Für Moni.
Anna Kreusel
Denn sie wussten nicht, was sie tun …
Tagebuch einer Haussanierung
© 2013 Anna Kreusel
1. Auflage
Umschlaggestaltung: Anna Kreusel und Stefan Henscheid
itwirkende: Vorname, Name oder Institution
Verlag: tredition GmbH, Hamburg
ISBN: 978-3-8495-3781-4
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Vorwort
Vor langer Zeit kauften mein damaliger Freund und ich ein kleines, altes Haus und sanierten dieses von Grund auf. Jetzt, gute drei Jahre später, ist die Energie weg, das Endergebnis da, wir sind verheiratet und gefühlte zehn Jahre gealtert. Das mit dem gefühlten Alter liegt aber mehr an der Sanierung als an der Hochzeit. ;-)
Ja, denn Sanieren ist kein Zuckerschlecken. Das haben wir gelernt. Wir haben auch über Handwerker viel gelernt. Und über Energieeffizienz. Über Baumaterialien und Bauphysik. Und wir haben gelernt, dass man starke Nerven und Geduld braucht. Ich habe während der Arbeiten viel in meinem Blog verarbeitet. Und selbst der schlimmste Ärger liegt nicht mehr so schwer im Magen, wenn man sich den Frust mal von der Seele geschrieben hat. Der Schritt vom Blog zum Buch war nicht groß. Das Ergebnis halten Sie nun in den Händen und ich bin mir sicher, Sie bekommen einen humorvollen Einblick in die Herausforderung, ein altes Haus zu sanieren. Durch die Brille eines Laien, der vorher vom Hausbau nicht mehr wusste, als das, was man in einschlägigen Dokusoaps im Privatfernsehen vorgesetzt bekommt. Der Charakter des Blogs blieb erhalten, so dass man den Bauablauf auf den Tag genau verfolgen kann. Zum Charakter des Blogs gehört auch, dass Sie hier hauptsächlich Umgangssprache vorfinden werden und vielleicht auch die ein oder andere Besonderheit der moselfränkischen Mundart. Aber keine Sorge, das Wort „nehmen“ werden sie trotzdem ab und zu lesen können.
Im Buch werden Sie neben mir und meinem Mann Gunnar noch einige weitere Personen kennenlernen: Zum Beispiel Daniel, ein Studienfreund, der unglaublich viel Freizeit opferte, um uns tatkräftig zu unterstützen. Oder Alex, der mit seiner ausgestrahlten Ruhe immer mein Fels in der Brandung war. Und „uns Uwe“, der als langjähriger Freund der Familie auch schon meinen Eltern bei Renovierungen half, und immer parat stand, wenn es irgendwo etwas anzupacken gab.
Damit Sie sich eine bessere Vorstellung des Hauses machen können (die meisten Blogleser kannten das Haus ja bereits), habe ich hier vor einen Ausschnitt aus dem Flurplan und die Grundrisse des Hauses dem Umbau eingefügt.
Flurplan:
Erdgeschoss:
Obergeschoss:
Eine Beschreibung des Hauses finden Sie im Vorwort des Blogs, wo ich die Leser mit optimistischen und energiegeladenen Worten begrüßte. Für diejenigen, die sich für den Nebenschauplatz „Hauskauf“ mit all seinen bürokratischen Akten interessieren, habe ich im Anschluss an das Blog-Vorwort die Meilensteine des Kaufs an sich beschrieben. Wer direkt in das Abenteuer Haussanierung einsteigen möchte, kann die Hauskauf-Chroniken überspringen und gelangt damit direkt beim ersten Eintrag des Tagebuchs.
Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim Lesen des Buches!
Anna Kreusel
Vorwort des Blogs
„Wir”, das sind Gunnar und Anna, ein junges Paar, das sich dachte, so ein eigenes Heim, das wäre schon klasse. Wir waren uns auch schnell sicher, dass es ein Altbau sein soll, der saniert wird. Das Traumhaus in idealer Lage war schnell gefunden (siehe auch „Hauskauf Chronicles”) und nun geht’s los! Der Blog soll das Abenteuer Haussanierung für die Ewigkeit festhalten und zeigen, wie aus einem verspotteten Nappo-Haus ein kleines Traumhaus wird. Die Sache mit dem hässlichen Entlein halt … kennt man ja.
Wieso Nappo? Das Haus wurde um 1900 gebaut (genau weiß das keiner) und damals dachte sich der Hausbauer wohl: „Hey, die Straße läuft nicht parallel zur Parzelle, aber wer braucht schon einen dreieckigen Platz vor der Haustür? Wir bauen direkt an die Straße, die 5 qm Wohnfläche nehmen wir noch mit, auch wenn man sie für NICHTS gebrauchen kann.” Das führte dazu, dass der Grundriss des Hauses eher einem Nappo als einem Haus ähnelt.
Nun zum Haus selbst. Es gab drei Bauphasen. Um 1900 wurde der eingeschossige Neubau fertiggestellt. 1955 folgte die Aufstockung des Hauses. In den 1960er Jahren kam noch ein Anbau (heute Wohnzimmer) dazu. Die Fakten: 120 qm Wohnfläche auf zwei Etagen, wobei Küche, Wohnzimmer und Hauptbad im oberen Stockwerk liegen, großer Dachboden und 460 qm Grundstück. Der am Haus anliegende Garten ist 60 m lang und an der schmalsten Stelle 5 m breit, an der breitesten Stelle 6 m. Also auch eher „individuell“.
Das Haus hat fünf Zimmer, Küche, zwei Bäder und zusätzlich einen „Partyraum”, der infrastrukturell ans Haus angebunden, aber nur durch den Innenhof (Terrasse) betretbar ist. Der Zustand: Es muss quasi alles erneuert werden:
- Trockenlegung von zwei Außenwänden (mittels Horizontalsperre, Drainage)
- Neue Fenster
- Außendämmung, Dämmung oberste Geschossdecke
- Komplett neue Heizung (Gastherme inkl. Wärmeverteilung)
- Neue Wasserleitungen
- Neue Bäder, neue Küche
- Neue Böden
- …
Dazu kommen noch besondere Herausforderungen wie Asbest-Fassade, die lustig verwinkelten Räume, Entsorgung von nicht mehr benötigten, aber gefüllten Heizöltanks, einzuhaltende Energieeffizienzbedingungen für die KfW-Förderung, … Und natürlich die üblichen Renovierungsarbeiten. Aber was wird uns von den lieben Medien eingetrichtert? MACH ES ZU DEINEM PROJEKT!
Wir freuen uns auf ein aufregendes Jahr und auf das hoffentlich tolle Endergebnis!
Viel Spaß beim Lesen des Blogs!
Donnerstag 7.1.:
Heute haben wir beschlossen, ernsthaft nach einem Haus für uns zu schauen, nachdem wir seit Monaten immer mal wieder darüber sprechen, irgendwann mal Wohneigentum anzuschaffen. Im Internet wurden wir schnell fündig. Zwar war das erwählte Haus alt (Baujahr 1955), sanierungsbedürftig und auf der Webseite des Immobilienmaklers nicht besonders ansprechend dargestellt, aber wir dachten „gucken kostet ja nichts“ und vereinbarten telefonisch einen Besichtigungstermin.
Samstag 9.1.:
Begegnung der besonderen Art: Der erste Eindruck des Hauses war eher negativ. Man kam herein und sah zwei kleine verwinkelte Räume mit sehr niedrigen Decken. Das Bad im Erdgeschoss dagegen war mit ca. 6 qm und Tageslicht recht positiv zu bewerten. Positiv war auch das großzügig gestaltete Treppenhaus. Im ersten Stock angekommen bot sich ein besseres Bild: Eine verwinkelte, aber helle und relativ große Küche (ca. 12 qm), ein helles Schlafzimmer mit angeschlossenem Ankleidezimmer, ein großzügiges Bad mit Tageslicht (8 qm) und im Anbau ein sehr großes und helles Wohnzimmer (ca. 25 qm). Auch die Decken hatten hier eine vernünftige Höhe. Hinter dem Haus befand sich ein kleiner Innenhof (ca. 16 qm) und der nur 5 m breite, aber 60 m lange Garten. Vom Hof aus gelangte man in den „Partyraum“, der unterhalb des Wohnzimmers liegt. Am Ende des Gartens befand sich eine Garage.
Man muss noch erwähnen, dass das Haus den klassischen Charme einer 60er-Jahre-Senioren-Wohnung hatte. Inklusive Blümchenfliesen, klobiger Ölöfen, beiger und giftgrüner Bad-Armaturen und dunkelbraunem Teppichboden. Dazu Eiche rustikal in seiner imposantesten Form. Natürlich nicht ohne den obligatorischen Fliesen-Wohnzimmertisch … *schüttel* … Doch trotzdem: Wir haben uns an jenem Tag in das Haus verliebt!
Sonntag 10.1.:
Beim sonntäglichen Besuch bei meinen Eltern malten wir Ihnen den Grundriss des Hauses auf. Es wurde wegen der spitzen Winkel („Ach so, dass ist gar nicht perspektivisch gezeichnet …“) als „Nappo-Haus“ bezeichnet und ausgelacht. Unser Traumhaus hat nun einen Namen! Nappo!
Montag, 11.1.:
Am Montag machten wir einen Termin mit der Bank aus, die uns den ganzen Spaß finanzieren soll. Zusätzlich haben wir noch zwei kompetente Gutachter besorgt: Einen Bauunternehmer im Ruhestand und einen Energieberater, spezialisiert auf Schimmelsanierung.
Mittwoch, 13.1.:
Mittwochs sind wir zur Bank gegangen und haben alles für die Finanzierung abgeklärt. Es gab keine Probleme. Wir bekamen außerdem die Grundrisse des Hauses und stellten fest, dass das Haus bereits eine Bauphase VOR 1955 hatte. Die vier Grundmauern sind wohl 100 Jahre alt. Am Abend stießen wir glücklich auf den ersten Meilenstein an. Etwas voreilig …
Freitag, 15.1.:
Freitags war der Termin im Haus mit unseren Gutachtern. Die Substanz wurde für gut befunden, und auch das Dachgebälk sei in Ordnung. In den Wänden wurde etwas Feuchtigkeit festgestellt, was bei Häusern aus der Jahrhundertwende aber normal ist. Schlimmer war die Aussage, dass das Dach neu eingedeckt werden müsse. Unsere geplanten Sanierungskosten würden mit Trockenlegung und Dach um 30 % höher ausfallen als eingeplant.
Dienstag, 19.1.:
Nachdem wir lange hin und her überlegt hatten, gaben wir Dienstag das erste Angebot für das Haus ab, blieben aber aufgrund der erwarteten Sanierungskosten weit unter dem angegebenen Preis des Verkäufers. Das Angebot war gültig bis Freitag.
Donnerstag 21.1.:
Bei einem erneuten Gespräch mit dem Bauunternehmer betonte dieser nochmal, wie gut das Haus für das Alter in Schuss ist. Und das Dach würde auch noch locker 10 bis 15 Jahre halten. Das war eine äußerst erfreuliche Aussage.
Freitag, 22.1.:
Wie erwartet lehnte der Verkäufer das Angebot ab. Stattdessen erwähnte der Makler nun einen anderen Interessenten, der nur unwesentlich von der Preisvorstellung des Verkäufers abgewichen ist. Dieser habe aber noch Probleme mit der Finanzierung. Der Makler empfahl uns, ein höheres Angebot abzugeben. Wir taten dies auch und machten ein Angebot, das bis zum 29.1. gültig war.
Samstag, 23.1.:
Wir haben eine Haus-Such-Anzeige in der Zeitung geschaltet. Einige Anrufe kamen, aber nur für teure, große, fertige Häuser. Lesson learned: Niemals „solvent“ in eine Suchanzeige schreiben, wenn man keine Millionen auf dem Konto hat!
Mittwoch, 27.1.:
Mittwochs besichtigten wir ein weiteres sanierungsbedürftiges Haus. Die Lage war toll und das Haus hatte auch einen gewissen Charme, aber es war viel zu klein. Man hätte höchstens nette 2 ZKB daraus machen können. Der Zustand war auch nicht so gut, sogar als Laie erkannte ich die Feuchtigkeit in den Wänden. Kein Vergleich zum ersten Haus und nach kurzem Nachdenken auch keine Option. Dafür wuchs der Wunsch nach dem ersten Haus …
Donnerstag 28.1.:
Wir riefen beim Makler an. Der vermutete, dass der andere Interessent wohl den Kredit bekomme. Das war eine sehr große Enttäuschung, schließlich mochten wir das Haus! Doch bei dem gebotenen Preis wollten wir einfach nicht mithalten. Und es gibt ja noch mehr Häuser auf der Welt. Die Suche geht also weiter und wir werden schon noch das richtige Haus finden. Am gleichen Tag besichtigte ich ohne Gunnar, dafür mit Daniel, ein etwas neueres Haus. Die eine Hälfte des Gebäudes war noch im Rohbauzustand, bei der anderen Hälfte wurde überall gemurkst. Definitiv nicht das Richtige! Parallel dazu hatte Gunnar einen Termin bei einer Fertighausfirma. Ein Neubau ist jedoch ganz klar teurer als ein gebrauchtes Haus, auch wenn einige etwas anderes behaupten. Hinzu kommt, dass ein Neubau einfach kalt und unpersönlich ist. Wir schlossen die Option nach einem kurzen Gespräch aus. Auch die Überlegung, statt eines Hauses eine Eigentumswohnung zu kaufen, ist schnell vom Tisch.
Freitag 29.1.:
Ich besichtigte ein weiteres Haus (wieder ohne Gunnar). Ich muss sagen, für dieses Haus konnte ich mich echt begeistern! Vor zehn Jahren komplett saniert und hübsch renoviert, Echtholzparkett, große Räume, sehr hell und freundlich, mitten in der Stadt. Kleiner Garten über den Hof erreichbar. Es machte alles einen sehr guten Eindruck und kostete nur wenig mehr als unser geplantes Budget.
Samstag 30.1.:
Gunnar besichtigte das neue Haus direkt am nächsten Tag. Auch er zeigte große Begeisterung. Das restliche Wochenende verbrachten wir damit, das Haus im Kopf einzurichten.
Montag 1.2.:
Am Montag stellten wir eine Anfrage bei der Bank für den geänderten Finanzierungsbedarf. Der KfW-Kredit wäre hier nicht notwendig. Anschließend machten wir einen Termin mit unserem Energieberater und dem Makler des neuen Hauses aus. Außerdem informierten wir unseren Vermieter darüber, dass wir eventuell bald ausziehen würden.
Dienstag, 2.2.:
Dienstag dann das Unerwartete: Es kam ein Anruf vom Makler des alten Hauses. Er glaubt nun doch nicht mehr an die Finanzierung des anderen Interessenten. Wir sollten nochmal ein Angebot abgeben, er würde dann versuchen, den Verkäufer dazu zu bringen, das Angebot anzunehmen. Aber wollen wir das überhaupt noch? Entscheidung … Altes Haus oder neueres Haus? Nach zwei Stunden des Grübelns dann meine Herzentscheidung: Altes Haus! Abends sprach ich mit Gunnar, der auch mittlerweile das neue Finanzierungsangebot der Bank erhalten hatte. Durch die fehlende KfW-Förderung würde uns das neuere Haus im Gesamten 70 % mehr kosten als das alte Haus inkl. Sanierung. Somit kam zur Herzentscheidung auch die Vernunftsentscheidung für das alte Haus. An dem Abend haben wir dann noch ein letztes Angebot für das alte Haus abgegeben. Es lag immernoch weit unter den Vorstellungen des Verkäufers.
Mittwoch, 3.2.:
Abends kam eine Nachricht vom Makler des alten Hauses, dass er Donnerstag einen Termin mit dem Verkäufer hat und uns bis Freitag Bescheid gibt.
Donnerstag 4.2.:
Besichtigungstermin mit dem Energieberater in dem neuen Haus. Sicherheitshalber hatten wir den Termin nicht abgesagt. Folgende Diagnose gab es beim neueren Haus: Die Wände haben aufsteigende Feuchtigkeit. Zwar nicht viel, müsse aber gemacht werden (Sanierputz oder Injektion). Dazu halte der Dachstuhl (nur) noch 15-20 Jahre, in der Garage solle wegen der Feuchtigkeit der Putz abgeschlagen werden, genauso im Keller. Garagenwand solle oben mittels Injektion trockengelegt werden, um das darüber liegende Wohnzimmer zu schützen. Die oberste Geschossdecke solle gedämmt werden und die Fenster evtl. erneuert. Aber man könne direkt einziehen und sonst sei alles in Ordnung. Vom alten Haus hatten wir noch nichts gehört und ich war furchtbar nervös …
Freitag, 5.2.:
Vormittags kam ein Anruf vom Makler des alten Hauses und zeitgleich eine E-Mail mit der Information, dass der Verkäufer das Angebot angenommen habe! Nach all dem Hin und Her endlich die Entscheidung!!! *freu* Wir machten für Dienstags einen Termin aus, um mit dem Verkäufer zusammen die Details zu klären. Hoffentlich geht jetzt nichts mehr schief … Am Wochenende holten wir die Grundrisse wieder aus der Schublade und begannen mit der Planung.
Dienstag, 9.2.:
Im Gespräch mit dem Verkäufer einigten wir uns auf den 1.4.2010 für die offizielle Schlüsselübergabe. Bis dahin würde es noch Termine beim Notar und der Bank geben und einiges an bürokratischem Hin und Her. Wir waren unserem Häuschen jetzt seeeehr nahe.
Freitag, 19.2.:
Beim Notartermin lief soweit alles glatt. Wenn jetzt nicht die Stadt auf einmal einen Parkplatz oder ein neues Schwimmbad auf dem Grundstück errichten möchte, dann würde das Haus tatsächlich uns gehören :-)
Dienstag, 30.3.:
Wir haben immernoch nichts vom Notar gehört. Aber es kam bereits eine Rechnung über den Grundschuldeintrag bei der Bank an. Als ich den Rechnungsbetrag sah, habe ich beschlossen, in meinem nächsten Leben Notar zu werden … Die Arbeiten am Haus haben wir aber voller Optimismus bereits begonnen.
Samstag, 10.4.:
Immernoch kein Brief vom Notar. Aber eine weitere Rechnung. Die Verbandsgemeinde bittet zur Kasse für das Ausstellen der Bestätigung, dass die Gemeinde auf ihr Vorkaufsrecht verzichtet. Umsonst gibt es wohl heute nichts mehr … Aber netterweise wurde die Rechnung zwischen Gunnar und mir zu gleichen Teilen aufgeteilt und so bekam jeder einen Brief mit dem halben Betrag. Ich habe es mal ganz rebellisch in einem einzelnen Betrag überwiesen und hoffe, es führt auf Verwaltungsseite nicht zu allgemeiner Verwirrung …
Freitag, 23.4.:
Heute kam endlich das Schreiben vom Notar mit der Zahlungsaufforderung für den Kaufpreis. Der Hauskauf ist damit nicht mehr aufzuhalten. Endlich! Der Notar wird jetzt nach der Kaufpreisüberweisung den Grundbucheintrag ändern lassen.
Dienstag, 3.5.:
Von der Bank bekamen wir eine Rechnung des Amtsgerichts weitergeleitet. Die Rechnung über den Grundbucheintrag für die Grundschuld. Dummerweise dachten wir, diese Kosten wären bereits in der Notar-Rechnung enthalten … Schade.
Samstag, 8.5.:
Das Finanzamt hat gemerkt, dass wir Grund und Boden gekauft haben und hat uns die Rechnung über die Grunderwerbssteuer zugesandt.
Samstag, 23.6.:
Es ist vollbracht. Heute kam die Bestätigung über den Grundbucheintrag. Natürlich nicht ohne eine Rechnung vom Amtsgericht … Aber egal, jetzt gehört das Haus endlich uns!
Arbeit, Arbeit, Arbeit …
Mittwoch, 17.02.2010
Heute waren wir mit dem Verkäufer nochmal im Haus und haben eine Bestandsaufnahme von den Dingen gemacht, die anstehen, bevor wir loslegen können. Also solche Sachen wie Herausreißen der Teppichböden, Abschlagen der alten Fliesen, Abriss eines Schuppens im Garten und so weiter. Und da kommt einiges auf uns zu! Ob wir uns das selber antun oder das machen lassen, ist noch nicht sicher …
Badezimmer und Küche sind etwas kleiner als in den Grundrissen angegeben. Nicht dramatisch, aber meine Badewanne ist stark rationalisierungsgefährdet. Schade. Außerdem müssen wir die Stromleitungen nun doch erneuern. Da laufen zu viele unterschiedliche Kabel an den Außenwänden vorbei, Steckdosen sind mit Klebeband abgeklebt … Alles etwas zu abenteuerlich. Also noch ein Posten, der nicht in dem Ausmaß einkalkuliert war. *seufz* Aber ich vermute mal, sowas wird noch öfters passieren. Also: Endergebnis vor dem geistigen Auge behalten, Zähne zusammenbeißen und durch!
Neben den Sanierungsaufwänden dürfen wir auch nicht vergessen, dass das Gebäude eher einem Museum der 60er und 70er Jahre gleicht als einem Wohnhaus. Überall blumige Muster und Ornamente zwischen rustikalen Eichenmöbeln. Die Farben schwanken raumweise zwischen knallbunten Orange- und Rottönen und nicht weniger schmerzhaften Braun-, Beige- und Olivtönen. Und natürlich Teppichboden. Überall. Auch im Bad … Wieso verlegt man Teppichboden im Bad?! Wenn ich da an die ganzen Fußpilzbakterien, Milben und so weiter denke … Ich bin wirklich nicht empfindlich, aber das ist in meinen Augen nicht hygienisch. Für kalte Füße gibt’s doch Badvorleger. Die kann man waschen! Okay, die gibt es wahrscheinlich nicht in dunklem Grün mit braunen Ornamenten darauf … Naja. Ich hoffe jedenfalls, ihr habt jetzt einen Eindruck von der … öhm … nennen wir es mal „Individualität“ und der Herausforderung ein Traumhaus daraus zu machen … Da kommt einiges auf uns zu. Ich hoffe, wir übernehmen uns nicht. Streichen und Böden legen hab ich irgendwie noch nie gerne gemacht …
Erster Termin mit dem Energieberater
Dienstag, 23.02.2010
Heute war der erste Termin mit dem BAFA-Energieberater. Er nahm sich eineinhalb Stunden für uns Zeit und erklärte ein paar Dinge. Unter anderem, dass unsere Kalkulation IMMERNOCH zu niedrig angesetzt ist. Na klasse … Wobei man an dieser Stelle natürlich sagen muss, dass ein Energieberater verständlicherweise ungern Kompromisse eingeht.
Ein bisher völlig vernachlässigter Aspekt in unserer Planung ist eine Lüftungsanlage. Wer so viel dämmt und macht und tut, sollte dafür sorgen, dass die Feuchtigkeit in Zukunft weiterhin aus dem Haus hinaus kann. Sonst gibt es aufgrund des massiven Eingriffs in die Bauphysik schnell Probleme mit Schimmel (Stichwort „totgedämmt”). Das bedeutet also entweder dreimal am Tag ordentlich das ganze Haus durchlüften (und das ein Leben lang), oder in eine gute Lüftungsanlage investieren, die die alte Luft abführt und stets frische, schon angewärmte Luft einbläst. Eine solche Anlage lässt unsere Kalkulation nochmals um 10 % steigen. Ich persönlich finde eine solche Lüftungsanlage aber mittlerweile echt super! Nie wieder lüften und immer frische Luft. Klingt doch gut! Dazu empfahl der Berater dringend den Einbau von Dreifachverglasung (Steigung der kalkulierten Fensterkosten damit um 25 %) und sagte, dass viele Winkel und Ecken die Dämmung recht teuer machen … na, da ist es ja gut dass wir davon nicht so viel haben. *räusper*
Alles in allem sind wir jetzt ein wenig vorgewarnt und mittlerweile auch sehr gelassen, was solche Hiobsbotschaften angeht. Wenn wir den Berater beauftragen, so wird er in ca. zwei Wochen eine Vor-Ort-Begehung durchführen, bei der er dann den Ist-Zustand des Hauses erfasst. Auf dieser Grundlage wird er uns eine Aufstellung machen, welche Maßnahmen man ergreifen kann, was diese (etwa) kosten werden und welcher Nutzen damit erzielt wird. Ziel der ganzen energetischen Sanierung ist übrigens das Erreichen eines Effizienzstandard nach EnEV2009. Denn das ist die Voraussetzung für unsere Finanzierung, die zum Teil auf Förderkrediten aufbaut. Und dazu muss folgendes gewährleistet sein:
KfW-Effizienzhäuser 130 dürfen den Jahresprimärenergiebedarf (Qp) von 130 % und den Transmissionswärmeverlust (H’T) von 145 % der errechneten Werte für das entsprechende Referenzgebäude nach Tabelle 1 der Anlage 1 der EnEV2009 nicht überschreiten.
…alles klar? ;-)
Die wilden 70er, ein Flur und ein Kamin
Donnerstag, 11.03.2010
Heute war der Vor-Ort-Termin mit dem Energieberater. Und irgendwie wirkten seine Aussagen schon wieder demotivierend. Diesmal war es nicht die Lüftungsanlage, diesmal war es der Kamin. Durch die jahrelang eindringende Feuchtigkeit sei die Substanz eines der beiden Kamine nach Meinung des Beraters so stark angegriffen („versottet“), dass er eventuell einsturzgefährdet sei. In diesem Fall müsse er dringend zurückgebaut werden. Kostet ungefähr so viel wie eine Lüftungsanlage. Prima.
Er empfiehlt außerdem einen Teil unseres „Außenflurs” zum Innenraum zu machen. Damit bekämen wir einen Flurbereich dazu, weniger zu dämmende Flächen (Kosteneinsparung), müssten aber dort auch neue Fenster einbauen. Mit „Fenster“ meine ich hier die unsäglich große Terrassentür zum Innenhof raus … Also haben wir dadurch unterm Strich nicht gerade einen finanziellen Vorteil, aber unser Nappohäuschen bekäme nach vielen abenteuerlichen Aus- und Umbaumaßnahmen in den letzten 100 Jahren endlich mal das anständige Gesamtkonzept, das es verdient hat. Auch nicht schlecht.
Was ein „Außenflur“ ist? Nun, man kann an unserem Haus vorbei gehen und kommt hinter das Haus (zugegeben, soweit noch nicht überraschend). Der Bereich hinter dem Haus ist überdacht, mit normalen Fliesen ausgelegt und nochmal mit einer Mauer und einer großen Terrassentür vom Innenhof getrennt. Wieso das außen und nicht innen ist? Zum Haus hin ist noch eine weitere Haustür und der seitliche Zugang zum Flur ist offen. Dort befinden sich nur eine einfache Holztür, die wohl vor Wind schützen soll, und darüber eine Plexiglaskuppel. Der Bereich unter dieser Kuppel ist ca. vier Quadratmeter groß und furchtbar dunkel. Alles andere als einladend. Interessanterweise nannte der Makler ausgerechnet diesen dunklen, unheimlichen Bereich tatsächlich „Sonnenhof“ … *kopfschüttel*
Das Kompetenzteam wächst …
Mittwoch, 17.03.2010
Heute war die Begehung des Hauses mit unserer Architektin. Sie wird unsere Baubegleitung machen, sofern ihr Angebot stimmt. Aber ich denke, das sollte passen, immerhin hätten wir so eine Quotenfrau am Bau, ich wäre diesbezüglich also entlastet. Besonders gefällt mir aber, dass sie nur einige hundert Meter von unserem Haus entfernt wohnt. Das lässt die Chance steigen, dass sie auch wirklich regelmäßig nach dem Rechten sieht.
Ihre Aufgaben wären die Organisation und Koordination der einzelnen Gewerke, sowie deren Abnahme. Die Überprüfung, ob alle energetischen Maßnahmen aus dem Gutachten ordentlich umgesetzt wurden, verantwortet hingegen der Energieberater. Dazu muss natürlich erst einmal das Gutachten erstellt sein. Und dazu wiederum braucht der Berater anständige Grundrisse und Aufmaße, wobei wir auch bei einem weiteren Mitglied unseres Kompetenzteams wären: unserem Bauzeichner. Der ist gerade im Haus und vermisst. Und erstellt hoffentlich ganz, ganz schnell die Pläne. Denn erst mit dem Gutachten können die Gewerke festgelegt werden und (ganz wichtig!) der KfW-Kredit beantragt werden. Um das Gutachten zu erstellen, braucht der Energieberater aber nicht nur die Grundrisse, sondern auch die Entscheidung, was denn nun mit unserem schnuckeligen „Außenflur” geschehen soll.
Damit sind wir nun wieder bei der Architektin. Die hatte nämlich neue Ideen, wie man die Situation lösen kann. Es läuft aber auch bei ihren Vorschlägen alles darauf hinaus, dass der Bereich zur Terrasse hin Innenbereich wird. Mit der Konsequenz, dass nicht nur die Terrassentür teuer ersetzt werden, sondern auch ein anständiger Boden konstruiert werden müsste. Trotz der hohen Kosten dieser Variante erscheint sie mir irgendwie sinnvoll, wenn man das gesamte Haus betrachtet. Aus energetischer Sicht sowieso, da man immer ein kompaktes Gebäude mit wenig Außenfläche anstreben sollte. Das müssen wir also jetzt zuerst entscheiden. Okay, wenigstens dürfen wir endlich auch mal etwas entscheiden. Bisher durften wir nämlich höchstens unsere Wünsche äußern und ernteten meist nur skeptische, um nicht zu sagen mitleidige Blicke …
Im Gesamten war die Begehung der Architektin recht positiv. Sie befand die Wände für ausreichend trocken, so dass wahrscheinlich auf eine Vertikalsperre der Außenmauer und auf eine Drainage verzichtet werden kann. Wenn nun beim Abnehmen der Wandpaneele unten keine deutlichen großflächig feuchten Stellen entdeckt werden, dann reichen das Lüftungssystem und eine Wandheizung unten aus, um die Feuchtigkeit weiterhin unter Kontrolle zu halten. Bei kleineren, lokalen Stellen würde eine Bohrlochinjektion ausreichend Abhilfe schaffen. Klingt doch gut, oder? Keine Ahnung, was ich da rede? Egal, einfach glauben: Klingt gut!
Für die, die sich jetzt fragen „Wandheizung?!! Wasn dat?”: Eine Wandheizung ist von der Konstruktion her wie eine Fußbodenheizung. Nur eben an der Wand. Ja, man bekommt KEINE warmen Füße davon, ich weiß. Aber durch die gleichmäßige Wärmeverteilung entsteht trotzdem ein angenehmeres Raumklima als bei Radiatoren, also normalen Heizkörpern. Und bei leichter Feuchtigkeit im Gemäuer ist so eine Wandheizung Gold wert. Gut, wahrscheinlich kostet sie auch so viel wie ihr Gegengewicht in Gold, das muss man dann mal sehen. Aber für eine gesparte Vertikalsperre kann man eine Menge Heizung verbauen. Naja. Glaube ich. Okay, zugegeben: hoffe ich.
Nächste Woche gehen die Arbeiten endlich so richtig los. Die Aufgaben: Tapeten entfernen, Decken abnehmen, Böden entfernen. Bin mal gespannt, was da alles zu Tage kommt. Aber so bleibt es wenigstens spannend. ;-) Danach wird die Elektrik erneuert. Dazu bekommen wir kompetente Unterstützung aus dem hohen Norden: Gunnars Vater, seines Zeichens Elektriker, kommt helfen. Wenn alles nach Plan läuft, ist zu Ostern ein rohbauähnlicher Zustand hergestellt und die Elektrik fertig verlegt. Und hoffentlich ist bis dahin auch das Gutachten des Energieberaters da. Aber ich vermute, das wird knapp. Naja, es würde mir persönlich ja schon einmal reichen, wenn der Hauskauf bis dahin endlich auch offiziell über die Bühne ist … Denn realistisch betrachtet, sanieren wir gerade ein Haus, das uns gar nicht gehört.
Update: Wir haben am Wochenende bezüglich des Außenflurs eine Entscheidung getroffen. Also das, was unter dem Wohnzimmer und dem Durchgang dahin ist, wird Innenbereich. Mit Ausnahme des Kellereingangsbereich. Dieser bleibt Außenbereich. Diese Variante ist energetisch sinnvoll, weil Wärmebrücken soweit wie möglich beseitigt werden, die Umbaumaßnahmen dabei aber noch im Rahmen bleiben. Klassischer Kompromiss. Wie das konkret aussieht, ist auf dem nebenstehenden Bild zu sehen (oder doch eher zu erahnen):
Nur heiße Luft … und viel Abenteuer
Montag, 22.03.2010
Heute war der Schornsteinfeger da und hat sich den schlimmen Kamin angesehen. Er sagte, da sei alles in Ordnung. Die Versottung sei alt und vor einigen Jahren sei der Schornstein saniert worden. Und er sei alles andere als einsturzgefährdet. Da war unser Energieberater wohl etwas übervorsichtig. Aber naja, besser so als anders herum.
Gunnars Vater hat heute damit begonnen, die Tapete und die Wandpaneelen zu entfernen. Schon im ersten Raum erkannte man den kreativen, abenteuerlichen Baugeist unserer Vorgänger. Es wurden nicht nur Alutapeten verklebt, sondern auch Tapeten überputzt und hinter Wandpaneelen wurde Dachpappe an die Wand genagelt. Wohl ein netter Gruß an neue, renovierungswillige Generationen … Genauso kreativ wie abenteuerlich ist auch die bestehende Elektroverkabelung. Dass viel improvisiert wurde, sahen wir schon vorher, aber was jetzt zu Tage kam, übertrifft doch alle Erwartungen: Alte Putzmittel-Schraubdeckel als Verteilerdosen-Abdeckungen, direkte Wege von Steckdosen zu Lichtschaltern (im 45° Winkel), unterputz verlegte, flexible Gummiadern, Verbindungen mit Lüsterklemmen hergestellt und diese offen unter Styropor-Decken gelegt, Boxenkabel, die zu Stromleitungen umfunktioniert wurden. Dazu stoffisolierte Kabel aus der Vorkriegszeit. Der Traum jedes Elektrikers.
Etwas positives: Unter den Wandpaneelen kam noch eine super Tapete zum Vorschein. 70er-Jahre Ornamente-Muster in Knallgelb mit Apfelgrün. Natürlich wird diese nicht lange Bestand haben, aber dennoch habe ich mich beim Anblick gefreut! Man bezahlt für eine solche Tapete heutzutage eine ganze Menge. Schade drum.
Weniger positiv: Im Gästezimmer wurde die Deckenverkleidung an einer etwas abenteuerlichen Konstruktion voller Holzkeile und Brettchen befestigt. Hier hängt scheinbar ein Deckenbalken nicht unwesentlich durch. Wenn wir Pech haben, ist die Stabilität nicht mehr gewährleistet und der Balken müsste saniert oder durch einen Stahlträger ersetzt werden. Mist.
Nulldurchlauf und eine Blümchenwand
Donnerstag, 25.03.2010
Mittlerweile haben wir einen Punkt erreicht, wo ein Rohbauähnlicher Zustand erreicht ist. Die Deckenverkleidungen sind weg, die Böden raus und alle Tapeten von den Wänden. Der ganze Kram ist nun schön säuberlich im Innenhof aufgestapelt.
Alle Tapeten? Nein. Eine von unbeugsamen Blümchen bevölkerte Tapetenwand hört nicht auf, dem Eindringling Widerstand zu leisten. Und das Leben ist nicht leicht für die römischen Legionäre renovierenden Helfer, die in den befestigten Lagern …
Will heißen: Die Wohnzimmertapete geht einfach nicht ab. Die ist unkaputtbar. Und sie hat uns schon einige Nerven gekostet. Also bleibt sie jetzt dran. Hat sie bei so einem Überlebenswillen auch verdient. So. Also haben wir jetzt einen Rohbau mit knallroter Blümchentapete. Hat doch auch was!
Böse Überraschungen gab es bisher zum Glück keine. Außer ein paar Schimmel- und Wasserflecken an der Wohnzimmerdecke, die vermutlich durch eine undichte Stelle im Flachdach des Anbaus entstanden sind. Und dem bereits erwähnten durchhängenden Balken. Am Samstag gibt es dann nochmal eine Hauruck-Aktion, um die Plexiglas-Kuppel im Außenflur und einen unnötigen Holzverschlag oberhalb des Kellereingangs abzureißen. Helfer sind gerne willkommen!
Endlich Arbeit für Männer … und Chemiker
Samstag, 27.03.2010
Heute wurden die Schlitze für die Elektroverkabelung fast fertiggestellt und einige Abrissarbeiten durchgeführt. Ein Holzverschlag über dem Kellereingang wurde entfernt, so dass nun über dem Eingang zum Gewölbekeller zwei Meter Wand ist. Der ganze Treppenabgang ist jetzt offener und nicht mehr so unheimlich wie vorher. Interessant dabei war, dass wir einen alten Hänger im Verschlag gefunden haben. Was daran interessant war? Nun, er war offensichtlich in den Holzverschlag gebracht worden und erst DANACH wurde der Verschlag zugemauert. Es gab also keine Chance, den Karren nochmal heraus zu bekommen. DAS war ganz sicher nicht gewollt … hihi …
Außerdem wurden die Plexiglaskuppel und das Vordach über der Terrassentür abgerissen. Das Ganze hat viel Krach und viel Dreck gemacht, aber wir sehen langsam, wie sich das Haus in die richtige Richtung verändert. Dank des bedingungslosen Einsatzes unserer unermüdlichen Helfer. Wie bedingungslos, sieht man in dem Video, das sich hinter dem QR-Code verbirgt:
Meine Aufgabe gestern und heute war übrigens auch ganz toll. Ich habe mit purem Alkohol die Böden behandelt, die mit einem hübschen 70er-Jahre Chemiekleber voller undefinierbarer Schadstoffe bedeckt waren. Jaaa, der PVC unterm Teppich musste ja halten damals. Egal was kommt. *augenroll* Naja, mit Mundschutz kam ich mir wenigsten vor wie in Greys Anatomie. Auch mal nett.
Frühlingsgefühle und Feuchtgebiete
Karfreitag, 02.04.2010
So. Nach zwei Wochen mit viel Arbeit ist seit heute die letzte Tapete runter. Die Elektroleitungen sind gelegt, ordentlich beschriftet und der Sicherungskasten ist bereinigt. Die eine oder andere Leitung muss noch gezogen, die Löcher für die Dosen gebohrt und die Antennenkabel installiert werden. Morgen fahren wir wahrscheinlich den ersten Müll zur Deponie. Bin mal gespannt, von wie viel Gewicht unser Häuschen in den letzten Wochen befreit wurde.
Leider haben wir auch schon den ersten Wasserschaden. Von Anfang an fehlte ein Blindstopfen auf einer Wasserleitung im Bad oben. Aber mit genügend Panzertape drumherum dachten wir: „Das ist dicht”. Das war vor einer Woche. Seitdem kam dummerweise auch niemand auf die Idee, zu schauen, ob es auch tatsächlich dicht ist. Bis heute … Mittlerweile tropfte das Wasser auch fröhlich durch den Boden auf die darunterliegende Kellertreppe. Na toll. Wir müssen also morgen erst einmal den Anschluss dicht machen. Noch eine Runde Panzertape drum oder so … ;-)
Im Garten beginnt es übrigens langsam zu blühen. Den eisigen Temperaturen zum Trotz. Mal was anderes als Baustelle. Ich gehe gerne in den Garten und schaue einfach nur, was hier Neues blüht. Bisher kennen wir unseren Garten ja nur im Winter. Und wissen nur, dass wir einen Birnbaum und zwei Kirschbäume besitzen. Mittlerweile habe ich aber auch schon Flieder entdeckt (ich liebe Flieder!). Bin mal gespannt, was noch alles zu Tage kommt.
Tapeten on Tour
Sonntag, 04.04.2010
Gestern haben wir den ersten Müll weggefahren. Ins Auto passten aber lediglich die Müllsäcke mit den Tapeten und die Styroporplatten von den Decken (diese waren in zwei Räumen angebracht). Insgesamt kamen wir auf 50 Müllsäcke (zu je 120 l) und erreichten ein Kampfgewicht von knapp 400 kg. Es war kein schlechtes Gefühl, den Kram bei der Mülldeponie einfach übers Geländer in die Container zu werfen! Kann ich wirklich nur empfehlen. Einfach ein paar nervige Dinge (alte Zeitungen, dreckiges Geschirr, hyperaktive Katzen …) in Tüten packen und auf der Deponie entsorgen. Sollte ich vielleicht als Extra-Feature anbieten, wenn ich mein „Dreck-Schippen und körperlich arbeiten für Manager”- Erholungsprogramm ins Leben rufe, um ein bisschen was in die Hausbau-Kasse zu erwirtschaften … Aber zurück zum Müll: Als nächstes kommen die Böden dran. Ich vermute, da wird das Gewicht nicht unter dem der Tapeten gestern liegen. Dann noch das Holz. Dafür werden wir vermutlich einen Container holen. Bauschutt haben wir auch noch, aber der wird zuletzt entsorgt. Davon fällt in den nächsten Monaten wohl noch ein wenig mehr an.
Fundstück der Woche
Dienstag, 06.04.2010
Heute habe ich im Internet auf der Geoinformationsseite unseres Ortes (ja, sowas gibt es …) ein Luftbild gefunden, wo man deutlich sieht, dass unser Haus etwas … naja, nennen wir es mal „windschief” gebaut wurde. Einfach dem dezenten Hinweis im Bild folgen und ihr seht unser Schätzchen von oben. Tja, rechte Winkel kann ja jeder!
Löcher, Tapeten und ‘ne Wurst
Samstag, 10.04.2010
Dieses Wochenende ging es wieder voran. Die Löcher für die Steckdosen und Schalter sind gebohrt und einige nicht mehr benötigte Kabel zurückgebaut. Zum Beispiel die alte Elektro-Hauptzuleitung, die vom Dach bis zum Sicherungskasten im Erdgeschoss ging. So ein Kabel ist ganz schön dick. Aber dafür können wir jetzt quasi vom Sicherungskasten bis auf unsere hübschen Dachpfannen gucken.
Außerdem hat Gunnar mal den bisher angefallen Schutt in die Garage gefahren und ich habe tatsächlich noch eine tapezierte Wand entdeckt. Stand da rum und sagt nix. Ich kann echt keine Tapeten mehr sehen. Jedenfalls nicht, ohne den plötzlichen Drang zu verspüren, ganz weit weg zu laufen. Aber hilft ja nichts. Die Tapete habe ich tapfer entfernt und ich wage es kaum zu sagen, aber ich glaube jetzt ist WIRKLICH keine Tapete mehr im Haus. Naja, seit ich das das letzte Mal sagte, sind nochmal fünf große Müllsäcke mit Tapeten dazugekommen. An alten Tapeten mangelt es in so einem Haus nicht. Vielleicht sollte ich damit einfach eine knallbunte, riesengroße Pappmaché-Kugel basteln.
Unser Divisions-Hauptquartier (auch als Partyraum bekannt) hat übrigens neues Mobiliar bekommen: Eine Bierzeltgarnitur. Wir haben jetzt also ganz viele Sitzplätze für ganz viele Helfer … (Na, wer hat sein Appellohr offen?)
Nebenbei arbeitet auch der Frühling ordentlich an der Verschönerung unseres Gartens. Der Kirschbaum steht in voller Blüte und überall kommen Tulpen, Krokusse und andere bunte Blumen, deren Name ich leider nicht kenne, aus dem Boden geschossen! Außerdem haben wir jetzt einen Grilleimer auf der Baustelle. Also so ein Ding, wo unten Löcher drin sind und oben ein Rost darauf. Gestern gab es Würstchen, heute waren es Schwenkbraten. Lecker! Und so ein Eimer ist echt ein klasse Grill. Wer hätte das gedacht? Ist aber nur eine Leihgabe. Obwohl … Der Besitzer hat wahrscheinlich noch gar nicht gemerkt, dass er weg ist. Hihi …
Fürs Leben gelernt …
Mittwoch, 14.04.2010
Bei unseren bisherigen Arbeiten am Haus konnten wir so einige Lebensweisheiten mitnehmen, die natürlich für die Ewigkeit festgehalten werden sollten:
• Zu entfernende Tapeten, die man nass macht, trocknen wieder, wenn man beim Warten aufs Durchweichen spontan grillt. Die Arbeit war dann umsonst.
• Durchgeflexte Elektroleitungen leiten nicht mehr.
• Panzertape ersetzt keine Blindstopfen auf Wasserleitungen … jedenfalls nicht wochenlang.
• Wenn du denkst, es geht nicht mehr, kommt von irgendwo ‘ne Tapetenwand her.
• 100-prozentigen Alkohol einzuatmen macht nicht betrunken.
• Trägt man eine Schutzbrille, wenn man Schlitze stemmt, verhindert dies ein rot gefärbtes Auge, das drei Tage lang brennt.
• Zwei Zicken gleichzeitig am Bau sorgen für schlechte Stimmung.
• Böden wurden in den 70er Jahren sehr, sehr sorgfältig verklebt.
• Hinter hohl klingenden Wänden verbirgt sich meist nur eine Elektroverteilung oder alter Putz, aber nie ein Schatz.
• Fragt man drei selbsternannte Bauexperten, bekommt man fünf Meinungen. Und alle sind unterschiedlich.
• Alle Architekten sind teuer.
• Haut man in einer Bruchsteinmauer einen Nagel rein, so hat man entweder keine Chance durch den Stein zu kommen oder man kann den Nagel mit dem Daumen reindrücken. Dazwischen liegen nur wenige Zentimeter.
• In einem Altbau kommen einem die (eigentlich noch guten) Deckenpaneele schon vom Angucken entgegengefallen. Die alten Vorhangleisten dagegen wurden für die Ewigkeit befestigt …
• Im Rohbau ist es drinnen kälter als draußen.
• Aufgaben auf der Baustelle werden unterschieden in Männer-Arbeit und Pussi-Arbeit (Danke Daniel, für diese divergente Aufteilung).
• Ein Trennschleifer ist ein geeignetes Werkzeug eine alte Strom-Zuleitung durchzutrennen. Ein Seitenschneider nicht. Schade, wenn einem das erst auffällt, wenn die Leitung bereits durch ist …
• Wenn Gutachter „oh-oh” sagen, wird es immer teurer als geplant. Das gleiche gilt für Architekten, Handwerker und Helfer.
Die Steinzeit bricht an …
Donnerstag, 15.04.2010
Heute ging es wieder kräftig voran. Nur ich armes Kindchen hatte ein schweres Los … Die Architektin empfahl uns gestern, eine Rigips-Verkleidung im Gästezimmer zu entfernen. Das war schon schlimm genug, denn die besagte Wand war diejenige, die ich tapfer beim letzten Mal von Tapete befreit habe. Aber noch schlimmer war dann das, was unter den Gipskartonplatten zu Tage kam. Na, wer weiß es? Richtig. Tapeten! AAAAAAAAH! Da die Mauer ziemlich feucht ist, kam die Tapete aber quasi von selber von der Wand. Feuchte Mauern sind in manchen Situationen durchaus was Feines. Aber leider nicht in allen Situationen, da muss die Architektin also mal schauen, wie schlimm die Feuchtigkeit ist. Achja, den durchhängenden Deckenbalken fand sie übrigens nicht schlimm und auch den Schimmel an der Wohnzimmerdecke nicht. Ursache für die Flecken würden wir finden, wenn wir die Decke zurückbauen. Und DAS wird noch ein toller Spaß. Unter der Deckenverkleidung ist nämlich lose Glaswolle gestopft. Und Glaswolle ist eindeutig ein Werk des Teufels. *schüttel* Aber darüber denk ich erst nach, wenn es soweit ist.
Nun zurück zu heute. Unser Maurer fing mit seiner Arbeit an. Er muss im Außenflur eine Öffnung und einen Durchgang zumauern, einen anderen Durchgang vergrößern und im Bad oben eine Außenwand nach hinten versetzen. Endlich mal jemand, der konstruktiv arbeitet und nicht nur kaputt und dreckig macht! Die Steine kamen übrigens mit dem größten Auto, das uns jemals was angeliefert hat! Mit Kran und so. Wow! Da war ich schon etwas beeindruckt. Gunnar hat dann die ganzen Steine mit der Schubkarre hinters Haus gekarrt. Jetzt ist der arme Kerl ganz platt und kommt morgen wahrscheinlich kaum aus dem Bett vor lauter „Rücken”.
Daniel und Gunnar haben heute außerdem noch drei Fenster entfernt und dann mit netter Unterstützung unseres Klempners (der musste uns wieder mal vor einer Sintflut retten) das Dach über der Kellertreppe entfernt. Dort wird später unsere Dusche sein, bzw. deren Boden. Dabei entdeckten sie tragende Dachpappe … Ja, ist auch mal etwas neues. Und jetzt kann man von der Kellertreppe bis zur Decke des Obergeschosses gucken. Nebenbei wachsen unsere Müllberge, und wachsen, und wachsen … aber sie sind sorgfältig getrennt. Das spart einiges an Kosten bei der Entsorgung.
Am Samstag ist das Gespräch mit dem Energieberater, um den Maßnahmenkatalog festzulegen. Danach geht es übers Wochenende in einen Kurzurlaub. Mal was ganz anderes als Bau. Muss auch mal sein! Apropos was anderes als Bau: Unser Kirschbaum wird von Tag zu Tag schöner. Die unglaublichen vielen weiß-rosa Blüten! *schwärm* Ich könnte stundenlang im Garten sitzen und den schönen Baum angucken. Ja, ich weiß, im Herbst, wenn der ganze Kirschen-Matsch auf dem Boden vor sich hin fault ist das nicht mehr schön. Aber egal, JETZT ist der Baum toll!
Wenn der Energieberater zweimal rechnet ….
Dienstag, 20.04.2010
Am Samstag war der Termin mit dem Energieberater, um die Maßnahmen endgültig festzulegen, die wir aus energetischer Sicht durchführen werden. Um das Niveau eines Effizienzhauses 130 zu erreichen, würde unsere Kalkulation nochmal ansteigen. Zusätzlich zu den schon geplanten Maßnahmen müsste ein Teil der Bodenplatte ersetzt werden, um eine bessere Dämmung zu erreichen. Wir bräuchten Solartherme zur Warmwasserbereitung und noch bessere Fenster als eh schon geplant. Ganz schön teuer. Eine Alternative zum KfW-Haus 130 wären Einzelmaßnahmen. Dann könnten wir die Bodenplatte und Solar sparen und günstigere Fenster einbauen. Also normale Wärmeschutzdoppelverglasung statt Passivhaus-Fenster mit Dreifachverglasung. Allerdings wären die gesparten Investitionskosten wieder durch den höheren Zinssatz des Kredits relativiert. Und durch gute Energieeffizienz tun wir uns ja auch einen Gefallen. Man denke an die gesparten Heizkosten. Das dachte sich der Energieberater auch und rechnete weiter. Und kam zu einer äußerst erfreulichen Aussage, die er selber nicht so ganz glauben konnte. Aber nach nochmaligem Rechnen, Auswerten und Kontrollieren stand es fest. Wir können sogar ein Effizienzhaus 85 erreichen. Das bedeutet, der Primärenergiebedarf liegt dann UNTER Neubau-Niveau. Boah! Damit hatten wir nicht gerechnet. Wir hatten ja schon (berechtigte) Sorgen, ob das 130er Haus klappt. Mit einem 85er Haus würden wir um drei Stufen besser liegen. Vom Mindestmaß an energetischer Sanierung aufs Höchstmaß. Aber bevor ich mich wieder in Begeisterung rede: Das Ganze gibt es ja nicht einfach so. Wir brauchen natürlich zusätzliche Maßnahmen. Diese wären eine Pelletheizung und das Dämmen der kompletten Bodenplatte, außer über dem Kellerbereich. Das sind keine geringen Mehrkosten, allerdings werden diese wiederrum auch fast durch höhere Förderung wieder aufgefangen. Da Gunnar und ich im Anschluss an den Energieberatertermin in den hohen Norden aufbrachen, hatten wir 900 km Autobahn Zeit, darüber zu sprechen. Und überraschenderweise entdeckten wir beide ganz tief in unserem Inneren ein kleines Herz für die Umwelt. Wir sind tatsächlich verkappte Ökos. Und wir werden voraussichtlich auf Effizienzhaus 85 sanieren.
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