Inhaltsverzeichnis
Titelseite
Über das Buch
1. Kapitel
2. Kapitel
3. Kapitel
4. Kapitel
Der Autor im Gespräch
Impressum
DANIEL MORAWEK
PAUL SUCHT EINE FRAU
XXL-Leseprobe
Über das Buch:
Paul ist Ende 20, in Topform und er hat ein großes Problem. Nicht, dass er im Rollstuhl sitzt. Nein viel schlimmer: Er ist schüchtern. Wenn er einer schönen Frau gegenübersteht, bekommt er keinen Ton raus.
Als ihm ein Freund erzählt, dass sich viele Krankenpflegerinnen in ihre Patienten verlieben, glaubt er eine Lösung für sein Problem zu haben. Doch mit der schönen Lara wird sein Leben erst richtig kompliziert.
»Paul sucht eine Frau« steht auf der Shortlist für den autoren@leipzig-Award von neobooks.com und der Leipziger Buchmesse 2013.
Facebook-Seite zum Buch:
facebook.com/pages/Paul-sucht-eine-Frau-Der-Roman
Der Autor:
Daniel Morawek, Jahrgang 1981, lebt und arbeitet in Mannheim. Morawek ist freischaffender Drehbuchautor, Filmemacher und veröffentlicht Romane und Krimis.
Auszeichnungen: 2004 David-Award als bester Newcomer für den Film »Caffe della Vita«. 2008 Gewinner des Autorenwettbewerbs des Kehl Verlags. 2010 zweiter Sieger beim Mannheimer Heinrich-Vetter-Literaturpreis.
www.danielmorawek.de
Knallblaue Hoden, neonroter Penis – wenn es um die natürlichste Sache der Welt geht, kommen Grüne Meerkatzen gleich zum Thema.
Trifft einer dieser Affen in der weiten afrikanischen Steppe auf ein Weibchen, das seine Hormone in Schwingung bringt, reißt er die Beine auseinander und streckt stolz sein Gemächt hervor. Und mehr muss er auch nicht machen.
Sofort wird dem Weibchen schwindlig und es fällt zu Boden. Aber nur kurz, schnell steht es wieder auf und öffnet ihrerseits ihre Beine. Ganz einfach.
Paul atmet tief durch.
Gedanken sortieren! Er ist kein Affe, und er kämpft auch nicht in der Savanne. Er sitzt im Café Knösel in der Heidelberger Altstadt, vor ihm ein gemischter Eisbecher mit Schirmchen und die bezauberndste Kellnerin, die er jemals gesehen hat. Die schwarzen Haare zum kecken Pagenschnitt frisiert, die braunen Augen rund wie Glasmurmeln, auf dem Mund ein zartes Lächeln – kurzum: Die Kellnerin sieht aus wie Audrey Tautou in der fabelhaften Welt der Amélie.
Jetzt kommt Paul auch noch das Verhalten von Grünen Meerkatzen beim Kampf um den Platz als Alpha-Männchen in den Sinn und was sein Professor in der Vorlesung über das Penisvorzeigen der Meerkatzen als Machtmittel gesagt hat. Das Einzige, was ihm nicht einfällt, ist, wie er die Kellnerin ansprechen kann.
»Wie bitte?«
Die Kellnerin beugt sich jetzt zu ihm vor, und Paul bemerkt, dass sein Mund offen steht.
»Äh«, sagt er, und vermutet, dass er das eben schon mal gesagt hat – »äh!« – und dass die bezaubernde Amélie-Kopie ihn deshalb so irritiert ansieht.
»Machen Sie sich keine Sorgen!«, schaltet sich Nico in die Unterhaltung ein. »Mein Freund hier wird immer nervös, wenn er mit Frauen spricht.«
Nico sitzt neben ihm, trinkt schon mittags um drei Uhr einen Caipirinha mit Strohhalm, die Sonnenbrille lässig in die Haare geschoben. Und als wäre das nicht genug, fällt Nico ihm jetzt in den Rücken.
»Der Arme!« Die Kellnerin zwinkert Paul zu, wendet sich dann aber an Nico. »Gerade Frauen möchten, dass man viel mit ihnen redet.«
Nun ist es soweit, denkt Paul. Nun machen die beiden sich gemeinsam über ihn lustig.
»Keine Angst«, sagt Nico. »Mein Kumpel hat dieses Problem nur bei besonders gutaussehenden Frauen.«
Jetzt versteckt sich die Kellnerin hinter ihrem Tablett, das sie fest umklammert wie ein Schutzschild vor sich hält. Aber ganz klar: Sie wird rot. Wie macht Nico das nur?
»Dankeschön«, sagt sie leise.
Es entsteht ein Moment peinlicher Stille, in dem Nico die Kellnerin über beide Ohren anstrahlt, die Kellnerin nicht weiß, wo sie hinblicken soll, und Paul mit finsterer Miene zu Nico sieht. Dann fragt sie: »Warum habt ihr mich eigentlich gerufen?«
»Tja, Paul! Warum hast du sie eigentlich gerufen?«
Es macht Nico sichtlich Spaß ihn zu triezen. Dabei war es Nico, der die Kellnerin an den Tisch gerufen hat, nachdem Paul gegenüber seinem Freund lediglich eine klitzekleine Bemerkung über ihre Ähnlichkeit zu einer bekannten Filmfigur gemacht hat. Und vielleicht, ganz vielleicht, hat Paul bei der Gelegenheit auch erwähnt, wie reizend er den Film fand und dass er seit Jahren davon träumt, mit einem Mädchen auszugehen, das wie Amélie Poulain aussieht.
Und das war sein Fehler.
Jetzt sind alle Augenpaare auf Paul gerichtet. Er sammelt sich und öffnete den Mund. So schwer kann es nicht sein, eine Frau mit einem geistreichen Spruch zu beeindrucken. Nico schafft es doch auch. Wer weiß, wann Paul wieder eine Chance wie diese erhält. Was für eine Frau!
Paul nimmt all seinen Mut zusammen und spricht einfach drauf los, sagt, was ihm gerade in den Kopf kommt.
»Äh ---«
»Ist er nicht niedlich?«
* * *
Nachdem er gezahlt hat, löst Paul die Bremse an seinem Rollstuhl und begibt sich vor die Tür. Vor dem Café steht Jenny. Sie raucht und beobachtet Nico und die Kellnerin durch die Scheibe. Jenny ist Nicos Pflegerin, oder besser gesagt Assistentin, wie die ambulanten Pflegedienste das neuerdings nennen.
»Und? Macht er sich wieder bei einer Alten zum Affen?«, fragt Jenny, die Kippe im Mundwinkel. Von allen seinen Assistenten und Assistentinnen passt Jenny am besten zu Nico, findet Paul. Sie hat kurzgeschnittene Haare, einen Nasenring und trägt ebenso wie Nico eine überdimensionierte Sonnenbrille.
Paul zuckt mit den Achseln.
»Wenn ich ihm nicht helfe, dann kriegt der eh nix gebacken«, sagt Jenny. »Auch nicht mit den Weibern.«
»Bei dieser Kellnerin hilfst du ihm bitte nicht«, sagt Paul.
»Wieso? Bist du scharf auf die?«