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Buch

Kita fällt es schwer, sich in ihr neues Dasein als Vampir einzu»leben«. Da wäre zunächst die Tatsache, dass sie ihre Fähigkeit zum Gestaltwandeln verloren zu haben scheint. Trotzdem weigert sie sich weiterhin, Menschenblut zu trinken. Und dann sind da noch ihre verwirrenden Gefühle für Nathanial, der sie zum Vampir gemacht hat – fühlt sie sich wirklich zu ihm hingezogen, oder liegt es nur an den Blutsbanden?

Kita hat nicht die Chance, es herauszufinden: Als sie auf einer Party über eine kopflose Leiche stolpert, wird sie in einen Strudel aus Mord und Machtspielen des Vampirrats gezogen. Plötzlich interessiert sich nicht nur der Vampirkönig Tatius für sie, sondern auch die mysteriöse Sammlerin, eine uralte, mächtige Vampirin, die lebende und untote Kuriositäten um sich schart – und ein Vampir-Gestaltwandler ist eindeutig etwas, das in ihrer Sammlung noch fehlt. Wenn Kita sich und Nathanial lebend aus diesem Chaos bringen will, muss sie die Morde aufklären …

Autorin

Kalayna Price ist die Autorin zweier Dark-Fantasy-Reihen. Ihre Romane beinhalten nicht nur die mystischen Elemente der Fantasy, sondern auch eine Prise Romantik, ein wenig Horror, ein bisschen Humor und eine große Portion Mystery. Wenn sie nicht gerade selbst schreibt, liest oder malt sie – oder geht ihrem anderen großen Hobby, dem Hula-Hoop-Tanz, nach.

Kita Nekai bei Blanvalet:

Der Kuss der Ewigkeit (37854)

Braut der Nacht (37858)

Alex Craft bei Blanvalet:

Vom Tod verführt (nur als E-Book erhältlich)

Kalayna Price

Braut der Nacht

Roman

Aus dem Englischen
von Anita Nirschl

Blanvalet-Logo.eps

Die amerikanische Originalausgabe erschien unter dem Titel
»Twice dead«
bei Bell Bridge Books, Memphis.

1. Auflage

Deutsche Erstausgabe März 2013

Copyright © der Originalausgabe 2010 by Kalayna Price

Dieses Werk wurde vermittelt durch die Agentur Editio Dialog,

Dr. Michael Wenzel, Lille, Frankreich

Title of the original English edition: Twice dead

Published by Bell Bridge Books, an imprint of BelleBooks (USA) © 2010

Copyright © der deutschsprachigen Ausgabe 2013 by Blanvalet in der

Verlagsgruppe Random House GmbH, München

Umschlagmotiv: bürosüd°, München

Redaktion: text in form / Gerhard Seidl

HK · Herstellung: sam

Satz: Buch-Werkstatt GmbH, Bad Aibling

ISBN: 978-3-641-11864-8

www.blanvalet.de

Widmung

Für Dad, der mich immer beschuldigte, ich würde Bücher auf seinem Drucker ausdrucken. Du hattest recht. Danke, dass du es mich trotzdem hast machen lassen.

Kapitel 1

Ich stützte die Ellbogen auf die Brüstung und blickte hinunter auf die Tanzfläche des Death’s Angel, wo sich spärlich bekleidete Körper zuckend zu hämmernden Technorhythmen wanden. Ein Mann mit einer Wolfsmaske und engen Kunstlederhosen rieb seine Hüften an einem Mädchen, das nur einen zerrissenen roten Umhang und strategisch platziertes Isolierband trug. Ein Zombie mit mehr Ketten als Kleidung am Leib schlurfte an dem Pärchen vorbei und hielt auf einen Zirkel von Domina-Hexen zu. Überall wimmelte es von fiktiven Gestalten und sexualisierten Filmmonstern. Doch was die meisten der Klubgänger nicht ahnten, war, dass sich in der kostümierten Menge echte Monster befanden – und ich war eines davon.

Ich warf einen Seitenblick zu dem Menschen neben mir. Nun ja, nicht direkt Mensch, eher Vampir. Nathanial lehnte an dem hölzernen Geländer mit dem Rücken zu den Tänzern. Eine weiße Opernmaske bedeckte zur Hälfte sein Gesicht, doch anders als bei dem berühmten fiktiven Phantom verhüllte das dünne Porzellan weder Missbildung noch Hässlichkeit – ganz im Gegenteil. Nathanials Züge waren so fein gemeißelt und vollkommen wie von einem Künstler geformt. Außerdem lag im Moment ein Ausdruck genervter Arroganz über ihnen, der ebenso künstlich wie die Maske war. Diesen Ausdruck hielt er nun schon unverändert aufrecht, seit wir vor einer Stunde hierhergekommen waren.

»Wir sind aufgekreuzt. Man hat uns gesehen. Können wir jetzt gehen?«, fragte ich, während ich den Inhalt meiner unangetasteten Bloody Mary im Glas kreisen ließ.

»Kita.«

Mein Name. Nur mein Name, ohne jede Betonung. Ich deutete das als Nein oder dass ich die Antwort vielleicht bereits kennen sollte. Und das tat ich auch. Tatius, der große böse Vampirkönig von Haven, hatte uns herzitiert, um an seiner kleinen Party zu Ehren des Besuchs einer Meistervampirin teilzunehmen. Also waren wir hier. Vorsichtig stellte ich den säuerlich riechenden Drink auf dem Geländer ab. Und hier werden wir auch bleiben, bis man uns erlaubt, wieder zu gehen.

Bis jetzt fand ich meine Einführung in die Ewigkeit als Vampir echt zum Kotzen – und das nicht nur, weil mir von allem außer Blut schlecht wurde. Mit einem Seufzer schob ich den unangerührten Alkohol beiseite. Der Barkeeper, der als – welch ein Schock! – Vampir verkleidet war, komplett mit echten Fangzähnen, rettete das Glas aus seinem gefährlichen Balanceakt, bevor er sich einem Gast zuwandte, dessen Trinkgewohnheiten einen geringeren Eisenanteil erforderten.

Ohne das Glas hatte ich nichts mehr, woran ich herumfummeln konnte, also wandte ich meine Aufmerksamkeit wieder den zuckenden Leibern auf der Tanzfläche zu. So viele Leute. So viele Herzen, die unter dünner Haut rasten und hämmerten. So viele Herzschläge, die die dröhnende Musik übertönten. Druck baute sich an meinem Gaumen auf und verwandelte sich in Schmerz, als meine Fangzähne hervortraten.

Eine warme Hand legte sich mir auf die Schulter, und ich riss meinen Blick von den Tänzern los. Nathanial sah mich an. Seine Finger strichen über meine Schulter, den Arm entlang und zu meiner Hand. Ich hatte das Geländer so fest umklammert, dass meine Fingerknöchel weiß hervortraten.

Langsam löste ich meine Finger vom Holz. Bei der Bewegung flog Nathanials glasklarer grauer Blick kurz hinunter zu meiner Hand, dann zurück zu meinem Mund.

»Es ist nichts«, flüsterte ich, wobei ich versuchte, die Lippen über meinen Fangzähnen geschlossen zu halten.

Nicht dass das etwas nützte.

»Vielleicht sollten wir uns unter die Leute mischen.« Sein Ausdruck veränderte sich nicht. In seinem Gesicht zuckte kein einziger Muskel, obwohl ich genau wusste, dass er nicht daran interessiert war, sich mit irgendjemandem aus der Menge auf der Galerie zu unterhalten.

Die Galerie war nur für VIPs. Oder besser gesagt VIVs Very Important Vampires. Ein paar Menschen waren ebenfalls anwesend, als Snacks. Zum Glück hatte ich noch kein öffentliches Blutvergießen bemerkt. Bis jetzt. Aber da Vampire meinen Beutetrieb nicht auslösten, war es hier weniger wahrscheinlich, dass ich aus Versehen jemanden vernaschte. Andererseits bedeutete das aber auch, dass ich mich mit den anderen Vampiren unterhalten musste – was meiner Ansicht nach viel gefährlicher war.

Nicht gerade eine Gelegenheit, auf die ich mich begeistert stürzte. »Ich brauche nur ein wenig frische Luft.«

Nathanials Mundwinkel bewegten sich leicht nach unten. Eine kleine Bewegung nur, kaum wahrnehmbar. Es war sein erster Ausrutscher an diesem Abend – und er drückte keine Zustimmung aus. Wir hatten unterschiedliche Ansichten in Bezug auf meine Ernährungsgewohnheiten, oder genauer gesagt die Tatsache, dass ich mich nur von Tierblut ernährte. Er war der Meinung, dass ich Menschenblut brauchte. Ich war der Meinung, dass es seine Schuld war, dass ich mich überhaupt erst mit Flüssignahrung begnügen musste, und dass er sich deshalb besser mit der Verpflegung meiner Wahl abfinden sollte. Seufzend pustete ich mir eine Locke meines dreifarbigen Haars aus dem Gesicht und deutete seinen Blick absichtlich falsch.

»Ich weiß, ich weiß. Vampir. Ich brauche nicht zu atmen«, flüsterte ich übertrieben beleidigt. »Aber ich kann auch nicht nach vierundzwanzig Jahren einfach so meine Redewendungen ändern, nur weil ich vor Kurzem ein bisschen weniger lebendig aufgewacht bin.«

Nathanial schüttelte den Kopf, doch um seine Mundwinkel spielte ein Lächeln. »Komm mit.«

Er verschränkte seine Finger mit meinen und zog mich vom Galeriegeländer fort. Widerstrebend folgte ich ihm in die Menge von Vampiren.

Auf dieser Ebene waren die Verkleidungen vielfältiger als unten auf der Tanzfläche. Echte Kostümierungen, elegante Kleider, Mäntel aus Samt und juwelenbesetzte Masken machten die Menge auf der Galerie zu einer bunten Mischung. Aber für jedes viktorianische Kleid oder jeden Harlekin gab es einen Vampir, der nichts als Lederriemen über den wichtigsten Körperstellen trug. Ich kannte die Vampire von Haven zwar noch nicht alle vom Sehen, aber angesichts meiner bisherigen Erfahrungen mit den einheimischen Vampiren und der Tatsache, dass das Death’s Angel von ihnen geführt wurde, vermutete ich, dass die Besucher nicht diejenigen im Bondage-Outfit waren.

Nathanial passte in keine der beiden Gruppen. Seine Porzellanmaske war schmucklos und schlicht, und das schwarze, im Nacken zusammengefasste Haar hing ihm lang über den Rücken und verschmolz mit dem luxuriösen Stoff seines Operncapes. Sein Kostüm definierte Eleganz in schlichtem, sachlichem Schwarz und Weiß.

Im Gegensatz dazu war mein Kostüm leuchtend grell. Schwarze und orangefarbene Streifen zierten meinen hautengen Catsuit. Falscher Pelz säumte meine weißen Handschuhe und die flauschigen weißen Stiefel. Vervollständigt wurde das Outfit von einer getigerten Maske. Das Durcheinander aus schildpattfarbenen Locken – meine natürliche Haarfarbe und eine Erinnerung daran, was ich noch bis vor ein paar Wochen gewesen war – passte beinahe zum Kostüm. Beinahe. Nathanial hatte mich gefragt, was ich gerne sein wollte, wenn ich es mir aussuchen könnte.

Finster starrte ich die Streifen an. Tigerstreifen. Wie die meines Vaters. Ich und meine vorlaute Klappe.

»Eremit, es ist schon eine Ewigkeit her«, ertönte eine männliche Stimme.

Ich zuckte innerlich zusammen. Nur Vampire nannten Nathanial »Eremit«.

Nathanial wandte sich der Stimme zu und zog mich dabei mit sich. Ich hob den Blick zu dem Sprecher, höher, und dann noch ein wenig höher. Der Vampir überragte uns deutlich, und auch wenn ich ein wenig zu kurz geraten war, Nathanial war es nicht. Der Mann trug einen schmalen Gehrock aus kastanienbraunem Pannesamt, den ich als Kleid hätte benutzen können. Aus Kragen und Manschetten quollen üppige Spitzenrüschen hervor, und eine goldene, mit Rubinen besetzte Maske verhüllte breite Züge. Er war so riesig, dass es einen Augenblick dauerte, bis ich die kleine Frau an seiner Seite bemerkte. Sie war das genaue Gegenteil von ihm. Wo er nur aus groben Kanten bestand, war sie fein und zierlich. Sie hatte meine Größe, aber neben ihm sah sie in ihrem Rüschenkleidchen und der silbernen Maske wie eine zerbrechliche Puppe aus.

»Dreihundert Jahre, glaube ich, Reisender«, antwortete Nathanial mit höflicher, aber desinteressierter Stimme.

»Mindestens.« Der Blick des Riesen glitt von Nathanial zu mir und dann wieder zurück. »Seitdem hat sich eine Menge verändert.«

Ich stöhnte lautlos – oder vielleicht nicht ganz so lautlos, da sich alle Augen auf mich richteten. Uups. Dennoch hatte ich keine Lust, mir anzuhören, wie sie dreihundert Jahre Vampirgeschichte als Small Talk durchhechelten. Also sah ich mich um.

Auf einem Sofa in der gegenüberliegenden Ecke der Galerie war ein Platz frei.

»Ich denke, ich geh mal …« Ich deutete auf das Sofa.

Nathanial sah mich missbilligend an. Nicht sein Mund oder sein Gesichtsausdruck verrieten dies, ich hatte nur einfach in den letzten paar Wochen seine Augen gut genug ihn gut genug kennengelernt, um zu sehen, dass er das für keine gute Idee hielt.

»Es ist ja gleich dort drüben«, meinte ich, während ich bereits rückwärts ging.

Er hielt mich nicht auf, also machte ich kehrt und rannte beinahe auf den Zufluchtsort auf dem Sofa zu.

Die meisten der Sitzgelegenheiten auf der Galerie waren besetzt – Vampire neigten dazu, sich breitzumachen, aber auf dem Sofa, auf das ich es abgesehen hatte, befand sich nur eine weitere Person, die steif am anderen Ende saß. Sie trug ein einfaches schwarz-weißes Harlekinkleid mit einer aufwendigen Ganzmaske und einem großen, gefiederten Hut, unter dem braune Locken hervorquollen, die so künstlich aussahen, dass es sich dabei nur um eine Perücke handeln konnte.

Sie rührte sich nicht, als ich mich in die Kissen auf der anderen Seite plumpsen ließ und erleichtert aufatmete. Wenigstens erwartet sie nicht von mir, dass ich mich mit ihr unterhalte. Dann sog ich erneut Luft in meine Lungen – die alten Gewohnheiten der Lebenden sind nicht leicht totzukriegen –, und das war ein Fehler.

Der süßliche Geruch von Blut rollte über meine Zunge, sammelte sich in meiner Kehle, erfüllte meine Sinne. Der Geruch war kalt, bitter, alles andere als appetitlich, aber er war sehr nahe und demzufolge verlockend. Oh, so nahe. Meine Fangzähne brachen in einem Anfall von Hunger hervor, und ich rutschte über die Kissen, ohne mich bewusst dazu entschieden zu haben.

Die Frau reagierte weder, noch blickte sie hoch, als ich neben sie glitt. Der Geruch ihres Bluts hatte etwas Schlechtes an sich. Doch das war nicht wichtig. Nicht jetzt. Alles, was wichtig war, war der Geruch.

Meine Finger streichelten ihre Schulter.

Die Maske fiel nach vorn.

Der Hut und die Perücke folgten in einem Wirbel aus künstlichen Locken.

Ich sprang auf die Füße. Aus den Rüschen ihres Kragens ragte ein kurzer, roher Hals. Kein Kopf.

Mit einem Plonk fiel der Kopf einer Schaufensterpuppe zu Boden, rollte und blieb schließlich einen Meter von dem Sofa entfernt liegen. Ich wich zurück, dabei wurde ich mir deutlich der erdrückenden Stille bewusst, die sich unvermittelt auf der Galerie zusammenballte. Unter mir hämmerten immer noch Technobeats, aber die Vampire waren tödlich still geworden.

Eine große Hand schloss sich um meinen Arm. Mit festem Griff. Schmerzhaft.

»Was hast du getan?« Die Frage kam von einer rauen, flüsternden Stimme hinter meinem Ohr.

»Ich, äh …« Ich schluckte und deutete mit einer wilden, unbeholfenen Geste von dem Kopf zu der Leiche. »Ihr Kopf ist einfach runtergefallen?«

Eine Frau in einem goldverzierten Gewand trat vor und kniete sich neben den falschen Kopf, um ihn zu untersuchen. Blinde Glasaugen starrten daraus hervor. Wie von einer einzigen Schnur miteinander verbunden richteten alle Vampire im Raum ihren Blick auf den Kopf, zu mir und dann zu der Leiche, die immer noch steif und reglos auf dem Sofa saß. Die Hände lagen in ihrem Schoß, und mit einer davon hielt sie ein Glas auf ihrem Oberschenkel fest, aber sie war eindeutig keine Schaufensterpuppe. Von dem Geruch nach Blut einmal abgesehen konnte ich das Weiße ihres freigelegten Rückgrats in dem rosigen Fleisch ihres Halses erkennen.

»Was hat das zu bedeuten?«, wollte die Frau in dem goldverzierten Gewand wissen. »Wo ist ihr Kopf?«

Im ersten Augenblick dachte ich, dass die Frau mich das fragte. Als ob ich irgendeine Ahnung hätte! Dann wurde mir bewusst, dass ihr Blick über meine Schulter ging, zu dem Mann, der immer noch meinen Arm umklammerte. Ich sah hinter mich, erkannte den Vampir jedoch nicht. Aufgrund der Lederhose, die vor silberbeschlagenen Riemen strotzte, und dem knallblauen Haar, das ihm in spitz gegelten Strähnen bis zum Kinn fiel, vermutete ich, dass er einer der einheimischen Vampire war. Dann bemerkte ich seine Augen: grün und alt, mit einem Blick, der wie ein körperliches Gewicht auf meiner Haut landete.

Tatius.

Ich schluckte heftig. O Scheiße, eine geköpfte Leiche und die Aufmerksamkeit des Königs von Haven. Ich wusste echt, wie man eine Party sprengt, oder?

Kapitel 2

Was ist passiert?« Tatius durchbohrte mich geradezu mit seinem Blick.

Ich sah mich um. Nathanial stand ein paar Schritte von mir entfernt am Rand des Halbkreises, der sich um mich herum gebildet hatte. Seine Haltung war distanziert, gleichgültig, aber er sah mich an, ohne zu blinzeln. Mit zwei langgliedrigen Fingern tippte er sich gegen die volle Unterlippe, als grüble er über einen verschwommenen Gedanken nach, doch immer noch blieb sein Blick unverwandt auf mir. Etwas mit meinem Mund? Ich presste die Lippen zusammen.

Scheiße. Meine Fangzähne waren immer noch draußen.

Ich zwang die verdammten Dinger, sich zurückzuziehen, und Tatius’ Griff um meinen Arm verstärkte sich. Er schüttelte mich.

»Ich fragte: Was ist passiert?«

»Ich habe sie an der Schulter berührt, das war alles.«

»Sollen wir mal raten, warum?«, ertönte eine glockenhelle Stimme von irgendwo aus der Masse der Vampire heraus.

Ich biss die Zähne zusammen und widerstand dem Drang, mir die Hand vor den Mund zu halten. Meine Fangzähne waren zwar nicht mehr sichtbar, das wusste ich, dennoch war es für niemanden auf der Galerie ein großes Geheimnis, was mich dazu bewogen hatte. »Sie roch nach Blut«, murmelte ich vor mich hin.

Ich hätte es besser wissen sollen. Vampire hatten ein ausgezeichnetes Gehör.

Die Frau in dem goldbesetzten Kleid zog eine geschwungene, mit Strass-Steinchen verzierte Augenbraue hoch. »Ich denke, in dieser Menge wäre der Geruch von Blut von mehr als nur einem unbesonnenen Kind«, mit dieser Beleidigung tat sie mich als unbedeutend ab, »bemerkt worden. Es sei denn, es war irgendein Trick dabei.« Erneut starrte sie die in Pose sitzende Gestalt an. Am Kragen des Kostüms war kein Blut zu sehen – es war nicht einmal Blut an dem sauber abgetrennten Stumpf ihres Halses. Die Frau drehte sich wieder zu Tatius um. »Was hast du dazu zu sagen, Puppenspieler?«

»Bitte entschuldige, Sammlerin. Ich versichere dir, dass ich der Sache auf den Grund gehen werde …« Tatius’ raue Stimme kratzte an meinem Rückgrat entlang.

Sammlerin? Na großartig. Die Sammlerin war der große böse Star der Party. Der Ehrengast. Ich musste wirklich so was von hier raus! In meinem alten Leben hatte ich gelernt, dass es dumm war, eine Alpha-Katze am Schwanz zu ziehen – obwohl das zu wissen nicht unbedingt hieß, dass es nicht trotzdem passierte, manchmal zumindest. Aber ich hatte absolut nicht vorgehabt, im Mittelpunkt dieser Aufmerksamkeit zu landen.

»Nuri«, sagte Tatius und wandte sich zu der Menge um. Der Pulk aus Vampiren, die nun, da sich der erste Schock über die Entdeckung der Leiche gelegt hatte, leise miteinander murmelten, teilte sich, um ein kleines Mädchen von höchstens zwölf Jahren durchzulassen.

Als Nuri näher kam, ließ Tatius meinen Arm los. Dem Mond sei Dank. Ich machte Anstalten, zur Seite zu treten, doch er legte mir die Hand auf den Nacken, sodass seine Fingerspitzen in der kleinen Grube zwischen meinem Schlüsselbein und meinem Hals zu liegen kamen. Es war kein Zwang in der Berührung, aber sie war allzu persönlich. O nein, verdammt! Das letzte Mal, als ich Tatius getroffen hatte, hatte er darüber nachgedacht, mich umzubringen. Dann hatte er mich gezwungen, sein Blut zu trinken. Ich wollte nichts mit diesem Vampir zu tun haben!

Unauffällig versuchte ich, ihn abzuschütteln, doch als Antwort darauf gruben sich seine Nägel in meine Haut. Okay, offensichtlich würde ich also eine Szene – eine weitere Szene – machen müssen, oder brav bleiben, wo ich war. Ausnahmsweise einmal ging ich auf Nummer sicher.

Nuri, die wie eine ägyptische Königin verkleidet war, mit einer großen Schlange, die zwischen ihren dunklen Dreadlocks hervorlugte, kniete sich neben den Harlekin. Als ich ihr dabei zusah, wie sie die Hand der Toten hob, wurde mir unvermittelt bewusst, wo ich Nuri schon einmal gesehen hatte. Sie hatte am Tisch des Rates gesessen, als ich zum ersten Mal vor die Vampire gebracht worden war, was bedeutete, dass sie viel älter sein musste, als sie aussah.

Nachdem sie sich die Leiche einen Augenblick lang angesehen hatte, stand sie wieder auf und drehte sich zu Tatius um. »Die Leichenstarre setzt gerade erst ein, deshalb würde ich schätzen, dass sie noch nicht länger als vier Stunden tot ist. Die Wunde ist nicht ausgefranst, also wurde sie mit einem scharfen Gegenstand enthauptet. Das fehlende Blut lässt vermuten, dass sie vor ihrem Tod ausgesaugt wurde. Sobald ich noch mehr herausgefunden habe, gebe ich Bescheid.« Die Worte klangen zu alt, zu ernst für ihre dünne, mädchenhafte Stimme. Nicht dass irgendjemand sonst das zu bemerken schien. Sie trat zur Seite und nickte zwei in Kunstleder gekleideten Vampiren zu, die daraufhin die Leiche aufhoben und zu einem Aufzug in der Ecke trugen. Der falsche Kopf lag immer noch unbeachtet auf dem Fußboden.

Die Sammlerin machte einen Schritt nach vorn, über den vergessenen Kopf hinweg, bis die Schleppe ihres Kleids ihn verschluckte. »Du lässt die Angelegenheit von deiner Wahrheitssuchenden untersuchen, und obwohl ich davon überzeugt bin, dass sie sehr gründlich vorgehen wird«, die Art, wie sie es sagte, machte deutlich, dass sie davon keineswegs überzeugt war, »biete ich dir Unterstützung durch einen meiner Vampire an.« Ohne auf eine Antwort zu warten, hob sie die Hand. »Elizabeth, komm zu uns.«

Tatius’ Finger auf meiner Haut krümmten sich. Beunruhigung? Ärger? Doch er sagte nichts, als die kleine, puppenhafte Frau, die ich vorhin am Arm des Riesen gesehen hatte, zu uns trat.

»Ich werde mit Vergnügen behilflich sein«, sagte die Frau mit einem Knicks zu der Sammlerin. Dann drehte sie sich um, und ihr eisiger Blick traf den meinen. »Wenigstens wissen wir, dass der Harlekin nicht die Zwischenmahlzeit dieses Grünschnabels war.«

Tatius’ Finger auf meiner Haut krümmten sich erneut, diesmal fester. »Eremit, such ihr jemanden, damit sie trinken kann.« Er schob mich in Nathanials Richtung, und mit Freuden zog ich mich aus dem Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zurück.

Nathanial legte mir den Arm um die Taille und manövrierte uns durch die Menge, fort von den Sofas. Als wir an den beiden Vampiren vorbeigingen, die mit der Leiche auf den Aufzug warteten, atmete ich tief ein und ließ meine Sinne von dem Geruch der enthaupteten Frau durchdringen. Der süße, heftige Geruch von Blut griff nach mir und brannte an meinem Gaumen, doch ich konzentrierte mich darauf, mir ihren Geruch ins Gedächtnis einzuprägen.

Nathanial entgingen die Anzeichen meines Hungers nicht. »Ich bringe dich nach Hause.«

Nach Hause. Das war ein schöner Gedanke. Ich hatte genug von Vampiren. Genug von ihren doppelzüngigen politischen Spielchen. Und genug von kopflosen Leichen. Aber

Ich warf einen Blick zurück zu den Vampiren, die den Leichnam der Frau in den Aufzug luden, doch was ich sah, war nicht ihr Harlekinskostüm. Mein Verstand ersetzte sie mit dem Bild eines anderen Leichnams, der bereits mehrere Tage tot und aufgebläht war. Ein menschlicher Leichnam, der zum Teil meine Schuld gewesen war, da ich versehentlich den Mann gezeichnet und dadurch zu einem Gestaltwandler gemacht hatte, der sie getötet hatte. Ich hatte den Mörder zwar aufgespürt und ihn aufgehalten, doch die Last seiner Opfer machte mir schwer zu schaffen.

Nathanial musterte mich mit Augen, die zu viel sahen. Augen, die meine Geheimnisse entblößten. Er schüttelte den Kopf, und ein kleines Lächeln spielte um seine Mundwinkel. Es war kein fröhliches Lächeln. Ich wandte den Blick ab, worauf er mich enger an sich zog, ohne dabei seinen Schritt in Richtung der Treppe zu verlangsamen.

»Ich bringe dich ins Krankenhaus«, sagte er. »Du kannst sie besuchen.«

Noch vor zwei Wochen hätte ich Krankenhäuser unter allen Umständen gemieden. Doch andererseits musste ich vor zwei Wochen auch noch atmen, um zu leben, verbrachte den größten Teil meiner Zeit als kaum sechs Pfund schwere, gescheckte Katze und wusste noch nicht, dass ich einen gefährlichen Einzelgänger geschaffen hatte, der Amok lief. Ein Einzelgänger, dessen Opferzahl sich auf vierzehn Frauen belief.

Die einzigen beiden Überlebenden lagen zurzeit im Saint Mary’s Hospital im künstlichen Koma. Vor zwei Wochen wäre es noch einfacher gewesen, einem kopflosen Leichnam den Rücken zu kehren. Darauf zu vertrauen, dass sich jemand anders darum kümmern würde. In zwei Wochen kann sich eine Menge verändern.

Ich warf einen Blick zurück zu den versammelten Vampiren. Alle Vampire von Haven befanden sich hier auf der Galerie. Der Harlekin war ausgesaugt worden. Wenn der Mörder ein Vampir war, dann war er hier. Das hat nichts mit mir zu tun. Für diesen Mord bin ich nicht verantwortlich. Das bin ich nicht.

Ich ließ mich von Nathanial aus dem Klub hinausführen. Aber verdammt, Schuldgefühle waren eine echt fiese Sache.

Zwei Stunden später betrat ich Nathanials Küche. Ohne Nathanial. Schließlich waren wir von Tatius nicht ausdrücklich entlassen worden, deshalb hatte Nathanial nach unserem Besuch im Krankenhaus wieder ins Death’s Angel zurückkehren müssen. Ich war immer noch überwältigt von dem Flug nach Hause, als ich den Geräuschen des Fernsehers ins gemütliche vordere Wohnzimmer folgte. Selbst nachdem ich schon Dutzende Male mit Nathanial durch die Luft gereist war, konnte ich immer noch nicht genug davon bekommen, den Wind auf meinem Gesicht zu spüren und die Welt unter uns dahingleiten zu sehen. Ich konnte nur hoffen, dass die Fähigkeit zu fliegen ein Vampirtrick war, den ich eines Tages noch lernen würde.

Ich stieß die Wohnzimmertür auf. »Lust auf eine Jagd?«

Bobby, ein Gestaltwandler aus meiner Heimatwelt Firth und einst die große Liebe meines Lebens, war zurzeit Übernachtungsgast auf Nathanials Couch und würde das auch noch bleiben, bis sich das Tor nach Firth wieder öffnete und er zu seiner schwangeren Gefährtin zurückkehren konnte. Er blickte auf, als ich eintrat. Unsere Beziehung war kompliziert und irgendwie unbehaglich, aber wir bekamen das schon in den Griff. Größtenteils. Und zumindest, wenn er gerade mal nicht versuchte, mich zurück nach Firth zu schleppen.

Er drückte einen Knopf auf der Fernbedienung, um den bunten Zeichentrickfilm auf dem Bildschirm stumm zu schalten. Dann nahm er die Füße von der Armlehne des Sofas, und ich rutschte auf den freien Platz.

»Also, jagen wir?«

»Immer noch hungrig? Wir haben uns Abendessen gefangen, bevor du gegangen bist.« Stirnrunzelnd zog er die Augenbrauen zusammen, rollte sich herum und setzte sich auf. »Ist in diesem Vampirklub irgendetwas passiert?«

»Ich, nein, nun …« Ich schnappte mir eines der jägergrünen Zierkissen und zog es auf meinen Schoß. »Ich bin einfach nur hungrig.«

Bobby rückte näher, als mir lieb war. »Du fängst an, wie ein ängstlicher Hase zu riechen.«

Okay, das war es, was ich mit unbehaglich gemeint hatte.

Ich sprang auf. »Dann gehe ich eben allein.«

»Kätzchen …«

»Vergiss, dass ich gefragt habe.« Ich steuerte auf die Tür zu. Bobby hatte recht. Wir hatten heute Abend bereits gejagt. Selbst mit dem erhöhten Stoffwechsel eines Gestaltwandlers war Bobby nur ein Mensch und seine andere Gestalt ein Luchs – er brauchte keine zwei Hasen an einem Tag. Zum Teufel, in Firth würde er nicht mehr als drei oder vier Hasen in der Woche essen. Es war Verschwendung, heute Abend noch mehr zu erlegen.

Er holte mich an der Haustür ein und zog sich den Pullover aus, trotz der Schneedecke, die sich draußen um die Blockhütte herum ausdehnte. Er musste sich verwandeln, wenn er jagen wollte.

Ich eilte immer noch die Vordertreppe hinunter. »Ich sagte, vergiss es.«

Er schob nur das Kinn vor und fuhr damit fort, sich auszuziehen. »Dann werden wir das zusätzliche Fleisch eben einfrieren.« Seine Finger glitten zum Knopf seiner Jeans. »Willst du so auf die Jagd gehen?«

Ich blickte an mir herunter. Ich trug immer noch das lächerliche Tigerkostüm, aber im Gegensatz zu Bobby war meine Kleidung nicht von Bedeutung. Er würde eine Menge an Körpermasse verlieren, sobald er sich verwandelte, und ein knapp dreißig Pfund schwerer Luchs konnte ja wohl schlecht die Jeans und den Pulli eines neunzig Kilo schweren Mannes tragen. Wann immer ich mich verwandelte, verschwand meine Kleidung im Prinzip einfach. Das war meine Gabe. Oder zumindest war sie das gewesen, bevor ich ein Vampir wurde. Jetzt steckte ich in einer Gestalt fest. Meine Krallen hatten sich ein einziges Mal gezeigt, als ich auf Leben und Tod mit den Einzelgängern gekämpft hatte. Aber seitdem blieb meine Katze eingeschlossen in der kalten Energiespirale in meinem Innern. Tot.

Ich streifte meine Partystiefel ab. »Lass uns jagen.«

Schnee knirschte unter meinen nackten Zehen, worauf meine Beute den Kopf hob. Ihre langen Ohren zuckten. Ich erstarrte und wagte nicht einmal zu atmen. Neben mir verharrte Bobby, und seine kompakte Luchsgestalt verschwand hinter einem gefrorenen Busch.

Die Ohren des Schneehasen zuckten erneut, und seine Tasthaare bebten, während er witternd die Nase bewegte. Dann zogen sich seine Muskeln zusammen, als er zum Sprung ansetzte, und ich hechtete los.

Spröde, von Eis umhüllte Zweige zersplitterten, als ich durch das gefrorene Unterholz brach. Ich machte Lärm, doch das war jetzt nicht mehr wichtig. Nicht bei der Geschwindigkeit, mit der ich mich bewegte. Mit einem Satz erwischte ich den Hasen mitten im Sprung.

Er schrie, ein durchdringender Angstschrei. Ich packte ihn an seinen tretenden Hinterläufen, doch einer davon entglitt mir. Schmerz zuckte über mein Schlüsselbein, als die Krallen des Hasen den dünnen Stoff meines Kostüms zerrissen und die Haut darunter aufschlitzten. Nicht dass der Schmerz mich aufgehalten hätte. Ich erwischte das Bein mit einer Hand, packte den Hasen mit der anderen am Genick und machte ihn so praktisch bewegungsunfähig. Fell streifte meine Lippen, dann grub ich meine Fangzähne in seinen Hals. Flüssige Wärme erfüllte meinen Mund, strömte mir die Kehle hinunter. Hitze und Leben erfüllten meinen Leib und verbreiteten Zufriedenheit in meinen Gliedern.

Dann öffnete sich mir der Geist des Hasen.

Tief und schneidend durchfuhr Panik meine Sinne. Lauf, drängte mich der Instinkt des Hasen. Jede Zelle meines Körpers wusste, dass ich sterben würde, wenn ich nicht weglaufen konnte. Das Herz schlug mir jäh bis zum Hals, was das Schlucken schwierig machte.

Der Biss eines Vampirs löst bei Menschen Glücksgefühle aus, aber Tiere erkennen den Tod, wenn er sie erfasst. Dennoch, sogar während ich in den Tiefen der Todesangst des Hasen versank, spürte ich andere Instinkte – ein dunkleres Verlangen, fordernd, das mich weiter den Mund bewegen und mich schlucken ließ.

Der kleine Hase tat einen letzten Atemzug. Dann riss die geistige Verbindung zwischen uns ab. Die unvermittelte Abwesenheit seiner angsterfüllten Gegenwart hinterließ ein klaffendes Loch in meinem Verstand – eine Leere, die sich nicht wieder füllte, als ich mir allmählich wieder meiner selbst und des schlaffen Körpers in meinen Händen bewusst wurde.

Meine Finger zitterten, als ich den kleinen Leichnam vor Bobby ablegte. Ich schluckte heftig. Meine Zunge schmeckte, als hätte ich an einem alten Stück Kupfer genuckelt, und ich fröstelte trotz der neuen Wärme, die durch meine Glieder rauschte. Das hier ist völlig natürlich. So wie es sein soll. Ich war als Raubtier geboren. Eine Katze. Mein ganzes Leben lang hatte ich mit meinem Clan gejagt. Dieser Hase war Beute, die ihre Aufgabe im Kreislauf des Lebens erfüllte.

Bobby stupste mit seinem lohfarbenen Luchskopf gegen mein Knie und sah mich aus mandelförmigen Augen bittend an. Mein Blick wurde wieder klar, und ich bemerkte, dass ich immer noch über dem toten Hasen kauerte und ihm sanft mit dem Daumen über die erkaltende Pfote streichelte. Ich zog die Hand zurück und sprang auf.

Bobby starrte mich noch ein, zwei Herzschläge lang an, dann schnellte seine Pfote vor und schlitzte dem Hasen den Bauch auf. Die Tierversion waidgerechten Ausweidens – oder eines Appetithappens. Erneut ertönte ein Schrei in meinem Kopf, zuerst als die Stimme des toten Hasen, dann verwandelte sie sich in das Schluchzen einer Frau. Ich wandte mich ab, doch es war zu spät.

Dass ich heute Abend die enthauptete Leiche gefunden hatte, war eine zu starke Erinnerung an die Taten der Einzelgänger. Nun sah ich vor meinem geistigen Auge, wie Krallen durch Fleisch schnitten. Das Fleisch war ohne Fell, blass, menschlich und sehr lebendig. Der Schrei der Frau verstärkte sich vor Schmerz, und euphorisches Schwindelgefühl stieg in mir hoch, als ich den Arm ausstreckte, um noch mehr zarte Haut aufzuschlitzen.

Nein, ich werde das nicht sehen – werde es nicht fühlen! Nicht noch einmal!

Fest kniff ich die Augen zu, doch die Bilder, die sich hinter meinen Augenlidern abspielten, konnte ich nicht aussperren. Bobbys katzenhafter, besorgter Ruf verklang in der Ferne, der erste Hinweis darauf, dass ich rannte. Meine Schritte trugen mich mühelos durch den gefrorenen Wald, doch ich konnte den Erinnerungen, die mich verfolgten, nicht entkommen.

Und es waren Erinnerungen. Nur waren es nicht meine.

Ich hatte die Erinnerungen in mich aufgenommen, als ich versucht hatte, den Einzelgänger während unseres Kampfs auszusaugen. Mein Geist hatte den seinen berührt, hatte durch seine Augen gesehen, hatte das Hochgefühl gespürt, das ihn durchströmte, wenn er tötete. Nun hatte ich Flashbacks aus der Biografie eines Soziopathen, bei denen ich unter vollem Sinne-Surround in der ersten Reihe saß. Und vor diesen verdorbenen Gedanken würde ich niemals davonlaufen können.

Kapitel 3

Das Laufen half mir nicht dabei, einen klaren Kopf zu bekommen, deshalb zwang ich mich schließlich, langsamer zu werden. Aus dem tiefen Kratzer an meiner Schulter sickerte mir klebriges Blut vorn am Kostüm herunter. Wahrscheinlich habe ich es ruiniert. Wenigstens brauche ich es dann nie mehr zu tragen. Nachdem ich in weitem Bogen zur Blockhütte zurückgelaufen war, streifte ich mir den Schnee, der an meinen nackten Füßen klebte, an der Fußmatte ab und trat ein.

»Bobby? Nathanial? Jemand da?«, rief ich, während ich die Haustür hinter mir zuschlug.

Niemand antwortete, aber im Gang vernahm ich dumpfe Schritte – Schritte, die viel zu schwer waren, um zu einem Luchs zu gehören. Ich zuckte zusammen, als die doppelten Schwingtüren aufschwangen und Nathanials Neufundländer in die Küche trottete.

»Sitz, Regan!«

Der riesige Hund legte nur den Kopf schief. Er umrundete den großen Tisch, der den ganzen Raum beherrschte, und schnüffelte witternd mit seiner schwarzen Nase, während er näher kam. Ich drückte mich flach mit dem Rücken an die Wand und tastete nach dem Türknauf.

»Regan, bleib!« Ich schälte meine freie Hand von der Wand und versuchte, die Geste zu imitieren, mit der Nathanial die Bestie im Zaum hielt.

Regan achtete nicht darauf.

Er machte einen weiteren Schritt nach vorn. Phantomschmerz zuckte durch meinen Körper, auf den Spuren alter Narben von einem Angriff, den ich als Kind nur knapp überlebt hatte. Es war ein bösartiger Wolf gewesen, der mich angegriffen hatte, kein Hund, aber Hunde gehörten ebenfalls zu den Kaniden und waren Wölfen ähnlich genug, um mir ein mulmiges Gefühl zu geben.

Schnuppernd hob der Hund die große Schnauze, und ich schob mich seitwärts an der Wand entlang. Okay, vielleicht mehr als nur »mulmig«.

Regan blieb stehen und stellte die Schlappohren auf, als höre er etwas. Dann wandte er den Kopf zur Tür, ließ die Ohren fallen und sträubte das Nackenfell.

»Braaaver Hund«, flüsterte ich.

Regan zog die Lefzen zu einem stummen Knurren zurück, doch er sah mich dabei nicht an. Sein Blick war auf die Tür geheftet. Ein lautes Ding-Dong durchschnitt die Luft.

Erschrocken fuhr ich zusammen. Die Türglocke? Ich hatte nicht einmal gewusst, dass Nathanial eine Türglocke hatte. Und wer würde ihn hier draußen mitten im Nirgendwo besuchen?

Die Glocke bimmelte erneut.

»Lass uns rein, Kleine«, ertönte eine tiefe weibliche Stimme mit starkem Akzent aus einer Kehle, die es eindeutig eher gewohnt war, eine härtere Sprache zu artikulieren, Deutsch vielleicht.

Oh, der Abend wurde einfach immer besser! Ich kannte diese Stimme. Sie gehörte Anaya, der Vollstreckerin des Vampirrats. Und obwohl ich ihn nicht hören konnte, ging ich jede Wette ein, dass ihr Gefährte Clive bei ihr war. Ich war dem Vollstrecker-Pärchen bisher erst ein einziges Mal begegnet, aber damals hatten die beiden mich mit Freuden meinem, wie sie glaubten, endgültigen Tod ausgeliefert. Ich bezweifelte, dass wir Freunde werden würden.

»Ihr werdet später wiederkommen müssen. Nathanial ist nicht hier!«

»Öffne die Tür!« Diesmal war die Stimme knapp und männlich. Eindeutig Clive.

Regan schien der Tonfall des Vampirs ebenfalls nicht zu gefallen, denn sein verhaltenes Knurren wurde zunehmend weniger verhalten.

Bei dem Klang ballte ich die Hände zu Fäusten, und meine Fangzähne wurden lang. Er knurrt nicht dich an, ermahnte ich mich und wiederholte den Satz innerlich wie ein Mantra. Das Mantra half nichts. Ein großer, knurrender Hund befand sich zwischen mir und der Tür. Sollte er sie doch haben.

Ich kroch an der Küchenwand entlang weiter von ihm fort. Regan verstummte, und wenn ich nicht so angestrengt gelauscht hätte, dann hätte ich das Knarren der hölzernen Stufen draußen nicht gehört.

Anaya und Clive gingen wieder? Einfach so?

Hechelnd sah Regan mich an und ließ dabei seine rosige Zunge seitlich aus dem offenen Maul hängen. Es war ein zufriedener Ausdruck, das wusste ich, dennoch lief mir beim Anblick all seiner großen weißen Zähne ein Schauer über den Rücken.

»Äh, warum bleibst du nicht einfach hier in der Küche, und ich gehe woanders hin?«, fragte ich den großen Hund.

Er betrachtete mich mit glänzenden schwarzen Augen, dann ließ er sich auf die Fliesen plumpsen.

Ich deute das mal als ein Ja.

Vorsichtig stieß ich mich von der Wand ab und schlich auf die Schwingtüren an der gegenüberliegenden Seite des Zimmers zu. Regan beobachtete jeden meiner zögerlichen Schritte. Ich war schon fast einen Meter an ihm vorbei, als ein lautes Krachen die Tür erzittern ließ.

Erschrocken machte ich einen Satz rückwärts und knallte gegen den riesigen Tisch. Regan sprang ebenfalls auf und stellte die Nackenhaare auf, dass sich sein langes Fell sträubte wie bei einem aufgeregten Stachelschwein.

»Ich glaube, du hast etwas verloren«, rief Anaya durch die Tür. Sie unterstrich diese Aussage mit dem Geräusch von etwas Hartem, das auf etwas Fleischiges traf.

Ein schmerzhaftes Stöhnen drang durch die Tür. Ich hatte etwas verloren, das man verletzen konnte?

O nein!

Bobby!

Ich vergaß den knurrenden Hund, schoss durchs Zimmer und riss die Tür auf. Vor mir stand Anaya, immer noch in dem Kostüm, das sie auf der Party getragen haben musste – es sei denn, sie kleidete sich normalerweise immer wie ein Schankmädchen aus dem achtzehnten Jahrhundert, mit einem Rock, der für diese Epoche viel zu kurz war. Hinter ihr sah ich Clive, als Napoleon verkleidet – passend angesichts seiner Körpergröße –, doch anstatt die rechte Hand in seiner Uniform zu verstecken, umklammerte er damit Bobbys Handgelenke, die wieder menschlich waren. Die andere Hand hatte er in Bobbys schulterlangen, lohfarbenen Haaren vergraben, um ihm den Kopf in den Nacken zu ziehen und seine nackte Kehle zu entblößen.

Ich umklammerte den Türrahmen so fest, dass meine Fingerknöchel weiß hervortraten. »Lass ihn los!«

»Lass uns rein«, konterte Anaya. Ich trat einen Schritt zur Seite und wies mit einem Wink auf den nun freien Eingang. Sie schüttelte den Kopf. »Du vergisst die Worte, Kind.«

Richtig, Vampire mussten hereingebeten werden, wenn sie zum ersten Mal eine Wohnung besuchten. Was bedeutete, dass Nathanial sie noch nie hereingelassen hat. Mein Zögern dauerte nur einen winzigen Augenblick, nur lange genug, um darüber nachzudenken, dass die Einladung nicht zurückgenommen werden konnte, sobald ich ihnen erlaubte, Nathanials Zuhause zu betreten. Dann neigte Clive Bobbys Kopf in einem stärkeren Winkel. Der untersetzte Vampir beugte sich vor, und seine Fangzähne zielten auf Bobbys Hals.

»Kommt rein, verdammt«, sagte ich. »Kommt rein.«

Ein breites Krokodilslächeln kroch über Anayas Gesicht. Als sie über die Schwelle trat, hielt sie ihrem Gefährten die Hand hin, worauf dieser Bobby losließ. Ich schlüpfte hinaus, während sich die beiden Vollstrecker in der Küche umsahen.

»Bist du okay?«, flüsterte ich und streckte die Hand aus, um Bobby auf die Beine zu helfen.

Er nahm meine angebotene Hand an, aber nur als Geste, ohne sich auf mich zu stützen, während er sich steifbeinig erhob. Er trug nur seine Jeans, und die nicht einmal ganz zugeknöpft. Keine Spur von seinem Hemd oder den Schuhen.

Er rollte die Schultern, wich meinem Blick jedoch aus. »Tut mir leid«, meinte er schließlich, während er den Nacken kreisen ließ. »Sie haben mich überrumpelt, als ich mich gerade wieder anziehen wollte. Ich hatte sie nicht kommen hören. Sie sind stärker, als sie aussehen.«

»War nicht deine Schuld.« Ich warf einen Blick nach drinnen. Regan war bis ganz zu den Schwingtüren zurückgewichen, doch das schien das Äußerste an Rückzug zu sein, wozu er bereit war. »Nun ja, die Vampire sind im Haus. Also würde ich sagen, wir bleiben hier draußen.«

Ich scherzte – größtenteils –, aber Bobby runzelte die Stirn. Gänsehaut überzog seine breite Brust und Schultern. Verdammt, ich vergesse immer wieder, wie kalt es ist. Bobby musste am Erfrieren sein, wie er hier ohne Hemd im Schnee stand. Erst seit ein paar Wochen ein Vampir, und schon hielt ich es für selbstverständlich, dass Blut und nicht die Umgebungstemperatur dafür verantwortlich war, dass ich mich wohlfühlte. Aber Bobby war ein Shifter, kein Vampir, und Shifter kamen in menschlicher Gestalt nicht besonders gut mit Kälte zurecht.

Nun, irgendwann muss ich mich den Vollstreckern ja stellen. Ich trat hinein, aber nicht weit. Regan knurrte immer noch.

Anaya drehte sich zu mir um. »Ruf deinen Hund zurück.«

»Äh, Regan, aus …«

Der Hund machte nicht einmal Anstalten zu verstummen.

Bobby schnippte mit den Fingern und zeigte auf den Hund. »Platz!«

Regan sah ihn an, dann legte er sich winselnd erst mit der vorderen und dann auch mit seiner hinteren Hälfte auf den Boden.

Oh, also das war echt total unfair!

Nun, da der Hund keine Bedrohung mehr darstellte, rauschte Anaya durch die Schwingtüren, die zum Rest des Hauses führten. Clive blieb in der Küche zurück. An die Küchenzeile gelehnt verschränkte er die Arme vor der Brust und behielt Bobby und mich im Auge.

»Ziemlich anheimelnd, nicht wahr?« Mit dem Kinn deutete er auf die Küche mit ihrem großen Tisch aus Birkenholz, dem Erkerfenster und der Reihe aus einfachen Küchenschränken. Sein Tonfall war nicht schmeichelhaft.

Ich machte mir nicht die Mühe, ihm zu antworten, sondern wippte unruhig auf den Fersen. Es juckte mich in den Füßen, mich zu bewegen. Ich befand mich nicht gern auf so engem Raum mit den Vollstreckern, besonders nicht, wenn Nathanial nicht dabei war. Aber ich würde auch nicht davonlaufen und ihnen Bobby überlassen. Das stand einfach nicht zur Debatte.

Anaya rauschte wieder zur Tür herein und durchbohrte mich mit ihrem dunklen Blick. »Wo ist dein Meister?«

»Nicht hier. Das habe ich euch doch gesagt.«

Ein Muskel über ihrer Schläfe ließ den Rand ihrer dichten Augenbraue zucken. »Wo ist der Eremit?«, fragte sie mit ihrem starken Akzent.

Wie oft musste ich mich denn eigentlich noch wiederholen? »Nicht hier. Er ist zurück ins Death’s Angel gegangen.«

Ihre blutroten Nägel schnitten durch die Luft, als sie meine Aussage mit einer wegwerfenden Geste abtat. »Von da kommen wir gerade.«

Ich sah zu Boden und leckte mir nervös über den Mundwinkel. Nathanial war verschwunden? Nicht gut. Breitbeinig verschränkte ich die Arme vor der Brust und blickte Anaya erneut an. Es war mir egal, wenn ich defensiv wirkte. Ich war in der Defensive, zum Teufel.

»Nathanial hat mich hier abgesetzt, bevor er sich auf den Weg zurück ins Death’s Angel gemacht hat. Wenn ihr ihn nicht gesehen habt, dann müsst ihr euch knapp verpasst haben.«

Anaya und Clive wechselten einen Blick, dabei verhärtete ein identischer Ausdruck der Verärgerung ihre Lippen. Clive stieß sich von der Küchenzeile ab, stolzierte zum Tisch und zog einen Stuhl hervor, um ihn Anaya anzubieten. Dann setzte er sich ebenfalls und legte die gestiefelten Füße auf Nathanials polierte Tischplatte.

»Der Rat – den Eremit nicht eingeschlossen, da er abwesend war – verlangt deine Anwesenheit, Kleine.« Bei ihren Worten breitete sich langsam ein grausames Lächeln auf Anayas Gesicht aus. Etwas, das sie so lächeln ließ, konnte nicht gesund für mich sein. Ich erschauderte, aber sie war noch nicht fertig. »Die Ratsmitglieder haben Fragen. Ich schlage vor, du lieferst Antworten.«

Die Atmosphäre im Raum veränderte sich, und ein weiterer Schauer lief mir kribbelnd die Arme entlang. Keine instinktive Reaktion auf Anayas Drohungen, sondern Scheiße. Magie.

Nicht jetzt!

Jetzt war definitiv ein schlechter Zeitpunkt. Ich vernahm kaum hörbar ein Plopp in meinem Ohr, und Gil erschien hinter den beiden Vollstreckern.

Ich hatte keine Ahnung, was die Magierin gemacht hatte, bevor sie auftauchte, aber ganz eindeutig hatte sie sich mit irgendetwas verschätzt, denn sie erschien knapp einen Meter über dem Boden, wo sie etwa einen halben Herzschlag lang in der Luft schwebte. Dann plumpste sie mit einem Aufschrei auf die Fliesen.

Das Geräusch ließ die Vollstrecker argwöhnisch von ihren Stühlen hochfahren. Sie umringten Gil, als diese sich mit hochroten Wangen vom Boden aufrappelte.

Clive packte sie am Handgelenk. »Wo kommst du denn her?«

Gils Augen wurden noch größer als die glänzenden Messingknöpfe an ihrem rosa Mantel. »Ihr seid … Vampire?« Sie warf mir einen verzweifelten Blick zu.

Was zum Teufel sollte ich denn tun? Ich räusperte mich. »Gil, geh doch bitte zurück ins Wohnzimmer.«

Gil nickte, dass ihr die schwarzen Locken heftig um den Kopf wippten. Sie stolperte einen Schritt rückwärts, doch Clive hielt sie immer noch am Handgelenk fest. Er warf Anaya einen Blick zu. Sie hatte die Hände zu Fäusten geballt und die Schultern gestrafft, als rechne sie mit einem Hinterhalt, aber sie nickte. Also ließ Clive Gils Handgelenk los, und Gil sauste aus dem Zimmer. Dem Mond sei Dank! Ich hatte keine Ahnung, was ich getan hätte, wenn sie sie nicht losgelassen hätten. Was ich tun hätte können.

Anaya kehrte zum Tisch zurück, doch ihr dunkler Blick war scharf, als sie mich erneut ansah. Clive blieb an die hintere Küchenzeile gelehnt, von wo er, wie ich aus eigener Erfahrung wusste, das ganze Zimmer und beide Türen im Auge behalten konnte. Natürlich konnte er unmöglich wissen, dass Gil wahrhaftig aus dem Nichts erschienen war. Ich ließ ihn liebend gern in dem Glauben, dass sie sich an sie herangeschlichen hatte.

Anaya knirschte mit den Zähnen, und trotz der Angst, die sich in meine Eingeweide krallte, lächelte ich. Sie befanden sich in meinem Revier – na ja, in dem von Nathanial zumindest, und er war ein Mitglied des Rates. Sicher stand er im Rang höher als ein paar Vollstrecker. Gils Auftauchen hatte sie aus dem Konzept gebracht. Vielleicht konnte ich das zu meinem Vorteil nutzen. Ich ließ mich auf den Stuhl gegenüber von Anaya sinken und stützte die Ellbogen auf den Tisch.

Anaya zog eine Augenbraue hoch, als wolle sie damit sagen, dass sie meine Frechheit nicht fassen konnte, dennoch lehnte sie sich auf ihrem Stuhl zurück. »Außerdem sind wir gekommen, um dem Eremit eine Botschaft zu überbringen. Da er nicht hier ist …«

Ich stützte das Kinn auf meine verschränkten Finger, ohne den Blick zu senken. »Ich kann sie ihm ausrichten.«

»Nein. Ich denke, wir werden den übrigen Ratsmitgliedern Bericht erstatten. Clive.« Sie erhob sich und streckte die Hand aus. Clive, der mindestens einen Kopf kleiner als Anaya war, hastete zu ihr und ergriff die Hand seiner Herrin. Sie drehte sich um und musterte mich, als wäre ich ein Insekt, von dem sie nicht gedacht hätte, dass es beim Zerquetschen eine solche Schweinerei geben würde. »Sobald der Eremit zurückkehrt, wird er dich vor den Rat bringen. Ich schlage vor, dass ihr keine Zeit verschwendet. Wir gehen jetzt.«

Clive bleckte mir seine Fangzähne entgegen, dann schlang er Anaya einen Arm um die Taille. »Bis bald«, sagte er, doch die Drohung in seinem Tonfall machte deutlich, dass meine Rückkehr ins Death’s Angel nicht erfreulich für mich werden würde.

Dann waren sie verschwunden.