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Nr. 1482

 

Der Alleingang des Außenseiters

 

Ein Verräter wird gejagt – und der Raumfort-Spezialist wird aktiv

 

von Kurt Mahr

 

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Im Sommer des Jahres 1146 NGZ sollte die jahrhundertealte galaxisweite Herrschaft der Cantaro und derer, die über diesen Klon-Wesen stehen, längst so gefestigt sein, dass niemand den gegenwärtigen Zustand verändern kann.

Perry Rhodan mit seinen Tarkan-Rückkehrern, die Freihändler und die Angehörigen der galaktischen Widerstandsorganisation WIDDER versuchen trotzdem, die Gewaltherrscher der Milchstraße zu stürzen und den unterjochten Völkern die Freiheit zurückzugeben.

Die Bemühungen der Widerständler sind trotz eindeutiger militärischer Unterlegenheit sogar zeitweilig von Erfolgen gekrönt. Nach Perry Rhodans Amagorta-Expedition kommen die Freiheitskämpfer jedoch in Bedrängnis, denn der Gegner startet die Generaloffensive.

Während die Widder und ihre Verbündeten erbittert um ihre Existenz kämpfen, werden gleichzeitig Mittel und Wege gesucht – und gefunden – den Gegner entscheidend zu treffen.

Unter anderem bringt die Crew eines schrottreifen Raumschiffes auf einer mehr als riskanten Mission am Rande der Galaxis den Cantaro eine empfindliche Schlappe bei, bei der ein Raumfort zerstört wird.

Anschließend erfolgt DER ALLEINGANG DES AUSSENSEITERS ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Homer G. Adams – Der Chef der Widder jagt einen Saboteur.

Scott Huggin – Einer von Adams' Assistenten.

Shambakh – Ein Cantaro.

Loydel Shvartz – Der Außenseiter wagt einen Alleingang.

Reginald Bull – Der Kommandant der CIMARRON ärgert sich.

Aaron – Ein ungehorsamer Roboter.

1.

 

Da war es wieder!

Der kleine Mann mit dem verwachsenen Rücken schrak auf, als der Servo das Alarmsignal erzeugte. Eine Bildfläche entstand schräg links über der Konsole, an der Homer G. Adams bisher mehr mit verdrossener Hartnäckigkeit als mit Hingabe gearbeitet hatte. Es gab eben Dinge, die trotz allem getan werden mussten.

Aber das hier, das riss ihn aus dem Sessel! Der unbekannte Saboteur hatte wieder zugeschlagen. Es war lange her, seitdem man das letzte Mal ein Lebenszeichen von ihm empfangen hatte. Er war vorsichtig geworden. Er wusste, dass die Widder ihm auf der Spur waren.

Auf der Videofläche waren die Texte der Nachrichten zu sehen, die der große Hypersender soeben an ARINET abgestrahlt hatte. Es waren acht gleichlautende Meldungen. Der Computer hatte sie entschlüsselt, so dass Homer G. Adams sie im Klartext lesen konnte.

ROMULUS. ES BESTEHT VERDACHT, DASS MONOS EURE SPUR GEFUNDEN HAT. SOFORTIGE EVAKUIERUNG IST ANGERATEN.

Adams kniff ärgerlich die Lippen zusammen. Die Sendungen waren mit seinem Tarnnamen gezeichnet; aber er hatte sie nicht selbst zusammengestellt. Sie bedeuteten, dass die Offensive der Herren der Straßen gegen die Installationen der Organisation WIDDER weiterhin in vollem Schwung waren. Vor gut vier Monaten hatten die Tyrannen der Milchstraße zuzuschlagen begonnen, nachdem ihnen anscheinend klar geworden war, dass WIDDER keineswegs als eine Versammlung hilfloser Verzweifelter betrachtet werden durfte. Die Offensive hatte besonders in den ersten Wochen, als die Widerstandskämpfer noch unter dem Einfluss des Überraschungsschocks standen, verheerende Wirkungen erzielt. Seitdem hatte es eine Reorganisation sowie Änderungen der Strategie und taktische Rückzüge aus besonders gefährdeten Standorten gegeben, und es geschah immer öfter, dass die Angriffe der Cantaro, der Lakaien der Herren der Straßen, ins Leere stießen. Dafür aber verlor der WIDDER einen Stützpunkt nach dem anderen, und die gesamte Streitmacht der Widerstandsorganisation konzentrierte sich allmählich um und auf der Welt Heleios. Wie lange konnte es noch dauern, bis die Cantaro die aus allen Richtungen auf Heleios zuführenden Fahrzeugbewegungen bemerkten und nachschauen kamen?

Homer G. Adams machte eine zornige Handbewegung. Solche Gedanken nützten im Augenblick nichts. Für ihn ging es darum, den Saboteur zu fassen, der ARINET benützte, um interne Widder-Mitteilungen an unbefugte Empfänger zu dirigieren. Seit über fünf Monaten war die Sache schon im Gang, ohne dass man des Verräters hätte habhaft werden können, und schließlich hatte sich Homer G. Adams aus lauter Ungeduld selbst in die Nachforschungen eingeschaltet.

Das Bild war das übliche. Der allgemeine Datenvorspann wies aus, dass insgesamt acht Meldungen mit identischem Text hatten ausgestrahlt werden sollen. Die Empfänger waren kleinere Widder-Stützpunkte an verschiedenen Standorten innerhalb der Milchstraße. Es waren aber in Wirklichkeit neun Nachrichten gesendet worden. Der individuelle Datenvorspann der neunten Sendung gab als Adresse einen ARINET-Hyperfunksatelliten in dem Raumsektor ZW-235/K957 an. Der Adresse folgte eine Symbolgruppe, die den Satelliten anwies, die Sendung nicht durch Einspeisung in das allgemeine, milchstraßenweite Kommunikationsnetz, sondern durch unvektorierte Rundum-Abstrahlung weiterzuverbreiten.

Hier zeigte sich, dass der Saboteur ein Dilettant war. Die Adressierung für unvektorierte Abstrahlung verlangte, dass am Ende des Datenvorspanns dem Satelliten eine Sendeleistung vorgeschrieben würde. Fehlte diese Angabe, dann arbeitete der Satellitensender mit minimaler Leistung – das war die so genannte default condition. Bruchstücke von Sendungen dieses Satelliten waren im April 1146 also vor fünf Monaten, auf dem Cantaro-Stützpunkt Angermaddon empfangen worden – glücklicherweise nicht von den Cantaro, sondern von einem zum cantarischen Dienstpersonal gehörenden Blue namens Dirfeberl, der durch Zufall auf die verstümmelte Kommunikation stieß. Der Blue war kein Freund der Droiden. Er behielt seine Entdeckung für sich, teilte die Informationen, die er in Fragmenten aus ARINET erhielt, höchstens seinem Gesinnungsgenossen Tebye Garnoda mit, einem Mediker plophosischer Herkunft.

Ebenfalls im April war ein Sonderkommando der Widder auf Angermaddon eingesickert. Es bestand aus dem Cantaro-Überläufer Shoudar, der unter dem Namen Xattur einen cantarischen General spielte, dem Vario-500, der in ausgezeichneter Maskierung als Cantaro-Major namens Zhoquun fungierte, sowie Roi Danton, der einen komatösen Gefangenen mimte, und schließlich dem Mausbiber Gucky, der auf Angermaddon nicht öffentlich in Erscheinung trat, sondern aus dem Hintergrund die Funktion des Notdiensts wahrnahm. Das Sonderkommando war mit Tebye Garnoda in Verbindung getreten und hatte von diesem erfahren, dass auf Angermaddon Fragmente der ARINET-Kommunikation empfangen würden. Garnoda war ebenso wie sein Informant, der Blue Dirfeberl, der Ansicht, der Empfang sei auf einen nicht näher beschriebenen Systemfehler zurückzuführen. Shoudar, dem Vario-500 und Roi Danton war jedoch von der ersten Erwähnung an klar, dass es sich hier um einen Akt der Sabotage handeln müsse. ARINET sendete, von ganz wenigen Ausnahmen abgesehen, nur an dedizierte Empfänger. Solche gab es auf Angermaddon nicht. Die Mitglieder des Sonderkommandos hatten Garnoda ihren Verdacht, der eher schon Gewissheit war, nicht mitgeteilt. Es war ihnen dennoch gelungen, über Garnoda Dirfeberl dahingehend zu beeinflussen, dass er den Empfang der ARINET-Kommunikationsfragmente auf dem Cantaro-Stützpunkt blockierte.

Auf dem Cantaro-Stützpunkt konnten also Sendungen, die aus ARINET kamen, nicht mehr empfangen werden. Infolgedessen ging von den Handlungen des Saboteurs keine schädigende Wirkung aus. Dessen ungeachtet erschien es insbesondere Homer G. Adams unerträglich, einen Verräter in den eigenen Reihen zu wissen. Dass er sich auf Heleios befinden müsse, war zu Anfang natürlich nur eine Vermutung gewesen. Er hätte durchaus auf einem der zahlreichen anderen Widder-Stützpunkte sitzen können; denn Nachrichten konnten von überallher nach ARINET eingespeist werden. Adams hatte sich indes rasch Gewissheit verschafft.

Als das Sonderkommando nach Heleios zurückkehrte, hatte Danton sofort Bericht erstattet: Homer G. Adams direkt und unter vier Augen. Es war klar, dass man den Saboteur nur zu fassen bekommen würde, wenn er sich weiterhin in Sicherheit wiegen konnte. Aus technischer Sicht war es ungemein aufwendig, Sendungen aufzuzeichnen, die auf dem Weg vom Computer zum Sender waren. Die Feldleiter, die die Syntrons mit der großen Sendeanlage verbanden, ließen sich nur schwer anzapfen, und zweitens gab es ihrer mehrere Hundert. Da war es wesentlich einfacher, auf dem Mond Mestor einen Monitor zu installieren, der alle Sendungen aufzeichnete und verdächtige Daten an eine zentrale Überwachungsstelle auf Heleios zurückleitete.

Innerhalb weniger Tage hatte festgestanden, dass der Verräter in der Tat auf Heleios saß. Er verfügte offenbar über Gerät, mit dem er in die von den Computern zum Sender führenden Feldleitungen eindringen konnte. Allein das war schon eine Überraschung; denn es bedeutete, dass ihm eine Technik zur Verfügung stand, die der der Widder überlegen war. Bei weiterem Nachdenken neigte man allerdings dazu, weniger überrascht zu sein. Denn der Saboteur konnte ja wohl kaum etwas anderes als ein Agent der Cantaro sein, und deren technische Überlegenheit – wenn sie auch dank der Anstrengungen der Widder-Techniker und -Wissenschaftler längst nicht mehr so ausgeprägt war wie noch vor einem Jahr – war allgemein bekannt. Der Verräter zeichnete also wahllos Meldungen auf, die für die Abstrahlung durch ARINET bestimmt waren. Er ließ sie von seinen Geräten wiederholen und versah sie während der Wiederholung mit jenem Datenvorspann, der auf einen Relaissatelliten im Raumsektor ZW-235/K957 verwies. Das Ziel dieser Vorgehensweise war unzweifelhaft, die ARINET-Kommunikation auf dem Cantaro-Stützpunkt Angermaddon hörbar zu machen, damit die Droiden daraus wertvolle Informationen beziehen könnten. Denn die Sonne Chachit, zu deren Fünf-Planeten-Familie Angermaddon gehörte, stand nur 80 Lichtjahre von dem aus der Frühzeit der Dritten Macht bekannten Stern namens ZW-235/K957 entfernt. Rätselhaft war die eigenartige Kombination von technischer Sachkenntnis und operativem Dilettantismus, die der Saboteur an den Tag legte. Er wusste zwar Feldleitungen mit größter Leichtigkeit anzuzapfen, hatte aber keinerlei Verständnis, was die Kommunikationsalgorithmen anging, die im ARINET-System verwendet wurden. Man hatte versucht, ihm anhand dieser Diskrepanz auf die Spur zu kommen. Jemand, der einerseits so geschickt in der Handhabung der Technik war, sich andererseits aber im Umgang mit der Praxis so dumm anstellte musste doch leicht zu finden sein. So war anfangs gedacht worden; aber der Saboteur hatte seinen Verfolgern immer wieder ein Schnippchen geschlagen. Die Sendekanäle, die er anzapfte, waren über den ganzen Stützpunkt verteilt. Es gab keine Möglichkeit vorherzusehen, wo er beim nächsten Mal zuschlagen würde. Überdies war im Lauf der Zeit offenbar geworden, dass die Technik, die ihm zur Verfügung stand, ihn in die Lage versetzte, Feldleitungen aus der Ferne anzugreifen.

Er brauchte sich also aus seinem Quartier gar nicht zu entfernen, um seiner verräterischen Tätigkeit nachzugehen.

So also hatte die Suche sich hingezogen, bis Homer G. Adams schließlich ungeduldig geworden war. Er hatte sich selbst der Angelegenheit angenommen und angeordnet, dass alle zur Verfügung stehenden Mittel – finanzielle wie technische – aktiviert werden müssten, damit der Saboteur endlich gefasst werde. Selbstverständlich waren auch diese Anordnungen nur im engsten Kreise ergangen – unter Widdern, deren Loyalität außer Zweifel stand. Es waren Fangschaltungen an den Feldleitern angebracht worden, und in den vergangenen Wochen hatte sich das Netz, in dem man den Verräter zu fangen gedachte, immer enger gezogen. Die Feldleiter-Kanäle waren mit Schirmfeldern umgeben worden, die die fremde Technik nicht mehr durchdringen konnte. Nur ein paar Knotenpunkte blieben frei, fünf insgesamt, an denen der Saboteur sein Geschick versuchen konnte. Die Maßnahmen waren der Widder-Öffentlichkeit mit großer Sorgfalt erklärt worden: Man habe Hinweise darauf gefunden, dass Datenübertragungsvorgänge in den Feldleitern charakteristische Streuemissionen verursachten, die von den Cantaro mit geeigneten Geräten aus großer Entfernung geortet werden könnten. Daher sei diese Vorsichtsmaßnahme unerlässlich.

Inzwischen galt als sicher, dass das Versteck des Unbekannten sich irgendwo im Bereich der drei obersten Stockwerke der unterirdischen Anlage befand, die den Kern des WIDDER-Stützpunkts Heleios bildete. So groß der Fortschritt auch sein mochte, den diese Feststellung gegenüber der Erfolglosigkeit der bisherigen Bemühungen auch bedeutete, so war damit doch immer noch nicht viel gewonnen. In den oberen drei Stockwerken befanden sich nicht nur Sato Ambushs Labortrakt mitsamt dem dazugehörigen Personal und Homer G. Adams' »Hauptquartier«, umgeben von Räumen, in denen sein Stab untergebracht war, sondern darüber hinaus Hunderte von Nutzräumen aller Art sowie Mannschaftsquartiere, Werkstätten, Hörsäle und was der Dinge sonst noch waren. Zu jedem beliebigen Zeitpunkt belief sich die Bevölkerung der drei höchsten Etagen auf mindestens 500 Männer, Frauen und Extraterrestrier. Einer von diesen war vermutlich der Saboteur. Aber mit den bisher verwendeten Methoden würde man ihn aus der Menge nicht herausfinden können.

Homer G. Adams' Ungeduld wuchs. Zwar stand fest, dass der Verräter keinen Schaden anrichten konnte. Seine Sendungen wurden auf Angermaddon nicht mehr empfangen. Es war eine Art grotesker Ironie, dass er davon nichts wusste und hartnäckig fortfuhr, Hyperfunksprüche ins Chachit-System umzudirigieren. Aber der Himmel mochte wissen, wann ihm etwas anderes einfallen würde. Dann würde die Gefahr plötzlich wieder akut.

Genug war genug, hatte Homer G. Adams entschieden. An den Knoten des Feldleiter-Systems waren, ohne dass außer den unmittelbar Beauftragten jemand etwas davon erfuhr, Messgeräte installiert worden. Diese sollten nach Ansicht der Fachleute in der Lage sein, die Signale, mit denen der Verräter die Umleitung der Hyperfunknachrichten bewirkte, nicht nur zu registrieren, sondern auch die Richtung festzustellen, aus der sie kamen. Das Überwachungssystem hatte seine Brauchbarkeit bisher noch nicht unter Beweis stellen können. Der Versuch, den der Saboteur soeben unternommen hatte, war der erste seit der Installation der Messinstrumente.

Adams nannte dem Servo einen Interkom-Rufkode. Die Bildfläche blinkte kurz, als der Text der neun Hyperfunkmeldungen erlosch; dann blinkte das Freizeichen. Adams wartete ein paar Sekunden. Schließlich erkundigte er sich ungeduldig:

»Wo steckt Huggin?«

Scott Huggin war, was Homer G. Adams seinen Ersten Assistenten nannte, obwohl es unter den Mitgliedern seines Stabes eine Rangordnung im eigentlichen Sinne nicht gab. Scott Huggin, terranischer Herkunft, auf Passa geboren, war der Mann, der immer zur Stelle zu sein hatte, wenn Adams nach ihm rief.

»Scott Huggin hat seinen Arbeitsplatz vorübergehend verlassen«, kam die Antwort des Servos.

»Kann man ihn nicht über Meldesignal erreichen?«, fragte Adams verwundert.

»Es scheint, dass er seinen Piepser ausgeschaltet hat«, sagte der Servo.

»Also gut«, brummte Adams. »Dann gib mir Liü-Yee-Tiin.«

Das Video blinzelte ein zweites Mal. Dann erschien der tellerförmige Schädel eines Blues. Homer G. Adams war über das spurlose Verschwinden seines Ersten Assistenten ein wenig verärgert. Deswegen klang seine Stimme nicht allzu freundlich, als er Liü-Yee-Tiin ansprach:

»Ich hoffe, ihr habt die Aktivität des Senders mitverfolgt.«

»Das haben wir«, bestätigte der Blue im charakteristisch schrillen Tonfall seiner Spezies. »Der Saboteur hat wieder zugeschlagen.«

»Messergebnisse?«

»Wir haben einen eindeutigen Vektor.«

Liü-Yee-Tiins vorderes Augenpaar funkelte. Man sah ihm an, dass er sich über den Erfolg freute.

»Lässt sich damit etwas anfangen?«

»Nicht viel. Die Peillinie geht schräg durch alle drei Stockwerke hindurch. Wir müssen warten, bis der Verräter ein zweites Mal tätig wird und einen anderen Knoten anspricht. Dann haben wir ihn fest – vorausgesetzt, er operiert immer vom selben Punkt aus.«

»Er wird sein Gerät doch nicht in der Gegend herumschleppen«, knurrte Adams. »Er hat irgendwo ein festes Versteck.« Es kam ihm zu Bewusstsein, dass er, alle Umstände in Betracht gezogen, den Blue viel zu schroff angesprochen hatte. Er wurde freundlicher. »Ich danke dir, Liü-Yee. Gute Arbeit. Wenn deine Zeit es erlaubt, spiel meinem Datenanschluss ein Holo zu, damit ich sehen kann, wie der Peilstrahl verläuft.«

»Alles vorbereitet«, antwortete Liü-Yee-Tiin. »Du kannst das Bild sofort haben.«

»Danke!« Homer G. Adams kniff die Augen ein wenig zusammen. »Sag mir: Weißt du zufällig, wohin Scott Huggin verschwunden ist?«

Der Blue reagierte erschrocken.

»Er ist verschwunden? Ich habe noch vor einer Viertelstunde mit ihm ...«

Adams winkte ab.

»Nein, nicht wirklich verschwunden. Er ist nicht an seinem Platz, und man kann ihn nicht erreichen.«

»Oh, er wird sicherlich in ein paar Minuten wieder zurück sein«, sagte Liü-Yee-Tiin voller Zuversicht.

»Sicherlich«, wiederholte Adams und trennte die Verbindung.

Ein paar Sekunden später ließ er sich vom Syntron das Bild zeigen, das der Blue angefertigt hatte. Liü-Yee hatte recht: Damit konnte man nicht allzu viel anfangen. Der Peilstrahl war in Wirklichkeit ein Kegel, dessen Durchmesser wuchs, je größer die Entfernung vom Peilpunkt war. Der Knoten, den der Saboteur angesprochen hatte, lag über 30 Kilometer von der unterirdischen Anlage entfernt, droben irgendwo in den Bergen. Die Peilung war mit einer gewissen Ungenauigkeit behaftet. Im Bereich der Anlage hatte der Kegel bereits einen Durchmesser von einhundert Metern.

Man muss warten, dachte Adams freudlos, bis der Verräter einen weiteren Versuch unternimmt.

 

*