cover

John Irving

In einer Person

Roman

Aus dem Amerikanischen

von Hans M. Herzog

und Astrid Arz

 

 

 

 

 

 

 

 

Titel der 2012 bei Simon & Schuster, New York,

erschienenen Originalausgabe: ›In One Person‹

Copyright © 2012 by Garp Enterprises, Ltd.

Die deutsche Erstausgabe erschien 2012 im Diogenes Verlag

Genauer Quellennachweis am Schluss des Bandes

Covermotiv: Illustration von Edward Gorey (Ausschnitt)

Mit freundlicher Genehmigung des

Edward Gorey Charitable Trust, New York

 

 

Für Sheila Heffernon und David Rowland

und zur Erinnerung an Tony Richardson

 

 

Alle deutschen Rechte vorbehalten

Copyright © 2016

Diogenes Verlag AG Zürich

www.diogenes.ch

ISBN Buchausgabe 978 3 257 24270 6

ISBN E-Book 978 3 257 60190 9

 

[7] Thus I play in one person many,
And none contented: […]

So spiele ich in einer Person viele Menschen,
und keiner ist zufrieden.

William Shakespeare, ›König Richard der Zweite‹

[11] 1

Eine Rollenbesetzung mit Hindernissen

Ich möchte damit anfangen, von Miss Frost zu erzählen. Auch wenn ich immer sage, ich sei Schriftsteller geworden, weil ich im prägenden Alter von fünfzehn einen bestimmten Dickens-Roman las, war ich in Wahrheit jünger, denn als ich das erste Mal Miss Frost begegnete und mir vorstellte, Sex mit ihr zu haben, bedeutete dieser Augenblick meines sexuellen Erwachens zugleich die Sturzgeburt meiner Phantasie. Was wir begehren, prägt uns. Ein flüchtiger Moment verstohlenen Begehrens, und ich wollte Schriftsteller werden und Sex mit Miss Frost haben – nicht unbedingt in dieser Reihenfolge.

Ich lernte Miss Frost in einer Bibliothek kennen. Ich mag Bibliotheken, obwohl ich Mühe mit der Aussprache des Wortes habe – im Plural wie im Singular. Offenbar fällt mir die Aussprache bestimmter Wörter äußerst schwer; überwiegend Hauptwörter: Menschen, Orte und Dinge, die mich entsetzlich aufgeregt, in schwere Konflikte oder abgrundtiefe Panik gestürzt haben. Na ja, jedenfalls sind die diversen Stimmbildner, Logopäden und Psychiater, die mich – leider vergeblich – behandelt haben, zu dieser Ansicht gelangt. In der Grundschule blieb ich einmal sitzen: wegen »schwerer Sprachstörungen«, was maßlos übertrieben war. Mittlerweile bin ich Ende sechzig, fast siebzig, [12] und die Ursache meiner Sprachfehler ist mir inzwischen egal. (Kurz und knapp: Scheiß auf die Kausalität.)

Das Wort Kausalität versuche ich gar nicht erst auszusprechen, wohingegen ich mir durchaus eine halbwegs verständliche falsche Aussprache von Bibliothek oder Bibliotheken abringen kann, bei der das vertrackte Wort am Ende wie eine exotische Frucht herauskommt. (»Bibbelothek«, oder »Bibbelotheken«, sage ich – kindisch.)

Umso komischer, dass meine erste Bibliothek nicht der Rede wert war. Es war die Gemeindebücherei des Örtchens First Sister in Vermont, ein gedrungener roter Klinkerbau an der Straße, in der auch meine Großeltern wohnten. Ich lebte bei ihnen in der River Street, bis ich fünfzehn war und meine Mutter wieder heiratete. Meinen Stiefvater hatte sie bei einer Theateraufführung kennengelernt.

Die örtliche Laienschauspieltruppe nannte sich die First Sister Players; so weit ich zurückdenken kann, habe ich alle Aufführungen im kleinen Theater unseres Städtchens gesehen. Meine Mutter war die Souffleuse: Wenn jemand seinen Text vergaß, sagte sie ihm vor. (Da es eine Laitentruppe war, wurde eine Menge Text vergessen.) Lange glaubte ich, die Souffleuse sei auch Schauspielerin – eine, die geheimnisvollerweise nicht mit auf der Bühne stand und nicht kostümiert, aber für den reibungslosen Ablauf unentbehrlich war.

Als meine Mutter ihn kennenlernte, war mein Stiefvater ganz neu bei den First Sister Players. Er war gerade erst zugezogen, um in der Favorite River Academy zu unterrichten – der fast schon renommierten Privatschule, damals nur für Jungen. Schon als Kind, spätestens aber mit zehn oder elf, muss ich gewusst haben, dass ich irgendwann, [13] wenn ich »groß genug« wäre, auf diese Schule gehen würde. Die Bibliothek der Academy war moderner und besser beleuchtet, aber die Gemeindebibliothek von First Sister war meine erste Bibliothek, und die dortige Bibliothekarin meine erste Bibliothekarin. (Übrigens hatte ich mit der Aussprache von »Bibliothekarin« noch nie Mühe.)

Natürlich war Miss Frost ein unvergesslicheres Erlebnis als die Bibliothek. Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich ihren Vornamen erst lange nach unserer ersten Begegnung erfuhr. Jeder nannte sie Miss Frost, und ich hatte den Eindruck, dass sie so alt wie meine Mutter oder etwas jünger war, als ich endlich meinen ersten Bibliotheksausweis aus ihren Händen empfing. Meine Tante, eine ausgesprochen herrische Person, hatte mir gesagt, Miss Frost habe »früher mal sehr gut ausgesehen«, aber ich konnte mir einfach nicht vorstellen, dass Miss Frost jemals besser ausgesehen hatte als zu dem Zeitpunkt unserer ersten Begegnung – obwohl sich bei mir auch als Kind schon das meiste nur in der Phantasie abspielte. Meine Tante behauptete, sämtliche heiratsfähigen Männer am Ort hätten sich früher beim Anblick von Miss Frost überschlagen. Wenn einer von ihnen den Mumm aufbrachte, sie anzusprechen – Miss Frost womöglich sogar seinen Namen zu nennen –, habe die damals schöne Bibliothekarin ihn nur kühl gemustert und mit eisiger Stimme gesagt: »Ich heiße Miss Frost, bin unverheiratet und werde es auch bleiben.«

Daher war Miss Frost immer noch ledig, als ich sie kennenlernte; die heiratsfähigen Männer in First Sister hatten – für mich unbegreiflich – längst aufgehört, sie anzusprechen.

[14] Der entscheidende Roman von Charles Dickens – der mich dazu brachte, Schriftsteller werden zu wollen – war Große Erwartungen. Ich muss damals fünfzehn gewesen sein – sowohl bei der ersten als auch bei der zweiten Lektüre. Ich weiß, dass es vor meinem Wechsel an die weiterführende Schule war, weil ich mir das Buch aus der Stadtbücherei von First Sister holte – zweimal. Nie werde ich den Tag vergessen, an dem ich dieses Buch erneut ausleihen wollte; nie zuvor hatte ich den Wunsch verspürt, einen ganzen Roman noch mal zu lesen.

Miss Frost sah mich mit durchdringendem Blick an. Damals reichte ich ihr nur knapp bis an die Schultern. »Miss Frost war früher mal, was man ›gutgebaut‹ nennt«, hatte meine Tante mir gesagt, als gehörten selbst Miss Frosts Statur und Figur der Vergangenheit an. (Für mich war sie ein Leben lang gut gebaut.)

Miss Frost war eine Frau mit aufrechter Haltung und breiten Schultern, mein Hauptaugenmerk allerdings galt ihren kleinen, aber wohlgeformten Brüsten. In scheinbarem Widerspruch zu ihrer mannhaften Größe und unübersehbaren körperlichen Stärke hatten Miss Frosts Brüste etwas überraschend Frisches, unwahrscheinlich Knospendes, Jungmädchenhaftes. Mir war schleierhaft, wie eine ältere Frau so aussehen konnte, doch ihre Brüste mussten die Phantasie jedes Knaben anregen, der ihr begegnete; jedenfalls bildete ich mir das ein, als ich sie – wann war das noch gleich? – 1955 kennenlernte. Damit nicht genug; man muss wissen, dass Miss Frost nie aufreizend gekleidet war, jedenfalls nicht in der vorschriftsmäßigen Stille der gottverlassenen Stadtbücherei von First Sister; ob morgens oder abends, [15] ganz egal, zu welcher Tageszeit, Besucher gab es praktisch nie.

Meine herrische Tante hatte ich (zu meiner Mutter) sagen hören: »Miss Frost ist weit über das Alter hinaus, in dem Teenager-BHs ausreichen.« Mit dreizehn hatte ich das so verstanden, dass Miss Frosts Brüste – in der kritischen Sicht meiner Tante – überhaupt nicht zu ihren BHs passten, oder umgekehrt. Das fand ich gar nicht! Und während ich mir noch den Kopf darüber zerbrach, warum meine Tante und ich, wenn auch auf unterschiedliche Weise, auf Miss Frosts Brüste fixiert waren, bedachte mich die imposante Bibliothekarin mit dem bewussten durchdringenden Blick.

Mit dreizehn hatte ich sie kennengelernt; in diesem einschüchternden Moment war ich fünfzehn, aber was die Intensität von Miss Frosts langem bohrenden Blick anging, hatte ich das Gefühl, als schaue sie so schon mindestens zwei Jahre. Schließlich beschied sie meinen Wunsch, die Großen Erwartungen noch mal zu lesen, mit: »Den Roman hast du schon gelesen, William.«

»Ja, ich fand ihn toll«, beteuerte ich – nur um nicht damit herauszuplatzen, wie toll ich sie fand. Sie war äußerst förmlich – der erste Mensch, der mich ausnahmslos mit William anredete. In der Familie und unter Freunden war ich nur Bill oder Billy.

Ich wollte Miss Frost mit nichts als ihrem BH am Leib sehen, der (nach Ansicht meiner sittenstrengen Tante) nicht genügend Halt bot. Doch anstatt mit solch einer Taktlosigkeit herauszuplatzen, sagte ich: »Ich will Große Erwartungen noch mal lesen.« (Kein Wort über meine Vorahnung, Miss Frost habe einen mindestens ebenso verhängnisvollen [16] Eindruck auf mich gemacht wie Estella im Roman auf den armen Pip.)

»Jetzt schon?«, fragte Miss Frost. »Du hast den Roman doch erst vor einem Monat gelesen!«

»Ich kann’s kaum erwarten, ihn noch mal zu lesen«, sagte ich.

»Charles Dickens hat viele Bücher geschrieben«, erklärte mir Miss Frost. »Du solltest es mal mit einem anderen versuchen, William.«

»Oh, das kommt noch«, versicherte ich ihr, »aber erst will ich das hier noch mal lesen.«

Miss Frosts zweites »William« hatte bei mir eine spontane Erektion ausgelöst – auch wenn ich mit fünfzehn einen kleinen Penis und einen lachhaft enttäuschenden Ständer hatte. (Dazu nur so viel: Es bestand keinerlei Gefahr, dass Miss Frost meine Erektion bemerkte.)

Meine besserwisserische Tante hatte meiner Mutter gesagt, ich sei ein Spätentwickler. Selbstredend hatte sie »Spätentwickler« in einem anderen (oder allgemeineren) Sinne gemeint; soweit ich wusste, hatte sie meinen Penis seit meiner frühen Kindheit nicht mehr gesehen – wenn überhaupt. Zum Wort Penis fällt mir bestimmt noch viel mehr ein. Hier muss genügen, dass mir die Aussprache von »Penis« größte Mühe bereitet; in meiner verquasten Diktion hört sich das »s« gelispelt an, wie »Penith« – wenn ich es überhaupt herausbringe –, genau wie ein englisches »th«. (Den Plural umschiffe ich weiträumig.)

Jedenfalls ahnte Miss Frost nichts von meinen sexuellen Nöten, als ich Große Erwartungen erneut auszuleihen versuchte. Stattdessen vermittelte sie mir den Eindruck, bei [17] der stattlichen Anzahl von Büchern in der Bibliothek wäre es eine unmoralische Zeitverschwendung, auch nur eines davon noch mal zu lesen.

»Was ist so Besonderes an Große Erwartungen?«, fragte sie mich.

Sie war der erste Mensch, dem ich erzählte, dass ich »wegen« Große Erwartungen Schriftsteller werden wollte, während es in Wahrheit ihretwegen war.

»Schriftsteller willst du also werden!«, rief Miss Frost, was nicht sonderlich begeistert klang. (Jahre später sollte ich mich fragen, ob Miss Frost das Wort Homophiler wohl ebenso ungnädig quittiert hätte, wenn ich es ihr als meinen Berufswunsch genannt hätte.)

»Ja, Schriftsteller – glaub ich jedenfalls«, erwiderte ich.

»Du kannst unmöglich wissen, dass du mal Schriftsteller wirst!«, erklärte Miss Frost. »Diesen Beruf kann man sich nicht aussuchen.«

Wie recht sie damit doch hatte, auch wenn ich das damals noch nicht ahnen konnte. Ich legte mich nicht nur deshalb so ins Zeug, damit sie mich Große Erwartungen noch mal lesen ließ, sondern auch (während mir besonders gefiel, dass Miss Frost nach Luft schnappte), weil sie immer ungehaltener mit mir wurde – wobei ihre überraschend jungmädchenhaften Brüste auf und ab hüpften.

Jetzt, mit fünfzehn, stand es noch ganz genauso um mich wie zwei Jahre zuvor: Ich war bis über beide Ohren in sie verknallt. Was nicht ganz stimmt: Denn mittlerweile war ich noch viel mehr von ihr eingenommen als mit dreizehn, als ich nur davon phantasiert hatte, mit ihr Sex zu haben und Schriftsteller zu werden, während meine erotischen [18] Phantasien jetzt ausgeklügelter, detaillierter und konkreter waren und ich schon ein paar Sätze verfasst hatte, auf die ich stolz war.

Natürlich war weder Sex mit Miss Frost noch der Schriftstellerberuf sehr wahrscheinlich – aber gab es nicht vielleicht doch irgendwo eine klitzekleine Chance? Seltsamerweise war ich hochmütig genug, das anzunehmen. Wo ich diese Anmaßung, diese Selbstüberschätzung wohl hernahm – tja, da konnte ich nur auf Vererbung tippen.

Und zwar nicht von meiner Mutter; ihre Rolle als Souffleuse hinter den Kulissen hatte für mich so gar nichts Anmaßendes. Schließlich verbrachte ich die meisten Abende mit ihr in dieser Heimstatt unterschiedlich (bis gar nicht) talentierter Mitglieder unseres städtischen Laienensembles. Die kleine Bühne war kein allzu stolzes, vor Selbstvertrauen strotzendes Unternehmen – daher die Souffleuse.

Falls mein Hochmut vererbt war, hatte ich ihn mit Sicherheit von meinem leiblichen Vater. Es hieß, ich sei ihm nie begegnet; alles, was ich von ihm kannte, war sein Ruf, und der klang nicht berauschend.

»Der Codeknacker« – wie mein Großvater ihn nannte – oder, selten, »der Sergeant«. Meine Mutter war wegen des Sergeants vom College abgegangen, sagte meine Großmutter. (»Sergeant«, stets abschätzig betont, gab sie den Vorzug vor »Codeknacker«.) Ob William Francis Dean direkt oder indirekt daran schuld war, dass meine Mutter ihr Studium abgebrochen hatte, wusste ich nicht. Stattdessen hatte sie eine Sekretärinnenschule besucht, aber erst, nachdem er sie mit mir geschwängert hatte. In der Folge hatte meine Mutter auch diese Ausbildung abgebrochen.

[19] Sie erzählte mir, dass sie meinen Dad im April 1943 in Atlantic City, New Jersey, geheiratet hatte – ein bisschen spät für eine Mussheirat, weil ich in First Sister, Vermont, bereits im März 1942 zur Welt gekommen war. Ich war also ein Jahr alt, als sie ihn heiratete, und zur »Trauung« (eine rein standesamtliche Angelegenheit) war es vor allem auf Veranlassung meiner Großmutter gekommen – jedenfalls laut meiner Tante Muriel. Wie man mir zu verstehen gab, war William Francis Dean eher unfreiwillig in den Stand der Ehe getreten.

»Noch vor deinem zweiten Geburtstag waren wir geschieden«, hatte meine Mutter mir anvertraut. Weil ich die Heiratsurkunde gesehen hatte, erinnerte ich mich an den in meinen Augen exotischen, da weit von Vermont entfernten Ort Atlantic City; mein Vater war dort in der Grundausbildung gewesen. Die Scheidungspapiere zeigte mir niemand.

»Der Sergeant zeigte kein Interesse an Ehe und Kindern«, hatte meine Großmutter mir, sehr von oben herab, erklärt; schon damals war mir klar, dass meine Tante ihre Überheblichkeit von meiner Großmutter hatte.

Jedenfalls legitimierte mich aufgrund der Ereignisse in Atlantic City (auf wessen Veranlassung auch immer) diese Heiratsurkunde, wenn auch nachträglich. Ich wurde William Francis Dean jr. getauft, bekam also meines Vaters Namen, wenn schon nicht ihn persönlich. Und etwas von seinen Codeknackergenen muss ich auch geerbt haben – das »Draufgängertum« des Sergeants, wie meine Mutter es nannte.

»Wie war er denn?«, hatte ich sie mindestens hundertmal gefragt. Darauf hatte sie immer so nette Antworten parat.

[20] »Oh, er war ein sehr gutaussehender Mann – genau wie du später mal sein wirst«, versicherte sie mir dann lächelnd. »Und ein Mordsdraufgänger.« Als ich noch ein kleiner Junge war, ging meine Mutter sehr liebevoll mit mir um.

Ich weiß nicht, ob alle Knaben in der frühen Pubertät sich so wenig um Chronologie scheren wie ich damals, aber ich kam nie auf den Gedanken, die genaue zeitliche Abfolge zu untersuchen. Mein Vater muss meine Mutter im späten Mai oder frühen Juni 1941 geschwängert haben – gegen Ende seines ersten Studienjahres in Harvard. Trotzdem nannte ihn nie jemand – nicht einmal Tante Muriel mit ihren sarkastischen Bemerkungen – den Harvard-Knaben. Er wurde immer nur der Codeknacker (oder der Sergeant) genannt, obwohl meine Mutter auf seinen Bezug zu Harvard durchaus stolz war.

»Stell dir vor, mit fünfzehn in Harvard anzufangen!«, hatte ich sie mehr als einmal sagen hören.

Aber wenn mein Mordsdraufgänger-Vater in seinem ersten Harvard-Semester (im September 1940) fünfzehn gewesen war, musste er jünger als meine Mutter sein, die im April Geburtstag hatte. Im April 1940 war sie schon zwanzig gewesen; einen Monat nach meiner Geburt im März 1942 wurde sie zweiundzwanzig.

Hatten sie etwa nicht geheiratet, als ihre Schwangerschaft feststand, weil mein Vater noch keine achtzehn war? Das wurde er erst im Oktober 1942.

Wie meine Mutter mir sagte: »Dank einer glücklichen Fügung wurde das Einberufungsalter so weit herabgesetzt.« (Erst später fiel mir auf, dass der Ausdruck glückliche [21] Fügung aus dem üblichen Wortschatz meiner Mutter herausfiel; vielleicht sprach da der Harvard-Knabe aus ihr.)

»Dein Vater dachte, es wäre seiner militärischen Karriere förderlich, wenn er sich freiwillig meldete, und im Januar 1943 war es so weit«, erfuhr ich von meiner Mutter. (Die »militärische Karriere« klang auch nicht nach ihrem Wortschatz, sondern eindeutig nach dem des Harvard-Knaben.)

Mein Vater fuhr im März 1943 mit dem Bus nach Fort Devens, Massachusetts, wo er seine Grundausbildung begann. Damals war die Air Force als neue Einheit noch den Bodentruppen zugeteilt; ihm wurde das Spezialgebiet Verschlüsselungstechnik zugewiesen. Für ihre Grundausbildung hatte die Air Force ganz Atlantic City samt der umliegenden Dünen mit Beschlag belegt. Mein Vater und seine Mitrekruten bezogen Quartier in den Luxushotels und verwüsteten sie. Mit den Worten meines Großvaters: »In den Hotelbars wurde nie der Personalausweis verlangt. An den Wochenenden strömten die jungen Frauen – vor allem Regierungsangestellte aus Washington, D.C. – in die Stadt. Das war ein munteres Treiben, kannst du mir glauben – bis dahin, dass in den Dünen allerlei Waffen abgefeuert wurden.«

Meine Mutter sagte, sie habe meinen Vater »ein- oder zweimal« in Atlantic City besucht. (Als sie noch nicht verheiratet waren und ich ein Jahr alt war?)

Zu jener »Hochzeit« im April 1943 muss meine Mutter mit meinem Großvater angereist sein; und zwar kurz bevor mein Vater zur Kryptographenausbildung der Air Force in Pawling, New York, geschickt wurde – wo er den Umgang [22] mit Codebüchern und Spruchschlüsseln lernte. Von dort kam mein Vater im Spätsommer 1943 nach Chanute Field in Rantoul, Illinois. »In Illinois hat er das Dechiffrieren von der Pike auf gelernt«, sagte meine Mutter. (»Von der Pike auf« gehörte ebenfalls nicht zum mütterlichen Grundwortschatz.)

»In Chanute Field hat dein Vater die elementare militärische Chiffriermaschine kennengelernt – im Grunde genommen ein Fernschreiber, mit einem Satz elektrischer Verschlüsselungswalzen dran«, erzählte mir mein Großvater. Ebenso gut hätte er Lateinisch reden können; höchstwahrscheinlich hätte nicht einmal mein abwesender Vater mir die Funktionsweise einer Chiffriermaschine verständlich machen können.

Mein Großvater verwendete »Codeknacker« und »Sergeant« nie abschätzig, und er berichtete mir begeistert von den Kriegserlebnissen meines Vaters. Als Laienschauspieler in den First Sister Players muss er sich das gute Gedächtnis antrainiert haben, das man braucht, um sich so spezielle und diffizile Fakten zu merken. Grandpa konnte mir haarklein schildern, was meinem Dad alles zugestoßen war – wobei die Kriegserlebnisse eines Kryptographen, das Ver- und Entschlüsseln von Geheimbotschaften, durchaus ihren Reiz für mich hatten.

Die U.S. 15th Air Force kam in Italien zum Einsatz, ihr Hauptquartier war in Bari. Das 760. Bombengeschwader, zu dem mein Vater gehörte, war im Armee-Flugstützpunkt von Spinazzola stationiert – auf dem Land, südlich von Bari.

Im Anschluss an die Landung der Alliierten in Italien [23] bombardierte die 15th Air Force Süddeutschland, Österreich und den Balkan. Von November 1943 bis September 1945 verloren die USA in diesen Gefechten über tausend schwere B-24-Bomber. Aber Kryptographen flogen nicht. Mein Vater wird kaum je aus dem Coderaum auf dem Stützpunkt in Spinazzola herausgekommen sein; die verbleibenden zwei Kriegsjahre beschäftigte er sich mit seinen Codebüchern und dem geheimnisvollen Chiffrierapparat.

Während die Bomber Angriffe auf Nazifabriken in Österreich und Erdölfelder in Rumänien flogen, kam mein Vater nie über Bari hinaus – hauptsächlich, um dort seine Zigaretten auf dem Schwarzmarkt zu verkaufen. (Sergeant William Francis Dean war Nichtraucher, hatte meine Mutter mir versichert; vom Verkauf seiner Zigaretten in Bari konnte er sich ein Auto leisten, als er nach Boston zurückkam – ein Chevrolet Coupé, Baujahr 1940.)

Die Demobilisierung meines Vaters ging relativ reibungslos vonstatten. Das Frühjahr 1945 verbrachte er in Neapel, das er als »bezaubernd, lebensfroh und bierselig« schilderte. (Wem schilderte er es? Wenn er sich von meiner Mutter scheiden ließ, bevor ich zwei war – wie hatte er das angestellt? –, warum schrieb er ihr dann noch, als ich schon drei war?)

Vielleicht schrieb er stattdessen meinem Großvater; Grandpa hatte mir erzählt, dass mein Vater in Neapel an Bord eines Transportschiffs der Navy gegangen war. Nach kurzem Aufenthalt in Trinidad wurde er mit einer C-47 zu einem Stützpunkt in Natal, Brasilien, geflogen, wo der Kaffee »sehr gut« war. Aus Brasilien flog ihn eine weitere – diesmal als »klapprig« bezeichnete – C-47 nach Miami. Ein [24] Truppenzug Richtung Norden verteilte die heimkehrenden Soldaten auf ihre Garnisonen, von wo sie entlassen werden sollten; und so kam es, dass mein Vater sich in Fort Devens, Massachusetts, wiederfand.

Als er im Oktober 1945 entlassen wurde, konnte er sein Studium nicht sofort wiederaufnehmen; also erstand er mit seinem Schwarzmarktgeld den Chevy und nahm einen Aushilfsjob in der Spielzeugabteilung von Jordan Mash an, dem größten Kaufhaus in Boston. Im Herbst 1946 kehrte er nach Harvard zurück, mit Romanistik im Hauptfach; wie Grandpa mir erklärte, waren das die Sprachen und Literaturen von Frankreich, Spanien, Italien und Portugal. (»Na, halt zwei oder drei davon«, sagte Grandpa.)

»Dein Vater war ein Ass in Fremdsprachen«, sagte mir meine Mutter – daher vielleicht auch ein Ass in Kryptographie? Aber was interessierte meine Mutter oder meinen Großvater das Hauptfach meines durchgebrannten Vaters in Harvard? Wieso kannten sie diese Details überhaupt? Warum hatte man sie ihnen mitgeteilt?

Lange Jahre bekam ich von meinem Vater nur ein einziges Foto zu sehen. Darauf sieht er sehr jung und sehr dünn aus; es stammt aus dem späten Frühjahr oder Frühsommer 1945. Man sieht ihn eisschleckend auf dem Navy-Transportschiff, irgendwo zwischen der Küste Süditaliens und der Karibik, bevor sie in Trinidad anlegten.

Vermutlich beschäftigte vor allem der schwarze Panther auf der Fliegerjacke meines Vaters meine kindliche Phantasie; dieser finster dreinblickende Panther war das Symbol der 460. Bomberstaffel. (Obwohl Kryptographen nicht flogen, wurden auch an sie Fliegerjacken ausgegeben.)

[25] Ich war von der übermächtigen fixen Idee besessen, etwas von dem Kriegshelden stecke in mir, auch wenn sich die Kriegsabenteuer meines Vaters genau genommen nicht sonderlich heldenhaft anhörten – nicht einmal für meine kindlichen Ohren. Aber mein Großvater war echter Zweiter-Weltkrieg-Fan – Sie wissen schon, so einer, der jede noch so winzige Kleinigkeit faszinierend findet –, weshalb ich ständig von ihm zu hören bekam: »Ich sehe den künftigen Helden in dir!«

Meine Großmutter hatte praktisch nichts Positives über William Francis Dean zu sagen, und meine Mutter beschrieb ihn immer nur als »sehr gutaussehend« oder »Mordsdraufgänger«, und mehr kam da nicht.

Nein, das stimmt nicht ganz. Als ich sie fragte, warum sie und mein Vater auseinandergegangen seien, sagte sie mir, sie habe meinen Dad eine andere Person küssen sehen. »Ich hab gesehen, wie er eine andere Person geküsst hat«, war ihr einziger Kommentar, so unbeteiligt, als souffliere sie einem Schauspieler, der die Formulierung andere Person vergessen hätte. Daraus konnte ich nur schließen, dass sie den Kuss beobachtet hatte, als sie schon mit mir schwanger war – möglicherweise sogar nach meiner Geburt –, und dass sie genug von der Mund-zu-Mund-Begegnung gesehen hatte, um zu wissen, dass es sich nicht um einen unschuldigen Kuss handelte.

»Es muss ein Zungenkuss gewesen sein, so mit der Zunge in den Hals rammen, weißt du«, vertraute mir meine ältere Cousine einmal an – ein ziemlich derbes Mädchen, Tochter meiner bereits mehrfach erwähnten herrischen Tante. Aber wen hatte mein Vater da geküsst? Zu gern hätte ich [26] gewusst, ob es eines jener Wochenendmädels war, die nach Atlantic City strömten, eine dieser Regierungsangestellten aus Washington, D.C. (warum sonst hatte mein Großvater die erwähnt?).

Mehr erfuhr ich damals nicht. Doch es reichte vollkommen aus, mir Selbstzweifel (bis hin zu Selbstverachtung) einzuflößen, weil ich dazu neigte, alle meine Fehler auf meinen leiblichen Vater zu schieben. Ihm gab ich die Schuld an jeder schlechten Gewohnheit, jeder gemeinen und hinterhältigen Tat; im Grunde genommen bildete ich mir ein, all meine Fehler und Schwächen wären ererbt. Jeder Charakterzug, der mir an mir missfiel, musste von Sergeant Dean herrühren.

Hatte meine Mutter nicht gesagt, ich würde später einmal gut aussehen? War das nicht auch ein Fluch? Und was das Mordsdraufgängertum betraf – na ja, hatte ich mich nicht (mit gerade mal dreizehn Jahren) erdreistet, Schriftsteller werden zu wollen? Hatte ich nicht schon Sexszenen mit Miss Frost zusammenphantasiert?

Glauben Sie mir, ich wollte nicht der Sprössling meines durchgebrannten Vaters sein, sein Genpaket-Abkömmling – und sämtliche jungen Frauen, die nicht bei drei auf den Bäumen waren, schwängern und sitzenlassen. Denn das war schließlich Sergeant Deans Modus Operandi, oder etwa nicht? Sein Name konnte mir auch gestohlen bleiben. William Francis Dean jr. zu sein, war mir verhasst – der beinahe uneheliche Sohn des Codeknackers! Wenn es je ein Kind gab, das sich einen Stiefvater wünschte, oder zumindest einen festen Freund an der Seite seiner Mutter, dann ich.

[27] Was mich zu dem zurückführt, womit ich mein erstes Kapitel ursprünglich beginnen wollte: Ich hätte auch damit anfangen können, von Richard Abbott zu erzählen. Mein zukünftiger Stiefvater brachte die Geschichte meines ganzen späteren Lebens ins Rollen: Hätte sich meine Mutter nicht in Richard verliebt, wäre ich Miss Frost womöglich nie begegnet.

Bevor Richard Abbott den First Sister Players beitrat, herrschte in der Laienschauspieltruppe unseres Städtchens, was meine dominante Tante einen »eklatanten Mangel an Männern vom Typ Hauptdarsteller« nannte. Weder gab es richtig furchteinflößende Schurken noch junge Liebhaber mit der Begabung, den jungen und älteren Damen im Publikum die Köpfe zu verdrehen. Richard war nicht nur groß, dunkelhaarig und gutaussehend – er war das fleischgewordene Klischee. Dünn war er außerdem. So dünn, dass er in meinen Augen eine bemerkenswerte Ähnlichkeit mit meinem Codeknacker-Vater aufwies, der auf meinem einzigen Foto von ihm für alle Zeiten dünn war – und auf ewig Eis schleckte, irgendwo zwischen Süditaliens Küste und der Karibik. (Natürlich fragte ich mich, ob meiner Mutter die Ähnlichkeit aufgefallen war.)

Bevor Richard Abbott den First Sister Players beitrat, waren die Männer in unserem Kleinstadt-Ensemble entweder verschämt linsende, unverständliche Nuschler mit gesenktem Blick oder die (ebenso berechenbaren) überkandidelten Rampensäue, die ihren Text hervorschmetterten und den empfindsamen Matronen im Stammpublikum schöne Augen machten.

[28] Eine bemerkenswert talentierte Ausnahme – denn als Schauspieler war er durchaus begabt, wenn auch in einer anderen Liga als Richard Abbott – stellte mein Großvater dar, der Zweite-Weltkrieg-Fan Harold Marshall, den alle (bis auf meine Großmutter) Harry nannten. Als größter Arbeitgeber von First Sister, Vermont, hatte er über mehr Angestellte zu gebieten als die Favorite River Academy, auch wenn die Privatschule in unserer Kleinstadt immerhin der zweitgrößte Arbeitgeber war.

Grandpa Harry gehörten das Sägewerk und das Holzlager von First Sister. Sein Geschäftspartner – ein schwermütiger Norweger, der gleich seinen ersten Auftritt haben wird – war der Forstwirt. Der Norweger beaufsichtigte das Fällen und den Abtransport der Bäume, während Harry Sägewerk und Holzlager unterstanden. Grandpa Harry unterschrieb zudem alle Schecks, und auf den grünen Lastern, die die Baumstämme und anderes Holz transportierten, stand in gelben Großbuchstaben der Name MARSHALL.

Bei dem hohen Ansehen meines Großvaters in unserem Städtchen war es vielleicht verwunderlich, dass die First Sister Players immer nur Frauenrollen mit ihm besetzten. Mein Großvater war ein grandioser Frauendarsteller; auf der kleinen Bühne unseres Städtchens verkörperte Harry Marshall viele (manche würden sagen: die meisten) weibliche Hauptrollen. Und tatsächlich kann ich mich an ihn besser als Frau denn als Mann erinnern. In seinen weiblichen Bühnenrollen war er präsenter und lebhafter, als ich ihn je im wirklichen Leben in seiner monotonen Rolle als Sägewerksdirektor und Holzhändler erlebt habe.

Leider führte der Umstand, dass die einzige Rivalin für [29] die anspruchsvollsten und dankbarsten Frauenrollen seine ältere Tochter Muriel war – die verheiratete Schwester meiner Mutter, meine mehrfach erwähnte Tante –, zu gewissen familiären Reibereien.

Tante Muriel war zwar nur zwei Jahre älter als meine Mutter, hatte aber trotzdem alles getan, bevor meine Mutter auch nur daran dachte, es zu tun, und zwar ordentlich und (in Muriels Sicht) einfach perfekt. Angeblich hatte sie am Wellesley College »Weltliteratur studiert«, und sie hatte meinen wundervollen Onkel Bob geheiratet – in ihren Worten ihren »ersten und einzigen Verehrer«. Jedenfalls fand ich Onkel Bob wundervoll; zu mir war er immer wundervoll. Später erst erfuhr ich, dass Bob Trinker war, eine Bürde und eine Schande für Tante Muriel. Meine Großmutter, von der Muriel ihre Herrschsucht hatte, pflegte häufig zu bemerken, Bobs Benehmen sei »unter Muriels Würde« – was auch immer sie damit meinen mochte.

Bei all ihrer Hochnäsigkeit war die Sprache meiner Großmutter mit sprichwörtlichen Redewendungen und hohlen Phrasen gespickt, und Tante Muriel schien trotz ihrer so hochgeschätzten Bildung die Banalität der Nullachtfünfzehn-Sprache ihrer Großmutter geerbt (oder zumindest übernommen) zu haben.

Muriels Liebe zum und Bedürfnis nach dem Theater war wohl von ihrem Wunsch beseelt, ihrer erhaben klingenden Stimme etwas Originelles zu sagen zu geben. Muriel war attraktiv – eine schlanke Brünette mit dem üppigen Busen und der klangvollen Stimme einer Opernsängerin –, hatte aber ein Spatzenhirn. Genau wie meine Großmutter brachte Muriel es fertig, ebenso arrogant wie kritisch zu sein, ohne [30] irgendetwas Nachvollziehbares oder Interessantes von sich zu geben; in dieser Hinsicht erlebte ich meine Großmutter wie auch meine Tante als aufgeblasene Langweilerinnen.

In Tante Muriels Fall verschaffte ihr ihre tadellose Artikulation eine hervorragende Bühnenwirkung; sie war ein erstklassiger Papagei, wenn auch ein roboterhafter und humorloser, und immer nur so sympathisch oder unsympathisch wie die Rollen, die sie spielte. Muriels Sprache klang pathetisch, doch fehlte es ihr an eigenem »Charakter«; sie war einfach nur eine chronische Nörglerin.

Meine Großmutter entstammte einem unbeugsamen Zeitalter und war konservativ erzogen; beides nährte in ihr den Glauben, das Theater sei zutiefst amoralisch, wenn nicht gar unmoralisch, und Frauen gehörten nicht auf die Bühne. Victoria Winthrop (wie sie mit Mädchennamen hieß) glaubte, alle Frauenrollen in jedem Schauspiel sollten von Knaben und Männern gespielt werden. Obwohl sie zugab, dass ihr (und diversen anderen Frauen) die zahlreichen Bühnenerfolge meines Großvaters peinlich waren, glaubte sie dennoch, so und nicht anders müsse ein Theaterstück auf die Bühne gebracht werden: ausschließlich von männlichen Schauspielern.

Meiner Großmutter (ich nannte sie Nana Victoria) war es lästig, wenn Muriel (tagelang) untröstlich war, weil sie wieder mal eine Traumrolle an Grandpa Harry verloren hatte. Grandpa Harry hingegen erwies sich immer als guter Verlierer, wenn seine Tochter die begehrte Rolle ergatterte. »Bestimmt haben sie ein attraktives junges Mädchen gebraucht, Muriel – auf dem Gebiet bist du mir einfach um Längen voraus, das muss dir der Neid lassen.«

[31] Ganz so sicher bin ich mir da nicht. Mein Großvater war feingliedrig, mit hübschen Gesichtszügen; er war leichtfüßig und konnte mühelos mädchenhaft lachen und herzerweichend weinen. Als intrigante oder auch als zu Unrecht geschmähte Frau konnte er überzeugen, und mit den Bühnenküssen, die er den diversen männlichen Fehlbesetzungen gab, konnte er überzeugender sein, als meiner Tante Muriel das je gelang. Muriel graulte sich vor Bühnenküssen, obwohl Onkel Bob keinen Einspruch erhob. Bob fand offenbar Gefallen daran, seine Frau und seinen Schwiegervater Bühnenküsse austeilen zu sehen – und das war auch gut so, denn sie hatten die Hauptrollen in fast allen Inszenierungen.

Jetzt, im Alter, weiß ich Onkel Bob mehr zu schätzen, der an vielen Menschen und Dingen »offenbar Gefallen« fand und der mir sein unausgesprochenes, aber tiefempfundenes Mitgefühl zuteilwerden ließ. Ich glaube, Bob wusste sehr gut, was die Winthrops in die Familie gebracht hatten; die Winthrop-Frauen behandelten uns andere gewohnheitsmäßig (oder waren es die Gene) von oben herab. Bob bemitleidete mich, weil er wusste, dass Nana Victoria und Tante Muriel (ja selbst meine Mutter) bei mir misstrauisch nach verräterischen Anzeichen suchten, dass ich (wie alle, selbst ich, befürchteten) der Sohn meines Hallodri-Vaters war. Sie krittelten wegen der Gene eines mir fremden Mannes an mir herum, und Onkel Bob (vielleicht, weil er trank und »unter Muriels Würde« war) wusste, wie es sich anfühlte, wenn die Winthrop-Seite der Familie an einem herumkrittelte.

Onkel Bob war für die Auswahl der Schüler an der [32] Favorite River Academy zuständig; da die Aufnahmebedingungen der Schule ohnehin lax waren, wurde mein Onkel zwar nicht persönlich für den einen oder anderen Schulversager verantwortlich gemacht. Doch wurde trotzdem an ihm herumgekrittelt; auf der Winthrop-Seite der Familie galt er als »zu tolerant« – ein weiterer Grund für mich, ihn wundervoll zu finden.

Obwohl ich mich erinnern kann, dass alle möglichen Leute mir von Bobs Trinkgewohnheiten erzählten, habe ich ihn nie betrunken gesehen – bis auf eine spektakuläre Ausnahme. Als Jugendlicher in First Sister hielt ich das Getue um Bobs Alkoholismus ohnehin für übertrieben; die Winthrop-Frauen waren für ihre Übertreibungen auf dem Gebiet moralischer Entrüstung bekannt. Selbstgerechtes Indigniertsein war ein Winthrop’scher Charakterzug.

Im Sommer 1961, als ich mit Tom verreist war, kamen wir irgendwie auf meinen Onkel Bob zu sprechen. (Ich weiß – von Tom war bislang noch nicht die Rede. Haben Sie Geduld mit mir; es fällt mir schwer, über Tom zu sprechen.) Für Tom und mich war dies der angeblich ach so wichtige Sommer zwischen Schulabschluss und erstem Collegesemester; unsere Familien hatten uns unsere üblichen Ferienjobs erlassen und uns die Reise spendiert. Vermutlich wurde von uns erwartet, dem zweifelhaften Ziel der »Selbstfindung« nicht mehr als einen einzigen Sommer zu opfern, aber Tom und mir kam das Geschenk dieses Sommers nicht gar so weltbewegend vor, wie von dieser Lebensphase allgemein erwartet wird.

Zum einen hatten wir kein Geld, und es war uns schon unheimlich, überhaupt nach Europa zu reisen; zum [33] anderen hatten wir uns bereits »gefunden«, und mit uns selbst klarzukommen (und gar mit anderen) war undenkbar. Manche Aspekte unserer selbst fanden der arme Tom und ich mindestens ebenso fremd (und unheimlich) wie das, was wir von Europa mitbekamen, so wenig es wegen unserer Beschränktheit auch war.

Ich kann mich nicht einmal mehr erinnern, warum wir auf Onkel Bob zu sprechen kamen; jedenfalls wusste Tom bereits, dass ich mit »Einer-geht-noch-Bob«, wie er ihn nannte, verwandt war.

»Wir sind nicht blutsverwandt«, versuchte ich zu erklären. (Nicht einmal Onkel Bobs permanenter Blutalkoholpegel konnte das Fehlen von Winthrop-Blut in seinen Adern kaschieren.)

»Ihr seid euch überhaupt nicht ähnlich!«, hatte Tom festgestellt. »Bob ist so was von nett und so unkompliziert.«

Stimmt schon, Tom und ich hatten uns in jenem Sommer eine Menge gestritten. Wir hatten eins der Queen-Sowieso-Schiffe von New York nach Southampton genommen (zum Studententarif), hatten den Ärmelkanal Richtung Ostende überquert, und die erste europäische Stadt, in der wir übernachteten, war das mittelalterliche Städtchen Brügge gewesen. (Brügge war sehr schön, aber mich faszinierte ein Mädchen, das in unserer Pension arbeitete, weit mehr als der Glockenturm auf der alten Markthalle.)

»Wahrscheinlich hattest du vor, sie zu fragen, ob sie eine Freundin für mich hat«, sagte Tom.

»Wir sind bloß überall in der Stadt spazieren gegangen – und haben ganz viel geredet«, erzählte ich ihm. »Wir haben uns kaum geküsst.«

[34] »Ach ja, wirklich?«, fragte Tom. Als er später bemerkte, Onkel Bob sei »so was von nett und so unkompliziert«, nahm ich daher an, er wolle damit sagen, ich sei nicht nett.

»Ich hab nur gemeint, dass du kompliziert bist, Bill«, erklärte mir Tom. »Du bist nicht so lässig wie Bob, der Mann von der Zulassungsstelle, oder?«

»Ich fass es nicht, dass du wegen dieses Mädchens in Brügge sauer auf mich bist«, erklärte ich ihm.

»Du hättest sehen sollen, wie du auf ihre Titten geglotzt hast – obwohl die nichts Besonderes waren. Du musst wissen, Bill, die Mädchen merken es, wenn du ihnen auf die Titten guckst«, erklärte mir Tom.

Aber das Mädchen in Brügge bedeutete mir nichts. Ihre kleinen Brüste hatten mich nur an das Auf- und Abhüpfen von Miss Frosts überraschend jungmädchenhaftem Busen erinnert, und über Miss Frost war ich noch nicht hinweg.

Ach ja, die Zeiten ändern sich, und sie ändern sich unsanft im rauhen Klima der Kleinstädte im nördlichen New England. Die erste Rollenbesetzung, deretwegen es Richard Abbott in unser Kleinstadttheater verschlug, änderte sogar die bis dato übliche Besetzung der Frauenrollen. Vom ersten Moment an stand zweifelsfrei fest, dass Richard Abbotts Repertoire sämtliche Rollen abdeckte, die nach flotten jungen Männern, bösen (oder einfach spießigen) Ehemännern oder nach verschlagenen Liebhabern verlangten; und die als seine Bühnenpartnerinnen erwählten Frauen mussten ihm gewachsen sein.

Das warf ein Problem für Grandpa Harry auf, der in [35] naher Zukunft Richards Schwiegervater werden sollte: Grandpa Harry war einfach zu sehr die ältere Frau, um für Liebeshändel mit einem attraktiven jungen Mann wie Richard auch nur in Frage zu kommen. (Keine Bühnenküsse zwischen Richard Abbott und Grandpa Harry!)

Meiner Tante Muriel sollte es, wegen ihrer erhaben klingenden Stimme, aber hohlköpfigen Verfassung, ein noch viel größeres Problem bereiten. Richard Abbott war zu sehr der Typ Hauptdarsteller für sie. Sein Auftritt bei jener allerersten Rollenbesetzung stutzte sie auf Normalmaß zurück: verklemmtes Gebrabbel und Gezappel. Später behauptete meine am Boden zerstörte Tante, bemerkt zu haben, dass meine Mutter und Richard »auf den ersten Blick hin und weg voneinander« waren. Muriel hätte es hoffnungslos überfordert, sich eine Liaison mit ihrem Schwager vorzustellen – selbst auf der Bühne. (Noch dazu, während meine Mutter ihnen soufflierte!)

Mit dreizehn merkte ich wenig von der Bestürzung meiner Tante darüber, (zum ersten Mal) einem Mann vom Typ Hauptdarsteller begegnet zu sein; ebenso wenig, dass meine Mutter und Richard Abbott »auf den ersten Blick hin und weg voneinander« waren.

Grandpa Harry nahm den jungen Mann und neuen Lehrer an der Favorite River Academy charmant und vorbehaltlos herzlich auf. »Wir sind immer auf der Suche nach jungen Schauspieltalenten«, versicherte er ihm begeistert. »Sagten Sie nicht, Sie unterrichten Shakespeare

»Ich unterrichte und inszeniere ihn«, antwortete Richard meinem Großvater. »Natürlich gibt es an einer reinen Jungenschule gewisse Probleme beim Theaterspielen – doch [36] ob Junge oder Mädchen, am besten verstehen sie Shakespeare, wenn sie seine Stücke aufführen.«

»Mit ›Probleme‹ meinen Sie vermutlich, dass die Knaben die Frauenrollen spielen müssen«, sagte Grandpa Harry verschmitzt. (Bei seiner ersten Begegnung mit dem Sägewerksbesitzer Harry Marshall konnte Richard Abbott nichts vom Bühnenerfolg des Holzhändlers in Frauenkleidung ahnen.)

»Die meisten Knaben haben nicht die leiseste Ahnung, wie man Frauen darstellt – das kann ein ganzes Stück ruinieren«, sagte Richard.

»Ach«, meinte Grandpa Harry. »Wie packen Sie die Sache denn an?«

»Ich habe vor, die jüngeren Lehrerehefrauen zum Vorsprechen zu laden«, erwiderte Richard, »und vielleicht die älteren Töchter.«

»Ach«, meinte Grandpa Harry wieder. »Vielleicht kämen ja auch andere Mitbürger dafür in Frage?«, schlug er vor; er hatte schon immer Rehan oder Goneril spielen wollen, »die verabscheuungswürdigen Töchter des Lear«, wie er sie nannte. (Ganz zu schweigen von seinem unstillbaren Verlangen, einmal im Leben Lady Macbeth sein zu dürfen!)

»Vielleicht wird es ein offenes Vorsprechen geben«, sagte Richard Abbott. »Aber hoffentlich wirken die älteren Frauen nicht einschüchternd auf die Eleven an einer reinen Knabenschule.«

»Ach ja – die Gefahr besteht leider«, sagte Grandpa Harry mit wissendem Lächeln. Als ältere Frau war er unendlich oft einschüchternd gewesen; Harry Marshall [37] brauchte sich nur seine Frau und seine älteste Tochter anzusehen, um sich von ihnen das Gebaren einschüchternder Frauen abzuschauen. Aber mit dreizehn bekam ich nichts vom Gerangel um neue Frauenrollen mit; das Gespräch zwischen Grandpa Harry und dem neuen Hauptdarsteller erschien mir rein freundschaftlich und ungezwungen.

An jenem Freitagabend im Herbst (Rollenbesetzungen fanden immer freitagabends statt) fiel mir nur auf, wie sich die Dynamik zwischen unserem diktatorischen Theaterdirektor und unserer unterschiedlich (bis gar nicht) talentierten angehenden Besetzung dank Richards Abbotts Theaterkenntnis wie auch seiner schauspielerischen Begabung veränderte. Noch nie zuvor war der strenge Regisseur der First Sister Players als Dramaturg herausgefordert gewesen; der Leiter unseres kleinen Theaters, der von sich behauptete, kein Interesse an »bloßer Schauspielerei« zu haben, war kein Laie auf dem Gebiet der Dramaturgie, sondern verehrte als selbsternannter Ibsen-Experte seinen Landsmann abgöttisch.

Unser vordem unangefochtener Regisseur Nils Borkman – der bereits erwähnte Norweger, zudem Grandpa Harrys Teilhaber und als solcher Forstwirt, Holzhändler und Dramaturg in einem – war der Inbegriff skandinavischer Depression und melancholisch-trüber Gemütsverfassung. Der Holzhandel war Nils Borkmans Tagesgeschäft (oder zumindest sein Brotberuf), doch die Dramaturgie war seine Leidenschaft.

Der umfassende Pessimismus des Norwegers erhielt dadurch zusätzliche Nahrung, dass das ungebildete Theaterpublikum von First Sister wenig Ahnung von literarisch [38] anspruchsvollem Drama hatte. In unserem kulturell unterentwickelten Gemeinwesen setzte man eisern auf einen Spielplan mit vornehmlich Agatha-Christie-Stücken (die sogar bis zum Erbrechen bejubelt wurden). Nils Borkman litt sichtlich unter den nicht enden wollenden Adaptierungen anspruchsloser Schmonzetten à la Mord im Pfarrhaus, einem Miss-Marple-Krimi. Meine erhaben klingende Tante Muriel hatte schon oft die Miss Marple gespielt, die Einwohner von First Sister jedoch bevorzugten Grandpa Harry in dieser verschrobenen (aber ach so femininen) Rolle. Harry wirkte glaubwürdiger beim Aufspüren von anderer Leute Geheimnissen – und, seit er in Miss Marples Alter war, auch femininer.

Bei einer Probe hatte Harry aus einer Laune heraus gesagt – so als nähme er Miss Marple das Wort aus dem Mund: »Donnerlittchen, aber wer würde Colonel Protheroes Tod herbeiwünschen

Worauf meine Mutter, die ewige Souffleuse, angemerkt hatte: »Daddy, der Satz steht aber nicht im Text.«

»Ich weiß, Mary – war nur Spaß«, gab Grandpa zurück.

Meine Mutter, Mary Marshall – Mary Dean (in jenen unglücklichen vierzehn Jahren vor ihrer Heirat mit Richard Abbott) nannte meinen Großvater immer Daddy. Von meiner sich etepetete gebenden Tante Muriel wurde er ausnahmslos mit Vater angeredet, und zwar mit der gleichen Smoking-und-Abendkleid-Stimme, mit der Nana Victoria ihren Gatten unermüdlich Harold, nicht etwa Harry rief.

Nils Borkman führte Regie bei Agatha Christies »Publikumslieblingen«, wie er sie spöttisch abtat, als wäre er vom Schicksal dazu verdonnert, sich noch am Abend seines [39] Todes Der Tod auf dem Nil oder Das Haus auf der Düne anzusehen – und müsste ausgerechnet seine unauslöschliche Erinnerung an Zehn kleine Negerlein mit ins Grab nehmen.

Agatha Christie war Borkmans Fluch, den der Norweger nicht eben stoisch ertrug – er hasste sie und beklagte sich bitterlich über sie –, aber weil er das Haus mit Agatha Christie und vergleichbar seichten Unterhaltungsstücken ihrer Zeitgenossen voll bekam, durfte der morbide Norweger alljährlich zum Ausgleich »etwas Ernstes« als Herbststück auf die Bühne bringen.

»Etwas Ernstes, passend zur Jahreszeit der fallenden Blädder«, sagte Borkman – wobei er mit dem Wort »Blädder« andeutete, dass er der Sprache seiner neuen Heimat im Großen und Ganzen, wenn auch unvollkommen, mächtig war. (Das war Nils in Reinkultur – im Großen und Ganzen verständlich, wenn auch unvollkommen.)

Bei jenem freitäglichen Vorsprechen, bei dem Richard Abbott so manche Weichen stellen sollte, verkündete Nils, das »etwas Ernste« dieses Herbstes werde wieder einmal sein geliebter Ibsen sein und die zur Wahl stehenden Stücke habe er auf lediglich drei begrenzt.

»Welche drei?«, fragte das junge Talent Richard Abbott.

»Die drei Problemstücke«, antwortete Nils – nähere Kenntnis voraussetzend.

»Damit meinen Sie sicherlich Hedda Gabler und Nora«, riet Richard richtig. »Und das dritte dürfte dann wohl Die Wildente sein?«

An Borkmans untypischer Sprachlosigkeit sahen wir alle, dass die (gefürchtete) Wildente in der Tat das dritte Wahldrama des sauertöpfischen Norwegers war.

[40] »Wenn dem so ist«, wagte sich Richard Abbott nach allgemeinem verräterischen Schweigen vor, »frage ich mich, wer von uns vielleicht für die Rolle der todgeweihten Hedvig in Frage käme – dieses armen Kindes.« Bei jenem freitagabendlichen Vorsprechen waren keine vierzehnjährigen Mädchen anwesend – niemand, der auch nur im Entferntesten für die Rolle der unschuldigen, Enten (und ihren Erzeuger) liebenden Hedvig in Frage gekommen wäre.

»Wir hatten auch früher schon gewisse… Schwierigkeiten mit der Rolle der Hedvig, Nils«, warf Grandpa Harry diplomatisch ein. Lieber Himmel – und wie! Da hatte es tragikomische Vierzehnjährige gegeben, so gottserbärmlich miserable Schauspielerinnen, dass das Publikum gejohlt hatte, als ihre Zeit gekommen war, sich eine Kugel durch den Kopf zu jagen! Es hatte dermaßen bestechend naive und unschuldige Vierzehnjährige gegeben, dass das Publikum den Regisseur ausgebuht hatte, als sie sich erschossen!

»Und dann ist da noch Gregers«, warf Richard Abbott ein. »Dieser elende Moralapostel. Ich könnte den Gregers geben, aber nur als lästigen Dummkopf – als selbstgerechte und selbstmitleidige Clownsfigur!«

Nils Borkman pflegte die Selbstmordgefährdeten unter seinen Landsleuten gerne als »Fjordspringer« zu bezeichnen. Offenbar bot Norwegens Fjordreichtum überreichlich Gelegenheit zu praktischen und sauberen Selbstmorden. (Wie viel deprimierender muss es für Nils gewesen sein festzustellen, dass es in Vermont, das zweihundert Meilen landeinwärts lag, keine Fjorde gab.) Jetzt bedachte Nils Richard Abbott mit einem so furchterregenden Blick, als [41] erwarte unser depressiver Regisseur von dem Jungtalent, sich in den nächstbesten Fjord zu stürzen.

»Aber Gregers ist ein Idealist«, setzte Borkman an.

»Wenn Die Wildente eine Tragödie ist, dann ist Gregers ein Dummkopf und ein Hampelmann – und Hjalmar nichts weiter als ein eifersüchtiger Ehemann von der jämmerlichen Bevor-sie-mich-kannte-Sorte«, entgegnete Richard. »Wenn man Die Wildente andererseits als Komödie gibt, dann sind alle miteinanderblendende