Annalena McAfee
Zeilenkrieg
Roman
Aus dem Englischen
von Pociao
Titel der 2011 bei Harvill Secker, London,
erschienenen Originalausgabe: ›The Spoiler‹
Copyright © 2012 by Annalena McAfee
Die deutsche Erstausgabe
erschien 2012 im Diogenes Verlag
Umschlagfoto: Yva
Copyright © IMAGNO/Austrian Archives
Die Übersetzerin dankt dem
Deutschen Übersetzerfonds Berlin für
seine großzügige Unterstützung
Alle deutschen Rechte vorbehalten
Copyright © 2014
Diogenes Verlag AG Zürich
www.diogenes.ch
ISBN Buchausgabe 978 3 257 24287 4 (1. Auflage)
ISBN E-Book 978 3 257 60192 3
Die grauen Zahlen im Text entsprechen den Seitenzahlen der im Impressum genannten Buchausgabe.
[5] I
sing of News, and all those vapid sheets
The rattling hawker vends through gaping-streets;
Whate’er their name, whate’er the time they fly,
Damp from the press, to charm the reader’s eye.
George Crabbe,
aus The Village
and the Newspaper
Das Internet ist eine weitere elektronische Modeerscheinung, die früher oder später von den Kräften des Markts relativiert werden wird. Im Moment brauchen seine fanatischen Vertreter dasselbe Mitgefühl und dieselbe Toleranz wie einst die Esperantisten und Funkamateure… Das Internet wird eine Weile zeigen, was es kann, und dann seinen Platz unter den weniger bedeutenden Medien einnehmen.
Simon Jenkins,
The Times, 4. Januar 1997
Täuschung und Betrug, Erpressung… unverhohlene Ausspähung der Opfer eines Verbrechens und ihres Schmerzes, Diffamierung gewöhnlicher Leute, die Zeugen der Ereignisse wurden, Jagd auf diverse Prominente, ihre Familien und Freunde, allein zur Auflagensteigerung (…) weniger im Sinne von Heimarbeit als im Ausmaß einer industriellen Revolution.
David Sherborne, Anwalt von Opfern des Abhörskandals, vor dem Leveson-Ausschuss zur Untersuchung journalistischer Praktiken, Royal Courts of Justice, London, 16. November 2011
[7] 1
London, 17. Januar 1997
Sie hatte noch zwei Stunden, um allzu Privates zu beseitigen. Alles, was nach Eitelkeit, Dummheit und Schlimmerem aussah, musste verschwinden. Chaos war nicht das Problem; ihre Haushilfe hatte erst heute Morgen aufgeräumt, und wenn Honor Tait auch zur Unordnung neigte, so hatte sie sich doch nie an Dinge gehängt, und auch nicht an Menschen. Dank einer Scheidung, einem Tod, einem Hausbrand, einem völlig unsentimentalen Naturell und ihrem ständigen Unterwegssein hielt sich der übliche Krempel für eine Frau ihres Alters in Grenzen. Sie hatte sich stets auf das Nötigste beschränkt, in der Liebe wie im Leben. Mehr als Handgepäck war nicht drin. Was aber hatte sich in dieser Wohnung in London angesammelt? Welcher Plunder hatte überlebt und könnte sie womöglich verraten?
Schwer atmend und in ungewohnter Panik betrachtete sie prüfend Möbel, Bilder und Bücherregale. Das meiste stammte natürlich von Tad. Dies hier war seine Junggesellenwohnung gewesen und später, nach der Hochzeit, ihre gemeinsame Stadtwohnung. Jetzt war es ihre Witwenklause. Er hatte gewissermaßen die Inneneinrichtung übernommen: die Gemälde und gerahmten Fotografien gekauft, die [8] Vorhänge ausgesucht, seiner Vorliebe für StaffordshireFiguren und Sèvres-Porzellan gefrönt und an den beiden fleckigen Lehnsesseln gehangen, die er in einem Antiquitätengeschäft in Edinburgh aufgetan hatte. Wie ein mittelalterlicher Mönch seine Handschriften hatte er darin wuchtige Stoffmusterbücher studiert. Trotz einer trauten Ehe war ihr Zuhause das siebenhundert Meilen nördlich von London gelegene Glenbuidhe geblieben mit seinem wohltuenden Mangel an Komfort und Maida Vale das seine. So wie Honor damals nichts an dem Apartment verändern wollte, so hatte sie auch, nachdem Tad nicht mehr da war, kein Bedürfnis verspürt, es umzuräumen – die Bühne abzubauen, wie er gesagt hätte. Nun aber würde man sie für die Sammelwut und den zweifelhaften Geschmack ihres verstorbenen Mannes zur Rechenschaft ziehen.
Gegenstände, die derart vertraut waren, dass Honor sie gar nicht mehr wahrnahm, willkürlich angehäufte Bücher und Bilder, unerbetene Geschenke und allerlei Kinkerlitzchen, wertloser Kitsch, von der Haushilfe sorgfältig abgestaubt und arrangiert – all das konnte nun gegen sie verwendet werden. Dabei war ohnedies schon viel zu viel über Honor gesagt und geschrieben worden; ein Inquisitor nach dem anderen hatte Gerüchte, Fehlinformationen, Andeutungen und falsche Darstellungen aufgegriffen, blankpoliert und als Tatsachen hingestellt.
Noch heute ärgerte sie der Vogue-Artikel, zu dem Bobby sie überredet hatte. Er war mehr als ein Jahr alt, doch jedes Mal, wenn sie eine Ausgabe sah, was im Wartezimmer eines Arztes so gut wie unvermeidlich war, fühlte sie sich erneut von den abstrusen Behauptungen (und dem Foto!) [9] erniedrigt. Jemanden in einem Absatz von knapp dreihundert Wörtern derart abzukanzeln, in den Dreck zu ziehen und in ein falsches Licht zu rücken – das war schon eine Leistung. Honor hatte im Radio gesprochen, in Woman’s Hour (was für ein Getue für acht Minuten Sendezeit), und hatte sich bei Melvyn in Start The Week Gehör zu verschaffen versucht – neben einem tranigen Wissenschaftler, einem Geistlichen, der sich offenbar immer noch auf der Kanzel wähnte, und einem Schriftsteller mit exzentrischen Ansichten über Tierschutz.
Unlängst war dann noch die South Bank Show dazugekommen (wieder Melvyn: Gab es denn keine anderen vernünftigen Moderatoren mehr?). Als sie von Anfang an klarstellte, dass ihr Privatleben tabu war, hatte man ihr versichert, die Sendung werde sich ausschließlich auf ihre Arbeit konzentrieren, und sie war dumm genug gewesen, sich einzubilden, es ginge tatsächlich darum, ihren »Platz als Journalistin am Puls der Zeit« zu würdigen. Und was war dabei herausgekommen? Eine Halbtote beschwor in düsterem Licht Weltereignisse herauf, die niemandem noch irgendetwas bedeuteten, wie die zittrige Miss Havisham, die sitzengelassen immer noch von ihrer Hochzeit träumte.
Sie hatten das Interview mit Archivmaterial und Aufnahmen aus Schottland, Paris, Spanien, Deutschland und Los Angeles aufgepeppt, dazu jede Menge Künstler, Poeten, Politiker, Wichtigtuer aus Hollywood, sowie drei aufeinanderfolgende Ehemänner eingeblendet – eine parodistische Verkürzung ihres Lebens auf sechs flackernde Filmminuten. Die Programmmacher hatten sich an ihre Zusage gehalten und sich alle Fragen nach Familie, Ehemännern oder [10] Liebhabern verkniffen, doch die indiskrete Bildergalerie war unerbittlich.
Die Recherche-Leute hatten ein Werbefoto von Maxime ausgegraben, auf dem er seine Zigarettenspitze schwenkte wie einen Taktstock, überragt von seinem eigenen Schatten, extravagant wie Noel Coward, doch ohne dessen Witz, Wärme oder maskuline Ausstrahlung. Sandor Varga tauchte gleich zweimal auf: elegant und düster als Honors Bräutigam in Basel, und dann, zehn Jahre später, feist und selbstgefällig in Begleitung des billigen Flittchens, für das er sie verlassen hatte. Ihrem dritten und letzten Mann Tad hatte die Dokumentation seltsamerweise weniger Aufmerksamkeit geschenkt als der überschätzten Elizabeth Taylor – der Kommentator hatte sich zu der albernen Titulierung »Hollywood-Queen« verstiegen –, mit der Tad und Honor zufällig auf irgendeiner Galaveranstaltung fotografiert worden waren. Tads Arbeit wurde mit ein paar Ausschnitten aus seinen Filmen vorgestellt, was sich als zweischneidiges Schwert entpuppte: Aus dem Zusammenhang gerissen wirkte seine Komik kindisch und gekünstelt und die ständigen Anspielungen auf Sex eher verklemmt als locker. Er hatte ihr leidgetan, der arme Kerl, obwohl er nun in St. Marylebone in Frieden ruhte.
Ihrem eigenen Lebenswerk zollte man Respekt mit Filmmaterial aus dem Krieg – verwackelte Bilder von der Front, aus Madrid, Polen, der Normandie, Buchenwald, Berlin und Incheon. Schattenhafte Gestalten huschten durch eine algerische Kasba in den Fünfzigern – noch mehr Archivmaterial –, ja es gab sogar ein rührseliges Foto von ihr, Ende der sechziger Jahre in einem Weimarer Waisenhaus, wo sie einen verschreckten Säugling in den Armen hielt.
[11] 1956 stellten sich ungarische Studenten sowjetischen Panzern entgegen, und dreizehn Jahre später (drei Sekunden im absurden Schnelldurchlauf) folgten tschechoslowakische Kommilitonen ihrem Beispiel, während jenseits zweier Grenzen, in Paris, die privilegierten Söhne der Bourgeoisie – meistens waren es Söhne –, zukünftige Gesetzgeber, Akademiker, Politiker und Experten, Revolution spielten, Schaufenster eintraten und Pflastersteine oder Brandbomben gegen einfache Gendarme schleuderten.
Auf einem Foto aus den Fünfzigern in einem koreanischen Schützengraben sah Honor, zerzaust und schlammverschmiert, weniger wie eine Kriegsberichterstatterin bei der Arbeit aus als wie eine Debütantin, die man noch mit der Schönheitsmaske überrascht hatte. Die meisten Ausschnitte aber zeigten eine junge Frau mit glänzendem, gepflegtem, bis auf die Schultern reichendem Haar, die strahlte wie das olympische Feuer, damit nur ja jeder sie schön fand, begehrte, ihre Intelligenz bewunderte oder sie um ihren Erfolg beneidete. Die Gegenüberstellung dieser springlebendigen Göttin mit der zittrigen alten Frau in dem Fernsehinterview war ein grausames Vanitas-Symbol, ein Ozymandias der Moderne: »Seht meine Werke, Mächt’ge, und erbebt.« Die Freunde und Liebhaber, die für wenige Sekunden über den Bildschirm flimmerten, mochten inzwischen nur noch Geister sein, in ihren Gräbern verwesen oder längst als Asche dem Wind übergeben worden sein, das schrecklichste Gespenst von allen aber war Honor Tait, die Überlebende, die fassungslos ihrem eigenen Verfall zusah.
Was für eine demütigende Sache der Ruhm doch heutzutage war! Scheinbar hatten jede Menge Menschen zu [12] nachtschlafender Zeit nichts Besseres zu tun, als mit offenem Mund Kulturprogramme im Fernsehen zu verfolgen. Überall war sie erkannt worden – von Taxifahrern, Oberkellnern, Ladenbesitzern, wildfremden Menschen bei einer Vernissage, Passanten auf der Straße. Ein Straßenarbeiter mit orangefarbener Schutzjacke, der unweit von der Praxis ihres Arztes in der Wimpole Street Gerüststangen schulterte, zog den Helm vor ihr und rief: »Schreiben Sie weiter!«
Und dann war T. P. Kettering aufgetaucht, der katzbuckelnde Akademiker, der sich ihr als »offizieller Biograph« angedient hatte und dann, nachdem sie dankend abgelehnt hatte, verdeckt ermittelte. Sein Buch, das unter einem geradezu absurd aufgeplusterten Titel – Veni Vidi: Honor Tait, Zeugin unserer Zeit – in einem obskuren Universitätsverlag erschienen war, entpuppte sich als ein farbloser Zitatenverschnitt. Juristen hatten ihm die Spitze genommen, doch den endgültigen Todesstoß hatte ihm Honors unausgesprochene Drohung versetzt, dass sie zu jedem den Kontakt abbrechen würde, der mit dem fraglichen Buch oder seinem Verfasser auch nur das Geringste zu tun hatte. Martha Gellhorn hatte zu Honors Ärger Kettering ein unverbindliches Zitat für das Cover geliefert. Das Buch hatte sehr schlechte Kritiken bekommen. (»Eine spannende Biographie über die außergewöhnliche Honor Tait bleibt ein Desiderat«, erklärte Bobby im Telegraph, »doch dieses fade Fabrikat ist weit davon entfernt.«) Das Buch war glücklicherweise untergegangen, Kettering ebenfalls. Honors Schadenfreude darüber, dass er dem Alkohol verfallen war und als Ghostwriter die Autobiographie eines Fußballstars verfasste, grenzte ans Unanständige.
[13] Aus den Registern anderer Biographien oder den Presseausschnitten, die Kettering als Quelle gedient hatten, konnte sie ihren Namen nicht löschen und auch ihre eigenen Werke nicht aus den Archiven entfernen. Vieles davon war bereits gemeinfrei. Also galt es, das bisschen Würde und Privatsphäre zu retten, das noch zu retten war.
Deshalb musterte sie jetzt ihre Wohnung mit den Augen einer Fremden, und zwar einer übelwollenden Fremden: einer Journalistin. Was ausgerechnet ihr nicht schwerfallen sollte. Doch sie war alt und aus der Übung – seit acht Jahren hatte sie keine neue Reportage mehr veröffentlicht, und ihren Artikel über das Elend der vietnamesischen Boat People in Hongkong hatte der New Statesman vor einem halben Jahr, sich unterwürfig herauswindend, abgelehnt. Der New Journalism, dem man sie einst zurechnete, war von einem noch neueren abgelöst worden, der sie befremdete. Wie die nouvelle vague im französischen Kino oder die Wespentaillen und Petticoats des New Look von Dior war Honor Taits unverwechselbare Art des New Journalism – subjektiv und doch mit Sachverstand und engagiert – in dieser ironischen, modernen Zeit so out wie Sesselschoner. Nur bewusste Traditionalisten, nostalgische Spinner mit einer Vorliebe für Vintage und Bakelit-Ästhetik wussten ihren Ansatz noch zu schätzen.
Sie stand in der Mitte des Raums, zaudernd, zerbrechlich und unfrisiert in einem alten Morgenmantel aus Seide mit Paisleymuster. Neuerdings hatte sie einen gelegentlich auftretenden Tick entwickelt, ein unwillkürliches Kopfnicken, das sich verstärkte, wenn sie aufgeregt war, so wie jetzt, und den Eindruck nachdrücklicher Zustimmung vermittelte, [14] obwohl das Gegenteil der Fall war. Mit der Linken klammerte sie sich an die Rückenlehne des einen von Tads guten alten Lehnsesseln und drehte sich langsam im Kreis herum, kniff die wässrigen blauen Augen zusammen und betrachtete das Zimmer so angespannt, als schnüffelte sie in einem fremden Tagebuch.
Angefangen bei den Wänden: den Bildern und Fotos. Wie lange war es her, dass sie sie zum letzten Mal bewusst betrachtet hatte? Dieses Aquarell von grünspanigen Wellen und schlammbraunen Bergen – war das Antrim in Irland oder der Westen von Schottland? Loch Buidhe in den Highlands war es jedenfalls nicht. Für diese geschützte Senke war es zu offen und wild. Wohl einer von Tads Spontankäufen, ohne jeden Bezug zu ihrem Leben und grottenschlecht. Honors junge Interviewerin würde Schwierigkeiten haben, aus dieser stümperhaften Seelandschaft irgendwelche abwertenden Schlüsse zu ziehen, es sei denn, sie war eine Kunstkennerin, was angesichts des Niveaus der meisten Zeitungsleute von heute, ja der meisten jungen Leute überhaupt, eher unwahrscheinlich war. Für jemanden, der gern flotte Sprüche machte, mochte das Bild eine gewisse Vorliebe für konventionelle Sonntagsmaler oder keltische Melancholie widerspiegeln. Eine komplett falsche, aber harmlose Missdeutung.
Die Tuschezeichnung von Tristan und Isolde könnte schon verfänglicher sein. Tad jedenfalls hatte Anstoß an ihr genommen. Zuerst hätte er die Zeichnung am liebsten zerstört, sie mit seinen fleischigen Händen in der Mitte durchgerissen oder sie zumindest wieder dort vergraben, wo er sie gefunden hatte, in einem Stapel unbeachteter Papiere in [15] Glenbuidhe. Trotz seiner Eifersucht und Wut, dass Honor – die er geheiratet hatte, als sie beide schon mittleren Alters waren – jemals einem anderen Mann hatte nahe sein können, war er am Ende dem typisch amerikanischen Respekt vor dem Ruhm erlegen. Tad selbst hatte nach eingehender Betrachtung und zahllosen Dialogen, die eines Plato würdig gewesen wären, schließlich den sperrigen Ebenholzrahmen ausgesucht und das Bild über seinen Kamin in London gehängt, wo es bis heute geblieben war. Der Künstler hatte die beiden Liebenden in einer einzigen Linie vereint, und wenn die Interviewerin in einem unbeobachteten Moment die Zeichnung aufmerksam betrachtete – sagen wir, während Honor in der Küche gerade Tee kochte –, könnte sie die Widmung entdecken, die er mit seiner winzigen, eckigen Schrift vertikal in den Faltenwurf von Isoldes Gewand gekritzelt hatte: Für Honor von Jean. Je t’embrasse.
Ihre Freundschaft war schon mehrmals durchgekaut worden, in Cocteau-Biographien, aber auch in den wenigen Würdigungen von Honors Werk. Zuletzt hatte Kettering sie wieder aufgewärmt und einem gelangweilten Publikum vorgesetzt. Die South Bank Show hatte ruckelnde Bilder von der Premierenparty zu Le Bel Indifférent gezeigt, wo Picasso wie üblich vor den Kameras herumalberte. Dabei hatten sich die Programmmacher Honors Maßgabe entsprechend aller Erklärungen enthalten und statt eines informativen Kommentars einen perlenden Gitarrensoundtrack von Django Reinhardt und seinem Hot Club de France unterlegt. »Oh, Lady Be Good.« Eine Aufforderung, die man in ihren Kreisen damals nicht oft hörte.
Ihr Techtelmechtel mit Cocteau hatte viele Jahrzehnte vor [16] der Hochzeit mit Tad – ihrem letzten und besten Ehemann – stattgefunden, doch Zeit hatte für ihn noch nie eine Rolle gespielt. Er brauchte auch keine Beweise für eine Liebschaft. Tads Eifersucht – rückblickend, gegenwärtig und vorausschauend – schien der Ausdruck eines Wahns zu sein, der mit dem Rest seiner Person nichts zu tun hatte. Wie eine böse Tat in einer guten Welt.
Doch davon einmal abgesehen: Welches Interesse konnten diese endlosen Verbindungen, Trennungen, die Opiumsucht und Besäufnisse unter den Künstlern und Bohemiens von Paris – wann war das noch? Vor sechzig Jahren? Fünfundsechzig? – für die Leser des S*nday Magazine am Ende des Jahrtausends noch haben? Heutzutage war es Kunst, die Leinwand mit Körperflüssigkeiten zu beschmieren, oder man breitete seine persönlichen Unzulänglichkeiten vor einem gaffenden Publikum aus. Jeder war heute ein Künstler, alle trieben es wie die Kanickel und tranken Alkohol wie Wasser. Opium oder das heutige Gegenstück – was war es doch gleich? Kokain? Ecstasy? – war auf den Galadiners der Industriebosse ebenso verbreitet wie unter Verkäuferinnen, die miteinander ausgingen, oder in den Pubs der Vorstädte. Die Skandale von gestern waren heute nur noch Fußnoten. Wer erinnerte sich schon an Cocteau? Und wer von den wenigen Kennern der ominösen Vorgeschichte, die tatsächlich wussten, wer er war, interessierte sich noch für ihn? Das Bild konnte bleiben. Außerdem war es zu schwer, als dass sie es ohne Hilfe hätte abnehmen können.
Gegenüber von dem Cocteau hing in einem unbehandelten Eichenrahmen ein Ölgemälde von ihr, das vor zehn Jahren entstanden war: steife Frisur, karminrot geschminkte [17] Lippen, frostiger Gesichtsausdruck. Es wirkte streng, ja einschüchternd, doch irgendetwas daran, die schonungslose Ehrlichkeit vielleicht oder die Abgeklärtheit – die heilige Honor, über jegliche Versuchung erhaben – hatte Tad gefallen, trotz seiner natürlichen Abneigung gegen den Künstler. Daniel war damals in seinem ersten, und wie sich herausstellte, einzigen Semester an der Slade School of Fine Art. Sie zerrte das Bild von der Wand und fluchte über die Anstrengung, die sie dieser Handgriff kostete. Doch kaum lehnte das Bild an der Fußleiste, bemerkte sie bestürzt ein gespenstisches dunkles Rechteck auf der Tapete, ähnlich dem gähnenden Geviert, das im Museum in Boston auf die Rückkehr des gestohlenen Vermeer wartete. Die Abwesenheit des Porträts könnte mehr Spekulationen auslösen als seine Gegenwart. Besser sie ließ es hängen. Mühsam balancierte sie es wieder auf den Haken. Ihr Herz begann zu rasen, bei jedem Schlag durchfuhr sie ein kleiner Stich. Sie setzte sich und rang nach Luft.
Trotz Honors anfänglicher Weigerung hatte ihre Verlegerin sie schließlich überredet, die Reporterin bei sich zu Hause zu empfangen. Ruth Lavenham, Gründerin und Cheflektorin von Uncumber Press, gab sich gern als mütterliche Freundin, war aber in Wirklichkeit eine knallharte Geschäftsfrau. Der lästige Besuch würde sich positiv auf den Verkauf von Honors neuem Buch auswirken, hatte Ruth gesagt. Und das, so die in ein Lächeln verpackte Warnung, wäre auch für Uncumber Press gut, den tapferen David in einer Verlagswelt von mächtigen Goliaths. Honor war ihr zu Dank verpflichtet. Vor zwei Jahren, gleich nach Tads Tod, hatte Ruth sie vor der Pleite gerettet, indem sie ihre [18] Sammlung früher journalistischer Texte unter dem Titel Zeugen, Zeichen, Zahnbürsten nachdruckte. In den fünfziger Jahren waren sie bei Faber erschienen, inzwischen aber längst vergriffen gewesen. Der Nachdruck, in dem auch ihre Reportage über die Befreiung von Buchenwald enthalten war, für die Honor den Pulitzerpreis bekommen hatte, wurde zu einem Achtungserfolg. Honor Tait wurde »wiederentdeckt« und konnte, noch erfreulicher, einige ihrer drückendsten Schulden begleichen. Jetzt hofften sie, das Kunststück mit dem Folgeband, Depeschen aus dem Dunkeln: Honor Taits gesammelte Werke, wiederholen zu können. Und für einen dritten Band nächstes Jahr gab es bereits Fahnen. Ruth hatte auch schon einen Titel, Mit unbestechlichem Blick, doch den fand Honor unmöglich.
»Ach, komm«, hatte Ruth gesagt, als sie sich über die Vorabwerbung für die Depeschen unterhielten, »ein Interview für die angesehenste Zeitung des Landes? In der vertrauten Umgebung deiner Wohnung? Was ist denn so schlimm daran? Werbetechnisch bringt es unendlich viel mehr als eine doppelseitige Anzeige.«
Und ist auch unendlich viel billiger. Deshalb hatte Honor kapituliert. Aber sie wusste, dass es ein Fehler war. Die wenigen Male, die sie sich auf ein Interview eingelassen hatte, durfte niemand in ihre Wohnung. Sogar für einen wohlgesonnenen Journalisten würde diese mitsamt ihrer Einrichtung ein Schlüsselloch in ihre Psyche sein, ohne Vorhänge, ausgeleuchtet bis in die dunkelsten Winkel. Die Aufnahmen für die South Bank Show mit Melvyn waren in der London Library gemacht worden, wo sie sich in einem Moment von narzisstischem Leichtsinn, für den das Foto dann die [19] gerechte Strafe war (Vogelscheuche im Vorraum der Hölle), schon einmal hatte ablichten lassen, für Vogue.
Hotels, neutrales Niemandsland, unberührt von irgendwelchen Andenken oder Hinweisen, waren für solche Begegnungen am geeignetsten. Nicht einmal der resoluteste und boshafteste Reporter konnte einen für die nüchterne Inneneinrichtung, die Flecken auf dem Sofa oder den muffigen Geruch im Raum verantwortlich machen. Aber selbst in einer solchen Allerweltseinrichtung aus beigefarbenem Leder und Chrom, wo es an Büchern lediglich die Gideon-Bibel und die Gelben Seiten gab, konnte man in die Falle tappen. So war es dem armen John Updike ergangen. Sie hatte ihm ihr Mitgefühl in einem Brief bekundet, nachdem eine Zeitungsreporterin unter einem Sessel seines Hotelzimmers eine vergessene Unterhose entdeckt und den weißen Slip in ihrem Artikel als Symbol für die typisch männliche oberflächliche Einstellung gegenüber Sex in Updikes Romanen benutzt hatte. Diese Bigotterie war Honor zuwider. Doch hier in ihrer Wohnung gab es dank ihrer Haushilfe keine schmutzige Wäsche zu entdecken.
Es war eine alte Masche: sich auf ein scheinbar unbedeutendes Objekt stürzen und es zum Schlüssel für die Psyche des Besitzers erklären. Wie sonst sollte man ein ganzes Leben aus einer einstündigen Unterhaltung und ein bisschen Recherche im Zeitungsarchiv herausdestillieren? Honor hatte selbst mehr als einmal diesen Trick angewandt, zumal wenn der Interviewpartner wenig mitteilsam war. Jeder Nippes ist beredt. Sogar in der allerneuesten Version des New Journalism bleibt manches beim Alten. Sie erinnerte sich an ihr eigenes Jagdfieber, als sie ein Netsuke-Maultier auf [20] McArthurs Schreibtisch in Tokio, ein Theaterplakat für eine Max-Miller-Vorstellung in Becketts Höhle in Montparnasse, Shakespeares Sonette auf dem Nachttisch von Madame Chiang Kai-sheks Krankenzimmer oder ein signiertes Foto von Ida Lupino in de Gaulles spartanischer Kommandozentrale in Carlton Gardens entdeckt hatte.
Könnten ihre Fotos, die Tad vor langer Zeit im Bücherregal und an den Wänden verteilt hatte, solch prüfenden Blicken standhalten? Eine Schwarzweißaufnahme zeigte sie als junge Kriegsreporterin, geschmeidig wie eine Löwin, in fescher Uniform zwischen den grinsenden todgeweihten Jungs vor ihrem Einsatz in der Normandie. Daneben ein Bild für Collier’s Weekly, das Kult geworden war: Honor neben Franco, dem frisch ernannten Militärgouverneur der Kanarischen Inseln. Von der Taille aufwärts war sie absoluter Profi, mit gezücktem Block und Stift in einer Pose angestrengter Aufmerksamkeit, wie eine Stenographin aus den Dreißigern. »Nehmen Sie einen Brief auf, Miss Tait.« Ab der Taille aber war sie ganz Showgirl. Die langen, sonnengebräunten Beine in maßgeschneiderten Shorts und hochhackigen Sandalen sahen aus, als wären sie aus den Ziegfeld Follies entliehen. Das Bild ging um die Welt. »Die Nachrichten-Dietrich« nannte man sie. Alles nachzulesen. Teil des Mythos. Daran war jetzt nichts mehr zu ändern.
Der Ausschnitt aus dem Paparazzo-Foto eines Abendessens bei Kerzenschein – einer Benefizveranstaltung für Amerikas Progressive Party – könnte problematischer sein. In seiner ganzen Größe, mit Sinatra an ihrer Seite, der ihr etwas ins Ohr flüsterte, hatte das Bild für Aufsehen gesorgt. Als es entstand, war er noch verheiratet gewesen, hatte sich [21] aber offen mit Ava Gardner gezeigt. Die Klatschreporter hatten sich überschlagen, wenn auch in dem heuchlerischen Ton dieser prüden Zeit, als Normalsterbliche noch neidisch das Treiben der Götter bestaunten. Jetzt waren die Sterblichen auf dem Vormarsch, und die Götter standen am Pranger und wurden mit faulen Tomaten beworfen. Sie nahm das Foto von der Wand, hielt es einen Augenblick in der Hand, bewunderte – ja, warum es nicht zugeben? – ihr gardeniengeschmücktes Dekolleté und wie das Licht ihre Schultern umschmeichelte. Die Blüten waren so weich und taufrisch wie ihr argloses junges Gesicht, das der Fotograf augenscheinlich in einem Zustand präkoitalen Schmachtens eingefangen hatte. Wie die Kamera lügen kann, und manchmal zu unserem Vorteil! Für damalige Begriffe war sie eine reife Dame; sie hatte ihren dreißigsten Geburtstag bereits hinter sich, dazu einen Krieg, eine unglückliche Ehe und mehrere wild bewegte Affären. Zwei weitere Kriege – drei, wenn man Algerien mitzählte – standen vor der Tür. Honor war nicht in der richtigen Stimmung für diese Art von Abend gewesen, aber ihre alte Freundin Lois, die damals für Henry Wallace Wahlkampf machte und Unterstützung rekrutierte, hatte sie unter Druck gesetzt. Zu ihrem Ärger hatte Honor feststellen müssen, dass nicht Alvin Tilly, der progressive Dramatiker und einer der Hollywood-Eleven, als ihr Sitznachbar vorgesehen war, sondern der Schnulzensänger Frank Sinatra. Auch Sinatra hatte sich den Abend wohl anders vorgestellt, doch zumindest den Schein der Höflichkeit gewahrt. Die vermeintlichen Anzüglichkeiten, die er ihr vor der Kamera ins Ohr geflüstert hatte, waren in Wirklichkeit Bemerkungen über das antifaschistische Flüchtlingskomitee.
[22] Zwanzig Jahre später hatte Tad in einem weiteren Anfall von Eifersucht das Bild zerschnitten und den Sänger, dessen Grinsen an einen gefallenen Engel gemahnte, wie auch die umstehenden Fotografen und Fans entfernt. Das vollständige Original hingegen war Eigentum einer der großen Agenturen und nach wie vor im Umlauf. Man hatte es in der jüngsten Dokumentation benutzt. Die Nachwelt hatte auf ihre grausame, launische Art Sinatras Vierzig-Watt-Talent in der Erinnerung erstrahlen lassen, während unzählige größere Künstler daneben verblassten. Würde Honors Interviewerin mit dem lächerlichen Namen Tamara Sim die Manipulation erkennen und folgern, dass Honor aus enttäuschter Liebe womöglich selbst zur Schere gegriffen hatte? Würde es die junge Frau auf eine falsche Fährte locken? Honor hatte nicht das Bedürfnis, den Monitor beziehungsweise sein Sonntagsmagazin zu irgendwelchen zweideutigen Kommentaren zu ermutigen.
Noch im Jahr 2000 empörten sich Zeitungsreporter trotz ihres eigenen chaotischen Privatlebens, ihrer Alkoholprobleme, eigener Drogenabhängigkeit und der obskursten sexuellen Praktiken angesichts banaler ehelicher Untreue immer noch so wie eine alte Jungfer zu Zeiten Eduards VII., wenn zum ersten Mal ein Mann die Hosen vor ihr runterließ. Honor gestattete diesem Blatt das Eindringen in ihre Privatsphäre nur bis zu einem bestimmten Punkt und auch nur aus einem Grund: um das verdammte Buch zu verkaufen. Besser gesagt, um an Geld zu kommen und ein paar Rechnungen zu bezahlen. Es war klüger, auf Nummer sicher zu gehen. Das Foto musste verschwinden. Sie umklammerte es und steuerte, erneut nach Atem ringend, auf ihren Sessel zu. Sie musste sich hinsetzen.
[23] Sieben Meilen entfernt in Hornsey, in einer schmalen Straße mit unterteilten Doppelhäusern, saß Tamara Sim im ewigen Dämmerlicht ihrer Souterrainwohnung und betrachtete sich mit zusammengekniffenen Augen im Spiegel. Lippenstifte lagen wie leere Patronenhülsen auf dem Schminktisch verteilt, neben ihr ein Arsenal an Kosmetikpinseln, während sie ihr Make-up mit der unendlichen Sorgfalt eines jungen Mädchens auf dem Weg zu seinem ersten Date auftrug. Was in gewisser Weise auch zutraf.
Als die Redakteurin des Monitor per Mail angefragt hatte, ob Tamara für das angesehene S*nday Magazine ein Interview mit Honor Tait führen wolle, hatte sie sofort zugesagt.
»Aber KLAR! Journalistische Ikone der alten Schule! Mit BEGEISTERUNG!!!…« So hatte Tamaras Antwort begonnen.
In Wahrheit war sie überrascht gewesen, dass die legendäre Reporterin überhaupt noch lebte. Ihre Kenntnisse über Taits Œuvre waren begrenzt – ein Artikel über die Frau eines chinesischen Diktators aus den Fünfzigern hatte zur Pflichtlektüre im Medienwissenschaftsstudium gehört. Der Dozentin zufolge hatte die Tait sich in einer Schwesternuniform in das Krankenhaus geschlichen, wo die alte Frau behandelt wurde, und eine geschlagene Stunde an deren Bett verbracht. Das Porträt aber war ebenso trocken und öde wie ein hochkarätiger Leitartikel, und schließlich hatte Tamara ihr Examen gemacht, ohne es auch nur zu Ende gelesen zu haben.
Mit chinesischer Geschichte oder Geschichte überhaupt hatte sie noch nie etwas anfangen können. Mit journalistischen Ikonen der alten Schule ebenso wenig. Hintergrundartikel über ausrangierte Autoren gehörten nicht zu Tamaras [24] Repertoire, und die Zeit – gut drei Wochen – war knapp bemessen. Doch Lyra Moores kurze Aufforderung per Mail »zum achtzigsten Geburtstag und dem Erscheinen von Honor Taits neuem Buch per 19. Februar viertausend Wörter über Leben und Werk für die S*nday-Ausgabe vom 30. März« zu liefern, hatte sie elektrisiert.
Vier Tage pro Woche arbeitete Tamara beim Monitor als Textarbeiterin und gelegentliche Autorin für Psst!, die wöchentliche Fernsehzeitung mit dem üblichen Promiklatsch – ein plumper Prolet im Vergleich zu dem ambitionierten, geradezu metaphysischen S*nday Magazine. Die grellbunte Welt von Psst!, bevölkert mit sexsüchtigen Soap-Opera-Stars und rivalisierenden Boy-Groups, magersüchtigen Bräuten von Fußballhelden oder drogenabhängigen TV-Moderatoren, war von den intellektuellen Aristokraten des S*nday Magazine so weit entfernt wie Pluto, sowohl als Planet als auch in der Disney-Variante. Lyra Moores elegantes, intellektuelles Blatt, dessen Seiten wie Seide raschelten, galt als das britische Pendant zum New Yorker, mit dem zusätzlichen Reiz von Fotos. Erst vor kurzem waren Umberto Ecos Gedanken über mittelalterliche Ästhetik, eine lange Kierkegaard-Abhandlung von George Steiner sowie ein Essay von Susan Sontag über Polaroidfotografie darin erschienen, illustriert mit sehr persönlichen, geheimnisvollen, anrührend schlecht komponierten Sofortbildern, die im März des vergangenen Jahres von den unlängst belagerten Einwohnern Sarajewos gemacht worden waren. Keinen der drei Namen hatte Tamara je gehört. Sie kämpfte sich zwar nach Kräften durch ihre Beiträge, hatte aber keine Lust, sich eingehender mit ihnen zu beschäftigen, indem sie auch noch [25] die Bücher las. Ganz abgesehen davon – wo hätte sie die Zeit hernehmen sollen?
Sie entschied sich gegen den aufreizend roten Lippenstift, der die ersten Anzeichen eines Herpes nur unterstreichen würde, wischte ihn mit einem Papiertuch ab und griff zu Frosted Pink. Heute musste sie professionell wirken. Gepflegt, aber nicht arrogant. Knielanger dunkelblauer Rock, weiße Hemdbluse, beiger Trenchcoat und flache Pumps, ein dezentes Outfit. Prinzessin Diana hätte es beim offiziellen Besuch eines Kinderkrankenhauses tragen können.
Tamara wusste, dass dieser Auftrag ihr Durchhaltevermögen auf eine schwere Probe stellen würde, denn er erforderte ein ausführliches Interview, das sie sozusagen über Nacht mit Mehrsilbern gespickt niederschreiben musste. Viertausend Wörter, das stand fest, waren eine Herausforderung für sie, die Bildunterschriften von zwei Sätzen gewohnt war, zwölfzeilige Charts oder zwei Absätze über das, was Promis so widerfuhr. Ihre gelegentlichen Interviews umfassten maximal achthundert Wörter. Zwei Mal hatte sie Artikel von jeweils tausend Wörtern für den Sunday Sphere geliefert – ein Stück Scheckbuchjournalismus über eine transsexuelle Stripperin, die behauptete, mit dem Fernsehmoderator einer Kindersendung geschlafen zu haben, und einen Enthüllungsbericht über den halbwüchsigen Sohn eines hohen Polizeibeamten, der mit Rauschgift zu tun hatte. Aber vier Mal so lang? Das bedeutete jede Menge Tipperei, ganz zu schweigen von der Recherche.
Es war beängstigend, andererseits war ein Auftrag von Lyra Moore die größte denkbare Auszeichnung. Fünf Jahre nach dem Start des S*nday Magazine schwang immer noch [26] stille Bewunderung mit, wenn ihr Name fiel, nur an der typographischen Marotte im Titel wurde gelegentlich Anstoß genommen. Snobs bewunderten Lyra Moores Magazin wegen seines intellektuellen Anspruchs, während pragmatische Journalisten es um sein großzügiges Budget beneideten. Eine Feld-Wald-Wiesen-Reporterin wie Tamara, die als Freie weder Bezahlung im Krankheitsfall noch Urlaubstage, Pensionsrückstellungen oder Zugang zu einer Altersvorsorge erwarten durfte und obendrein einen kranken Bruder am Hals hatte, konnte sich eine solche Karrierechance nicht entgehen lassen.
Später hatte sie sich gefragt, ob ihre Antwort, die sie postwendend zurückgebeamt hatte, vielleicht zu überschwenglich gewesen war: »…COOL!!!… Ich BEWUNDERE sie!… Freue mich WAHNSINNIG!!… Super Zeitung!!… Phantastische Mitarbeiter!!!…« Würde Lyra Moore nicht eine gewisse Distanziertheit bevorzugen, so wie sie selbst sie auch an den Tag legte? Auf Tamaras Mail und auch alle folgenden Nachrichten und Anrufe hatte sie nicht reagiert. Konnte man sich – wie bei Männern – zu sehr für etwas begeistern?
Als ständige Einrichtung bei Psst! war Tamara eine »feste Freie« mit der Arbeitsplatzsicherheit eines Tagelöhners auf einer Wanderbaustelle. Doch solange sie nützlich war und die Protektion des Psst!-Redakteurs genoss, hatte sie zumindest ein Einkommen und vier Tage in der Woche, montags bis donnerstags, einen Schreibtisch. Die übrigen drei Tage blieben ihr, um für andere zu freelancen. Sie hatte Artikel für die tägliche Rubrik namens Monitor Extra geschrieben, auch bekannt als ME2, die von einem hohläugigen Adrenalinjunkie namens Johnny Malkinson geleitet wurde. [27] Dabei handelte es sich vor allem um Charts, Telefonumfragen und Statements, doch allmählich machte Tamara sich durch Zweitverwertungen auch über den Monitor hinaus einen Namen als zuverlässige Lieferantin von humorvollem, preiswertem Kurzfutter.
Tamara war ehrgeizig und nicht wählerisch. Als angehende Reporterin hatte sie ein Praktikum – drei Monate – beim Sydenham Advertiser absolviert und war dann als anpassungsfähige Mitarbeiterin für diverse Publikationen von Verbänden und Unternehmen tätig gewesen, darunter Rappeln in der Kiste: Die Stimme der Verpackungsindustrie; Glasur heute: Vierteljahresschrift des staatlich geprüften Instituts für Lebensmitteldesign und Die Mangel: Nachrichten aus der Wäsche- und Reinigungsindustrie. Dann war sie aufgestiegen zu Fachzeitschriften, die sich an Hobbybergsteiger, Gesellschaftstänzer und Wellensittichfreunde wandten, hatte zu landesweit vertriebenen Publikumsmagazinen gewechselt – Glow oder Chick’s Choice – und sich schließlich als freie Mitarbeiterin in Nachrichtenspalten, Unterhaltungsteilen, Alltagskolumnen, Reiserubriken und Wochenendbeilagen vieler regionaler und überregionaler Zeitungen vorgearbeitet, sowohl bei seriösen Blättern als auch in der Regenbogenpresse. Dabei hatte sie eine breite Allgemeinbildung erworben und sich mit den Vorteilen von Eispickeln aus Aluminium und Hosen aus Polypropylen, den jeweiligen Vorzügen von Kohlenstofftetrachlorid und Perchloräthylen, dem Unterschied zwischen Mambo und Merengue sowie der korrekten Schreibweise von Melopsittacus vertraut gemacht.
Im Zuge ihrer diversen Verpflichtungen war sie Business-[28] Class geflogen und hatte die Welt gesehen. In Mexiko-Stadt, wo sie über die Expo Pack 1995 berichten sollte, hatte sie eiskalte Daiquiris und drei Tage flüchtigen Sex mit einem Kartongroßhändler aus Nebraska genossen, sich in San Diego anlässlich eines dreitägigen Workshops über das stilvolle Anrichten von Salat in einen italienischen Fotografen verliebt und Höllenqualen ausgestanden, weil er ihre Gefühle nicht erwiderte, und auf Mauritius, wo sie an einer Vogelmediziner-Konferenz zur Behandlung von klinischer Megabakteriose teilnahm, zum ersten und letzten Mal einen Schnupperkurs in Tiefseetauchen mitgemacht. Sie war stolz auf ihre Vielseitigkeit und sah, wenn sie an ihre Position bei Psst! dachte, ihr Arbeitsleben als Spiegelbild ihres Liebeslebens an: Sie spielte mit, hatte Spaß und empfand keinerlei Druck, sich fest zu binden, ehe die richtige Zeitung ein verlockendes Angebot machte. Erst dann würde sie ein seriöses und monogameres Anstellungsverhältnis ins Auge fassen. Hätte Tim Farrow, Chefredakteur des Sunday Sphere, mitgespielt, wäre eine befriedigende Lösung an beiden Fronten in Sicht. Doch er entpuppte sich als schwere Enttäuschung.
Sie durfte nicht an Tim denken, das ruinierte nur ihre Wimperntusche. Sie hatte ihm zwei Wochen hinterhergeweint, jetzt musste sie sich zusammenreißen und wieder auf die Beine kommen. Der neue Auftrag kam genau im richtigen Moment. Eine Tür schließt sich, und schon tut sich die nächste auf. Sie hatte sich im Brachland der Branchenpresse abgestrampelt und im Basislager der Boulevardzeitungen fleißig Klinken geputzt. Jetzt, in diesem Stadium ihrer Karriere, mit siebenundzwanzig, konnte sie sich ehrgeizigere Ziele setzen und sich auf das S*nday Magazine [29] konzentrieren, den Mount Everest der britischen Zeitungswelt. Mit ein wenig Beharrlichkeit winkte ihr eine feste Mitarbeiterstelle oder auch ein fetter Vertrag als freie Mitarbeiterin beim angesehensten Blatt des Vereinigten Königreichs.
Stirnrunzelnd betrachtete sie sich im Spiegel. Sie wünschte, sie könnte sich einen Friseurbesuch leisten. Ihre Strähnchen brauchten dringend eine Auffrischung, der Schnitt – eine billige Imitation von Dianas Pagenkopf – ging gerade noch. Sie sammelte ihren Notizblock, einen Stift und das Tonbandgerät ein und verstaute alles in ihrer Handtasche.
Jeder wusste, wie schwierig Honor Tait war. Selbst ihre Verlegerin räumte es ein und hatte Tamara davor gewarnt, irgendwelche Details aus Taits Privatleben anzusprechen. Doch Tamara war gewappnet. Im Archiv des Monitor hatte sie sich die Akte über Honor Taits Leben und Werk besorgt, dazu Ausdrucke der Verlagsinfos, ein Vorabexemplar der Depeschen und eine weitere unappetitlich dicke Hardcover-Schwarte, eine Sammlung von Taits frühen journalistischen Arbeiten, trostlos und öde wie ein Lehrbuch der Soziologie. Offenbar enthielt sie auch den Artikel, für den sie den Pulitzer-Preis bekommen hatte. Zwar hatte Tamara bislang keine Zeit gehabt, einen genaueren Blick hineinzuwerfen, sich aber trotzdem ein paar Fragen auf dem Block notiert. Auf dem Weg zur Bushaltestelle und zu ihrem Interview fühlte sie sich gerüstet und bereit zum Kampf.
[30] 2
Honors Kräfte ließen nach; die Energie, die ihr die erste Tasse Kaffee am Morgen schenkte, wich immer schneller dem überwältigenden Bedürfnis nach einem Nickerchen. Sie musste dies hier zu Ende bringen. Noch eine Dreiviertelstunde. Tads Foto auf dem Beistelltisch aus Rosenholz konnte bleiben. Mit seinen Augenfältchen, dem weißen Haar und den rosigen Wangen sah er aus wie ein frisch rasierter Weihnachtsmann von Selfridges, ein Schutzheiliger des guten Willens und der Beständigkeit: ihr untadeliger verstorbener, letzter Ehemann. Er hatte ihr sein Konterfei voll naiver Selbsteingenommenheit zu einem Hochzeitstag überreicht. Gab es einen besseren Beweis seiner Ergebenheit?
Das einzige Foto in der Wohnung, das sie ihrerseits in einen selbstgekauften Fertigrahmen aus Plexiglas gesteckt hatte, stand in sicherer Entfernung von neugierigen Reporterblicken auf ihrem Nachttisch. Die Sommersonne hatte das zerzauste Haar des Jungen gebleicht; das Hemd war aus der von einem Stoffgürtel gehaltenen kurzen Hose gerutscht. Honor trug einen gepunkteten Rock mit Lackledergürtel und hielt ihn an der Hand – ein wenig zu fest. Hinter ihnen war die imposante georgianische Fassade von Glenbuidhe Lodge zu sehen, hängende Fuchsien umrahmten die [31] Eingangstür, im Wohnzimmerfenster ein Flaschenschiff mit geblähten Segeln, einer von Tads Bestechungsversuchen. Daniel hielt den Kopf zur Seite geneigt, als posierte er schüchtern für die Fotografin, Lois, die den Jungen für die Osterferien im Schlafwagen hergebracht hatte; sein linkes Auge war zugekniffen, wie geblendet vom grellen Licht. Später schickte sie Honor das Foto und legte ein paar anmaßende Zeilen dazu: »Pass auf ihn auf, Honor. Er ist zerbrechlicher, als man glaubt.« Honor hatte den Zettel ins Feuer geworfen. Tad hatte sie gedrängt, auch das Foto zu vernichten, und sie hatte es jahrelang versteckt. Sie brachte es nicht über sich, es wegzuwerfen, obwohl sie sich ihrer Gefühlsduselei schämte. Doch jetzt war auch Tad gegangen, und sie konnte tun und lassen, was sie wollte.
Auf dem Kaminsims, über dem Schlund des Kohle imitierenden Gasfeuers, lehnte eine Ansichtskarte. Sie zeigte eine anmutige Gestalt mit einem Kuli-Strohhut in einem Reisfeld. Es war der obligatorische Gruß aus Saigon von Tads Patentochter, die das letzte Jahrzehnt damit verbracht hatte, die Zeit zwischen Schule und Uni zu überbrücken. Honors eigene Jahre in Saigon waren von anderem Kaliber gewesen. Keine unbeschwerten Rucksacktouristen, die von einem exotischen Ort zum anderen drifteten und gar nicht merkten, dass dies genauso imperialistisch war wie die Eroberungen früherer Generationen, keine Vergnügungsfahrten auf dem Fluss, keine peinlichen Studentenbesäufnisse in einheimischen Bars, keine Volkstänze oder Märkte mit Kunsthandwerk. Nur Lärm, Schlamm, Bomben, Blut und überwältigendes Grauen. Aber auch Kameradschaft und sogar Leidenschaft. Wenn Kollegen neben dir sterben, sind [32] Körper und Geist nur noch von der rein animalischen Lust erfüllt, am Leben zu sein. Außer Dienst, jenseits des Schlachtfelds, waren sie regelrecht übereinander hergefallen. Zurück in England hatte sie bisweilen auf steifen Beerdigungen einen ähnlichen höllischen Lebenshunger verspürt, ohne ihn je stillen zu können. Das professionelle Pokerface des Leichenbestatters, das Flüstern und erstickte Schluchzen der Trauernden, das getragene Schreiten des Leichenzugs, all das konnte wenig pietätvolle Gelüste auslösen.
Sie hätte die Ansichtskarte schon vor Monaten wegwerfen sollen; sie war nur ein Staubfänger. Als sie sie jetzt zerriss, nahm sie sich vor, dasselbe mit einer anderen Karte jüngeren Datums zu tun, die noch in ihrem Umschlag in der Diele lag. Es war eine geschmacklose Donald-McGill-Karikatur von gaffenden Jungs und überdimensionalen Brüsten, mit einer spöttischen Nachricht auf der Rückseite, halb Provokation, halb Bettelbrief, bei deren Anblick eine neugierige Reporterin möglicherweise die Augenbrauen hochzog. Doch zunächst musste sie sich auf das Wohnzimmer konzentrieren. Dies war die Bühne des Interviews.
Um den Sockel einer Messinguhr auf dem Kamin hing eine Kette mit komboloi, Gebetsperlen aus Jade, ein Souvenir von den Kykladen. Sie konnte bleiben, ebenso Tads Schottenrock aus Staffordshire – man hätte eine überaus blühende Phantasie gebraucht, um sich daraus etwas zusammenzureimen. Die Totenmaske von Keats, Tads Geschenk nach ihrer Versöhnung in Rom, und die Schneekugel mit der kleinen Nonne – ein lustiges Mitbringsel von Lois – waren bestimmt auch nicht besonders interessant. Aber der geflügelte Phallus aus Marmor, die Replik einer [33] Gottheit aus Pompeji, diese Votivgabe von Lucio, einem übermütigen jungen Toskaner, die Tad in einem glücklichen Moment amüsant gefunden hatte, könnte ein Problem darstellen. Sie hielt den kühlen Stein in der Hand. Übertrieb sie nicht ein bisschen? Nein, es war besser, kein Risiko einzugehen. Die kleine Schneeschwester nahm sie auch gleich mit. Nonnen und Penisse: Aus dieser Zusammenstellung könnte eine verzweifelte Journalistin durchaus etwas machen. Honor hätte es unter ähnlichen Umständen auch getan.
Im Besenschrank in der Diele hatte sie ein Plätzchen als Versteck freigeräumt. Wie viel Müll sich im Lauf eines Lebens ansammelt! Haufenweise Mist und überflüssiges Zeug, selbst wenn man viel wegwirft und einen Widerwillen gegen dekorativen Krimskrams hat. Es sah so aus, als wäre sie letzten Endes trotz aller Anstrengungen doch noch zu einer vollbeschäftigten Kuratorin all dieses Plunders geworden. Eine Art Lumpensammlerin. Dass das meiste davon einmal Tad gehört hatte, spielte keine Rolle. Jetzt war es ihres, dieses kleine Museum nostalgischer Fetische, und es ganz aufzulösen würde sie eine übermenschliche Anstrengung kosten.
Wenn sie die Wohnung verließ, um sich mit Ruth zu einem Arbeitslunch zu treffen, mit Clemency oder Inigo eine Vernissage oder mit Bobby oder Aidan einen Kammermusikabend zu besuchen, verspürte sie immer wieder den Drang, einfach weiterzugehen, ein Taxi zum Flughafen zu nehmen, in eine Stadt zu fliegen, in der sie noch nie gewesen war, in ein Land, das sie kaum kannte, und noch einmal ganz von vorn anzufangen. Eine Mietwohnung, wenig Besitz und bloß keine verdammten Bilder, Bücher oder billiger Schnickschnack. [34] Womöglich könnte sie mit dem Ballast auch die vergeudeten Jahre und die körperliche Erniedrigung des Alters abschütteln. Sie bekäme noch einmal eine Chance, und diesmal würde sie alles richtig machen.
Während sie den eingesammelten Kram in dem Fach hinter dem Staubsauger versenkte, schoss ihr der Gedanke durch den Kopf, dass sie ihn vielleicht nie wieder herausholen würde. Nur aus Pietät gegenüber Tad, dem ihre regelmäßigen Säuberungsaktionen körperliches Unbehagen bereitet hatten, warf sie den ganzen Mist nicht einfach in den Müllschlucker.
Und jetzt die Bücher. Honor zog einen Schemel vor das Regal, setzte sich und widerstand kaum der Verlockung, wenigstens für einen Moment die Augen zu schließen. Sie musste sich konzentrieren. Litt sie schon an Verfolgungswahn? Mittlerweile registrierte sie peinlich genau alles, was auf eine beginnende Demenz hindeutete, nachdem ihr die ersten Symptome von Alzheimer bei ihrer Freundin Lois, deren Vergesslichkeit und Verwirrung, nicht weiter aufgefallen waren.
Früher, als Honor noch zu jung gewesen war, um es besser zu wissen, hatte sie an das Klischee geglaubt, dass das Alter seine guten Seiten hat und einem die Meinung der anderen zunehmend gleichgültig wird. Stattdessen rannte sie hin und her, regte sich auf und strapazierte ihre Nerven, nur um auf Tamara Sim und ihre Leser einen guten Eindruck zu machen. War das noch ein vernünftiger Schutz gegen Spott? Kein Mensch findet Gefallen an Demütigungen, egal, in welchem Alter. Oder verlor sie allmählich den Verstand? In letzter Zeit beunruhigten sie Anrufe, bei [35] denen niemand sich meldete. Auch früher hatten sie Anrufe von Psychopathen bekommen; Tad und sie hatten ihre Nummer zwei Mal ändern lassen. Es war ganz einfach. Doch statt nach dem Hörer zu greifen und die British Telecom zu verständigen, unternahm sie nichts, starrte nur ängstlich das Telefon an und fuhr hoch, wenn es klingelte.
Erst letzte Woche hatte sie in der Zeitung von einer Alterskrankheit namens Paraphrenie gelesen, und die Symptome – Verfolgungswahn, die fixe Idee, Nachbarn, Freunde, die Familie und Fremde seien nur darauf aus, einen zu hintergehen – waren ihr bekannt vorgekommen. Sie wusste, dass ihr Leben dem Ende entgegenraste, selbst wenn sie das Glück hätte, bei Verstand zu bleiben. Das gnadenlose Nachlassen der Kräfte hatte schon vor Jahren begonnen, ein groteskes Zipperlein folgte auf das nächste. An manchen Tagen kam Honor sich vor wie Hiob, der auf die nächste Plage wartet. Im Gegensatz zu ihm wusste sie allerdings, dass sie niemanden dafür verantwortlich machen konnte. Mit ihrer Rolle als Archivarin körperlicher Altersbeschwerden hatte sie sich widerwillig abgefunden, auch wenn immer peinlichere Körperteile dazukamen. Aber Wahnsinn? Das wäre unannehmbar.