Cover
Vorspann
Die Hauptpersonen des Romans
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Impressum
PERRY RHODAN – die Serie
Nr. 1639
Signale aus NGC 6503
Nur ein Nakk kann die Zeichen deuten – die Quelle der Toten Zone wird gefunden
von Kurt Mahr
Am 3. August 1200 Neuer Galaktischer Zeitrechnung, das entspricht dem Jahr 4787 alter Zeit, materialisiert sich die von den Galaktikern lange befürchtete zweite Tote Zone im Raumsektor Arkon und legt diese Region der Milchstraße 5-D-technologisch lahm. Nichts, wofür der Hyperraum als Medium oder Quelle dient, funktioniert mehr.
Das arkonidische Imperium ist vom Rest der Galaxis abgeschnitten, und andere Mächte, in erster Linie die Akonen, versuchen daraus Kapital zu schlagen. Die galaktopolitische Lage ist angespannt, während noch vollkommen unklar ist, wer oder was die Toten Zonen verursacht und was es mit den Ennox auf sich hat. Sie ergreifen unterschiedlich Partei und stiften zusätzliche Verwirrung.
Anfang Januar 1201 NGZ gelingt es endlich, die Spur der akonischen MAGENTA aufzunehmen, und Perry Rhodan versetzt der Blauen Legion mit der Aushebung ihres Hauptquartiers einen Schlag, von dem sie sich so schnell nicht wieder erholen wird – auch wenn der Kopf der Organisation, die Blaue Schlange, abermals mit der MAGENTA entkommen konnte. Danach folgt der Terraner einem Hilfeersuchen des Ennox Philip und hat berechtigte Hoffnung, endlich das Heimatsystem der Fremden kennen zu lernen.
Paunaro, der aus den Pararealitäten gerettete Nakk, ermittelt Anfang April die Quelle der Toten Zonen. Er empfängt SIGNALE AUS NGC 6503 ...
Boris Siankow – Der Nexialist kämpft gegen seinen Albtraum.
Xii-Gien-Qek – Siankows blues'scher Freund begibt sich erneut mit in Gefahr.
Myles Kantor – Der Wissenschaftler hält sich zurück.
Paunaro – Der Nakk entdeckt die Quelle der Toten Zonen.
Reginald Bull – Der Aktivatorträger sinnt auf Vergeltung und stellt eine Flotte zusammen.
Die niedrigen, purpurfarbenen Pflanzen wuchsen wie Korallen aus einem Meer von Sand. Ein unwirklich düsterer Himmel wölbte sich über der Szene.
Schwere Wolken, von glutendroten Blitzen durchzuckt, trieben träge dahin.
Boris sah das Ding aus der Korallenheide aufragen. Er spürte die Drohung, die von ihm ausging.
Es sah aus wie eine surrealistische Maschine: ein zerbeulter Blechbehälter, acht Meter hoch, mit unzähligen Auswüchsen. Bunte Lichter blinkten.
Eine zierliche Metallstrebe ragte wie eine Antenne weit in die Höhe. An ihrem oberen Ende war ein Gegenstand befestigt, der wie ein zerknautschtes Zifferblatt aussah.
Boris fühlte, wie eine fremde Macht nach seinem Geist griff. Er hörte einen Lockruf.
Gleichzeitig aber wusste er, dass dort, wohin der Ruf lockte, der Tod wartete. Einen ähnlichen Ruf hatte er damals auf Kaahar vernommen, am Eingang des Tunnels, in dem die raupenförmigen Fahrzeuge der Fremden verschwunden waren.
Die Maschine brummte und dröhnte in furchterregendem Bass. Boris Siankow wollte davonlaufen, aber der unheimliche Lockruf blockierte die Bewegungsmechanismen seines Körpers.
Er wusste instinktiv, dass er mit der kleinen Faustwaffe nichts gegen das Maschinenmonstrum auszurichten vermochte.
Er stand wie angewurzelt. Sein Widerstand erlahmte. Er schrie um Hilfe.
Es war einer dieser entsetzlichen Träume, in denen man genau weiß, dass man träumt, und dennoch den Weg zurück in die Realität nicht findet.
Boris hielt sich krampfhaft an dem Gedanken fest, dass er sich in Wirklichkeit in seiner Kabine an Bord der FORNAX befand. Er lag im Bett, und das Ding dort, die Monstermaschine, war weiter nichts als ein Spukbild.
»Maluum«, dröhnte das Spukbild. Und noch einmal: »Maluuum!«
Boris schrie, aber niemand, hörte ihn. Er stürzte und versuchte sich aufzuraffen.
Aber irgendetwas hielt ihn an den Schultern fest, schüttelte ihn. Er hörte die zirpenden, zwitschernden Laute einer eigenartig vertrauten Stimme – und da, plötzlich, war der Spuk vorbei.
Verwirrt starrte Boris in das gedämpfte Licht der Deckenlampe. Jemand hatte sich über ihn gebeugt und ihn an den Schultern gepackt. Boris roch die unverkennbare Körperausdünstung eines Blues. Die zirpende Stimme klagte:
»Mensch, warum kommst du nicht zu dir? Wach auf, Kerl! Reiß dich zusammen!«
»Hör auf, du einfältiger Tellerkopf!«, ächzte Boris Siankow. »Vor allen Dingen: Lass mich los! Mir ist schon ganz schwindlig von der ewigen Schüttelei.«
Xii-Gien-Qek, Wissenschaftler in Myles Kantors Team und Spezialist auf dem äußerst dünn bevölkerten Fachgebiet der Korrelationistik, trat von Boris' Lager zurück.
»Ich wollte dir nur helfen«, zwitscherte er beleidigt. »Ich hörte dich schreien und brachte den Tür-Servo dazu, mich einzulassen. Was war los?«
Boris Siankow setzte sich auf. Die Haare standen ihm noch wirrer um den Kopf als sonst.
»Ich hatte einen Albtraum«, sagte er und erzählte die Geschichte von dem Maschinenmonstrum, das ihn zu sich locken wollte und immerfort »Maluuum!« brüllte.
»Darum brauchst du dir keine Sorgen zu machen«, tröstete ihn Xii-Gien-Qek. »Die düstere Landschaft mit den Korallenpflanzen, das ist eine Erinnerung an die Erlebnisse auf Kaahar. Die Monstermaschine – hmm ... Was hast du vor dem Zubettgehen getan?«
»Gelesen.«
»Worüber?«
»Über die Möglichkeit von Zeitschleifen und ihre Auswirkung auf die Gesetze der Logik und der Kausalität.«
»Aha, da hast du's!«, triumphierte der Blue. »Zeitschleife – Uhr. Uhr – Zifferblatt! Sagtest du nicht, an der Maschine wäre irgendwo ein Zifferblatt befestigt gewesen? Na also! Du hast von den Zeitparadoxa geträumt, über die du gerade gelesen hattest. Die Beschäftigung mit einem so komplexen Problem wie Zeitschleifen hat dir Magendrücken verursacht und den Albtraum hervorgerufen.«
Er sprach mit professioneller Zuversicht.
Vermutlich gehörte das Deuten von Träumen auch zum Wissenschaftszweig der Korrelationistik.
»Meinst du?«, fragte Boris zweifelnd.
»Unbedingt. Ich empfehle dir, ein mildes Dormitat zu nehmen und weiterzuschlafen. Du hast nicht mehr viel Zeit. In ein paar Stunden sind wir am Ziel.«
Boris Siankow tat, wie ihm geraten war.
Er schlief tief und traumlos.
Als ihn der Servo nach knapp drei Stunden wieder weckte, war die FORNAX soeben im Zielgebiet aus dem Hyperraum aufgetaucht und hielt Kurs auf Point Panot. So hieß der Punkt, den die an der Erforschung der Toten Zone 2 beteiligten Raumschiffe sich als Standort ausgesucht hatten.
*
Unter den insgesamt dreizehn Einheiten, die sich zurzeit in der Gegend von Point Panot aufhielten, gab es keine wohldefinierte Hierarchie. Jeder Schiffseigner oder -kommandant war sein eigener Herr. Es verstand sich jedoch von selbst, dass Einsätze in der Wechselzone rechtzeitig untereinander abgesprochen wurden.
Eine Art ungeschriebene Etikette gab es trotzdem. Sie verlangte, dass man dem jeweils ältesten vor Ort anwesenden Zellaktivatorträger besonderen Respekt entgegenbrachte und ihm die Rolle eines Doyens der hier Versammelten zusprach. Diese Ehre genoss am 16. Februar 1201, als die FORNAX aus Richtung M 3 eintraf, Julian Tifflor. Er war mit seiner PERSEUS schon seit Beginn des Unternehmens bei Point Panot stationiert. Als die FORNAX vor Feldanker gegangen war, meldete sich Myles Kantor daher bei der Kommandozentrale der PERSEUS und bot an, zur Berichterstattung an Bord zu kommen. Julian Tifflor akzeptierte ohne Zögern.
Julian Tifflor, sonst die Gelassenheit in Person, wirkte ein wenig aufgeregt, als Myles Kantor mit seinem Begleiter Boris Siankow in der PERSEUS eintraf. Myles hatte Boris die eigentliche Berichterstattung überlassen wollen. Der Nexialist verstand es, so zu reden dass man gezwungen war, ihm zuzuhören. Myles dagegen war eher der zurückhaltende Typ, der, wenn er etwas vorzutragen hatte, mit so viel Bedacht und so langsam sprach, dass ihm mancher Zuhörer unter der Hand einschlief.
Boris kam indes nicht dazu, sein Talent unter Beweis zu stellen. Er hatte kaum begonnen, über die Ereignisse im Sektor Neu-Moragan-Pordh zu berichten, da fiel ihm Tifflor ins Wort.
»Es tut mir leid, dass ich mir euren Bericht nicht in Ruhe anhören kann«, sagte der hoch gewachsene Terraner mit einem Lächeln, das um Entschuldigung bat. Tifflor war über 2800 Jahre alt. Dank des Zellaktivators wirkte er jedoch noch immer wie ein Mann von 35 Jahren. »Wir fahren auf Gromat-fünf ein wichtiges Experiment. Vor kurzem sind die ersten Daten hereingekommen. Sie sind äußerst interessant. Bevor die nächste Plusphase beginnt – das ist in zweieinhalb Stunden –, möchte ich an Ort und Stelle sein.«
Plusphase war der Zustand, den die Tote Zone während der größten Ausdehnung innehatte. Der Bereich der Hyperraum-Parese, kugelförmig, mit einem mittleren Durchmesser von 5000 Lichtjahren, pulsierte im 28-Stunden-Rhythmus. Jeweils 25 Stunden lang, während der Plusphase, betrug der Durchmesser der Parese-Sphäre 5020 Lichtjahre. Drei Stunden lang, in der Minusphase, belief er sich auf nur 4980 Lichtjahre. In der Randzone von 40 Lichtjahren Ausdehnung, der so genannten Wechselzone, befanden sich Sonnensysteme, die jeweils 25 Stunden lang der Toten Zone und daraufhin für die Dauer von drei Stunden wieder dem Standarduniversum angehörten.
Boris Siankow schien es nicht im Mindesten zu stören, dass er seinen Bericht nicht wie vorgesehen an den Mann bringen konnte. Es interessierte ihn im Gegenteil weitaus mehr, Einzelheiten über das Experiment zu hören, von dem Julian Tifflor soeben gesprochen hatte.
»Gromat?«, wiederholte er. »Wo ist das?«
»Knapp zweihundert Lichtjahre von hier, am inneren Rand der Wechselzone«, antwortete Tifflor.
»Was für ein Experiment ist das?«, wollte Boris wissen.
Er war voller Wissbegierde. Die gelben Basedow-Augen mit der kleinen, leuchtend grünen Iris waren starren Blicks auf Julian Tifflor gerichtet. Die bronzefarbene Haut kennzeichnete den Marsgeborenen. Das dichte, schwarze Haar, obwohl kurz geschnitten, stand wirr nach allen Richtungen hin vom Schädel ab. Boris Siankow war schlampig gekleidet. Die Kombination, die er trug, sah so aus, als wäre sie ihm zwei Nummern zu groß. Im Großen und Ganzen machte er nicht den Eindruck eines Wissenschaftlers, den man ernst zu nehmen hatte.
Aber Julian Tifflor kannte seine Pappenheimer. Von Boris Siankow hatte er schon oft gehört. Der Mann war voller wirrer Ideen. Er war Nexialist und nahm ungerührt in Kauf, dass der Nexialismus von vielen nicht als ein Zweig der exakten Wissenschaften anerkannt wurde. Aber viele von den Theorien, die Boris entwickelt hatte und derentwegen er von seiner Umgebung ausgelacht worden war, hatten sich später als richtig und brauchbar erwiesen. Boris Siankow war kein orthodoxer Zeitgenosse. Man musste ihn zu nehmen wissen. Wer das verstand, kam gut mit ihm aus.
»Wir wissen seit den Beobachtungen, die ihr im November vergangenen Jahres auf Kaahar angestellt habt, dass die Phänomene, die wir Spiegelungen nennen, mit einer Veränderung der Strangeness verbunden sind«, antwortete Julian Tifflor auf Boris' Frage. »Das heißt, die Spiegelung kommt uns vor, als stamme sie aus einem anderen Universum. Seitdem haben unsere Techniker eine Apparatur entwickelt, die in der Lage ist, qualitative Strangeness-Bestimmungen in ihrer unmittelbaren Umgebung vorzunehmen. Diese Geräte arbeiten vollautomatisch. Wohlgemerkt, sie können keine absoluten Strangeness-Werte bestimmen. Sie stellen nur fest, ob die Strangeness in ihrem Umkreis gleich null oder von null verschieden ist.«
»Solche Apparate habt ihr auf mehreren Planeten in der Wechselzone installiert?«, fragte Boris Siankow, dem in seiner Ungeduld Julian Tifflors Erklärungen viel zu langatmig schienen.
»So ist es«, bestätigte Tifflor. »Und während der letzten Plusphase hat das Gerät auf Gromat-fünf eine deutliche Strangeness-Variation bemerkt. Als die Tote Zone wieder zurückwich und die Minusphase begann, wurden wir darüber informiert.«
»Sind Aufzeichnungen angefertigt worden?«, wollte Boris wissen.
»Ja. Aber sie sind verworren und undeutlich.«
Boris nickte.
»Das kennt man«, meinte er. »Ihr habt die Absicht, Gromat jetzt anzufliegen?«
»Die PERSEUS startet im Laufe der nächsten zwanzig Minuten«, bestätigte Tifflor.
Boris wandte sich an Myles Kantor.
»Du wirst uns eine Zeit lang entbehren können, nicht wahr?«, fragte er.
»Wen uns? Dich und Xii-Gien-Qek?«
»Ja.«
»Bist du sicher, dass Julian euch mitnehmen will?«, zweifelte Myles.
»Keine Frage«, antwortete Tifflor an Boris' Stelle. »Ich kann Leute brauchen, die es schon einmal mit Spiegelungen zu tun hatten. Mit deiner Zustimmung, Myles ...«
Myles Kantor winkte ab.
»Wenn du dir zutraust, mit den beiden zurechtzukommen«, lachte er.
Die FORNAX wurde benachrichtigt.
Zehn Minuten später erschien Xii-Gien-Qek mit einer umfangreichen Ladung Gepäck an Bord der PERSEUS.
Myles Kantor verabschiedete sich.
Die PERSEUS startete in Richtung Gromat-System.
*
Gromat war eine Sonne von ungewöhnlichem Typ. Die Durchschnittstemperatur ihrer Oberfläche lag bei 4100 Kelvin. Dem menschlichen Auge erschien Gromat rot mit einem Stich ins Orange. Mit einem Durchmesser von zwölf Millionen Kilometern gehörte der Stern, der tief im Halo der Milchstraße stand, noch nicht zu den Riesen seiner Spektralklasse. Aber er gab genug Energie von sich, um seine Familie von vierzehn Planeten ausreichend, in manchen Fällen sogar überreichlich mit Wärme zu versorgen.
Gromat V war in fast jeder Beziehung eine erdähnliche Welt. Die Zusammensetzung der Atmosphäre war wie von Terra gewohnt, nur gab es hier mit 4,8 Prozent einen deutlich höheren Kohlendioxyd-Anteil. Das Klima der Planeten war tropisch bis subtropisch gemäßigt. Tier- und Pflanzenwelt, so wiesen die bei früheren Anflügen angefertigten Unterlagen aus, entsprachen etwa dem Entwicklungsstand des irdischen Mesozoikums. Es gab weite Ozeane und eine Unzahl inselartiger Landmassen. Die größten Inseln besaßen Flächen von maximal 100.000 Quadratkilometern.
Auf einem dieser Inselkontinente, einer lang gestreckten Landmasse, die vom 28. nördlichen Breitengrad in eine nördliche und eine südliche Hälfte geteilt wurde, hatte die Mannschaft der PERSEUS die Apparatur zur Bestimmung der Strangeness installiert. Das Gerät hatte den sinnvollen Namen Strangeness-Detektor (SD) und war so groß wie ein durchschnittliches Einfamilienhaus – ein deutlicher Hinweis darauf, wie schwer sich die galaktische Technik mit Messungen dieser Art immer noch tat.
Julian Tifflor und ein kleiner Stab von Technikern, begleitet von Boris Siankow und Xii-Gien-Qek, waren mit einer großen Transportfähre auf der Insel gelandet. Sie war auf den klangvollen Namen Boramaru getauft worden. Das Innere der Insel war dichtbewaldetes Hügelland. An den Küsten entlang zog sich ein stellenweise mehrere Kilometer breiter Streifen Busch- und Wiesengelände, das zum Meer hin in feinkörnigen, weißen Sandstrand überging.
Es war früher Morgen, als die Fähre landete. Im Osten stieg die Sonne Gromat wie ein riesiger, glutroter Ball aus der stillen Weite des Meeres. Die Fähre setzte an der Südküste der Insel auf, zwei Kilometer landeinwärts, am Fuß des Hügels, auf dem der Detektor stand. Die Ladung der Fähre bestand aus technischem Gerät und einer Hundertschaft von Robotern. Julian Tifflor rechnete mit der Möglichkeit, dass die Spiegelung, die der Detektor nachgewiesen hatte, während der kommenden Plusphase erneut auftrat. Für diesen Fall hatte er vorgesorgt. Das mitgebrachte Gerät war in der Lage, jede Facette des irrealen Phänomens von seiner Entstehung bis zu seinem Verschwinden aufzuzeichnen. Diesmal würde man sich nicht mit den verschwommenen, konturlosen Aufnahmen begnügen müssen, wie sie der SD beim letzten Auftreten der Fata Morgana angefertigt hatte.
Die Roboter waren auf Boris Siankows Anraten hin mitgenommen worden. Als Boris seinen Vorschlag unterbreitete, hatte Julian Tifflor ihn verwundert gefragt:
»Was willst du mit den Robotern?« Und Boris hatte darauf geantwortet: »Es ist schon einmal vorgekommen, und zwar auf Arkon II, dass aus einer immateriellen Spiegelung plötzlich ein materielles Objekt entstand, das auch nach der Auflösung der Spiegelung noch Bestand hatte.«
»Die Geschichte des Pyramidenprismas ist mir bekannt«, war Julian Tifflor dem Nexialisten kurz ins Wort gefallen.
»Gut. Wenn Atlan damals nicht genau zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort gewesen wäre, hätte man das Prisma wahrscheinlich nie gefunden. Ein solches Risiko wollen wir hier nicht eingehen. Wir verteilen die Roboter im Innern der Spiegelung und tragen ihnen auf, nach plötzlich materialisierenden Gegenständen Ausschau zu halten.«
Das hatte Tifflor eingeleuchtet, und Boris' Vorschlag war akzeptiert worden. Boris hatte allerdings seinen wahren Beweggrund nicht genannt. Die Wahrscheinlichkeit, dass sich das Ereignis von Arkon II wiederholte, hielt er für vernachlässigbar gering. Wesentlich wahrscheinlicher war dagegen, dass der hypnosuggestive Einfluss wieder auftrat, den Atlan auf dem Industrieplaneten des Arkon-Systems, Ronald Tekener auf Accaro III und Xii-Gien-Qek ebenso wie er selbst auf Kaahar gespürt hatten: der Lockruf einer unheimlichen, fremden Macht.
Die Roboter, die gegen jegliche Art mentaler Beeinflussung immun waren, sollten eingreifen, wenn einer der Besatzung dem Lockruf keinen Widerstand mehr leisten konnte und sich in Gefahr begab. Auf Boris' Anweisung hin – und ohne dass Julian Tifflor davon wusste – waren die Roboter programmtechnisch darauf getrimmt worden, jeden abzuschleppen, der sich während der Dauer der Spiegelung abnormal verhielt, und ihn schnellstens in Sicherheit zu bringen.
Auf diese Überlegung war Boris nicht eingegangen, als er den Vorschlag machte, eine Hundertschaft Roboter mit nach Boramaru zu nehmen.