Über Schuld und Sühne
hinausgehen –
ein Weg für Opfer und Täter
Eugen Schulte
© tao.de in J. Kamphausen Mediengruppe GmbH, Bielefeld
1. Auflage 2015
Autor: Eugen Schulte, www.eugenschulte.de
Umschlaggestaltung, Illustration: Andreas Schnitker
Verlag: tao.de in J. Kamphausen Mediengruppe GmbH, Bielefeld,
www.tao.de, E-Mail: info@tao.de
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
ISBN Paperback: 978-3-95802-477-9
ISBN E-Book: 978-3-95802-478-6
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Inhalt
Kapitel 1: Das Labyrinth von Schuld und Sühne
Kapitel 2: Liebevolle Rückkehr zu mir selbst der Erfahrungsbericht einer Frau
Kapitel 3: Ungelebte Freude und Lust
Kapitel 4: Wie lässt sich mit einer Missachtung umgehen?
Kapitel 5: Schweigen, das zu Zwängen führt
Kapitel 6: Ein besonderer Einfluss
Kapitel 7: Die Herausforderung der Opfer
Kapitel 8: Verzwickte Vorstellungen
Kapitel 9: Enttäuschte Träume und die Macht der Liebe
Kapitel 10: Die Rückkehr zum direkten Fühlen, das innere Kind
Kapitel 11: Die stärkste Kraft in uns
Kapitel 12: Wie Beziehungen wieder gelingen
Kapitel 1
Das Labyrinth von Schuld und Sühne
Würde es das Ende von Beziehungen nicht geben,
würde es das Scheitern von Beziehungen nicht
geben, würde es die dunkle Seite der Liebe
nicht geben, wie würden wir dann wissen,
wer wir sind?
Jeder hat es wohl schon mal erlebt, von jemandem verletzt zu werden, und das Naheliegendste scheint dann, sich selbst oder dem anderen die Schuld dafür zu geben. Scheinbar gibt es nur diese zwei Möglichkeiten.
Was dann aber auf jeden Fall passiert, ist, dass man sich selbst „den Rucksack“ vollpackt. Denn auch wenn man jemand anderem die Schuld gibt, kommt man nicht mehr wirklich dazu, das eigene Leben so unbeschwert weiterzuleben wie bisher. Scheinbar hat man etwas übernommen. Und auch wenn man sich selbst die Schuld gibt, ist die Zeit des Unbeschwertseins irgendwie vorbei.
Man bewegt sich scheinbar wie in einem unsichtbaren Gefängnis, aber wo ist der Ausweg? Natürlich gibt es eine Lösung aus dieser Zwickmühle, aber wie kommt man da hin? Es ist meist eine Gratwanderung, bei der man schnell in die eine oder andere Richtung fehltritt. Aber nur der Weg der Mitte führt „zurück“ in die Freiheit.
Nach einem Missbrauch, einer körperlichen Gewalterfahrung oder dem Erleben von psychischer Gewalt läuft das Leben meist nicht mehr wirklich rund. Immer wieder hadern wir mit uns selbst und kommen nicht mehr in unser bisheriges Leben zurück.
Letztlich keinen anderen Ausweg zu finden heißt meist auch, die gesammelten negativen Energien und Spannungen dann an anderen auszuagieren und so selbst zum Täter zu werden. Vielleicht erst mal subtil und versteckt, mit der Zeit aber immer offener und direkter. Einfach ausgedrückt, bestrafen wir entweder andere oder uns selbst.
Denn natürlich können wir diese destruktive Energie auch gegen uns selbst richten. Aber wie könnte es denn anders laufen, und wie vermeiden wir es, in eine Art Opferhaltung zu geraten? In das Ausagieren der negativen Energie gegen uns selbst, die Opferhaltung eben. Und wie sieht der Weg aus, der in die eigene Kraft und Ganzheit zurückführt?
Zunächst mal verlaufen all unsere Beziehungen irgendwie anders, und im Ansammeln von ungeklärten Konflikten erleben wir uns mehr und mehr frustriert. Besonders die Art, wie wir unsere eigene männliche oder weibliche Seite erleben, fühlt sich irgendwie beeinträchtigt an.
Eine immer größere Unausgeglichenheit, meist auch verbunden mit einem lieblosen oder trotzigen Verhalten uns selbst gegenüber, macht sich breit, und schnell schwindet dann auch die Hoffnung auf eine positive Erfüllung in der Liebe. Irgendwie scheint es schwierig geworden zu sein, überhaupt jemandem zu vertrauen, und einfacher, sich die eigenen Gefühle nicht mehr anmerken zu lassen.
Den Frust aber lassen wir dann immer häufiger an anderen aus oder bestrafen uns selbst mit Selbstvorwürfen – was natürlich auch nicht gerade dazu führt, dass wir Beziehungen wieder auf eine positive Weise erleben.
Die inneren Widerstände steigert dann noch das Gefühl, gegen irgendetwas anzukämpfen. Und auch wenn wir am Anfang noch offen mit dieser Erfahrung umgegangen sind, setzt es sich mit der Zeit dann doch irgendwo fest, häufig in Be- oder Verurteilungen des jeweils anderen und dem Abspalten von Anteilen, die wir für negativ halten. Eben den Anteilen, die uns an die oder den Täter erinnern, wie in dem nachstehenden Erfahrungsbericht beschrieben …