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Carlo Meier
Die Kaminski-Kids:
Spurlos verschwunden
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Wie bei allen Fällen der Kaminski-Kids haben auch bei diesem neuen Band meine drei Kinder Sidi, Anuschka und Saskia tatkräftig mitgeholfen. Vielen Dank dafür! Bedanken möchte ich mich auch bei Simon und Sarah Hoehn (15 und 17 Jahre), Sheona, Jaron, Petra und Bigna Meier, Christian Ringli und Ursula Limacher für ihre wertvollen Anregungen, sowie bei meiner Frau Andi, ohne die dieses Buch nie möglich geworden wäre.
Mein Dank geht ebenfalls an André Widmer und Manuela Griffel (Kriminalpolizei), Simon Carrel und Titus Bürgisser (Pädagogen), die es mir durch ihre sachkundige Beratung ermöglichten, die Story der Wirklichkeit entsprechend zu gestalten.
Nicht zuletzt möchte ich mich auch bei meiner Lektorin Vera Hahn und bei meinem Lektor und Freund Christian Meyer bedanken, der seit Beginn der Kaminski-Kids in sämtlichen Bänden entscheidende Impulse eingebracht hat.
Viel Spaß wünscht Euch allen
Carlo Meier
fanclub@kaminski-kids.com
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Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über www.dnb.de abrufbar.
© 2015 by Fontis – Brunnen Basel
Umschlag und Illustrationen: Lisa Gangwisch, Basel
Typografie Umschlag: Michael Basler, Lörrach
E-Book-Vorstufe: InnoSet AG, Justin Messmer, Basel
E-Book-Herstellung: Textwerkstatt Jäger, Marburg
ISBN (EPUB) 978-3-03848-688-6
ISBN (MOBI) 978-3-03848-689-3
www.fontis-verlag.com
Kapitel 1 – Schatten auf dem Hof
Kapitel 2 – Wie vom Erdboden verschluckt
Kapitel 3 – Verzweifelte Suche
Kapitel 4 – Beunruhigende Spur
Kapitel 5 – Wenn die Welt kopfsteht
Kapitel 6 – Alte Schuld
Kapitel 7 – Kein Ausweg
Kapitel 8 – Die unheilvolle Entdeckung
Kapitel 9 – Das Mädchen am Fenster
Kapitel 10 – Rückweg abgeschnitten
Kapitel 11 – Heimliche Eindringlinge
Kapitel 12 – Keine andere Wahl
Kapitel 13 – Wie weiter?
Kapitel 14 – Nervenkrieg
Kapitel 15 – Der Plan
Kapitel 16 – Unter der Brücke
Kapitel 17 – Gefahr in der Nacht
Kapitel 18 – Versteck am Güterbahnhof
Kapitel 19 – Die Geldübergabe
Kapitel 20 – Das große Bündel
«Debora ist weg!»
Simon ging hoch ins Mädchenzimmer, um noch einmal nachzuschauen. Doch der Raum war leer und verlassen.
Im ganzen Haus gab es keine Spur von Debora zu entdecken.
«Im Hof ist sie auch nicht», erklärte Raffi unten in der Küche. «Dabei hab ich sie grade eben noch draußen gesehen!»
«Was denn?», murmelte Vater. «Sonst ist sie doch immer die Erste, wenn zum Abendbrot gerufen wird.» Er seufzte. «Na ja, ich geh noch schnell rüber in die Blumenhandlung und mache den Laden dicht. Bin gleich wieder zurück.»
«In Ordnung», antwortete Mutter und deckte den dampfenden Suppentopf zu.
Mit großen Schritten ging Vater an Opa vorbei, der bereits am Esstisch saß.
Neben ihm nahm Simon das Handy hervor, wählte Deboras Nummer und lauschte. «Fehlanzeige», sagte er. «Sie meldet sich nicht.»
Opa räusperte sich. «Vielleicht ist sie unten am Fluss – an dem Plätzchen, wo sie manchmal hingeht, wenn sie allein sein will.»
«Stimmt!» Raffi sah Simon an. «Da könnte sie wirklich sein. Wollen wir rasch nachschauen?»
«Klar, komm!»
Schon eilten die beiden hinaus.
Im Hof bellte Zwockel aufgeregt. Der Collie schloss sich den Kids schwanzwedelnd an, als sie ums Haus herumrannten und laut nach ihrer Schwester riefen: «Debi! Deeebi!»
In der kühlen Abenddämmerung folgten Raffi und Simon dem Pfad an den Gewächshäusern vorbei zum Fluss. Zu dieser Jahreszeit – Anfang November – wurde es schon ziemlich früh dunkel, und die Schatten in der Landschaft weiteten sich aus.
Plötzlich blieb Raffi stehen. «Vielleicht ist Debi ja zu ihrem Pferd gegangen – obwohl sie schon am Nachmittag bei Fanny war …»
«Da könnte was dran sein», überlegte Simon. «Weißt du was, Raffi? Wir teilen uns auf. Du gehst runter zum Fluss, und ich sehe auf dem Pferdehof nach, das ist etwas weiter weg.»
«Alles klar.» Die Kleine fackelte nicht lange und machte sich sofort auf den Weg.
Simon stapfte in die andere Richtung los. «Zwockel, lauf du zum Baumhaus, und wenn Debi da ist, bellst du laut!»
Der Collie winselte kurz und verschwand ohne zu zögern im heraufziehenden Nebel.
«Bis nachher, Raffi!», rief Simon. «Wir treffen uns dann wieder daheim!»
«Okay!» Fröstelnd zog die Kleine ihre Jackenärmel über die Fingerspitzen vor. Als sie das düstere Ufer erreichte, wurde ihr auf einmal bewusst, dass sie ja ganz alleine hier war. Zwockel und Simon waren weg …
Ihr wurde ziemlich mulmig zumute.
Bange schaute sie sich in der hereinbrechenden Dunkelheit um und folgte dann zaghaft dem Trampelpfad am Schilf entlang.
Im Wohnhaus stürzte Vater in die Küche, sein Gesicht war kreidebleich.
«Das darf nicht wahr sein!», stieß er hervor.
Aufgeschreckt sah Mutter hoch. «Was ist denn?»
«Das Geld …» Er musste sich hinsetzen. «Jemand hat die Ladenkasse ausgeräumt!»
«Was?»
«Fast alles ist weg! Viele Kunden haben ja heute ihre Wochenrechnung beglichen – der Wirt vom ‹Adler› war auch grad da und hat bezahlt.»
«War denn sonst noch jemand auf dem Hof?», wollte Opa wissen. «Hast du irgendwen gesehen, der nicht hierher gehört?»
«Nein, mir ist keiner aufgefallen.»
«Hmm.» Großvater runzelte die Stirn und blickte ins Leere. Er war fast blind und konnte lediglich schattenhafte Umrisse vor seinen Augen erkennen. «Wer könnte denn das Geld genommen haben, wenn niemand da war?»
«Eben war's noch in der Kasse!», rief Vater. «Es muss in den letzten paar Minuten passiert sein! Vielleicht ist der Dieb sogar noch in der Nähe – und versteckt sich irgendwo, bis die Luft rein ist …»
Opa dachte nach. «Wo könnte so ein Dieb sich denn verbergen?»
«Vielleicht in einem der Gewächshäuser», überlegte Vater. «Oder unten im Schilf am Fluss …»
«Hhh!» Mutter sog erschrocken Luft ein. «Da suchen doch die Kinder nach Debora! Wenn die nun dem Dieb in die Quere kommen …»
«Ich geh nachsehen!» Vater schnappte sich die Taschenlampe aus dem Schrank in der Diele.
Er verließ das Haus durch die Hintertür und leuchtete gleich ins erste der beiden Gewächshäuser.
Der helle Strahl strich in der Dunkelheit über Pflanzen, Erde und Kisten. Nirgends war etwas Auffälliges zu entdecken. Kein Mensch verbarg sich da im Dunkeln.
Rasch hastete Herr Kaminski zum zweiten Pflanzentunnel. Wenn da ebenfalls nichts wäre, würde er sich schnellstens auf den Weg zum Fluss machen …
Raffi tappte am finsteren Ufer entlang. Nebelschwaden stiegen vom Wasser auf und hüllten alles in einen dichten Schleier.
Als sie ganz nah am Schilf war, hörte sie plötzlich ein Geräusch.
Ein Rascheln.
Sie blieb stehen, kniff die Augen zusammen und musterte das undurchdringliche Rohrdickicht.
Da sah sie eine Bewegung.
Ein Schatten zeichnete sich zwischen den hohen Halmen ab.
War das ein Tier?
Ein Mensch?
Jemand, der da kauerte?
Raffi konnte es unmöglich erkennen.
Vorsichtig beugte sie sich nieder und versuchte, mehr von der Gestalt zu sehen.
Konnte das am Ende Debora sein?
Die Kleine schluckte leer. «Debi?», wisperte sie mit zitternder Stimme in den Nebel hinein. «Bist du das?»
Keine Antwort.
Eine unheimliche Stille lastete über der Gegend.
Da raschelte es erneut.
Raffi bückte sich noch tiefer. Doch von hier war auch nicht mehr auszumachen. Dazu hätte sie näher herangehen müssen …
Sie nahm ihren ganzen Mut zusammen und setzte achtsam einen Fuß vor den anderen.
Ganz langsam trat sie mit kleinen Schrittchen auf das gespenstische Wesen zu.
Auf einmal bewegte sich der Schatten.
Die Kleine blieb wie angewurzelt stehen und hielt den Atem an.
Gebannt starrte sie auf die Umrisse.
Plötzlich schnellte die Gestalt blitzartig in die Höhe. Wasser spritzte hoch.
Raffi schrie auf. Zu Tode erschrocken tappte sie rückwärts. Dabei stolperte sie und fiel hin.
Wie gelähmt blieb sie auf dem Rücken liegen, vollkommen hilflos diesem schattenhaften Wesen ausgeliefert – was auch immer es sein mochte …
Ein lautes Schnaufen kam auf Raffi zu. Sie zitterte vor Angst und wagte sich nicht zu rühren. Aus den Augenwinkeln sah sie einen Lichtstrahl über das Gras huschen. Er kam immer näher …
Nun strich der Schimmer knapp neben ihr vorbei.
Ihr blieb fast das Herz stehen.
Der grelle Schein erfasste sie und blendete in ihren Augen.
«Da bist du ja!» Sie erkannte die Stimme. Es war Vater. «Ich hab dich schreien hören, Raffi! Was ist denn los?»
Keuchend kniete er neben ihr nieder. «Bist du verletzt?»
Die Kleine brachte kaum einen Ton heraus. Angstvoll setzte sie sich auf und zeigte ins Schilf. «D-da!», stammelte sie. «Da ist was!»
«Wo?» Vater erhob sich und leuchtete mit der Taschenlampe die Stelle ab.
Angespannt musterte er das Dickicht.
Doch er konnte nichts entdecken.
«Bist du sicher?», fragte er.
«Ja … Ein riesiger Schatten kam plötzlich auf mich zu, und da bin ich hingefallen.»
«Ein Schatten?»
«Mhm. Schrecklich. Ich konnte jedoch nicht genau erkennen, was es ist …»
«Aber Debora hast du nirgends gesehen?»
«N-nein.»
Vater richtete die Stablampe noch einmal auf das Schilf und trat vorsichtig darauf zu.
Er starrte die Stelle durchdringend an.
Es war keine Regung zu sehen. Nicht der leiseste Hauch.
Aufmerksam ging Vater am Ufer entlang und leuchtete sorgfältig in jeden Winkel des feuchten Gestrüpps.
Doch es gab nichts Auffälliges weit und breit.
«Tja», sagte er nach einer Weile. «Vielleicht war's ein Tier.» Ganz überzeugt klang er allerdings nicht.
Er kam zurück, streckte Raffi die Hand hin und half ihr hoch. «Dann wollen wir mal, sonst erkältest du dich noch.»
Fürsorglich legte er den Arm um ihre Schulter und ging mit ihr zurück zum Haus.
Unterwegs wandte er einige Male den Kopf, um zu überprüfen, ob ihnen jemand folgte.
Aber da war niemand.
Jedenfalls niemand, den er sehen konnte …
Auf dem Kaminski-Hof wartete Mutter im Dunkeln vor dem Haus. Raffi rannte auf sie zu, schmiegte sich an sie und erzählte aufgeregt von ihrem Erlebnis am Fluss.
Gleichzeitig kam Zwockel hechelnd auf den Hof und lief im Kreis herum.
Simon folgte wenig später. «Nichts», verkündete er außer Atem. «Weder auf dem Pferdehof noch im Baumhaus. Und ihr?»
«Keine Spur», erwiderte Vater. «Ist Debora vielleicht mit dem Fahrrad weg?»
«Nein», antwortete Mutter. «Ihr Rad ist da, ich hab nachgesehen. Wo könnte sie denn bloß stecken? Das hat sie doch noch nie getan, so ohne ein Wort fortzubleiben.»
«Mach dir keine Sorgen», versuchte Vater sie zu trösten. «Sie ist ja noch nicht groß verspätet.»
«Bei jemand anderem wäre das vielleicht nicht lang», wandte Mutter ein. «Aber Debora ist zuverlässig wie eine Uhr. Sie kommt nie zu spät, nicht mal fünf Minuten … Wenn sie so lange fehlt wie jetzt, dann stimmt etwas nicht …»
Zwockel schnupperte bei der Blumenhandlung am Boden herum. Plötzlich begann er zu bellen.
«Was ist denn, Zwockel? Komm her!»
Doch der Collie blieb an Ort und Stelle und bellte bloß noch heftiger.
«Ich schau mal nach …» Simon ging zum Hund hinüber.
Raffi und die Eltern folgten dem Jungen, und Vater leuchtete mit der Taschenlampe das Kopfsteinpflaster vor dem Laden ab.
Im Lichtstrahl glitzerte etwas.
Ein goldenes Kettchen mit einem zierlichen Goldkreuzchen als Anhänger.
«Debis Kettchen!» Simon hob es auf und betrachtete es aus der Nähe. «Es ist zerrissen …»
Die Eltern warfen sich einen besorgten Blick zu.
«Seltsam», meinte Raffi. «Wann hat sie das denn hier verloren?»
«Sie muss doch gemerkt haben, wie es zerrissen ist und runterfiel», meinte Simon.
«Aber warum hat sie's dann nicht aufgehoben?», wandte die Kleine ein. «Das Kettchen bedeutet ihr doch so viel …»
Simon nickte ernst. «Eben! Sie hat es bestimmt nicht freiwillig liegenlassen … Da stimmt eindeutig was nicht!»
«Oh-oh», murmelte Raffi bange.
«Kommt», sagte Vater. «Lasst uns reingehen und drinnen weitersprechen. Wir müssen euch auch noch was anderes erzählen. Wir haben nämlich im Blumenladen etwas entdeckt, als ihr nach Debora gesucht habt …»
Während sie ins Haus gingen, berichteten die Eltern den Kids vom Diebstahl aus der Ladenkasse.
Aufgewühlt setzten sich alle zu Opa in die Küche.
Das Essen erkaltete. Niemand brachte auch nur einen Bissen hinunter.
Simon legte das Goldkettchen auf den Tisch und schilderte Großvater, wo sie es gefunden hatten.
«Hmm», brummte der alte Mann. «Merkwürdig …»
«Offenbar hatte sie keine Zeit, es mitzunehmen», meinte Mutter. «Entweder weil sie's aus irgendeinem Grund so eilig hatte …»
«Oder», ergänzte Simon, «weil sie daran gehindert wurde, es aufzuheben.»
«Was?» Raffi blickte erschrocken hoch. «Von wem denn gehindert?»
«Vielleicht vom Ladendieb. Vielleicht hat sie ihn überrascht, es gab einen Kampf, und dabei hat sie das Kettchen verloren. Und dann hat er sie mitgenommen, um sich zu schützen.»
«Das wäre ja schrecklich!», rief Raffi.
«Wir sollten jetzt nicht gleich das Schlimmste denken», brummte Opa. «Es gibt ja noch ganz andere Möglichkeiten. Vielleicht kommt Debora schon bald wieder zur Tür hereinspaziert.»
«Oder», fügte Mutter hinzu, «vielleicht ist sie auch von sich aus weggegangen, und es hat gar nichts mit dem Diebstahl zu tun …»
«Weggegangen?»
«Ja, ausgerissen, fortgelaufen …»
«Was?» Die Kleine schaute sie verständnislos an. «Wieso sollte Debi das denn tun?»
Vater dachte nach. «War sie euch gegenüber in letzter Zeit irgendwie anders als sonst?»
«Schon ein bisschen», murmelte Simon. «Besonders seit ihrem Besuch bei Manuel letztes Wochenende. Ich denke, es könnte vielleicht was mit ihm zu tun haben – dass sie Probleme in ihrer Freundschaft haben oder so was in der Art. Aber sie wollte nicht darüber reden.»
«Ja, mit mir auch nicht.» Raffi nahm ihren Esslöffel und spielte unruhig damit herum. «Debi war diese Woche wirklich ein wenig seltsam.»
«Auf welche Art seltsam?», wollte Mutter wissen.
«Na, sie fand überhaupt nichts lustig, hat kaum geredet. Sie war wie in einer anderen Welt …»
Mutter nickte. «Mir ist es auch so vorgekommen, als hätte irgendwas sie beschäftigt, worüber sie mit uns nicht sprechen wollte. Vielleicht ist sie deshalb ausgerissen …»
«Und noch was.» Simon sah seine kleine Schwester an. «Hast du nicht gesagt, Debi wäre heute Nachmittag noch bei ihrer Stute gewesen? Das tut sie doch sonst nie freitags, dann geht sie ja immer nach der Schule Reklame austragen, um das Geld fürs Reiten zu verdienen.»
«Stimmt», bestätigte Raffi. «Sie hat in unserem Zimmer noch mit Suila telefoniert und ihr gesagt, sie solle heute alleine Reklame verteilen gehen.»
«Das alles ist schon ein wenig eigenartig», murmelte Vater. «Aber es muss trotzdem nicht bedeuten, dass Debora weggelaufen ist.»
Mutter blickte nachdenklich durchs Fenster auf den nächtlichen Hof hinaus. «Andererseits stellt sich schon die Frage, ob das Zusammentreffen dieses Diebstahls mit Deboras Verschwinden ein Zufall ist.»
«Das wäre in der Tat ein merkwürdiger Zufall …» Opa räusperte sich. «Lasst uns für einen Moment mal etwas Unvorstellbares denken. Könnte es sein, dass Debora das Geld genommen hat und damit weggelaufen ist?»
«Niemals!», rief Raffi.
«Debi würde so was nie tun», war auch Simon überzeugt. «Dafür würde ich die Hand ins Feuer legen!»
Opa blickte ins Leere. «Manchmal geschehen im Leben Dinge, die man zuvor nicht für denkbar gehalten hätte.»
«Es ist zwar möglich», meinte Vater. «Aber nicht sehr wahrscheinlich.»
«Eines finde ich schon etwas seltsam», gab Mutter zu bedenken. «Am Freitagabend ist am meisten Geld in der Ladenkasse, weil da die Wochenrechnungen bezahlt werden. Wer außer unserer Familie weiß davon? Wer konnte wissen, dass ausgerechnet heute so viel zu holen ist?»
Vater runzelte die Stirn. «Das würde tatsächlich dafür sprechen, dass Debora das Geld genommen haben könnte. Außer uns weiß nur noch Silvia davon, und die ist ja dieses Wochenende auf einer Haushälterinnen-Fortbildung und war zum Tatzeitpunkt gar nicht mehr da. Aber trotzdem – es ist einfach undenkbar, dass es Debora war.»
Das fand auch Simon. Er konnte sich unmöglich vorstellen, dass Debora Geld stehlen und damit abhauen würde. «Wo sollte sie denn überhaupt hin? Weshalb sollte sie abhauen? Und wozu sollte sie so viel Geld brauchen? Das ergibt doch alles keinen Sinn!»
Es entstand eine bedrückende Stille. Schließlich fragte Opa: «Wer hat Debora zuletzt gesehen?»