2. Auflage 2013
© mdv Mitteldeutscher Verlag GmbH, Halle (Saale)
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Gesamtherstellung: Mitteldeutscher Verlag, Halle (Saale)
ISBN 9783954620845
1. digitale Auflage: Zeilenwert GmbH 2013
Tim Herden, geboren 1965 in Halle (Saale), arbeitete nach dem Studium der Journalistik in Leipzig zunächst als wissenschaftlicher Assistent und Journalist, ehe er 1991 Redakteur beim Mitteldeutschen Rundfunk in Dresden wurde. Heute ist er Korrespondent im ARD-Hauptstadtstudio Berlin. „Gellengold“ war sein erster Krimi.
Handlungen und Figuren entspringen der Fantasie des Autors. Darum sind eventuelle Übereinstimmungen oder Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen zufällig und nicht beabsichtigt.
Ein neuer Fall für Rieder und Damp
mitteldeutscher verlag
Die Dämonen kamen im Morgengrauen. Langsam schlichen sie sich in seine Träume. Sie krochen durch die Windungen seines Hirns und erschienen hinter seinen geschlossenen Lidern. Er konnte sie dort stehen sehen. Sie waren durchscheinend wie Geister und trugen Gesichter, die er schon lange zu vergessen wünschte. Wenn er sich dann hin und her wälzte, um sie abzuschütteln, erwiesen sie sich als erstaunlich anhänglich. Sie schienen ihn zu rufen, auch wenn er sie nicht hören konnte. Dann sah er sich selbst zwischen ihnen. Sah sich aus einem Auto stürmen, hinein in die nahe Kirche. Er hatte Mühe, die schwere Tür aufzudrücken. Als der Spalt groß genug war für seinen schmalen Körper, hechtete er hinein. Mit einem Knall fiel die Tür wieder ins Schloss. Atemlos rannte er taumelnd zur Turmtür. Sie war nicht verschlossen. Stufe um Stufe kletterte er nach oben auf den Turm der Kirche. Plötzlich hörte er dumpf durch die dicken Mauern das Geheul eines Martinshorns. Wenig später lautes Knallen. Einmal. Zweimal. Dreimal.
Meist wurde ihm jetzt der Zustand zwischen Halbschlaf und Traum unerträglich. Er schrak aus dem Bett. Die strähnigen Haare hingen ihm feucht über die Stirn. Um den Traumbildern zu entkommen, stand er auf, trat an das kleine Dachfenster. Die Pappeln vor dem Haus wiegten sich sanft im Wind. Der Bodden glitzerte im Schein des tief stehenden Mondes. Vereinzelt blinkten die Lichter der Bojen an der Fahrrinne nach Schaprode oder Wiek.
Er stieg die schmale Treppe hinab und versuchte dabei die knarrenden Holzstufen zu meiden, obwohl außer ihm niemand im Haus war. Aber er fürchtete, ein Geräusch könnte die Traumgestalten wieder zum Leben erwecken. Leise öffnete er die Tür zu seinem Arbeitszimmer. Erschöpft setzte er sich an seinen Schreibtisch, zog die Lade auf und nahm einen weißen Umschlag heraus, auf dem außer seinem Namen und seiner Adresse nichts stand. Keine Briefmarke, kein Poststempel. Sie wussten also, wo sie ihn fanden. Nicht nur im Schlaf. Er nahm das weiße Stück Papier heraus mit den wenigen Worten, die er schon so oft gelesen, gesprochen, gepredigt hatte, ohne sie zu fühlen. „Da ging hin der Zwölfen einer, mit Namen Judas Ischariot, zu den Hohenpriestern und sprach: Was wollt ihr mir geben? Ich will ihn euch verraten. Und sie boten ihm dreißig Silberlinge.“
Die Buchstaben begannen vor seinen Augen zu tanzen. Sie fügten sich zu einem Mosaik, das ihn wieder zurück in den Kirchturm führte: das Turmfenster. Er sah sich, wie er sich an der Wand neben dem Fenster entlangdrückte, langsam den Kopf drehte und versuchte einen Blick auf den Platz vor der Kirche zu erhaschen. Er sah sich herausschauen und zurückschrecken vor den blitzenden blauen Rundumleuchten der Polizeifahrzeuge und eines Krankenwagens, auf dessen Dach ein breites rotes Kreuz prangte. Daneben sein Auto, immer noch mit der geöffneten Tür. Eine Menschenmenge wogte hin und her, mit Not zurückgehalten von Männern mit grünen Schirmmützen und in Uniform. Zwei Männer brachten eine Trage. Darauf ein Mann. Auch in Uniform. Ein Kind stürmte aus der Masse hervor, auf den Verletzten zu und wurde im letzten Moment von einem Polizisten zurückgerissen. Der Schrei des Jungen drang durch die Mauern in sein Ohr, verfing sich in seinem Gehirn.
Er ließ das weiße Blatt sinken.
Montagmorgen. Im Supermarkt von Vitte herrschte Chaos. In den engen Gängen zwischen den Regalen irrten neue Urlauber hin und her. Sie mussten sich erst einmal orientieren, wo sich was befand. Dabei ließen sie ihre Einkaufswagen irgendwo in einem der Gänge stehen. Nachdem sie gefunden hatten, wonach sie suchten, begann wiederum die Suche nach dem Einkaufswagen. Als besonders schwierige Fälle erwiesen sich Ehemänner, die im Urlaub ihren Frauen ein Stück Arbeit abnehmen wollten, aber wahrscheinlich seit Langem erstmals wieder Einkaufen gingen. Einerseits genossen sie die Freiheit, selbst zu entscheiden, was in den vierzehn Tagen Hiddensee-Urlaub in der Ferienwohnung auf den Tisch kommen sollte. Andererseits aber waren sie hilflos im Umgang mit Haltbarkeitsdaten, Fettanteilen und einer passenden Zusammenstellung von Lebensmitteln für Frühstück und Abendbrot. Noch schlimmer wurde es, wenn sie auch beauftragt waren, Waschpulver oder Spülmittel mitzubringen. Auf ihren Einkaufszetteln standen Markennamen, die der durchaus gut sortierte Supermarkt in Hiddensee nicht im Angebot hatte. Und so überfielen sie in verängstigtem Tonfall die Verkäuferinnen mit ihren Fragen nach Alternativen. Am Fleisch- und Wurststand konnte man beobachten, wie die Männer wahre Berge von Sülze, Rotwurst, Schinken auf die Waage legen ließen. Rieder konnte sich lebhaft vorstellen, welche Ehedramen sich bald in den Ferienwohnungen abspielen würden, wenn das Speiseangebot ausgepackt wurde. Meist war dieser erste selbstständige Einkauf für die Männer auch der letzte. Am nächsten Tag würden sie den Laden nur noch in Begleitung ihrer Frauen betreten und auch nur noch unter ihrer Anleitung einkaufen dürfen.
Rieder liebte den Supermarkt. Er war für ihn ein Stück Erinnerung an sein früheres Leben. Erst vor knapp einem halben Jahr war er auf die Insel gekommen. Zuvor hatte er in Berlin gelebt und dort in einer der Mordkommissionen des Landeskriminalamtes gearbeitet. Doch irgendwann war ihm das zu viel und zu anstrengend gewesen. Er hatte sich als Zivilbeamter nach Hiddensee versetzen lassen, um dort am Pilotprojekt „Verbrechensprävention in Ostseebädern“ der Polizeidirektion Stralsund teilzunehmen. Als Testort war Hiddensee vom Polizeidirektor Bökemüller ausgewählt worden. Als Zivilbeamter sollte Rieder den örtlichen Streifenpolizisten vor Ort durch unauffällige Präsenz in der Öffentlichkeit dabei unterstützen, mögliche Straftaten auf der Insel zu verhindern.
Rieder wusste nicht, ob er mit dem Inseldasein klarkommen würde. Immerhin war er aus einer Millionenstadt auf eine Ostseeinsel vor Rügen mit ein paar Hundert Einwohnern umgesiedelt. Gerade mal zwölf Kilometer lang und einen Kilometer breit. Und so war es ihm ganz recht, dass die Versetzung nur „auf Probe“ erfolgt und zunächst auf zwei Jahre begrenzt war. Denn Rieder war sich selbst auch noch nicht sicher, ob er auf Hiddensee würde alt werden wollen – als Polizist und als Mensch.
Der Arbeitsalltag eines Polizisten auf der Insel war überschaubar. Mal verschwand ein Fahrrad, mal gab es Streit zwischen Urlaubern in Ferienwohnungen wegen der Lärmbelästigung oder eine Anzeige wegen Mundraubs, wenn die Kirschen im Garten über Nacht verschwunden waren. Aber auch einen richtigen Mordfall hatte Rieder nur wenige Wochen nach seiner Ankunft gemeinsam mit seinem Kollegen auf der Insel schon aufgeklärt. Ein Kunsthistoriker aus Berlin war erstochen am Strand vom Gellen, der Südspitze der Insel, gefunden worden. Er hatte auf Hiddensee nach verborgenen Schätzen gesucht und war nicht ganz sauberen Geschäften nachgegangen. Bei den Ermittlungen hatte Rieder einiges über die Menschen und das Leben auf der Insel gelernt. Seitdem aber herrschte Ebbe, was die kriminalistischen Herausforderungen anging.
Am Montagmorgen war Rieder nicht nur im Supermarkt unterwegs, um sich ein paar frische Brötchen fürs Frühstück zu besorgen. Er wollte auch beobachten, wer übers Wochenende auf die Insel gekommen war. Besonders auf Jugendgruppen richtete er dabei sein Augenmerk. In den letzten Jahren war Hiddensee zu einem Surferparadies geworden. Die Inselverwaltung hatte einen Strandabschnitt zwischen Vitte und Kloster für die Windsegler reserviert, und dieser lockte immer mehr Jugendliche an. Sie brachten die Unsitte vom Festland mit, nach Sonnenuntergang am Strand eine gute Welle mit ausgiebigen lauten Trinkgelagen zu feiern. Das verärgerte Insulaner und Urlauber.
Entdeckte Rieder in der Schlange an der Kasse Jugendliche mit mehreren Bierkästen und Paletten voller Alcopops, sprach er sie gleich direkt an. Er stellte sich kurz vor, fragte nach ihren Namen, versuchte sich ihre Gesichter einzuprägen. Und er bat sie, die Regeln auf der Insel einzuhalten. Mit dieser Methode hatte er erste Erfolge. Jedenfalls landeten leere Flaschen jetzt meist in den Müllkörben auf der Strandpromenade. Auch die Beschwerden über Lärmbelästigung waren zurückgegangen. Außerdem hatte er beim Chef des Supermarktes, Henning Hansen, durchgesetzt, dass mehr als früher die Ausweise beim Verkauf von Alkohol kontrolliert wurden. Hansen war darüber nicht gerade erfreut gewesen. Gerade mit Alkohol machte der Supermarkt fette Umsätze. Rieder hatte noch nie ein so gut sortiertes und umfangreiches Alkoholangebot gesehen wie hier im Laden in Vitte, weil nicht nur die Urlauber gern mal einen hoben.
Heute Morgen war die Lage im Supermarkt ruhig. Rieder konnte keine verdächtigen jugendlichen Neuankömmlinge entdecken. So langsam gingen die Sommerferien zu Ende. Er wartete in einer langen Schlange aufs Bezahlen. Obwohl alle Kassen zu dieser frühen Stunde besetzt waren, ging es nur langsam voran. Die neuen Touristen hatten ihre Einkaufswagen vollgeladen, als drohe eine Hungersnot.
Plötzlich hörte er hinter sich heftiges Schnaufen. Dann spürte er eine schwere Hand auf seiner Schulter. Als er sich rumdrehte, blickte er auf eine lebende beigefarbene Wand. Es war die Uniformbluse seines Kollegen Ole Damp. Damp war ein wahrer Riese, um einiges größer und breiter als Rieder. Wenn der schmale Rieder und der hünenhafte Damp gemeinsam am Strand patrouillierten, wirkte das ungleiche Paar immer etwas skurril, um nicht zu sagen komisch. Aber das kam nicht oft vor. Die beiden verstanden sich nicht gut. Ein Grund war, dass der Stralsunder Polizeichef Bökemüller seit der Einstellung von Rieder immer noch nicht entschieden hatte, wer zukünftig Reviervorsteher der kleinen Polizeistation auf Hiddensee sein sollte.
Damp pochte auf seine älteren Rechte. Immerhin tat er schon seit über einem Jahrzehnt auf der Insel Dienst. Dazu gehörte auch, dass er für sich in Anspruch nahm, allein den Polizeiwagen des Reviers zu nutzen. Zunächst war sein Argument gewesen, dass Rieder keine Betriebsfahrerlaubnis für das Land Mecklenburg-Vorpommern besitze. Seine alte aus Berlin sei hier nicht gültig. Rieder hatte seine Fahrkünste durch den Fahrlehrer auf dem Hof der Polizeidirektion in Stralsund überprüfen lassen müssen. Aber als er endlich den entsprechenden Nachweis in den Händen hielt, hatte Damp Rieder trotzdem den Schlüssel verweigert. Er, Damp, wohne im südlichen Inselort Neuendorf, Rieder dagegen in Vitte, nahe der Polizeistation. Da reiche das Dienstfahrrad, um schnell auf dem Revier zu sein.
Was noch gegen Damp sprach: Er war auf der Insel nicht sehr beliebt. Mit einem wahren Kontrollwahn brachte er die Hiddenseer und auch Rieder gegen sich auf. Mal lauerte er am Abend am Straßenrand zwischen Neuendorf und Vitte und hielt jeden an, der ohne Licht am Rad fuhr, und verpasste ihm ein Ordnungsgeld. Mal maß er an den Gaststätten der Insel mit dem Zollstock den Abstand zwischen den Tischen vor den Lokalen zur Straße aus und ließ dann alles wegräumen, was die Vorgaben der Inselordnung überschritt. Ein Bußgeldbescheid folgte natürlich auch noch.
Soweit die Insel und das kleine Büro im Rathaus es zuließen, gingen sich die beiden Beamten jedenfalls aus dem Weg.
Rieder blickte nach oben. Er sah in das stark gerötete Gesicht seines Kollegen. Schweiß stand ihm auf der Stirn.
„Moin, Damp, was gibt’s?“
Damp zog sein Taschentuch aus der Hose, nahm seine Mütze ab und wischte wahre Sturzbäche von seiner Stirn und seinem Gesicht.
„Verdammt, ist das jetzt schon am Morgen heiß.“
„Na ja, es ist August.“
„Trotzdem.“
„Sie sind wahrscheinlich nicht gekommen, um mit mir übers Wetter zu plaudern. Oder ist das nur ein plumper Versuch, die Autorität der Dienstuniform zu nutzen, um sich in der Schlange nach vorn zu drängeln.“
„Ach Quatsch!“ Damp schüttelte seinen mächtigen Kopf. Dann knöpfte er seine Brusttasche auf und kramte einen Zettel heraus. „Hier, ein Anruf vom Steilufer am Enddorn im Norden. Ich habe den Typen nicht so recht verstanden. Geht bestimmt wieder um die Abbrüche an den Kreidefelsen. Wahrscheinlich hat er nasse Füße bekommen, als er um die Nordspitze laufen wollte. Oder was weiß ich. Und da Sie heute in die Richtung wollten, dachte ich, Sie könnten vielleicht mal nachsehen.“
Damit drückte er Rieder den Zettel mit der Telefonnummer in die Hand.
Die Spannungen im Revier hatten nach und nach zu einer Arbeitsteilung zwischen Damp und Rieder geführt. Damp machte vor allem Innendienst und kümmerte sich um den ganzen Schreibkram. Rieder streifte über die Insel und sorgte für Ordnung und Sicherheit. Er musste am Strand aufpassen, dass als Tagestouristen getarnte Taschendiebe dort nicht ihr Unwesen trieben, kümmerte sich um die Sicherheit der Wege und Stege auf der Insel und schaute in den Häfen der Insel nach dem Rechten. An den geraden Tagen durchquerte er den Norden der Insel, an den ungeraden den Süden. Heute war der Norden dran. Er wollte sich am Vormittag mit Thomas Förster, dem Chef des Nationalparkhauses, am Bessin treffen. Die Halbinsel war in den letzten Jahrhunderten durch angespülten Sand und Geröll entstanden. Viele Seevogelarten hatten am Südende des Alten Bessin ihre Nistplätze.
Letzte Woche hatte Rieder beobachtet, dass sich am Strand auf der Landzunge ein ölartiger Teppich gebildet hatte. Rieder wollte von Förster wissen, ob es sich dabei um eine Verschmutzung durch die Schifffahrt auf der Ostsee handelte oder um Algen.
„Okay, ich schau nach. Kann ich das Auto bekommen?“, fragte er Damp. Er kannte die Antwort bereits, aber einen Versuch musste er wenigstens machen.
Damp nahm noch einmal seine Mütze ab und kratzte sich das dichte wuschelige Haar.
„Gerade heute ist es schlecht.“ Nichts anderes hatte Rieder erwartet. „Ich muss in Kloster schauen, ob die Fernsehleute alles ordentlich hinterlassen und mit ihrem Übertragungswagen nicht zu viel Schaden angerichtet haben. Falls da etwas aufgenommen werden muss, brauche ich das ganze Zeug aus dem Auto. Sie wissen schon, Zollstock, Kamera, vielleicht auch den Laptop. Tut mir leid.“
Rieder konnte sich erinnern, dass sein Kollege am Vortag selbst den Abbau der Fernsehtechnik überwacht hatte, bis der Übertragungswagen auf die Fähre in Vitte gefahren war.
Der regionale Fernsehsender hatte die Verleihung des Deutschen Literaturpreises an den Inselpfarrer Jens-Uwe Schneider übertragen. Schneider hatte viele Jahre unter dem Pseudonym „Jean Jacques Hoffstede“ Literaturkritiken in einer bekannten deutschen Wochenzeitung veröffentlicht. Seine Rezensionen waren zum Maßstab für den Erfolg oder Misserfolg eines Buches auf dem deutschen Literaturmarkt geworden. Erst im Frühjahr war durch eine Indiskretion des zuständigen Redakteurs die wahre Identität des Literaturkritikers enthüllt worden. Dem ungläubigen Erstaunen der Kulturwelt darüber, dass der Pfarrer einer Inselkirche über Jahre hinweg bestimmt hatte, was die Deutschen lesen sollten und was nicht, war eine wahre Pilgerfahrt Intellektueller zu dem kleinen Pfarramt und dem alten Gotteshaus in Kloster gefolgt.
Die Hiddenseer hatten die Enthüllung eher gelassen hingenommen. Prominenz war auf der Insel keine Seltenheit. Gerhart Hauptmann hatte hier gewohnt, Thomas Mann auf der Insel Urlaub gemacht. Dass nun aber ausgerechnet Schneider ein journalistisches und literarisches Talent sein sollte, hatte sie dennoch überrascht. Denn seine Predigten in der Inselkirche galten unter den nicht gerade gottesfürchtigen Insulanern als eher langweilig.
Schneiders Vorliebe für Literatur jedoch war durchaus bekannt. Während der Urlaubssaison veranstaltete er zahlreiche literarische Abende und Lesungen mit bekannten Schriftstellern. Auch hier war das Interesse geteilt. Während die Touristen von diesem kulturellen Angebot begeistert waren, glänzten die Insulaner eher durch Abwesenheit. Viele Autoren verbanden dann auch das Angenehme mit dem Nützlichen und verbrachten gern ein paar Tage oder mehrere Wochen in der Ferienwohnung des Pfarrhauses. Kurpastoren, die im Sommer Schneider bei seiner seelsorgerischen Tätigkeit auf der Insel unterstützten, mussten sich dann mit dem weniger luxuriösen Appartement im Gemeindehaus im südlichen Inselort Neuendorf begnügen. Darüber allerdings rümpften die Hiddenseer schon die Nase.
Jedenfalls war Pfarrer Schneider alias Jean Jacques Hoffstede am vergangenen Wochenende mit dem Preis der Literaturkritik ausgezeichnet worden. Viele Prominente, darunter bekannte Schriftsteller, der Kultusminister von Mecklenburg-Vorpommern und sogar der Bundestagsvizepräsident, hatten an dem Festakt in der kleinen Inselkirche in Kloster teilgenommen und im nahen Gerhart-Hauptmann-Haus hatte es noch einen Empfang gegeben.
Für Rieder und Damp war es wahrscheinlich der Höhepunkt ihrer Arbeit als Inselpolizisten in diesem Jahr gewesen. Die Vorbereitung hatte den Großteil ihrer Arbeitszeit in den letzten beiden Monaten in Anspruch genommen. Besonders Damp war richtig aufgeblüht beim Erstellen von Listen und Sicherheitskonzepten. Wie ein Stabschef hatte er seit Samstag die Vorbereitungen überwacht und die von Stralsund und Rügen zur Verstärkung abkommandierten Polizisten in ihre Aufgaben eingewiesen. Am meisten hatte Rieder überrascht, dass selbst die Personenschützer der Politiker aus Berlin und der Landeshauptstadt Schwerin sich ohne Murren Damps Anweisungen gebeugt hatten.
Nur die Hiddenseer waren vergrätzt gewesen. Damp hatte angeordnet, dass alle Handwagen aus dem Hafen Kloster verschwinden mussten. Sie wären eine Unfallgefahr für die Ehrengäste, die mit Extrabooten aus Stralsund und Schaprode ankommen sollten. Aber es war auch ein Ferienwochenende. Viele Urlauber reisten ab und neue kamen in Kloster an. Da die Handwagen und Karren fehlten, mussten sie ihr Gepäck allein zu den Pensionen und Ferienwohnungen schleppen oder die Vermieter mussten es tun. Eine Alternative gab es nicht. Der Inselbus fuhr nur von Montag bis Freitag. Und sonst konnte man sich auf Hiddensee nur zu Fuß, per Fahrrad oder mit der Pferdekutsche bewegen. Autoverkehr war auf der Insel verboten bis auf die Ausnahmen: Polizei, Feuerwehr, Arzt und Krankenwagen. Selbst das ortsansässige Transportunternehmen für die Belieferung der Supermärkte, Geschäfte und Gaststätten durfte nur Elektroautos benutzen.
Und so sorgten das an diesem Wochenende von Damp verhängte Handwagenparkverbot im Hafen von Kloster und die Plackerei mit dem Gepäck bei sommerlichen Temperaturen unter Touristen und Einheimischen für einigen Unmut.
Abgesehen davon war alles gut gelaufen. Selbst Bürgermeister Durk, der sonst nicht das beste Verhältnis zu Damp pflegte, hatte den Polizisten nach dem Empfang für seine gute Organisation gelobt.
Nun musste Rieder dieses neue Hochgefühl seines Kollegen ausbaden. Damp wähnte sich am Ziel seiner Wünsche: Revierleiter auf der Insel Hiddensee! Und so blieb Rieder statt des Polizeiwagens nur das Dienstfahrrad. Er steckte den Zettel ein. „Ich fahre nach dem Frühstück noch zum Enddorn, bevor ich mich mit Förster am Bessin treffe.“
Damp straffte sich ein weiteres Mal. „Der Herr wartet auf Sie. Ich denke, Sie sollten sofort losfahren. Ich habe ihm außerdem versprochen, dass Sie schnell vorbeikommen.“
Jetzt war Rieders Laune gänzlich im Eimer. Kein Frühstück, nur weil sich irgendein Möchtegernnaturschützer über die abgestürzten Kreidefelsen am Nordufer der Insel aufregte. Da war sowieso nichts zu machen. Die würden weiter abbrechen. Vor den heranrollenden Ostseewellen gab es keinen Schutz.
„Ihre Einkäufe können Sie sicher bei Herrn Hansen im Büro unterstellen und dann später bezahlen. Ich kümmere mich drum.“
Rieder drehte sich um und marschierte aus dem Supermarkt. Er schwang sich auf sein Rad und machte sich auf den Weg in Richtung Kloster.
Rieder fuhr über den Deich am Boddenufer. Da waren wenigstens keine Pferdekutschen unterwegs. Es blies ein leichter Kantenwind von Westen und dagegen gab es leicht erhöht über den Wiesen zwischen Vitte und Kloster keinen Schutz.
Über Rügen ging langsam die Sonne auf. Ihre Strahlen verbreiteten auf dem Bodden einen sanften Dunst. Geräuschlos glitt die erste Fähre von Schaprode auf Hiddensee zu. Auf den Feuchtwiesen zwischen den Inselorten Vitte und Kloster weideten Schafe, Rinder und Pferde. Dazwischen stolzierten Möwen, Reiher und Wildgänse, wenn sie nicht gerade in einem der Tümpel ein ausgiebiges Morgenbad nahmen. Rieder hatte sich angewöhnt, immer nach den schwarzen Schafen in den Herden zu suchen. Doch mehr als ein oder zwei fand er nicht.
Diese Idylle entschädigte Rieder immer wieder für die kleinen Zwistigkeiten mit seinem Kollegen. Hier auf der Insel hatte er als einstiger Stadtmensch ein völlig neues Gefühl für die Natur und den Lauf der Jahreszeiten entwickelt.
Im Hafen Kloster duftete es nach frischem Räucherfisch, der dort auf zwei alten ausrangierten Kuttern angeboten wurde. Rieders Magen rebellierte gegen das ausgefallene Frühstück. Dagegen musste er etwas unternehmen. Wahrscheinlich stand ihm auch noch eine Strandwanderung am Enddorn bevor, wenn es wirklich um die Abbrüche an der Steilküste ging. Sie waren einige Hundert Meter vom Fahrradparkplatz entfernt. Rieder bog also nach links ab, ging an der Steigung zum „Hotel Hitthim“ kurz aus dem Sattel und bremste dann vor dem kleinen Lebensmittelladen.
Gestärkt kam er am Enddorn an. Dort erwartete ihn schon ein älterer Herr, der sofort auf ihn zustürmte, nachdem er den Schriftzug „Polizei“ an der Querstange seines Rades entdeckt hatte.
„Das wird aber auch Zeit, dass Sie endlich kommen. Ich warte hier schon über eine Stunde“, maulte er anstelle einer Begrüßung. Er drängte Rieder vom Rad und machte winkende Handbewegungen, ihm an den Strand zu folgen. „Das ist eine Frechheit, was sich die Leute hier erlauben.“
Rieder versuchte, den alten Herrn zu besänftigen. „Die Natur kann man hier nicht aufhalten. Abbrüche gibt es jedes Jahr. Vor den Wellen gibt es keinen Schutz.“
Der alte Mann blieb stehen. „Was faseln Sie da von Abbrüchen, junger Mann, und den Kreidefelsen?“
„Ich dachte, es geht um die Uferabbrüche. Deshalb haben Sie doch angerufen. Der Strand ist verschüttet und man kann nicht mehr trockenen Fußes die Insel umrunden.“
Der Alte schüttelte den Kopf. „So ein Unsinn. Es geht um das Boot.“
Nun guckte Rieder verdutzt. Der Mann deutete in Richtung See und Rieder sah, was gemeint war.
Ein Boot, eine große Motorjacht, lag am Strand, hatte sich auf einige Findlinge geschoben und leicht zur Seite geneigt. Sie wirkte wie ein toter Walfisch.
„Kommen Sie, kommen Sie, schauen Sie sich die Sauerei an.“
Rieder folgte dem Mann zu dem gestrandeten Schiff. In Turnschuhen über den Strand zu laufen kostete viel Kraft, aber barfuß wäre es in diesem Gemisch aus Sand, Kies und Muschelresten eine Tortur geworden. Er staunte, woher der alte Mann seine Kondition nahm. Endlich waren sie an der Stelle angekommen, an der das Boot lag. Als Rieder sich umdrehte, um abzuschätzen, wie weit es bis zum Parkplatz Enddorn war, sah er einen großen hageren Mann in Uniform und mit Mütze den Strand entlangkommen, unverkennbar Thomas Förster, der Chef des Hiddenseer Nationalparkhauses. Rieder winkte ihm zu, dann warf er einen ersten genaueren Blick auf das Schiff. Da hatte der Bootsführer wohl nicht aufgepasst oder die Eintragungen auf der Seekarte nicht beachtet.
„Sehen Sie mal den Ölfilm auf dem Wasser, der sich gebildet hat. Diese Schweine …“
Rieder hob die Hand und versuchte weiteren Tiraden des Mannes Einhalt zu gebieten.
„Halt mal! Haben Sie denn jemanden an Bord gesehen. Es kann sich auch um einen Unglücksfall handeln. Vielleicht ist jemand verletzt?“
„Da hat sich nix bewegt, obwohl ich ein paarmal gerufen und auch Steine geworfen habe. Wahrscheinlich pennen die in der Kajüte ihren Rausch aus.“
Rieder zog die Augenbrauen nach oben. „Das mit den Steinen will ich besser nicht gehört haben.“
Nun war auch Förster angekommen. „Hallo, Rieder. Was ist los?“
Rieder zeigte in Richtung Boot. „Offenbar gestrandet. Öl ist ausgelaufen!“
„Das ist echt eine Sauerei“, schnaubte Förster, „der kann sich auf einen schönen Bußgeldbescheid freuen.“
„Moment“, rief der Polizist, „erst mal müssen wir klären, ob jemand an Bord und vielleicht verletzt ist. Okay?“
Rieder zog die Schuhe aus, krempelte die Hosenbeine hoch und watete zum Heck des Schiffes. Dort waren die Aufbauten deutlich niedriger und man konnte über die Reling auf das Deck klettern. Die Tür zur Kabine war geöffnet. Rieder stieg über die Sitzbänke und schaute vorsichtig ins Innere des Schiffes. Es war ein lang gestreckter Salon. In der Mitte befand sich ein langer schmaler Holztisch, an den Seiten Sitzbänke. Aber niemand war zu entdecken. „Hallo, ist da jemand?“, rief Rieder in den Raum. Keine Antwort.
Rieder zwängte sich am Tisch vorbei. Hinter dem Salon ging es in eine kleine Schiffsküche mit Hängeschränken, Herd, Kühlschrank, alles aus braunem Schichtholz gearbeitet oder in solches eingefasst. Rechts war eine Schiebetür. Rieder schob sie vorsichtig auf: das Bad, mit Waschbecken, Toilette und sogar einer Dusche. Nicht schlecht, dachte sich der Polizist. Auf einem kleinen Brett unter dem Spiegel über dem Waschbecken standen ein Kulturbeutel und Becher mit Zahnbürsten. Er setzte seine Entdeckungstour durch das Boot fort. Ein paar Stufen führten nach oben in ein richtiges Führerhaus, mit Steuerrad, Radargerät und allen möglichen technischen Armaturen. In der Mitte gab es eine kleine Klappe. Rieder schaute hindurch. Sie stellte sich als Einstieg in eine weitere kleine dreieckige Koje im Bug des Bootes heraus, ausgefüllt mit einem riesigen Bett. Durch die beiden Luken in der Decke konnte man bestimmt wunderbar in den Himmel schauen, dachte sich Rieder. Aber keine Spur von einer Menschenseele.
Rieder kletterte wieder von Bord und ging zu Förster und dem alten Herrn zurück.
„Keiner da.“
Da fiel dem Polizisten ein, dass er den Mann noch gar nicht nach seinem Namen gefragt hatte.
„Thilo Preil. Dr. Thilo Preil“, antwortete dieser beflissen, „und ich möchte hier auf der Stelle gleich Anzeige gegen den Besitzer dieses Bootes erstatten wegen Umweltverschmutzung …“
„Das ist ein gutes Stichwort“, meinte Rieder, „ich werde erst mal feststellen, wer überhaupt der Besitzer des Schiffes ist. Nach dem Schiffskennzeichen könnte es ja einer von der Insel sein.“
Am weißen Bug des Bootes stand „RÜG-JJ 1913“ und daneben der Name „Antonie“.
Rieder nahm sein Handy aus der Jackentasche und wählte die Nummer des Reviers. Sein Kollege meldete sich.
„Was gibt’s?“
„Sie sind noch im Büro?“
„Äh … ich wollte gerade los, nach Kloster“, stotterte Damp in den Hörer.
„Ach so …“ Von wegen in Kloster Schäden durch den Übertragungswagen aufnehmen, dachte sich Rieder. Punkt für mich. „Könnten Sie bitte mal einen Bootseigentümer überprüfen?“
„Okay, höre.“
„Der Kahn heißt ,Antonie‘, Kennzeichen …“
Da hakte Damp schon ein. „Dafür muss ich nicht den Computer anwerfen. Das ist das Boot von Schneider, Jens-Uwe Schneider, dem Pfarrer.“
„Aha.“
„Was ist denn damit?“, fragte sein Kollege.
„Es ist hier auf Grund gelaufen, oder besser gesagt, gestrandet. Hängt auf ein paar Steinen fest. Aber es ist keiner an Bord. Haben Sie eine Nummer von Schneider?“
„Ich schau mal nach.“
Rieder hörte Rascheln in der Leitung, wahrscheinlich schlug Damp in den Akten nach, die er für die Preisverleihung angelegt hatte.
„Die kann ich Ihnen auch geben“, mischte sich Förster ein.
„Lassen Sie, Damp. Förster hat die Nummer“, rief Rieder ins Telefon.
Förster suchte schon im Nummernverzeichnis seines Telefons und tippte auf die grüne Hörertaste. „Der kann sich auf was gefasst machen!“, grummelte der Naturschützer.
Vom Boot her hörten sie das Klingeln eines alten Telefons. Immer wieder. Doch niemand meldete sich.
Damp hatte die Beine vom Tisch genommen und das Sudoku aus der „Ostseezeitung“ zur Seite gelegt. „Der Neue macht wieder Stress“, sprach er zu sich selbst. Für ihn war Stefan Rieder immer noch „der Neue“, obwohl sie nun schon seit fast sechs Monaten das Revier in Vitte teilten. Die Hiddenseer würden sagen, „der Zugereiste“, und der Tonfall des Wortes würde den Verdacht nahelegen, Zugereiste seien – gelinde gesagt – nicht willkommen. Eins allerdings musste Damp seinem Kollegen zugestehen: Er hatte sich auf der Insel schon gut eingelebt. Schuld daran war aus seiner Sicht Rieders Nachbar Malte Fittkau. Er hatte Rieder bei den Autoritäten der Insel die Türen geöffnet: beim Hafenmeister, beim Wirt der „Fischerklause“ in Vitte, in der nur die Insulaner verkehrten, bei den Fischern, wo Rieder jetzt schon wie jeder Eingeborene einen deutlichen Rabatt auf Zander und Dorsch bekam. Das war Damp in den vergangenen zehn Jahren nicht gelungen. Fragte er mal einen Fischer nach frischem Fisch, so war der Fang schon ausverkauft oder anderen versprochen. Der Hafenmeister grüßte ihn nicht. Betrat er die „Fischerklause“, machte sich sofort ein ungastliches Schweigen breit.
Damp hatte Fittkau auch in Verdacht, für den einen oder anderen Streich verantwortlich zu sein, der ihm auf der Insel gespielt wurde. Als Rieder vor drei Wochen ein paar Tage nach Berlin gefahren war, meldete eines Morgens der Verkehrsfunk von Radio Mecklenburg-Vorpommern, dass es nach Angaben des Inselpolizisten Ole Damp an diesem Tag möglich sei, die autofreie Insel Hiddensee einmal mit dem Pkw zu besuchen. Kurz darauf bildete sich an der Fähre in Schaprode eine Warteschlange. Dutzende Autofahrer bestanden beim überraschten Fährpersonal darauf, mit dem Auto nach Hiddensee zu fahren. Damp war noch gar nicht im Revier, als ihn der aufgebrachte Kapitän der Fähre „Vitte“ anrief und zur Schnecke machte. Gleich darauf meldete sich Polizeichef Bökemüller aus Stralsund und fragte, was das für ein Schwachsinn sei. Damp schwor, nichts mit der Sache zu tun zu haben, fand aber bei seinem Chef keinen Glauben. Auf Rügen hatten seine Kollegen vom Revier Bergen alle Hände voll zu tun, die wartenden Autofahrer davon zu überzeugen, dass es sich um eine Falschmeldung handele und Hiddensee auch weiter autofrei bliebe.
Damp war daraufhin in den Hafen geeilt. Dort hatten sich viele Hiddenseer versammelt, die die Nachricht gehört hatten und nun auf die Fähre warteten, um das einmalige Wunder zu bestaunen. Die Fuhrleute stürmten auf Damp zu und warfen ihm vor, ihr Geschäft kaputt zu machen, andere fragten ihn, wo denn die vielen Autos parken sollten. Damp wusste gar nicht, wie ihm geschah, und beteuerte wiederholt seine Unschuld. Er lief mit durch den Hafen und rief immer wieder, die Nachricht sei falsch, es kämen keine Autos auf die Insel. Die Leute lachten oder schüttelten mit mehr, aber oft auch weniger Mitleid den Kopf über den überforderten Inselpolizisten. Erst als die Fähre wirklich ohne Pkw an Bord kam, beruhigte sich die Lage. Nur einer hatte die ganze Zeit grinsend etwas abseitsgestanden, in seiner blauen Latzhose, mit der Pfeife im Mund und seiner alten Schiffermütze auf dem Kopf, und dem Treiben gelassen zugesehen: Malte Fittkau. Damp hatte Rieder nach seiner Rückkehr gebeten, der Sache auf den Grund zu gehen und Fittkau zu überführen. Aber Rieder hatte natürlich abgewunken. Der steckte doch mit seinem Nachbarn unter einer Decke.
Nun also zerstörte ihm Rieder seine schöne Vormittagsruhe. Allerdings lächelte Damp still in sich hinein bei dem Gedanken, wie sich Rieder bei Westwind von der Seite, praller Sonne von oben und ohne Frühstück mit dem Fahrrad bis zum Enddorn gequält haben musste, während das Polizeiauto schön im kühlen Schatten des Rathauses stand.
Also auf zum Pfarrer. Damp stand auf, stopfte sein zerknittertes Uniformhemd in die Hose und versuchte mit den Fingern seinen strubbeligen Haaren so etwas wie eine Frisur zu geben. Dann stiefelte er aus dem Büro und stieg in seinen Streifenwagen, dessen Federn unter Damps Gewicht ächzten.
Eigentlich kam ihm die Sache mit dem Pfarrer ganz recht. Während der Vorbereitungen für die Preisverleihung und den Empfang hatte Schneider Damp immer von oben herab behandelt und ihn leicht belächelt, weil er viele Ehrengäste nicht kannte. Und gestern nach dem ganzen Aufstand – kein Wort des Dankes.
Zeit fürs Rückspiel. Der Pfarrer würde sich wundern. Wahrscheinlich hatte er besoffen nach der Feier sein Boot auf Grund gesetzt, war dann nach Hause getorkelt und schlief jetzt dort seinen Rausch aus. Damp würde ihn unsanft wecken.
Er parkte den Streifenwagen auf dem Parkplatz für die Pferdekutschen neben der Inselkirche in Kloster. Dann ging er zum Pfarrhaus, das sich auf der gegenüberliegenden Straßenseite befand. Bevor er klingelte, fiel sein Blick auf den Spruch an der Häuserwand. Neben einem gemalten Segelschiff stand dort: „Gottes sind Wogen und Wind, aber Segel und Steuer sind Euer …“ Damp musste grinsen. Wie passend! Da hatte wohl der Pfarrer sich etwas zu viel auf die himmlischen Kräfte verlassen und dadurch Schiffbruch erlitten. Nach dem Läuten wurde sofort die Tür aufgerissen. Damp schaute in das entgeisterte Gesicht von Birgit Thurow. Drei Tage die Woche arbeitete sie als Küsterin im Hiddenseer Pfarramt.
Wie in Zeitlupe löste sich ihre Erstarrung. „Was wollen Sie hier?“
„Kann ich Herrn Schneider sprechen?“, fragte Damp und verwendete ganz bewusst nicht die Bezeichnung Pfarrer, denn hier ging es nicht um die Amtsperson, sondern um den Bürger.
Birgit Thurow schnäuzte sich. Wahrscheinlich hatte sie wieder Ärger mit ihrem Mann, dachte sich der Polizist. Manfred Thurow war Fischer, einer der letzten auf Hiddensee. Er galt als Eigenbrötler und seinen Frust über geringen Fang und niedrige Preise ließ er nicht selten an seiner Frau aus. Jedenfalls berichtete der Inselfunk regelmäßig über lauten Streit.
Birgit Thurow war auf Hiddensee geboren, aber nach der Schule nach Rügen gezogen. Sie hatte dort als Restauratorin gearbeitet. Als ihre Eltern Pflege brauchten, war sie nach Vitte zurückgekommen. In dieser Zeit waren sie und Thurow ein Paar geworden. Er war ihr Nachbar, alleinstehend und wohnte in einem alten Fischerhaus. Nach dem Tod der Eltern hatten sie geheiratet und sie war zu ihm gezogen. Ihr Elternhaus in Vitte hatten sie zu einem Ferienhaus umbauen lassen, um mit der Vermietung das Familieneinkommen aufzubessern. Doch da die Zinsen für den Baukredit kaum von den Einnahmen gedeckt wurden, musste sie sich auf der Insel eine Arbeit suchen. So hatte sie im Pfarramt als Küsterin angefangen, drei Tage die Woche. Für sie war es ein Glücksfall, denn die alte denkmalgeschützte Kirche gab ihr Gelegenheit, ihr Fachwissen als Restauratorin einzubringen und zu nutzen.
Birgit Thurow war eine der Wenigen auf der Insel, die Damp grüßten. Und so war ihm auch die Veränderung aufgefallen, die scheinbar ohne jeden äußeren Anlass mit Birgit Thurow passiert war. Bis vor einem Jahr galt sie eher als graue Maus. Frisur war ein Fremdwort für ihre Haare. Sie trug weite Pullover, formlose Jeans, Turnschuhe oder Gummistiefel, je nach Wetterlage. Doch in letzter Zeit hatten ihre langen braunen Haare die Bekanntschaft mit Lockenwicklern gemacht und wallten jetzt über ihre Schultern. Neben der transparenten weißen Bluse, durch die Damp jetzt einen Blick auf die Spitze ihres BHs werfen konnte, war für ein Pfarramt in jedem Fall die mangelnde Länge des eng geschnittenen grauen Rockes, der knapp über dem Knie endete, etwas gewagt. Ihre Füße steckten in hochhackigen Pumps, mit denen sie sicher nicht ohne größeres Unfallrisiko über die holprigen Straßen der Insel balancierte.
Mit leicht zitternder Stimme antwortete sie dem Polizisten: „Pfarrer Schneider ist nicht da.“
Der Anblick der attraktiven, wenngleich offensichtlich verstörten Frau verwirrte Damp. „Äh …“, stotterte er, „ist er in der Kirche?“
„Nein! Ich sagte doch schon, er ist nicht da. Auch nicht in der Kirche. Auch nicht auf dem Friedhof.“ Sie putzte sich noch einmal die Nase, bevor sie nachfragte: „Geht es noch um die Feierlichkeiten? Ist da noch etwas zu regeln?“
„Nein. Sein Boot ist auf Grund gelaufen. Am Enddorn.“
„Um Gottes willen …“, stieß sie hervor.
„Und außerdem muss das Boot da weg, liegt ja mitten im Nationalpark.“ Damp hatte nun auch seine Fassung zurückgewonnen und wurde wieder dienstlich. „Jedenfalls ist es verboten, in diesem Gebiet mit Motorschiffen zu ankern oder anzulegen. Herr Schneider muss mit einem empfindlichen Bußgeld rechnen. Es wäre gut, wenn er sich so schnell wie möglich bei mir melden würde. Die Nummer hat er ja. Wenn Sie ihm das ausrichten würden, sobald er nach Hause kommt?“
Birgit Thurow nickte und schloss dann ohne ein weiteres Wort die Tür.
Rieder stapfte um das Boot herum. Die Schleifspuren am Kiel zeigten, dass es mit einiger Geschwindigkeit auf die Steine gefahren sein musste. Er klopfte an die Schiffswand. Es klang nicht wie Holz.
„Harzgetränkte Glasfaser“, meinte Thomas Förster vom Nationalpark. „Hoffentlich ist der Schiffsboden durch die Steine nicht aufgerissen worden. Dann säuft uns der Kahn ab, sobald wir ihn irgendwie auf See bekommen, und der ganze Diesel und noch mehr Öl plempern ins Wasser und versauen den Strand.“
Etwas abseits stand Dr. Preil mit einigen anderen frühen Strandgängern und stieß heftige Tiraden gegen die Bootsbesitzer aus. Dafür erntete er zustimmendes Nicken von den zumeist älteren Zuhörern. Früher sei doch alles viel besser und ruhiger gewesen. Da hätte auch die Polizei dafür gesorgt, dass hier keiner einfach am Strand anlege.
„Der nervt“, knurrte Rieder. Er hatte seine Hosen hochgekrempelt und wanderte im flachen Wasser um das gestrandete Schiff herum. „Ganz schön großes Schiff für einen Pfarrer“, bemerkte er.
Förster zuckte mit den Schultern. „Vielleicht hat er mit seinen Zeitungsartikeln nicht schlecht verdient. Warum soll er sich davon nicht ein Schiff kaufen. Der Kahn ist auch nicht mehr ganz taufrisch. Schätze frühe Sechzigerjahre.“
Rieder hörte nicht so richtig zu. Etwas an der Schiffswand auf der Steuerbordseite funkelte im Widerschein der Sonne und Wellen. Der Polizist trat näher heran. Es sah aus wie ein Metallplättchen. Aber Rieder kannte aus seiner Berliner Polizeivergangenheit diese Dinge ziemlich genau. Es war ein Projektil, das dort in der Schiffswand steckte. Vielleicht einen halben Meter daneben entdeckte er ein zweites. Sie mussten aus einiger Entfernung abgefeuert worden sein, wenn sie diese Kunststoffwände nicht durchschlagen hatten.
„Was ist?“, fragte Förster, der Rieder beobachtet hatte.
„Zwei Einschüsse.“
Rieder war noch einmal auf das Boot geklettert. Er durchstöberte die Kabine, die Kombüse, das Bad. Er schreckte zusammen, als erneut das nostalgische Telefonklingeln zu hören war. Unter einem Buch auf dem Tisch sah er das Leuchten des Displays. Zweiundzwanzig Anrufe. Der letzte war von Damp. Das sah er an der Nummer. Einer war von ihm selbst. Sechzehn Mal hatte sich die Mailbox gemeldet und vier Mal eine gewisse Birgit. Er wählte die Mailbox an. Nur eine Nachricht befand sich darauf. „Hier Birgit. Bist du schon losgegangen? Melde dich mal. Bis später.“
Die Stimme kannte Rieder von den Vorbereitungen der Preisverleihung. Sie gehörte Birgit Thurow, der Küsterin. Wahrscheinlich hatte Schneider das Fest verlassen, ohne sich von ihr zu verabschieden. Der Anruf führte also auch nicht wirklich weiter. Allerdings vermerkte er für sich die Zeit des Anrufs. Sonntag, 19.23 Uhr. Rieder stieg ins Führerhaus. Erst jetzt fiel ihm auf, dass neben dem Steuerrad der Zündschlüssel steckte. Er drehte den Schlüssel. Der Motor jaulte, aber sprang nicht an. Er schob die Tür auf und trat auf das Schiffsdeck. Sein Blick fiel auf einen feuchten roten Fleck auf den lackierten Planken. Er hockte sich hin. Rieder war sich sicher: Das war Blut. Da entdeckte er auch auf dem Rahmen des Fensters im Kabinendach dunkelrote Flecken. War auf Schneider geschossen worden und er verletzt oder vielleicht sogar tot ins Meer gestürzt? Wenn ja, wo war er oder vielmehr sein Leichnam abgeblieben?
Als er sich aufrichtete, sah er Damp den Strand entlangkommen. Rieder kletterte vom Boot.
„Also in der Kirche und im Pfarrhaus ist er auch nicht“, brachte Damp kurzatmig heraus, als er bei Rieder und Förster ankam. „Das habe ich schon überprüft. Mensch, ist das heiß.“
Rieder berichtete leise von den Einschüssen und den Blutspuren, damit die umstehenden Schaulustigen davon nichts mitbekamen. Förster und Damp rissen vor Schreck den Mund auf. Rieder versuchte, sie und sich selbst zu beruhigen. „Man muss nicht gleich das Schlimmste annehmen. Vielleicht ist er nur verletzt und hat bei jemandem auf der Insel Hilfe bekommen.“
Doch damit konnte er Förster und Damp offenbar nicht recht überzeugen.
„Er muss doch hier auf der Insel Bekannte oder Freunde haben. Wie lange ist er schon hier? Über zwanzig Jahre.“
Da schüttelte der Mann vom Nationalpark den Kopf. „Also ich bin auch schon eine ganze Weile hier. Aber der Schneider ist nicht so wohl gelitten.“
„Vielleicht ist er schon weiter draußen auf der Ostsee über Bord gegangen?“, warf Damp ein. Das könne man nicht von der Hand weisen, stimmte Rieder ihm zu.
„Dann kann es dauern, bis er wieder auftaucht“, bemerkte der Nationalparkmann trocken. „Bei dem ablandigen Wind landet er irgendwann in Dänemark.“
„Man könnte ein Suchflugzeug mit Wärmebildkamera einsetzen …“, schlug Rieder vor.
„Und wie lange soll das kreisen?“, meinte Damp skeptisch. „Die Ostsee ist doch nicht der Müggelsee.“
Rieder überhörte den kleinen Seitenhieb seines Kollegen. „Aber wir sollten Bökemüller anrufen.“ Der Stralsunder Polizeichef war auch extra zur Preisverleihung an Schneider nach Hiddensee gekommen. „Allerdings kann das Stress geben. Gestern wurde Schneider mit Tamtam ausgezeichnet, heute ist er verschwunden …“
„Da wird unser Chef nicht begeistert sein“, ergänzte Damp die Gedanken seines Kollegen. „Hoffentlich bleibt nicht was an uns hängen.“
Rieder, sagen Sie, dass das nicht wahr ist“, brüllte Bökemüller ins Telefon.
„Schneider ist verschwunden. Es gibt Blutspuren auf dem Kahn und zwei Kugeln stecken in der Schiffswand.“
„Können Sie sich vorstellen, was das für einen Aufstand gibt, wenn dem Schneider was passiert ist? Gestern noch vom Minister geadelt, heute vermisst, vielleicht tot, ermordet.“ Die Stimme des Polizeipräsidenten war immer dramatischer geworden. „Ich glaube, das ist eine Nummer zu groß für Sie und Damp. Da werde ich das LKA einschalten müssen.“
Rieder versuchte zu beschwichtigen. „Vielleicht sollten wir nicht gleich die Pferde scheu machen. Vielleicht hat sich Schneider an Land geschleppt und ist bei jemandem hier auf der Insel untergekommen. Der kennt hier doch Hinz und Kunz.“
Rieder konnte förmlich spüren, wie Bökemüller auf der anderen Seite der Leitung abwog, gleich Alarm zu schlagen oder den Fall erst mal auf Sparflamme zu kochen.
„Okay, fahnden Sie nach Schneider. Aber vorsichtig. Wühlen Sie nicht zu viel Staub auf, bevor wir nicht wissen, was wirklich passiert ist. Ich schicke Ihnen Behm. Der soll sich die Sache mal genauer ansehen.“ Das war Rieder sehr recht. Holm Behm war Chef der Stralsunder Spurensicherung. Bei den Ermittlungen zum Mord an dem Kunsthistoriker vor wenigen Monaten am Gellen hatten sich die beiden Beamten angefreundet.
„Und hören Sie, Rieder, News nur an mich. Wenn Sie mich nicht telefonisch erreichen, eine Message übers Mobile. Klar?“
Diese englischen Begriffe in Bökemüllers Sprachgebrauch waren die Spätfolge seiner Zusammenarbeit mit den amerikanischen Sicherheitsbehörden beim Besuch des US-Präsidenten im Frühsommer in Stralsund. Rieder lächelte darüber, versicherte aber im todernsten Ton, sich an die Anweisungen zu halten. „Sie können sich auf mich verlassen … Aber müssen wir nicht die Küstenwache einschalten. Das ist immerhin so eine Art Schiffsunglück?“
Brummen auf der anderen Seite der Leitung. „Dann haben wir gleich die Bundespolizei am Hacken und …“
„Aber das Schiff muss irgendwie geborgen werden“, fiel Rieder seinem Vorgesetzten ins Wort.
„Da werden Sie ja wohl eine Lösung finden. Und zwar just in time. Ich schicke Ihnen Behm mit Gebauers Boot. Vielleicht kann der helfen.“ Gebauer war der Kommandant des Wasserpolizeibootes, das im Schaproder Bodden patrouillierte.
Aus den Augenwinkeln hatte Rieder beobachtet, wie Thilo Preil versucht hatte, etwas von seinem Telefongespräch aufzuschnappen. „Und was machen Sie nun“, fragte er den Polizisten. „Wo ist der Kerl abgeblieben? Ist er abgesoffen? Das geschieht diesen Saufbolden ganz recht. Es gibt noch eine Gerechtigkeit.“ Beifälliges Gemurmel kam dazu von den Umstehenden. Die Gruppe war mittlerweile ganz schön angewachsen.
Rieder riss der Geduldsfaden. „Können Sie nicht einfach mal den Mund halten?“
„Das hätten Sie wohl gern. Aber die Zeiten sind lange vorbei!“
Rieder verdrehte die Augen. Damp schritt zur Tat. Mit ausladenden Armen ging er auf die versammelten Leute zu und trieb sie so langsam in Richtung Enddorn. Rieder schüttelte zwar den Kopf, als Damp ein Strandverbot verhängte, war aber auch froh, die Meute endlich los zu sein.
„Gibt es eine Chance, das Schiff freizubekommen ohne technische Hilfsmittel?“, wandte sich Rieder an Förster. Der schüttelte den Kopf. „Bis heute Abend soll zwar der Wind drehen und dann wird hier der Wasserstand wieder steigen, aber das wird nicht reichen, dass der Bootskörper aufschwimmt. Der Kahn ist zu schwer. Eigentlich geht nur was von Land aus, denn hier kommt kein Schiffskran heran. Außer …“ Sein Gesicht hellte sich auf. Offenbar hatte er eine Idee, denn Förster nahm sein Telefon und wählte eine Nummer.
„Hallo, Gerd. Wie geht’s? Brummt der Laden?“ Er schilderte kurz die Lage. „Ja, ja, am Enddorn. Genau. Habt ihr noch diese Luftkissen. Damit könnte man das Schiff vielleicht anheben, wenn das Wasser wieder steigt?“
„Okay. Ich melde mich wieder.“
Rieder hatte mit ungutem Gefühl zugehört. Das verstand Bökemüller sicher nicht unter „keinen Staub aufwirbeln“, aber wie er die Insel in den letzten Monaten kennengelernt hatte, pfiffen das Lied vom gestrandeten Schiff des Pfarrers schon die Möwen von den Schilfdächern.
„Das war Gerd Barnhöft von der freiwilligen Feuerwehr. Die könnten das Schiff vielleicht mithilfe von Luftkissen bei ansteigendem Wasser durch anlandigen Wind wieder flottbekommen.“
Rieder war unentschieden. „Gute Idee, aber …“
Förster beruhigte ihn. „Rufen sie Barnhöft an. Einen anderen Weg ohne viel Aufhebens gibt es nicht. Und die Jungs sind zuverlässig.“ Damit verabschiedete sich Förster. Er tippte kurz mit zwei Fingern an die Stirn. „Mich finden Sie im Nationalparkhaus.“
Rieder stimmte ihm innerlich zu und Bökemüller mit seinen Bedenken war ihm deshalb auch im Moment ziemlich egal.