Hugo Loetscher
War meine Zeit
meine Zeit
Die Erstausgabe erschien 2009
im Diogenes Verlag
Umschlagillustration: Max Gubler,
›Die Brücke‹, 1946 (Ausschnitt)
Copyright © Eduard, Ernst
und Max Gubler-Stiftung, Zürich
Foto: Copyright © Schweiz. Institut für
Kunstwissenschaft, Zürich
Der Autor dankt der Pro Helvetia
für die Gewährung eines Werkjahres
Alle Rechte vorbehalten
Copyright © 2013
Diogenes Verlag AG Zürich
www.diogenes.ch
ISBN Buchausgabe 978 3 257 24229 4 (1. Auflage)
ISBN E-Book 978 3 257 60109 1
Die grauen Zahlen im Text entsprechen den Seitenzahlen der im Impressum genannten Buchausgabe.
[5] WIE ALLE BIN ICH UNGEFRAGT AUF DIE WELT gekommen. Ich gehöre zu denen, die versuchten, daraus etwas zu machen.
Unter den ersten Dingen, die mir zufielen, war eine Stadt. Diese lag an einem See, der Absicht nach lieblich und gelegentlich besungen, eingebettet zwischen Hügel und föhnverwöhnt, an den Hängen Wein, der bis zu brauchbarer Süße wächst.
Berühmt ist der Abfluss, die Limmat. An ihr war die Stadt gegründet worden. Sie fließt den Altstadtvierteln entlang, gesäumt von Kirchen, Zunfthäusern und dem Rathaus. An ihren Quais hatten einst Schiffe angelegt, waren Märkte abgehalten worden, woran ein Weinplatz oder die Gemüsebrücke erinnern. Vorbei an den steilen Mauerresten eines römischen Kastells und einer mittelalterlichen Pfalz.
Doch es gibt einen anderen Fluss, einen minderen, wilder und mit verbauten Ufern.
Jenseits dieses Flusses war einst eingerichtet und angelegt worden, was nicht ins puritanische Bild der Stadt gepasst hatte: das Siechenhaus, der katholische Friedhof, der Schlachthof oder die Hinrichtungsstätte. Hier lebten von jeher Kleinbürger und Proleten. Was von der Stadt aus gesehen jenseits lag, war ein Diesseits für diejenigen, die hier [6] wohnten. Hier wuchs ich auf, einer, der versuchte, aus dem Ungefragten etwas zu machen.
Als Kind kletterte ich zum minderen Fluss hinunter, mich an den Sträuchern der Böschung absichernd, ermahnt von der Großmutter, nicht zu ertrinken. Doch tief war das Wasser nicht. Natürlich hüpfte ich von Stein zu Stein, zog manch vollen Schuh heraus, stand knietief im Fluss, als könnte man mit Beinen den Lauf sperren.
Viel später vernahm ich als Schüler von einer andern Art Fluss, von der Lethe. Aus diesem griechischen Fluss tranken die Toten, um zu vergessen, was hinter ihnen lag. Außer den chinesischen Toten, die tranken, um nicht Altlasten aus dem früheren Leben ins neue mitzuschleppen, einen Tee.
Ich erfuhr, dass nicht nur leben, auch tot sein kostet. Die Zulassung ins Totenreich ist nicht gratis. Ich hatte ein Sparschwein angelegt. Aber ich schlug es auf, bevor es galt, die Münzen für die Überfahrt in die Unterwelt zu entrichten. Das Geld kriegte nicht ein Fährmann, sondern eine Kioskfrau, für Heftchen, die nicht für Jugendliche bestimmt waren.
War der Fluss meiner Kindheit nicht auch ein Fluss des Vergessens? Die Sihl bildete einen Stausee. Der war noch kein Jahr alt, als ich mit Mitschülern an einem schulfreien Nachmittag mit dem Rad zur Staumauer fuhr. Wir hatten sie uns imposanter und länger vorgestellt, den ausgedehnten Stausee vor Augen. Als wir uns auf der Staumauerbrücke talseitig über die Brüstung lehnten, bis uns der Höhensturz der Mauer schwindeln ließ, redete uns einer an, nicht viel älter als wir. Ein »Umgesiedelter«, wie er sagte; er zeigte auf eine Stelle weit oben im See, dort sei er geboren worden, die [7] Stelle war kaum auszumachen: »Hinter dem Kahn, darunter, dort lag mein Schulweg«, sein Vater sei Torfstecher gewesen, er selber habe als Kleiner mitgeholfen, Soden zu trocknen; bevor die Flut kam, hätten Armeeflugzeuge zur Übung bombardiert, auch, was einst ihr Haus gewesen sei. Der Großvater habe aus den Trümmern einen Bilderrahmen gerettet.
War das nicht ein See des Vergessens? Überflutet Wiese und Weide, Kartoffelacker, Pflanzland und Moor. Verstummt, was die Gehöfte und ihre Wände einst vernommen. Türen, durch die nun Fische schwammen. Über dem Kreuz der Wegkapelle ein Anglerhaken. Ersoffen Stall und Scheune. Brunnen und Brunnenstuben ertrunken.
Ob das, was nach Unwettern im Sihl-Wasser trieb, versuchte, dem Vergessen zu entkommen? Nicht nur abgebrochene Äste, die an Gärten und Wälder von weiter oben erinnerten. Die Schuhschachtel, wieso war sie verschnürt? Und der Mantel, wen hatte er gewärmt? Ob der Hund, an dessen Halsband noch die Leine hing, auf jemand hoffte, dem er erzählen konnte, wie er ertränkt worden war? Bevor der Kadaver zu reden beginnen konnte, riss er sich los vom Stein, an dem er hängengeblieben war.
Als ich eines Tages dem Flussgott begegnete, der in Rom auf der Piazza Navona einen Brunnen in vier Ströme aufteilt, habe ich mich gefragt, wie wohl der Sihl-Gott ausschaut. Sicher nicht ein Poseidon, von Nymphen verwöhnt, nicht ein Herrscher über die Meere, kein Triton, der Seepferdchen meistert und auf Muscheln bläst – eher ein Bub, wie ich, der an etwas herumbastelt.
Eines Nachmittags hatte ich ein Holzscheit aus der Sihl [8] gefischt. Ich wunderte mich, dass ein Stück Brennholz im Wasser trieb. Ich hatte den Fund hinter einer Betonröhre versteckt. Als das Holz trocken war, schnitzte ich daran, zunächst ohne Absicht, doch dann formte ich einen Bug, und als das Holz noch die Form eines Rumpfes erhielt, ritzte ich den ersten Buchstaben meines Vornamens ein, bohrte ein Loch, steckte als Mast ein Streichholz hinein, ein kürzeres, um den Mast zu befestigen, und schickte das segellose Schiffchen auf große Fahrt, nicht wissend, wohin, und rief ihm einen Gruß nach, nicht wissend, an wen. Ein Bote, der annoncierte: Einer kommt nach.
Aufregend nur schon war, dazuhocken und sich dem Vorbeifließen hinzugeben, dem Glucksen, Raunen und Flüstern zuzuhören, zuweilen mit geschlossenen Augen, damit, was zu sehen war, nicht das, was zu hören war, störte. Gespannt, ob einem eine Welle anvertraut, wie das ist, wenn sie an einem Stein aufschlägt.
Und dann wiederum mit offenen Augen staunen, wie der Fluss bei Sturmwetter anschwoll, wie Wasser sich grau verfärbte und am Ende schwarz wurde wie die Wolken, das Gesicht dem Wind entgegenstrecken, der in die Wellen peitschte, dass es schäumte und spritzte. Und gar die Momente, wenn oben neben der Quaimauer die Linden blühten; da verströmte der Fluss ein Parfum wie der Lindenblütentee, mit dem die Großmutter Fieber heilte.
Wasser, das war Land mit Füßen. Und ich sinnierte darüber, wohin die Wellenfüße den Fluss tragen. Er, der selber den Schanzengraben, einen Nebenabfluss des Sees, schluckte, wurde von einem anderen geschluckt, der in einen größeren mündete, der seinerseits Zuträger wurde – was, wenn [9] am Ende weltweit jeder Fluss von einem anderen aufgenommen wird und jeder Fluss zum Nebenfluss wird.
Gerne suchte ich die Stelle hinter dem Bahnhof auf, der zum Teil auf Brückenpfeilern ruhte und unter dem die Sihl durchfloss. Es gab Momente, da hätte ich es der Sihl gegönnt, wenn sie den Zug genommen hätte und ans Meer gefahren wäre, vielleicht erster Klasse.
Doch zu meinem Glück floss die Sihl unter den Bahngeleisen durch. Und hinter dem Bahnhof die Stelle, wo sie sich mit dem anderen Fluss verband, dem berühmteren. Ein kurzes Stück weit flossen die beiden nebeneinander, das saubere Wasser der Limmat und das verschmutzte der Sihl, bis der bürgerliche Fluss den Proleten schluckte.
Jahrzehnte später brachte mich ein Boot an die Urwaldstelle, wo der Rio Madeira in den Amazonas mündet. Nur, dass es diesmal der Nebenfluss war, der sauber-frisches Wasser führte; der Hauptstrom hingegen war verschmutzt von aufgewühltem Schlamm. Kaum Gefälle, ein träges Geschiebe, kilometerweit nebeneinander herfließend, bis das trübe Wasser über das saubere siegte. Seither frage ich mich, ob die Sihl ein kleiner Amazonas ist und der Amazonas eine große Sihl.
Sind nicht alle Flüsse der Kindheit am Ende ein Wassersystem? Gespeist von unzähligen Nebenflüssen. Quelle und Brackwasser, abgebrochene Ufer, Quai-Anlagen und erhoffte Brücken, Inseln, die untergingen, seichtes Gewässer neben Abgrundtiefe, sich in Sumpf verlierend, nie benutzte Anlegeposten, Laichplätze neben Reusen, vielleicht quakt noch einer der Frösche, die wir nicht gefangen haben, und am Himmel der verlorene Schrei eines Wasservogels.
[10] Der Amazonas brachte mir bei, dass man sich einem Fluss nicht nur von den Ufern her nähert: unter mir eine silbrige Linie, Schleifen, die keinen Horizont respektieren, flugstundenweit Mäander, ausgreifend und schlängelnd, die sich gegen unbegrenztes Grün behaupten.
Es war das erste Mal, dass mich Monotonie faszinierte. Nach der Landung auf der Erdpiste machte ich mich daran, den Spielarten der Eintönigkeit nachzuspüren, der nie ausgeschöpften Wiederholung im mehrstöckig verhangenen Regenwald: wo Palme nicht Palme war und Liane nicht Liane, genauso wie der Affe, der schrie, nicht der Affe war, der eben mit seinem Greifschwanz von Ast zu Ast hüpfte, und Schmetterlinge kaum von den Blüten zu unterscheiden, die der Wind verstreute – am selben Ast Blüte und Frucht.
Ich hatte begriffen, dass ich einem Fluss nicht nur vom Ufer her beikomme, sondern auch aus der Luft. Erst so erlange ich Anschauung über den Lauf seiner Biographie.
So hielt ich doppelt neugierig Ausschau, als die Maschine die Flughöhe erreicht hatte; irgendwann musste der Nil auftauchen. Bis ich merkte, dass wir längst darüberflogen. Richtung Quellen, den Katarakten entgegen, gen Afrika, wohin mit den Giraffen und Leoparden die Nilpferde abgewandert sind.
Das also war Ägypten. Zwischen zwei Wüsten ein Strich von einem Land, das überschwemmt werden konnte und das ein Volk und eine Kultur mit seinem Schlamm ernährte, aus dem auch die Ziegel für die Fellachenbehausungen verfertigt werden.
Dreifach war die Bekanntschaft. Vorerst der Götterblick [11] von oben. Als die Geier im Morgenlicht ihre Schwingen ausspannten, meinte der Sonnenbrillenverkäufer: Sie beten.
Und dann das Schiff. Über den Wasserstand sinnieren, welcher Pegel Hunger und welcher Pegel Überfluss verheißt. Zuschauen, wie für die Felder Wasser gewonnen wird, ob dank eines Zahnrads, das von Zugtieren bewegt wird, ob mittels einer Schraube oder eines Schöpfrads.
Danach an jedem Anlegeplatz an Land gehen. Nicht bloß wegen der Tempel, der Grabkammern und Felsgräber, sondern zu Fuß oder per Bus, per Sammeltaxi oder Mietesel erfahren, wie bald hinter dem Grün der Felder und hinter den Dattelpalmen, wie bald nach Zuckerrohr und Baumwolle der Sand beginnt, gelb und rot. Eben noch Rinder, die die Pflugschar zogen, und schon Kamele, die in die Dünen und zu Oasen aufbrechen, ein Fuß im Ackerland und ein Fuß im Sand, einer im Heute und einer in der Ewigkeit.
Dieser Nil war nicht ein Fluss, der mir zugefallen war. Er zählte zu denen, auf die ich im Lauf einer Lebenszeit gestoßen bin oder die ich aufgesucht habe. Ihre Bekanntschaft machte ich aus unterschiedlichen Gründen.
Nur schon deswegen, weil ich unzählige Namen von Flüssen auswendig lernte. Ich musste mich für den Geographieunterricht mit Antworten auf Fragen wappnen: Wie heißt der zweitlängste Fluss? Zeigen Sie ihn auf der Karte. Ich hatte auch einmal gewusst, an welcher Mündung sich der Weltausfuhrhafen für Muskatnuss befand, ohne zu wissen, wofür dieses Wissen gut sein soll; seither kein Kartoffelstock, ohne dass mich das Aroma daran erinnert, es gibt einen Weltausfuhrhafen für Muskatnuss.
Einen Anlass, einen Fluss kennenzulernen bot es, [12] zwischen Buchdeckeln einem Plot zu folgen. Im Hinterland des Mississippi hatte ich Seite um Seite mit Tom Sawyer und Huckleberry Finn eine Hütte gebaut und einen entflohenen Sklaven versteckt. Als mich eine Reiseroute nach St. Louis verschlug, löste ich ein Ticket für eine Flussfahrt. In der Erinnerung ist geblieben, wie ich hinten über die Reling lehnte. Gischtbetäubt verfolgte ich, wie das Rad Wasser hochhievte. Schaufel um Schaufel und Episode um Episode, und wie das Rad die Geschichten in den Fluss zurückwarf, aus dem es sie geschöpft hatte.
Von der Wolga aber hatte ich nicht aus einem Buch erfahren, sondern dank einer Schallplatte. Eigentlich durfte ich mich als kleiner Junge nicht am Grammophon zu schaffen machen, obwohl ich kräftig genug war, es aufzuziehen. Ich war schuld, dass die Nadel quer durch die Lieblingsplatte meines Vaters einen Kratzer gerissen hatte. Auf dem Schutzumschlag waren die Wolgaschlepper abgebildet. Wenn ich etwas nie werden wollte, war es Wolgaschlepper.
Es war im reiferen Alter, als ich in Sankt Petersburg, das wieder Sankt Petersburg hieß, im Russischen Museum den Ikonen kaum Beachtung schenkte, an dem Engel mit dem goldenen Haar vorbeieilte, nur ein Ziel im Auge, den Saal, wo das Bild hing, das ich von einer Plattenhülle her kannte. Trotz aller Revolutionen schleppten die Männer noch immer, der vorderste fast auf den Knien, noch nicht zusammengebrochen, über der rechten Schulter das Seil, mit dem er am Lastkahn festgebunden war.
Als ich im Anschluss an den Sankt-Petersburger Aufenthalt die Möglichkeit hatte, nach Kasan zu fliegen, zögerte [13] ich; als ich erfuhr, dass die Stadt an der Wolga liegt, sagte ich zu. Der Strom so breit wie in meiner Heimatstadt der See. Als Erstes begab ich mich nach der Ankunft an den Steg. Ich fuhr mit der Fähre ans andere Ufer, machte ein paar Schritte und musste gleich das Schiff zurück nehmen. Fast nur alte Frauen, die Taschen voll von dem, was sie aus ihren Schrebergärten geholt hatten, Kohl, Kartoffeln, Rüben, auch Blumensträucher. Nicht dank Schleppern hatte ich die Wolga kennengelernt, sondern dank Großmüttern, lauter Babuschkas, in Schals und Mäntel gehüllt, die Mützen tief im Gesicht, gewappnet für den Winter, der sich mit Gestöber in der Luft anmeldete und der den Fluss zum Gefrieren bringen wird.
Ich hörte von einem Fluss, den ich nie gesehen hatte, den ich aber gerne erlebt hätte. Auch Hadin hatte einen Kindheitsfluss, in Bosnien. In seinem Fluss hatten sich Kirchen und Moscheen gespiegelt – der Ruf des Muezzins neben dem Gebimmel orthodoxer Glocken. »Ich ein Bosniak«, lachte er auf, als sein Asylgesuch abgelehnt wurde. Er erzählte von seiner Brücke, die sei schon vor ihrer Vollendung ins Wasser gefallen, doch dann dank eines Mörtels aus Eiweiß, Honig und ungewaschener Schafswolle errichtet worden. Und nun war sie zusammengeschossen. Sein Nomadentraum galt einem Strom im Garten Eden, einem Ort der Kühle und des Schattens, der alles bietet, »was die Seele begehrt und für die Augen eine Wonne ist«, wie er gelernt hatte. Von dort werden sie ihn nie abschieben wie jetzt aus der Schweiz: Dort wird er auf brokatenen Teppichen ruhen, bedient von Paradiesjungfrauen, dort gibt es Quellen und Brunnen, dort gibt es Bäche, in denen Milch und geklärter [14] Honig fließt – soll er sich Dynamit umgürten und Unbeteiligte in den Tod mitreißen, sich als lebende Bombe in die Luft sprengen, um einen Weg ins Paradies zu erkämpfen, der gesäumt ist von Krankenhausbett und Grab?
Mit meinen alttestamentarischen Flüssen verhielt sich das anders. Pischon und Gihon, die schienen versiegt, nachdem das erste Menschenpaar uns das Paradies verscherzte. Jedenfalls hatte ich lange nichts von den beiden Flüssen gehört. Bis ich eines Tages einem Goldwäscher zusah, wie er, mitten im Fluss, mit seinem Sieb Kies und Sand schöpfte und darin wühlte, hoffend, so viel zu finden, dass es zu Zuckerrohrschnaps reicht, um über die nächste Runde zu kommen und um von neuem im seichten Flussbett ein Viereck mit Steinen abzustecken, sein Arbeitsgärtchen aus Wasser und Schlamm.
Dies in einem Fluss, von dem die Konquistadoren der Neuen Welt annahmen, er könne die Eroberer zum El Dorado führen, sofern sie sich bis zur Quelle durchkämpften. Nach der Schließung des Paradieses musste das Gold, das der Pischon einst im Garten Eden mitführte, irgendwohin weggeschwemmt worden sein, warum nicht in irdische Gewässer. Dass ich Goldwäscher in einer brasilianischen Provinz antraf, die Minas Gerais, »Allgemeine Minen«, hieß und wo eine Barockstadt sich nach dem »schwarzen Gold« Ouro Preto nannte, leuchtete mir ein. Dank der einstigen Funde hatten sie die Innenräume der Kirchen vergoldet, Decken wie Gestühl und Altar. Ob Märtyrer, Putten oder Karyatiden und Engel, sie alle waren mit Gold überzogen worden, auch das Passionskreuz erstrahlte mit seinem Leiden im Goldschmuck. Die ersten Zuwanderer hatten hier [15] im Interior nur noch Gold gewaschen und nichts angepflanzt, so dass sie, die Taschen voll Gold, beinahe Hungers gestorben wären.
Doch erstaunt war ich, als mir einer erzählte, er habe in der luzernischen Innerschweiz ein Wochenende mit Goldwaschen verbracht. Der war nördlich des Polarkreises im finnischen Tankavaara Weltmeister im Goldwaschen geworden. Nun war er zur einheimischen Meisterschaft angetreten: aus dem zugeteilten Kübel in kürzester Zeit am meisten Goldflitter auszuwaschen. Dies in einer voralpinen Waldschlucht, hinten im Tal, wo Hexen hausen und es nicht mehr weitergeht.
In einer Region also, aus der einst mein Vater nach Zürich ausgewandert war, wo ich geboren wurde. Was, wenn er, statt zu emigrieren, Gold gewaschen hätte und ich als Sohn eines Goldwäschers auf die Welt gekommen wäre, der seiner Frau zur Hochzeit einen Korb goldener Klumpen überreicht, wenn’s auch nur Seifengold ist. Und der mir als Erbstück eine Waschpfanne hinterlassen hätte. Man hätte von mir gesagt, ich sei mit einem goldenen Löffel auf die Welt gekommen.
Die beiden andern Paradiesflüsse, Euphrat und Tigris, entsprangen zu meiner Zeit längst nicht mehr im Garten Eden. Vor ihm wachte ein Erzengel, den Zugang zum Baum des ewigen Lebens versperrend. Die beiden Flüsse haben ihre irdischen Quellen in der Türkei gefunden. Es erging ihnen nach der Sündenfall-Umleitung wie dem Menschen, sie führen ein Dasein in Mühsal: werden gestaut, von Pumpen getrieben und in Kanäle gezwungen. Doch können sich die beiden am Ende vereinen und in einer Ebene der [16] Bohrtürme ein Grün ermöglichen, das an die Üppigkeit ihrer biblischen Herkunft erinnert.
Wie es dem Menschen in seiner Mühsal ergehen kann, vernahm der Tigris, als er eines Tages beim Unterlauf an Basra vorbeifloss. Die von Kanälen durchzogene Stadt war dem Erdboden gleichgemacht, zerbombt, Kampfhubschrauber in der Luft, Detonationen von Mörsergranaten und hinter der nächsten Straßenecke ein Heckenschütze. Was war im Schweiß des Angesichts hier nicht alles möglich gewesen: eine Philosophenschule und die Produktion von Dattelwein, die Aufzucht von Pferden für die britische Kolonialarmee. Ebenso Dampfschiffstation wie Ausgangspunkt für Karawanen, ein Ort, an dem Sklaven einst einen Aufstand gewagt hatten. Ein Märchenschauplatz für Tausendundeine Nacht, wo ein Jüngling sich lieber als Dieb ausgab, als zuzugeben, er sei nachts ins Haus der Geliebten geschlichen, und wo die Wahrheit erst herauskam, als der Metzger bereits das Messer schliff, um dem Dieb die Hand abzuhacken. Wie sollte der Tigris einem Märchentag, der bös begann und gut endete, Beachtung schenken, wenn bei Sonnenuntergang Frauen und Kinder aus ihm gefischt werden, Leichen, wahrscheinlich von Geiseln.
Und unter den vielen Flüssen immer wieder die, die in irgendeiner Weise an den meiner Kindheit erinnerten – und sei es nur, weil die Sihl die Stadt von einem Außenviertel trennte, eine harmlose Grenze im Vergleich.
Der Mekong, Mae Khong, die Mutter der Wasser, das war ein Grenzfluss eigener Art. Da konnte man von einem Ufer auf das andere flüchten, von der Guerilla in ein Auffanglager mit Zehntausenden, die nicht mehr ans andere [17] Ufer zurückkehren mochten. Sie hofften, nicht länger displaced persons zu sein, sondern zu echten Flüchtlingen erklärt zu werden, was ihnen die Weiterreise in ein Drittland ermöglichte. Ich begegnete ihnen, wie sie beim Fotografen anstanden, für die Aufnahme einen Karton mit einer Nummer in der Hand.
Aber die Bergstämme, diesseits und jenseits, haben den Fluss nie als Grenze respektiert. Der Fluss hielt es gleich. Nicht nur weil darüber gestritten wird, ob der Fluss selber oder ein Nebenfluss die Grenze bilden soll. Kommissionen hatten die Grenze zwischen Laos und Thailand in der Flussmitte gezogen; doch der Fluss änderte stets seinen Lauf, erweiterte mit jeder Regenzeit sein Bett und legte sich neue Arme und Finger zu, unzählig die Rückstauseen vor dem Monsunregen. Es nützte nichts, als sie den Ufern entlang die Grenzlinien festlegten; der Fluss verschob die Ufer, brach auf beiden Seiten Land ab, gab welches frei und legte je nach Wasserstandslaune Inselchen bloß. Auf ihnen, ungeachtet der ideologischen Grenzposten, trafen sich die Anrainer beider Seiten zum Markt und zum Fest. Ein Grenzfluss, der das Grenz-Sein nicht akzeptierte. Bei unserer Bekanntschaft entdeckte ich in meinen Adern Mekongwasser; so koaguliert in den Bahnen mein Blut zu Niemandsinselchen für den kleinen Grenzverkehr meiner Widersprüche.
Nun sollte ich im Laufe eines Lebens auf ganz andere Grenzen stoßen. Nicht nur auf Flüsse, die keine Grenzen bilden, nicht nur an Grenzen, die kaum als solche zu erkennen waren. Bis zum Grenzenlosen stieß ich vor. Ich hatte dafür mein Zimmer nicht zu verlassen. Ich hatte lediglich dazuzulernen: log-in, speichern, back-up, decoder, server [18] und vieles mehr. Log-out. Und ich, der ich einst an Fingern zählen lernte, rechnete byte in bit um. Ich, der einst übte, Buchstaben groß und klein zu schreiben, verfügte am Ende über ein Endlos-Alphabet.
Nach Jahrzehnten steht auf meinem Arbeitstisch ein Bildschirm, metallen eingerahmt, der sich an keine Grenzen hält – an mir und meiner zufälligen Herkunft gemessen von unerschöpflichen Möglichkeiten. Hab ich nicht einst gelernt, dass das Weltall endlich und unbegrenzt ist. Soll das auch für mein Weltall gelten, derart, dass mein Universum portabel ist.
[19] WAS HABE ICH DENNOCH NICHT ALLES AN GRENZFLÜSSEN kennengelernt, an veritablen.
Die Guadiana, das war kein Fluss, sondern eine Episode. Noch zu Salazars Diktatorzeit. Im Süden Portugals, in Vila Real de Santo António, an der spanischen Grenze. An dem Tag, an dem im Frühling nach dreimonatiger Unterbrechung der Sardinenfang wiederaufgenommen wird. Die portugiesischen Fischer, gewöhnlich im Dienst von Konservenfabriken, streikten. Das war trotz der brüchigen Diktatur gewagt. So saßen wir bei den aufgebockten Booten herum. Drüben aber, in Spanien, dort gingen sie auf Fang und hatten, wovon jeder Portugiese an einem solchen Tag träumt, frische Sardinen. Was, wenn wir jetzt um ein Feuer hockten und Sardinen brieten; etwas, das mich nicht besonders lockte; da man die kleinen Fische mitsamt den Gräten verspeiste, knackte es in den Zähnen. Ich fuhr dennoch mit der Fähre hinüber in die spanische Grenzstadt und deckte mich in Ayamonte mit einem Korb frischer Sardinen ein. Die portugiesischen Zöllner, die manches erlebt haben mochten, kamen aus dem Staunen und den Vermutungen nicht heraus und hätten am liebsten jedem Fisch ins Schmuggelmaul geschaut. Ich habe nicht Eulen nach Athen getragen, aber Sardinen nach Portugal.
Hingegen kümmerte es mich bei einem andern Fluss [20] nicht, was für eine Grenze er bildete, obgleich er dies tat wie kaum ein anderer. Die Fahrtrinne gewiss, eine, die sich verlagert und die versandet. Eine augenfällige Trennlinie. Westlich des Paraguay bewirtschaftetes Land, subtropischer Wald und Pampa, ein wasserreiches Hügelland. Vom Ostufer aus aber erstreckt sich eine kaum erschlossene Ebene, die die Palmen-Savanne ankündet, zur Regenzeit brackige Prärie, Dornbuschdickicht und Buschsteppe. Mitten unter gestapelten Tierhäuten ging mein Blick nach oben, zu einem Sternenzelt reinster Klarheit. Hier auf dem Wasserweg nach Concepción trübte kein irdisches Licht das Firmament, auch nicht der fade Strahl, mit dem die Scheinwerfer die Ufer ableuchteten. Ein mondloser Moment, um über die Sterblichkeit der Sterne nachzudenken, über die, die jung sterben und es nicht über fünfzig Millionen Jahre bringen, und über jene, die längst erloschen sind und von denen nur noch die Erinnerung leuchtet, wenn das einst ausgestrahlte Licht seine Bahn weiterzieht. Dank der ungebrochenen Klarheit waren die Sterne nicht nur zu sehen, sondern auch zu hören. Der keuchende Motor, die klirrenden Ketten, das Ächzen der Seile und das Plätschern vermochten nichts gegen die himmelhohe Stille. Da war in einem Sternhaufen das Flüstern der Plejaden zu vernehmen, der sieben Schwestern, die in Tauben verwandelt wurden, um Orion, dem Jäger, zu entkommen, noch immer erschrocken, dass nicht nur sie an den Himmel versetzt wurden, sondern auch ihr Verfolger. Im Nebel der Andromeda zeichnete sich der Felsen ab, an den die Königstochter wegen der Eitelkeit ihrer Mutter gefesselt worden war, und es tauchte ihr Retter auf, der das schlangenhaarige Schreckhaupt, das er der Meduse [21] abgeschlagen hatte, nicht aus der Hand gab. Geschichten aus Gas und Staub. Das geflügelte Pferd begleitete mich zum Wendekreis des Steinbocks.
In einem Jugendlager hatte ich gelernt, wie man mit Hilfe des Großen Wagens die Nordrichtung bestimmt. Und nun der Südhimmel über mir, hell die vier Punkte vom Kreuz des Südens. Ich kam mir vor wie die Seefahrer, die als Erste den Äquator überquert hatten und sich mit unbekannten Sternformationen konfrontiert sahen. Für deren Benennung beriefen sie sich nicht auf irgendwelche antike Helden oder Götter, sie schufen aus Nächstliegendem Sternbilder: ob Kiel oder Segel, ob Zirkel, Winkelmaß oder Grabstichel, ob Pendeluhr oder Luftpumpe. Angesichts dieses Himmels die Gelegenheit, ein noch unbekanntes Zeichen zu erfinden, an dem ich mich für den Kurs meiner Navigation orientieren könnte: das Sternbild des Fragezeichens, das Große Fragezeichen und das Kleine. Ihr lateinischer Name: adventura, das, »was auf einen zukommen wird«. Ich dachte an das Kind, das einst die Kühe zeichnete, die auf der Milchstraße gemolken wurden.
Und andererseits – symbolträchtig war die Sihl schon gar nicht, wenn ich mich an einen Fluss wie den Maenam erinnere. Eine andere »Mutter aller Wasser«, Reisfelder nährend, selber malträtiert mit Abwässern, den Fischen zum schwimmenden Friedhof geworden. Auf diesem Fluss der Flüsse habe ich mich einmal Bangkok genähert, der Stadt der Engel, die schwer atmete unter der lastenden Decke der Vorregenzeit, verhangen vom Smog. An den Ufern Pfahlbauten, im Ohr das Tuckern von Booten und Rufe von badenden Kindern, in Sichtweite die Großhotels, Bürohäuser, [22] Wolkenkratzer, gegen die sich die Tempel mit den goldenen Dächern ihrer Chedis und Prangs zu behaupten suchten. Eine Bauruine, durch deren leere Fenster die Abendsonne schien. Im letzten Licht erglänzte der Tempel der Morgenröte mit seinen Fayencen, Muscheln und Porzellanscherben.
Das alles nimmt sich bedeutungsvoll aus, wenn nicht gar spektakulär neben meiner Sihl. Obgleich – als die alte Strafanstalt im Zürcher Stadtzentrum abgerissen wurde, so erinnerten sich die Eltern, holten die Buben von unserem Diesseits am Abbruchplatz Brennholz. Das missgönnten ihnen die richtigen Stadtbuben; so kam es wegen Brennholz an der Sihlbrücke zu einer Großprügelei, bei der sie mit Brettern und Stecken aufeinander losgingen. Ich konnte mir gut vorstellen, dass ich seinerzeit dabei gewesen wäre; schließlich wusste ich von unserem eigenen Haushalt, wie teuer Heizen mit Kohle und Koks war.
Selbstverständlich bin ich hingegen dabei gewesen, wenn wir unseren Hinterhof verteidigten. Immer wieder drangen Horden in unseren Hinterhof ein, obwohl sie einen eigenen hatten. Am besten war, schon im Durchgang mit Huronengebrüll auf sie loszudreschen. Unser Hinterhof, das waren Teppichklopfstangen, an denen wir und nur wir kletterten; an unseren Mülltonnen hatte kein Fremder was zu suchen; uns gehörten die wetterbeständigen Wäschedrähte, über die wir Tücher spannten, um eine Höhle zu bauen, einen Unterschlupf mit einer Matratze, auf die die Mädchen ihre Puppen betteten, obwohl überall die Federung heraussprang. Auch ich hatte vor unserer Hütte Wache gestanden, mit einer Fahrradhupe als Warnsignal.
Als ich, Jahrzehnte danach, bei einem Berlinbesuch um [23] die Blöcke zog, entdeckte ich auf der Straßenfassade eines Mietshauses den Pfeil »A bis D«. Ein Hinweis auf Hinterhäuser. Zwischen diesen so viel Abstand, dass ein Spritzenwagen wenden kann. Ich fragte mich, ob Häuser Platzangst kennen. Ich kriegte vom Hinsehen schon ein Schwindsuchthüsteln. In einem Hof habe ich das einsamste Bäumchen der Welt gesehen; da habe ich mir eine Drehorgel gewünscht, um dem tapferen Krüppelchen was von der Krummen Lanke vorzuspielen oder von der Holzauktion in Grunewald – ja die Berliner Luft, Luft, Luft. Und dies, warum auch nicht, im Gedenken an die Kriegsveteranen, die einst für ihre Verstümmelungen vom Kaiser keine Pension kriegten, stattdessen die Lizenz, auf öffentlichen Plätzen Drehorgel zu spielen – auch ich hätte Stoff genug, um etwas auf die Walze zu bringen als Hinterhofmusik.
Unser Hinterhof verfügte über Auslauf, auch wenn das eine Mietshaus seinen Anteil gegen die andern mit Topfpflanzen, Gittern oder Mäuerchen absperrte. In unserem Hinterhof waren Werkstätten untergebracht. Wir sahen dem Mechaniker beim Schweißen zu, kletterten auf den Bretterstapeln der Sägerei herum, standen im Weg, als die Brandwache einfuhr, weil der Flachmaler vergessen hatte, den Spirituskocher auszumachen. In einem Keller hatte sich ein Scherenschleifer eingerichtet. In einer Bude betrieb einer eine Galvanisieranstalt, der lieh uns alte Pneus fürs Reifenspiel. Und vor dem Lagerschuppen stapelten sich Getränkekisten, hinter denen wir uns versteckten und aneinander herumfummelten.
Aber andererseits, so ganz geschichtslos war die Sihl nicht. Es hatte hier, zur Zeit des Alten Zürich, eine Schlacht [24] mit vielen Toten stattgefunden. Damals, als die alten Eidgenossen noch untereinander Krieg führten. Die Schlacht von St. Jakob an der Sihl. Die innerschweizerischen Gegner waren in den Fluss gewatet; da die Bretter der Sihlbrücke lose lagen, stachen sie von unten auf die Zürcher ein. Als wir in der Geschichtsstunde erfuhren, wie es dem Zürcher Bürgermeister ergangen war, wurde die Wandtafel vor Trauer noch einmal schwarz: »Sie rissen ihm von Hand das Herz aus der Brust und fetteten mit seinem Bauchfett ihre Stiefel.«
Verständlich, dass ich nicht stehen blieb, wenn Soldaten auf dem Kasernenplatz ihre Schuhe einfetteten. Spannender schon, wenn sie über die Kampfbahn gehetzt wurden. Verließen sie in Marschformation die Kaserne, folgte ich ihnen ein Stück weit und versuchte, Schritt zu halten. Mein Schultornister hüpfte mit, wenn sie von einem Kameraden sangen, den sie verloren hatten, einen besseren gab es nicht; aber sie sangen auch davon, wie lustig das Zigeunerleben ist, und einer saß vorn auf dem Bock und hatte hinter sich einen gelben Wagen voll Mädchen.
Wie geschichtsträchtig die Sihl auch war, sie wurde malträtiert. Sie wurde ein Opfer der Verkehrsplanung. Wo sie in die Stadt einmündet, hat man sie mit einer Straße überdacht; sie fließt seither eingezwängt zwischen Pfeilern. Man hat dem Fluss den Himmel genommen, und dem Himmel die Möglichkeit, sich in der Sihl zu spiegeln.
Etwas flussabwärts hat man, nach Jahrzehnten, die Sihl von den offenen Parkplatzbauten befreit. Durch ein Stück Uferwiese wurde ein Fußpfad angelegt mit der Warntafel »Auf eigenes Risiko«. Dieses Risiko nahm ich auf mich. Die [25] Sihl gewann Auenwäldchen zurück. Bevor sie unter dem Bahnhof durchfloss, um auf der andern Seite von der Limmat geschluckt zu werden, erinnerte sie sich mit dem Wildwuchs von Erlen und Weiden an ihre nichturbanen Anfänge.
Die wahre Stadt aber, die lag drüben, am andern Ufer. Ging man dorthin, hieß es: »Wir gehen in die Stadt.« In die Stadt wären Großmutter und Mutter nie in der Schürze gegangen; für die Stadt setzten sie einen Hut auf, und ich musste die Hände bis zu den Ellbogen waschen. Nun schlichen wir Buben auch hinüber, ohne uns groß herzurichten. Nicht ungern bis zum Warenhaus direkt hinter der Sihlbrücke. Dieses Warenhaus besaß Rolltreppen. Wir fuhren von der Herren- und Kindermode hinauf zur Damenabteilung mit Pelzen und Dessous, und von der Unterwäsche eine Etage weiter zu den Küchen- und Bettgarnituren, ein Stockwerk höher Kundendienst und Personal. Auf der normalen Treppe zurück ins Parterre für die nächste Rolltreppenfahrt. Das konnte einen halben Nachmittag dauern zwischen Kinderlatz und Büstenhalter, von Pralinen zu Krawatten und vom Kissenbezug zum Stand, wo eine Dame uns mit Parfum bestäubte. Bis uns ein Aufpasser verjagte, wenn wir versuchten, die Rolltreppen nicht hinaufzufahren, sondern zu Fuß Stufe um Stufe hinunter ein Stück Weg gegen die Laufrichtung zu ertrotzen.
Mutter und Großmutter suchten mit mir und später mit den kleinen Schwestern andere Warenhäuser auf. Auch jenes, das ein Glaspalast war. Der Vorzug galt einem andern, wegen der Einheitspreise und der Erfrischungsecke »drei Gipfel für zwei«. In ein anderes Warenhaus ging man, »um [26] zu schauen«. Dieses besaß farbige Fensterscheiben, wie ich sie nur von Kirchen her kannte, und einen Lift mit einem livrierten Pagen, der bei jedem Stockwerk die Verkaufsabteilungen nicht ausrief, sondern sang. In der vierten Etage tat sich das Sperrgitter zu den Spielwaren auf. Zur Vorweihnachtszeit wurden hier mechanische Arrangements geboten: Prinzessinnen mit Glühbirnenaugen und Zwerge mit Glöckchen an den Zipfelmützen. Feuerspeiende Drachen erschreckten mich, obwohl ich wusste, dass sie aufziehbar waren. Dank der Zauberkraft von Automaten erlebte ich, dass Märchen sich bewegen und als Herz eine Batterie besitzen; ersetzte man dieses, hieß das noch nicht Transplantation.
Nur zum Ausverkauf nahmen sie mich nicht mit. Da mussten sie frühmorgens anstehen, um bei der Öffnung unter den Ersten zu sein, die bis zu den Wühltischen vorstießen. Gewöhnlich erstanden sie auch etwas für mich, vielleicht eine Mütze, die zu groß war, aber günstig; man konnte in sie hineinwachsen, wie ich in manche Hose hineingewachsen bin.
Auch der Vater hatte mich zwei- oder dreimal ans andere Ufer mitgenommen. Für den Ersten Mai. Ich sagte Umzug. Er insistierte, das sei ein Marsch, ein Aufmarsch. Die Zeiten in diesen dreißiger Jahren seien ernst, man müsse politisch werden, weshalb er der Arbeitermusik beigetreten war. Übte er auf seiner Tuba, reklamierten die Mitbewohner vom Erdgeschoss bis zu den Mansarden. Mein Vater ließ sich nicht abhalten; er blies für eine gerechtere Welt.
In diesen dreißiger Jahren führte der Erste-Mai-Marsch durch die Bahnhofstraße. Ich saß am Rinnstein, einen roten [27] Maibändel an den Pullover geheftet, in der Hand einen Bon für die Bratwurst. Ich sollte klatschen, wenn der Vater mit seiner Musik vorbeimarschierte; sie hatten jedoch gerade Pause eingelegt, und mein Vater reinigte das Mundstück vom Speichel. Ich klatschte bei andern Formationen, auch als einige – »Wir, die Arbeitslosen« – mit geballter Faust der Bankfassade drohten; über dem Portal zwei Kleinplastiken von nackten Frauen, von denen mein Vater behauptete, das seien Kundinnen, die die Bank ums letzte Hemd gebracht habe. Erst recht aber applaudierte ich, als die Kunstturner der proletarischen Liga auf Einrädern ihre Nummern vorführten: »Sternfahrt« und »Völker vereint«.
Was aber sah ich schon, schaute ich hinüber in die wahre Stadt? Wohnhäuser, zugegeben respektable mit Wohnungen, die mehr als drei Zimmer hatten. Oder die Stallungen der Kaserne, davor manchmal Trainsoldaten, welche Pferde striegelten. Die Bauten des Zeughauses, direkt ans Wasser gestellt. Nicht weit davon das Tierspital, dorthin sollte ich eines Tages Herkules bringen, den Kater, der an Fischgräten würgte, und erfahren, dass man »töten« auch »einschläfern« nennt.
Auf der andern Seite lag auch ein Kleinbahnhof, aber er gehörte zu uns; von hier fuhr die Bahn ins Tal, aus dem die Sihl kam. Nichts hätte vermuten lassen, dass hinter den Geleisen auf einer Anhöhe Prachtvillen lagen. Und eine Synagoge. Dort waren wir an einem Samstag hingegangen, um Juden anzuschauen. Wir hatten zwar auch einen Juden im Nachbarhaus, den Besitzer von »Occasionen aller Art«. Bei ihm hatten wir die Kaffeemühle erstanden, den Garderobenspiegel und den ersten Staubsauger, aber auch als [28] Hochzeitsgeschenk ein Bild »Stiller See im Abendrot«, und das ausgestopfte Wiesel, dem bald die Glasaugen ausfielen.
Auf dem Parkring oben, am andern Ufer, trafen wir jedoch auf Buben, nicht viel älter als wir, die schwarze Hüte trugen, unter denen Locken hervorschauten. Die Synagoge war ein imposanter Bau, aber ohne Türmchen, wie wir es von einem Gotteshaus erwarteten. Eindrücklich der Reliefschmuck – Leuchter, von denen wir wussten, dass sie sieben Arme haben mussten, auch wenn wir keine Ahnung hatten, warum. Und ferner ein Stern, über den wir stritten, ob es solche Sterne am Himmel gab. Ahnungslos, dass zu der Zeit der Davidstern nicht an einem Himmel aufging, sondern als gelbe Markierung an der Kleidung von Juden, auch an dem Mäntelchen des Neunjährigen, der beide Arme hochstreckte, um den Soldaten und ihren Maschinenpistolen zu beweisen, dass er unbewaffnet war, und den ich, viel später, auf einer Fotografie kennenlernen sollte.
An die Fassade dieser Synagoge erinnerte ich mich, wo immer ich später auf Synagogen stoßen sollte – selbst wenn ich auf einer Bank saß neben dem, was übriggeblieben war: Mauerstümpfe, der Grundriss des einstigen Gebetshauses. Immerhin war das mehr, als was zuvor in Warschau oder in Lublin zu sehen gewesen war, wo vom Ghetto nur Boden geblieben war, um Rasen zu säen. Eine Erinnerung an Zürich stellte sich dort kaum ein. Als Jungen hatten wir von der Schule hinter der Synagoge, ohne jemand zu sehen, ein Lärmen, Kichern, Grölen und Schreien vernommen, das klang nicht anders als auf unseren Pausenplätzen. Die Gedenkstätten hingegen blieben stumm. Steine mussten zum Reden gebracht werden; als hätten die Steine, die [29] angeschwärzt wurden, Mitleid gehabt, als man lebendigen Leibes verbrannte, was in die Synagoge an Menschen zusammengetrieben worden war.
Führte mich in der Folge der Zufall an der Zürcher Synagoge vorbei, achtete ich nicht mehr so sehr auf die siebenarmigen Leuchter oder die Davidsterne, hingegen auf die Fenster: fünf nebeneinanderliegende wollte ich zählen, nach den fünf Büchern der Thora, das hatte ich mir gemerkt im venezianischen Ghetto, das den Namen abgab für alle andern erzwungenen Judenviertel. Hier hatten die Synagogen die Zerstörung überstanden, da sie in oberen Stockwerken eingebaut und somit nicht gleich als Gotteshäuser erkannt worden waren. Auch wenn sie mit den Abtransporten in die Todeslager ihre Gläubigen verloren.
Nicht was man sah, machte das andere Ufer aus, sondern was man darüber vernommen hatte, was man sich ausmalte, erträumte oder fürchtete. Drüben, da waren die berühmteren Kirchen; auch wir hatten welche, die genauso gut läuteten. Drüben die Amtshäuser, die die Steuern verwalteten, und die teuren Hotels; wir hatten die Notschlafstellen der Heilsarmee und einen Park, wo Obdachlose die Nacht auf Bänken verbrachten. Dort die berühmten Zunftstuben und bei uns die Pferdemetzgerei. Drüben hatten die Banken ihre Mutterhäuser, bei uns Filialen. Auf unserer Seite befand sich der Güterbahnhof und das Freizolllager. Wenn sie zu uns kamen, kamen sie wegen unserer Großfriedhöfe und wegen des Krematoriums.
Seit der Kindheit war ich kaum mehr am Sihlufer gesessen, als ich eines Tages, an einem andern Fluss, ein neues Sihlufer ersann.
[30] Mein Blick aufs andere Ufer des East River fiel auf Roosevelt Island. Nicht nur die U-Bahn, auch eine Schwebebahn führte hinüber. Doch lockten mich die Blöcke der sozialen Wohnungsbauten nicht – obwohl, müsste man nicht als Unikat drüben das älteste Bauerngut von New York gesehen haben? Und was war mit der ersten New Yorker Anstalt für Geisteskranke, von der gerade noch Mauerreste stehen. Oder musste ich mich mit den Irren gleich um die Ecke zufriedengeben, mit dem, der eine Hundeleine zum Pinkeln ausführt, ohne einen Hund daran, oder dem, der bei jeder roten Ampel aufschreit: »Herr, rette mich.« Hinter dem jenseitigen Inselufer eines, wo einem eine Leuchtschrift »Cola« zuruft, Quais hinter Quais, als könnte man Ufer verladen und in Container stapeln.
Eine Fensterfront und ein sesselbreiter balcony. Schiffe, die träge vorbeiziehen, Schlepper und Lotsen, tuckernde Boote, geheimnisvolle Ladungen. Eine erwartungsvolle Leere, bis erneut ein Hupen ertönt. Da fließt aufs Mal statt des East River die Sihl an Manhattan vorbei. Auf ihr, wie gewohnt, kein Boot und kein Schiff. Ich frage mich, wie es dem Holzscheit ergangen ist, das ich vor Jahrzehnten zu einem Boot geschnitzt auf Fahrt geschickt habe – tanzt es, leichtgewichtig, zwischen atlantischen Wellen, ist es an einen Strand geworfen und von keiner Flut mehr ins Wasser zurückgeholt worden, unter irgendeiner Sonne verfault? Oder hat sich mein Boot irgendwo in Mangroven verschlingert? Aber was, wenn es mein Holzscheit nicht bis zum Meer schaffte und nie die Chance hatte, von einem Ozean in den andern zu wechseln, wenn es, in einem Wehr hängengeblieben, mit Dreck und Schlamm ausgebaggert worden ist?
[31] Was aber, wenn das andere Ufer nicht jenseits von einem Fluss oder einem See liegt.
Ein gefranstes Lederhemd, mit Klauen und Perlen verziert, Mokassins, ein gebundener Pferdeschwanz, ein Kürbisblüten-Halsband – es war kein Indianer-Look, der junge Mann war Indianer. Ich war mit ihm ins Gespräch gekommen, als er mit Akribie Holzkännel abzeichnete, die mit Tragkeilen an einer Felswand aufgehängt waren. Er sei eigens dafür ins Wallis gefahren. Wo, wenn nicht hier in der südlichen Bergwelt der Schweiz, finde er Stammesverwandtes, hier treffe er, was er aus seiner Heimat kenne, aus dem Südwesten der USA: Wasserkanäle als offene Adern. Bis zum Gletscher sei er vorgestoßen, von dem das Wasser abgeleitet werde. Er habe geplant, zu Hause Wasserleitungen in den Boden zu verlegen; das hätten sein Vater und die Ältesten nicht akzeptiert, weil man Mutter Erde nicht aufgräbt und unterhöhlt.
Da habe er sein Reservat verlassen, nur wenig habe er mitgenommen, darunter einen Fächer aus Adlerfedern. Er unterrichte seither in den Städten Indianerkinder in Sandmalerei, doch die Zeichnungen würden nicht mehr wie gewohnt nach der Vollendung zerstört, sondern auf Holzplättchen festgeleimt. Erstaunlich, was den Kindern einfalle, wenn sie Traumfänger bastelten. Er werde nie mehr, trotz der Adobebauten, dorthin zurückkehren, wo er aufgewachsen sei. Außer als Toter. Er werde dann als Grabbeigabe eine Schale holen, die er, der Überlieferung gemäß, töte, indem er sie durchbohre, und die, unbrauchbar wie er, mit ihm sterben würde. Er werde am Fluss warten, bis am Himmel ein Regenbogen erscheine.
[32] Dann werde er den Regenbogen nehmen, um ans andere Ufer aller Jagdgründe zu gelangen.
Wenn ich seither einen Regenbogen sehe, frage ich mich, wie viele wohl nach drüben unterwegs sind und ob ich ihnen nachwinken soll. Manchmal überlege ich mir: Was, wenn ich selber den Regenbogen benutze? Ob einen jemand nach der siebenfarbigen Brücke am anderen Ufer erwartet? Sicher liegt dort Walhalla, die »Halle der erschlagenen Krieger«, ein Saal, ausgestattet mit Schilden und Rüstungen, beschützt von Wolf und Adler, mit Hunderten von Notausgängen, um sich bei einem Überfall zu retten. Walküren würden mich erwarten, vollbusig und blauäugig, nicht diejenigen, die auf der schwarzen Liste der Christen als Sünderinnen und Hexen aufgeführt werden, und auch nicht diejenigen, die auf Opernbühnen singen. Teutonen würden mich erwarten. Hatten doch auch die alten Germanen den Regenbogen als Brücke hinüber benutzt. Denkbar, dass sie mich musikalisch mit Luren begrüßen, ohne Zweifel begeistert, dass nach Jahrhundert und Jahrtausend wieder einer diesen klassischen Weg einschlägt, wenngleich vielleicht enttäuscht, dass ich kein Krieger bin und nicht auf der Walstatt zu Tode kam. Andererseits: Die Teutonen profitierten von der himmlischen Möglichkeit, Tag für Tag blutige Schlachten zu veranstalten. Wer im Kampf fällt, erhebt sich am Abend von den Toten zum Leben, um am nächtlichen Trinkgelage teilzunehmen und am andern Tag erneut in den Krieg zu ziehen – diese Auferstehung von Gefallenen, war das nicht die erste Playstation der Mythologie, in einem Paradies, das von Waffenklang und Kriegsgebrüll zur Männerlust ertönt.
[33] Oder soll ich mich eher an Oxumare halten, den afrikanischen Gott, den die Portugiesen als Sklave nach Brasilien verschleppt hatten, nach wie vor zuständig für Süßwasser, Herr über Brunnen, Bäche, Quellen und damit auch für den Regenbogen. Zufällig war ich einmal dabei, wie ihm die Oberpriesterin Mango hinstellte, zusammen mit der Frucht auch Mönchsbohnen und Eier und Öl, seine Lieblingsspeisen. Dies, nachdem in den Flaschenhälsen die Kerzen angezündet waren, die Trommeln einsetzten und der Gott die Tänzerin in Trance zu reiten begann. Unter dem goldgelben Stoff von Oxumare verbarg sich eine Gottheit von Schlangennatur; daher die Verdächtigung, dass er ein Zwitter ist, ein Spieler, ein Transvestit, sich durchschlängelnd und in allen Farben des Regenbogens schillernd.
Ob eine solche Aufmerksamkeit nicht zu Streitigkeiten mit Noah führt, der den Regenbogen beansprucht als notarielle Beglaubigung vom Bündnis zwischen Gott und Menschen? Eines Tages sollte ich einen Noah erfinden, dem kein Gott rät, eine Arche zu bauen, sondern der dies tut, weil er überzeugt ist, dass es für die Gesellschaft, in der er lebt, nur eine Lösung gibt: die Sintflut. Regnen lassen. Er selbst will davonkommen, zur Rettung baut er eine Arche, am Ende aber erkennt er, dass auch ein anderer an seiner Stelle während der Flut die Tiere durchfüttern könnte.
Gehört der Regenbogen nicht jedem, der am Himmel einen solchen ausmacht? Gehört er damit nicht auch mir, wenn ich über das Wunder staune, das mir ein Magier von einem Wissenschaftler erklärte: Da dringt das Sonnenlicht in den Regentropfen ein und bricht; an der Innenwand des Tropfens wird ein Teil des Lichtes reflektiert; unter [34] nochmaliger Brechung tritt das Licht aus dem Tropfen, und das weiße Licht wird in seine Farbkomponenten zerlegt.
Ob auch ein Mensch erst Farbe bekennt, wenn er mehrfach gebrochen wird?
Doch dann sah ich die Regenbogenfarben nicht an einem Himmel, an dem sie erlöschen, sondern auf einer Flagge. Die wehte von Balkonen, Straßenlaternen, Brückengeländern, Haltestellen, wurde als Kopftuch und Umhang getragen – es war die Fahne der Homosexuellen, welche mit ihr ein öffentliches Bekenntnis ablegten, stolz der Tag, stolz die Woche, stolz die Parade. Die Farbpalette stand dafür, dass unterschiedlichste Menschen sich zusammenfinden: die Roten, die Orangen, die Gelben, die Blauen, die Grünen und auch diejenigen, die lila sind.
[35] WEDER REGENBOGEN NOCH BOOT UND AUCH NICHT FÄHRE, sondern Brücke – eine Fußgängerbrücke zum Beispiel, eher eine Passerelle.
Über sie gelangten wir zum Platzspitz, einer Landzunge, hinter der sich Limmat und Sihl trafen. Ein Park, in dem das Landesmuseum lag, gleich hinter dem Hauptbahnhof. Mehr als dieses hatte uns das Wehr interessiert, die Staumauer der Limmat: »Verboten hinüberzuklettern.« Doch anderes rief. Das Pflichtfach lautete Heimatkunde. Heimat lernten wir im Museum kennen, in der Kopie einer mittelalterlichen Trotzburg. Uns Schülern wurde vorgeführt, was man anderswo im Land und früher anhatte und dass man dies Tracht nennt. Wir vernahmen von Berufen, die zur Heimat gehörten, wie Köhler oder Korber. Was aber bleichten die Bleicher, und was walkten die Walker? Was für ein Aufschrei, als wir das Bild von dem Jungen sahen, den sie wegen seines Glaubens in einen Kessel siedenden Öls gesteckt hatten. Oder die Märtyrer, die von einem Felsen gestürzt und auf kahle Bäume aufgespießt wurden. Das war was anderes als das Kästchen, aus dem eine hölzerne Maus hochsprang. Am aufregendsten waren die Waffensäle. Armbrust neben Armbrust und die dazugehörenden Winden und Pfeile. Das kannten wir von unserem Nationalhelden: Mit einer Armbrust hatte er seinem Sohn einen Apfel vom [36]