lieben Sie jemanden?«

»Meine Familie«, antwortete er, und seine Augen verengten sich ganz leicht, was eine Warnung war, dieses Thema ruhen zu lassen.

Nach minutenlangem Geplänkel dieser Art kam Billie endlich auf das Thema Azure Elan zu sprechen. Seine breiten Schultern entspannten sich etwas, als er sich zurücklehnte und von dem Ohrensessel umarmen ließ, die langen Beine vor sich ausgestreckt.

»Ich habe Azure als College-Student auf einer Party kennengelernt. Durch die Arbeit für sie konnte ich mir den Bachelor finanzieren.«

»Sie wussten also ganz genau, welche Aufgaben einen Avalon-Begleiter erwarten, und haben sich darauf eingelassen, für sie zu arbeiten?«

»Ja. Aber ich habe zunächst als Barkeeper angefangen, denn ich war nicht sicher, ob ich diesen Lebensstil wirklich so führen wollte. Und dann ganz langsam, dank der großzügigen Aufmerksamkeit und Unterstützung einiger Kundinnen …« Er zog die Augenbrauen in die Höhe und ließ den Gedanken unausgesprochen.

Billie machte sich eine Notiz auf ihrem Block. »Die Kundinnen haben also vorgeschlagen, dass Azure Sie befördert?«

»Nachdem ich ein paar Wochen hier gearbeitet hatte, ja.«

»Das hat ja nicht lang gedauert.«

Ein Lächeln spielte um seinen Mund. »Nein. Das Vertrauensvotum war recht schmeichelhaft.«

Sie schob den Rekorder auf den neben ihr stehenden Tisch. »In welcher Beziehung stehen Sie zu Azure?«

»Sie ist meine Arbeitgeberin«, antwortete er. »Die Chefin.«

Billie zog die Augenbrauen in die Höhe. »Und mehr nicht?«

»Mehr nicht.«

»Und was war vorher? Als sie Sie einstellte?« Als er sie nur ansah, ohne zu antworten, fügte sie hinzu: »Adrian, ich muss von Ihrer Welt so viel, wie es in den wenigen Stunden möglich ist, erfahren. Ist es in Ihrer Branche nicht üblich, dass die Besitzerin eines solchen Clubs zunächst eine Stichprobe macht, bevor sie einen Begleiter ihren Kundinnen vorstellt?«

»Vielleicht sollten Sie Azure fragen.«

Es war noch zu früh, um diesen besonders dunklen Bereich auszuloten. Sie konnte ja immer noch darauf zurückkommen. Mit ihrer nächsten Frage würde sie wahrscheinlich schon wieder auf Granit beißen, aber einen Versuch war es wert. »Sie schlafen mit vielen Frauen«, begann sie, während sie ziellos Schnörkel auf ihren Notizblock kritzelte. »Sind Sie dabei auch manchmal … persönlich betroffen?«

Adrian bewegte sich und stellte das Glas auf dem Tisch ab. »Ms. Cort, jede Frau, die ich berühre, löst bei mir eine Reaktion aus. Manchmal ist es romantisch. Manchmal kameradschaftlich. Manchmal wiederum leidenschaftlich. Welcher Mann, der noch einen Tropfen Blut im Leib hat, könnte das vermeiden? Trotz der einzigartigen und oftmals missverstandenen Art meiner Stellung hier bin ich ein Mann wie jeder andere auch. Frauen bewegen mich. Alle Frauen, auf die ein oder andere Weise.«

Und doch schien er seltsam abgeklärt zu sein. Sie konnte ihn sich einfach nicht ärgerlich, gerührt oder emotional vorstellen – egal wie beredt er war. Sie kritzelte ein paar Worte auf das Papier, klickte zweimal mit dem Kuli, dann lehnte sie sich zurück und musterte ihn aufmerksam. Ihre Aufmerksamkeit wanderte dann von seinem Gesicht weiter herunter, sie sah das Dreieck seiner Haut an seinem offenen Kragen, das feine, dunkle Haar auf seinen Unterarmen, seine Finger, die auf so geschickte Weise Lust verschafften und mit denen er schon Tausende von Frauen berührt hatte. Einen Augenblick lang stellte sie sich vor, wie diese Finger sie selbst berührten. Wie er ihr das beigefarbene Leinenjackett auszog, ebenso den seidenen Rock, und darunterglitt, um ihre brennende Haut zu liebkosen. Jeder Nerv in ihrem Körper vibrierte.

Sie räusperte sich, überkreuzte die Beine und drückte sie verstohlen zusammen, um das Ziehen zwischen ihren Schenkeln zu lindern. »Ich glaube, ich würde jetzt doch gern auf Ihr Angebot zurückkommen und ein Croissant essen.«

Eine Stunde später schaltete Billie ihr digitales Aufzeichnungsgerät ab und schob sich das Haar hinters Ohr. »Machen wir eine Pause.«

Er erhob sich, die Hände hinter dem Kopf verschränkt, und reckte sich. Er erinnerte sie an einen Panther, schimmernd und ursprünglich. Unter seiner eleganten Erscheinung lauerte die Dunkelheit, wodurch Billie sich ihrer selbst, ihrer Umgebung und ihrer Worte intensiv bewusst wurde. Fast, als ob sie sich schützen müsste, wenn sie die Gefahr auch nicht wirklich auf den Punkt bringen konnte.

»Haben Sie denn bis jetzt die Informationen bekommen, die Sie haben wollten?«, fragte er, als sie sich erhob und im Zimmer umherschlenderte.

»Größtenteils.« Sie sprach leichthin, während sie spürte, dass sein Blick wie ein warmer Strom über sie hinwegglitt. »Sie sind kein leichter Gesprächspartner.«

»Was habe ich Ihnen denn noch nicht erzählt – abgesehen von ein paar persönlichen Details?«

»Ihre Lebensgeschichte.«

»Hm.« Er verzog die Lippen zu einem Lächeln. »Was sonst noch?«

»Eine Erfahrung mit einer Kundin. Ich meine detailgetreu. Da die Mitglieder dieses Clubs ihre Privatsphäre wie Kronjuwelen hüten, könnten Sie mir im Verlauf des weiteren Interviews vielleicht den Verlauf einer solchen Sitzung anschaulicher darstellen.«

»Ich dachte schon, Sie fragen nie.«

Bewusst mied sie seinen Blick und betrachtete das elegante Mobiliar und ließ ihre Finger über die vergoldeten Kanten und das glatte, polierte Holz wandern. Das riesige Himmelbett zierte ein Topper, der die Matratze selbst um fast sechzig Zentimeter überragte.

An der Tür zum Bad blieb sie stehen. »Darf ich?«

»Nur zu.«

Vorsichtig spähte sie hinein und hielt den Atem an. Sämtliche Wände warfen ihr Spiegelbild zurück, gerahmt in Travertin-Marmor.

»Das ist ja unglaublich.« Sie trat ein und wanderte langsam darin umher. Sie betrachtete das marmorne Doppelwaschbecken, die Toilettentische mit Granitoberfläche, die glänzenden goldverzierten Armaturen. Die Wände waren komplett verspiegelt. Eine Badewanne, groß genug für sechs Erwachsene, kauerte – umgeben von exotischen Pflanzen – in einem Alkoven.

In einer Ecke der Wanne erhob sich aus dem Blattwerk eine ein Meter hohe Kouros-Statue, aus deren Händen Wasser strömte, sobald man die goldenen Hähne zu ihren Füßen betätigte.

»So etwas habe ich noch nie gesehen«, sagte Billie, als hinter ihr hundert Spiegelbilder von Adrian auftauchten. »Wohin führen diese Türen?«

Er ging zu drei Knäufen hinüber, die unauffällig in die Spiegel eingelassen waren. »Hinter dem einen eine Toilette und ein Bidet. Hier verbirgt sich ein Schrank. Und das hier …« Er schwang die Tür auf. » … ist eine Dusche.«

Billie stellte sich neben ihn und spähte ins Halbdunkel. Der gesamte Raum war mit Alabasterfliesen ausgelegt, an allen drei Seiten hingen doppelte Duschköpfe. »Mein Gott. Hier drin könnte man glatt eine Party schmeißen.«

»Sehr scharfsinnig bemerkt.« Als sie ihn unsicher ansah, lächelte er. »Wie alt sind Sie, Billie?«

»Dreiunddreißig.«

»Mit so unschuldigen Augen für eine knallharte Sensationsreporterin bei Illicit

Sie musterte sein Gesicht aufmerksam. Er schien es ehrlich zu meinen. »Trotz aller gegenteiligen Gerüchte sind wir nicht alle vom brutalen Schlag.«

»Das sehe ich.« Er streckte den Arm aus und wischte ihr eine verirrte Haarsträhne von der Wange, eine zärtliche Gäste, die sie vollkommen überrumpelte. »Und es gefällt mir.«

Sie war etwas außer Atem. Sie standen im Türeingang zur Dusche zu dicht beieinander. Seine Präsenz, die köstliche Hitze, die er verströmte, raubte ihr den Atem. »Erzählen Sie niemandem, dass Sie mich durchschaut haben«, sagte sie abrupt. Mit einem kleinen Witz versuchte sie ihren inneren Aufruhr zu vertreiben. »In diesem Geschäft gilt es als Zeichen der Schwäche, wenn andere erkennen, dass man ein Herz hat.«

»Natürlich.« Er runzelte die Stirn, während sein Daumen weiterhin an ihrer Wange ruhte. »Unsere Branchen haben mehr als nur ein paar zufällige Gemeinsamkeiten.«

Sie sahen einander noch einen Moment länger an, dann schluckte Billie und wandte den Blick von seinen dunklen Augen ab. »Diese Badewanne sieht einfach herrlich aus.« Sie machte einen Schritt darauf zu, um den intensiven, viel zu intimen Bann des Augenblicks zu brechen. »Gefällt sie Ihren Kundinnen?«

»Ich hatte nie eine Frau zu Gast, der sie nicht gefallen hat.« Seine Stimme klang leicht amüsiert, als er ihr folgte und neben ihr stehen blieb. »Sie hat Spezialdüsen. Schauen Sie mal.«

Billie stieg die marmorne Plattform hinauf, und ihre Hand glitt über den Stapel dicker ägyptischer Baumwollhandtücher, der dort lag. »So einen Whirlpool habe ich noch nie gesehen.«

»Es gibt auch nur ganze sechs auf der Welt. Speziell für das Avalon entworfen.« Er kam zu ihr hinauf und beugte sich vor, um an einem goldenen Knauf zu drehen. Sofort plätscherte dampfendes Wasser in die Wanne.

Billie verzog die Lippen zu einem Lächeln. Hier musste man nicht zehn Minuten darauf warten, dass das Wasser warm wurde. Innerhalb von Sekunden wirbelten zehn Zentimeter Wasser unter ihrer Hand. »Das ist ja himmlisch.« Sie wedelte mit der Hand durch die stetigen massierenden Wellen.

»Und das«, sagte Adrian und drückte auf einen Knopf, der hinter der Kouros-Statue verborgen war, »ist Ekstase.«

Wasserfontänen schossen aus Myriaden von Düsen, die strategisch im hinteren Teil der Wanne, an den Seiten und am Boden angebracht waren. Ein rhythmisch pulsierender Strahl. Billie starrte das an, verbotene Bilder wirbelten durch ihren Kopf. »Die Spezialdüsen, nehme ich an?«

Adrian lächelte nur und führte ihre Hand wieder ins Wasser zurück, drehte sie so, dass die Gischt ihre Handfläche benetzte.

Die Vibration pochte in ihren Adern, bis in ihren Magen hinein. Noch tiefer. Ihre Knie wurden weich, und die bescheuertste Frage aller Zeiten kam ihr über die Lippen. »Was ist … so besonders an Ihnen?«

Sein Mund berührte fast ihr Ohr. »Warum ziehen Sie nicht die Kleider aus und finden es selbst heraus?«

Sie hatte jetzt schon das Gefühl, nackt zu sein, stand da mit einer Hand an der vibrierenden Düse und Adrians heißem harten Körper wenige Zentimeter hinter sich. »Weil das hier ein Interview ist.«

»Na gut. Dann will ich schauen, dass ich es in Worte fasse.« Es klang wie eine Drohung. Bevor sie antworten konnte, wanderte seine freie Hand herum und legte sich sanft auf ihren Bauch, während er sie nach vorn drängte, damit sie die Wanne näher in Augenschein nehmen konnte.

»Die Düsen sind so positioniert, dass sie dem unterschiedlichen Körperbau einer jeden Kundin gerecht werden«, murmelte er. Seine Wange lag ganz dicht an der ihren, sein warmer, würziger Duft erfüllte ihre Sinne. »Sie pulsieren, massieren und liebkosen auf eine Weise, wie es die Zunge eines Mannes nicht zu tun vermag. Das kleine Geländer hier und die Nischen für die Füße sorgen dafür, dass die Frau die richtige Position hat, während die Düsen sie stimulieren, und natürlich ist ihr Begleiter immer bei ihr, sie muss also noch nicht einmal selbst aufstehen, wenn sie nicht will. Sie muss sich lediglich darauf konzentrieren, wie viele Orgasmen sie erreichen kann.«

Er packte sie fester um die Taille, damit sie nicht über die Kante rutschte, und führte Billies Hand unter Wasser von Düse zu Düse, sodass sie jede einzelne spüren konnte. Seine Stimme, die das sanfte Summen des verborgenen Motors übertönte, wurde immer heiserer. »Diese hier sorgt für direkte Stimulation und bringt einen schnellen, intensiven Orgasmus. Diese hier ist mit einem Verzögerungsmechanismus gekoppelt. Ein Vorspiel, wenn Sie so wollen. Aber der letztendliche Höhepunkt ist das Warten wert.« Dann führte er ihre Hand an einen zweifachen Strahl, der sanfter war und so stark sprühte, dass er sogar über die Wasseroberfläche drang. »Und dieser hier stimuliert die Brüste, während unten …«

Sie tauchten wieder unter Wasser, wo ein winziger, scharfer Strom auf Billies prickelnde Handfläche traf, wo er auf und ab züngelte, auf und ab. Das Gefühl an ihrer Hand ähnelte dem Gefühl zwischen ihren Beinen, als ob jemand sie liebkoste. Und sie spürte, wie sie dort feucht und zittrig wurde, als ob sie im wogenden Wasser läge und sich dem züngelnden Strom seidiger Hitze hingab, verankert im wirbelnden Wasser durch den harten, hungrigen Körper ihres wartenden Begleiters.

Adrian.

Seine Finger schienen die Haut an ihrer Taille durch die Seidenbluse hindurch zu verbrennen. Schweiß bildete sich auf ihrer Haut, zwischen ihren Brüsten, an ihrem Nacken, im Kreuz, und es war unglaublich, aber seine Stimme wurde noch leiser. »Notieren Sie sich das auch alles genau, Ms. Cort?«

Oh Gott. Beinahe wäre ihr das über die Lippen gekommen, und obwohl sie den Ausruf unterdrückte, reagierte er, als hätte sie laut aufgestöhnt.

»Die Wanne ist fast voll.« Er liebkoste ihre Wange, seine feuchten Finger wanderten den Pfad der Wassertropfen an ihrem Handgelenk hinauf, als er ihre Hand aus der Wanne zog. »Letzte Gelegenheit.«

Ihre Lider schlossen sich. »Aber ich habe so wenig Zeit, um das von Ihnen zu bekommen, was ich brauche.«

Die zögerliche Antwort hallte im Badezimmer wider, verletzlich, wund und bedürftig.

Gedemütigt straffte sich Billie in seinen Armen und wandte sich mit zornigem Blick zu ihm um. »Wir verschwenden unsere Zeit. Kehren wir zum Interview zurück.«

»Mir war gar nicht klar, dass wir abgeschweift waren.« Adrian stieg von dem Podest herunter, reichte ihr ein Handtuch und nahm sich ein weiteres, um sich selbst die Hände abzutrocknen. »Sie haben mich doch gebeten, Ihnen die Düsen zu erklären.«

»Adrian, bitte.« Billie unterdrückte die Frustration, die in ihr aufstieg. Sie wollte nicht, dass dieser Mann sie auf eine Stufe mit den Kundinnen, Besiegten und hungrig dreinblickenden Frauen, denen er zufällig auf der Straße begegnete, stellte. Aber war sie wirklich so anders? Sie war eine der wenigen Frauen, die ihn nicht wegen seiner Liebeskünste aufgesucht hatte, sondern wegen seiner Story, seiner Wahrheit. Aber jetzt konnte sie an nichts anderes mehr denken als an das Gefühl seiner Lippen an ihrem Ohr, seinen warmen Atem, seine Worte, die wie Finger ihre Nerven streichelten, ihre Haut …

Reiß dich zusammen, Billie.

»Gehen wir wieder in das andere Zimmer zurück«, schlug sie leichthin vor, um die Spannung zu vertreiben, die in der Luft lag.

Er sagte nichts, und einen beunruhigenden Augenblick lang glaubte sie, dass er das Interview beenden und sie hinausgeleiten würde. Vielleicht hatte sie doch irgendeine Grenze überschritten, einfach indem sie Nein zu ihm gesagt hatte.

Einen Mann wie ihn spornte eine Zurückweisung nicht gerade zu Höchstleistungen an.

Adrian warf ihr einen kurzen Blick zu und warf schließlich die Handtücher auf den Waschtisch. Dann ging er mit brüsken Schritten zur Tür. Wieder im Schlafzimmer angelangt, wartete er schweigsam und beobachtete, wie Billie mit zitternden Fingern den Rekorder wieder einschaltete.

Sie drückte auf den Aufnahmeknopf und sah zu ihm auf. Sein unverwandter Blick ließ sie ins Schwitzen geraten. Er hatte noch nicht aufgehört, mit ihr zu spielen. Ein sinnliches Schaudern bahnte sich seinen Weg ihre Wirbelsäule hinauf, und ihre Nippel wurden unter dem Leinenjackett ganz hart.

Als ob ihm das klar wäre, sagte Adrian: »Wollen Sie Ihre Jacke nicht ausziehen und es sich bequem machen?«

Billie machte den Mund auf, wollte ablehnen, aber dann ertappte sie sich dabei, wie sie sich den Stoff von den Schultern gleiten ließ. Sie war sich seines aufmerksamen Blicks schmerzhaft bewusst, während sie sich aus dem Jackett schälte, es zusammenfaltete und über die Armlehne ihres Sessels legte. Als sie ihn dann wieder ansah, fügte er hinzu: »Und jetzt die Schuhe.«

»Oh, ich bin …«

»Sie haben für das Interview mit mir bis ein Uhr Zeit.« Er erhob sich aus seinem Sessel, kniete vor ihr nieder und legte ihren Fuß an seinen Schritt. »Das wäre dann ein ganzer Morgen in diesen Foltergeräten«, sagte er, zog ihr den Schuh aus und legte ihn neben die marmorne Feuerstelle. Seine Handfläche liebkoste ihre nackte Fußsohle. »Jetzt den anderen.«

Sprachlos ließ Billie es zu, dass er ihr auch noch den anderen Schuh auszog, und schloss die Augen, als knisterndes Verlangen ihren ganzen Körper durchfuhr. Allein die Berührung am Fuß erfüllte sie mit Erregung und Sehnen. Wie konnte eine Frau es überleben, von diesem Mann geliebt zu werden? Allein das Bild, das vor ihrem geistigen Auge aufblitzte, ließ sie fast aufstöhnen. Sie konnte es kaum verhindern.

Ich will dich

Wie gebannt starrte sie zu ihm auf, die Kehle trocken vor Verlangen.

»Sagen Sie es«, flüsterte er, seine Wildheit ließ nach, schmolz zusammen, bis nur noch geschmeidige Entschlossenheit übrig blieb. Seine Hände fuhren durch ihr Haar und umfingen ihren Hinterkopf, während er sich vorbeugte, um ihr Kinn zu küssen. »Ich kann dir alles geben.«

Verzweiflung und Begehren überfluteten sie in einer riesigen Welle, und die Worte blieben ihr im Halse stecken. »Ich will …« Sie versuchte zu schlucken – ohne Erfolg. »Ich weiß nicht. Ich will einfach nur.«

Seine Hand verließ ihr Haar und wanderte ihren Nacken hinab, dann ihre Wirbelsäule und weiter hinunter. Dann legte er sie auf die Kurve ihres Hinterns. Er zog sie dicht zu sich heran, dichter als vorher, und zum ersten Mal war sich Billie bewusst, dass da mehr war als nur ihr eigenes Verlangen. Sein Atem ging schneller, das Herz donnerte unter seiner muskulösen Brust, hart presste sich seine Erektion an Leinen, Kakis und Haut. Adrian verlangte ebenfalls nach ihr. Er wollte sie. Oder irgendeine Frau. Er konnte jede haben.

»Nein …« Sie legte ihm die Hand auf den Mund, um ihn aufzuhalten. Warm und weich berührte er ihre Handfläche, bevor er ihr Handgelenk ergriff und ihren Daumen zwischen die Lippen nahm, seine Zunge einmal darübergleiten ließ, dann ein zweites Mal und ihn dann tiefer in die seidige, feuchte Hitze hineinsaugte …

Fieberhaft riss sie sich los und fand sich flugs wieder neben dem Kamin – mit fast zwei Metern Abstand zu ihm. Sie versuchte ihn auszuschelten, weil er in ihre privaten Begierden eingedrungen war, in ihren Kopf, weil er so an ihrem Daumen gesaugt hatte, um Himmels willen … aber sie brachte die Worte nicht heraus.

Auch Adrian sagte nichts. Tony Bennett war der Einzige, der etwas zu sagen hatte, und er gurrte unaufdringlich aus den Deckenlautsprechern, während Billie ihren Aktenkoffer, ihr Jackett und den Rekorder einsammelte und in ihre Schuhe schlüpfte.

»Ich fühle mich nicht wohl mit dem Verlauf unseres Interviews«, sagte sie, ohne Adrian anzusehen.

»Sie fühlen sich nicht wohl mit der Wahrheit«, antwortete er.

Der Kassettenrekorder glitt ihr aus den zitternden Händen und zerbarst am Kamin. Sie hob ihn wieder vom Boden auf, um ihn genau zu betrachten, und drückte erfolglos auf den Knopf. Es war ein Billigteil gewesen. Irgendetwas war wohl kaputtgegangen. Im Rekorder. In ihr. »Das ist eine ganze Stunde Interview einfach für die Katz«, murmelte sie.

»Dann müssen Sie wiederkommen.«

Sie drehte sich zu ihm um und sah ihn an. Seine dunklen Augen blickten wachsam und undurchdringlich. »Dieser Artikel könnte meiner Karriere auf die Sprünge helfen. Ich muss also wiederkommen.«

Er nahm Block und Stift von dem Nachttisch und kritzelte etwas darauf. Dann riss er ein Blatt ab und gab es ihr. »Meine private Handynummer, Billie. Rufen Sie mich an, und ich wäre überglücklich, einen weiteren Termin mit Ihnen zu vereinbaren.«

Entwaffnet starrte sie auf das Papier. »Das ginge? Obwohl Sie so viel beschäftigt sind?«

»Für Sie würde ich das möglich machen.«

Sie faltete das Blatt Papier und ließ es in ihre Aktentasche gleiten, ihre Entrüstung verpuffte. »Und wenn wir uns das nächste Mal treffen, werden wir den Termin absolut professionell durchziehen, stimmt’s?«

Sein Lächeln war grimmig. »Da können Sie wohl nur für sich selbst sprechen, Ms. Cort.«

Sie öffnete den Mund, um zu antworten, aber dann schloss sie ihn wieder und wandte sich ab, um ihre Jacke anzuziehen. Ihr fiel nichts ein, das sie zu ihrer Ehrenrettung hätte sagen können. Als er sie nach unten zur Tür begleitete, war er wieder ganz zuvorkommend und höflich. Ihre Beine zitterten, als sie in die viel zu helle Nachmittagssonne hinaustrat, zweifellos genau wie die vielen anderen Kundinnen, die Adrians verführerische Umarmung genossen hatten.