Lockruf des Goldes
Roman
Neu übersetzt, mit einem Nachwort,
Anmerkungen und einer Zeittafel
von Lutz-W. Wolff
Es war eine ruhige Nacht im »Tivoli«. An der Theke im Inneren des breiten Blockhauses lehnte ein Halbdutzend Männer, von denen zwei über die relativen Vorzüge von Fichtennadeltee und Limonensaft als Medizin gegen Skorbut diskutierten. Aber sie stritten nur lustlos, mit langen, mürrischen Pausen. Die anderen Männer achteten kaum auf sie. An der gegenüberliegenden Wand standen die Spieltische. Der Würfeltisch war verlassen. Am Faro-Tisch saß nur ein einzelner Spieler. Die Roulettekugel drehte sich gar nicht erst, und der Croupier stand neben dem brüllenden, rotglühenden Ofen und plauderte mit einer dunkeläugigen jungen Frau mit anmutigem Gesicht und schlanker Gestalt, die von Juneau bis Fort Yukon nur als »the Virgin«, die Jungfrau, bekannt war. Drei Männer spielten Stud-Poker, aber mit kleinen Einsätzen und ohne Begeisterung, Zuschauer hatten sie keine. Auf der Tanzfläche im hinteren Raum sah man drei Paare, die sich zu den Klängen einer Geige und eines Klaviers träge im Kreis drehten.
Circle City war nicht verlassen, und auch das Geld war nicht knapp. Die Goldgräber von Moosehide Creek und den Claims im Westen waren gekommen, die Erträge des Sommers waren gut gewesen, und die Beutel der Männer waren prall mit Goldstaub und Nuggets gefüllt. Der Klondike war noch nicht entdeckt worden, und mit den Möglichkeiten der tiefen Grabungen oder der Holzfeuer hatten die Männer am Yukon sich noch nicht beschäftigt. Im Winter wurde nicht gearbeitet, und die Goldgräber hatten sich angewöhnt, während der langen arktischen Nacht in großen Camps wie Circle City zu überwintern. Die viele Zeit drückte schwer, in den Taschen war Gold genug, und die einzige soziale Ablenkung fand sich in den Saloons. Trotzdem war das »Tivoli« praktisch verlassen; die Jungfrau stand beim Ofen, gähnte mit offenem Mund und sagte zu Charley Bates: »Wenn jetzt nicht bald was passiert, geh ich ins Bett. Was ist denn los im Camp? Alle tot?«
Bates machte sich gar nicht erst die Mühe zu antworten, sondern drehte sich bloß missmutig eine weitere Zigarette. Dan MacDonald, ein Pionier unter den Saloonbesitzern und Spielern am Oberen Yukon, Eigentümer und Betreiber des Lokals mit all seinen Glücksspielen, wanderte trübsinnig über den großen, leeren Bretterboden des Schankraums und stellte sich neben die beiden am Ofen.
»Jemand gestorben?«, fragte die Jungfrau.
»Sieht so aus«, war die Antwort.
»Dann muss es das ganze Camp sein«, sagte sie mit abschließendem Tonfall und einem weiteren Gähnen.
MacDonald grinste, nickte und wollte gerade den Mund öffnen, als die Eingangstür aufschwang und ein Mann im Licht erschien. Ein Schwall von Frost, der in der Hitze des Schankraums zu Nebel wurde, wälzte sich kniehoch mit ihm herein und wurde dann dünner und dünner, bis er einige Meter vor dem Ofen erstarb. Der Neuankömmling nahm den Reisigbesen von einem Nagel hinter der Tür und bürstete sich den Schnee von den Mokassins und seinen hohen deutschen Kniestrümpfen. Er schien ziemlich groß, bis ein riesiger Franko-Kanadier von der Bar auf ihn zuging und nach seiner Hand griff.
»Hallo, Daylight!«, war seine Begrüßung. »Bei Gatt, du bist ’ne Freude für wunde Augen!«
»Hallo, Louis, wann bist denn du ’reingeweht?«, gab der andere zurück. »Komm, trink ’nen Schluck und erzähl uns alles vom Bone Creek. Ach, verdammt, lass dich umarmen. Wo ist dein Partner? Den such’ ich.«
Ein weiterer Riese löste sich von der Theke, um ihn zu umarmen. Olaf Henderson und French Louis, die Partner am Bone Creek, waren die beiden größten Männer des Landes, und obwohl sie nur einen halben Kopf größer als der neu Hinzugekommene waren, erschien er fast wie ein Zwerg zwischen ihnen.
»He, Olaf, du bist mein Fleisch, weißt du?«, rief Daylight. »Morgen is’ mein Geburtstag, da leg ich euch flach auf den Rücken, was? Dich auch, Louis. An meinem Geburtstag hau’ ich euch alle um, was? Kommt und trinkt was, Olaf, dann erzähl’ ich euch alles genau.«
Die Ankunft des neuen Mannes schickte eine Welle von Wärme durch den Saloon. »Burning Daylight!«, schrie die Jungfrau, die ihn als erste erkannt hatte, als er ins Licht trat. Charley Bates’ verkniffene Miene entspannte sich bei seinem Anblick, und MacDonald ging zu den drei anderen an der Theke zurück. Das ganze Lokal wurde heller und fröhlicher. Die Barkeeper hatten zu tun. Die Stimmen wurden lauter. Jemand lachte. Der Geiger warf einen Blick in den Schankraum. »Burning Daylight«, sagte er zu dem Klavierspieler, der Walzertakt beschleunigte sich, und die Tänzer ließen sich anstecken. Sie wirbelten herum, als ob sie wirklich Spaß dabei hätten. Auch ihnen war aus alter Zeit bekannt, dass es keine Müdigkeit gab, wenn Burning Daylight auftauchte.
Er drehte sich an der Theke um und sah die Frau am Ofen stehen, die ihm einen eifrigen Willkommensblick zuwarf. »Hallo, Virginia, mein Mädchen!«, rief er. »Hallo, Charley. Was ’n los mit euch allen? Warum zieht ihr solche Gesichter, wenn ein Sarg bloß drei Unzen kostet? Kommt alle her und trinkt mit! Kommt her, ihr Toten, wenn ihr noch nicht begraben seid, und sagt, welches Gift euch am besten schmeckt! Kommt alle her, das ist meine Nacht. Morgen werde ich dreißig, und dann bin ich ein alter Mann. Das ist die letzte Sause der Jugend. Seid ihr alle dabei? Her mit euch, strömt zusammen!«
»Wart mal, Davis!«, rief er dem Bankhalter am Faro-Tisch zu, der gerade seinen Stuhl zurückschob. »Ich mach ein schnelles Spiel mit dir, um zu sehen, ob ihr heute alle mit mir trinkt, oder ob wir alle mit dir trinken.« Er zog einen schweren Beutel mit Goldstaub aus seiner Manteltasche und warf ihn auf die High Card.
»Fünfzig«, sagte er.
Der Faro-Geber teilte zwei Karten aus. Die hohe Karte gewann. Er kritzelte die Zahl auf seinen Block. Der Wiegemeister hinter der Bar legte den Gegenwert von fünfzig Dollar auf die Goldwaage und kippte ihn Burning Daylight in seinen Beutel. Der Walzer im Hinterzimmer ging zu Ende, und die drei Paare kamen, gefolgt von dem Fiedel- und dem Klavierspieler, ebenfalls an die Bar.
»Kommt alle her!«, rief Daylight, als er sie erblickte. »Kommt her und sagt, was ihr wollt! Das ist meine Nacht, und so eine Nacht kommt nicht so bald wieder. Strömt herbei, ihr Siwashes und Lachsfresser! Das ist meine Nacht, das sag ich euch allen – «
»Eine ziemlich räudige Nacht«, ergänzte Charley Bates.
»Da hast du recht, mein Sohn«, sagte Daylight vergnügt. »Eine räudige Nacht, aber dafür ist es meine, verstehst du? Ich bin der räudige alte Wolf. Hör mal, wie ich heule!«
Und er heulte tatsächlich wie ein einsamer grauer Timberwolf, bis die Jungfrau sich ihre hübschen Finger in die Ohren steckte und fröstelte. Im nächsten Augenblick wurde sie schon in Daylights Armen zum Tanzsaal gewirbelt, wo innerhalb von Minuten mit den drei anderen Frauen und ihren Partnern ein übermütiger Virginia-Reel in Gang kam. Männer wie Frauen tanzten in Mokassins, und bald wackelten die Wände von ihrem Gebrüll. Burning Daylight war dabei immer der Mittelpunkt, der zündende Funke, der sie mit Sprüchen, Scherzen und rauen Späßen aus dem Pfuhl der Verzweiflung herausriss, in dem er sie gefunden hatte.
Mit seiner Ankunft hatte sich die Atmosphäre geändert. Er schien den ganzen Raum mit seiner Vitalität zu erfüllen. Wenn Männer von der Straße hereinkamen, spürten sie es sofort, und auf ihre Nachfrage nickten die Barkeeper zum Hinterzimmer hin und erklärten: »Burning Daylight ist auf der Piste.« Dann blieben die Männer, die hereingekommen waren, und die Barkeeper waren beschäftigt. Auch die Spieler fassten sich wieder ein Herz und bald waren die Tische besetzt. Die Chips klackerten, und die Roulettekugel schwirrte monoton über das heisere Rumpeln der Flüche und das raue Gelächter der Männer hinweg.
Nur wenige kannten Elam Harnish bei einem anderen Namen als Burning Daylight, dem Namen, den er schon ganz zu Anfang seines Aufenthalts im Lande erhalten hatte, weil er seine Kameraden immer schon frühmorgens aus den Decken gerissen hatte, mit der Behauptung, sie verschwendeten Tageslicht. Unter den Pionieren in dieser arktischen Wildnis, wo alle Männer Pioniere waren, zählte er zu den ältesten. Männer wie Al Mayo und Jack McQuesten waren noch früher dagewesen, aber sie waren aus dem Gebiet der Hudson Bay Company im Osten über die Rockies gekommen. Er dagegen war der Pionier gewesen, der den Chilkat und den Chilkoot-Pass benutzt hatte. Im Frühjahr 1883 hatte er als mageres Bürschchen von achtzehn mit fünf Kameraden den Chilkoot-Pass überquert.
Im Herbst war er mit einem zurückgekehrt. Vier waren durch Unglücksfälle in der riesigen, unerforschten Wildnis gestorben. Und in den zwölf Jahren seither hatte Elam Harnish im Schatten des Polarkreises nach Gold gewühlt.
Kein anderer hatte so hartnäckig und ausdauernd gegraben wie er. Er war mit dem Land groß geworden. Er kannte kein anderes. Die Zivilisation war ein Traum aus einem anderen Leben. Camps wie Forty Mile und Circle City waren Metropolen für ihn. Und er war nicht nur mit dem Land aufgewachsen, sondern hatte es auch, roh wie es war, mitgeschaffen. Er hatte Geografie gemacht und Geschichte geschrieben, und diejenigen, die ihm folgten, schrieben von seinen Überquerungen und den Trails, die seine Füße gespurt hatten.
Helden neigen selten zur Heldenverehrung, aber unter den Helden dieses jungen Landes galt er bei all seiner Jugend schon als älterer Held. Was die Zeit anging, war er ihnen voraus. Was die Taten anging, war er unerreichbar. Was die Ausdauer anging, war man sich einig, dass er auch die Härtesten übertraf. Außerdem wurde er als mutig, rechtschaffen und anständig eingestuft.
Überall, wo das Leben riskant ist und leicht verloren geht, wenden sich die Menschen fast automatisch dem Glücksspiel zu, um sich zu entspannen und zu amüsieren. Im Yukon spielten die Männer mit ihrem Leben für Gold, und wenn sie dem Boden welches entrissen hatten, spielten sie mit den anderen darum. Elam Harnish bildete da keine Ausnahme. Er war vor allem ein Kerl, und sein Instinkt für das Spiel des Lebens war stark. Und die Umwelt hatte bestimmt, welche Form dieses Spiel nehmen sollte. Geboren war er auf einer Farm in Iowa, dann war sein Vater ins östliche Oregon ausgewandert, und im dortigen Bergbaugebiet hatte Elams Kindheit sich abgespielt. Er hatte nie etwas anderes kennengelernt als harte Kämpfe mit großen Einsätzen. Mut und Ausdauer zählten bei diesem Spiel, aber die Karten verteilte die große Göttin Fortuna. Ehrliche Arbeit für sicheren, aber mageren Lohn zählte nicht. Ein richtiger Mann spielte groß. Er riskierte alles, um groß zu gewinnen, alles andere hieß, ein Verlierer zu sein. Und so war Elam Harnish zwölf lange Yukon-Jahre lang ein Verlierer gewesen. Es stimmte schon, im letzten Jahr hatte er zwanzigtausend Dollar aus seinem Claim am Moosehide Creek rausgeholt, und was noch im Boden steckte, war weitere zwanzigtausend wert. Aber damit hatte er, wie er selbst sagte, bloß seinen Einsatz zurückerhalten. Er hatte zwölf Jahre lang sein Leben riskiert, und bei einem solchen Einsatz waren vierzigtausend ein kleiner Gewinn. Es reichte gerade für einen Drink und einen Tanz im »Tivoli«, ein bisschen Flattern in Circle City im Winter und den Proviant für das folgende Jahr.
Die Männer am Yukon stellten die alte Weisheit auf den Kopf. Bei ihnen hieß es: Schwer verdient, leicht vertan. Als der Tanz vorbei war, forderte Elam Harnish das Haus dazu auf, weiter zu trinken. Einen Dollar kostete jeder Drink, das Gold war sechzehn Dollar die Unze wert; es waren dreißig Leute im Lokal, die seine Einladung akzeptierten. Und nach jedem Tanz lud Elam das ganze Lokal ein. Das war seine Nacht, und niemandem wurde erlaubt, für irgendwas selbst zu bezahlen.
Nicht, dass Elam Harnish ein Säufer gewesen wäre. Er machte sich nicht viel aus Whisky. Er war zu lebendig und stark, zu frei von körperlichen und seelischen Sorgen, um sich der Sklaverei des Alkohols zu unterwerfen. Oft war er monatelang auf dem Trail und dem Fluss und trank nichts Stärkeres als Kaffee, und einmal war er ein ganzes Jahr lang auch ohne Kaffee ausgekommen. Aber er war ein geselliger Typ, und da am Yukon der Saloon der einzige gesellige Ort war, musste er trinken, wenn er Gesellschaft wollte. Als er noch ein junger Bursche in den Goldgräberlagern im Westen war, hatten alle Männer das so gemacht. Für ihn war das die angemessene Form des gesellschaftlichen Lebens für einen Mann. Eine andere kannte er nicht.
Obwohl er ähnliche Kleider wie alle anderen Männer im »Tivoli« trug, war er eine eindrucksvolle Erscheinung. Weichgegerbte Mokassins aus Elchleder mit indianischen Motiven bestickt bedeckten die Füße. Seine Hosen waren gewöhnliche Arbeitshosen, und sein Mantel war aus einer Decke gemacht. Schwere, wollgefütterte Lederfäustlinge mit langen Stulpen hingen an seiner Seite. Wie am Yukon üblich, waren sie mit einem ledernen Riemen verbunden, der um Nacken und Schultern gelegt war. Auf dem Kopf trug er eine Pelzmütze mit hochgeschlagenen Ohrenklappen, von denen die Schnüre zum Zusammenbinden herabbaumelten. Sein hageres, eher langes Gesicht, das unter den Backenknochen leichte Höhlungen zeigte, schien fast indianisch. Die sonnenverbrannte Haut und die wachen schwarzen Augen verstärkten diesen Eindruck noch, obwohl der Bronzeton seiner Haut und die Augen selbst die eines Weißen waren. Er sah älter als dreißig aus, wirkte aber doch beinahe jungenhaft, weil er glatt rasiert und noch ohne Falten war. Der Eindruck eines gewissen Lebensalters besaß keine sichtbare Grundlage. Er beruhte mehr auf abstrakteren Dingen, auf dem, was er durchgemacht und überlebt hatte, und darin war er gewöhnlichen Menschen weit überlegen. Er hatte sein Leben ungeschützt und in ständiger Spannung gelebt, und davon glühte etwas in seinen Augen, vibrierte etwas in seiner Stimme, sprach etwas unhörbar auf seinen Lippen.
Die Lippen selbst waren dünn und schlossen sich meist fest über den regelmäßigen weißen Zähnen. Aber ihre Härte wurde ausgeglichen durch die nach oben gekräuselten Mundwinkel. Dieses Kräuseln gab ihm eine gewisse Liebenswürdigkeit, so wie die winzigen Fältchen in seinen Augenwinkeln ihm Lachen schenkten. Diese Anmut war nötig, um ihn vor einer Natur zu retten, die ihrem Wesen nach wild war und womöglich grausam und bitter gewesen wäre. Die Nase war schmal und zart, mit vollen Nüstern und einer Größe, die zum Gesicht passte, während seine hohe Stirn zum Ausgleich für ihre Schmalheit, vollkommen symmetrisch und herrlich gewölbt war. Zu seinem indianischen Aussehen trug auch das glatte, tiefschwarze Haar bei, das einen gesunden Glanz hatte.
»Burning Daylight lässt die Kerzen brennen«, lachte Dan MacDonald, als eine Salve von Gelächter und Geschrei von den Tänzern aufstieg.
»Der Junge ist genau richtig dafür, was, Louis?«, sagte Olaf Henderson.
»Bei Gatt! Da kannst du drauf wetten«, bestätigte French Louis. »Der Junge is’ pures Gold – «
»Aber wenn der Allmächtige beim Jüngsten Gericht Daylights Seele auswäscht«, unterbrach ihn MacDonald, »dann wird er ’ne Masse Schotter mit in die Waschrinne schaufeln müssen.«
»Gut gesagt«, murmelte Henderson und betrachtete den Spieler mit uneingeschränkter Bewunderung.
»Sehr gut«, bestätigte French Louis. »Isch glaube, darauf sollten wir irgendwann einen trinken, eh?«
Es war zwei Uhr morgens, als die Tänzer das Tanzen eine halbe Stunde lang unterbrachen, weil sie etwas zu essen brauchten. Und genau in diesem Augenblick schlug Jack Kearns vor, ein bisschen Poker zu spielen. Jack Kearns war ein breiter Mann mit schroffen Zügen, der zusammen mit Bettles einen katastrophalen Versuch unternommen hatte, am Oberlauf des Koyokuk, weit innerhalb des Polarkreises, eine Handelsstation zu errichten. Danach war Kearns auf seine Posten bei Forty Mile und Sixty Mile zurückgefallen und orientierte seine Unternehmungen insofern neu, als er in den Staaten eine kleine Sägemühle bestellt hatte und einen Flussdampfer. Die erstgenannte wurde jetzt gerade von Indianern und Hundeschlitten über den Chilkoot-Pass gebracht und würde im Frühsommer, wenn das Eis geschmolzen war, den Yukon herunterkommen. Später im Sommer, wenn die Beringsee und die Mündung des Yukon eisfrei waren, wurde der in St. Michael zusammengebaute Dampfer erwartet, bis an die Reling vollgepackt mit Proviant.
Jack Kearns schlug Poker vor, und French Louis, Dan MacDonald und Hal Campbell (der in Moosehide einen großen Fund gemacht hatte), begrüßten den Vorschlag. Sie tanzten nicht, weil es nicht genug Mädchen gab. Sie suchten gerade nach einem fünften Mann, als Burning Daylight aus dem Hinterzimmer kam, mit der Jungfrau am Arm und den anderen Tänzern in seinem Gefolge. Auf den Anruf der Pokerspieler hin trat er an ihren Tisch in der Ecke.
»Willst du mitmachen?«, fragte Campbell. »Wie sieht’s denn aus mit deinem Glück?«
»Heute Nacht ist genug davon da«, sagte Burning Daylight mit Enthusiasmus, spürte aber zugleich, dass Virginia seinen Arm drückte, um ihn zu warnen. Sie wollte weiter mit ihm tanzen. »Ich bin sicher, dass ich genug habe, aber ich tanze lieber. Ich bin nicht so scharf darauf, euch euer Geld abzunehmen.«
Niemand drängte ihn. Sie nahmen seine Ablehnung als endgültig. Aber dann zog Virginia an seinem Arm, weil sie den Hungrigen folgen wollte, und das führte zu einem erneuten Sinneswandel bei Daylight. Nicht, dass er nicht tanzen wollte, und kränken wollte er Virginia schon gar nicht; aber das wiederholte Drücken an seinem Arm reizte seine freie männliche Natur zur Revolte. Der Gedanke setzte sich in seinem Kopf fest, dass keine Frau ihn beherrschen dürfe. Er war zwar ein Liebling der Frauen, aber sie spielten keine große Rolle für ihn. Sie waren Spielzeug, Erholung vom größeren Spiel des Lebens. Frauen traf er dort, wo er auch Whisky und Glücksspiel fand, und aufgrund seiner Beobachtungen war er zu dem Schluss gekommen, dass es sehr viel leichter war, sich von Alkohol und Karten zu befreien als von einer Frau, mit der man sich zu weit eingelassen hatte.
Er war ein Sklave seiner selbst, was für jemanden mit einem gesunden Ego nur natürlich war; aber die Vorstellung, der Sklave eines anderen zu sein, weckte Mordlust und Panik bei ihm. Für die süße Sklaverei der Liebe hatte er kein Verständnis. Verliebte Männer hatte er immer nur als Verrückte betrachtet, und Verrücktheit zu analysieren war ihm der Mühe nicht wert. Die Kameradschaft mit Männern war etwas anderes als die Liebe der Frauen. In der Kameradschaft gab es keine Sklaverei. Kameradschaft war ein Geschäftsprinzip, eine ordentliche Verabredung unter Männern, die sich nicht nachstellten, sondern die bei der Jagd nach Leben und Schätzen die Gefahren des Trails, der Flüsse und Berge teilten. Männer und Frauen stellten einander nach, und der eine musste den anderen unweigerlich seinem oder ihrem Willen unterwerfen. Kameradschaft war anders. Es gab keine Sklaverei dabei; und obwohl er – ein Mann, der stärker als andere war – mehr gab, als er empfing, war das nichts, was er anderen schuldete, sondern entsprang seiner königlichen Freigiebigkeit. Die Geschenke seiner Mühsal oder heroischen Anstrengung fielen großzügig aus seinen Händen. Tagelang über windgepeitschte Pässe oder mückenverseuchte Sümpfe zu ziehen und das Doppelte von dem zu tragen, was der Gefährte trug, hatte nichts mit Ungerechtigkeit oder Zwang zu tun. Jeder tat sein Bestes. Das war die Geschäftsgrundlage. Manche Männer waren stärker als andere – das stimmte; aber solange jeder sein Bestes tat, war es ein fairer Austausch, ein ehrlicher Handel. Die Geschäftsprinzipien blieben gewahrt.
Aber bei Frauen – nein. Frauen gaben wenig und wollten alles. Frauen hatten Schürzenbänder und banden jeden Mann damit fest, der zweimal in ihre Richtung geschaut hatte. Zum Beispiel die Jungfrau: Als er hereinkam, hatte sie sich fast den Kopf weggegähnt und war hochzufrieden, dass er sie zum Tanzen aufforderte. Aber weil er zwei, drei Mal mit ihr getanzt hatte oder noch öfter, zog sie ihn plötzlich am Arm, als ihn die anderen zum Poker einluden. Das war das unerträgliche Schürzenband, der erste von vielen Zwängen, die sie ausüben würde, wenn er nachgab. Nicht, dass sie kein nettes Weibsstück gewesen wäre. Sie strotzte vor Gesundheit und war ein erfreulicher Anblick, eine ausgezeichnete Tänzerin, aber vor allem war sie eine Frau mit dem Wunsch, ihn mit ihren Schürzenbändern einzufangen und ihn an Händen und Füssen zu fesseln, damit sie ihm das Brandzeichen aufdrücken konnte. Lieber pokern. Er pokerte genauso gern, wie er tanzte.
Er stellte sich dem Zupfen an seinem Arm mit seiner schieren Körpermasse entgegen und sagte: »Hab schon Lust, euch ein bisschen zu scheuchen!«
Wieder kam das Zupfen an seinem Arm. Sie versuchte, ihm das Schürzenband umzulegen! Für den Bruchteil einer Sekunde wurde er zum Wilden, den eine Welle von Angst und Mord überschwemmt. In dieser winzigen Zeitspanne war er ein von Furcht und Wut erfüllter Tiger, der sich beim Anblick der Falle erschreckt. Wäre er tatsächlich bloß ein Wilder gewesen, wäre er wahrscheinlich aus dem Lokal geflüchtet oder hätte sich auf Virginia gestürzt und sie in Stücke gerissen. Aber zugleich wurden in diesem Augenblick Generationen von Disziplin in ihm wach, die den Menschen zu einem sozialen Tier gemacht haben, wenn auch nur zu einem höchst unvollkommenen. Takt und Mitgefühl wetteiferten in seinem Inneren, er lächelte der Jungfrau mit den Augen zu und sagte: »Geht und holt euch schon mal was zu futtern. Ich hab keinen Hunger. Später tanzen wir dann noch ein bisschen. Die Nacht ist jung. Nur zu, mein Mädchen.«
Er löste seinen Arm und tätschelte spielerisch ihre Schulter, während er sich den Pokerspielern zuwandte. »Nehmt das Limit raus, und dann zeig ich’s euch!«
»Das Dach ist das Limit«, sagte Jack Kearns.
»Sprengt das Dach weg!«
Die Spieler sahen sich an, und Kearns verkündete: »Das Dach ist weg.«
Daylight ließ sich auf den wartenden Stuhl fallen, wollte schon seinen Goldsack herausziehen, zögerte aber noch einmal. Virginia schmollte einen Moment, dann folgte sie den anderen Tänzern.
»Ich bring dir ein Sandwich, Daylight«, rief sie über die Schulter zurück.
Er nickte. Sie lächelte verzeihend. Er war den Schürzenbändern entkommen, ohne ihre Gefühle allzu sehr zu verletzen.
»Lasst uns mit Spielmarken spielen«, schlug er vor. »Die kleinen Chips machen immer so eine Unordnung auf dem Tisch … Also, wenn es euch recht ist?«
»Von mir aus gern«, sagte Hal Campbell. »Ich geh mit fünfhundert rein.«
»Ich auch«, sagte Daylight. Dann nannten die anderen den Wert ihrer Schuldscheine. French Louis war der Bescheidenste, seine Spielmarken sollten je hundert Dollar wert sein.
Damals gab es in Alaska keine Betrüger und Gauner. Es wurde ehrlich gespielt, und die Menschen vertrauten einander. Das Wort eines Mannes war genauso gut wie das Gold in der Waschrinne. Die Spielmarken waren rechteckige, flache Blechstücke, die kaum einen Cent wert waren. Aber wenn jemand eine solche Spielmarke einsetzte und sagte, sie wäre fünfhundert Dollar wert, dann wurde sie akzeptiert wie fünfhundert Dollar. Jeder, der sie gewann, konnte sich darauf verlassen, dass derjenige, der sie eingesetzt hatte, sie mit Goldstaub im Wert von fünfhundert Dollar auslösen würde, die auf der Waage ausgewogen wurden. Da die Spielmarken verschiedene Farben hatten, war es nicht schwer, die Schuldner zu identifizieren. Außerdem dachte damals in den frühen Yukon-Tagen noch niemand daran, nur Tischeinsätze zu spielen. Jeder Mann war für alles gut, was er besaß, egal, was sein Eigentum wert war oder worin es bestand.
Daylight hob ab und durfte austeilen. Ein gutes Vorzeichen! Während er die Karten mischte, rief er den Barkeepern zu, sie sollten Drinks für alle ausschenken. Und als er Dan MacDonald, der links von ihm saß, die erste Karte hinwarf, rief er: »Legt euch in die Riemen, ihr Malemutes, Huskys und Siwash-Welpen! Stemmt euch in den Boden! Spannt die Riemen! Werft euer Gewicht ins Geschirr, bis die Brustriemen reißen! Hoppla! Jawoll! Wir fahren durch bis zum Frühstück! Aber eins sag ich euch: Es wird steil bergauf gehen und schnell wieder runter, bis wir da hinkommen! Und der eine oder andere wird dicke Beulen davontragen!«
Als es in Gang kam, wurde das Spiel dann sehr leise. Es gab wenig oder gar keine Worte, obwohl rings um die Spieler ein lautes Getöse im Gang war. Daylight hatte den Funken gezündet. Immer mehr Goldgräber schauten vorbei und blieben dann auch. Wenn Burning Daylight es krachen ließ, wollte das niemand verpassen. Die Tanzfläche war überfüllt. Wegen des Mangels an Frauen banden viele Männer sich Tücher um den Arm, zum Zeichen ihrer Weiblichkeit, und tanzten mit anderen Männern. Alle Spieltische waren bevölkert, und die Stimmen der Männer an der Theke und rings um den Ofen wurden begleitet vom stetigen Klicken der Chips und dem scharfen, auf- und abschwellenden Sirren der Roulettekugel. Alle Elemente einer richtigen Yukon-Nacht waren vorhanden und fingen an, sich zu mischen.
Das Glück am Tisch wechselte gleichmäßig, und es gab keine ungewöhnlichen Blätter. Das führte zwar dazu, dass auf schwache Blätter hoch gewettet wurde, aber kein Spiel dauerte lange. Ein gelungenes Straight verschaffte French Louis gegen Drillinge von Campbell und Kearns einen Pott von fünftausend. Ein Pott von achthundert Dollar wurde mit zwei Dreien gewonnen, als aufgedeckt wurde. Und einmal ließ Daylight sich bei einem Cold Steal für zweitausend Dollar die Karten von Kearns zeigen. Als Kearns seine Karten hinlegte, hatte er einen Bobtail Flush, während Harnish kühn genug gewesen war, mit einem Zehner-Zwilling dagegenzuhalten.
Aber um drei Uhr morgens kam es dazu, dass wirklich starke Hände aufeinandertrafen. Das ist der Augenblick der Augenblicke, auf den die Spieler oft wochenlang warten. Blitzschnell sprach es sich im Lokal herum. Die Zuschauer wurden still. Die weiter entfernt stehenden Männer hörten auf zu reden und näherten sich dem Tisch. Die anderen Spieltische und die Tanzfläche lagen verlassen, bis schließlich alle, mehr als hundert Mann, als kompakte und stumme Gruppe rund um den Pokertisch standen.
Die Einsätze waren schon hoch gestiegen, noch ehe gezogen wurde, und sie stiegen noch immer. Kearns hatte gegeben, und French Louis hatte den Pott eröffnet, mit einer Marke, die in seinem Fall hundert Dollar wert war. Campbell war lediglich mitgegangen, aber Elam Harnish, der als nächster dran war, hatte fünfhundert Dollar gesetzt und zu MacDonald gesagt, er ließe ihn billig mitspielen.
MacDonald warf einen neuerlichen Blick in seine Karten, dann setzte er tausend Dollar. Kearns dachte lange über sein Blatt nach, dann ging er mit. Jetzt kostete es French Louis schon neunhundert, um weiter im Spiel zu bleiben. Auch Campbell hätte es neunhundert gekostet, um drin zu bleiben und Karten ziehen zu dürfen, aber zur allgemeinen Überraschung setzte er nicht nur die neunhundert, sondern erhöhte noch einmal um tausend.
»Jetzt seid ihr endlich auf Touren«, sagte Daylight, als er die fünfzehnhundert sah, und erhöhte noch einmal um tausend. »Helen Breakfast wartet da oben, passt bloß auf, dass nicht das Geschirr reißt.«
»Ich möchte auch zu der Lady«, sagte MacDonald, legte Spielmarken für zweitausend Dollar hin und erhöhte damit noch einmal um tausend.
In diesem Augenblick richteten die Spieler sich auf. Sie wussten jetzt, dass starke Hände im Spiel waren. Obwohl ihre Mienen nichts verrieten, zeigte sich bei allen eine gewisse Anspannung. Jeder einzelne versuchte, so natürlich wie möglich zu wirken, und bei jedem war diese »natürliche Haltung« ein bisschen anders. Hal Campbell zeigte seine übliche Vorsicht. French Louis verriet Interesse. MacDonald behielt seine wohlwollende Freundlichkeit bei, obwohl sie leicht übertrieben wirkte. Kearns gab sich kühl und leidenschaftslos, während Daylight so witzig und spaßhaft wie immer erschien. Elftausend Dollar waren jetzt schon im Pott, und die Spielmarken bildeten einen wirren Haufen in der Mitte des Tisches.
»Ich hab keine Marken mehr«, sagte Kearns leicht betreten. »Wir sollten zu Schuldscheinen übergehen.«
»Hauptsache, du bleibst dabei«, sagte MacDonald herzlich.
»Ob ich drinbleibe, muss ich mir noch überlegen. Ich hab schon tausend da reingetan. Wo stehen wir denn jetzt?«
»Zum Anschauen musst du dreitausend hinlegen. Aber wenn du erhöhen willst, wird dich keiner dran hindern.«
»Von wegen erhöhen! Du denkst wohl, ich hätte so ein Paket wie du?« Kearns musterte sein Blatt. »Ich sag dir, was ich tun werde, Mac. Ich hab so ein Gefühl, und deshalb will ich die dreitausend sehen.« Er schrieb die Summe auf ein Blatt Papier, unterschrieb mit seinem Namen und legte den Zettel in die Mitte des Tisches.
Jetzt richteten sich alle Augen auf French Louis. Er fummelte nervös an seinem Blatt herum. »Bei Gatt! Isch hab überhaupt kein klein Gefühl!« Mit Bedauern warf er seine Karten beiseite.
Daraufhin wanderten die hundertundetwas Augenpaare zu Campbell.
»Draufsatteln werd’ ich nicht, Jack«, sagte der und gab sich damit zufrieden, die erforderlichen zweitausend zu setzen.
Die Augen wanderten zu Daylight. Der kritzelte etwas auf einen Zettel und schob den als Einsatz vor. »Nur, damit ihr nicht denkt, wir wären in der Sonntagsschule für Philanthropie«, sagte er. »Ich will sehen, Jack, und erhöhe um tausend. Und du siehst jetzt mal bisschen Action, Mac.«
»Action kann ich gut brauchen, davon werd ich fett«, gab MacDonald zurück. »Und außerdem erhöhe ich nochmal um tausend. Hast du immer noch so ein Gefühl, Jack?«
»Allerdings.« Kearns schob seine Karten lange in den Fingern herum. »Und dem Gefühl folge ich. Aber ihr sollt wissen, wo ihr steht. Ihr kennt meinen Dampfer, die ›Bella‹ ist mindestens zwanzigtausend wert. Und im Lager in Sixty Mile liegt Proviant für fünftausend in den Regalen. Und dass meine Sägemühle im Anmarsch ist, wisst ihr ja auch. Sie ist schon am Lake Lindeman, und der Lastkahn dafür wird gerade gebaut. Bin ich euch für das Geld gut?«
»Hau rein; du bist auf jeden Fall gut«, gab Daylight zur Antwort. »Und da wir gerade dabei sind, möchte ich beiläufig erwähnen, dass ich zwanzigtausend in Macs Tresor drüben liegen habe, und in Moosehide stecken noch weitere zwanzigtausend im Boden. Du kennst den Claim, Campbell. Ist da noch so viel in der Erde?«
»Allerdings, Daylight.«
»Was kostet’s denn jetzt?«, fragte Kearns.
»Zweitausend zum Sehen.«
»Wenn du jetzt reingehst, gehen wir alle noch höher«, warnte ihn Daylight.
»Ich hab ein riesengutes Gefühl«, sagte Kearns und legte seinen Zweitausenderzettel auf den wachsenden Haufen. »Ich spüre richtig, wie es mir den Rücken rauf und runter krabbelt.«
»Irgendwelche Gefühle hab’ ich nicht«, erklärte Campbell, als er seinen Schuldschein dazulegte, »aber ich hab’ eine ganz erträgliche Hand. Eine Hand zum Draufsatteln ist es allerdings nicht.«
»Meine schon«, sagte Daylight und schrieb. »Tausend zum Sehen und nochmal tausend dazu.«
Die Jungfrau, die direkt hinter ihm stand, tat jetzt etwas, was nicht mal sein bester Freund gedurft hätte: Sie griff ihm über die Schulter, hob seine Karten auf und schaute sie an. Dabei achtete sie allerdings darauf, dass sie ganz dicht vor ihrer Brust blieben. Was sie sah, waren drei Damen und zwei Achten, aber das erriet niemand. Sämtliche Spieler starrten auf ihr Gesicht, als sie die Karten ansah, aber sie ließ sich nichts anmerken. Ihre Züge hätten aus Eis gemeißelt sein können, denn ihr Gesichtsausdruck blieb ganz genau gleich – vorher, währenddessen und danach. Kein Muskel zitterte, kein Nasenflügel erweiterte sich, kein Lichtstrahl erhellte ihr Auge. Sie legte die Karten mit dem Gesicht nach unten zurück auf den Tisch, und langsam wichen die forschenden Blicke zurück, ohne etwas erfahren zu haben.
MacDonald lächelte wohlwollend. »Ich gehe mit, Daylight. Aber ich sattle noch mal zweitausend drauf. Was macht dein gutes Gefühl, Jack?«
»Krabbelt noch, Mac. Du hast mich am Wickel, aber dieses Gefühl ist ein sehr überzeugendes, feuerspeiendes Monster, da muss ich einfach drauf reiten. Ich gehe die dreitausend mit. Und ich habe den Eindruck, Daylight wird auch mitgehen.«
»Das wird er«, bestätigte Daylight, nachdem Campbell seine Karten weggeworfen hatte. »Er weiß, wann’s drauf ankommt, und spielt entsprechend. Die zweitausend bringe ich, dann wird gezogen.«
Abgesehen von den leisen Stimmen der drei Spieler, wurden die Karten in tödlicher Stille gezogen. Vierunddreißigtausend Dollar waren jetzt schon im Pott, und das Spiel war noch nicht einmal halb vorbei. Zu Virginias Verblüffung, behielt Daylight zwar seine drei Damen, legte seine beiden Achten aber beiseite und verlangte zwei neue Karten. Nachzusehen, was er gezogen hatte, wagte sie nicht mehr. Sie kannte die Grenzen der eigenen Selbstkontrolle. Er selbst schaute auch nicht nach. Die beiden neuen Karten blieben genauso verdeckt auf dem Tisch liegen, wie er sie erhalten hatte.
»Karten?«, wollte Kearns von MacDonald wissen.
»Hab genug«, sagte der.
»Du kannst welche tauschen, wenn du willst«, sagte Kearns.
»Nein; sie reichen mir vollkommen.«
Kearns selbst nahm zwei Karten, schaute sie aber nicht an.
Daylight ließ seine Karten immer noch liegen.
»Ich biete nie gegen eine Hand, die keine Karten gekauft hat«, sagte er langsam mit einem Blick auf den Saloonbesitzer. »Bring du die Sache selbst ins Rollen, Mac!«
MacDonald zählte seine Karten sorgfältig, um sicher zu sein, dass damit alles in Ordnung war, dann schrieb er eine Summe auf einen Papierschnipsel und schob ihn in den Pott mit dem einfachen Hinweis: »Fünftausend!«
Kearns, auf dem jetzt alle Augen ruhten, warf einen Blick auf die beiden Karten, die er gezogen hatte, zählte noch einmal die anderen drei, um jeden Zweifel daran zu zerstreuen, dass er nur fünf Karten hielt, und schrieb dann seinen Zettel. »Ich will sehen, was du hast, Mac«, sagte er. »Und dann gehe ich nur kleine Tausend hoch, damit Daylight auch weiter dabei bleibt.«
Die Blicke wanderten zu Daylight. Auch der sah jetzt nach, was er gezogen hatte, und zählte seine fünf Karten. »Die Sechstausend will ich sehen und lege noch fünftausend drauf, bloß um dich rauszukriegen, Jack.«
»Und um dir dabei zu helfen, Jack rauszukriegen, geh’ ich noch mal fünftausend höher«, sagte MacDonald. Seine Stimme war heiser und etwas angespannt, und seine Mundwinkel zuckten nervös, als er das gesagt hatte.
Kearns war bleich, und die Zuschauer sahen, dass seine Hand zitterte, als er seinen Schuldschein schrieb. Aber seine Stimme war unverändert. »Die halt’ ich und geh noch mal fünftausend hoch.«
Jetzt war Daylight wieder der Mittelpunkt. Die Petroleumlampen über ihm ließen den Schweiß auf seiner Stirn glänzen. Der Bronzeton seiner Wangen war vom Ansturm des Blutes noch dunkler geworden. Seine schwarzen Augen glitzerten, und seine Nasenflügel waren geweitet und angespannt. Es waren große Nüstern, die seine Abkunft von wilden Vorfahren zeigten, die dank ihrer tiefen Lungen und großen Atemwege überlebt hatten. Aber im Gegensatz zu MacDonald blieb seine Stimme so fest wie gewöhnlich, und im Gegensatz zu Kearns zitterte auch seine Hand nicht, als er schrieb.
»Ich geh’ bloß die Zehntausend mit«, sagte er. »Nicht, dass ich Angst vor euch hätte, Mac. Es ist nur diese Ahnung bei Jack.«
»Ich setze trotzdem nochmal fünftausend auf seine Ahnung drauf«, erklärte MacDonald. »Ich hatte schon vor dem Ziehen die beste Hand, und ich schätze, die hab ich immer noch.«
»Vielleicht ist das ein Fall, bei dem eine Ahnung nach dem Ziehen besser ist als die Ahnung davor«, stellte Kearns trocken fest. »Und deshalb sagt die Pflicht: ›Erhöhen, Jack, du musst erhöhen!‹ Ich geh’ noch mal fünftausend höher.«
Daylight lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und starrte in die Lampen hinauf, während er laut rechnete. »Ich habe vor dem Ziehen neuntausend gesetzt, dann hab ich mir meine Karten angeschaut und um elftausend erhöht, dann musste ich zehntausend bringen – macht dreißigtausend. Jetzt bin ich nur noch für zehntausend gut.«
Er beugte sich vor und sah Kearns an. »Also bringe ich die Zehntausend und will sehen.«
»Du kannst auch erhöhen, wenn du willst«, sagte Kearns. »Deine Hunde sind gut für fünftausend in diesem Spiel.«
»Nee, nich’ die Hunde. Ihr könnt mein ganzes Gold haben und meinen Claim dazu, aber nich’ meine Hunde. Ich will bloß sehen.«
MacDonald überlegte sehr lange. Niemand rührte sich oder flüsterte. Kein Muskel entspannte sich bei den Zuschauern. Keiner verlagerte sein Körpergewicht auf das andere Bein. Die Stille war heilig. Man hörte nur den mächtigen Luftzug im großen Ofen, und von draußen, gedämpft durch die dicken Balken, das Heulen der Hunde. Es kam nicht jede Nacht vor, dass am Yukon um hohe Einsätze gespielt wurde, und dieser war der bisher höchste im ganzen Land. Schließlich sagte der Saloonbesitzer: »Wenn jemand anderes gewinnt, wird er eine Hypothek auf das ›Tivoli‹ nehmen müssen.«
Die beiden anderen nickten.
»Dann will ich auch sehen.« MacDonald legte seinen Fünftausender-Zettel hin.
Keiner griff nach dem Pott, und keiner nannte das, was er auf der Hand hatte. Gleichzeitig und schweigend deckten sie ihre Karten auf, während die Zuschauer die Hälse reckten und sich auf die Zehenspitzen stellten. Daylight zeigte ein As und vier Königinnen, MacDonald ein As und vier Buben, Kearns eine Drei – und vier Könige. Kearns beugte sich vor, legte den Arm um den Pott und zog ihn zu sich heran. Seine Hand zitterte.
Daylight nickte, zupfte das As aus seinem Blatt und legte es neben das As von MacDonald. »Das war ’s, was mich angetrieben hat, Mac. Ich wusste, jetzt können mich nur noch vier Könige schlagen – und er hat sie tatsächlich gehabt. – Was hattest du denn?«, fragte er voller Interesse und drehte sich zu Campbell um.
»Einen Flush mit vier Karten, offen an beiden Enden – da hätte beim Ziehen noch etwas draus werden können.«
»Stimmt! Da hättest du eine Straße, einen Flush oder einen Royal Flush draus machen können.«
»Hab’ ich auch gedacht«, sagte Campbell bedauernd. »Hat mich sechstausend gekostet, dass ich nicht früher aufgehört habe.«
»Ich wünschte, ihr hättet alle gezogen«, lachte Daylight. »Dann hätte ich die vierte Königin nicht gekriegt. Jetzt muss ich für Billy Rawlins den Postkutscher machen und mit dem Schlitten nach Dyea fahren. Wieviel hast du denn geholt, Jack?«
Kearns versuchte den Pott zu zählen, war aber zu aufgeregt. Daylight zog ihn zu sich herüber, sortierte mit ruhigen Händen die Spielmarken und Schuldscheine und errechnete mit klarem Hirn die Summe. »Hundertsiebenundzwanzigtausend«, verkündete er. »Jetzt kannst du alles verkaufen und heimfahren.«
Der Gewinner lächelte und nickte, schien aber unfähig zu sprechen. »Ich würde ja Getränke spendieren«, sagte MacDonald, »aber die Kneipe gehört mir nicht mehr.«
»Doch, tut sie«, erwiderte Kearns, nachdem er seine Lippen mit der Zunge benetzt hatte. »Dein Schuldschein ist beliebig lange gut. Aber die Drinks zahle ich.«
»Sagt, welchen Schlangensaft ihr trinken wollt! Der Sieger zahlt!«, rief Daylight denen zu, die um ihn herumstanden. Gleichzeitig erhob er sich und schnappte die Jungfrau am Arm. »Kommt alle zum Tanzen, ihr Tänzer, zu einem Virginia-Reel! Die Nacht ist noch jung, und morgen früh heißt es Helen Breakfast für mich und der Vertrag für den Postdienst. Hallo, Rawlins, du … Hiermit übernehme ich den Vertrag und breche um neun Uhr zum Salzwasser auf, einverstanden? Los, kommt! Wo ist denn der Fiedler?«
Es war immer noch Daylights Nacht. Er war der Mittelpunkt und der Häuptling des Festes, von unstillbarer Fröhlichkeit und ansteckendem Übermut. Er war überall gleichzeitig und seine freudige Erregung sprang auf alle anderen über. Kein Streich, den er vorschlug, war seinen Jüngern zu wild, und es folgten ihm alle, bis auf die sinnlos Betrunkenen, die singend und lallend am Wegesrand niedersanken. Ärger gab es dabei überhaupt nicht. Am ganzen Yukon wusste man, dass Zorn und Missgunst verboten waren, wenn Burning Daylight es krachen ließ. In seinen Nächten wagten die Männer nicht, sich zu streiten. In früheren Jahren war so etwas vorgekommen, und dann hatten die Männer erfahren, was wirklicher Zorn ist, und waren zurechtgerückt worden, wie nur Burning Daylight Leute zurechtrücken konnte. In seinen Nächten mussten die Leute lachen und glücklich sein – oder nach Hause gehen. Daylight war unermüdlich. Zwischen zwei Tänzen gab er Kearns die Zwanzigtausend in Goldstaub und überschrieb ihm den Moosehide-Claim. Auf die gleiche Weise arrangierte er die Übernahme des Post-Kontrakts von Billy Rawlins und bereitete den Aufbruch am Morgen vor. Er schickte einen Boten zu Kama, seinem Hundetreiber – einem Tananaw-Indianer, den es im Dienst der weißen Eindringlinge weit aus seinem Stammesgebiet verschlagen hatte. Kama erschien im »Tivoli«, in Pelz gehüllt, hochgewachsen, mager und muskulös, ein Auserwählter seiner barbarischen Rasse und noch immer barbarisch, unerschüttert und wenig beeindruckt von der feiernden Meute, die um ihn herumtobte, während Daylight seine Anordnungen traf. »Umm«, sagte er und zählte an den Fingern auf, was er tun sollte: »Von Rawlins die Briefe holen. Auf den Schlitten laden. Proviant bis Selkirk – glaubst du viel Hundefutter in Selkirk?«
»Genug Hundefutter, Kama.«
»Umm. Schlitten um neun Uhr hier herbringen. Schneeschuhe mitbringen. Kein Zelt mitbringen. Vielleicht kleines Zelt?«
»Auch kein kleines Zelt«, entschied Daylight.
»Umm. Viel kalt.«
»Wir reisen mit leichtem Gepäck, verstehst du? Wir bringen viele Briefe raus und viele Briefe zurück. Du bist starker Mann. Viel kalt, schnell fahren, all right.«
»Sicher all right«, murmelte Kama resigniert. »Viel kalt ist egal. Fertig um neun Uhr clock.«
Er drehte sich auf der mokassinbekleideten Ferse um und ging hinaus, unerschütterlich wie eine Sphinx, grüßte niemand und wurde von niemand gegrüßt, schaute weder nach rechts noch nach links. Virginia führte Daylight in eine Ecke.
»Hör mal, Daylight«, sagte sie mit leiser Stimme. »Du bist pleite.«
»Aber total.«
»Ich habe achttausend in Macs Tresor – «, sagte sie.
Aber Daylight unterbrach sie sofort. Die Schürzenbänder baumelten vor seiner Nase und er scheute davor zurück wie ein nie gerittenes Fohlen.
»Macht nichts«, sagte er. »Pleite bin ich zur Welt gekommen, pleite werd’ ich sie wieder verlassen. Und seit ich hier bin, war ich auch die meiste Zeit pleite. Komm, lass uns tanzen!«
»Aber hör doch«, drängte sie. »Mein Geld liegt ja bloß rum. Ich könnte es dir leihen – als Investition«, fügte sie hastig hinzu, als sie sein alarmiertes Gesicht sah.
»Mich braucht niemand zu finanzieren«, war seine Antwort. »Ich stecke meinen Claim ab, und wenn ich einen Gewinn mache, gehört er mir ganz allein. Nein danke, mein Mädchen. Verbindlichsten Dank. Ich werde mein Kapital auffrischen, indem ich die Post hin und her fahre.«
»Aber Daylight«, protestierte sie zärtlich.
Mit einer plötzlich vorgetäuschten Munterkeit zog er sie zurück auf die Tanzfläche und während er sie im Takt eines Walzers herumwirbelte, dachte sie an das eiserne Herz des Mannes, der sie in den Armen hielt und allen Listen widerstand, die ihr einfielen.
Um sechs Uhr morgens, vom Whisky entflammt, aber doch ganz er selbst, stand er an der Theke und drückte die Hände der Männer herunter. Das Armdrücken verlief folgendermaßen: Zwei Männer setzten sich an einer Ecke gegenüber. Ihre Ellbogen stützten sich auf die Theke, ihre Hände umspannten einander, während jeder versuchte, die Hand des anderen herunterzudrücken. Ein Mann nach dem anderen trat gegen ihn an, aber keiner vermochte, seine Hand herunterzudrücken, sogar Olaf Henderson und French Louis scheiterten, trotz ihrer Größe. Als sie behaupteten, es wäre ein Kniff, ein antrainierter Muskeltrick, forderte er sie zu einem anderen Wettkampf heraus.
»Schaut alle her!«, schrie er. »Ich mache jetzt Folgendes: Erstens lasse ich meinen Beutel hier wiegen, das ist mein Einsatz, dann lasse ich euch so viele Mehlsäcke vom Boden heben, wie ihr nur könnt, und wenn ihr damit fertig seid, lege ich noch zwei Säcke drauf und hebe den ganzen Klumpatsch auf einmal hoch.«
»Bei Gatt! Die Wette nehme isch an!«, rumpelte French Louis in einer Woge von Beifall.
»Warte!«, schrie Olaf Henderson. »Ich bin genauso stark wie du, Louis. Ich teil mir die Wette mit dir.«
Als er auf die Waage gelegt wurde, zeigte sich, dass Daylights Beutel genau vierhundert Dollar wert war. Louis und Olaf teilten sich die Wette. Aus MacDonalds Vorratskammer wurden Fünfzig-Pfund-Säcke Mehl ins Lokal gebracht. Zunächst erprobten ein paar andere Männer noch ihre Kraft. Sie stellten sich rittlings auf zwei Stühle und zogen die mit Seilen zusammengeschnürten Säcke hoch. Viele Männer waren in der Lage, auf diese Weise vier- oder fünfhundert Pfund hochzuheben, während einige sogar sechshundert schafften. Dann griffen die beiden Riesen zu und kamen bei siebenhundert zum Gleichstand. Dann legte French Louis noch einen Sack drauf und brachte siebenhundertfünfzig zum Pendeln. Olaf wiederholte die Leistung, aber achthundert schafften sie beide nicht. Immer wieder versuchten sie es, ihre Stirnen waren schweißnass und die Knochen knackten vor Anstrengung. Sie waren in der Lage, die Säcke ein bisschen anzulupfen und gleich wieder runterplumpsen zu lassen, aber richtig anzuheben vermochten sie die Last nicht.
»Bei Gatt! Daylight, dieses Mal hast du einen Riesenfehler gemacht«, sagte French Louis, richtete sich auf und kam von den Stühlen herunter. »Nur ein verdammter Eisenmann kann das. Hundert Pfund mehr? Nein, mein Freund, nicht mal zehn Pfund!«
Die Säcke wurden losgebunden, aber als zwei Säcke dazugelegt wurden, griff Kearns ein: »Nur einen Sack mehr!«
»Zwei!«, rief jemand. »Das war die Wette.«
»Aber sie haben den letzten Sack ja nicht hochgekriegt«, widersprach Kearns. »Sie haben nur siebenhundertfünfzig gehoben.«
Daylight wischte alle Verwirrung beiseite. »Warum macht ihr euch solche Sorgen? Was ist schon ein weiterer Sack? Wenn ich keine drei weiteren Säcke heben kann, dann doch wenigstens zwei. Legt sie drauf!«
Er stellte sich auf die Stühle, ging in die Hocke und beugte seine Schultern herunter, bis seine Hände das Seil packen konnten. Dann rückte er seine Füße noch etwas zurecht, spannte seine Muskeln versuchsweise, entspannte sich wieder und suchte nach dem perfekten Zusammenspiel aller Hebelkräfte des Körpers.
French Louis sah skeptisch zu und schrie dann plötzlich: »Zieh wie der Teufel, Daylight! Zieh wie der Teufel!«
Daylights Muskeln straffen sich zum zweiten Mal, und diesmal im Ernst, bis nach und nach die ganze Kraft seines herrlichen Körpers zum Einsatz kam und ganz unmerklich, ohne Rucken und Zerren, die sperrigen neunhundert Pfund sich vom Boden hoben und wie ein Pendel zwischen seinen Beinen vor und zurück schwangen.
Olaf Henderson stieß einen gewaltigen, laut hörbaren Seufzer aus. Virginia, die sich unwillkürlich verkrampft hatte, bis ihr die Muskeln wehtaten, entspannte sich wieder, während French Louis ehrfürchtig murmelte: »Salut, M’sieu Daylight! Isch bin eine große Baby, aber Sie sind ein großer Mann!«
Daylight ließ seine Last fallen, sprang auf den Boden und ging zur Theke. »Du kannst es gleich reinwiegen!«, sagte er und warf dem Mann an der Waage den Beutel hin, der ihm je zweihundert Dollar aus den Beuteln der beiden Verlierer einfüllte.
»Kommt alle her!«, rief Daylight. »Nennt euern Schlangensaft! Der Sieger zahlt.«
»Das ist meine Nacht!«, schrie er zehn Minuten später noch einmal. »Ich bin ein einsamer Wolf, und ich hab dreißig Winter gesehen. Heute ist mein Geburtstag, der Tag des Jahres für mich, und ich kann jeden aufs Kreuz legen. Kommt, ich schmeiße euch in den Schnee, kommt her, ihr Chechaquos und Sourdoughs, lasst euch von mir taufen!«
Die ganze Meute strömte zur Tür hinaus, alle außer den Barkeepern und den singenden Säufern. MacDonald schien allerdings doch seine Würde wahren zu wollen, denn er trat Daylight mit ausgestreckter Hand entgegen.
»Was? Du zuerst«, lachte Daylight und packte die Hand des anderen wie zum Gruß.
»Nein, nein«, widersprach ihm der andere hastig. »Bloß zum Geburtstag will ich dir gratulieren. Natürlich kannst du mich in den Schnee werfen. Was für eine Chance hab ich schon gegen einen Mann, der neunhundert Pfund heben kann?«