Cover

Christian Jacq

Ramses.
Band 5: Im Schatten der Akazie

Aus dem Französischen von Ingrid Altrichter

Rowohlt Digitalbuch

Inhaltsübersicht

Über Christian Jacq

Christian Jacq, geboren 1947 in Paris, promovierte in Ägyptologie an der Sorbonne. Er veröffentlichte zahlreiche wissenschaftliche Aufsätze und wurde von der Académie française ausgezeichnet. Im Zuge seiner Forschungen gründete er das Institut Ramsès, das sich insbesondere der Erhaltung gefährdeter Baudenkmäler der Antike widmet. Neben Beiträgen zur Fachliteratur schrieb er mehrere erfolgreiche Romane. Mit «Ramses» gelang ihm auf Anhieb der Sprung auf die Bestsellerliste.

Über dieses Buch

Ramses hat Ägypten zu großem Wohlstand geführt. Doch äußere Anfeindungen gefährden den Frieden. Unter Androhung eines neuen Krieges drängt ihn Hattuschili, der König der Hethiter, seine Tochter zur Gemahlin zu nehmen. Und die nach Rache dürstenden Libyer zetteln einen Aufstand an.

Der letzte Band von Christian Jacqs weltberühmter Romanbiographie.

 

«Stimmungsvoller als an Ramses' Seite könnte heute ein Ägypten-Reisender kaum durch das Land der Pyramiden geleitet werden.» (WAZ)

Impressum

Die Originalausgabe erschien 1997 unter dem Titel «Ramsès. Sous l’acacia d’Occident» bei Éditions Robert Laffont, S.A., Paris.

 

Redaktion Heiner Höfener

 

Rowohlt Digitalbuch, veröffentlicht im Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg, April 2013

Copyright © 1998 by Rowohlt Verlag GmbH, Reinbek bei Hamburg

«Ramsès. Sous l’acacia d’Occident» Copyright © 1997 by Éditions Robert Laffont, S.A., Paris

Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt, jede Verwertung bedarf der Genehmigung des Verlages

Umschlaggestaltung C. Günther/W. Hellmann

Schrift DejaVu Copyright © 2003 by Bitstream, Inc. All Rights Reserved. Bitstream Vera is a trademark of Bitstream, Inc.

ISBN Buchausgabe 978-3-499-22475-1 (11. Auflage 2012)

ISBN Digitalbuch 978-3-644-21021-9

www.rowohlt-digitalbuch.de

ISBN 978-3-644-21021-9

Eins

Die Strahlen der untergehenden Sonne überzogen mit ihrem himmlischen Gold die Wände der Tempel von Pi-Ramses, der Hauptstadt Ägyptens, die Ramses der Große im Delta hatte erbauen lassen. Wegen der blaugrün glasierten Kacheln an den Fassaden der Häuser «die Türkisfarbene» genannt, verkörperte die Stadt Reichtum, Macht und Schönheit.

Es lebte sich angenehm hier, doch an diesem Tag wusste der sardische Riese Serramanna weder die milde Luft noch das sanfte Leuchten des sich rosa verfärbenden Abendhimmels zu schätzen. Einen mit Hörnern verzierten Helm auf dem Kopf, das Schwert griffbereit an der Seite und den Schnurrbart sorgsam gezwirbelt, galoppierte der vor langer Zeit zum Vorsteher der Leibwache des Pharaos ernannte ehemalige Seeräuber äußerst missmutig zu dem Haus, in dem der hethitische Prinz Uriteschup seit mehreren Jahren unablässig bewacht wurde.

Der entmachtete Sohn des verstorbenen Hethiterkönigs Muwatalli und Ramses’ eingeschworener Feind hatte seinem eigenen Vater nach dem Leben getrachtet, um dessen Platz einzunehmen. Doch war er nicht so schlau gewesen wie Hattuschili, des Königs Bruder. Während Uriteschup sich bereits als unumschränkter Herrscher über das Land wähnte, hatte sich Hattuschili des Throns bemächtigt und seinen Rivalen zur Flucht gezwungen; zu einer Flucht, die ihm nur dank der Hilfe des ägyptischen Gesandten Acha, Ramses’ Freund aus Kindertagen, gelungen war.

Trotz seiner schlechten Laune konnte sich Serramanna eines Lächelns nicht erwehren. Der erbarmungslose hethitische Krieger hatte fliehen müssen! Und der Gipfel der Ironie war gewesen, dass ausgerechnet der Pharao Ägyptens, den Uriteschup unter allen Männern auf Erden am meisten hasste, ihm Zuflucht gewährt hatte, jedoch nur um den Preis, dass er ihm alle Geheimnisse der hethitischen Armee und ihrer Bewaffnung verriet.

Als in Ramses’ einundzwanzigstem Regierungsjahr Ägypten und Hatti zur Überraschung der beiden Völker einen Friedensvertrag geschlossen und einander für den Fall eines Angriffs von außen gegenseitigen Beistand zugesichert hatten, hielt Uriteschup sein letztes Stündlein für gekommen. Stellte er nicht das Sühneopfer schlechthin dar, Ramses’ vortreffliches Geschenk an Hattuschili, um ihren Bund zu besiegeln? Doch das Gastrecht achtend, hatte der Pharao sich geweigert, ihn auszuliefern.

Heute kam Uriteschup keinerlei Bedeutung mehr zu. Und Serramanna freute sich nicht im Geringsten über die Mission, mit der Ramses ihn betraut hatte.

Das Haus des Hethiters stand am nördlichen Stadtrand, inmitten eines Palmenhains. Man sollte meinen, er habe hier wenigstens die verschwenderische Fülle des Lebens im Lande der Pharaonen genossen, das er einst zu zerstören gehofft hatte.

Serramanna bewunderte Ramses und würde ihm bis ans Ende seiner Tage treu ergeben sein, deshalb war er auch bereit, den schrecklichen Auftrag auszuführen, den der König ihm erteilt hatte, aber nur widerstrebend.

Am Eingang standen zwei mit Dolchen und Knüppeln bewaffnete Wachsoldaten, zwei Männer, die Serramanna selbst ausgesucht hatte.

«Habt ihr etwas zu melden?»

«Nein, Kommandant. Der Hethiter schläft im Garten, neben dem Wasserbecken, seinen Rausch aus.»

Der sardische Riese betrat das Anwesen und schlug eilends den sandigen Pfad ein, der zum Wasserbecken führte. Drei weitere Soldaten bewachten ohne Unterlass den ehemaligen Oberbefehlshaber der hethitischen Armee, der sich die Zeit mit Essen, Trinken, Schwimmen und Schlafen vertrieb.

Hoch oben am Himmel flogen Schwalben, und ein Wiedehopf streifte Serramannas Schulter. Mit zusammengebissenen Zähnen, geballten Fäusten und grimmigem Blick bereitete er sich darauf vor, zu tun, was er tun musste, und bedauerte zum ersten Mal, in Ramses’ Diensten zu stehen.

Wie ein Raubtier, das die drohende Gefahr wittert, wachte Uriteschup auf, noch ehe er den schweren Schritt des Sarden vernahm.

Von hohem Wuchs, muskulös, mit wallender Mähne und fuchsrot behaarter Brust, hatte Uriteschup nichts von seiner Kraft eingebüßt.

Er lag auf den Steinplatten, die das Wasserbecken säumten, und sah aus halbgeschlossenen Augen den Vorsteher der Leibwache Ramses’ des Großen auf sich zukommen.

Es war wohl so weit!

Seit der Unterzeichnung des entsetzlichen Friedensvertrages zwischen Ägypten und dem Hethiterreich hatte Uriteschup sich nicht mehr sicher gefühlt. Hunderte Male war er willens gewesen zu fliehen, aber Serramannas Männer hatten ihm keine Gelegenheit dazu gelassen. Er war der Auslieferung also nur entronnen, um nun von einem Rohling, der ihm an Gewalttätigkeit in nichts nachstand, wie ein Schwein abgeschlachtet zu werden.

«Steh auf!», herrschte Serramanna ihn an.

Uriteschup war nicht daran gewöhnt, Befehle entgegenzunehmen. Langsam, als koste er seine letzten Bewegungen aus, erhob er sich und blickte trotzig den Mann an, der ihm nun gleich die Kehle durchschneiden würde.

In Serramannas Augen flammte nur mühsam unterdrückter Zorn.

«Schlag schon zu, du Henker», höhnte der Hethiter, «wenn dein Herr es doch fordert. Ich werde dir nicht einmal den Gefallen tun, mich zu wehren.»

Die Finger des Sarden umklammerten den Griff seines kurzen Schwerts.

«Verschwinde!»

Uriteschup glaubte, nicht richtig gehört zu haben.

«Was sagst du?»

«Du bist frei.»

«Frei … Wieso frei?»

«Du räumst dieses Haus und ziehst, wohin es dir beliebt. Der Pharao achtet das Gesetz. Es gibt keinen Grund mehr, dich noch länger hier zurückzuhalten.»

«Du machst wohl Witze.»

«Es herrscht Frieden, Uriteschup. Aber falls du den Fehler begehst, in Ägypten zu bleiben, und auch nur die leiseste Unruhe stiftest, werde ich dich festnehmen. Dann giltst du nicht mehr als fremdländischer Würdenträger, sondern als gewöhnlicher Verbrecher. Wenn es an der Zeit ist, dir mein Schwert in den Bauch zu stoßen, werde ich nicht lange zögern.»

«Aber im Augenblick darfst du dich nicht an mir vergreifen. So ist das doch, nicht wahr?»

«Verschwinde!»

 

Eine Matte, ein Schurz, Sandalen, ein Laib Brot, ein Bund Zwiebeln und zwei Amulette aus Fayence, die er gegen Nahrungsmittel eintauschen mochte, das war die spärliche Habe, die Uriteschup zugestanden wurde und mit der er gleich einem Nachtwandler mehrere Stunden durch die Straßen der Hauptstadt irrte. Von der wiedergewonnenen Freiheit wie trunken, war der Hethiter nicht imstande, klar zu denken.

«Es gibt keine schönere Stadt als Pi-Ramses», hieß es in einem beliebten Lied, «wo der Kleine so geachtet wird wie der Große, wo Akazie und Sykomore ihren Schatten spenden, wo die Paläste in Gold und Türkis erstrahlen, wo der Wind voller Sanftmut weht und Vögel über die Weiher flattern.» Uriteschup ließ sich von der Anmut dieser Hauptstadt bezaubern, die in einem fruchtbaren Landstrich unweit eines Nilarms zwischen zwei breiten Kanälen lag, inmitten üppiger Weiden, unzähliger Obstgärten mit den berühmten Apfelbäumen, ausgedehnter Olivenhaine, von denen behauptet wurde, sie lieferten mehr Öl, als der Fluss Sand ans Ufer schwemmte, und umgeben von Rebland, aus dem der süße, fruchtige Wein stammte … Pi-Ramses unterschied sich erheblich von Hattuscha, der rauen, gleich einer Festung auf einer zerklüfteten Hochebene errichteten Hauptstadt des Hethiterreiches.

Ein schmerzlicher Gedanke durchzuckte Uriteschup und riss ihn aus seiner Benommenheit: Nie würde er König von Hatti werden! Dafür konnte er sich nun an Ramses rächen, der den Fehler begangen hatte, ihm die Freiheit zu schenken. Wenn er den Pharao beseitigte, der seit seinem Sieg bei Kadesch wie ein Gott verehrt wurde, dann stürzte er Ägypten und vielleicht sogar den ganzen Vorderen Orient ins Chaos. Und was war ihm, Uriteschup, denn schon geblieben außer seinem brennenden Verlangen, Schaden anzurichten und zu zerstören? Das würde ihn darüber hinwegtrösten, dass er der Spielball eines widrigen Schicksals geworden war.

Um ihn herum wimmelte es von Menschen, ein buntes Gemisch aus Ägyptern, Nubiern, Syrern, Libyern, Griechen und noch anderen, die alle hier zusammengeströmt waren, um diese Hauptstadt zu bewundern, die die Hethiter einst hatten zerstören wollen, ehe sie sich dem Pharao beugten.

Ramses töten … Für Uriteschup bestand keinerlei Aussicht, das zu schaffen. Er war nur noch ein besiegter Krieger.

«Hoher Herr …», murmelte plötzlich hinter ihm eine Stimme.

Uriteschup drehte sich um.

«Hoher Herr … Erkennst du mich wieder?»

Er blickte auf einen Mann von mittlerer Größe mit braunen, lebhaften Augen hinunter; sein dichtes Haar wurde von einem Leinenband zusammengehalten, ein kurzer, rötlicher Spitzbart zierte das Kinn, und er trug ein bunt gestreiftes Gewand, das ihm bis zu den Knöcheln reichte.

«Raia … Der bist du doch, oder?»

Der syrische Händler verneigte sich ehrerbietig.

«Du, ein hethitischer Spion … Bist du wieder in Pi-Ramses?»

«Jetzt herrscht Frieden, Hoher Herr. Eine neue Zeit ist angebrochen, die alten Fehler sind vergeben und vergessen. Ich war ein reicher, geachteter Kaufmann und habe meine Geschäfte wiederaufgenommen. Niemand legt mir etwas zur Last, ich bin bei den Vornehmen des Landes aufs Neue gut angesehen.»

Als Mitglied des hethitischen Spionagenetzes, das Ramses zu Fall bringen sollte, von den ägyptischen Ordnungskräften aber zerschlagen wurde, hatte Raia entkommen können. Nun war er nach einem längeren Aufenthalt in Hattuscha in seine Wahlheimat zurückgekehrt.

«Umso besser für dich.»

«Umso besser für uns.»

«Was soll das heißen?»

«Meinst du vielleicht, diese Begegnung sei eine Frucht des Zufalls?»

Uriteschup betrachtete Raia mit noch größerer Aufmerksamkeit.

«Bist du mir etwa gefolgt?»

«Es waren verschiedene Gerüchte über dich in Umlauf. Die einen besagten, du würdest erbarmungslos umgebracht, die anderen verhießen deine Freilassung. Seit über einem Monat beobachten meine Männer das Anwesen, in dem du gefangen gehalten wurdest. Ich habe dir ein bisschen Zeit gelassen, damit du wieder Geschmack an der Welt findest … Und da bin ich nun. Darf ich dich zu einem kühlen Bier einladen?»

Uriteschup schwankte. So viele überwältigende Gefühle an einem Tag! Seine innere Stimme versicherte ihm indes, dass der syrische Kaufmann ihm bei seinen Plänen helfen könnte.

In der Schenke kam ihr Gespräch schnell in Gang. Raia sah zu, wie Uriteschup sich verwandelte: Nach und nach wurde er wieder ein grausamer Krieger, zu allen Eroberungen bereit. Der Händler hatte sich nicht getäuscht. Trotz der Jahre in ägyptischer Gefangenschaft neigte der ehemalige Oberbefehlshaber der hethitischen Armee wie eh und je zu Zanklust und Gewalt.

«Für gewöhnlich ergehe ich mich nicht in weitschweifigen Reden, Raia; was erwartest du von mir?»

Der Syrer begann zu flüstern.

«Ich habe nur eine Frage an dich, Hoher Herr: Möchtest du dich an Ramses rächen?»

«Er hat mich gedemütigt. Und ich habe mit Ägypten nicht Frieden geschlossen. Es scheint jedoch unmöglich zu sein, diesen Pharao zu bezwingen.»

Raia schüttelte den Kopf.

«Das kommt darauf an, Hoher Herr, das kommt darauf an …»

«Zweifelst du etwa an meinem Mut?»

«Mit Verlaub, Hoher Herr, der allein wird nicht reichen.»

«Aber weshalb solltest du, ein Kaufmann, es wagen, dich in ein so gefährliches Abenteuer zu stürzen?»

Raia lächelte verkniffen.

«Weil mein Hass nicht minder brennt als deiner.»

Zwei

Angetan mit einem breiten Halskragen aus Gold, einem weißen Schurz in der Art, wie ihn schon die Pharaonen zur Zeit der Pyramiden gern getragen hatten, und mit weißen Sandalen, vollzog Ramses der Große die Morgenriten in seinem Tempel für die Ewigkeit am westlichen Ufer bei Theben, im Ramesseum. Hier weckte er die im Naos verborgene göttliche Macht, die ihre Wirkkräfte vom Himmel zur Erde strömen ließ, Ägypten zum Abbild der Weltordnung machte und das dem Menschen angeborene Verlangen nach Zerstörung eindämmte.

Im Alter von fünfundfünfzig Jahren war Ramses eine überaus stattliche Erscheinung: sehr hoch gewachsen, mit ovalem Gesicht, rotblondem Haar, breiter Stirn, auffallend geschwungenen Brauen über durchdringend blickenden Augen sowie mit einer langen, schmalen, leicht gebogenen Nase und runden, schön geformten Ohren. Er strahlte große Anziehungskraft, Stärke und natürliche Autorität aus. In seiner Gegenwart verloren sogar die unerschrockensten Gemüter die Fassung. Wurde dieser Pharao, der das Land mit Tempeln und Kultstätten übersät und alle seine Feinde unterworfen hatte, nicht von einem Gott beseelt?

Dreiunddreißig Jahre Herrschaft … Allein Ramses wusste, wie schwer die erduldeten Prüfungen wirklich auf ihm lasteten. Begonnen hatten sie mit dem Tod seines Vaters Sethos, nach dem er sich vollkommen ratlos gefühlt hatte, und das just zu einer Zeit, da die Hethiter sich anschickten, gegen Ägypten Krieg zu führen. Ohne die Hilfe Amuns, seines himmlischen Vaters, wäre Ramses – von den eigenen Truppen im Stich gelassen – bei Kadesch geschlagen worden. Gewiss, er hatte auch Glück und Frieden erlebt, aber mittlerweile war seine Mutter, Tuja, das Inbild rechtmäßiger Macht, ihrem erlauchten Gemahl in die Gefilde des Lichts nachgefolgt, in denen die Seelen der Gerechtfertigten ewig fortlebten. Und dann hatte das unerbittliche Schicksal erneut zugeschlagen, auf die furchtbarste Weise: Die Große königliche Gemahlin, Nefertari, war in seinen Armen gestorben, in Abu Simbel, im Herzen Nubiens, wo Ramses zum Ruhme der unzerstörbaren Einheit des Herrscherpaares zwei Tempel hatte errichten lassen.

So hatte der Pharao die drei Menschen verloren, die ihm die teuersten gewesen waren, die drei Menschen, die ihn mit ihrer grenzenlosen Liebe geprägt hatten. Dennoch musste er weiterhin regieren und Ägypten mit gleichem Glauben, mit gleicher Inbrunst verkörpern.

Noch vier Gefährten hatten ihn nach vielen gemeinsam errungenen Siegen verlassen: seine zwei Pferde, die auf dem Schlachtfeld stets so tapfer gewesen waren, dann sein nubischer Löwe, der ihm mehr als einmal das Leben gerettet hatte, und Wächter, sein erster goldgelber Hund, dem eine Einbalsamierung erlesenster Art zuteilgeworden und ein zweiter Wächter gefolgt war. Nach diesem würde es einen dritten geben, der bereits vor kurzem zur Welt gekommen war.

Dahingegangen war auch der griechische Poet Homer. Er hatte seine Tage sinnend unter dem Zitronenbaum in seinem Garten beschlossen. Voller Wehmut dachte Ramses an die Gespräche mit dem Dichter der Ilias und der Odyssee zurück, der so für das Pharaonentum geschwärmt hatte.

Nach Nefertaris Tod war Ramses versucht gewesen, der Macht zu entsagen und sie seinem erstgeborenen Sohn Kha zu übergeben, doch der Kreis seiner Freunde hatte sich dem widersetzt und ihm in Erinnerung gerufen, dass er Pharao auf Lebenszeit war und nicht mehr sich selbst gehörte. Wie sehr er als Mensch auch leiden mochte, er musste seine Pflicht erfüllen. So gebot es die göttliche Regel, und Ramses würde sich ihr fügen wie seine Vorgänger.

Hier, im Tempel der Millionen Jahre, dem Quell der Magie, die seine Herrschaft beschützte, hier hatte Ramses die Kraft geschöpft, deren er bedurfte, um das Werk fortzusetzen. Obgleich ihn eine wichtige Zeremonie erwartete, hielt er sich über Gebühr im Ramesseum auf. Innerhalb der sechshundert Ellen langen Umfassungsmauer lagen die zwei großen Höfe mit den Pfeilern, die den König als Osiris darstellten, dann ein sechzig Ellen tiefer und achtzig Ellen breiter Saal mit achtundvierzig Säulen, mehrere Kapellen sowie das Allerheiligste, die Wohnung des Gottes. Den Eingang in die Tempelanlage bildete ein gewaltiger Pylon, dessen Inschriften besagten, dass er bis in den Himmel reiche. An der Südseite des ersten Innenhofes stand der Palast, und rund um die heilige Stätte gruppierten sich eine große Bibliothek, Vorratsräume, ein Schatzhaus für edle Metalle, die Amtsstuben der Schreiber und die Wohnhäuser der Priester. In dieser Tempelstadt wurde Tag und Nacht gearbeitet, denn der Dienst an den Göttern kannte keine Ruhepausen.

Zu kurz schien Ramses die Zeit, die er in jenem Teil des Heiligtums verweilen konnte, der seiner Gemahlin Nefertari und seiner Mutter, Tuja, geweiht war. Er betrachtete die Flachreliefs, Darstellungen der Königin, des verborgenen und zugleich leuchtenden Gottes Amun-Re und einer himmlischen Kuh, die den Pharao säugte und ihm auf diese Weise immerwährende Jugend bescherte.

 

Im Palast dürfte man allmählich die Geduld verlieren. Der Herr der Beiden Länder riss sich von seinen Erinnerungen los, blieb weder vor der fünfunddreißig Ellen hohen Kolossalstatue stehen, die aus einem einzigen Block Rosengranit herausgemeißelt worden war und den Namen «Ramses, Licht der Könige» trug, noch vor der Akazie, die er im Jahre zwei seiner Herrschaft gepflanzt hatte, sondern strebte unverzüglich dem Audienzsaal zu, in dem sich die fremdländischen Gesandten versammelt hatten.

 

Mit blitzenden grünen Augen, einer zierlichen Nase und einem edel geformten Mund über dem nur schwach ausgeprägten Kinn war Iset die Schöne, wiewohl sie die fünfzig bereits überschritten hatte, noch immer eine lebhafte Frau heiteren Gemüts. Die Jahre vermochten ihr nichts anzuhaben, sie war so anmutig und verführerisch wie eh und je.

«Ist der König endlich aus dem Tempel herausgekommen?», erkundigte sie sich bei ihrer Leibdienerin.

«Bis jetzt noch nicht, Majestät.»

«Die Gesandten werden sicher schon zornig!»

«Keine Sorge, Majestät. Den Pharao sehen zu dürfen ist eine solche Gunst, dass es niemand wagen wird, ungeduldig zu sein.»

Den Pharao sehen zu dürfen … Ja, das war wirklich die größte Gunst! Iset erinnerte sich noch an ihr erstes Stelldichein mit Prinz Ramses, diesem ungestümen jungen Mann, dem die Macht damals verwehrt schien. Wie glücklich waren sie in der Schilfhütte am Rande eines Weizenfeldes gewesen, in der sie heimlich ihre Lust ausgekostet hatten! Dann war die erhabene Nefertari aufgetaucht und besaß, ohne es selbst zu wissen, alle Eigenschaften, die eine Große königliche Gemahlin brauchte. Ramses hatte sich nicht in ihr getäuscht. Dennoch war Iset die Mutter seiner Söhne Kha und Merenptah geworden. Für kurze Zeit hatte sie ihm gegrollt, aber da sie sich selbst nie zugetraut hätte, die erdrückenden Aufgaben einer Königin zu übernehmen, trachtete sie nur danach, wenigstens in bescheidenem Maß am Leben des Mannes teilzuhaben, den sie bis zum Wahnsinn liebte.

Weder Nefertari noch Ramses hatten sie zurückgewiesen. Als «zweiter Gemahlin» kam ihr nach dem Zeremoniell bei Hof das unvergleichliche Vorrecht zu, sich in der Nähe des Herrschers aufzuhalten, ein Dasein in seinem Schatten zu führen. Manche meinten zwar, sie vergeude ihr Leben, doch Iset kümmerte sich nicht um derlei Besserwisserei, sie war lieber Ramses’ Dienerin als die Gemahlin irgendeines törichten, dünkelhaften Würdenträgers.

Nefertaris Tod hatte sie in tiefe Betrübnis gestürzt, zumal die Königin keine Rivalin gewesen war, sondern eine Freundin, für die Iset Achtung und Bewunderung empfunden hatte. Weil sie wusste, dass kein Wort den großen Schmerz des Königs zu lindern vermochte, blieb sie schweigsam und unauffällig im Hintergrund.

Und da geschah das Unfassbare.

Nachdem Ramses am Ende der Trauerzeit mit eigener Hand die Tür zu Nefertaris Grabstätte verschlossen hatte, bat er Iset die Schöne, seine neue Große Königsgemahlin zu werden. Kein Herrscher konnte allein regieren, denn das Amt des Pharaos erforderte es, die Grundregeln männlichen wie weiblichen Seins miteinander in Einklang zu bringen.

Nie wäre die schöne Iset auf den Gedanken verfallen, Königin von Ägypten werden zu wollen, und der Vergleich mit Nefertari erschreckte sie, aber der Wille des Pharaos duldete keinen Widerspruch. Also hatte Iset sich gefügt, trotz ihrer Angst. Nun war sie «die Anmutvolle, die süß in der Liebe ist, die Horus und Seth schaut, die Herrin der Beiden Länder, die Königin von Ober- und Unterägypten, deren Stimme alle, die sie hören, mit Freude erfüllt» … Diese überlieferten Titel bedeuteten ihr jedoch nichts. Das wahre Wunder bestand für sie darin, dass sie fortan Ramses’ Leben, seine Hoffnungen und seine Nöte mit ihm teilen sollte. Iset war die Hauptgemahlin des größten Herrschers geworden, den es je auf Erden gegeben hatte, und das Vertrauen, das er in sie setzte, war für sie Glück genug.

«Seine Majestät schickt nach dir», sagte die Leibdienerin.

Die von zwei hohen Federn überragte Geierhaube auf dem Haupt, in einem langen weißen Kleid, das in der Taille von einem roten Gürtel zusammengehalten wurde, und mit einem Halskragen sowie Armspangen aus Gold geschmückt, begab sich die Große königliche Gemahlin zum Audienzsaal. Da sie einer adligen, begüterten Familie entstammte, war sie darin unterwiesen worden, wie sie sich bei öffentlichen Zeremonien vorteilhaft zur Geltung brachte. Dieses Mal, und das wusste sie, würde sie gleich dem Pharao die unnachsichtigen Blicke aller Würdenträger auf sich ziehen.

Iset die Schöne blieb kurz vor Ramses stehen.

Er, ihre erste und einzige Liebe, flößte ihr immer noch ehrfürchtige Scheu ein. Er war zu groß für sie, nie würde sie die Tiefe seines Denkens ergründen, aber die Magie der Leidenschaft schüttete diesen unüberwindlichen Graben zu.

«Bist du bereit?»

Die Königin von Ägypten verneigte sich.

Als das Herrscherpaar im Audienzsaal erschien, verstummten die Gespräche. Ramses und Iset nahmen auf dem Thron Platz.

Der Oberste Gesandte des Pharaos und sein Freund aus Kindertagen, der sehr elegante Acha, der gern neue Moden ins Leben rief, trat einen Schritt vor. Wer hätte beim Anblick dieses erlesen gewandeten Mannes mit dem kleinen, gepflegten Schnurrbart, den vor Klugheit sprühenden Augen und dem beinahe herablassenden Gebaren je vermutet, dass ihn Abenteuer lockten und er nicht gezögert hatte, bei einer gefährlichen Mission auf hethitischem Boden sein Leben zu wagen? Von hübschen Frauen ebenso angetan wie von schönen Kleidern und gutem Essen, betrachtete Acha die Welt mit spöttischem, zuweilen auch enttäuschtem Blick. Dennoch trug er das unstillbare Verlangen, den Ruhm des Pharaos zu mehren, des einzigen Menschen, für den er uneingeschränkte Bewunderung empfand, ohne dass er ihm das jemals eingestanden hätte.

«Majestät, der Süden wirft sich dir zu Füßen, bringt dir seine Reichtümer dar und bittet dich um den Odem des Lebens; der Norden erfleht das Wunder deiner Gegenwart; der Osten vereint seine Länder, um sie dir zum Geschenk zu machen; der Westen kniet demutsvoll nieder, seine Anführer beugen ihren Rücken, wenn sie vor dir erscheinen.»

Der Gesandte des Hethiterreiches löste sich aus der Schar seiner Amtsbrüder und verneigte sich vor dem Königspaar.

«Der Pharao ist der Herr des strahlenden Glanzes», erklärte er, «der Atem des Feuers, der Leben schenkt oder zerstört. Möge sein Ka ewig leben, möge seine Zeit glücklich sein, möge der Fluss für ihn am richtigen Tag zu steigen beginnen, denn er verleiht der göttlichen Kraft ihre Wirkung, er, der zugleich ein Teil des Himmels wie der Erde ist. Unter der Herrschaft Ramses’ des Großen ist aller Aufruhr erloschen, und jedes Land lebt in Frieden.»

Den Reden folgten die Geschenke. Vom tiefsten Nubien bis zu den Schutzgebieten Kanaan und Syrien huldigte das gesamte Königreich seinem Herrn.

 

Der Palast lag im Schlummer, nur im Arbeitszimmer des Herrn der Beiden Länder brannte noch eine Lampe.

«Was geht hier vor, Acha?», fragte Ramses.

«Die Beiden Länder blühen und gedeihen, in jeder Provinz herrscht Überfluss, die Speicher wachsen in den Himmel, du bist das Leben deines Volkes, du …»

«Schluss mit dem Gerede! Weshalb verbreitet sich der hethitische Gesandte in so überschwänglichen Lobpreisungen?»

«Als Zeugnis seiner Kunst …»

«Nein, da steckt mehr dahinter. Findest du nicht?»

Acha strich sich mit einem sorgsam gepflegten Zeigefinger über den parfümierten Schnurrbart.

«Ich muss zugeben, dass ich das nicht ganz durchschaue.»

«Ob Hattuschili den Frieden aufkündigen will?»

«Nein, dann würde er uns Botschaften anderer Art zukommen lassen.»

«Sag mir deine wahre Meinung.»

«Glaube mir, ich weiß wirklich nicht, was ich davon halten soll.»

«Bei den Hethitern nicht zu wissen, woran man ist, wäre ein verhängnisvoller Fehler.»

«Heißt das, dass du mir den Auftrag erteilst, die Wahrheit herauszufinden?»

«Wir haben zu viele friedliche Jahre erlebt, du wirst in letzter Zeit träge.»

Drei

Von kleinem Wuchs und immer noch schmächtig, obwohl er zu jeder Tages- und Nachtzeit riesige Nahrungsmengen verschlang, war Ameni mit Leib und Seele Schreiber. Wie Acha seit seinen Kindertagen mit Ramses befreundet, arbeitete er unermüdlich und stand einer ausgewählten Schar von zwanzig sachkundigen Beamten vor, die über alle wichtigen Dinge Berichte für den Pharao anfertigten. Er bewies außerordentliche Tüchtigkeit, und trotz der Kritik, die zwar keineswegs berechtigt war, mit der seine Neider jedoch nicht geizten, schenkte Ramses ihm uneingeschränktes Vertrauen.

Da er zumeist unter Rückenschmerzen litt, aber darauf bestand, ganze Stapel von hölzernen Schrifttafeln und Papyrusrollen selbst zu tragen, war der Oberste Schreiber oft so bleich, dass er den Eindruck erweckte, ihm sei übel. Dennoch brachte er größere Ausdauer auf als seine Untergebenen, benötigte nur wenig Schlaf und konnte stundenlang die Binse handhaben, um vertrauliche Meldungen abzufassen, die allein Ramses zur Kenntnis gelangten.

Der Pharao hatte beschlossen, für mehrere Monate in Theben zu weilen, und so war Ameni samt seinen Gehilfen mit umgezogen. Obwohl er auch den Titel «Sandalenträger des Königs» führte, machte sich der Oberschreiber nichts aus derlei Würden und Ehren. Getreu dem Vorbild des Herrschers galt sein Sinnen und Trachten allein dem Wohl des Landes. Deshalb gönnte er sich keine Ruhepausen und litt ständig unter der Angst, ihm könnte ein verhängnisvoller Fehler unterlaufen.

Ameni tat sich gerade an Gerstensuppe und frischem Käse gütlich, als Ramses seine mit Schriftstücken überhäufte Amtsstube betrat.

«Hast du dein Mahl beendet?»

«Das ist nicht so wichtig, Majestät. Dass du dich hierherbemühst, verheißt nichts Gutes.»

«Deine letzten Berichte schienen aber eher beruhigend zu sein.»

«‹Schienen› … Weshalb diese Einschränkung? Du glaubst doch wohl nicht, dass ich dir auch nur die kleinste Kleinigkeit verhehle!»

Mit zunehmendem Alter wurde Ameni immer reizbarer. Er ertrug Kritik nur mit Mühe, beklagte sich über die Umstände, unter denen er arbeiten musste, und fuhr bedenkenlos jedem über den Mund, der ihm gute Ratschläge erteilen wollte.

«Nein, ich glaube nichts dergleichen», entgegnete Ramses gelassen, «ich versuche nur, etwas zu begreifen.»

«Was?»

«Gibt es keinen Bereich, der dir Kummer bereitet?»

Ameni dachte laut nach.

«Um die Bewässerung ist es aufs beste bestellt, ebenso um die Instandhaltung der Dämme … Die Vorsteher der Provinzen befolgen ihre Anweisungen und lassen keinerlei Wunsch nach übertriebener Unabhängigkeit erkennen … Die Felder und Haine werden gut verwaltet, die Bevölkerung kann sich satt essen und ist angemessen behaust, die Vorbereitung der Feste lässt nichts zu wünschen übrig, die Zünfte der Baumeister, Steinschleifer, Bildhauer und Maler sind im ganzen Land emsig an der Arbeit … Nein, ich sehe wirklich keinen Grund, mir Sorgen zu machen.»

Eigentlich hätte Ramses zuversichtlich sein können, denn niemand nahm Schwächen in der Verwaltung und in den wirtschaftlichen Belangen des Landes so unfehlbar wahr wie Ameni, dennoch sah der König beunruhigt aus.

«Majestät, verheimlichst du mir vielleicht eine wichtige Nachricht?»

«Du weißt genau, dass ich dazu nicht imstande bin.»

«Was bedrückt dich dann?»

«Der hethitische Gesandte hat Ägypten viel zu sehr geschmeichelt.»

«Ach was, diese Leute verstehen sich doch nur aufs Kriegführen und aufs Lügen.»

«Ich spüre Unheil heraufziehen, das sich innerhalb Ägyptens zusammenbraut wie ein Unwetter mit verheerendem Hagelschlag.»

Ameni nahm die Eingebungen des Herrschers ernst. Gleich seinem Vater Sethos unterhielt er besondere Beziehungen zu dem furchterregenden Gott Seth, der über die Unbilden des Himmels gebot, über Blitz und Donner, der aber auch die Sonnenbarke vor den Ungeheuern beschützte, die sie zu zerstören suchten.

«Innerhalb Ägyptens …», wiederholte der Schreiber besorgt. «Was bedeutet diese Vorahnung?»

«Wäre Nefertari noch unter uns, könnte sie uns mit ihrer Gabe der Seherin die Zukunft enthüllen.»

Ameni rollte einen Papyrus zusammen und ordnete seine Schreibbinsen, lächerliche Gebärden, ohnmächtig gegen die Trauer, die seine wie Ramses’ Seele beschlich. Nefertari war der Inbegriff von Schönheit, Klugheit und Anmut gewesen, das friedvolle Lächeln Ägyptens. Wann immer der Oberste Schreiber das Glück gehabt hatte, sie zu sehen, hatte er beinahe seine Arbeit vergessen. Iset die Schöne schätzte er hingegen nicht sehr. Sicher war es richtig gewesen, dass Ramses sie zur Großen Königsgemahlin erhoben hatte, obgleich die damit verbundenen Aufgaben eine zu schwere Bürde für die Schultern dieser Frau darstellten, die den wahren Erfordernissen der Macht so fernstand. Aber wenigstens liebte sie Ramses, und das machte manche ihrer Unzulänglichkeiten wieder wett.

«Majestät, kannst du mir irgendeinen Hinweis geben, woher diese Gefahr drohen sollte?»

«Leider nicht.»

«Dann gilt es also, doppelt wachsam zu sein.»

«Mir behagt es nicht, Schläge einfach nur abzuwarten.»

«Ich weiß, ich weiß», brummte Ameni. «Und da wollte ich mir gerade einen Tag freinehmen, das werde ich wohl besser verschieben.»

 

Überwiegend weiß, ein wenig Rot auf dem Rücken, mit ins Grüne spielenden Seiten, abgeflachtem Kopf und dickem Schwanz, wand sich eine mehr als zwei Ellen lange Hornviper seitwärts auf das Paar zu, das sich im Schutz einer Palme liebte. Nachdem die Schlange den ganzen Tag im Sand vergraben zugebracht hatte, trat sie nun bei Einbruch der Dunkelheit ihren nächtlichen Beutezug an. In dieser heißen Jahreszeit führte ihr Biss sofort zum Tod.

Anscheinend waren sich weder der Mann noch die Frau, die einander leidenschaftlich umschlangen, der Gefahr bewusst. Lachend, katzenhaft und so geschmeidig wie eine Liane, nötigte die hübsche Nubierin ihren Liebhaber, einen stämmigen Mann von etwa fünfzig Jahren mit schwarzem Haar und dunkler Haut, seine ganze Männlichkeit aufzubieten. Bald einschmeichelnd sanft, bald begierig fordernd, ließ sie dem Ägypter keine Atempause, und er bedrängte sie so ungestüm, als wären sie zum ersten Mal zusammen. In der lauen Nacht teilten sie die Freuden ihrer Sinne, die glühten wie die Sommersonne.

Die Schlange war kaum noch zwei Schritt von dem Paar entfernt.

Mit gespielter Grobheit rollte der Mann die Frau auf den Rücken, dann liebkosten seine Lippen ihre Brüste. Bereitwillig empfing sie ihn, und sie schwelgten in ihrer Lust.

Dennoch packte Lotos mit raschem, festem Griff die Hornviper knapp unterhalb des Kopfes. Die Schlange zischte und biss ins Leere.

«Ein schöner Fang», stellte Setaou fest, ohne den Liebesakt mit seiner Gemahlin zu unterbrechen. «Gift von erlesener Güte, das uns mühelos zufällt.»

Plötzlich verging der hübschen Lotos jedoch die Freude an der Lust.

«Mir schwant etwas Schlimmes.»

«Wegen dieser Viper?»

«Nein, Ramses ist in Gefahr.»

Der Schlangenkundige, auch er ein Freund des Pharaos seit Kindertagen und von ihm mit der Verwaltung einer nubischen Provinz betraut, nahm die Warnungen der schönen Zauberin, die er geheiratet hatte, sehr ernst. Zu zweit hatten sie eine Menge Schlangen eingefangen, von denen die einen gefährlicher waren als die anderen und deren Gift für die Zubereitung wirksamer Arzneien gegen schwere Krankheiten unerlässlich war.

Auf ihre Freiheit bedacht und eher ungesellig, hatten Setaou und Lotos den König dennoch auf all seinen Feldzügen begleitet, im Süden wie im Norden, und die verwundeten Soldaten behandelt. Mit der Leitung einer staatlichen Forschungsstätte für Heilmittel waren sie grenzenlos zufrieden gewesen, ehe der Pharao sie bat, sich der nubischen Region anzunehmen, die sie so sehr liebten. Der Vizekönig von Nubien, ein Beamter, der sein Fähnchen stets nach dem Wind hängte, gab sich zwar alle Mühe, sie in ihren Anstrengungen zu behindern, fürchtete sich aber auch vor diesem Paar, das seine Wohnstätte von Kobras bewachen ließ.

«Um welche Gefahr handelt es sich?», fragte Setaou.

«Das weiß ich nicht.»

«Siehst du ein Gesicht?»

«Nein», antwortete Lotos, «ich spüre nur eine Art Unbehagen und habe für einen kurzen Augenblick wahrgenommen, dass Ramses von irgendetwas bedroht wird.»

Sie behielt die Schlange in der Hand und stand auf.

«Du musst eingreifen, Setaou.»

«Was kann ich hier denn unternehmen?»

«Fahren wir in die Hauptstadt.»

«Der Vizekönig von Nubien wird sich unsere Abwesenheit zunutze machen, um unsere Reformen wieder außer Kraft zu setzen.»

«Dann haben wir eben Pech gehabt, aber wenn Ramses unsere Hilfe braucht, müssen wir ihm beistehen.»

Seit langem stellte der sonst so unwirsche Setaou, der sich von keinem hohen Beamten etwas vorschreiben ließ, nichts mehr in Frage, was die sanfte Lotos von ihm verlangte.

 

Nebou, der Oberpriester von Karnak, war ergreist. Wie der weise Ptah-hotep es schon in seinen berühmten Lehren geschrieben hatte, brachte das hohe Alter Gebrechlichkeit mit sich, erneute Hilflosigkeit und die Neigung, selbst bei Tag zu schlafen. Die Augen wurden schwach, die Ohren taub, die Kraft schwand, das Herz wurde müde, der Mund sprach nicht mehr, die Knochen schmerzten, jeder Geschmack war vergangen, die Nase verstopft, und das Aufstehen kostete ebenso viel Mühe wie das Hinsetzen.

Trotz dieser Beschwerden versah der alte Nebou nach wie vor das Amt, mit dem Ramses ihn betraut hatte: Er wachte über die Reichtümer des Gottes Amun und seine Tempelstadt Karnak. Die praktischen Aufgaben hatte der Oberpriester indes nahezu vollständig Bakhen übertragen, dem Zweiten Propheten, der somit die Befehlsgewalt über die achtzigtausend Bediensteten ausübte, die auf den Baustellen, in den Werkstätten, auf den Feldern sowie in den Obsthainen und Weingärten arbeiteten.

Als Ramses ihn zum Oberpriester ernannt hatte, war sich Nebou durchaus darüber im Klaren gewesen, wie viel dem jungen Herrscher daran lag, dass Karnak ihm gehorchte und nicht nach Unabhängigkeit strebte. Dennoch war Nebou kein Strohmann, sondern hatte gekämpft, damit Karnak nicht zugunsten anderer Tempel zurückgesetzt wurde. Da der Pharao es sich jedoch angelegen sein ließ, die Harmonie im ganzen Land zu erhalten, war Nebou ein glücklicher Tempelvorsteher gewesen.

Von Bakhen über alles unterrichtet, verließ der Greis kaum noch seine bescheidene Wohnung neben dem heiligen See von Karnak. Des Abends bewässerte er allerdings gern selbst die zwei Beete voller Iris zu beiden Seiten seiner Eingangstür. Besaß er einmal auch dazu nicht mehr genügend Kraft, würde er den König bitten, ihn von seinen Ämtern zu entbinden.

Als er einen Mann zwischen den Blumen kauern und Unkraut zupfen sah, machte Nebou keinen Hehl aus seinem Unmut.

«Niemandem ist es gestattet, meine Iris anzurühren!»

Da stand Ramses auf und wandte sich um.

«Nicht einmal dem Pharao von Ägypten?»

«Majestät, ich bitte dich …»

«Du hast recht, dass du selbst über diesen Schatz wachst, Nebou. Dein Werk kommt Ägypten und Karnak zugute. Blumen pflanzen, sie wachsen sehen, dieses zerbrechliche und so schöne Leben hegen und pflegen … Gibt es eine vornehmere Aufgabe? Nach Nefertaris Tod habe ich daran gedacht, Gärtner zu werden, fernab vom Thron, fernab aller Macht.»

«Das darfst du nicht, Majestät.»

«Von dir hätte ich mir mehr Verständnis erhofft.»

«Dass ein Greis wie ich sich nach Ruhe sehnt, ist nur recht und billig, aber du …»

Ramses betrachtete den aufgehenden Mond.

«Ein Unwetter braut sich zusammen, Nebou. Ich brauche zuverlässige und sachkundige Männer, um den entfesselten Naturgewalten zu trotzen. Wie alt du auch bist und sosehr deine Gesundheit zu wünschen übrig lässt, verschiebe deine Pläne, dich zur Ruhe zu setzen, auf später. Führe weiterhin mit fester Hand die Aufsicht über Karnak.»

Vier

Der Botschafter aus Hatti, ein hagerer Mann von etwa sechzig Jahren, erschien vor dem Amt für die Beziehungen zu den Fremdländern. Wie es der Sitte entsprach, legte er einen Strauß aus Chrysanthemen und Lilien auf den Opfertisch zu Füßen des steinernen Pavians, der den Gott Thot verkörperte, den Beschützer der Schreiber, der heiligen Hieroglyphen und des Wissens. Dann wandte er sich an den mit aufgepflanzter Lanze am Eingang stehenden Wachsoldaten.

«Der Oberste Gesandte erwartet mich», erklärte er in barschem Ton.

«Ich sage ihm Bescheid.»

Ungeduldig lief der Botschafter auf und ab. Er trug ein rot-blaues Gewand mit Fransen, sein schwarzes Haar glänzte, weil er es mit einem Duftöl eingerieben hatte, und der dunkle Kinnbart verlieh seinem Gesicht etwas Düsteres.

Da kam Acha lächelnd auf ihn zu.

«Hoffentlich habe ich dich nicht zu lange warten lassen? Gehen wir in den Garten, dort sind wir ungestört.»

Rund um ein Wasserbecken, auf dem blaue Lotosblüten schwammen, spendeten Palmen und Jujuben angenehmen Schatten. Ein Diener stellte Alabasterschalen mit Bier und einen Korb Feigen auf einen Tisch, dann entfernte er sich wieder.

«Sei ohne Sorge», versicherte Acha, «hier kann uns niemand belauschen.»

Doch der hethitische Botschafter zögerte, sich auf den hölzernen Faltstuhl zu setzen, den ein grünes Kissen zierte.

«Wovor hast du denn Angst?»

«Vor dir, Acha.»

Der Vorsteher der ägyptischen Gesandtschaften behielt dennoch sein Lächeln bei.

«Es stimmt zwar, dass ich mich einst als Spion betätigt habe, aber diese Zeiten sind vorbei. Jetzt bekleide ich ein hohes Amt, lege Wert auf meine Ehrbarkeit und habe nicht mehr die leiseste Absicht, mich in unlautere Machenschaften zu stürzen.»

«Weshalb sollte ich dir trauen?»

«Weil ich, wie du, nur ein einziges Ziel verfolge: den Frieden zwischen unseren zwei Völkern zu stärken.»

«Hat der Pharao den letzten Brief König Hattuschilis schon beantwortet?»

«Selbstverständlich. Ramses hat ihm gute Neuigkeiten von Königin Iset und seinen Pferden berichtet und seiner Freude Ausdruck verliehen, weil der Vertrag, der Ägypten und Hatti für immer miteinander verbindet, so vortrefflich eingehalten wird.»

Die Miene des Botschafters verfinsterte sich.

«Aus unserer Sicht ist das völlig unzureichend.»

«Was erhofft ihr euch darüber hinaus?»

«König Hattuschili war entsetzt über den Ton der letzten Sendschreiben. Er hatte den Eindruck, dass Ramses ihn als Untertan und nicht als seinesgleichen betrachtet.»

Der Hethiter sprach mit kaum verhohlener Angriffslust.

«Hat diese Unzufriedenheit alarmierende Ausmaße angenommen?», fragte Acha.

«Ich glaube schon.»

«Könnte eine so belanglose Meinungsverschiedenheit unser Abkommen in Frage stellen?»

«Die Hethiter haben ihren Stolz. Und wer den verletzt, zieht sich ihren Zorn zu.»

«Ist es nicht unsinnig, eine kleine Misshelligkeit derart aufzubauschen?»

«Für uns ist sie von großer Bedeutung.»

«Ich fürchte, jetzt begreife ich allmählich … Lässt sich darüber nicht verhandeln?»

«Nein.»

Darauf war Acha schon gefasst gewesen. Bei Kadesch hatten die von Ramses geschlagenen Truppen der Hethiter und ihrer Bundesgenossen unter Hattuschilis Befehl gestanden. Wegen dieser Niederlage noch immer verbittert, suchte er nun irgendeinen Vorwand, um seine Überlegenheit zu zeigen.

«Willst du damit sagen, dass …»

«Dass wir so weit gehen könnten, den Vertrag aufzukündigen», erklärte der Botschafter aus Hatti.

Da beschloss Acha, seine Geheimwaffe einzusetzen.

«Stimmen dich diese Worte vielleicht versöhnlicher?»

Er reichte dem Hethiter einen von Ramses verfassten Brief, den der Mann, stutzig geworden, laut las:

 

Möge es dir, meinem Bruder Hattuschili, wohl ergehen, ebenso deiner Gemahlin, deiner Familie, deinen Pferden und deinen Provinzen. Ich habe über deine Vorwürfe lange nachgedacht: Du glaubst, ich habe dich wie einen meiner Untertanen behandelt, und das betrübt mich sehr. Sei gewiss, dass ich dir alle Achtung entgegenbringe, die deinem Rang gebührt. Wer sonst als du herrscht über die Hethiter? Sei versichert, dass ich dich als meinen Bruder betrachte.

 

Der Botschafter war augenscheinlich überrascht.

«Hat Ramses diesen Brief geschrieben?»

«Ja, ohne jeden Zweifel.»

«Sieht der Pharao von Ägypten seinen Fehler ein?»

«Der König möchte Frieden. Und ich kann dir eine wichtige Entscheidung ankündigen: In Pi-Ramses wird ein Palast für die Fremdländer eröffnet, in dem dir und den anderen Gesandten ständig Amtsräume und fähige Schreiber zur Verfügung stehen werden. Die Hauptstadt Ägyptens wird auf diese Weise zum Mittelpunkt stetiger Gespräche mit Verbündeten und Vasallen.»

«Bemerkenswert», gab der Hethiter zu.

«Darf ich hoffen, dass Hatti seine kriegerischen Absichten schnell fallenlässt?»

«Ich fürchte, nein.»

Nun war Acha wirklich beunruhigt.

«Muss ich daraus schließen, dass nichts die gekränkten Gefühle des Königs zu beschwichtigen vermag?»

«Ich will zum Wesentlichen kommen: Auch Hattuschili wünscht den Frieden zu festigen, aber er stellt eine Bedingung.»

Der Botschafter enthüllte die wahren Absichten des hethitischen Königs, und Acha verging das Lächeln.

 

Wie jeden Morgen huldigten die Ritualpriester in Sethos’ herrlichem Tempel von Kurna, auf dem westlichen Ufer bei Theben, seinem Ka. Der für diese Stätte des Gedenkens Verantwortliche wollte gerade Weintrauben, Feigen und Wacholderholz als Opfergaben auf einen Altar legen, da flüsterte ihm einer seiner Untergebenen etwas ins Ohr.

«Der Pharao, hier? Aber man hat mir nichts davon gesagt!»

Als sich der Priester umwandte, erblickte er die hohe Gestalt des Herrschers, der nur mit einem schlichten Gewand aus weißem Leinen bekleidet war. Doch die Macht und die Anziehungskraft, die Ramses ausstrahlte, unterschieden ihn deutlich von allen anderen an dieser Zeremonie Beteiligten.

Der Pharao ergriff das Tablett mit den Opfergaben und betrat die Kapelle, in der die Seele seines Vaters wohnte. In diesem Tempel hatte Sethos seinen jüngeren Sohn einst zum Mitregenten ernannt und damit der von Liebe und Strenge geprägten Vorbereitungszeit ein Ende gesetzt. Schon in jenem Augenblick und nicht erst an dem Tag, da dem Sohn des Lichts die zwei Kronen, «die Zauberreichen», auf das Haupt gedrückt wurden, war sein Schicksal mit dem Schicksal Ägyptens verschmolzen.

Die Nachfolge von Sethos anzutreten war ihm damals unmöglich erschienen. Doch Ramses hatte keine andere Wahl gehabt, und seine wahre Freiheit bestand darin, die Gesetze der Maat zu befolgen und die Götter so zufriedenzustellen, dass die Menschen glücklich wurden.

Mittlerweile wandelten Sethos, Tuja und Nefertari auf den schönen Pfaden der Ewigkeit und reisten in den himmlischen Barken. Auf Erden machten ihre Tempel und Grabstätten ihre Namen unsterblich, und an ihren Ka wandten sich die Lebenden, wenn sie das Bedürfnis verspürten, die Geheimnisse des Totenreiches zu ergründen.

Nach dem Ritual begab sich Ramses in den Garten des Tempels, in dessen höchstem Baum, einer Sykomore, Graureiher nisteten.

Die sanften, schwermütigen Töne einer Oboe bezauberten ihn. In der getragenen Melodie schwang Trauer mit, zuweilen von einem Lächeln aufgeheitert, als ob es der Hoffnung immer wieder gelänge, die Trübsal zu vertreiben.

Im Schutze des Laubwerks saß die Musikantin auf einer niedrigen Mauer. Sie spielte mit geschlossenen Augen. Ihr glänzend schwarzes Haar umrahmte klare Gesichtszüge, so ebenmäßig wie die Züge einer Göttin. Im Alter von dreiunddreißig Jahren hatte Merit-Amun den Gipfel ihrer Schönheit erreicht.

Ramses schnürte es das Herz zusammen. Sie sah ihrer Mutter, Nefertari, so ähnlich, dass sie ihre Doppelgängerin hätte sein können. Für Musik begabt, hatte sich Merit-Amun bereits in sehr jungen Jahren dazu entschlossen, in einen Tempel einzutreten und dort ein zurückgezogenes Leben im Dienste der Gottheit zu führen. Das war auch Nefertaris Traum gewesen, den Ramses zunichtegemacht hatte, als er sie bat, seine Große königliche Gemahlin zu werden. Merit-Amun könnte den höchsten Rang unter den Musikantinnen im Tempel von Karnak einnehmen, zog es jedoch vor, hier zu wohnen, nahe der Seele von Sethos.

Während die letzten Töne verhallten, legte sie ihre Oboe auf das Mäuerchen und schlug die blaugrünen Augen auf.

«Vater! Bist du schon lange hier?»

Ramses schloss seine Tochter in die Arme und drückte sie innig an sich.

«Du fehlst mir, Merit-Amun.»

«Der Pharao ist der Gemahl Ägyptens, sein Kind ist das gesamte Volk. Obendrein hast du mehr als hundert Söhne und Töchter, erinnerst du dich da überhaupt noch an mich?»

Er trat einen Schritt zurück und sah sie voller Bewunderung an.

«Ach, diese ‹Kinder des Königs› … Das sind doch nur Ehrentitel. Aber du, du bist die Tochter Nefertaris, meiner einzigen Liebe.»

«Jetzt ist Iset die Schöne deine Gemahlin.»

«Verübelst du mir das?»

«Nein, du hast recht getan, sie wird dich bestimmt nicht enttäuschen.»

«Bist du bereit, nach Pi-Ramses mitzukommen?»

«Nein, Vater. Die Welt außerhalb des Tempels bedeutet mir nichts. Gibt es etwas Wichtigeres als die Riten? Ich denke jeden Tag an meine Mutter: Ihr Traum ist für mich wahr geworden, und ich bin überzeugt, dass mein Glück ihre Ewigkeit nährt.»

«Sie hat dir ihre Schönheit und ihr Wesen vererbt. Bleibt mir wenigstens eine schwache Hoffnung, dass ich dich doch noch überreden kann?»

«Nicht die geringste, das weißt du genau.»

Sanft griff er nach ihren Händen.

«Wirklich nicht?»

Sie lächelte mit dem Liebreiz Nefertaris.

«Erwägst du etwa, mir den Befehl zu erteilen?»

«Du bist der einzige Mensch, bei dem der Pharao es sich versagt, seinen Willen aufzuzwingen.»