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INHALT

FASZINATION KATER – ZWEI SEELEN IN EINER BRUST

Katermythos

Vom Zauberspruch zur Märchenfigur

Katerstimmung beim Katerfrühstück

KATER VERSUS KATZE – DER KLEINE, ABER FEINE UNTERSCHIED

Wilde Kreaturen

Eine stattliche Erscheinung

Die Natur des Katers

KLEINER MACHO – PERSÖNLICHKEITSENTWICKLUNG UND SOZIALVERHALTEN

Kater in Utero

Das Katerkind

Der Prinz zieht ins eigene Reich

Romantiker mit spitzen Öhrchen

IMMER AUF ACHSE – REVIER UND STREIFZÜGE

My home is my castle

Streifzüge durch die Nachbarschaft

Zu Besuch in der Katzengesellschaft

Romeo und seine Julias

ANARCHIE IM WOHNZIMMER – HÄUSLICHES MARKIEREN

Wer ist schon normal?

Subtile Manipulation

Stille Örtchen außer Betrieb?

Unerwünschte Botschaften

PROBLEME MIT KATERN – TYPISCHE GESCHLECHTSSPEZIFISCHE VERHALTENSAUFFÄLLIGKEITEN

Das Garfield–Syndrom

Born to be wild

Pavarotti im Kuschelformat

Kratzbürstige Kater

KATERVERHALTEN ERKLÄRT – HORMONE BEEINFLUSSEN SEIN DENKEN UND HANDELN

Die Quelle der Hormone

Das Katerhormon

Unter Hochspannung

Ein ausgeglichenes Katerleben

DIE KASTRATION – DIE GROSSE ZÄSUR

Einschnitt in das Katerleben

Der kätzische Patient

Trotzdem ein ganzer Kater?

LEBEN MIT KATER – ENTSCHEIDUNGS HILFEN FÜR EINE GLÜCKLICHE BEZIEHUNG

ANHANG

Impressum

Der Kater ist eigentlich so etwas wie die Unmöglichkeit auf vier Pfoten innerhalb der irdischen Tierwelt. Es gibt kaum ein anderes Wesen, das in sich so widersprüchliche Eigenschaften vereinen kann wie das männliche Katzentier. Auf der einen Seite findet man kaum ein zärtlicheres und verschmusteres Wesen als so ein Kuschelkaterchen, aber auf der anderen Seite kann er ebenso die gesamte Nachbarschaft in Angst und Schrecken versetzen – angefangen von den heimischen Wildtieren bis hin zum eingeschüchterten Rottweiler von nebenan. Der Kater ist gleichzeitig ein Sinnbild für behagliche Gemütlichkeit und ein stetig sprudelnder Quell der Quirligkeit. Männliche Katzen pflegen einfach einen leidenschaftlichen Lebensstil, nichts hassen sie mehr als langweiliges Mittelmaß. Sie sind begnadete Schauspieler: Geboren für die große Bühne des Lebens spielen sie für uns den nahenden Hungertod ebenso überzeugend wie den verschmähten Liebhaber. Diese extreme Wandlungsfähigkeit fasziniert uns Menschen an dem Kater. Nie ist es langweilig mit ihm und wir können nie vorhersagen, mit welcher extravaganten Eigenart er uns als nächstes überraschen wird.

Kathermythos

Der Kater schleicht schon seit Jahrtausenden auf Samtpfoten durch beinahe alle Kulturen dieser Welt. Sein geheimnisvolles Wesen hat überall seine Spuren hinterlassen: Als selbstbewusster Abenteurer bevölkert er die Märchenwelt, er geistert in allen Sprachen durch Redewendungen und Alltagsweisheiten und sein wenig bekanntes Sternenbild prangt am Himmel, um frech am Firmament zu kratzen. Anders als in vielen anderen Sprachen wird im Deutschen unglücklicherweise die Gattung Felidae mit dem Begriff Katze mit weiblichem Artikel übersetzt. Dabei scheint es doch wohl unmissverständlich so zu sein, dass es der Kater ist, der mit seinem exzentrischen Verhalten den Ursprung all dieser Mythen darstellt.

Der Grund für die tiefe Verwurzelung des Katers in unserem kulturellen Erbe liegt in seiner enormen Bedeutung für die Entwicklung der menschlichen Zivilisation. Als nämlich der Mensch begann, sesshaft zu werden und Städte zu errichten, wäre diese grandiose Idee beinahe gescheitert, da kleine Nagetiere die überlebenswichtigen Vorräte vertilgten. Und wer betrat da als großer Retter der Stadtkultur und des urbanen Lebensstils die Bühne der Menschheitsgeschichte? Der Kater! Natürlich nicht nur er allein, sondern in Begleitung seines zauberhaften weiblichen Pendants. Die Tierart Katze und ganz besonders der Kater mit seinen legendären Eigenschaften haben sich tief in die menschlichen Erzählungen, Sprichwörter und Geschichten eingeschlichen und sind aus unserem kollektiven Gedächtnis nicht mehr wegzudenken.

Vom Zauberspruch zur Märchenfigur

„Hokuspokus Fidibus, dreimal schwarzer Kater“ – so lautet nach alter Überlieferung eine mächtige Zauberformel. Doch warum eigentlich genau dreimal und nicht zweimal und warum schwarzer und nicht roter oder getigerter und warum Kater und nicht Katze? Zunächst einmal galt die Zahl Drei im Mittelalter als eine der wichtigsten magischen Zahlen. Schwarze Katzen waren die zauberhaften Begleiter der Hexen und Magier; ihre Farbe galt als typisch für Wesen, die mit dem Bösen oder gar mit dem Teufel in Verbindung standen. Es wurde ihnen sogar nachgesagt, dass sie selbst in tierische Gestalt verwandelte Hexen seien.

Der Kater war dabei die tierische Version eines bedeutenden Hexenmeisters. Aus diesen Gründen wurden Katzen im Mittelalter nicht selten verfolgt und getötet. Man gab ihnen die Schuld für Krankheiten, Armut oder Streitigkeiten. So wenig es der Wahrheit entspricht, dass schwarze Kater mit dem Teufel im Bunde sind, so sehr hält sich dieser Mythos bis heute. Schwarze Kater gleichen mit ihrer schlichten Eleganz einem geschmeidigen Panther und entfalten gerade durch ihr tiefdunkles Fell und den schönen Kontrast zu ihren leuchtenden, hellen Augen eine einzigartige Schönheit. In vielen Kulturen gelten sie auch heute noch als Glücks- oder Unglücksboten.

Das Motiv des Boten und der Mythos des Katers werden auch in dem bekannten Märchen „Der gestiefelte Kater“ der Gebrüder Grimm aufgegriffen. Der jüngste dreier Brüder erhält in diesem Märchen kein wertvolles Erbe, sondern nur den auf den ersten Blick wertlosen Kater. Dieser stellt sich allerdings als nützlicher Gefährte heraus. Ausgestattet mit Stiefeln, in denen er sich fortan in die menschliche Gesellschaft begeben kann, vermittelt der Kater zwischen dem jüngsten Bruder und dem König und überredet einen mächtigen Zauberer, seine Zauberkunst zu beweisen und sich in eine Maus zu verwandeln. In dieser Gestalt verspeist der Kater den bösen Zauberer. Der gestiefelte Kater trägt viele der auch später als typisch geltenden Katereigenschaften: Er ist loyal seinem Menschen gegenüber, versteht es aber auch furchtlos und mit List und Tücke, seine Ziele zu erreichen. Der sprichwörtliche Lebenswille der Katzen, der sich unter anderem in ihren angeblichen sieben Leben widerspiegelt, findet sich auch im Handeln des pfiffigen Märchenkaters wieder.

Auch in der Gegenwart machen immer wieder besondere Katerpersönlichkeiten Karriere: Da sind die Stars aus Film und Fernsehen wie Garfield oder Tom, der neben Jerry allerdings nicht immer die beste Figur macht. Bilderbuchkater Findus begeistert kleine und große Katerfans ebenso wie der kultige Simons Cat, und die Welt nimmt Anteil am Schicksal von Humphrey aus der Downing Street, dem des Londoner Straßenkaters Bob oder von Socks im Weißen Haus.

Die Fellfarbe der Kater fasziniert den Menschen schon lange. Während die schwarze Fellfarbe eher als mystisch galt, galten rote Kater als besonders fruchtbar und durchsetzungsfähig. Tatsächlich deuten neuere Forschungsergebnisse darauf hin, dass in wild lebenden Katzenpopulationen die Farbe Rot überproportional oft vorkommt. Rote Kater scheinen ihren männlichen Rivalen gegenüber ein überdurchschnittliches Kampfpotenzial zu haben. Beobachtungen vieler Besitzer roter Kater zufolge sollen diese Exemplare dem Menschen gegenüber allerdings besonders zärtlich, hingebungsvoll und anschmiegsam sein. Dies ist wieder einmal ein Beweis für die zwei Gesichter, die unser Kater zeigt, und für die zwei Seelen, die in seiner Brust schlagen.

Katerstimmung beim Katerfrühstück

Heißt es Katerfrühstück, weil man Katers Lieblingsspeise Fisch als Bismarckhering oder Rollmops zu sich nimmt? Kommt man in Katerstimmung, weil man schlecht drauf ist wie ein Kater, der Rivalen vertreibt? Nichts von alledem spiegelt die wahre Wortherkunft wider, denn sie hat in ihrem Ursprung nichts mit unserem behaarten Stubentiger zu tun. Der Begriff „Kater“ leitet sich in diesem Fall nicht von der männlichen Katze ab, sondern ist eine umgangssprachliche Abwandlung des medizinischen Fachbegriffs Katarrh. Das typische Bild der

Nur vermeintlich ist der Kater Namensgeber für das„Katerfrühstück Tatsächlich leitet sich das Wort vom medizinischen Fachwort „Katarrh“ ab.

Beschwerden nach übermäßigem Alkoholgenuss wird geprägt durch den entstandenen Flüssigkeitsmangel. Der Alkohol hemmt die Ausschüttung des Hormons Vasopressin im Körper, das für die Zurückhaltung von Wasser und Mineralstoffen im Körper zuständig ist. Die Folge sind ein Schweregefühl und der typische Kopfschmerz. Vielleicht kommt hier der Volksmund doch wieder auf den tierischen Kater zurück, der sich ja durch einen großen Kopf auszeichnet. Möglicherweise soll die Bezeichnung „Kater“ das Gefühl eines „vergrößerten“ Kopfes unterstreichen.

Der tierische Kater ist jedenfalls immer in Katerstimmung. Er kann gar nicht anders als sich seiner Natur entsprechend zu verhalten, zu fühlen und zu denken. Kater sind mehr als ihr Mythos, sie üben ihre unwiderstehliche Faszination aus, wenn man sich mit ihnen eingehend beschäftigt und versucht, ihre liebenswerten Besonderheiten zu entdecken.