Die Autorin
Isabella Benz, geboren 1990 in Baden-Württemberg, begeistert sich schon seit sie denken kann für alles, was mit Geschichte zu tun hat. Besonders fasziniert sie die Zwischenkriegszeit, das Leben in den Goldenen Zwanzigern mit seiner Zerrissenheit zwischen dem großen Leid und den glamourösen Feiern. Ihr Studium verschlug sie 2013 nach Berlin. Sich vorzustellen, wie die Hauptstadt vor fast 100 Jahren ausgesehen haben mochte, inspirierte sie zu Als wir Charleston tanzten – einem Roman in einer Zeit voller gesellschaftlicher Umbrüche und Spannungen.
Das Buch
Frei durch die Berliner Nachtclubs tanzen – für Mary Lindbergh gibt es nichts Schöneres. Die Musik lässt sie die Geldprobleme vergessen und auch die Sorge um ihre alternden Eltern. In einem Tanzlokal auf dem Kurfürstendamm lernt sie 1927 Richard Dinten kennen, einen ehemaligen Offizier. Mit einem einzigen Charleston entfacht er in Mary ein bisher unbekanntes Feuer. Doch dann wird Marys Mutter schwer krank. Um sich ihre Krankenpflege leisten zu können, heiratet Mary den reichen Automobilverkäufer Friedrich Wirth. Aber sie kann Richard und den leidenschaftlichen Tanz nicht vergessen. Bei einer Veranstaltung im Adlon trifft sie Richard wieder, der inzwischen als Eintänzer in Berlins berühmtem Hotel arbeitet. Gegen jede Vernunft verlangt Mary, mit ihm zu tanzen. Der Tanz bleibt nicht ohne Folgen, denn schon bald muss Mary feststellen, dass nicht nur der Charleston, sondern auch Richard eine gefährliche Versuchung darstellt …
Isabella Benz
Als wir Charleston tanzten
Roman
Forever by Ullstein
forever.ullstein.de
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Originalausgabe bei Forever
Forever ist ein Digitalverlag
der Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin
Juni 2015 (1)
© Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin 2015
Umschlaggestaltung:
ZERO Werbeagentur, München
Titelabbildung: © FinePic®
Autorenfoto: © privat
ISBN 978-3-95818-022-2
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Für Emma Maier
und Bastian Brucklacher
»Bei jeder Wendung deiner Lebensbahn,
Auch wenn sie glückverheißend sich erweitert
Und du verlierst, um Größres zu gewinnen:
– Betroffen stehst du plötzlich still, den Blick
Gedankenvoll auf das Vergangne heftend;
Die Wehmut lehnt an deine Schulter sich
Und wiederholt in deine Seele dir,
Wie lieblich alles war, und dass es nun
Damit vorbei auf immer sei, auf immer!«
Eduard Mörike, Rückblick
September 1924
Wohin Mary auch sah, die Straße war voll. Über den unebenen Asphalt klapperten Pferdehufe, zogen Droschken den Ku’damm entlang. Daneben fuhren Automobile, hupten empört, sobald ein Fußgänger es wagte, ihren Weg zu kreuzen. Entfernt näherte sich ein Autobus, kämpfte sich tapfer durch das Chaos des spätnachmittäglichen Feierabendverkehrs.
Menschen strömten an Mary vorbei.
Da war eine Gruppe älterer Herren, alle in teure Anzüge gekleidet, die ihre Zylinder stolz auf dem Kopf trugen. Der ganz außen schlenkerte lässig seinen Spazierstock durch die Luft. Ein jüngerer Herr überholte die fünf. Hastig warf er einen Blick auf seine Taschenuhr, ehe sich seine schmale Silhouette schneller durch das Gedränge zwängte, vorbei an einer Dame, die ein Kind an der Hand führte. Sie stellte sich neben Mary an die Haltestelle. Kurz streiften ihre Augen Mary, bevor sie die Nase rümpfte und das Mädchen ein Stück wegzog. Mary zupfte an dem knielangen Rock, den sie sich von ihrer Mutter geliehen hatte. Ihr bestes Kleidungsstück. Sie starrte auf den Boden, vermied es, das Kindermädchen und ihr Mündel oder die anderen Passanten zu beachten.
Der Autobus dröhnte, erreichte die Haltestelle und kam schnaufend zum Stehen.
Menschen drängten ins Freie, die Dame und das Kind versuchten, einen Platz auf dem dünnen Gefährt zu ergattern.
Mary rührte sich nicht.
Das Mobil stotterte, stieß Rauch aus und fuhr an. Verloren sah Mary ihm nach. Ihre Augen brannten. Der Rauch, das war sicher der Rauch.
Der Autobus bog in eine Seitenstraße ab und Mary erkannte eine rot bemalte Hausecke. Sie schauderte. Erst vor drei Tagen war sie hier nachts vorbeigekommen und an der Ecke hatte eine Frau herumgelungert, gegen die Wand gelehnt, die Beine überkreuzt und den Halter einer Zigarette im Mund, ihre Gesundheit in den wolkigen Nachthimmel gequalmt. Als ein älterer Herr näher gekommen war, hatte sie ihren Mantel zurückgeschlagen. Mühsam verdrängte Mary die Erinnerung, die ihr allzu sehr ihre eigene befürchtete Zukunft vorhielt. Sie drehte sich um und bemerkte, dass sie angestarrt wurde.
Der Mann, der keine drei Meter von ihr entfernt an der Haltestelle stand, errötete, doch entgegen Marys Erwartungen wandte er sich nicht von ihr ab. Mary runzelte die Stirn und musterte ihn. Er war ein gut aussehender Herr, trug die Hose nach der neuesten Mode mit Bügelfalte und das Sakko locker geöffnet, dazu einen schwarzen Gürtel und sauber gestriegelte Schuhe. Er wirkte nervös, einer der Neureichen, begriff Mary, die es noch nicht gewohnt waren, mit ihrer Kleidung zu protzen.
Er räusperte sich. »Verzeihen Sie, ich will nicht ungebührlich erscheinen, aber heißen Sie Bieringer? Marianne Bieringer?«
Mary erstarrte. Dieser Mann kannte ihren Mädchennamen! Das war doch nicht möglich! In dem Café, in dem sie sich eben vergeblich um eine Anstellung bemüht hatte, hatte sie sich doch mit Lindbergh vorgestellt. Langsam nickte sie.
»Tatsächlich, die kleine Marie! Wer hätte gedacht, dass wir uns nach all der Zeit wiedersehen?«
Mary musterte die strahlend blauen Augen ihres Gegenübers, die markanten Gesichtszüge, den hochgewachsenen, etwas fülligeren Körper – nicht, dass der Herr dick wäre, er war nur auch nicht schlaksig, stattdessen gut genährt. Aber woher kannte sie ihn?
»Darf ich dich denn auf einen Kaffee einladen? Auf die guten alten Zeiten?«
»Verzeihen Sie, ich fürchte, ich erkenne Sie nicht«, erklärte sie peinlich berührt.
Der Mann stutzte. Dann lachte er. »Verzeih, wie unhöflich von mir. Friedrich Wirth. Du bist das Mädel mit der Geige, ich saß immer hinter dir, im Orchester, weißt du noch? Die Klarinette.«
Bilder wirbelten durch ihren Kopf und mit ihnen verging das unangenehme Gefühl, einem Fremden gegenüberzustehen. Kurze Zeit später saß sie mit Friedrich Wirth, ihrem ehemaligen Musikkameraden, in einem Café am Damm und plauderte über die alten Zeiten. Es tat gut, in die Vergangenheit abzutauchen, in eine Zeit, in der sie sorglose Kinder gewesen waren, in der ihr Vater genug verdient hatte, um ihr den Geigenunterricht zu bezahlen, als ihre Mutter noch für fünf gekocht hatte, weil ihre Schwester noch nicht verheiratet in Lübeck wohnte und der Bruder noch nicht in Stuttgart sein Glück herausforderte, eine Zeit, da vom Krieg keine Rede war. Guter Gott, wie lange ist das her?
Friedrich zog eine Uhr aus seiner Tasche und klappte sie auf. »Heilige Maria!«, entfuhr es ihm. »Es ist ja bereits nach sechs. Verzeih mir, Marianne, ich habe dich lange aufgehalten. Dein Gatte wartet sicher bereits.« Er deutete mit dem Kinn auf ihren Ring.
Hastig schloss Mary die Finger darum. »Er nicht. Aber meine Mutter wird sich Sorgen machen.«
Friedrich zögerte. »Ich hoffe, du empfindest diese Frage nicht als zu direkt, aber weshalb wohnst du nicht bei deinem Ehemann?«
Mary schluckte. Sie hatte Gustav Lindbergh kaum gekannt, eine vom Vater arrangierte Ehe, und fünf Wochen nach der Hochzeit war Prinz Franz Ferdinand in Sarajevo ermordet worden. Das Unheil hatte seinen Lauf genommen. »Gustav ist nicht aus Verdun zurückgekehrt.«
Friedrich griff über den Tisch und drückte ihre Hand. »Er ist ein Held, der von seinem Vaterland in Ehren gehalten wird.«
Mary zuckte mit den Schultern. »Ich vermisse ihn nicht. Kannte ihn kaum. Man kann nichts vermissen, an das man sich nie gewöhnt hat.«
»Wenn du ihn nicht vermisst, wieso trägst du seinen Ring?«
Er war unverschämt neugierig, aber sie hatten so viel miteinander gelacht und gescherzt, dass Mary es ihm nachsah und wahrheitsgetreu antwortete: »Weil es mir ungebetene Freier vom Halse hält. Ich habe die meiste Zeit meines Lebens alleine verbracht und ich brauche keine Ehe, da streitet man ja doch nur. Versteh mich nicht falsch, ich halte Gustav in Ehren, aber geliebt habe ich ihn nie. Und sollte man das in einer Ehe nicht, einen anderen Menschen lieben?«
»Aber wie willst du denn einen anderen Menschen lieben lernen, wenn du niemandem die Chance gibst, dich zu umwerben?«
Mary wusste nicht, was sie sagen sollte. Er hatte recht. Verärgert biss sie sich auf die Unterlippe. Es ging ihn doch nichts an! Wenn sie nicht zu heiraten und niemanden kennenzulernen wünschte, war das ihre Angelegenheit.
Warum machst du es dir nur so schwer, hatte Helena sie erst letzte Woche gefragt. Heirate einen reichen Mann und genieße dein Leben. Ich sag’s dir Mädchen, reich zu heiraten, war das Klügste, was ich je getan habe. Adieu, ihr Sorgen, bienvenue, ihr Freuden.
Sie atmete tief durch. »Meinem Vater geht es nicht sehr gut. Meine Mutter braucht mich. Ich kann nicht von zu Hause ausziehen. Aber du kennst nicht zufällig jemanden, der eine tüchtige Angestellte braucht? Nicht, dass ich unbedingt arbeiten müsste …« Es ging ihn nichts an, wie bitter nötig sie das Geld hatten.
»Zufällig hätte ich da etwas.«
Friedrich lehnte sich in seinem Stuhl zurück und für einige Herzschläge hatte Mary das Gefühl, dass er sie eingehend musterte. Etwas in seinem Blick gefiel ihr nicht. Unfug, was kam ihr da schon wieder in den Sinn? Das hatte sie sich bestimmt nur eingebildet.
»Der Beruf wäre perfekt für dich geeignet«, sagte Friedrich und entfachte Marys Sorge von Neuem.
Unwillkürlich musste sie an die Prostituierte denken. Ob die heute Nacht erneut unter einem dieser alten Herren liegen und sich von ihm anschnaufen lassen würde? »Ich denke, nicht«, erwiderte Mary hastig.
Enttäuscht verzog Friedrich das Gesicht. »Schade. Du hättest sicherlich die nötige Begabung. Ich weiß noch, wie ordentlich du immer mit deinen Noten warst. Und wehe eines der Blätter hatte einen Knick.« Er zwinkerte ihr zu, dann griff er in seine Hosentasche, förderte eine Visitenkarte zutage und schob sie ihr über den Tisch zu. »Falls du es dir anders überlegst: Komm einfach vorbei. Über die Bezahlung verhandele ich gerne.«
Fassungslos blinzelte Mary, glaubte kaum, was dort auf der Karte abgebildet war. Ein Automobil, und in großen Lettern war darüber Hier Wirths Verkauf(t) geschrieben. Mary steckte die Karte ein und nickte Friedrich zum Abschied zu.
***
Unter Richards Füßen raschelte das Laub und ab und an knirschten grüne Kastanien, die zu früh vom Baum gefallen waren. Bei jedem Schritt schlug der schwere Koffer gegen sein rechtes Bein. Dennoch marschierte er unbeirrt die breite Allee entlang. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite kam ihm ein Passant entgegen, doch Richard hielt den Kopf gesenkt, auch als der Berliner ihm im breiten Akzent ein »Tachchen« entgegenwarf. An der Straßenkreuzung hielt er inne und sah sich um. Wie lange war es her, dass er das letzte Mal hier herumgetollt war?
»Auf, auf, Tante Susanne wartet mit dem Tee!«, trieb Mutter ihn und die beiden älteren Burschen an, während Minna, seine Schwester, fröhlich von einem Bein auf das andere hüpfte. Ihre blonden Zöpfe sprangen auf und ab und das Kleid flatterte ungebührlich. Aber bei einer Sechsjährigen war man noch nachlässig mit so etwas.
Richard presste die Lippen aufeinander und die Erinnerung verblasste im Angesicht der Gegenwart. Er war kein Kind mehr, und er war nicht hier, um der Schwester seiner Mutter einen Anstandsbesuch abzustatten, nein, diesmal verfolgte er andere Pläne.
Entschlossen ging er auf das schmucke Häuschen zu, öffnete das niedrige Gartentor und erreichte nach wenigen Schritten über den Kiesweg die Eingangstür. Tauber stand in verschlungenen Lettern neben der Tür und Richard zog am Seil. Im Haus bimmelten die Glocken. Seine Hand war feucht. Schnell stellte er den Koffer ab und zog ein Tuch aus seinem Jackett, trocknete die Hände daran ab. Aus dem Inneren der Wohnung ertönten schlurfende Schritte. Die Klinke bewegte sich, gerade als er sein Taschentuch wieder fortsteckte. Die Haushälterin öffnete.
Es war die kleine Frau, die seiner Tante zur Hand ging. Sie hatte ihr dunkles Haar zu einem Dutt zusammengebunden und trug die schwarze Tracht und das Häubchen ordnungsgemäß. Blaue Augen funkelten ihn aus einem freundlichen Gesicht heraus an.
»Wer sind Se und wat kann ick für Se tun?«, fragte die Berlinerin.
»Richard von Dinten«, stellte er sich vor. »Meine Tante erwartet mich.«
»Ach, Se sind der Neffe von der Frau Tauber«, erkannte die Haushälterin. »Na, da komm Se ma rinn, Jungchen, nur rinn in die jute Stube. Jeben Se mir ruhig de Koffer, die Frau Tauber is in der Teestube.« Sie nahm ihm das Gepäck aus der Hand und deutete mit einem Handschwenk den Gang entlang, ehe sie selbst den schweren Koffer die Stufen hinaufhievte.
Einen Moment war Richard versucht, der alten Frau zur Hand zu gehen, doch er besann sich: Es wäre unhöflich, die Tante warten zu lassen. Er schritt an der Treppe vorbei durch den Flur, auf das einzige Zimmer zu, in dem Licht brannte. Die Teestube. Dort lag die Schwester seiner Mutter auf dem Kanapee, ein Buch in der Hand. Sie trug ein grünes Satinkleid, das bis zu ihren Knöcheln reichte, und darunter schwarze Seidenstrümpfe. Auf dem Glastisch vor ihr stand ein Tablett mit einem Teeservice und zwei Tassen. Richard trat näher und betrachtete den in Leder gebundenen Wälzer, den sie unablässig vor ihr Gesicht hob. Goethes Dichtung und Wahrheit entzifferte er. Ohne von der Lektüre aufzusehen, sagte die Tante:
»Du bist reichlich spät, Richard. Ich hatte dich am Vormittag erwartet.« Nachdem sie den Satz beendet hatte, musterte sie ihren Neffen über den Rand ihres Buchs hinweg.
»Entschuldige. Der Zug hatte Verspätung, ich befürchtete schon, die Nacht am Hauptbahnhof verbringen zu müssen.«
Für einige Herzschläge wirkte seine Tante unerbittlich. Ihre Gesichtszüge verrieten deutlich, dass die Jahre nicht spurlos an ihr vorübergezogen waren. Ihre Augen und die Mundwinkel waren von kleinen Fältchen umgeben, ihre Haarpracht lange nicht mehr so voll wie einst und einzelne Strähnen bereits ergraut. Doch als sich ihre Lippen zu einem Lächeln kräuselten, kehrte Leben in ihre Glieder zurück. Sie legte das Buch auf den Bistrotisch und erhob sich, reichte ihm die Hand, die Richard ehrerbietig ergriff und küsste.
»Du siehst gut aus«, meinte seine Tante. »Fast besser als dein Vater damals.«
Richard lachte. »Du meinst, meine Nase ist sogar eine Spur schiefer als seine?«, fragte er und fasste sich an den krummen Zinken.
Susanne lachte und bat ihn mit einer Geste, sich zu setzen. Dann wurde sie wieder ernst. »Erzähl, ich habe seit der Beerdigung meines lieben August kaum etwas von euch gehört, wie geht es meiner Schwester?«
Bedauernd seufzte Richard. »Nicht gut, Tante, gar nicht gut. Sie hat Vaters Tod kaum verkraftet und Ludwig versucht sein Bestes, doch seit sie uns das Land genommen haben, haben wir kaum die Möglichkeit, unser täglich Brot zu verdienen.«
»Da bin ich ja froh, dass meiner lieben Gertrud noch so ein tüchtiger Bursche wie du geblieben ist. Gottlob, dass er dich heil von der Front zurückgebracht hat.«
Allein das Wort genügte, um in Richard die schlimmsten Erinnerungen wachzurütteln. Er musste sich schwer zusammenreißen, um die donnernden Schüsse, die Explosionen und die Todesschreie zu verdrängen. »Ich hoffe, dass ich dir nicht allzu lange auf der Tasche liege, liebe Tante.«
Sie winkte ab. »Wirst sehen, für einen gut erzogenen Mann wie dich gibt es allerhand zu tun. Halt nur die Augen offen, du wirst sicher bald eine Beschäftigung finden. Was auch immer es sein mag.«
Nein, nicht irgendetwas, dachte Richard. Ich weiß genau, was ich will.
»Deine Augen leuchten, als ob du bereits alles geregelt hättest. Sag an?«
»Geregelt ist noch nichts«, gestand Richard. »Aber ich bin zuversichtlich. Ich will bei einer Zeitung anheuern. Und falls es dort nichts wird, werde ich zum Gericht gehen. Ganz bald habe ich genügend Geld beisammen, um mir eine eigene Wohnung in diesem Viertel zu kaufen und dann hole ich die Mutter und den Ludwig hierher.«
»Die Mutter und den Ludwig also?« Sie hob ihre Brauen. »Und was ist aus der Clara geworden?«
Die junge Frau hob den Kopf. Der Wind zerrte an dem Tuch, das sie um ihre Schultern geschlungen hatte, wirbelte ihr die blonde Haarpracht ins Gesicht. Sie war bleich, wie immer, sah aus wie die Porzellanpuppe, mit der Minna so gerne spielte. Ihre Blicke trafen sich, und die eisigen Augen ließen ihm das Blut in den Adern gefrieren.
Richard realisierte erst, wie nervös er seine Hände knetete, als Tante Susanne nach seinen Fingern griff. »Vergiss es«, sagte sie leise und fügte lauter hinzu: »Tee?«
»Dies ist die philosophische Bedeutung des Geldes: daß es innerhalb der praktischen Welt die entschiedenste Sichtbarkeit, die deutlichste Wirklichkeit der Formel des allgemeinen Seins ist, nach der die Dinge ihren Sinn aneinander finden.«
Georg Simmel, Philosophie des Geldes
Die Sonne schien von einem nahezu wolkenlosen Himmel herab. Unter ihren Strahlen glitzerten die Karosserien der sieben Automodelle, welche Friedrich der Schau wegen auf dem kleinen Hof beherbergte. Zwei Amseln stoben aus der Baumkrone hinter der Mauer auf, die das Gelände von ungebetenen Gästen freihielt. Davor pickten ein paar Spatzen auf der staubigbraunen Erde.
Mary beobachtete die Vögel einige Augenblicke, ehe sie sich den Rest ihrer Schrippe in den Mund schob und sich von der Fensterbank abstieß. Sie zerknüllte das Zeitungspapier, in das sie das belegte Brötchen eingewickelt hatte, und beförderte es in den Papierkorb neben ihrem Schreibtisch. Dessen Tischplatte bog sich unter der Schreibmaschine und den Bergen von Akten, die sich rechts und links davon stapelten. Mary seufzte. Sie enthielten allesamt Informationen über ihre Kunden, und von denen gab es tagtäglich mehr. Es war Marys Aufgabe, formelle Briefe zu verfassen: Mahnungen an jene, die ihre Zahlung nicht getätigt hatten, Bestätigungen für die, deren Automobil eingetroffen war, oder eben Entschuldigungsbriefe, sollte ein unerwartetes Problem die Ankunft des gewünschten Wagens verzögern.
Sie war allein in dem Vorraum des kleinen Hauses, das Friedrich eigens hatte errichten lassen, um seine Kunden zu empfangen. Er selbst saß im Raum nebenan, führte irgendwelche wichtigen Telefonate ‒ oder zählte wieder einmal die Scheine, die ihm der letzte Autoverkauf eingebracht hatte. Er war schon manchmal ein komischer Kauz. Aber ein liebenswerter. In all der Zeit hatte sie es nie bereut, sein Angebot angenommen zu haben. Ein Leben ohne ihren Chef, der durch das Büro hetzte und in letzter Sekunde einen Vertrag auf dem Tisch haben wollte oder auf der Stelle eine Kundeninformation brauchte, die Mary natürlich erst einmal aus der Kartei heraussuchen musste, ein Leben ohne Johanna, Friedrichs Schwester, die ab und an auf einen kurzen Plausch die paar Meter von dem gemeinsamen Haus der beiden herüberkam, ein Leben ohne eigenes Geld, in dem Mary auf die Hilfe ihrer Freundin Helena angewiesen war und ihre abendlichen Streifzüge nicht aus eigener Tasche zahlen konnte ‒ es schien Mary unendlich lang zurückzuliegen.
Sie zog ein Tuch aus ihrer Handtasche und wischte sich die Finger sauber. Dann erst ließ sie sich wieder am Schreibtisch nieder. Genug gefaulenzt, die Arbeit rief! Sie schlug die Beine übereinander, griff nach einem leeren Blatt Papier und drehte es in die Schreibmaschine. Konzentriert klemmte sie die Zunge zwischen die Lippen und zog die erste Akte vom Stapel, verschaffte sich einen Überblick und begann zu tippen. Sie hatte die zweite Zeile nicht ganz beendet, als die Tür zum Zimmer ihres Chefs aufflog.
Friedrich Wirth stand auf der Schwelle. Wie immer hielt er den Rücken gerade, als ob er einen Besenstiel verschluckt hätte. In den vergangenen drei Jahren hatte er jeden Tag gleich ausgesehen. Sein Anzug saß stets akkurat und das schwarze Haar wurde selten länger als zwei Zentimeter. Manchmal fragte Mary sich, ob er wöchentlich zum Friseur ging, um zu gewährleisten, dass seine Kunden ihn immer mit demselben Erscheinungsbild zu Gesicht bekamen.
»Mary, ich habe gleich einen Termin«, meinte er geschäftig. »Gegen vier. Ein Kunde möchte uns sprechen.«
»Uns?«, fragte sie und hob ihre Brauen.
»Nun, er hat dich nicht erwähnt, aber ich wäre dir dankbar, wenn du mich begleiten könntest.«
Kurz musterte Mary den Berg an Arbeit, der noch vor ihr lag. Damit würde sie unter den heutigen Umständen wieder nicht fertig werden, aber sie konnte ihrem Chef schwerlich eine solche Bitte verwehren. Friedrich eilte ihr voraus über den Autohof zu dem Tor, das in die Mauer eingelassen war.
Sie brauchten nicht lange auf den Kunden zu warten. Nach nur wenigen Minuten am Tor, in denen Friedrich immer wieder nervös seine Uhr aus der Westentasche zog und darauf blickte, bog ein Herr in ihre kleine Seitenstraße ein. Der korpulente Mann hielt einen Gehstock in der Hand und zwirbelte mit der freien Rechten unablässig seinen Schnauzer. Friedrich begrüßte ihn mit einem Handschlag. »Friedrich Wirth. Ich leite diesen Autoverkauf. Sehr erfreut, Sie kennenzulernen, Herr Preuß. Wenn ich Ihnen meine Assistentin vorstellen dürfte: Marianne Lindbergh.«
Die Augen des sichtlich reichen Mannes funkelten, als er ihre Hand ergriff und einen Diener andeutete. »Angenehm.«
Mary musste sich nicht überwinden, um das strahlende Lächeln auf ihr Gesicht zu zaubern. Lächeln auf Anfrage, das beherrschte sie mittlerweile sehr gut. »Die Freude ist ganz meinerseits.«
Du verkaufst dich! Die Stimme ihres Vaters zuckte durch ihre Erinnerungen. Für wenige Herzschläge tauchte sein Gesicht vor ihrem inneren Auge auf, vor Zorn verzerrt und mit roten Pusteln auf den Wangen.
»Frau Lindbergh, wenn ich bitten darf?« Vorsichtig legte Friedrich ihr eine Hand auf den Rücken und wies zu dem Wagen, für den sich der Herr interessierte. Schnell riss sich Mary zusammen und trat auf das neueste Opel-Modell zu. Dasselbe in Rot wurde der Opel 4 PS genannt. Wie bei seinem großen Bruder, dem Laubfrosch, waren das Dach und die Einstiegsseiten schwarz und der Kühler aus silbernem Metall. Einzig und allein die Seiten waren nicht wie beim Laubfrosch grün, sondern rot lackiert.
Das Gespräch mit dem Kunden verlief routiniert. Friedrich Wirth nannte die Vorzüge des neuen Opels und pries die modische Farbe an. Der Kunde äußerte Bedenken, fragte sich auch, ob der Preis die Vorteile rechtfertigte, und Mary lauschte stumm, gegen die Kühlerhaube gelehnt, bis sie am Ende beteuerte, dass ein solch modischer Wagen in jedem Fall ein Hingucker wäre und der werte Herr Preuß durch ihn gleichzeitig nichts an seiner Seriosität einbüßen würde. Der Wagen war verkauft und die Tinte unter dem Vertrag trocken, ehe der Zeiger von Friedrichs Taschenuhr auf die fünfte Stunde vorgerückt war. Zufrieden verabschiedete Friedrich den Kunden und kehrte mit ihr ins Büro zurück. Nachdem die Tür hinter ihnen ins Schloss gefallen war, wandte Friedrich sich zu ihr um und packte sie überschwänglich an den Schultern.
»Du bist eine echte Goldgrube, Mary. Weißt du eigentlich, dass das der hundertste Wagen ist, den ich seit deiner Einstellung verkauft habe? Was hältst du davon, wenn ich dich zur Feier des Tages zum Essen einlade?«
Zur Feier des Tages? Nachdenklich beäugte Mary ihren Chef. Sein Adamsapfel sprang nervös auf und ab und ein Nerv an seiner linken Schläfe zuckte. Es gefiel ihr nicht. »Ich würde sehr gerne, nur …« Bedauernd trat sie einige Schritte zurück und entzog sich ihm. »Ich bin heute Abend bereits mit Helena verabredet. Wir müssen es wohl auf ein andermal verschieben.«
Seine Mundwinkel verzogen sich vor Enttäuschung, dennoch nickte er. »Selbstverständlich, meine Liebe.« Er zögerte. »Hättest du denn etwas dagegen … Wäre es vielleicht möglich, dass ihr Johanna mitnehmt? Sie ist so unglücklich in letzter Zeit. Natürlich nur, wenn du nicht mit deiner Freundin alleine sein möchtest. Es würde ihr guttun, denke ich …«
»Das können wir gerne tun. Helena und ich sind im Tanzlokal Zum Roten Engel, auf dem Damm, in der Nähe vom Theater. Sofern du es ihr gestattest, alleine nach Hause zu finden.« Sie würde ganz sicher nicht den Babysitter für Friedrichs Schwester spielen, aber die zwei Jahre, die sie älter war als Johanna, fielen nicht sonderlich ins Gewicht.
»Gut. Vielen Dank.« Friedrich stockte.
Mary runzelte die Stirn. »Ist sonst noch etwas?«
Er stand unsicher vor ihr, schwieg. Mit der Zunge fuhr er sich über die Lippen. Mary schauderte. Überlegte er, sie zu küssen?
Auf dem Absatz wandte sie sich um und trat zu ihrem Schreibtisch. »Nun denn, machen wir uns mal wieder an die Arbeit, was?«, schlug sie vor und versuchte, ihr rasendes Herz zu ignorieren.
Als sein steifer Schritt ertönte und endlich die Tür seines Büros hinter ihm ins Schloss fiel, fühlte sie sich überaus erleichtert. Friedrich war freundlich, und ‒ was ebenfalls nicht zu verachten war ‒ er war reich. Aber er war auch ihr Chef. Und abgesehen davon kannte sie ihn gut genug, um zu wissen, dass er sich nicht mit einer einfachen Romanze zufriedengeben würde. Und heiraten? Bei dem Gedanken musste Mary schmunzeln. Ein weiteres Mal ein weißes Hochzeitskleid tragen? Sich binden und irgendwelche Eheverpflichtungen eingehen? Nein, darauf konnte sie momentan gut und gerne verzichten.
***
Zu sagen, es sei unsere Schuld gewesen, dass wir die gegnerischen Truppen nicht besiegt hätten, ist eine Lüge, die ihresgleichen sucht. Hätten die Offiziere nicht den Befehl erhalten zu kapitulieren, wir Deutschen hätten den Krieg gewonnen, denn im Felde waren wir unbesiegt.
Im Felde waren wir unbesiegt …
Richard klemmte die Unterlippe zwischen seine Zähne und tippte mit dem Füllfederhalter auf das Papier. Im Felde unbesiegt. Es war eine Floskel, die er in letzter Zeit zu häufig gehört hatte. Entschieden strich er den Zusatz und knallte anschließend den Federhalter auf den Eichenholztisch. Es klang alles gleich. Er drehte sich im Kreis. Wieso nur kam er nicht weiter?
Schritte trampelten die Treppe hinauf, rissen ihn aus seiner Konzentration und dröhnten dumpf hinter seinem Schädel. Stöhnend vergrub Richard das Gesicht in den Händen.
Die Tür ging auf.
»Geh bitte und lass mir meinen Frieden«, flüsterte er, während er sich langsam auf dem Stuhl umdrehte. Wie erwartet stand seine Tante auf der Schwelle.
Susanne hob ihre rechte Braue. »Dir deinen Frieden lassen? Bist du so sehr in deine Arbeit vertieft, dass du sogar vergisst, die Vorhänge aufzuziehen?«
Sie trat zu dem großen Fenster neben seinem Schreibtisch und surrte den Stoff mit einem Ruck zur Seite. Grelle Sonnenstrahlen stachen ihm in die Augen. Geblendet wandte sich Richard ab. Holz klapperte, als seine Tante den Haken öffnete und die beiden Fenster aufstieß. Vögel zwitscherten. Der Wind rauschte in den Bäumen vor dem Haus. Und draußen unterhielten sich irgendwelche Nachbarn. Allesamt störende Geräusche, die er nicht gebrauchen konnte.
»Du solltest mich in den Park begleiten«, sagte sie. »Ein wenig frische Luft würde uns beiden guttun.«
Eine Brise bauschte die Vorhänge auf und strich durch seine Haare. Warm. Wahrscheinlich war es ein wunderschöner Frühlingstag. Doch er wollte nicht nach draußen, nicht die Gartenanlage betrachten, auf deren Beeten die ersten Blumen sprossen. Es erinnerte ihn an ein längst vergangenes Leben. Schmerzhaft.
Richard schüttelte den Kopf. »Ich fühle mich nicht danach.«
»Du fühlst dich nie danach.« Tante Susanne stemmte die rechte Hand in ihre Hüfte, und er bemerkte wieder einmal, wie dürr sie doch geworden war. »Wo ist der Bursche hin, der hier ankam, dessen Augen geleuchtet haben und der mir stolz erzählt hat, er würde eine Arbeitsstelle finden und auf eigenen Beinen durchs Leben stolzieren?«
Er antwortete nicht. Nie. Sooft sie ihm die Frage noch stellen würde. Stattdessen griff er nach dem Füllfederhalter und setzte die Spitze des Kiels unterhalb des eben Geschriebenen an. Die Feder kratzte auf dem Pergament.
Doch es wäre ebenso fatal, die Daheimgebliebenen für die Misere verantwortlich zu machen. Die Schuld liegt bei denen, die den Glauben an den Sieg verloren haben. Deutschland, unser Vaterland, ist stark und mächtig. Betrachtet man das deutsche Volk, so wird man schnell feststellen, dass es …
Er schrieb weiter, reihte wahllos Wörter aneinander. Es war ungerecht. Die Ländereien gehörten ihnen! Er entstammte einem stolzen Adelsgeschlecht. Alles zerstört.
Seine Tante seufzte und riss ihn somit aus seinen Gedanken, doch er vermied es, erneut aufzusehen, konzentrierte sich stattdessen stur auf das weiße Blatt. Eine gefühlte Ewigkeit später hörte sie endlich auf, ihm in den Nacken zu starren. Aus den Augenwinkeln beobachtete er, wie sie den Raum verließ. Als sie nach der Klinke griff, atmete er erleichtert durch. Doch sie hielt inne.
»Gertrud hätte nicht gewollt, dass du dein Leben mit Nichtstun vergeudest.«
Die Anschuldigung durchbohrte ihn wie eine scharfe Klinge. Was weißt du schon?, lag ihm auf den Lippen, und zu spät realisierte er, dass er es laut geäußert hatte.
»Sie war meine Schwester. Ich denke, so gut kannte ich sie. Sie hätte sich gewünscht, dass du dich mit der neuen Situation arrangierst und nicht der Welt vor lauter Frust entfliehst. Du solltest endlich wieder anfangen, deine Bekanntschaften zu pflegen.« Es war Susannes letzte Bemerkung. Danach zog sie die Tür ins Schloss.
Richard legte den Kopf in den Nacken. Warum konnte die Tante ihm nicht einfach seinen Frieden lassen? Schreiben. Seinen Gedanken nachgehen. Sich nicht aus dem Raum bewegen, es sei denn, sie nahmen ihre Mahlzeiten ein. Es war sein Tagesablauf, und der war gut so.
Ist er das wirklich?, wisperte der Zweifel.
Richard las sich die letzten Sätze noch einmal durch, die er zu Papier gebracht hatte:
… wird man bald feststellen, dass es stolzer und wehrfähiger ist als manch anderes Volk. Ihre Ziele setzen sie durch. Deutschland ist die Zukunft, ihre lebendige Mission steht gegen die erstarrte Zivilisation ihrer Umwelt. Und das Leben wird siegen. Ganz gleich, was es kosten mag.
Kosten. So viele Kosten.
Geh nach Berlin. Zu Tante Susanne. Bau dir dort ein neues Leben auf. Seine Mutter hatte seine Hand gedrückt und er hatte mühsam gegen die Tränen gekämpft. Ein erwachsener Offizier weinte nicht wie ein kleiner, verlauster Schulbub. Er hatte auf sie gehört, doch es war umsonst gewesen. Man brauchte ihn nicht. Also brauchte er auch niemanden.
Richard setzte die Feder an.
Aber die Ideen, unsere Visionen, die wir sahen, verblassten einmal mehr vor unseren Augen, da uns mit dem Versailler Schanddiktat eine Last auferlegt wurde als Strafe für eine Tat, die wir nicht begangen hatten.
Ein zaghaftes Klopfen riss ihn erneut aus dem Schreibfluss. Verärgert knallte er die Feder auf das Pergament und wirbelte herum. Zaghaft streckte die Haushälterin den Kopf zur Tür herein.
»Frau Bieringer«, schnarrte Richard. »Haben Sie hier nicht erst gestern sauber gemacht?«
Die alte Frau nickte. »Verzeih’n Se, aber ick hab jehört, wat Ihre Frau Tante jesacht hat und ick dachte, wiss’n Se, meene Tochter, die ist so unterwegs, in so Jesellschaften und so, die jeht häufig in so ’n Tanzlokal, irjendwat mit nem roten Engel, ick hab’s nich so janz im Kopf, aber wenn Se dit interessiert …«
»Nein, es interessiert mich nicht«, unterbrach Richard sie bestimmt. »Machen Sie bitte die Tür zu.«
Die Haushälterin verdrehte die Augen. »Dit würd’ ihr juttun, wenn Se mal wieder wegjehen, Ihrer Frau Tante würd’ dit juttun.«
Zischend stieß Richard die Luft zwischen den Zähnen aus, während die alte Frau endlich die Tür hinter sich zuzog. Was bildete dieses Weib sich eigentlich ein? Sie meint es gut, sie hat es nur gut gemeint. Es ging sie trotzdem nichts an. Er hatte es satt, ständig irgendwelche gut gemeinten Ratschläge zu erhalten. Sie änderten nichts. Er irrte durch ein Labyrinth und jede Abzweigung, die man ihm vorschlug, endete doch in einer Sackgasse. Zornig vergrub Richard das Gesicht in den Händen. Zum Teufel auch, jetzt hatte er die Formulierung für seinen nächsten Satz vergessen …
***
Die Reifen des Autobusses quietschten. Mitsamt den übrigen Insassen wurde Mary rückwärts in Richtung Fahrer gedrückt. Hätte sie sich nicht an der Stange festgehalten, wäre sie vermutlich umgekippt. So blinzelte sie nur gegen das Jackett des jungen Mannes, dessen Arm ihr im Gesicht hing, und warf selbst einen entschuldigenden Blick auf die Frau hinter ihr. Dieser machte die Fahrt offenbar schwer zu schaffen. Sie hatte ein ganz verschwitztes Gesicht und die Haare klebten ihr an der Schläfe. Als Mary ihren Blick ein klein wenig über sie schweifen ließ, begriff sie auch, warum: Unter dem gerade geschnittenen Hemd wölbte sich der Bauch. Mary drängte sich ein wenig an den glatzköpfigen Mann, um der Frau mehr Platz zuzugestehen. Es musste doch furchtbar sein, als Schwangere in diesen überfüllten Bussen zu fahren. Hoffentlich konnte sie sich, bevor es bei ihr so weit war, ein eigenes Auto leisten.
Wer weiß, vielleicht schenkt Friedrich dir ja einen seiner Wagen? Sie schmunzelte. Wenn sie von ihm schwanger wäre, mit Sicherheit. Aber dazu würde sie es nicht kommen lassen.
Der Bus hielt in ihrem Viertel. Mit einem genuschelten »Verzeihung« drängte sich Mary an dem Glatzkopf, zwei weiteren Frauen und einem greisen Herrn vorbei, ehe sie die hintere Tür erreichte und endlich ins Freie schlüpfte. Dem dichten Gedränge entkommen, atmete sie erleichtert durch. Vielleicht hätte sie sich doch ein Kleid von Helena leihen sollen, anstatt ans andere Ende der Stadt in den Wedding zu fahren, nur um ihre beste Freundin später wieder auf dem Ku’damm zu treffen. Mary seufzte. Sie wollte ihre Mutter sehen, deshalb war sie hier. Auch wenn sie sowieso nichts für sie tun konnte.
Mary schüttelte das Gefühl der Hilflosigkeit ab und ging die Straße entlang. Es dämmerte und die ersten Laternen flackerten, zumindest diejenigen, die nicht eingeschlagen oder aus einem anderen Grund funktionsuntüchtig waren. Der Mond hing blass über den Dächern der Mehrfamilienhäuser mit den Verkaufsläden in den unteren Stockwerken, vor denen ab und an Menschen saßen. Dort ein alter Mann auf seiner Zeitung, einen Becher in der Hand, hier eine Frau, ein Tuch um den Kopf, das sie vor der Kälte schützen sollte, da zwei Kinder, ein Mädchen und ein Junge, die sich beide in den Armen lagen und dösten.
Mary eilte an ihnen vorbei, vermied es tunlichst, nach rechts und nach links zu schauen. Bei ihrem Haus angelangt, kramte sie den Schlüssel aus ihrer Tasche und schloss die Tür des hässlichen Backsteinbaus auf. Immer zwei Stufen auf einmal nehmend, sprang sie die Treppe in den dritten Stock hinauf. Nachdem sie die Schuhe am braunen Fußabtreter abgestreift hatte, trat sie in den Flur. Aus der Wohnstube drang der blecherne Laut des Grammofons, das schepperte und rauschte und dazwischen wohl eine Melodie von Bach vortrug.
Mary tastete sich durch den dunklen Flur zur Lichtquelle. Dort saß ihr Vater auf dem Sofa, neben dem Grammofon, und lauschte den Tönen. Sein Blick war apathisch. Mary rümpfte die Nase. Der unangenehme Geruch von Schweiß und Alkohol lag in der Luft, vermischt mit etwas, das sie an Erbrochenes erinnerte. Flaschen waren auf dem Boden verteilt, leere Flaschen. Mehr schlecht als recht kämpfte Mary sich durch die Unordnung und riss das Fenster auf. Die kühle Luft ließ sie frösteln, doch alles war besser als dieser unerträgliche Gestank.
»Wo ist Mutter? Schläft sie schon?« Sie hatte kein Licht in der Küche und der Schlafstube gesehen. Normalerweise war ihre Mutter um die Uhrzeit längst zu Hause.
Ihr Vater zuckte mit den Schultern. Natürlich! Wie hatte sie auch erwarten können, dass er das wusste? Dann, ganz plötzlich, schnellte der Oberkörper ihres Vaters empor und er wirbelte zu ihr herum. Mary zuckte zusammen und stolperte rückwärts, stieß mit dem Rücken gegen das offene Fenster und verzog vor Schmerz das Gesicht. Doch mehr noch als das Pochen an ihrer Wirbelsäule beunruhigte sie der Blick ihres Vaters. Kleine rauchblaue Augen, die unter den buschigen schwarzen Brauen und den fettigen Haaren beinahe verschwanden. Er hob den rechten Arm, streckte den Zeigefinger aus und deutete auf sie.
»Duuhu«, lallte er. »Haste das Geld mir … mir die Pfenn… Hast du Geld mitgebracht? Muss noch den Einkauf machen, die Hanna, haben fast nichts mehr im Haus, wird Zeit, dass sie einkaufen geht. Kannst mir das Geld ruhig geben.«
Mary zitterte. »Es gibt kein Geld. Erst zum Monatsanfang wieder.« Dass sie selbst ein paar Groschen zur Seite gelegt hatte, verschwieg sie wohlweislich. Es ging ihren Vater nichts an. Und nur weil er keine Aufträge mehr erhielt und es allein an ihrer Mutter war, für den Lebensunterhalt aufzukommen, brauchte er nicht zu meinen, dass sie ihm Geld brachte, damit er seine Sorgen im Bier ertränken konnte.
Ihr Vater gackerte. Es war ein unangenehmer Ton. »Verdienste nich genug, bei deinem Herrn Wirth? Mmh, Mariannchen? Kriegste nicht genug von ihm? Vielleicht sollteste ihm noch ein bisschen besser zur Hand gehen, meinste nicht? Er hätt’ da sicher nichts dagegen, dein feiner Herr, der tolle Automobilverkäufer. Oder biste dir zu schade dafür? Mmh, schaffst für die Leute, für diese Höllenbrut, die deinen alten …« Er hickste und legte sich die zittrigen, vernarbten Hände theatralisch an die Brust. »… die deinen armen, alten Vater seine Existenz jekostet haben …« Er hickste. »Und bringst nich mal jenug mit? Biste dir zu fein dafür, was, Mariannchen?«
»Du bist betrunken«, murmelte Mary.
»Und du …«
Er stand auf und schwankte, musste sich an der Sofalehne festklammern, um das Gleichgewicht nicht zu verlieren. Dann kam er auf sie zu. Mary presste sich eng an das Fenster hinter ihr. Hitze flammte in ihr auf, und daran konnte auch der kalte Abendwind nichts ändern, ihr war unerträglich heiß.
Ihr Vater blieb stehen. »Du verhältst dich seit du ’ne Witwe bist wie die Mutter Gottes persönlich. Oder tuste nur so? Haste in Wahrheit deinen Spaß und willste nur den Herrn Wirth nich ranlassen?«
»Das ist meine Sache, nicht deine«, erklärte Mary so gefasst wie möglich.
Ihr Vater packte sie am Handgelenk und riss sie näher zu sich heran. Aus seinem Mund schlug ihr seine widerliche Fahne entgegen. Mary wurde übel. »Und wie dit meine Sache is. Meine Tochter biste. In meinem Haus lebste. Also tuste gefälligst auch, wat ick dir sach. Kümmerst dich en bisschen um den Herrn Wirth und bringst mehr Geld nach Hause. Wenn der schon uns Hufschmiede die Arbeit versaut, soll er wenigstens dafür zahlen.«
Mary atmete tief durch und riss sich mit einem entschiedenen Ruck los. »Schlaf deinen Rausch aus und sprich nicht so mit mir. Die Wohnung hier gehört dir nicht. Du hast seit Jahren nicht mehr das nötige Geld, um …«
Die Ohrfeige schallte.
Entsetzt fasste sich Mary an die pulsierende Wange. Ihre Haut brannte. Fassungslos starrte sie ihren Vater an. Er hatte sie geschlagen. Er hatte sie noch nie geschlagen, und nun keuchte er, schnaufte wie ein Verrückter. Hastig stieß Mary ihn zur Seite und floh in den Flur hinaus. Geistesgegenwärtig griff sie nach ihrer Handtasche und dem Schlüssel, dann rannte sie schon die Treppen hinunter und ließ den Backsteinbau hinter sich.
»Alles ist mir erlaubt, aber nicht alles ist nützlich. Alles ist mir erlaubt, aber ich will mich von nichts beherrschen lassen.«
1. Korinther 6,12
Im schwachen Licht der Petroleumlampe hämmerte Richard mit dem Ende des Füllfederhalters auf seine Notizen ein. Die Wörter verschwammen vor seinen Augen. Hier Korrekturen. Anmerkungen unten. Fußnoten. Pfeile. Eine Randbemerkung. Da der Satz durchgestrichen und in winzigen Buchstaben eine andere Formulierung drübergekritzelt. Zornig biss er sich auf die Zunge. Es war furchtbar. Grauenhaft! Und wenn er selbst schon nicht von seinen Texten überzeugt war, wie sollte er da erst einen Redakteur finden? Unmöglich, eine verzweifelte Utopie, die nicht enden wollte. Wozu? Umsonst. Alles umsonst! Seine Mutter war sowieso tot. Was mühte er sich noch ab? Er war zu spät. Der Tunnel war zugeschüttet und die Steine waren zu schwer oder er zu schwach, um sie aus dem Weg zu räumen.
Zornig zerknüllte er auch diese Seite seiner Schriften und warf sie hinter sich. Es raschelte, als sie in den Haufen fiel, den er im Laufe des Tages fabriziert hatte. Neu anfangen. Neu anfangen. Besser werden. Denk nach. Finde die richtige Formulierung. Schreibe … Er presste die spitze Feder auf das Pergament. Fester. Immer fester. Bis die Feder splitterte. Er zuckte zusammen.
»Verdammt!«, brüllte er und schleuderte den Füller gegen das Fenster, ehe er sich verzweifelt die Haare raufte. Er brauchte einen Anfang, Satz, einen Satz. Versailler Schmach …
Eilige Schritte dröhnten auf dem Gang. Gleich darauf riss Susanne die Tür auf und stürmte in den Raum. Sie trug bereits ihren Schlafmantel und die ergrauten Haare standen wirr vom Kopf ab. Richard konnte ihr Gesicht erst erkennen, als sie den Schalter betätigte und das Licht in seiner Stube aufflammte. Ihre Augen waren klein und müde, und doch funkelten sie voller Zorn.
»Bist du von Sinnen?«, wetterte sie und jedes Wort traf ihn wie ein Peitschenhieb, der ihm seine Unfähigkeit in den Leib prügelte. »Ich habe mir viel von dir gefallen lassen in letzter Zeit, Richard. Aber allmählich gehst du zu weit. Du gehst definitiv zu weit!«
»Warum?« Er stand auf. Wenn sie in einer solchen Stimmung war, wollte er nicht, dass sie auf ihn herunterblicken konnte. »Weil ich mich noch bis spät in die Nacht um meine Aufzeichnungen kümmere? Ich arbeite, das siehst du doch.«
»Arbeiten?« Sie kreischte. »Arbeiten nennst du das?« Ihre Stimme war so hoch, dass sie sich beinahe überschlug. »Eine Arbeit ist ein anständiger Beruf, in dem der werte Herr Geld in die Hauskasse bringt. Nicht eine Beschäftigung, bei der er seiner Muse frönt, weil er unfähig ist, eine andere Arbeit zu finden.«
»Ich werde die Artikel verkaufen«, widersprach Richard.
Susanne lachte. »Oh, Richard, ich bin es leid. Deine ständigen Versprechungen. Ich bin es so leid. Zum Gericht wolltest du gehen, das hätte mich gefreut, das wäre ein anständiger Beruf gewesen. Und gut, ein Zeitungsjournalist, in Ordnung für mich, wenn du denn eine Anstellung gefunden hättest. Aber du hast es ja nicht einmal ordentlich versucht.«
»Ich habe mich bei den Kanzleien vorgestellt«, widersprach Richard. »Es ist nicht meine Schuld. Ohne Studium hat man keine Chance.« Beenden Sie Ihr Studium, Herr Dinten, dann schauen wir weiter.
»Du hattest drei Jahre. Du hättest das Jurastudium an der Universität beenden können. Das wäre mir tausendmal lieber gewesen, als dich jeden Tag nichts tuend in der Stube nebenan zu wissen. Herrgott, Richard, du bist kein kleiner Bub mehr.«
»Dann solltest du mich auch nicht wie einen behandeln, Tante. Ich weiß schon, was ich tue. Studieren! Pah, das dauert viel zu lang. Es geht viel schneller, wenn ich erst einen ordentlichen Artikel zustande bringe und …«
»… du ihn verkaufst?«, unterbrach ihn Susanne. »Was willst du denn verkaufen? Worüber schreibst du denn? Du gehst doch nie außer Haus. Mit den Gewerkschaften hättest du dich treffen und über sie berichten können. Oder du hättest über diese Katastrophe auf der AVUS reden können. Aber dazu musst du rausgehen, dir die Sachen anschauen.«
»Das tut jeder. Dafür haben die Zeitungen ihre Angestellten. Die brauchen was Neues, Tantchen, wenn man da reinkommen will …«
»Man kommt aber nicht rein, wenn man in seinem Zimmer sitzt.« Ihre Augen glitzerten. Weinte sie?
»Du hast keine Ahnung«, widersprach er. »Und deshalb solltest du dich auch nicht einmischen. Lass mich das machen.«
Doch seine Tante schüttelte den Kopf. »Ich habe das drei Jahre lang gemacht. Ich kann nicht mehr, Richard. Ich kann einfach nicht mehr.«
Er presste die Lippen aufeinander. Was wollte sie denn damit sagen? Sie war übermüdet, sicherlich war sie übermüdet.
»Ich habe dich damals bei mir aufgenommen. Ich habe es dir zuliebe getan und für meine kleine Schwester und weil ich dich für einen anständigen Burschen gehalten habe.«
»Und das bin ich nicht?«, unterbrach er sie. Ihre Worte waren unverschämt. Was wusste sie schon vom Leben? War seit Jahren nicht aus ihrem behüteten Steglitz herausgekommen und lebte tagein, tagaus vom Erbe ihres verstorbenen Mannes. Von der horrend hohen Arbeitslosigkeit in Berlin hatte sie keine Ahnung. Sie wusste nicht, wie demütigend es war, um eine Anstellung zu betteln. Sie wusste nicht, wie sehr es einem das Herz zerriss, Freunde und Familie zurückzulassen. Sie wusste nicht, wie es war, an der Front zu stehen und neben sich Kameraden fallen zu sehen.
»Du bist ein guter Mann, Richard«, begann sie zögerlich. »Aber du bist jetzt drei Jahre hier und hast nicht einen Pfennig verdient.«
»Ich falle dir zur Last«, erkannte er und fuhr anschließend steif fort: »Willst du, dass ich gehe?«
»Das habe ich nicht gesagt«, widersprach sie.
Aber gedacht hatte sie es. Wie viel einfacher es doch wäre ohne ihn, ohne den nutzlosen Mann. Vielleicht war er in ihren Augen nicht einmal das, nur irgendein dahergelaufener Bengel, der eben zufällig die dreißig bereits überschritten hatte.
Du bist ein Blutegel. Du ernährst dich vom Einkommen deiner Tante, von ihrer Witwenrente, davon, dass ihr noch ein Haus gehört. Du bist ein Nichtsnutz. Du bist hier nicht willkommen. »Ich habe dir oft angeboten auszuziehen. Vielleicht hätte ich mich nicht von dir zum Bleiben überreden lassen dürfen.«
Sie schüttelte verzweifelt den Kopf. »Ich will nicht, dass du gehst. Wo solltest du auch hin? Finde einen Beruf, irgendeine Anstellung ‒ und wenn du nur Zeitungen verkaufst. Bitte, Richard. Mehr will ich gar nicht von dir. Schlaf eine Nacht drüber, und morgen fängst du an zu suchen. Versprich mir das, und dann ist alles gut.« Sie flehte ihn an.
Richard ballte die Hände zu Fäusten. Er mochte seine Tante und respektierte sie. Aber er war immer noch sein eigener Herr, nicht ihr Untertan. »Dafür ist es zu spät«, erwiderte er und wusste selbst nicht so genau, auf welche ihrer Aussagen sich das bezog.
Susanne musterte ihn fassungslos, öffnete den Mund und schloss ihn wieder.
Entschieden schob er sich an ihr vorbei und ging die Treppe hinunter. Vor der Eingangstür nahm er seine Jacke vom Haken und zog sie über, schlüpfte anschließend in die Schuhe und setzte sich den Hut auf. Schritte trampelten auf den Stufen. Seine Tante warf sich an das Treppengeländer.
»Warte, Richard, wo willst du denn hin?«
»Ich gehe«, war seine schlichte Antwort und er lüpfte zum Abschied den Hut.
Ihr »Nein, bitte …« ignorierte er und trat in die Dunkelheit hinaus, die nur von den wenigen Straßenlaternen erleuchtet wurde. Ohne Eile schlenderte er in Richtung der Elektrischen. Seine Tante würde nicht im Morgenrock auf die Straße rennen, und bis sie sich angekleidet hatte, war er längst an der Station angelangt. Wie erwartet, klimperten in seiner Jackentasche ein paar Pfennige, vielleicht sogar ein oder zwei Mark, es sollte genügen, um Richtung Alexanderplatz zu kommen, und von dort würde er sich weiter umsehen. Wahrscheinlich musste er sich einen der schlecht bezahlten Berufe antun und sich nach einem Zimmer umsehen. Wenn er Glück hatte, fand er eine Wirtin, die bereit war, ihn ohne Vorkasse bei sich aufzunehmen.