E-Book: ISBN: 978-3-903061-07-1
Originaltitel: Ōdishon © 1997, Ryū Murakami
All rights reserved
© 2018, Septime Verlag, Wien
Alle Rechte vorbehalten
Erstmals erschienen als Hardcover
Septime Verlag, 2013, ISBN: 978-3-902711-15-1
Als Paperback: Septime Verlag , 2018, ISBN: 978-3-902711-75-5
Covergestaltung: Jürgen Schütz
Coverzeichnung: © Tania Sandroni
EPUB-Konvertierung: Esther Unterhofer
ISBN: 978-3-903061-07-1
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Ryū Murakami
Jahrgang 1952, ist neben seiner Tätigkeit als Filmemacher einer der interessantesten japanischen Schriftsteller der Gegenwart. Mit dem Akutagawa-Preis ist er Inhaber des wichigsten Japanischen Literaturpreis.
2013 erschien sein Roman Das Casting, die Romanvorlage des Miike Kulltfilm Audition, bei Septime.
Klappentext
Seit dem Tod seiner Frau vor sieben Jahren hatte der Dokumentarfilmer Aoyama keine Beziehung. Um in möglichst kurzer Zeit die Richtige zu finden, kommt für den erfolgreichen Geschäftsmann nur eine systematische Suche in Frage. Bei einem gefälschten Film-Casting soll Aoyama seine zukünftige Braut wühlen. Was als zarte Liebesgeschichte beginnt, mündet bald in einem beklemmenden Albtraum...
Das Casting ist ein tief unter die Haut gehender Psycho-Thriller und die Vorlage für den Kultfilm Audition von Takashi Miike.
»Ein Nachhall von Edgar Allan Poe und Dostojewski ist hier spürbar. Murakami teilt ihre Faszination für die tiefsten Abgründe der menschlichen Seele und für die entsetzliche Einsamkeit des Verbrechers. Unheimlich und packend.«
New York Times
Ryū Murakami
Das Casting
Roman | Septime Verlag
Aus dem Japanischen von Leopold Federmair und Motoko Yajin
I
Shigeharu Aoyama beschloss, wieder zu heiraten, nachdem ihn sein Sohn Shigehiko gefragt hatte: »Möchtest du dir nicht eine neue Frau suchen?«
Seine Frau Ryōko hatte diese Welt vor sieben Jahren nach einem viral bedingten Krebsleiden verlassen, als ihr Mann fünfunddreißig und ihr Sohn acht Jahre alt waren. Gewöhnlich breitet sich Krebs bei jungen Menschen rasch aus; nachdem die Diagnose gestellt war, hatte man Ryōko operiert, doch war sie binnen eines Monats gestorben. »Ich hatte keine Zeit, zu leiden oder zu trauern«, vertraute er damals einem guten Freund an. Ryōko war ein Einzelkind gewesen, die Tochter des Chefs einer zwar kleinen, aber traditionsreichen Instrumentenbaufirma, der sich für Jazz genauso wie für Klassik begeisterte. Sie war von ihrem Vater zwar streng, aber liebevoll erzogen worden. Hinter ihren feinen Gesichtszügen und ihrem bescheidenen Gebaren verbarg sie Willensstärke und einen ausgeprägten Sinn für gediegene Schönheit, und so war sie ihrem Mann im Leben wie auch bei seiner Arbeit eine verlässliche Stütze. Als er sich nach über zehn Jahren, die er als Angestellter in einer großen Werbeagentur verbracht hatte, auf das Abenteuer einließ, eine eigene Firma für PR-Videos zu gründen, stand ihm Ryōko mit Verständnis und Tatkraft zur Seite. Dafür ist Aoyama ihr heute noch dankbar.
Obwohl es die Blütezeit der Bubble-Economy war, stand seine Firma anfangs wegen der harten Konkurrenz im PR-Geschäft monatelang am Rande der Insolvenz. Zuletzt war es Ryōkos Vater, der die Situation rettete. In seinem Betrieb wurden Orgelpfeifen in allen Größen hergestellt, weshalb er gute Beziehungen zur katholischen Kirche auch außerhalb Japans hatte. Es war die Zeit, als in den wirtschaftlich aufstrebenden Ländern Ostasiens VHS-Videorecorder zunehmend Verbreitung fanden, und so begann Aoyama, Videofilme zu produzieren, in denen die Bibel auf leicht verständliche Weise erläutert wurde. In Ostasien fanden sie reißenden Absatz.
Trotzdem blickte Ryōko nicht auf ihren Mann herab. Sie blieb bescheiden, wie es ihrem Wesen entsprach. Schon als Angestellter hatte Aoyama häufig Affären mit anderen Frauen gehabt, ohne dass seine Achtung und Dankbarkeit gegenüber Ryōko darunter gelitten hätten. Als der Christus-Film ein unglaublicher Verkaufsschlager wurde, verliebte er sich Hals über Kopf in eine Club-Hostess in Roppongi und gab riesige Geldsummen für sie aus. Ryōko ließ sich nicht von ihrer Ergebenheit abbringen, sie brach nie einen ernstlichen Streit vom Zaun, sondern verwandte ihre ganze Energie auf die Erziehung ihres kleinen Sohnes.
Jeder Mann denkt hin und wieder, dass er durch den Tod seiner Angetrauten endlich wieder frei sei. Manch einer zählt die Tage an den Fingern ab, die noch bleiben, bis die Frau zusammen mit den Kindern für einige Zeit zu ihren Eltern fährt. Ist sie dann wirklich weg, rühren die meisten von ihnen keinen Finger. Die ganze Zeit verschwenden sie keinen Gedanken daran, wie sehr sie auf ihre Frau angewiesen sind; wenn diese Stütze auf einmal fehlt, werden sie sich ihrer Abhängigkeit bewusst und sind zu verzagt, um sich auf einen Seitensprung einzulassen. Nachdem er Ryōko verloren hatte, wurde Aoyama von einer ungeheuren Kraftlosigkeit erfasst. Ein befreundeter Arzt stellte die Diagnose, dass er auf dem besten Weg sei, in eine schwere Depression zu sinken. »Wenn du dir nicht irgendein konkretes Ziel stellst, wirst du mit Sicherheit krank werden«, hatte der Arzt zu ihm gesagt. Daraufhin hatte er sich zwei Dinge vorgenommen.
Das erste war, möglichst viel Zeit mit Shigehiko zu verbringen. Da Shigehiko ebenfalls sehr unter Ryōkos Tod litt, und weil die Obhut für den Sohn bis dahin ausschließlich bei der Mutter gelegen hatte, dauerte es ziemlich lange, bis zwischen Vater und Sohn eine echte Beziehung entstand. Aoyama tat alles, was ihm dazu einfiel, er kaufte Handschuhe und Baseballschläger, um mit Shigehiko zu üben, sie spielten Videospiele und gingen zusammen ins Kino. Eine gute Idee war es, Shigehiko ins Schwimmbad mitzunehmen; mit der Zeit brachte er dem anfangs wasserscheuen Jungen Kraulen und Brustschwimmen bei. Sie schrieben sich in einem nahe gelegenen Sportklub ein, den sie von da an fast täglich besuchten. Als Shigehiko so gut geworden war, dass er hundert Meter kraulen konnte, war ein halbes Jahr seit Ryōkos Tod vergangen, und der Vater spürte, dass sie sich beide vom erlittenen Schock zu erholen begannen. Ryōko war im tiefsten Winter gestorben; inzwischen war längst die Regenzeit gekommen. Einmal, auf dem Weg vom Sportklub zum Parkplatz, zeigte Shigehiko auf die Hortensien und rief: »Wie schön!« In der angenehmen Müdigkeit nach dem Schwimmen fühlte sich Aoyama, als habe sich das helle Violett der Hortensien auf seinen Körper übertragen. Wirklich schön, dachte er. Wenn man niedergeschlagen ist, sieht man keine Blumen.
Das zweite Vorhaben bestand darin, eine weltberühmte Orgelspielerin aus Deutschland einzuladen. Es war bekannt, dass sie, die ehemalige DDR-Bürgerin, nicht gern an kommerziellen Musikveranstaltungen teilnahm. Aoyama wollte ihr zunächst einen Brief schreiben. Zu diesem Zweck musste er die Geschichte des Christentums, des europäischen Mittelalters sowie die Biografie Johann Sebastian Bachs studieren. Außerdem begann er, Deutsch zu lernen. Als er dann schon nach einer Konzerthalle zu suchen begann, lachten ihm die professionellen Klassik-Veranstalter ins Gesicht, wenn sie nur den Namen der alten Musikerin hörten. Er verzichtete darauf, Ryōkos Vater, der von allen diesen Aktivitäten nichts wusste, um Hilfe zu bitten, denn er war überzeugt, damit allein zurechtzukommen. Zwei Jahre lang schickte er Briefe an die Frau, ohne sicher zu sein, dass sie sie auch wirklich erreichten, und als er endlich eine höflich formulierte, doch abschlägige Antwort erhielt, war er so gerührt, dass ihm die Tränen kamen. Danach verschickte er noch Dutzende Briefe, in denen er schrieb, die Aufgabe »von gottgläubigen Menschen wie uns« sei es, das Spiel der Musikerin mit erstklassigen Instrumenten zu ermöglichen und zu bewahren. In Wirklichkeit glaubte er nicht an Gott, aber die einst für Ostasien produzierten Videos waren ihm in diesem Zusammenhang nützlich, und fünf Jahre nach dem ersten Brief kam die alte Musikerin tatsächlich nach Japan, um in der Konzerthalle einer Musikhochschule in Mejiro ein einmaliges Konzert zu geben, für das der Veranstalter keinen Eintritt verlangte. Aoyama ließ davon einen Film aufnehmen und ein Video produzieren. Ryōkos Vater, der über den Erfolg ebenso glücklich war wie Aoyama selbst, verstand sehr gut, was dieser mit seinem Engagement beabsichtigt hatte. Einerseits sollte das Konzert natürlich Balsam für Ryōkos Seele sein, und zugleich war es ein Symbol für den Neubeginn, den er allein geschafft hatte.
Shigehiko war mit seinen mittlerweile fünfzehn Jahren inzwischen größer als Aoyama, der einen Meter vierundsiebzig maß, und er schwamm auch viel schneller als sein Vater, sowohl Brust als auch Kraul. Vor zwei oder drei Jahren hatten sie Tennis zu spielen begonnen, und natürlich hatte Shigehiko auch dabei viel schnellere Fortschritte gemacht. Sowohl im Hinblick auf das Aussehen als auch auf den Charakter ähnelte Shigehiko seiner Mutter. Sie wohnten immer noch in dem gemieteten Haus in Suginami, das Aoyama von Ryōkos Vater vermittelt worden war. Obwohl nur gemietet, war es doch eine recht ansehnliche Wohnstätte auf einem Grundstück von mehr als achthundert Quadratmetern. Der Besitzer war ein betagter Schlagerkomponist, der sein Haus nicht an Leute verkaufen wollte, die er nicht kannte; er selbst wohnte in einem eleganten Seniorenheim mit Thermalbad am Fuße des Fuji. Die 500.000 Yen, die Aoyama monatlich an Miete bezahlen musste, waren für ihn in der gegenwärtigen Situation keine allzu große Belastung. In seiner Firma in einem Bürohaus in der Meiji-Straße in Shibuya beschäftigte er vierzehn Angestellte.
Shigehiko ging in eine private Oberschule im Westteil von Tokyo, er war gut in Englisch und Chemie und hatte viele Freunde. Es war an einem Sonntagnachmittag im Sommer während der Fernsehübertragung eines Frauen-Marathons, als Shigehiko seinem Vater die Frage stellte, ob er nicht wieder heiraten wolle.
Aoyama lag auf dem Sofa, streckte die Beine von sich und trank Dosenbier. Sein Blick fiel durch das Türglas auf den Garten. Er bemerkte, dass sich im Garten, hinter den Spitzengardinen, die Ryōko vor langer Zeit selbst gemacht und aufgehängt hatte, Gangsta und Rie-san bewegten. Der Beagle-Hund tänzelte bellend um die Haushälterin herum, die seit vier Jahren fast täglich ins Haus kam. Rie-san war neunundvierzig, gutmütig und korpulent, sie wohnte in Musashisakai, mochte Chansons, Reisen und Furuta von den Tōkyō Yakult Swallows. Sie war durch ein Vermittlungsbüro für Haushaltshilfen zu Aoyama gekommen und verstand sich von Anfang an gut mit Shigehiko, sodass sie einen langfristigen Vertrag erhalten hatte.
Etwa zwanzig Minuten nach dem Start der Marathonläuferinnen kam Shigehiko ins Zimmer und fragte: »Was siehst du denn da?« Er setzte sich seinem Vater gegenüber auf das Sofa, das in U-Form vor dem Fernsehgerät stand.
»Und du, zur Abwechslung mal am Sonntag zu Hause?«, sagte der Vater, während er sich aufrichtete und eine Zigarette anzündete.
»Später geh ich dann weg, jetzt hat es eine Affenhitze draußen. Und du, Paps, was ist eigentlich mit dir los?« Seit ungefähr einem halben Jahr sagte er »Paps« zu seinem Vater.
»Was soll mit mir los sein?«
»Hast du deine Liebe zum Marathon entdeckt?«
»Ach wo.«
»Warum schaust du dann zu?«
»Weil Frauen laufen.«
»Schön sind die nicht, nur Haut und Knochen.«
»Irgendwann werden die Frauen beim Marathon schneller sein als die Männer, davon bin ich überzeugt.«
»Warum sagst du das?«
»Ihre Körper sind besser geeignet, weniger Fett und so. Den historischen Tag möchte ich erleben. Na ja, heute ist es noch nicht so weit.«
»Du hast wohl nichts zu tun?«
»Kann man nicht sagen, aber manchmal muss der Mensch doch ausspannen. Das Hirn rasten lassen.«
Zu zweit sahen sie eine Weile den Läuferinnen zu.
»Eine aus Usbekistan ist nicht dabei?«, fragte Shigehiko. »Im Zug sehe ich ungefähr alle drei Tage ein Mädchen, die ist echt klasse. Neulich habe ich mir einen Ruck gegeben und sie angesprochen. Sie kommt aus Usbekistan. Sie sagt, dass sie in einer Konditorei in Tachikawa jobbt und in eine Schwesternschule geht. Eine Schönheit, sag ich dir. An meiner Schule sind alle so hässlich, dass es schon wieder zum Lachen ist. In der Unterstufe gab es ein paar, da dachte ich: Hey! Aber jetzt … Wo sind sie bloß hingekommen, die Schönen?«
Die Kamera zeigte die beiden japanischen Läuferinnen in der Spitzengruppe. Zwei Durchschnittsgesichter. Vor ein paar Jahren hatte es eine japanische Marathonläuferin gegeben, die Aoyama ziemlich hübsch gefunden hatte. Er konnte sich nicht erinnern, ob es in Barcelona oder Seoul war; jedenfalls bei den Olympischen Spielen.
»Eine Seltenheit wie ein Hirschkäfer oder ein Nashornkäfer heutzutage«, sagte Aoyama zu seinem Sohn. »Vom Aussterben bedroht, vielleicht nicht ganz so arg wie der schwarze Panther oder der Quastenflosser in Madagaskar. Hirschkäfer laufen zwar nicht gerade hier auf der Straße herum, aber irgendwo im Wald, an den Baumwurzeln, da kann man schon noch welche finden.«
»Oder im Kaufhaus.«
»Ziemlich teuer.«
»Und menschliche Schönheiten, wo findet man die?«
»Im Wartezimmer von Fuji-TV wimmelt es davon, wenn Popstars auftreten, und auch in den Nachtclubs von Roppongi, in den schummrigen Räumen im ersten Untergeschoss.« Die sind auch teuer … Aber das sagte Aoyama nicht, weil er daran dachte, dass Shigehiko auch charakterlich nach seiner Mutter geraten und ein recht sittsamer Junge war.
Dann schauten sie wieder eine Weile den Läuferinnen zu. Es kam Aoyama in den Sinn, dass er einen Marathon heute mit anderen Augen als früher sah. Als er vor vielen Jahren bei den Olympischen Spielen in Tokyo Abebe Bikila gesehen hatte, konnte der Marathon noch als Symbol für etwas stehen. Die Motivation des Läufers im Fernsehen glich irgendwie der Motivation, die wir selbst in uns trugen. Es gab eine nationale Motivation, die auf den Einzelnen abstrahlte. Man hatte das Gefühl, der rasche Fortschritt finde überall statt, nicht nur in der Wirtschaft. Den Yen als internationale Währung zu stärken, war nicht das einzige Ziel des Landes. Sicher, es ging auch um Information, überlegte Aoyama rückblickend. Lebensmittel, Kleidung, Medikamente – gut, aber erst mal muss man sie sich verschaffen, und da kommt der Information große Bedeutung zu. Natürlich war der Hunger zwei, drei Jahre nach dem Krieg zu Ende. Die Japaner haben sich ordentlich ins Zeug gelegt. Aber wozu? Um reich zu werden? Von wahrem Reichtum ist nicht viel zu merken. Die Leute haben nicht genug Wohnraum, die Landschaft ist verunstaltet, wohin man auch blickt, die Züge sind morgens immer noch so vollgestopft mit Menschen, wie man es Tieren beim Transport nicht antun würde, aus Angst, sie könnten krepieren. Was die Japaner wollten, war nicht, ein gutes Leben zu führen; nein, sie wollten nur immer mehr Güter haben. Und Güter sind eigentlich nichts anderes als Information. Man hat immer mehr Dinge angehäuft, die Information ist dabei in den Hintergrund gerückt, die Motivation verloren gegangen. Deshalb konnten die meisten Leute der Illusion erliegen, das erlangt zu haben, was man als Glück bezeichnet. Und gleichzeitig machte sich eine hartnäckige Einsamkeit breit. Wenn man nicht gut drauf ist, erfasst die Einsamkeit den Körper und bewirkt Veränderungen, die man nicht versteht. Um sich die Angst vom Hals zu schaffen, liefern sich einige dem Sex, der Gewalt und dem Morden aus. Früher hatte Aoyama beim Anblick der Marathonläufer im Fernsehen gedacht, dass sie ein und dieselbe Motivation hätten. Jetzt dachte er das nicht mehr. Heute läuft jeder aus einem anderen Beweggrund. Jemandem, der in diesem Land geboren ist, wird es vermutlich schwerfallen, das zuzugeben.
Während er, die Augen auf den Bildschirm geheftet, diesen Gedanken nachhing, sagte Shigehiko plötzlich: »Paps, wie wär’s, wenn du wieder heiratest?«
An diesem Abend besuchte Shigehiko einen Freund; Aoyama würde allein zu Abend essen. Rie-san hatte wie üblich Reis vorgekocht, und so ging Aoyama in einen nahen, auf Importprodukte spezialisierten Supermarkt und kaufte französische Eier, gebratenes Entenfleisch, geräucherten Lachs und Champignons. Er kochte nicht sonderlich gern, aber es bereitete ihm auch keine große Mühe, sich ein Essen zusammenzustellen. Er brühte die Champignons kurz ab und legte sie auf einen flachen Ginori-Teller, verteilte Lachsstücke und Kapern dazwischen und streute schwarzen Pfeffer aus einer Mühle über das Ganze. Auf die Champignons träufelte er Zitrone und ein wenig Soja. Im Kühlschrank hatte er ein gutes Dutzend verschiedener Biersorten in der angemessenen Temperatur eingekühlt. Früher gab es das alles nicht, dachte Aoyama, während er ein belgisches Bier trank.
Als er damals die Organistin besucht hatte, hatte er drei Wochen in einer kleinen ostdeutschen Stadt namens Wittenberg verbracht, die genau in der Mitte zwischen Berlin und Leipzig lag. Es gab wenig Lebensmittel und sonstige Güter, aber die Stadt schmiegte sich an die Elbe, und die Landschaft war so schön, dass er aus dem Staunen nicht herauskam. Anders als in Großstädten gab es dort keine Geschäfte mit ausländischen Waren, und so stellte er sich jeden Tag wie die Einheimischen an, um Brot zu kaufen. Bei einem Bauern versorgte er sich mit Gemüse, Fleisch und selbstgebrautem Bier. Obwohl es dort nichts Besonderes gab und die Tage ruhig dahinflossen, war ihm in den drei Wochen nie langweilig. Jeden Nachmittag besuchte er um dieselbe Zeit die alte Organistin, die in einem einfachen, traditionellen Backsteinhaus auf einem Hügel wohnte, und unterhielt sich in seinem bescheidenen Deutsch mit ihr über Dinge, die nichts mit dem Konzert zu tun hatten. Ansonsten ging er auf einem steingepflasterten Weg an der langsam dahinströmenden Elbe spazieren, las sowjetische Gewehrkugeln aus dem Zweiten Weltkrieg auf und bereitete sich später das Abendessen zu. An der geheimnisvollen weiß-blauen Flamme, die er auf dem altmodischen Gasherd in der Küche des gemieteten Häuschens mühevoll entzündete, konnte er sich gar nicht sattsehen. Es war wirklich ein ausgefülltes Leben, dachte Aoyama jetzt. Und dieses Gefühl der Erfülltheit hatte ihn verändert … Seit damals maß er sein Leben an der Erfahrung, die er bei der Vorbereitung und Durchführung des Konzerts der alten Musikerin gemacht hatte. Auch bei der Produktion der PR-Videos hatte er sich ordentlich ins Zeug gelegt. Die Arbeit war sehr gut gelaufen, doch das ausschweifende Leben, das er geführt hatte, als Ryōko noch gesund war, gehörte der Vergangenheit an. Er besuchte zwar ab und zu Klubs, in denen Frauen arbeiteten, und auch beruflich gab es genügend Gelegenheiten, Frauen kennenzulernen, sodass er keinen sexuellen Mangel litt. Aber Liebe war nie im Spiel. Er fand es durchaus nicht mühsam, mit einer Frau zusammenzusein, und hatte auch kein schlechtes Gewissen, weder Ryōko noch Shigehiko gegenüber. Eine Zeit lang fühlten sich viele in seinem Freundes- und Bekanntenkreis bemüßigt, ihm zu einer zweiten Heirat zu raten. Sogar Ryōkos Vater hatte einmal mit der Vorbemerkung, es sei zwar seltsam, dass gerade er sich darum kümmere, ein Foto einer distinguierten Frau zwischen dreißig und fünfunddreißig auf den Tisch gelegt. Aber nachdem Aoyama immer wieder abgelehnt hatte, wurden solche Vorschläge rar. Aus diesem Grund galt Aoyama im Freundeskreis als moralisch ungewöhnlich integer. Er nahm dieses Urteil als gegeben hin - in Wirklichkeit war er einfach zu bequem. Wäre er so arm gewesen oder so unbeliebt bei den Frauen, dass es zum Sex nicht gereicht hätte, er hätte vermutlich überlegt, wieder zu heiraten. Er hatte viel Zeit und Energie investiert, um die beiden Ziele zu erreichen, die er sich nach Ryōkos Tod gesteckt hatte. Nachdem die Krise überwunden war, hatte er alle weiteren Entscheidungen mit Bedacht getroffen und so seine Stellung in der Geschäftswelt halten können, aber ähnlich viel Mühe auf Frauen zu verwenden, dazu hatte er wirklich keine Lust.
Und dann hatte Shigehiko gesagt: »Also in letzter Zeit siehst du ziemlich abgekämpft aus, ein bisschen platt gewalzt oder so. Ich meine, wie wäre es, wenn du wieder heiraten würdest …«
Yoshikawa war ein ehemaliger Kollege Aoyamas. Ungefähr zwanzig Jahre hatte er beim Fernsehen gearbeitet, doch seit einiger Zeit war er im Filmgeschäft tätig. Aoyama traf ihn häufig, obwohl er arbeitsmäßig schon lange nichts mehr mit ihm zu tun hatte. Da sie einander schätzten und Yoshikawa eine positive Ausstrahlung besaß, traf er ihn gern. Dass ein fähiger Mensch wie Yoshikawa vom Fernsehen zum Film wechselte, lag nicht etwa daran, dass der Film als Genre in letzter Zeit seine alte Anziehungskraft wiedergewonnen hätte, sondern daran, dass sich dank der technischen Weiterentwicklung von Video und CD-Rom seine sekundären Nutzungsmöglichkeiten erweitert hatten. Der Grund lag vor allem darin, dass für den privaten, digitalisierten Filmkonsum zu Hause nicht die Video-, sondern die Filmqualität entscheidend war. Die Hardware wurde zwar in Form von hochauflösenden Bildschirmen verbessert, doch bei der Software blieb immer noch viel zu tun. Besonders im Hinblick auf hochauflösende Kameras gab es bis dato keine großen Visionen. Allerdings machte man ja auch keine Filme unmittelbar für den sekundären Gebrauch. Um bei komplizierten Verhandlungen mit den großen Filmfirmen und Sponsoren Erfolg zu haben, brauchte man geschickte Leute wie Yoshikawa.
Aoyama traf Yoshikawa immer in Hotelbars. Für diesen Abend schlug Yoshikawa eine Bar in Akasaka vor, ein versnobtes Lokal, in dem eine Harfenmusikerin für den akustischen Hintergrund sorgte.
»Es gibt keine Bars mehr, wo man unter Männern in Ruhe trinken kann«, meinte Yoshikawa, der fünf Minuten verspätet gekommen war und in einem Zug ein Glas Sherry on the rocks leerte, während er die Umgebung sondierte. »Nichts als zwielichtige Liebespärchen, wohin du auch schaust. Die wissen nicht mal, wie ein echter Bloody Mary schmeckt. Aber egal. Guck mal, wie die zwei Süffeltussis da drüben ihr Zahnfleisch beim Lachen zeigen. Gimlet vielleicht? In fünf Jahren wird jede Bar wie eine x-beliebige Kneipe aussehen.«
»Ich glaube nicht, dass es früher viel besser war. Früher waren die meisten Bars doch nur schicki-micki, und dass es da richtige Cocktails gegeben hat, bildest du dir vielleicht nur ein.«
»Aber irgendwas hat sich verändert, meinst du nicht? Schwer zu sagen, was es ist. Es kann ja nicht nur daran liegen, dass es heutzutage weniger Schickeria gibt.«
»Vielleicht daran, dass wir älter geworden sind? Nein …«
»Klar ist nur eines: Jeder glaubt, dass die Welt in zehn Jahren noch dieselbe sein wird. Jeder ist überzeugt, dass er die nächsten zehn Jahre gut hinter sich bringen wird. Warum denken das alle, wenn es tagaus tagein Erdbeben und Terroranschläge gibt?«
»Ja, warum?«
»Ich meine, es ist besser, man nimmt die Dinge, wie sie sind, und zerbricht sich nicht den Kopf, wie man’s anders machen könnte. So oder so, es läuft alles auf dasselbe hinaus. Man soll nichts überstürzen, weder die Kids mit ihren Dates noch die Politiker mit ihrer Steuerreform.«
In letzter Zeit sprachen sie ziemlich oft über solche Dinge, wenn sie sich trafen. Obwohl sie beide erst Anfang vierzig waren, redeten sie manchmal schon wie alte Männer. Früher sagten die Alten oft, dass sie die Jugendlichen nicht begreifen, aber ganz so, dachte Aoyama, ist es bei uns nicht. Yoshikawa hat auch einen sechzehnjährigen Sohn, zusammen hören sie oft die Beatles. Wenn er die Beatles mag, warum hört er dann trotzdem den Mist, den die japanischen Bands heutzutage absondern?
Yoshikawa erzählte von einem Musikvideo, teilweise noch ohne Ton, an dessen Fertigstellung eine Gruppe junger Angestellter in seiner Firma gerade arbeiteten. Darin war eine junge Popsängerin bei Live-Konzerten in Baseballstadien irgendwo in der Provinz zu sehen. Anfangs hatte Yoshikawa gedacht, es handle sich um die Veranstaltung irgendeiner neuen Sekte. Die Stadien waren vollgestopft mit Zehntausenden Leuten, die alle dieselben Klamotten und denselben Gesichtsausdruck zur Schau trugen. Wie auf Kommando standen sie auf, gerieten aus dem Häuschen, sangen im Chor und vergossen rührselige Tränen. In der ganzen Menge war niemand, dem man sein Glück hätte glauben können. Es war schauerlich, wie einsam sie alle aussahen. In unserem Leben gibt es nichts Interessantes, stand auf ihren Gesichtern geschrieben. Was ist da bloß geschehen?
Die Harfe begann, »Eleanor Rigby« zu spielen. »Ein guter Song«, sagte Aoyama, und Yoshikawa nickte. Eine Weile hörten sie schweigend zu. Aoyama versuchte sich zu erinnern, was die B-Seite der Single war, die er vor vielen Jahren gekauft hatte. Während er überlegte, ob es »Taxman« oder »Yellow Submarine« war, lächelte Yoshikawa komplizenhaft und klopfte ihm auf die Schulter.
»Hast du dich endlich entschlossen?« Am Telefon hatten sie kurz über die Möglichkeit gesprochen, wieder zu heiraten. »Gut so. Da werden dich alle beglückwünschen. Wenn sie zu jung ist, werde ich aber sauer, hörst du? Nein, im Ernst, erzähl mal, wie ist sie denn so?«
»Es gibt sie noch nicht.«
Als Aoyama das sagte, machte Yoshikawa ein ungläubiges Gesicht und bestellte bei der Kellnerin im roten Samtrock noch einen Sherry. »Einen doppelten«, fügte er hinzu. Es gab vier junge Kellnerinnen, eine hübscher als die andere. Aoyama schielte nach den Hüften der roten, während er sich fragte, ob sie Studentinnen waren, die nebenbei jobbten. Wenn ja, dann waren sie wahrscheinlich zwanzig, einundzwanzig Jahre alt: auf alle Fälle zu jung.
»Und wie willst du es anstellen? Willst du dir eine vermitteln lassen? Ein Mann wie du hat doch die besten Chancen …«
»Diese omiai1 mag ich nicht. Hast du mal eins gemacht?«
»Natürlich nicht.«
»Ich auch nicht. Zuerst geht man essen, und wenn es funkt, versucht man, sich näher kennenzulernen. Darf man eigentlich eine Zweite zum omiai treffen, wenn man der Ersten Hoffnungen macht?«
»Keine Ahnung.«
»Wahrscheinlich könnte ich sowieso nicht mit mehreren gleichzeitig. Wenn man so viel zu tun hat, ist der Terminkalender dagegen.«
»Was für eine soll es denn sein? Auf jeden Fall eine junge, oder?«
»Das Alter ist nicht so wichtig, aber erwachsen sollte sie schon sein. Am besten, sie hat eine Arbeit oder zumindest eine gute Ausbildung, ein … Interessensgebiet.«
»Ausbildung?«
»Klassische Musik oder Ballett, etwas in der Art.«
»Wie? Du willst eine zweite Ryōko?«
»Nein. Ich meine, das Einzige, was dem Menschen Selbstvertrauen geben kann, ist eine solide Ausbildung. Ohne Selbstvertrauen keine Selbstständigkeit, und wenn einer vom anderen abhängig ist, läuft die Beziehung schief, da kannst du Gift drauf nehmen.«
»Schwierige Sache.«
»Schwierig?«
»Eine Sängerin oder Pianistin oder Ballerina … Ich glaube, da übernimmst du dich, bei allem Respekt. Nur ein Onassis kann sich so eine halten.«
»Es muss ja nicht gleich eine erfolgreiche Künstlerin sein.«
»Vielleicht eine vom Fernsehen?«
»Nein danke, bloß keine aus der Unterhaltungsbranche.«
»Da hast du recht. In der Branche müssen sich fast alle Mädchen verkaufen. Aber wo willst du sonst suchen?«
»Ich hätte gern genug Zeit, um überall meine Fühler auszustrecken.«
»Willst du vielleicht ein Detektivbüro einschalten?«
»Unsinn. Ich kann schon selbst mit den Frauen reden. So oft wie möglich zusammenkommen und über alles sprechen, bis in die Einzelheiten, das ist der richtige Weg. Und was das Alter betrifft, so zwischen zwanzig und dreißig, vielleicht ein bisschen älter, aber nicht viel.«
»Warte mal«, unterbrach Yoshikawa seinen Freund. Er trank einen Schluck vom zweiten Glas Sherry, stützte das Kinn auf seine Handfläche und dachte nach. Eine Minute später sagte er mit ernster Miene: »Es gibt nur eine Methode.« Er nahm noch einen Schluck. »Wir müssen ein Casting machen.«
II
»Keine Angst, ich kümmere mich um alles. Du kannst mir vertrauen. Habe ich dich etwa schon einmal enttäuscht? Na siehst du … Es klingt vielleicht komisch, aber wenn es um Castings geht, bin ich ein Profi.«
An diesem Abend fühlte sich Yoshikawa so aufgekratzt wie selten zuvor. Es genügte ihm nicht, in einer Hotelbar ruhig vor sich hin zu trinken. Deshalb schlug er vor, ein Taxi nach Roppongi zu nehmen, wo er Aoyama seine heimliche Lieblingsbar zeigen wollte, einen Club, in dem leicht bekleidete Mädchen die Getränke mixten. Die Sofa-Ensembles in dem italienisch gestylten Lokal waren durch Trennwände aus gemustertem Milchglas unterteilt, über den Köpfen flutete europäischer Techno-Jazz, und in einigen Winkeln wuchsen Topfpflanzen mit seltsamen Blattformen, die bestimmt nicht pflegeleicht waren. Sieht furchtbar teuer aus, der Laden, dachte Aoyama, aber was Yoshikawa so daran gefiel, war ihm nicht klar. Der Raum war ziemlich voll, auch die Theke war besetzt; zweifellos betrachtete man Yoshikawa in dem Lokal als Stammgast, denn sie wurden sogleich zu einem L-förmigen Sofa geführt, das in einer Ecke des Raums stand. Der Kellner, der sich um sie kümmerte, war Ende zwanzig, ein Typ, wie man sie früher in Nachtlokalen nie zu sehen bekam, Piercings in den Ohren, in Nasenflügel und Unterlippe, mit scharf geschnittenen Gesichtszügen und einem grasgrünen Seidenanzug. »Warten Sie bitte ein Viertelstündchen«, sagte der junge Mann, als er einen dreißig Jahre gereiften Ballantine’s sowie Wasser und Gläser auf den runden Tisch stellte. Aoyama verstand, dass sie »ein Viertelstündchen« auf die Mädchen zu warten hatten, denn der Laden war wirklich sehr voll.
»Wirklich ein geschmackvolles Lokal, ideal zum Entspannen«, sagte Aoyama zu Yoshikawa. »Ist das der Grund, warum du dich hier wohlfühlst?«
»Der Grund ist einfach: Die Mädchen hier sind nicht blöd. In den Clubs in Ginza, die ja schon lange nur noch Ruinen sind, seit der große bubble-gum geplatzt ist, da findest du nichts als dämliche Tussis, die aussehen wie Go-go-Girls, die gerade vom Tanzpodest kommen. Wie du vorhin gesagt hast: Frauen, die was Vernünftiges tun, werden keine Tussis. Die Mädchen hier sind hübsch, sie studieren Gesang, Tanz oder Theater. Für sie ist es gar nicht so einfach, ihre Ausbildung hinter sich zu bringen, ohne irgendwann ins Pornogeschäft zu driften. Ist dir klar, dass es heute viel, viel mehr Schauspielerinnen als früher gibt? Ist doch merkwürdig, überall Schauspielerinnen, aber man kennt nur die wenigsten. Die Zahl der Filme, die pro Jahr gedreht werden, hat sich nicht wesentlich geändert, und trotzdem gibt es tausendmal mehr Schauspielerinnen als früher. Wirklich ein eigenartiges Phänomen, sage ich dir, aber für dich wahrscheinlich von Vorteil. Ich meine, wir sollten auf alle Fälle ein Casting machen.«
Aoyama hatte schon öfter Castings für Werbefilme veranstaltet. Als er einmal im Studio ein gutes Dutzend Models im Badeanzug aufgereiht gesehen hatte, waren ihm die Wörter »Menschenhandel« und »Sklavenauktion« eingefallen. Natürlich waren sie keine Sklavinnen, aber Tatsache war, dass sie allesamt im Badeanzug auftraten, um sich zu verkaufen. Kaufen und Verkaufen sind grundlegende Handlungsformen jeder Gesellschaft, und was gekauft oder verkauft wird, ist eine Ware. Aoyama fragte sich, ob es in Ordnung sei, ein Casting für einen privaten Zweck wie eine Heirat zu machen.
»Was ist los mit dir? Du trinkst nichts und schweigst. Ist doch eine tolle Idee, das mit dem Casting. Gefällt sie dir etwa nicht?«
»Doch, sie gefällt mir«, antwortete Aoyama und führte sein Glas zum Mund, Ballantine’s, dreißig Jahre gereift und mit Wasser verdünnt. »Aber ich frage mich …«
»Ein Casting ist doch die einzige Möglichkeit, deinen Wunsch in die Tat umzusetzen. Machst du dir vielleicht sorgen wegen dem Geld?«
»Abgesehen vom Geld, bringt man da nicht Öffentliches und Privates durcheinander?«
»Verstehe. Glaubst du, ich bin so naiv, mir ein Casting nur für deine Heirat auszudenken? Das wäre ja Betrug.«
»Betrug?«
»Glaubst du wirklich, dass sich intelligente Frauen, wie sie dir vorschweben, melden werden, wenn wir eine Ausschreibung machen: Herr Shigeharu Aoyama, 42, verwitwet, sucht eine Ehepartnerin?«
»Sicher nicht.«
»Man kann natürlich kein Casting für einen Film machen, den man gar nicht drehen will. Das wäre wirklich Betrug. Zuerst müssen wir uns einen Plan für einen Film zurechtlegen. Die Protagonistin für eine Love Story müsste so zwischen zwanzig und dreißig Jahre alt sein, da könnte man einen gewissen Spielraum lassen, aber eine gute Ausbildung wäre auf jeden Fall Voraussetzung. Für so etwas könnten wir schon eine Ausschreibung machen.«
»Und danach drehen wir wirklich einen Film?«
»Das müssen wir jetzt noch nicht entscheiden. Wie viele Filmprojekte fallen ins Wasser, weil man keine Geldgeber findet? Im Vergleich dazu ist die Zahl der Filme, die tatsächlich gedreht werden, gering.«
»Aber ein Betrug ist es ja trotzdem.«
»Nein. Wenn man ein Casting von Anfang an ohne die geringste Absicht macht, den Film auch fertigzustellen, ist das etwas ganz anderes, als wenn man zuerst einen genauen Plan festlegt, Geldgeber kontaktiert, sich über die Besetzung den Kopf zerbricht, ein Drehbuch schreiben lässt und am Ende, wenn alle diese Vorbereitungen getroffen sind, ein Casting veranstaltet.«
»Dann könnte auch der Fall eintreten, dass der Film wirklich gedreht wird?«
»Ja, aber die Wahrscheinlichkeit ist nicht sehr hoch. Mit Filmen ist es so eine Sache, wenn man das Ganze locker angeht und dazu ein bisschen Glück hat, wird am Ende vielleicht wirklich was daraus.«
»So läuft das also.«
»Na ja … Jedenfalls darf man mit seiner Begeisterung nicht übers Ziel hinausschießen. In diesem Land kannst du mit Enthusiasmus allein gar nichts erreichen, solange das System der Filmindustrie so bleibt, wie es ist.«
»Ich soll also die Protagonistin heiraten?«
»Willst du das denn nicht?«
»Na ja, in einer Lovestory macht die Schauspielerin mit ihrem Partner doch Love, oder? Das wäre mir ehrlich gesagt nicht recht. Außerdem frage ich mich, ob ich mit der Frau ein ruhiges Leben führen kann, wenn sie danach Profi-Schauspielerin wird. Wahrscheinlich ist es ein Vorurteil, aber Schauspielerinnen sind doch ein ziemlich eigener Menschenschlag.«
»Das ist kein Vorurteil, sondern die Wahrheit. Auf dieser Welt gibt es keine einzige Schauspielerin mit einem normalen Charakter. Wenn es eine gibt, lasse ich mich kahl scheren, stecke mir eine Gurke in den Arsch und gehe auf dem Mururoa-Atoll spazieren, und zwar auf den Händen. Nein, es ist nicht ratsam, die Protagonistin zu heiraten. Überleg doch mal, wie willst du ihr denn einen Heiratsantrag machen, wenn der Film gerade den Bach runtergeht? Das kannst du doch niemals rechtfertigen. Es ist sehr wahrscheinlich, dass aus dem Film nichts wird, und dann musst du deiner Zukünftigen, die sich auf ihre erste Hauptrolle freut, reinen Wein einschenken. Wenn du ihr das sagst, ist es mit der Liebe vorbei, da kannst du Gift drauf nehmen. Die Liebe kann so stark sein, wie sie will, einer solchen Enttäuschung hält sie nicht stand. Die Heldin darf auf keinen Fall deine Erwählte sein. Nicht einmal eine von denen, die es bis zur letzten Runde schaffen. Deine Kandidatin findest du unter denen, die die erste Bewerbungsrunde knapp überstehen; Mädchen, die zwar gut aussehen, sodass die Jury sie zum Interview einlädt, ohne dass sie eine Chance hätten, genommen zu werden, weil sie für die Schauspielerei eigentlich nicht geeignet sind. Deine Firma produziert ja nur Werbefilme, deshalb kennst du dich auf dem Gebiet nicht gut aus. Sicher ist, dass du unter solchen Frauen einen glänzenden Fang machen kannst. Wenn wir es schaffen, dass sich das Casting herumspricht und ungefähr tausend Frauen eine Bewerbung schicken, dann sind darunter mindestens zehn von dem Typ, der für dich infrage kommt. Weißt du, welchen Typ ich meine? Erstens, wenn man mit so einer spazieren geht, drehen sich neunzig Prozent der Männer nach ihr um. Man fragt nicht nach ihrer Schulbildung, aber unter ihnen sind manchmal hochintelligente Frauen, die an einer berühmten Universität studiert haben. Kluge Köpfchen, die jahrelang Ballett und Klavier gelernt haben, Mädchen mit feinen Manieren, die sich in jeder Situation zu benehmen wissen, sodass man denkt: Wenn ich zwanzig Jahre jünger wäre … Aber damals hatten die reifen Männer nicht genug Geld und noch keine Stellung, und so überlegen sie weiter, ob vielleicht ihr Sohn eine solche kriegen könnte. Diese Art Frauen, verstehst du, die meine ich.«
Yoshikawa plauderte munter dahin, während er sich Whisky und Wasser nachschenkte. So eine Frau werden wir also ködern, dachte Aoyama, sagte es aber nicht. Er stellte sich vor, von zehn dieser engelhaft schönen, intelligenten, wohlerzogenen Frauen mit klassischer Ausbildung umgeben zu sein. Welcher Mann würde in so einer Situation nicht schwach werden? Keiner, wenn er nicht gerade homosexuell oder geistesgestört war. Aoyamas stoische Vorsicht wurde von seiner männlichen Vorstellungskraft beiseitegeschoben. Er ahnte nicht, wie tief er dadurch in Angst und Schrecken geraten würde.
»Jetzt wirst du dich vielleicht wundern«, fuhr Yoshikawa fort, »dass Frauen, die dem Idealbild der Männer nahekommen, nicht die letzte Runde des Castings erreichen? Um das zu erklären, müsste ich dir eine lange Rede halten, und wir haben noch so viel anderes zu besprechen, deshalb nur kurz und in groben Zügen. Frauen, die es zum künstlerischen Ausdruck drängt, sind im Grunde genommen unglückliche Wesen. Und die ausdruckswilligen Männer? Sind sie auch unglücklich? Nein, unglücklich nicht, bei ihnen ist das mit dem Ausdruck ja eine normale Sache. Es ist nun mal so, der künstlerische Ausdruck gilt heutzutage als kapitalistische Ware. Keine Kunst ohne Konkurrenzkampf. Aber den meisten Frauen mangelt es an Kampfgeist, und wenn sie doch welchen haben, sind sie unglückliche Wesen, da kannst du Gift drauf nehmen. Und jetzt soll ich dir sagen, wie ich mir das Casting konkret vorstelle?«
Aoyama nickte. Er trank sein Whiskyglas zur Hälfte leer und sah sich dann im Lokal um. Es gab nicht viele Hostessen, doch selbst in dem schummrigen Licht konnte man erkennen, dass sie das Feinste vom Feinsten waren. Sie waren nicht grell gekleidet oder geschminkt, und keine trug einen Chanel-Anzug wie sonst die Frauen in den Nachtclubs. Die Gäste kamen nicht, wie früher üblich, aus dem Milieu der Aufsichtsräte und Manager, und man sah auch keine supercoolen Typen mit eckiger Frisur und Armani-Klamotten, denen man sofort anmerkte, dass sie im Immobiliengeschäft tätig waren. Die meisten kamen wohl aus der Musikbranche oder sie arbeiteten in Computerfirmen. Die Vertreter beider Gruppen schwammen zwar im Geld, aber sie taten es in der Regel ziemlich unauffällig. Das hieß aber nicht, dass sie sich so gut beherrschen konnten, sondern dass sie gar nicht wussten, wie es ist, wenn man kräftig auf den Putz haut. Seit Ryōkos Tod hatte Aoyama nicht mehr so nach diesen jungen Frauen geschielt, die fast sittsam bei den ruhigen Männern saßen, um sie zu unterhalten. Er merkte es selbst nicht, aber es war der typisch männliche Blick.
»Wir müssen uns sehr genau überlegen, wie wir vorgehen, sonst wird das Casting ein teurer Spaß. Eine Seite Werbung in der Abendausgabe von Asahi Shimbun oder in Pia oder Tokyo Walker kostet uns schon mal ein paar Millionen Yen. Außerdem muss man bei den wirksamsten Blättern ein halbes Jahr vorher dran sein. Zeitungen und Zeitschriften haben zwar großen Einfluss, aber in unserem Fall sind sie nicht unbedingt passend. Und die Computerkommunikation bringt für unseren Zweck auch nicht viel. Oder glaubst du etwa, dass solche Frauen, die sich jedermann als Freundin oder Gattin wünscht, auf Computer und Internet abfahren, also auf Sachen, mit denen normalerweise alleinstehende Männer ihre Zeit totschlagen?
Radiosendungen sind zwar nicht das Angesagteste, aber ich würde es auf diesem Weg versuchen. Nicht J-Wave oder Hamaradio, das wird nur von den Kids gehört, sondern Tokyo FM 1. Ich kenne einen der Chefs, er heißt Yokota und ist strohdumm, aber er buckelt vor mir. Damals, als es hart auf hart ging und die Anstalt ihn fallen lassen wollte, habe ich ihm geholfen, neue Sponsoren zu finden. Im Vergleich zum Fernsehen ist das Radio billig, und wenn ich den Leuten einrede, dass FM up to date ist, kann ich auf einen Schlag dreißig oder vierzig anschleppen. Ich sage ihm einfach, dass er eine ganze Sendung für das Casting hergeben soll. Die meisten Firmen, die Sendungen für Yokota herstellen, sind kleine oder mittlere Produzenten im Dunstkreis meiner eigenen Firma, und wenn ich ihm sage, dass ich Sponsoren für die Sendung aufgetrieben habe, dann wird er, auch wenn die Planungen für das Herbstprogramm jetzt schon weitgehend abgeschlossen sind, sicher nicht Nein sagen zu einer Sendung, die etwa drei Monate laufen könnte und die sich um eine zukünftige, irgendwo da draußen zuhörende Schauspielerin dreht. Zumal Yokota genau weiß, dass die Jungs von der Werbeabteilung dermaßen blöd sind, dass sie Scheiße für Gold halten. Die Moderatorin sollte auf jeden Fall eine Frau sein. Das Drehbuch schreibt am besten ein Texter aus meiner Firma, die Regie ist nebensächlich. Die erste Ausschreibung für das Casting machen wir außerhalb des Radios. Und was den Titel betrifft … Lass mich nachdenken … Ein Star von morgen … Ist doch gut, oder? Als Musik könnten wir in erster Linie alte und neue Soundtracks nehmen. Zeitlich würde der späte Vormittag passen. Am Anfang müssen wir auf Studentinnen fokussieren, Sekretärinnen kommen nicht infrage. Bloß keine Sekretärinnen. Nicht, dass es unter denen keine schönen Frauen gibt, im Gegenteil, aber sie sind an Teamwork und Kommunikation gewöhnt und lassen sich nicht so leicht reinlegen. Versteh mich nicht falsch … ›Reinlegen‹ ist nicht das richtige Wort, außerdem haben Sekretärinnen sowieso kein großes Interesse, Hollywoodstars zu werden. Nein, wir fokussieren auf gut ausgebildete junge Frauen, die noch zu Hause wohnen und sich nicht blind in die Arbeitswelt stürzen wollen. Dieser Typus ist für uns eine versteckte Goldgrube, in der wir bestimmt fündig werden. Die langweiligste Zeit ist für diese Frauen der späte Vormittag. Da sind sie längst aufgestanden und geduscht, es ist noch zu früh für Kino, Konzert und Verabredung, auch im Fernsehen ist noch nichts los. Statt sich die Brustwarzen zu massieren, schalten sie die Stereoanlage ein und drehen am Knopf, um einen guten FM-Sender zu finden. Der Körper ist noch ein bisschen verschlafen, deshalb wählen sie ein ruhiges, relaxtes Programm. Also warum nicht Ein Star von morgen? Aus dem Radio flutet die angenehme Stimme der Moderatorin: ›Es ist alles noch in Schwebe. Aber genau das ist das Romantische daran. Wie haben Audrey Hepburn, Vivien Leigh oder Julia Roberts ihre Tage zugebracht, bevor sie berühmt wurden? Sie lebten in den Tag hinein, genau wie du jetzt, ohne zu wissen, dass sie bald auf der Leinwand glänzen würden. Richtig. Auch sie kannten das stille Leben ohne Kameras, die ihnen auflauern. Die Stars von morgen leben genauso wie du … Aber bist du nicht selbst der Star von morgen?‹«
Shigehikos Sommerferien waren bald vorüber. Er war in diesem entsetzlich heißen Sommer nur wenig zu Hause gewesen, hatte mit Freunden eine Reise gemacht, war mit seinem Skiklub in ein Trainingslager gefahren und hatte einige Zeit bei Ryōkos Eltern verbracht. Aoyama wiederum hatte Mitte August an verschiedenen Orten wichtige Werbefilme präsentiert und fast keinen Urlaub genommen. Er hatte vor, wie jedes Jahr am Yamanaka-See ein Doppelzimmer in einem kleinen alten Hotel für sich und seinen Sohn zu buchen. Früher waren sie oft zu dritt hingefahren; bei einem Aufenthalt mit seiner Agentur, die das Hotel für einige Tage gemietet hatte, um dort die Fotowerbung für ein importiertes alkoholisches Getränk zu drehen, hatte er die ruhige und persönliche Atmosphäre des Hauses schätzen gelernt. Anfangs waren Ryōko und er zu zweit gefahren, später dann zu dritt, mit Shigehiko im Kinderwagen, und in den letzten sieben Jahren, während Shigehiko sich zur vollen Größe auswuchs, waren sie wieder ein Paar, Vater und Sohn, gewesen.
Das Hotel lag am Rand eines Wäldchens, mit dem Auto etwas mehr als zehn Minuten vom Yamanaka-See entfernt. Es war nicht gerade luxuriös, das Essen ebenfalls nicht außergewöhnlich, die Stammgäste wurden genauso behandelt wie alle anderen, aber für diese Mängel entschädigte die Lage auf halber Höhe eines sanft ansteigenden Hügels, von wo man einen guten Blick auf den Fuji-san und den See hatte. Das aus natürlichen Materialien erbaute, mit Mörtel verfugte Haus passte gut zum Mischwald der Umgebung, die beiden synthetischen Tennisplätze waren kaum schlechter als Rasenplätze, die etwa zwanzig Zimmer recht geräumig, und obwohl die Atmosphäre persönlich war, gab es im Unterschied zu den meisten Pensionen des Hochlands keine zwanghaften Verbrüderungspartys unter den Gästen. Natürlich weckte das Hotel zahlreiche Erinnerungen an Ryōko. Vor und nach der Heirat, besonders aber vor der Geburt Shigehikos, hatten sie viele Reisen zusammen gemacht, aber außer dem kleinen Hotel am Yamanaka-See hatte es keinen Ort gegeben, den sie jedes Jahr besuchten. Das Auto, mit dem sie kamen, war anfangs ein von Freunden geliehener Bluebird 3S gewesen. Als sie dann ihren ersten eigenen Wagen erstanden hatten, einen gebrauchten, auf dreißig Raten gekauften Audi, war es ihr erstes großes Fahrvergnügen, damit im Spätsommer auf der Chuo-Autobahn zum Hotel zu brausen. Später stieg Aoyama vom gebrauchten auf einen nagelneuen Audi um, fuhr dann einen Mercedes 190 und kaufte zuletzt, nach Ryōkos Tod, einen ganz normalen Sedan aus heimischer Produktion.
Auch im Sommer von Ryōkos Tod verbrachte Aoyama nach einigem Zögern doch wieder einige Tage in dem Hotel. An diesen Aufenthalt konnte er sich genau erinnern: Shigehiko ging damals in eine der unteren Klassen der Grundschule. Der Hoteldirektor, der die Musik Schumanns liebte, wusste nicht, dass Ryōko gestorben war, und fragte, nachdem er die Tür zum leeren Beifahrersitz geöffnet hatte, ob Ryōko dieses Jahr wohl später komme. »Mama ist doch gestorben«, sagte Shigehiko mit seltsam heiterer Stimme. Das Gezwitscher der Vögel und das Gebrüll der Zikaden drang durch die kühle Luft, und Aoyama hing dem Gedanken nach, dass Ryōko nie wieder auf dem Kies dieses Hotelparkplatzes stehen würde. Bis dahin war sie jedes Jahr mit neuen, andersfarbigen, anders gemusterten Schuhen aus dem Wagen gestiegen, jedes Mal mit den Worten: »Wenn man hierherkommt, merkt man erst, dass der Sommer zu Ende geht, nicht wahr?« Aoyama musste akzeptieren, dass er ihre Stimme in Zukunft nicht mehr hören und ihre schlanken Beine nie wieder auf dem Kies ausschreiten sehen würde. Er erfuhr zum ersten Mal am eigenen Leib, dass einem nichts anderes übrig bleibt, als den Tod eines vertrauten Menschen als Tatsache hinzunehmen. Er fragte sich, ob auch ein achtjähriger Junge ihn hinnehmen könne, und diese Sorge schien ihn zu bedrücken, wenn er während der vier Tage mit seinem Sohn Tennis spielte. Beide waren damals noch ziemlich ungeschickt, sodass die Ballwechsel nicht lange dauerten, und obwohl Shigehiko sich vermutlich langweilte, war von Aufhören keine Rede. Dem Achtjährigen war klar, dass es hier sonst nichts zu tun gab.
»Ob Gangsta gut mit Rie-san auskommt?«, fragte Shigehiko, der auf dem Beifahrersitz saß. Die Chuo-Autobahn war an Wochentagen Ende August in westlicher Richtung wenig befahren, der Himmel war heiter, und nachdem sie den Sagami-See hinter sich gelassen hatten, konnten sie die Silhouette des schneelosen Fuji-san sehen. »Anscheinend mag er sie nicht besonders, obwohl sie ihm jeden Tag sein Fressen hinstellt.«
Sie hatten den Beagle vor fünf Jahren in einer Tierhandlung ihres Wohnviertels gekauft. Davor hatten sie einen Dackel gehabt, und noch früher, als Ryōko noch lebte, einen schottischen Terrier. Als sie Gangsta gekauft hatten, war Shigehiko erst zehn Jahre alt und noch zu unbeständig, als dass er sich Tag für Tag um den Hund gekümmert hätte. Rie-san, die Haushälterin, gab ihm zweimal täglich zu fressen, und meistens war es Aoyama, der mit ihm spazieren ging. Trotzdem war Gangsta für Shigehiko sein Hund; auch den Namen hatte Shigehiko ausgesucht.
Ein Star von morgen