Cover
Nr. 1600 – Wenn die Sterne erlöschen
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Die Hauptpersonen des Romans
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Nr. 1601 – 10. Januar 1200
Vorspann
Die Hauptpersonen des Romans
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Nr. 1602 – Spurensuche im All
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Die Hauptpersonen des Romans
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Nr. 1603 – In der Toten Zone
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Die Hauptpersonen des Romans
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Nr. 1604 – Der Fluch von Rubin
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Die Hauptpersonen des Romans
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Nr. 1605 – Besucher aus dem Irgendwo
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Die Hauptpersonen des Romans
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Nr. 1606 – Der Spieler und die Kartanin
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Die Hauptpersonen des Romans
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Nr. 1607 – Im Leerraum gestrandet
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Die Hauptpersonen des Romans
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Nr. 1608 – Ennox an Bord
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Die Hauptpersonen des Romans
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Nr. 1609 – Rettung für die Posbis
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Die Hauptpersonen des Romans
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Nr. 1610 – Das Ende des Spuks
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Nr. 1611 – Im Dschungel der Sterne
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Nr. 1612 – Der letzte Flug der LIATRIS SPICATA
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Nr. 1613 – Die Suche nach Paunaro
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Die Hauptpersonen des Romans
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Nr. 1614 – Beauloshairs Netz
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Die Hauptpersonen des Romans
Prolog
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Epilog
Nr. 1615 – Jaobouramas Opfergang
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Die Hauptpersonen des Romans
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Nr. 1616 – Experimente im Hyperraum
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Nr. 1617 – Die Akonin
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Nr. 1618 – Panik
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Nr. 1619 – Krisenherd Bolan
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Die Hauptpersonen des Romans
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Nr. 1620 – Affraitancars Uhrwerk
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Nr. 1621 – Colounshabas Waffe
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Die Hauptpersonen des Romans
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Nr. 1622 – Der Verlorene
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Nr. 1623 – Dimension des Grauens
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Nr. 1624 – In der Wechselzone
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Nr. 1625 – Botschaft von ES
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Nr. 1626 – Qeyonderoubos Aufstieg
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Nr. 1627 – Die Arcoana am Scheideweg
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Nr. 1628 – Kristall aus dem Nichts
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Nr. 1629 – Die Blaue Schlange
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Nr. 1630 – Geheimmission der XENOLITH
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Nr. 1631 – Jäger der Unsterblichkeit
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Nr. 1632 – Botschaft aus der Raumzeitfalte
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Die Hauptpersonen des Romans
Prolog
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Epilog
Nr. 1633 – Eine Falle für die MAGENTA
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Nr. 1634 – Das Schwert der Akonen
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Nr. 1635 – Schach der Blauen Schlange
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Nr. 1636 – Die letzte Etappe
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Nr. 1637 – Gefangene der Zeit
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Nr. 1638 – In Sintas Bann
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Die Hauptpersonen des Romans
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Nr. 1639 – Signale aus NGC 6503
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Die Hauptpersonen des Romans
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Nr. 1640 – Griff nach Arkon
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Die Hauptpersonen des Romans
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Nr. 1641 – Symbiose
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Nr. 1642 – Der Planet der Ennox
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Die Hauptpersonen des Romans
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Nr. 1643 – Psychospiel auf Akon
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Nr. 1644 – Sturm auf Wanderer
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Nr. 1645 – Operation Draco
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Nr. 1646 – Finale im Sheokor-System
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Nr. 1647 – Der letzte Schlag
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Die Hauptpersonen des Romans
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Nr. 1648 – Die Spiegelgeborenen
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Die Hauptpersonen des Romans
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Epilog
Nr. 1649 – Projekt Coma
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Leseprobe PR 2700 - Andreas Eschbach – Der Technomond
Vorwort
Prolog
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Gespannt darauf, wie es weitergeht?
Die Welt des Perry Rhodan
Vorwort
Die Welt des Perry Rhodan
Ein kleines Who's Who des Perry Rhodan-Universums
Häufig gestellte Fragen
Neu im PR-Universum?
Die PR-Produktpalette
Impressum
Impressum
Nr. 1600
Wenn die Sterne erlöschen
Ein neues Jahrhundert beginnt – und eine alte Prophezeiung wird wahr
von Ernst Vlcek
Pabel-Moewig Verlag GmbH, Rastatt
Die Krise um die Superintelligenz ES, die nicht nur das Solsystem, sondern die ganze dazugehörige Mächtigkeitsballung ins Verderben zu ziehen drohte, liegt um rund 26 Jahre zurück. Kaum einer denkt noch an »die Tage des Zorns«, an die Zeit des Todeskampfs der Superintelligenz, die sich in eine Materiesenke zu verwandeln begann – eine Degeneration, die nur durch die Opferung der Zellaktivatoren verhindert werden konnte.
Inzwischen hat sich die Situation längst wieder stabilisiert. Heute, zum Ende des Jahres 1199 NGZ blickt man auf ein Vierteljahrhundert friedlichen, ersprießlichen Aufbaus in der Galaxis zurück. In der Erwartung, dass auch die nächsten Jahrzehnte ebenso friedvoll verlaufen mögen, bereitet man auf Terra die große Feier vor, mit der das 13. Jahrhundert Neuer Galaktischer Zeit begangen werden soll, dessen erstes Jahr dem Jahr 4787 A. D. entspricht.
Ein Vertreter des Nexialismus sieht allerdings schwarz für das neue Jahrhundert, denn er meint, dass sich eine neue Katastrophe anbahnt. Er wird als verrückter Spinner verschrien, denn er macht sich Gedanken darüber, was wäre, WENN DIE STERNE ERLÖSCHEN ...
Perry Rhodan – Er registriert zur Jahrhundertwende eine Anzahl unheilvoller Vorzeichen.
Reginald Bull – Er interessiert sich für ein Volk von Arachnoiden.
Myles Kantor – Terranischer Chefwissenschaftler.
Zerberus – Kommandant des Experimentalschiffs FORNAX.
Ultimo – Der Letzte einer ausgestorbenen Spezies.
Voltago – Der Kyberklon hält »Winterschlaf«.
Silvester 1199
Nur noch wenige Minuten bis Mitternacht – und das Solsystem erwartete in ungezügelter Festtagsstimmung das neue Jahrhundert.
Das erste Jahrhundert seit langem, das die Galaktiker in Frieden und Wohlstand einleiten konnten. Zuletzt hatte man vor 800 Jahren Gelegenheit dazu gehabt. Aber gar so ungetrübt waren damals die Aussichten auch nicht gewesen, denn die Geschehnisse um Seth-Apophis hatten ihre Schatten bereits vorausgeworfen.
Und zumindest die galaktischen Führungskräfte hatten eine Ahnung des zu erwartenden Unheils gehabt.
Diesmal waren die Voraussetzungen ungleich besser.
Man konnte auf 25 Jahre relativer Ruhe zurückblicken, und man durfte der Zukunft voller Zuversicht entgegensehen. Entsprechend ausgelassen war die Stimmung auf der Erde und den Planeten. Klar, dass auch andere galaktische Völker mitfeierten, jedoch ohne so recht zu wissen, warum. Denn Tradition hatte dieses Fest nur für Terraner. Doch was machte das schon, man soll die Feste feiern, wie sie fallen.
Silvester 1199.
Und die CROMAGNON folgte der Mitternacht.
Die CROMAGNON war ein gewaltiger fliegender Palast von 700 Metern Länge und einer Höhe von 400 Metern, der im Orbit von Terra geparkt war. Man hatte die Raumstation aus blitzendem Stahl und Panzerglas gerade rechtzeitig für das bevorstehende Großereignis fertiggestellt. Eigner war die Kosmische Hanse. Aber Homer G. Adams, immer noch Hansechef, war nicht an Bord. Dafür hatten sich zehntausend Galaktiker, die Creme aus Gesellschaft, Politik, Wissenschaft und Kunst für dieses Ereignis eingekauft.
Für dieses Jahrhundertereignis, das unter dem Slogan »24 Stunden Mitternachtszauber« vermarktet worden war. Der Reinerlös sollte einer Stiftung zufließen, die sich »Hilfe für Monosgeschädigte« nannte.
Die CROMAGNON schwebte hoch über den Aleuten in Warteposition. Der Sekt war gekühlt, die Stimmung ausgelassen. Und dann begann der Countdown, der von der Mondsyntronik NATHAN gezählt wurde, und die zehntausend an Bord zählten mit. Man drängte sich an den unzähligen aus dem ovalen gläsernen Stationskörper hervorquellenden Bullaugen in ebenfalls transparenten Aussichtsgondeln, spazierte auf die strahlenartig aus dem Rumpf ausgefahrenen Plattformen aus Formenergie hinaus, oder aalte sich faul in den Logen und ließ sich das Ereignis vor die Nase projizieren. Aber alle waren in Erwartung des Kommenden, aufgeregt schnatternd, sich Glückwünsche an den Kopf werfend, händeschüttelnd, sich scheinheilig umarmend, die Vibroklinge hinter dem Rücken des anderen stoßbereit.
So sah es zumindest Homer Angulin, der Gesellschaftsreporter, der dieses Ereignis kommentieren und Prominente interviewen sollte.
Er war mit 1,62 Meter ein unterdurchschnittlich großer Terraner, und mit der zu großen Nase, dem fliehenden Kinn und einer Sammlung von Warzen um seine Mausaugen auch nicht besonders attraktiv. Aber er war in seinem Metier erfolgreich, und er dachte gar nicht daran, sein Aussehen verschönern zu lassen.
Er war freier Mitarbeiter bei verschiedenen galaktischen Medien und stolz darauf, als das kleinste und frechste Lästermaul der Mächtigkeitsballung ES und Umgebung bezeichnet zu werden, und er tat alles, um seinem Ruf treu zu bleiben. Häme war sein Visier, Zynismus seine Rüstung, Schläge unter die Gürtellinie waren sein bevorzugter Stil. Seine Intelligenz konnte zum tödlichen Giftpfeil werden.
Und dennoch war er mit dem Erreichten unzufrieden, denn sein Ziel war es immer gewesen, seriöse Recherchen zu betreiben und über große galaktische Geschehnisse zu berichten. Aber das hatte er nie geschafft. Seine Erfolge als Klatschmaul waren für ihn zum Bumerang geworden; er war als Gesellschaftsjournalist abgestempelt.
Endlich war es Mitternacht. Zum Knallen der unzähligen Sektpfropfen und den Klängen der terranischen Hymne wurde ein kolossales Feuerwerk entzündet. Ein Feuersturm aus allen Farben des Spektrums ergoss sich in den Himmel, und für Homer Angulin schien es, als würde sich die nachtschwarze Erde öffnen wie eine riesige Feuerblume. Das zuerst eruptive, elementare Spiel der flammenden Farben beruhigte sich allmählich, die Blüten der Feuerblume fielen sanft in sich zusammen, anstatt in Explosionen zu verglühen, und fielen wie blinkende Sternschnuppen auf die Erde zurück.
Irgendwo hoch über Petropawlowsk sammelten sich die glühwürmchenartigen Lichtpünktchen und begannen sich neu zu formieren. Sie vollführten einen rasenden Reigen um einen gemeinsamen Mittelpunkt, häuften sich im Zentrum und begannen dort einen stabilen, hell leuchtenden Kern zu bilden, der zur Peripherie hin eine leuchtende Spur von Spiralarmen hinter sich herzog. Anstatt den rasenden Reigen jedoch weiterzuführen, was Homer Angulins Stimmung viel besser entsprochen hätte, sanken sie in behäbiges Rotieren, zur Simulation einer Galaxis. Homer Angulin würde sie 24 Stunden lang in verschiedenen Variationen ertragen müssen, denn NATHAN war so programmiert, sie überall auf der Erde zum Jahreswechsel ablaufen zu lassen.
Er wusste, dass es die ursprüngliche Absicht gewesen war, nicht die Geburt des Universums und die Entwicklung der Milchstraße zu einer Bastion der Mächte der Ordnung zu simulieren, sondern eine durch entfesselte Kernspaltung entflammende Erde. Gewissermaßen zur Erinnerung an die sorglose Handhabung der Atomkraft im ausgehenden 20. Jahrhundert und als Mahnung für die Zukunft. Aber diese progressive Idee wurde rasch wieder verworfen, weil sie nicht in das Konzept eines Wegweisers in eine glorreiche Zukunft gepasst hätte.
Homer Angulin trauerte dem verworfenen Konzept nach, denn es hätte ihn inspirieren können. Aber wie es aussah, würde er sich damit begnügen müssen, sich auf gesellschaftlichen Klatsch zu beschränken.
Homer Angulin gab seinen beiden Mitarbeitern, die mit versteckter Kamera Publikum spielten, einen Wink.
»Die Show kann beginnen«, sagte er.
Ihm standen noch ein halbes Dutzend weiterer Mitarbeiter zur Verfügung, die nichts anderes zu tun hatten, als Interviewpartner für ihn auszuwählen und vor die Kamera zu bringen.
*
Die CROMAGNON hatte einen Kurs gewählt, der sie über die meisten Großstädte der Erde führte. Sie würde ihre Geschwindigkeit auf eine Weise verändern, dass sie sich stets um null Uhr über der jeweiligen Zielstadt befand. Der Start war über den Aleuten an der Datumsgrenze erfolgt.
Die kolossale Vergnügungsschaukel überquerte gerade den 140. Längengrad, als Homer Angulins Mitarbeiter Gileen Kuusinen, die Konstrukteurin der CROMAGNON, in ihrer Loge aufgegabelt hatten. Tief unter ihnen schalteten die Bewohner von Tokio und Yokohama zur Begrüßung der orbitalen Globetrotter sämtliche Lichter ein, während sich in der Lasershow die Galaxien der Lokalen Gruppe gerade in die übergeordnete Supergalaxis mit dem Virgohaufen integrierten.
»Hallo, Gileen«, begrüßte Homer Angulin die attraktive Mittvierzigerin und stellte dann ein paar belanglose Fragen zum Aufwärmen, bevor er seine Giftpfeile abschoss: »Ich habe mich schon immer gefragt, ob du mit dem früheren Ersten Terraner verwandt bist. Darum bin ich der Sache nachgegangen und habe herausgefunden, dass du eine geborene Tschangtschuna bist. Kuusinen ist also nur dein Künstlername. Hast du ihn gewählt, um am Ruhm von Kallio Kuusinen mitzunaschen?«
Schallendes Gelächter. Die Ingenieurin lachte mit, denn es galt als schick, sich von Homer Angulin durch den Kakao ziehen zu lassen.
»Nein, das war nicht der Grund«, rechtfertigte sich Gileen. »Ich habe dieses Pseudonym gewählt, weil ich eine Verehrerin von Kallio Kuusinen bin.«
»Leider konntest du mit deiner Verehrung für diesen großen Terraner nicht verhindern, dass wir als seinen Nachfolger mit Koka Szari Misonan eine Erste Terranerin von Monos' Gettowelt Kassakan erhielten, wo der Legende nach Menschenfresserklone gezüchtet wurden«, sagte Homer Angulin scheinheilig. Er hatte mit dieser geschmacklosen Bemerkung die Lacher erneut auf seiner Seite; jeder andere als er, Homer Angulin, wäre wohl ausgebuht worden. Er fuhr rasch fort: »Apropos Namen. Wie bist du eigentlich auf CROMAGNON gekommen, Gileen?«
»Weil mit der Cromagnonrasse auf der Erde der Funke der Intelligenz entzündet worden ist«, sagte die Frau. »Ich finde das als gute Symbolik.«
»Wäre es da nicht treffender gewesen, einen auf den Schwarm oder die Sporenschiffe bezogenen Namen zu wählen? Denn schließlich waren sie es, die die Biophore ausgestreut und den Funken der Intelligenz gezündet haben«, meinte Homer Angulin hinterhältig.
»NOON-QUANT, wie der Intelligenzauslöser der Biophore heißt, halte ich für keinen guten Namen eines Vergnügungsorbiters«, sagte Gileen schlagfertig.
»Dann hätte es vielleicht auch eine Anspielung auf den Aberglauben der Dämonenaustreibung, der dem Neujahrsfest zugrunde liegt, gemacht«, sagte Homer Angulin noch und leitete mit ein paar lockeren Worten zu seinem nächsten Opfer über.
Das mit Gileen war nicht so gut gelaufen, wie er es sich vorgestellt hatte. Aber er nahm sich vor, diese Scharte wieder auszuwetzen.
Während die CROMAGNON mit der Lasershow um exakt null Uhr über weitere japanische Städte und dann über Busan, Seoul und Peking hinwegzog, nahm sich Homer Angulin ein paar Galaktische Räte zur Brust und gab sie der Lächerlichkeit preis.
Aber das alles befriedigte ihn nicht ganz.
Etwas versöhnlicher wurde er durch den Galaktischen Rat der Arkoniden, Tydon von Tramis, gestimmt. Diesen fragte er nämlich, ob die Arkoniden ihren steilen Aufstieg während der letzten 25 Jahre aus eigener Kraft geschafft hätten, oder diesen nicht vielleicht doch eher Atlans geheimer Spionageorganisation GAFIF verdankten.
»GAFIF ist die Abkürzung für Gruppe Arkonidischer Forscher für Innovation und Fortschritt – und das sagt wohl alles«, erregte sich der Arkonide und lieferte damit genau das Stichwort, das der Interviewer haben wollte.
»Tatsächlich?«, tat Homer Angulin erstaunt. »Ich habe geglaubt, es heißt Geheime Arkonidische Front für Infiltration und Freibeuterei.«
Tydon von Tramis wollte doch tatsächlich handgreiflich werden und musste von einem Aufsichtsroboter zur Räson gebracht werden. Das alles wurde natürlich in Bild und Ton festgehalten. Ein Fressen für die Zuschauer.
Und wiederum hatte Homer Angulin den Beifall auf seiner Seite, denn das Gerücht, dass Atlan eine geheime arkonidische Organisation nach dem Muster der USO betrieb, hielt sich hartnäckig in der Milchstraße. Und Tydon von Tramis, einer der glühendsten Verehrer des einstigen Kristallprinzen, hatte es durch seine Reaktion ganz gewiss nicht entkräften können.
Aber trotz dieses schönen Teilerfolges war Homer Angulin nicht ganz bei der Sache. Schließlich näherte sich die CROMAGNON allmählich der ehemaligen Wüste Gobi – und somit Terrania und einem vorläufigen Höhepunkt. Wenn ganz Terrania mit seinem gigantischen Raumhafen alle seine Lichter einschaltete, dann war das wirklich etwas Wahrhaftiges! Und über Terrania sollten zusätzlich echte Feuerwerkskörper entzündet werden.
Und Homer Angulin erwartete sich von Terrania eine echte Chance, sich an den eigenen Haaren aus dem Sumpf des Gesellschaftsklatsches zu ziehen. Wenn er eine Verbindung mit Perry Rhodan bekam, dann könnte er beweisen, was wirklich in ihm steckte. Perry Rhodan konnte für ihn zum Sprungbrett einer Karriere als galaktischer Berichterstatter werden und seinen Traum eines »Reporters von ES« erfüllen.
Auf diesen Augenblick hatte sich Homer Angulin gewissenhaft vorbereitet. Er hatte nicht vor, Rhodan über seine Privatsphäre zu befragen, sondern wollte mit ihm ein sachliches Gespräch über die aktuelle politische Situation führen. Zu Perry Rhodans, der Nummer 1 in der Milchstraße, Ruhm und Ehre und seiner eigenen Profilierung.
Diesem Augenblick fieberte Homer Angulin entgegen.
Endlich erreichte die CROMAGNON Terrania um Punkt Mitternacht. Und während über der terranischen Megapolis das komplette Laserprogramm ablief, wartete Homer Angulin im Regieraum ungeduldig darauf, dass die Verbindung mit Perry Rhodan zustande kam. Endlich erfolgte das so sehnlich gewünschte Okay-Zeichen. Die Verbindung mit Rhodan stand. Aber gleichzeitig übermittelte ihm einer seiner Mitarbeiter die schlimme Nachricht:
»Rhodan will mit einem wie dir nichts zu schaffen haben.«
Homer Angulin war sprachlos vor Wut und Enttäuschung über diese verpasste Gelegenheit. Er war zum Opfer seines üblen Rufes geworden, den er bisher stolz wie ein Markenzeichen getragen hatte.
Reginald Bull
1189–1199 NGZ
Endlich finde ich wieder Zeit, meinen Explorerneigungen nachzugehen. Die Vorbereitungen haben einige Jahre in Anspruch genommen. Das hing mit der Finanzierung und der Beschaffung der technischen Ausrüstung zusammen. Die Kosmische Hanse hat es schließlich möglich gemacht. Dank dir, Homer. Nun ist es endlich so weit.
Wir sind am 3. Oktober 1189 mit drei Raumschiffen aus dem Solsystem gestartet. Es handelt sich um meine CIMARRON, Julian Tifflors PERSEUS und dem Experimentalschiff FORNAX. Letzteres ist der Prototyp einer neuen Baureihe von Fernraumschiffen, die für Expeditionen wie diese eingesetzt werden sollen.
Es hat eine Länge von 250 Metern und annähernd die Form eines linguidischen Delphins, wirkt insgesamt nur etwas gedrungener, bulliger und stumpf und seine Hülle ist mit allen möglichen Aufbauten, hyperphysikalischem Gerät modernster Hightech, überladen. Die beiden aus dem hinteren Schiffsbauch ragenden Gelenkarme sind Träger der beiden Grigoroffs, des herkömmlichen und des vektorierbaren. Frage mich niemand, wozu es gut sein soll, wenn Grigoroffs beweglich sind, die Techniker jedenfalls bezeichneten dies als geradezu geniale Lösung.
Die Verantwortung teilen uns Tiff und ich. Wissenschaftlicher Leiter und Befehlshaber über die FORNAX ist der Professor für Höhere Kosmologie Jan Ceribo, der von der Mannschaft Zerberus genannt wird. Kein unpassender Spitzname, wenn man den von ihm gepflegten Umgang mit anderen Leuten als Maßstab heranzieht; er ist ein ungeduldiger, mürrischer Choleriker, gegenüber dem ich mir wie ein mustergültiger Duckmäuser vorkomme.
Die Dauer unserer Expedition ist mit fünf Jahren veranschlagt worden. Diese Zeit müsste reichen, um alle Forschungsaufträge zu erfüllen. Wir sollen zu den Galaxien des Fornax-Clusters fliegen, rund 70 Millionen Lichtjahre von der Lokalen Gruppe entfernt, was für eine Richtung einer reinen Flugzeit von dreizehn Monaten entspricht. NGC 1398, NGC 1399 und NGC 1316, auch unter der Bezeichnung Fornax A bekannt, sind unsere Hauptziele.
Bei der Gelegenheit sollen wir auch einen Teil des Eridanus-Sektors vermessen. Homer hat uns großzügigerweise gestattet, dass wir unser Hauptaugenmerk nicht auf die Erschließung neuer Märkte zu legen brauchen. Die wissenschaftliche Nutzung soll im Vordergrund stehen.
Auf unserer Route liegt unter anderem auch die Galaxis NGC 1400, im Sektor Eridanus gelegen und rund 22 Millionen Lichtjahre von der Milchstraße entfernt. Diese ist unser erstes Etappenziel, denn sie liegt bereits außerhalb der 50-Millionen-Lichtjahresphäre des Kosmonukleotids DORIFER.
Eine unserer Hauptaufgaben besteht nämlich darin, das für diesen Nachbarsektor zuständige Kosmonukleotid zu lokalisieren und es und seinen Einflussbereich zu vermessen. Es geht uns vor allem darum, mehr über den Moralischen Kode des Universums und die kosmologischen Zusammenhänge zu erfahren – und vielleicht auch den einen oder anderen Hinweis auf die Dritte Ultimate Frage zu finden. Ein ehrgeiziges Unternehmen fürwahr. Perry hätte uns diese Mühen ersparen können, wenn er damals in der Tiefe nicht davor zurückgeschreckt wäre, die Antwort auf die 3. Frage entgegenzunehmen. Aber andererseits hätte ich dann vielleicht meinem Entdeckertrieb nicht nachgeben können.
Wer hat DAS GESETZ initiiert und was bewirkt es? Das arbeitet in den Köpfen der Kosmologen mit Zerberus an der Spitze.
Wir können nicht unbedingt damit rechnen, die Bekanntschaft anderer Superintelligenzen zu machen – aber wer weiß? Wenn wir nur gründlich genug nachforschen, stoßen wir vielleicht auf die Mächte des potentiellen Kosmonukleotids, das wir vorab FORNAX-A getauft haben. Nimmt man den Standort von DORIFER zum Vergleich, welches Kosmonukleotid seinen Sitz in der Mächtigkeitsballung Estartu und damit nicht im absoluten Zentrum seines Einflussbereichs hat, geben wir auch NGC 1316 gute Chancen, der Sitz eines Kosmonukleotids zu sein. Darum haben wir es nach diesem Cluster prophylaktisch FORNAX-A genannt.
Fünf Jahre sind für dieses ehrgeizige Projekt gewiss nicht zu hoch angesetzt. Schon der Flug nach NGC 1400 kostete uns ein ganzes Jahr, obwohl die Reisezeit nur mit 4 Monaten veranschlagt war. Aber einige Zwischenfälle, auch Zusammenstöße mit Fremdvölkern, haben uns unerwartet viel Zeit gekostet.
Der letzte dieser Zwischenfälle ereignete sich Ende August in einer bislang unbekannten Zwerggalaxis im Vorfeld von NGC 1400. Sie bekam den Namen Rumpelstilz.
Wir wollten Rumpelstilz nur einer oberflächlichen Untersuchung unterziehen, als wir plötzlich Hyperfunksignale empfingen. Wir gingen den Signalen bis zu ihrer Quelle nach und gelangten in ein Sonnensystem mit drei Planeten. Planet Nummer zwei war eine Sauerstoffwelt mit viel Vulkanismus und einer rauchgeschwängerten Atmosphäre, die man gerade noch ungefiltert einatmen konnte, ohne ernste gesundheitliche Schäden zu riskieren.
Von dort kamen die Funksignale.
Und dort fanden wir Menschen.
*
Wir orteten die Signalquelle und funkten sie auf großer Frequenzbreite und allen bekannten Kontaktkodes an. Was für eine Überraschung, als uns in Interkosmo geantwortet wurde.
»Hier Hansekontor Ofen. Chef Masoukas Karlin und seine Crew heißen euch willkommen. Bringt ihr uns Grüße aus der Milchstraße oder Nachschub für unsere Lager? Wir warten seit tausend Jahren darauf.«
Wir ließen die drei Schiffe im Raum des zweiten Planeten zurück und landeten mit zwei Space-Jets und einem Shift.
Beim Landeanflug entdeckten wir am Fuß eines rauchenden Vulkans das Wrack eines Keilraumschiffs von 900 Metern Länge: ein Schwerer Holk der Kosmischen Hanse.
Die Siedlung der Hanseaten bestand aus rund fünfhundert Gebäuden und lag in einer überraschend fruchtbaren Ebene, die mit Getreide bebaut war. Daneben gab es auch eine Weide, auf der einige hundert offenbar einheimische Tiere grasten, die wie eine Mischung aus Schwein und Ziege aussahen; sie waren kalbgroß, gehörnt und hatten eine graue borstige Haut.
Ein paar tausend Siedler, darunter Frauen und jede Menge Kinder, erschienen zu unserer Begrüßung auf dem Landeplatz, der groß genug für einen Leichten Holk gewesen wäre, außerhalb der Siedlung. Es handelte sich durchwegs um Menschen. Sie waren einfach, aber sauber gekleidet.
Eine kleines, verhutzeltes Männchen mit nabellangem Graubart kam auf uns zu und stellte sich als Chef Karlin vor. Als ich meinen Namen nannte, zeigte er keine Reaktion. Aber es war nicht verwunderlich, wenn selbst die Namen der Großen der Milchstraße im Laufe von tausend Jahren der Isolation in Vergessenheit gerieten.
Chef Karlin bat uns in sein Kontor. Trotz der hochtrabenden Bezeichnung handelte es sich bei diesem um eine ziemlich windschiefe Lagerhalle. Er bot uns Sitzgelegenheiten, Essen und Getränke an und erzählte uns die Geschichte seiner Hanseaten.
»Wir sind im Jahre dreihundertundfünfzig NGZ ...«, begann er, doch ich unterbrach ihn mit dem Hinweis, dass sich irgendwo in seiner Rechnung ein Fehler eingeschlichen haben musste, denn es passte nicht zusammen, dass sie, wenn sie im Jahre 350 von der Milchstraße gestartet waren, bereits tausend Jahre hier lebten, da man erst das Jahr 1200 schrieb.
»Tausend Planetenjahre, Freund Bull«, klärte er mich auf. »Unser Jahr hat lediglich dreihundertundachtunddreißig Tage zu je zweiundzwanzig Stunden. Das macht tausend Jahre, die wir ausharren.« Er sah mich herausfordernd an, als warte er geradezu auf einen Widerspruch, um mich danach in die Mangel nehmen zu können. Aber ich rechnete nicht nach.
»Alles klar«, sagte ich. »Du kannst fortfahren.«
»Danke.« Er brachte durch tiefes Luftholen seinen Rauschebart in Bewegung. »Also, wir sind in besagtem Jahr mit einem Schweren und einem Leichten Holk zu einer Fernreise aufgebrochen. Das Wrack des Schweren Holks habt ihr vermutlich bei der Landung entdeckt. Bekam bei einem Fremdkontakt mit Stänkerern einiges ab, und wir konnten uns damit gerade bis hierher retten. Haben zum Glück von den Rowdys nie mehr was gehört. Der Leichte Holk ist gerade auf Kontaktflug in NGC vierzehnhundert unterwegs. Diesmal handelt es sich aber um überaus friedfertige Fremde, deren Freundschaft wir zu gewinnen hoffen. Aber davon später.«
Es lohnt nicht, die Mittelpassage von Chef Karlins Geschichte wortgetreu wiederzugeben. Die Hanseaten richteten sich auf der Vulkanwelt, die sie schlicht Ofen tauften, erst einmal häuslich ein. Zuerst taten sie es in der Absicht, lediglich ein Kontor zu eröffnen und Kontakte zu Handelspartnern zu suchen. Aber im Lauf der Jahre verbrauchten sie die mitgeführten Waren selbst, so dass ihr Ziel, mit einer Erfolgsmeldung in die Milchstraße zurückzukehren, in immer weitere Ferne rückte.
Schließlich verwischten sich ihre ursprünglichen Absichten immer mehr, sie wurden auf Ofen sesshaft und ließen es darauf ankommen, ob man aus der Milchstraße nach ihnen suchte und sie fand. Als Wegweiser für ein Suchkommando dienten die Hyperfunksignale, die wir zufällig empfangen hatten. Eine reine Alibihandlung, aber wennschon.
»Seid ihr das erwartete Suchkommando?«, erkundigte sich Chef Karlin.
»Nicht direkt«, gestand ich. »Eigentlich sind wir eine Forschungsexpedition mit dem Ziel Fornax-Cluster ...«
»Ofen«, berichtigte Chef Karlin.
»Ja, ich weiß, Fornax heißt Ofen«, sagte ich, ein wenig eingeschnappt über diese unnötige Belehrung. »Wie gesagt, das ist unser Ziel. Aber wir haben auch vor, einen Abstecher nach NGC vierzehnhundert zu machen. Ihr könntet uns für dieses Unternehmen möglicherweise wertvolle Tipps geben. Dafür würden wir uns erkenntlich zeigen.«
»Nichts da!«, herrschte Chef Karlin mich an und hieb entschlossen auf den wackeligen Tisch, um den wir saßen. »Ihr werdet um die Galaxis der Arachnoiden einen weiten Bogen machen.«
»Arachnoiden?«, fragte ich interessiert. »Du meinst Spinnenwesen?«
»Sehr wohl.«
»Bloß Arachnoiden?«, hakte ich nach. »Nur eine Artbezeichnung? Habt ihr ihnen keinen Eigennamen gegeben?«
»Das steht uns nicht zu«, sagte Chef Karlin ehrfürchtig. »Wir warten, bis wir erfahren, wie sie sich nennen. Dann haben wir ihren Namen.«
»Vielleicht könnten wir euch in irgendeiner Weise helfen«, bot ich mich an. »Wir haben erfahrene Xenologen unter uns, die ...«
»Vergiss es!« Er sah mich streng an. »Ihr habt nicht die Sensibilität, um mit diesen feinfühligen Wesen Kontakt aufzunehmen.« Seine Stimme wurde fast flehend, als er hinzufügte: »Ihr dürft uns das nicht vermasseln, Chef Bull. Wir haben so lange und geduldig an dieser Kontaktaufnahme gearbeitet, dass wir es nicht verwinden könnten, wenn ihr uns so nahe vor dem Ziel in die Quere kämt.«
»Schon gut, es ist nicht unsere Absicht, euch zu schaden«, beschwichtigte ich ihn. »Fremdkontakte sind auch gar nicht unsere primäre Aufgabe. Sie dürfen sich höchstens nebenbei ergeben. Wir sind eher an kosmologischen Geheimnissen interessiert.«
»Kosmologische Geheimnisse?«, wiederholte er misstrauisch. »Und mehr nicht? Ehrenwort?«
»Ich schwöre es!«, sagte ich feierlich.
»Dann ist es gut.«
Nachdem dies geklärt war, taute er merklich auf und begann über die Arachnoiden aus NGC 1400 zu schwärmen.
Wir blieben ein paar Tage auf Ofen. In dieser Zeit erfuhren wir alles über diese Arachnoiden, was die Hanseaten wussten oder sich in den letzten Jahren über dieses geheimnisvolle Volk zusammengereimt hatten. Und diese Mischung aus Fakten und Fiction war es vermutlich, die ansteckend auf mich wirkte, so dass ich unwillkürlich eine ähnliche Zuneigung für diese unbekannten Spinnenwesen zu empfinden und eine nicht minder starke Faszination für sie zu entwickeln begann wie Chef Karlin und seine Ofener Hanseaten.
Der erste Kontakt war vor 10 Jahren zustande gekommen. Damals wurden die Hanseaten durch eine ungewöhnliche Energiequelle auf der Oberfläche von Ofen auf ein fremdes Objekt aufmerksam. Als man jedoch zu jener Stelle kam, war keine Spur mehr des ausgemachten Objekts zu sehen. Nur ein einzelnes Spinnenwesen irrte sterbend durch die Gegend. Offenbar war es beim fluchtartigen Aufbruch des Raumschiffs, dessen Ursache die Ofener waren, nicht mehr an Bord gelangt. Und jetzt litt der Arachnoide unter der für ihn giftigen Atmosphäre.
Die Hanseaten hatten alles versucht, um den Arachnoiden zu retten, aber er starb ihnen unter den Händen. Sie begruben ihn beim Wrack des Holks.
»Nein, du schändest sein Grab nicht!«, erklärte Chef Karlin, als ich den Anlauf zu einer Exhumierung nahm.
Als das Raumschiff zurückkehrte, um den zurückgelassenen Artgenossen zu suchen, kam es zu einem Funkkontakt. Es stellte sich heraus, dass die Arachnoiden die Ofener schon längere Zeit aus der Ferne beobachteten und eingehend studiert hatten. Sie hatten einen Translator gebaut, mit dem sie sich auf Interkosmo verständigen konnten. Und sie schickten Chef Karlin ein Gegenstück zu diesem Translator, der es ihm oder jedem beliebigen Ofener erlaubte, sich mit ihnen in ihrer Sprache zu unterhalten.
»Die Sprache der Arachnoiden ist die schönste Sprache des Universums«, behauptete Chef Karlin. Im selben Atemzug herrschte er mich an, ohne dass ich irgendeinen Wunsch geäußert hätte: »Verlange nicht, dass ich dich einweihe. Ihr bekommt alle Unterlagen von uns. Aber zuerst müssen wir den Erstkontakt über die Bühne bringen. Endlich scheint es so weit zu sein.«
Die Arachnoiden mussten technisch ein sehr hoch entwickeltes Volk sein. Aber sie waren noch mehr den schönen Künsten zugeneigt. Sie maßen alles mit der Sensibilität von Künstlern. Sie betrachteten die gesamte Schöpfung als ein einziges gewaltiges Kunstwerk. Aber auch jeder Baustein dieses Universums, von den Galaxienhaufen über die einzelnen Galaxien, die Sonnen und Planeten bis hinab zu den kleinsten Bausteinen, den Atomen, waren nach ihrem Verständnis Kunstwerke für sich.
Auch ihre Technik war Ausdruck und Mittler ihres künstlerischen Schaffens. Sie saßen und handhabten alles unter dieser Perspektive. Jedes noch so unnütz erscheinende Körnchen in diesem Universum war für sie kostbar.
»Die Arachnoiden sind die höchste Lebensform dieses Universums«, versicherte Chef Karlin.
Ich war geneigt, ihm zu glauben, auch wenn er sich seine Meinung nur aus Vermutungen gebildet hatte. Ich hatte sogar den Verdacht, dass diese Wesen etwas von sich auf den Geist der Hanseaten übertragen hatten, so dass selbst er, Hansechef Karlin, dieser ruppige und gar nicht eloquente Pionier, in so schönen und treffenden Worten über sie sprechen konnte. Ich hätte in diesen Tagen viel darum gegeben, die Arachnoiden kennen zu lernen und mich mit ihnen unterhalten zu können.
»Der Holk ist unterwegs zu einer ihrer Welten«, sagte Chef Karlin. »Ich beneide die Mannschaft um die Wunder der Ästhetik, die sie schauen dürfen. Aber irgendwann wird auch mir das vergönnt sein. Ich muss geduldig sein.«
Am fünften Tag kam eine Hyperkomnachricht vom Leichten Holk, der sich offenbar im Anflug auf den zweiten Planeten befand. Denn der Kommandant fragte geradezu hysterisch an, was die fremden Schiffe hier zu suchen hätten. Chef Karlin klärte ihn über die Situation auf.
»Schick sie weg!«, verlangte der Kommandant. »Ich habe unsere Freunde zu einem Besuch unserer Welt überreden können. Sie werden umkehren wollen, wenn sie die Fremden entdecken.«
»Ihr müsst jetzt weiterfliegen«, verlangte Chef Karlin. »Du musst die Scheu der Arachnoiden verstehen. Wenn ihr von eurer Expedition zurückkehrt, wird alles ganz anders aussehen.«
Ich verstand und wusste, wie er es meinte. Aber es lief dann nicht so, wie er es sich vorgestellt hatte.
*
Wir setzten unsere Expedition fort. Über unsere Erlebnisse und unsere Forschungsergebnisse wird an anderer Stelle berichtet. Hier geht es um ganz andere Dinge. Auf dem Rückflug in die Milchstraße machten wir jedenfalls einen Abstecher nach Rumpelstilz.
Niemand antwortete auf unsere Funksprüche, als wir Ofen anflogen. Den Grund für diese Totenstille erfuhren wir nach der Landung. Anstelle der Siedlung fanden wir einen großen verkohlten Krater. Die Häuser waren verfallen, die Felder verwildert, Tiere waren keine mehr zu sehen. Wir fanden keinen einzigen Überlebenden.
Bei der Durchsuchung des wracken Holks fanden wir ein menschliches Skelett. Neben ihm lag eine Art metallene Maske, der Sicht-Sprech-Maske eines Nakken nicht unähnlich. Skelett und Maske nahmen wir zur eingehenden Untersuchung an Bord. Es stellte sich heraus, dass es mit ziemlicher Sicherheit das Skelett von Chef Karlin war. Er musste bald nach unserer Abreise gestorben sein, etwa zur gleichen Zeit, als die Siedlung mit allen Ofenern vernichtet worden war.
Ich machte mir schwere Vorwürfe, dass ich so rücksichtsvoll gewesen war und auf Chef Karlin gehört hatte. Hätte ich meiner Neugierde nachgegeben und auf das Eintreffen der Arachnoiden gewartet, dann hätten sie es vielleicht nicht gewagt, die Ofener zu vernichten.
Oder aber sie hätten mit uns ebenfalls kurzen Prozess gemacht.
Wir fanden auch das Grab des Arachnoiden und nahmen das, was von ihm übrig geblieben war, den Schädel, den Chitinpanzer und die paar Beinreste, zur Untersuchung an Bord.
Da wir auf der Oberfläche des Planeten keine Wrackstücke des Leichten Holks fanden, durchsuchten wir das All. Aber wir fanden keine Spuren des Raumschiffes mehr. Es musste wohl atomisiert oder in die Sonne bugsiert worden sein.
Es stellte sich uns daraufhin die Frage, ob wir den Heimflug fortsetzen sollten, als ob nichts vorgefallen wäre, oder ob wir der Sache auf den Grund gehen wollten.
Ich wollte unbedingt herausfinden, was in die Arachnoiden gefahren sein mochte, dass aus so friedfertigen, ätherischen Geschöpfen plötzlich gnadenlose Mörder geworden waren.
Ich setzte, mit Tiffs Unterstützung und ohne großen Widerstand der Wissenschaftler unter Zerberus, meinen Willen durch.
Wir brachen nach NGC 1400 auf, um uns auf die Suche nach den Arachnoiden zu machen.
Perry Rhodan
1. Januar 1200 NGZ
Wenn der letzte Ritter der Tiefe gegangen ist, werden alle Sterne erlöschen ...
Es war seltsam, dass Perry Rhodan gerade jetzt, nach so vielen Jahren, wieder an diese alte Prophezeiung erinnert wurde. Davor war sie ihm nur zweimal in Erinnerung gerufen worden.
Das erste Mal vor 26 Jahren, in Zusammenhang mit der Verwirrung von ES. Das zweite Mal war er vor 13 Jahren damit konfrontiert worden, als er in der Galaxis Norgan-Tur gewesen war und Lethos-Terakdschan und Jen Salik im Dom Kesdschan kontaktiert hatte.
Nicht, dass Perry Rhodan abergläubisch war, aber eigenartig war das Zusammentreffen so vieler ungewöhnlicher Ereignisse zu Neujahr doch. Es handelte sich bloß um Kleinigkeiten, und Rhodan dachte nicht im Entferntesten daran, dass sich die Prophezeiung erfüllen könnte. Es war ja bloß ein Spruch, der wohl kaum wörtlich zu nehmen war. Und in die gleiche Kategorie von Sprüchen einzuordnen wie der, dass die nachlassende Drangwäsche der Haluter ein sicheres Zeichen für deren steigende Dekadenz sein sollte. Icho Tolot hatte herzlich darüber gelacht. Alles Humbug.
Wirklich alles? Oder wollte sich ES bemerkbar machen?
Es war eben so, dass, nach über 25 Jahren der Stille, einige Dinge fast gleichzeitig passierten. Sie mussten nicht unbedingt in Zusammenhang miteinander stehen, aber es war nicht leicht, sie einzuordnen.
Perry Rhodan verbrachte den Jahreswechsel mit fast allen im Solsystem befindlichen Zellaktivatorträgern in Terrania. Zusammen mit Reginald Bull, Gucky, Julian Tifflor und Alaska Saedelaere hatten sie sich auf die Dachterrasse des terranischen Regierungsgebäudes begeben. Von hier aus wollten sie das prächtige Feuerwerk und die eindrucksvolle Lasershow genießen. Nur Myles Kantor war auf Titan geblieben; die anderen Unsterblichen waren über die Milchstraße und die Galaxien der Lokalen Gruppe verteilt.
Perry Rhodan erwähnte seinen Freunden gegenüber nicht einmal, dass einer von Homer Angulins Leuten angerufen und von diesem um ein Interview gebeten worden war. Die Angelegenheit war keiner Erwähnung wert. Rhodan hatte zuvor miterlebt, wie der Reporter gegen verschiedene angesehene galaktische Persönlichkeiten sein Gift verspritzt hatte, und wie er schließlich sogar den Galaktischen Rat der Arkoniden Tydon von Tramis angriff. Für Perry Rhodan war dieser Homer Angulin sowieso kein Unbekannter, und er dachte nicht daran, sich für dessen Tiefschläge als Zielscheibe herzugeben. Er hatte die Verbindung kurzerhand unterbrochen, ohne dass die Freunde etwas von dem Zwischenfall merkten.
Obwohl man sich unbekümmert gab, wollte bei der Begrüßung des neuen Jahrhunderts keine rechte Festtagsstimmung aufkommen. Es herrschte eine besinnliche, fast melancholische Stimmung und eine angespannte Atmosphäre. Dies war vor allem auf Bully und Gucky zurückzuführen.
Reginald Bull war mit Julian Tifflor erst vor zwei Monaten von einer zehn Jahre dauernden Forschungsexpedition zurückgekehrt. Bully machte damals einen sehr mitgenommenen Eindruck; er wirkte seelisch krank und schilderte seine Erlebnisse in den düstersten Farben. Selbst der Tatsache, dass man den Forschungsauftrag erfüllt und das Kosmonukleotid FORNAX-A entdeckt hatte, konnte er kaum etwas Positives abgewinnen.
Mit Bully stimmte seitdem einiges nicht. Er neigte zur Melancholie, zeigte regelrecht Symptome von Gemütskrankheit. Auch Julian Tifflor hatten die Erlebnisse dieser langen Reise gezeichnet, wenn auch längst nicht in dem Maße wie Bull. Letzterer neigte auf einmal zur Hypersensibilität, war leichter erregbar als früher, zog sich aber andererseits immer mehr in sich selbst zurück.
Zu Silvester bemühte er sich zwar, sich nichts von den Dingen, die ihn beschäftigten, anmerken zu lassen. Aber Rhodan entging es nicht, dass er in Gedanken immer wieder abschweifte. Das verriet er Rhodan, als er ihm zwischendurch einmal seltsam verklärt anvertraute:
»Ich kann singen wie ein Arachnoide!«
Und Gucky hatte zu Neujahr eine Eingebung.
Er fieberte der Lasershow förmlich entgegen, ohne erklären zu können, warum.
Es hing jedoch mit dem Auftrag zusammen, den Gucky von ES auf Wanderer bekommen hatte. Wie der Mausbiber schon damals berichtete, hatte ES ihm vorausgesagt, dass es an ihm liegen werde, die Träger für die beiden noch freien Zellaktivatoren zu finden, die ES solange in Verwahrung halten wolle.
ES hatte damals jedoch auch eine Frist genannt und erklärt, dass die beiden Aspiranten für die Unsterblichkeit zwar schon geboren, aber erst in 25 Jahren reif sein würden, die Zellaktivatoren zu empfangen. Gucky war von ES' Aussage besonders beeindruckt gewesen, dass er die Zellaktivatorträger daran erkennen würde, weil sie von seiner Art wären. Welcherart genau, das hatte ES nicht verraten, so dass man diesen Hinweis auf verschiedene Weise auslegen konnte.
Jedenfalls hatte diese Aussage in Gucky gearbeitet. Und wer den Mausbiber kannte, der konnte sich vorstellen, wie schwer es ihm gefallen war, sich in Geduld zu üben.
Perry Rhodan war nicht über alle Unternehmungen Guckys in den vergangenen Jahren zur Auffindung der Zellaktivatorträger informiert. Während dieser beschaulichen Silvesterfeier im kleinen Kreis verriet der Mausbiber jedoch, dass er schon vor fast einem Jahr mit Alaska Saedelaere in dieser Sache eine heiße Spur aufgenommen hatte, die vorerst jedoch ins Nichts geführt hatte.
Als die Projektion der Milchstraße über Terrania erstrahlte, behauptete Gucky plötzlich, eine Art Vision gehabt zu haben und nun zu wissen, wo er nach den beiden vorherbestimmten Zellaktivatorträgern suchen müsse. Gucky und Alaska erzählten, was sie damals, im Februar 1199 erlebt hatten, und der Mausbiber erklärte, dass er während der Laserprojektion der Milchstraße eine Parallelität der Fälle erkannt habe. Er ließ es sich nicht nehmen, dass ES ihm ein weiteres Zeichen gegeben hatte.
Dieses Zeichen hatte außer ihm jedoch sonst niemand gesehen.
Gucky und Alaska Saedelaere brachen noch am Neujahrstag mit ihren Begleitern und der Space-Jet GECKO auf und verließen die Erde mit dem Ziel Yolschor-System.
Der Mausbiber war sicher, dass dies der Weg war, der ihn zu den beiden irgendwo in der Milchstraße lebenden Zellaktivatorträgern in spe führen würde.
Von dieser fixen Idee war der Mausbiber nicht abzubringen. Gucky hatte den Auftrag von ES zu seiner Lebensaufgabe gemacht.
Für Perry Rhodan war dies im Nachhinein nur einer von mehreren nacheinander ablaufenden ungewöhnlichen Vorfällen.
*
Perry Rhodan zog sich später am Neujahrstag in die Stille seines Bungalows am Goshun-See zurück.
Und hier wurde er mit dem nächsten ungewöhnlichen Ereignis konfrontiert:
Voltago hatte sich um 180 Grad gedreht!
Eine weitere Nebensächlichkeit, gewiss. Aber es war die Anhäufung solcher ungewöhnlichen Kleinigkeiten, die ihn nachdenklich stimmte.
Da stand Voltago 26 Jahre im Winkel eines der Gästezimmer im Bungalow am Goshun-See. Unbeweglich. Ohne irgendwelche Lebenszeichen von sich zu geben. In eine Starre verfallen, als hielte er Winterschlaf. Oder wenn man so wollte: Er war wie desaktiviert. Er emittierte lediglich minimale energetische Strahlung unbekannter Natur; die Werte lagen im Nanobereich. So gut wie tot, hatten die Fachleute festgestellt.
Und Voltago hatte dies 26 Jahre durchgehalten. Er hatte sich in all den Jahren um keinen Millimeter vom Fleck gerührt. Er hatte in dieser Zeit nicht ein einziges Mal einen erhöhten Energieverbrauch zu verzeichnen gehabt. Hatte bloß mit dem Gesicht zur Wand in der Ecke gestanden. Wann immer Perry Rhodan ihn aufgesucht hatte, bot sich ihm dasselbe unveränderte Bild.
Und am Neujahrstag stand Voltago auf einmal mit dem Rücken zur Wand. Er hatte sich irgendwann um 180 Grad gedreht, ohne dass die Messgeräte auch nur für den Bruchteil einer Sekunde einen höheren Energieverbrauch registriert hätten. Eine genauere Untersuchung ergab, dass er immer noch, oder schon wieder, Winterschlaf hielt.
Rhodan hoffte, dass diese Kehrtwendung ein erstes Anzeichen Voltagos für eine baldige Rückkehr ins Reich der Lebenden war. Vorerst erfüllte sich diese Hoffnung jedoch nicht.
Rhodan wurde von Voltago abgelenkt, als sein Terminal im Arbeitszimmer anschlug. Anrufer war ein Hanseangestellter, der ihm mitteilte, dass für ihn eine Nachricht ohne Absender eingetroffen sei, und ihn fragte, ob er sie annehmen wolle. Perry Rhodan bejahte, obwohl er von anonymen Sendungen jeglicher Art nichts hielt. Es war reine Intuition, dass er den Empfang dennoch nicht ablehnte.
Gleich darauf stand im Holo seines Terminals folgende Botschaft zu lesen:
Boris Siankow ist ein genialer Allroundwissenschaftler, ein Nexialist aus dem Kantor-Team im Forschungszentrum Titan.
Boris Siankow hat herausgefunden, dass es in den letzten Monaten zu einer Reihe unerklärlicher Störfälle im hyperphysikalischen Bereich gekommen ist. Er hat sie alle aufgezeichnet und in einer Statistik ausgewertet.
Das Ergebnis dieser Auswertung ist Besorgnis erregend. Boris Siankow ist zu dem eindeutigen Schluss gekommen, dass sich im Hyperraum umwälzende Veränderungen abspielen, die sich nachhaltig auf das Standarduniversum auswirken müssen. Es könnte dadurch zu Veränderungen jener universellen Konstanten kommen, die wir als Naturgesetze bezeichnen.
Die Ursachen für diese dramatischen Veränderungen im Hyperraum sind noch ungeklärt, aber Boris Siankow hat eine Reihe möglicher Antworten gefunden, die kein verantwortungsvoller galaktischer Bürger negieren darf. Zusammenfassend kann gefolgert werden:
Durch einen Raubbau an den Kräften des Hyperraums und gewagte hyperphysikalische Experimente auf Titan könnte es zu einer Art Trägheit innerhalb der 5. Dimension gekommen sein, wodurch das Funktionieren der Hyper-Hightech nicht mehr garantiert werden kann.
Die Veränderungen im Hyperraum sind möglicherweise aber in weiterer Folge auch auf das Wirken der Chaotarchen zurückzuführen. Durch die oben genannten Gründe und verschiedene Vorfälle der letzten Jahrhunderte in dieser Mächtigkeitsballung ist es sehr wahrscheinlich, dass die Chaosmächte hier Fuß gefasst haben.
Es ist auch nicht unwahrscheinlich, dass sich in letzter Konsequenz die uralte Prophezeiung erfüllen wird, die besagt: Wenn der letzte Ritter der Tiefe gegangen ist, werden alle Sterne erlöschen! Dies wird sein, wenn die Kräfte des Hyperraums völlig erlahmen.
Boris Siankow sagt weiter: Wenn dieser Fall eintritt, dann haben der Terraner Perry Rhodan und der Arkonide Atlan eine große Mitschuld an dieser Katastrophe. Denn diese beiden Galaktiker waren die letzten Ritter der Tiefe. Doch beide haben sich vor längerer Zeit vom Ritterorden abgewandt. Damit ist die Voraussetzung für das Erlöschen der Sterne erfüllt. Denn es gibt keine Ritter der Tiefe mehr.
Hört auf die Warnungen des Boris Siankow!
Die Botschaft war mit »Ein Freund« gezeichnet. Perry Rhodan konnte sich denken, dass sie von einem rachsüchtigen Reporter stammte, der auf diese Weise seiner Wut über ein verweigertes Interview Luft verschaffte. Perry Rhodan nahm sich dennoch vor, sich mit Myles Kantor über dieses Thema zu unterhalten.
Perry Rhodan konnte seine Absicht, sich mit Myles Kantor in Verbindung zu setzen, jedoch nicht sofort verwirklichen, denn da erreichte ihn ein Hyperkom von Atlan.
Der Arkonide stand gleich darauf als überlebensgroße Laserprojektion vor ihm, zum Greifen nah, lebensecht.
Die Holografie hatte im letzten Vierteljahrhundert einen unglaublichen Aufschwung erlebt. Man brauchte nicht mehr Freunde zu sich einladen, um mit ihnen zu feiern, sondern konnte sich mit ihren holografischen Abbildern begnügen. Das machte kaum mehr einen Unterschied, denn selbst die Illusion von Körperlichkeit konnte simuliert werden.
Der Arkonide war in eine schmucke Kombination von strengem Schnitt und mit militärischen Accessoires gekleidet. Er machte den Eindruck, als wolle er eine Parade abnehmen.
»Du untreue arkonidische Seele«, warf ihm Rhodan mehr im Scherz vor, »wir haben dich in unserer kleinen Runde zum Jahreswechsel vermisst.«
»Ich hatte zu tun«, sagte Atlan knapp; es war ihm anzumerken, dass er nicht anrief, um Neujahrswünsche auszutauschen. »Aber ich habe hier in M 13 nichts Wichtiges versäumt. In den Nachrichten wurde eure Neujahrsshow in Ausschnitten gezeigt. Auch das Interview mit unserem Galaktischen Rat Tydon von Tramis. Kannst du mir sagen, was diese Ratte von einem Reporter eigentlich wollte? Ich will nicht annehmen, dass sich hier eine terranische Hetzkampagne gegen uns Arkoniden zusammenbraut.«
angebliche