GENIOS BranchenWissen Nr. 05/2011 vom 31.05.2011
Branchenreport MEDIEN & VERLAGE Ausgabe 1/2011
Thomas Trares
Kernthesen
- Bei den deutschen Zeitungshäusern sinkt die Auflage stetig.
- Deswegen wollen die Verlage in der aktuellen Tarifrunde die Löhne deutlich senken.
- Die privaten Fernsehsender profitieren von der wiedererstarkten Werbekonjunktur.
- Die Kinobranche konnte zuletzt nicht mehr an das gute Jahr 2009 anknüpfen.
- Derweil attackiert der Bauer Verlag das deutsche Presse-Grosso-System.
Beitrag
Die Zeitungen und Zeitschriften in Deutschland
Die Zeitungs- und Zeitschriftenverlegern befinden sich in einer Strukturkrise. Insbesondere bei den Tageszeitungen sinkt die Auflage stetig. Bei der "WAZ" oder der "Berliner Morgenpost" betrug der Rückgang in den vergangenen zehn Jahren über 30 Prozent. Da immer mehr Kunden ins Internet abwandern, gehen auch die Anzeigenerlöse zurück. Die Zeitungsverleger verdienten 2009 erstmals seit Jahrzehnten mehr Geld mit dem Verkauf von Zeitungen als mit Anzeigenerlösen. Dies lag aber nicht an anziehenden Verkäufen, sondern an den stärker schrumpfenden Anzeigeerlösen. Dieser Trend dürfte sich verfestigen. Auch bei den Zeitschriftenverlagen geht die Auflage zurück. Allerdings sieht dort die Erlössituation etwas besser aus als bei den Zeitungen. (13), [Abb. 1]
Die Entwicklung ausgewählter Verlage, Zeitungen und Zeitschriften
Für den größten europäischen Medienkonzern Bertelsmann war 2010 ein gutes Jahr. Der Gewinn schnellte auf 656 Millionen Euro hoch, nach 35 Millionen Euro im Jahr 2009. Der Umsatz stieg um 4,5 Prozent auf 15,8 Milliarden Euro, die Rendite erreichte den bisherigen Höchstwert von 11,7 Prozent. Bertelsmann profitierte von der Erholung der Werbemärkte. Zu dem Gütersloher Konzern gehören die RTL Group, der Verlag Gruner + Jahr ("Stern", "Gala", "Brigitte"), die Dienstleistungstochter Arvato und der Buchverlag Random House, bei dem der Bestseller "Deutschland schafft sich ab" von Thilo Sarrazin erschienen ist. Sorgenkind bleibt die Buchclubsparte Direct Group. Ausbauen will Bertelsmann künftig das Geschäft mit Musikrechten. (7)
Deutschlands größter Zeitungsverlag Axel Springer ("Bild", "Welt") hat einen starken Jahresauftakt hingelegt. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) legte im ersten Quartal 2011 um knapp sieben Prozent auf rund 127 Millionen Euro zu. Der Umsatz kletterte um elf Prozent auf 737 Millionen Euro. Springer profitierte dabei von seinen neuen Aktivitäten, dem Joint-Venture mit dem Schweizer Ringier-Verlag in Osteuropa sowie der Online-Immobilienbörse Seloger.com. Der Anteil der digitalen Medien am Gesamtumsatz liegt inzwischen bei 28,8 Prozent. In spätestens sieben Jahren will Springer jeden zweiten Euro im Internet verdienen und damit rückläufige Printauflagen im Inland kompensieren. 2010 erzielte Axel Springer ein Ebitda von 510,6 Millionen Euro sowie einen Umsatz von 2,89 Milliarden Euro. (1)
Obwohl der Holtzbrinck Verlag in den vergangenen Jahren seine Online-Aktivitäten ausgebaut hat, erwirtschaftet der Konzern den Großteil seines Umsatzes von 2,3 Milliarden Euro nach wie vor im klassischen Geschäft. Dazu zählen die Buchverlage Rowohlt und Macmillan, der Bereich Bildung und Wissenschaft (Nature Publishing Group, "Spektrum der Wissenschaft") sowie Printtitel wie die "Lausitzer Rundschau" und die "Zeit". Holtzbrinck Digital steuerte zuletzt neun Prozent zum Gesamtumsatz bei. Geld verdiente der Verlag in der Online-Sparte mit reinen Finanzbeteiligungen: So wurde in jüngerer Zeit der Minderheitsanteil am Rabattnetzwerk Citydeal verkauft ebenso wie die Beteiligung an der Shoppingplattform Brands4Friends. Probleme bereiten die langfristig angelegten Onlinegeschäfte. Bei den sozialen Netzwerken verlieren die VZ-Netzwerke gegenüber dem US-Konkurrenten Facebook an Boden. Nun wird über einen Verkauf der VZ-Gruppe spekuliert. (20)
Die Bauer Media Group ist eines der führenden Medienunternehmen Europas mit rund 8 000 Beschäftigten. 2010 wird der Konzernumsatz zwar leicht über 2 Milliarden Euro liegen (gegenüber 2,107 Milliarden Euro in 2009), allerdings ist die Umsatzentwicklung aufgrund von Rückgängen im Vertriebsbereich sowie wegen Veränderungen des Konsolidierungskreises leicht rückläufig. Die Bauer Media Group publiziert 323 Zeitschriften in 15 Ländern. (26)
Der Medienkonzern Burda ("Focus", "Bunte") prognostiziert für dieses Jahr ein Umsatzwachstum von 15 bis 16 Prozent nach einem Umsatz von rund 1,7 Milliarden Euro in 2010 und setzt auf ein auf zwei Jahre angesetztes Wachstumsprogramm. Das Familienunternehmen mit rund 1 500 Mitarbeitern will vor allem die Profitabilität des Unternehmens steigern. Für Burda spielt das Zeitschriftengeschäft im Inland noch immer die Hauptrolle. (27)
Die WAZ Mediengruppe ist der drittgrößte deutsche Großverlag mit rund 15 000 Beschäftigten. Hauptblatt ist die "Westdeutsche Allgemeine Zeitung". Im Ruhrgebiet gehören noch die "Neue Ruhr/Rhein Zeitung", die "Westfalenpost" und die "Westfälische Rundschau" zu dem Verlag. Zudem ist man stark in Osteuropa vertreten. Zuletzt jedoch hat die WAZ im Machtkampf um die Kontrolle von Österreichs größter Tageszeitung, der "Kronen Zeitung", eine Niederlage einstecken müssen. Die Wiener Verlegerfamilie Dichand setzte eine gerichtliche Verfügung durch, wonach bei der "Kronen Zeitung" die Verkaufs- und Abopreise nicht erhöht werden dürfen. Die WAZ-Gruppe und die Wiener Verlegerfamilie kämpfen bereits seit Jahren um Einfluss. Beide besitzen jeweils die Hälfte an dem Blatt. Die "Kronen Zeitung" ist die größte Auslandsbeteiligung der WAZ. (6)
Die privaten Fernsehsender
Die RTL Group, Europas größter Fernseh- und Radiokonzern, hat 2010 von der starken Erholung der Werbemärkte in Westeuropa profitiert. Der Gewinn lag bei 730 Millionen Euro, das waren mehr als doppelt so viel wie im Vorjahr. Zusammen mit einem Umsatz von knapp 5,6 Milliarden Euro und einer Rendite von knapp zwanzig Prozent war RTL erneut wichtigster Ertragsbringer für Bertelsmann. Im ersten Quartal 2011 hat sich das Wachstum abgeschwächt. Die Erlöse stiegen nur um 0,8 Prozent auf 1,25 Milliarden Euro. In Deutschland gehören die Sender RTL, RTL2, SuperRTL, n-tv und Vox zur Gruppe. (16)
Die Sendergruppe ProSiebenSat.1, zu der auch noch Kabel 1 und 9live gehören, befindet sich dank florierender Auslandsaktivitäten im Aufwind. 2010 hat der Sender bei einem Umsatz von rund 3 Milliarden Euro seinen Gewinn auf 312,7 Millionen Euro mehr als verdoppelt. Für das laufende Jahr sieht sich der Konzern auf Kurs. Der Umsatz stieg im ersten Quartal um knapp vier Prozent auf 683 Millionen Euro, der Überschuss verdoppelte sich nahezu auf mehr als 38 Millionen Euro. Nachdem ProSiebenSat.1 sein Benelux-Geschäfts für 1,2 Milliarden Euro an den finnischen Medienkonzern Sanoma verkauft hat, wird nun auch bei dem Quizsender 9Live der Live-Betrieb eingestellt. Über die Zukunft des Senders ist aber noch nicht endgültig entschieden. (15)
Der Bezahlsender Sky Deutschland hat im ersten Quartal 2011 insgesamt 73 000 neue Abonnenten hinzugewonnen. Mit 2,726 Millionen Kunden hat der Sender nun so viele Kunden wie nie zuvor. Allerdings schreibt Sky Deutschland nach wie vor rote Zahlen, zum Jahresauftakt lag das Minus bei 86,9 Millionen Euro nach 97 Millionen Euro im Vorjahr. Der Umsatz kletterte im ersten Quartal um knapp 15 Prozent auf 269,6 Millionen Euro, der Umsatz für 2010 belief sich auf 977 Millionen Euro. Auch im Gesamtjahr rechnet Sky mit Verlusten. Wann der Sprung in die schwarzen Zahlen gelingt, ist offen. Sky braucht rund drei Millionen Abonnenten, um Geld zu verdienen. In den vergangenen zwölf Monaten hatte der Medienkonzern News Corp., der an Sky Deutschland beteiligt ist, rund 448 Millionen Euro in den Sender gepumpt, unter anderem um das Programm auszubauen und das HD-Angebot aufzustocken. (17)
Die öffentlich-rechtlichen Sender
Charakteristisch für Deutschland ist die starke Stellung des Gebühren finanzierten öffentlich-rechtlichen Rundfunksystems. Dieses umfasst die föderal gegliederte Arbeitsgemeinschaft der Rundfunkanstalten der Bundesrepublik Deutschland (ARD) sowie das zentral organisierte Zweite Deutsche Fernsehen (ZDF). Während die ARD das Erste Fernsehprogramm, die Dritten Programme sowie zahlreiche Hörfunkangebote betreibt, ist das ZDF ausschließlich im Fernsehen engagiert. Die Gebühreneinnahmen bezifferten sich zuletzt auf 7,3 Milliarden Euro. Umstritten sind die Online-Aktivitäten der Öffentlich-Rechtlichen. Die Verlage fordern, dass die "schrankenlose Expansion des öffentlich-rechtlichen Rundfunks ins Internet" gestoppt wird. Sie werfen ARD und ZDF vor, ihnen mit Gebühren finanzierten Artikeln im Internet Konkurrenz zu machen. Die Zeitungsverleger wollen nun vor Gericht ziehen. (14)
Die Filmbranche
Mit rund 146 Millionen Besuchern war das Jahr 2009 ein sehr guter Jahrgang für die deutschen Kinos. 2010 jedoch sank die Zahl der verkauften Tickets wieder um 13,5 Prozent auf 126,6 Millionen. Der Rückgang war vor allem auf die kreative Pause der deutschen Filmbranche zurückzuführen. Denn die Zahl der deutschen Premieren ist mit 189 Filmstarts erstmals seit dem Jahr 2003 wieder gesunken. Der Marktanteil deutscher Produktionen hat sich auf 16,8 Prozent nahezu halbiert. (21), [Abb. 2]
Constantin Film, eine Tochtergesellschaft der Constantin Medien, ist der führende Filmproduzent und -verleiher in Deutschland. Unter den zwanzig meistbesuchten Filmen 2010 war mit "Konferenz der Tiere" jedoch nur eine Constantin-Produktion. Constantin Film schloss das Jahr 2010 denn auch mit einem Verlust ab. Dagegen hat die Mutter Constantin Medien in den ersten drei Monaten ihre Ertragslage etwas verbessert. Dank geringerer Abschreibungen auf das Filmvermögen fuhr man ein operatives Ergebnis von 6,7 Millionen Euro ein, nach einem Verlust von 0,3 Millionen Euro im Vorjahr. Auf Jahressicht rechnet Constantin allerdings mit einem Verlust von bis zu sieben Millionen Euro. (18), (19)
Medien und Zeitungen international
Nach zwei Jahren des Niedergangs sind in der amerikanischen Medienwirtschaft die Umsätze wieder gestiegen - einzig die Zeitungen verharren in der Krise. Hier schrumpften im vergangenen Jahr die Erlöse um mehr als sechs Prozent. Dagegen wuchsen die lokalen Fernsehsender mit 17 Prozent, die Kabelsender mit acht Prozent und die Magazine mit 1,4 Prozent. (8)
Bei dem weltgrößten Medienkonzern Time Warner ist die Entwicklung zweigeteilt. Während das Fernsehen dank der gut laufenden Werbung weiter Geld verdient, fehlen den Warner-Brothers-Filmstudios die Kassenschlager. Im ersten Quartal 2011 sank der Konzerngewinn deshalb um zehn Prozent auf 653 Millionen Dollar. Der Umsatz stieg um sechs Prozent auf 6,7 Milliarden Dollar. 2010 erwirtschaftete der Medienkonzern einen Umsatz von rund 27 Milliarden Euro. Zu Time Warner gehören unter anderem der TV-Nachrichtensender CNN sowie die Spielfilm- und Serienkanäle von HBO. Mit dem Time-Verlag ist man im Zeitschriften-Geschäft aktiv. (3)
Ein weiterer großer Spieler auf dem weltweiten Medienmarkt ist News Corp. Bei dem Konzern des Medienunternehmers Rupert Murdoch entwickeln sich die laufenden Geschäfte schwächer als erwartet. Im dritten Quartal des Geschäftsjahrs 2010/11, das am 30.6. endet, schrumpfte der Umsatz um sechs Prozent auf 8,26 Milliarden Dollar. Der Reingewinn lag mit 26 Cent je Aktie drei Cent unter dem Vergleichswert. Der Konzern, zu dem der US-Sender Fox, Zeitungen wie das "Wall Street Journal" und das Filmstudio 20th Century Fox gehören, hängt trotz seiner Größe von einzelnen Kassenschlagern ab. Diese blieben zuletzt aus. Murdoch baut daher den Konzern in alle Richtungen aus. In Großbritannien will er die 61 Prozent des hochrentablen Pay-TV-Anbieters BSkyB übernehmen. (2)
Der britischen Regierung ist die Marktstärke Murdochs jedoch ein Dorn im Auge. Deswegen will sie das Medienrecht verschärfen, sollten Medienimperien künftig auch ohne Übernahmen zu stark werden. Bisher darf der britische Medienregulierer Ofcom nur eingreifen, wenn ein Medienunternehmen durch eine Übernahme zu hohe Marktanteile erreicht. Künftig soll das auch der Fall sein, wenn ein Unternehmen in eine marktbeherrschende Stellung hineinwächst. (9)
Größter Medienkonzern auf der Insel ist Pearson. Diese hat 2010 den Umsatz um fünf Prozent auf 5,6 Milliarden Pfund gesteigert, der Gewinn kletterte um 28 Prozent auf 670 Millionen Pfund. Der größte Teil davon entfällt auf die Lehrbuchsparte. Zudem besitzt Pearson die Wirtschaftszeitung "Financial Times" sowie die zweitgrößte Verlagsgruppe der Welt, Penguin Books. (22)
In Frankreich hat der Lagardere-Konzern eine zurückhaltende Prognose zum Werbemarkt und enttäuschende Zahlen für das erste Quartal 2011 bekannt gegeben. Der Umsatz stieg zwar um 3,1 Prozent auf 1,8 Milliarden Euro, im fortlaufenden Geschäft betrug der Zuwachs aber nur 0,1 Prozent. Experten hatten ein bis zwei Prozent erwartet. Gleichwohl sieht die Konzernführung keinen Grund, ihre Ziele für 2011 zu ändern. (4)
Für Schlagzeile sorgte zuletzt die Verlagsgruppe Sanoma. Die Finnen haben zusammen mit lokalen Partnern das Benelux-Geschäft von ProsiebenSat.1 für 1,23 Milliarden Euro übernommen. (10)
Zudem ist in der Türkei der Marktführer Dogan unter Druck geraten. Aufgrund milliardenschwerer Steuernachforderungen verkauft der Medienkonzern des Unternehmers Aydin Dogan erstmals zwei seiner Zeitungen. Offenbar will Dogan, der unter anderem die "Hürriyet" verlegt, Ballast abwerfen, um die Filetstücke des Konzerns behalten zu können. (5), [Abb. 3]
Trends
Lohnverhandlungen in der Medienbranche
In der aktuellen Tarifrunde will der Verlegerverband BDZV die Gehälter der Redakteure um fünf Prozent kürzen - Neueinsteiger sollen 15 Prozent weniger Lohn bekommen. Die Zeitungsverleger verweisen darauf, dass der wirtschaftliche Aufschwung die Tageszeitungsbranche nicht erfasst habe. Die Gewerkschaft verdi und der Journalistenverband DJV fordern dagegen vier Prozent mehr Lohn. Sie betonen, dass die Journalisten in den vergangenen Jahren schon finanzielle Einschnitte hinnehmen mussten. Gestritten wird dabei letztlich auch über die Frage, was Qualitätsjournalismus künftig kosten darf. Seit Anfang Mai sind etliche Häuser bestreikt worden, darunter die Süddeutsche Zeitung, die Axel-Springer-Druckerei, die Hamburger Morgenpost und die Frankfurter Rundschau. (13)
Presse-Grosso-System in der Diskussion
Umstritten ist auch der Fortbestand des Presse-Grosso-Systems in seiner heutigen Form. Das System regelt, wie die Presse-Grossisten die Zeitungen und Zeitschriften der Verlage an den Leser bringen. Ziel ist es, allen Publikationen gleichberechtigten Zugang ins Presseregal zu verschaffen. Siebzig Grosso-Betriebe liefern inzwischen 2,7 Milliarden Exemplare im Jahr an 120 000 Verkaufsstellen. Jeder neue Titel kann binnen 24 Stunden in jedes der Verkaufsregale gelangen. Das System wird nun attackiert: Der Bauer Verlag will künftig mit jedem einzelnen Grossisten verhandeln können. Dem norddeutschen Presse-Großhändler Alexander Grade hat er die Lieferrechte für seine Zeitschriften ("Bravo", "TV Movie", "Neue Post") entzogen. Das Verhandlungsmandat des Grosso-Verbandes bewertet der Bauer Verlags als kartellrechtswidrig. Seine Klage ist inzwischen in letzter Instanz vor dem Bundesgerichtshof angekommen. Das Verfahren könnte das Presse-Grosso-System ins Wanken bringen. Derweil haben sich Gruner+Jahr, Burda, WAZ und Springer bis 2018 an das Grosso-System gebunden. (11), (12)
Weiterführende Literatur
(1)
Medienkonzern Springer macht im Ausland und im Internet Kasse
aus APA-JOURNAL Medien vom 11.05.2011
(2)
"Avatar"-Effekt macht News Corp. zu schaffen Murdochs Medienkonzern schneidet wegen fehlender Kino-Blockbuster schlechter ab als im Jahr zuvor // Erwartungen verfehlt
aus Financial Times Deutschland vom 06.05.2011, Seite 8
(3)
Medienkonzern Time Warner fehlen Kinohits
aus Financial Times Deutschland vom 06.05.2011, Seite 8
(4)
Krisen schrecken Medienbranche - Lagardere bangt um Werbekunden
aus APA-JOURNAL Medien vom 03.05.2011
(5)
Türkei: Unter Druck geratener Medienkonzern Dogan verkauft Zeitungen
aus APA-JOURNAL Medien vom 29.04.2011
(6)
WAZ kämpft um "Kronen Zeitung" Medienkonzern zieht wegen wichtiger Auslandstochter aus Wien vor das Schiedsgericht
aus Financial Times Deutschland vom 21.04.2011, Seite 6
(7)
Melodien für Millionen - Medienkonzern Bertelsmann erzielt eine Rekordrendite - und will das Musikrechtegeschäft ausbauen
aus Financial Times Deutschland vom 21.04.2011, Seite 6
(8)
Amerikas gebeutelte Medienwirtschaft erholt sich - Renommiertes Forschungsinstitut bemängelt jedoch, dass die Verlage zunehmend die Kontrolle an Facebook, Google und Co. verlieren.
aus Financial Times Deutschland vom 21.04.2011, Seite 6
(9)
Murdochs Macht stößt Briten übel auf Minister will Medienunternehmen des Landes deutlich schärfer regulieren als bisher
aus Financial Times Deutschland vom 22.03.2011, Seite 7
(10)
Medienkonzern Sanoma landet Coup im Benelux
aus Finanz und Wirtschaft vom 23.04.2011, Seite 25
(11)
Verlage sparen Millionen im Pressevertrieb - Gruner+Jahr, Burda und WAZ binden sich wie schon Springer bis 2018 ans Grosso-System
aus Finanz und Wirtschaft vom 23.04.2011, Seite 25
(12)
Ein wegweisender Tag für die gesamte Branche - Von der Entscheidung des Bundesgerichtshofs über das System der Presse-Grossisten hängt die Pressevielfalt ab
aus Finanz und Wirtschaft vom 23.04.2011, Seite 25
(13)
Jenseits der Prozentrechnung Die deutsche Zeitungsbranche steckt in einem der härtesten Tarifkämpfe ihrer Geschichte. Nach harten Sparrunden fordern Redakteure einen Aufschlag - und Verlage weitere Einschnitte. Der Streit illustriert den Umbruch im Journalismus
aus Financial Times Deutschland vom 16.05.2011, Seite 7
(14)
Streit um Internet-Expansion - Verlage wollen gegen ARD und ZDF klagen - Die Zeitungsverleger wollen sich auch vor Gericht gegen die Konkurrenz von ARD und ZDF im Internet wehren.
aus Financial Times Deutschland vom 16.05.2011, Seite 7
(15)
Auslandsgeschäft hilft ProSiebenSat.1 Live-Betrieb des Sorgenkinds 9Live wird abgeschaltet - Rekordjahr im Visier
aus Börsen-Zeitung, 06.05.2011, Nummer 87, Seite 12
(16)
RTL Group wagt nach dem Rekordjahr keine Prognose Gut 700 Mill. Euro Dividende für Bertelsmann
aus Börsen-Zeitung, 11.03.2011, Nummer 49, Seite 13
(17)
Sky Deutschland sendet Hoffnungszeichen, aber weiter in roten Zahlen
aus APA-JOURNAL Medien vom 12.05.2011
(18)
Quartalsgewinn für Constantin Medien
aus APA-JOURNAL Medien vom 12.05.2011
(19)
Constantin Medien wartet auf das Happy End - Der Münchner Film-, Fernseh- und Sportkonzern will im kommenden Jahr die Gewinnschwelle erreichen
aus APA-JOURNAL Medien vom 12.05.2011
(20)
Holtzbrinck knöpft sich Digitalgeschäft vor Verlagsgruppe tauscht Chef der Sparte nach sechs Monaten aus // Verkauf der Webnetzwerke um StudiVZ kein Tabu mehr
aus Financial Times Deutschland vom 09.05.2011, Seite 7
(21)
Kinobilanz 2010: Zuschauerzahlen sinken deutlich
aus horizont.net vom 09.02.2011
(22)
Pearson-Verlag übertrifft Erwartungen - Der libysche Staatsfonds LIA hält drei Prozent der Anteile. Das bereitet Konzernchefin Scardino Kopfzerbrechen
aus horizont.net vom 09.02.2011
(23)
D: Kennzahlen des Pressewesens 1954-2010
aus Media Perspektiven, Basisdaten, Daten zur Mediensituation in Deutschland, 2010, S. 48
(24)
D: Kennzahlen des Kinomarkts und Theaterstatistik 1980-2009
aus Media Perspektiven, Basisdaten, Daten zur Mediensituation in Deutschland, 2010, S. 61
(25)
Europa: Top 10 Medienkonzerne 2009-2010
aus Kontakter, 14/2011, S. 28
(26)
Bauer Media Group sehr gut behauptet
aus Kontakter, 14/2011, S. 28
(27)
Burda-Vorstand verlangt nach "Speed"
aus Handelsblatt Nr. 073 vom 13.04.2011 Seite 4
GENIOS BranchenWissen Nr. 11 vom 29.11.2011
Branchenreport MEDIEN & VERLAGE Ausgabe 2/2011
Thomas Trares
Kernthesen
- Bei den deutschen Zeitungshäusern setzt sich der Rückgang bei der Auflage auch in diesem Jahr fort.
- Nur leicht besser sieht es bei den Zeitschriftenverlagen aus.
- Die Branche fragt sich allmählich, ob sie noch attraktiv für den kreativen Nachwuchs ist.
- Derweil konnten die privaten Fernsehsender wieder spürbare Zuwächse bei Umsatz und Gewinn verbuchen.
- Beim Film hingegen läuft es derzeit nicht richtig rund.
Beitrag
Die Zeitungen und Zeitschriften in Deutschland
Die Verlage befinden sich seit Jahren in einer Strukturkrise. Auflagen und Umsatz sinken. Die Verlage können nicht von der allgemein guten Konjunktur profitieren. Während die Wirtschaft 2010 um über drei Prozent wuchs, legte der Umsatz bei den Zeitungsverlagen nur um 0,7 Prozent auf 8,5 Milliarden Euro zu, die Auflage ging sogar um 2,35 Prozent auf 24 Millionen verkaufte Exemplare pro Erscheinungstag zurück. In diesem Jahr setzt sich dieser Trend fort. Die Auflage pro Erscheinungstag liegt inzwischen bei nur noch 23,8 Millionen. Etwas besser sieht es bei den Zeitschriftenverlagen aus. Deren Umsatz steigt 2011 voraussichtlich um 1,4 Prozent auf sieben Milliarden Euro. Gleichwohl ist auch hier eine Rückkehr auf das Niveau von 2008 nicht in Sicht. Für 2012 erwarten die Verleger eine Umsatzsteigerung von einem Prozent auf 7,1 Milliarden Euro. (1), (2), [Abb. 1]
Die Entwicklung ausgewählter Verlage und Medienunternehmen
Die hundert größten deutschen Medienunternehmen haben 2010 einen Umsatz von 59,4 Milliarden Euro erwirtschaftet, das waren drei Prozent mehr als im Jahr zuvor. Davon entfielen allein 16 Milliarden Euro auf den Branchenprimus Bertelsmann. Auf Platz zwei folgen der Fernsehsender ProSiebenSat1 mit drei Milliarden Euro und der Zeitungsverlag Axel Springer mit 2,9 Milliarden Euro. Die Mehrheit der großen Medienunternehmen hat 2010 mehr Geld erwirtschaftet als im Vorjahr. Allerdings haben die Medienfirmen die zum Teil kräftigen Umsatzrückgänge aus dem Krisenjahr 2008/2009 größtenteils noch nicht aufgeholt. (3), [Abb. 2]
In den ersten neun Monaten dieses Jahres hat Europas größter Medienkonzern Bertelsmann den Umsatz um gut zwei Prozent auf 10,7 Milliarden Euro und das Ergebnis um 5,6 Prozent auf 377 Millionen Euro gesteigert. Alle Unternehmensbereiche trugen zu dem Plus bei. Unter dem Dach von Bertelsmann befinden sich die RTL Group, der Verlag Gruner + Jahr, die Dienstleistungstochter Arvato und der Buchverlag Random House. Zum Jahresende wird Konzernlenker Hartmut Ostrowski seinen Posten räumen, Nachfolger wird Finanzchef Thomas Rabe. Weiteres Wachstum sollen der Neuaufbau des Musikrechtegeschäfts und die Finanzierung neuer Projekte bei der Arvato bringen. (4)
Deutschlands größter Zeitungsverlag Axel Springer ("Bild", "Welt") liegt für das Jahr 2011 im Plan. Die Gesamterlöse stiegen in den ersten neun Monaten um 11,7 Prozent auf 2,3 Milliarden Euro, das Betriebsergebnis um 15,7 Prozent auf 446 Millionen Euro. Bereinigt um die in diesem Jahr getätigten Übernahmen bleibt ein Konzernüberschuss von 259,5 Millionen Euro. Während das Digital- und das Auslandsgeschäft brummen, bleiben die Zeitungen das Sorgenkind. Hier gingen die Erlöse in den ersten neun Monaten um 2,3 Prozent auf 854 Millionen Euro zurück. Gleichwohl betont Springer, dass die Zeitungssparte "hochprofitabel" sei. (5)
Ein weiterer Großverlag ist die WAZ Mediengruppe. Hauptblatt ist die "Westdeutsche Allgemeine Zeitung". Im Ruhrgebiet gehören noch die "Neue Ruhr/Rhein Zeitung", die "Westfalenpost" und die "Westfälische Rundschau" dazu. Bei der WAZ-Gruppe hatten zuletzt die Eigentümer für Schlagzeilen gesorgt. Petra Grotkamp hat ihren Mitgesellschaftern von der Brost-Holding 500 Millionen Euro geboten; im Gegenzug sollen die Brost-Gesellschafter ihren Anteil von 50 Prozent auf sie übertragen. Mit den Veränderungen im Gesellschafterkreis soll auch ein strategischer Wechsel des Verlags einhergehen, die Gruppe soll sich wieder stärker auf das Inlandsgeschäft konzentrieren. Der Verlag ist vor allem in Osteuropa stark engagiert. Interesse an der WAZ hatte zuletzt auch Axel Springer bekundet. (6)
Derweil laufen bei der Burda Media Holding die Geschäfte rund. Die Prognose für 2011 liegt jetzt bei 2,1 Milliarden Euro Nettoumsatz, bisher hatte man zwei Milliarden Euro prognostiziert. Im ersten Halbjahr kletterte der Umsatz um 24 Prozent auf eine Milliarde Euro. Das Wachstum kommt aus dem Internetgeschäft, dem Auslandsbereich und der Druckereisparte. Bei letzterer allerdings nur aufgrund einer Akquisition. Den deutschen Verlagsbereich bezeichnete Burda als "stabil". (7)
Die privaten Fernsehsender
Die RTL Group, Europas größter Fernseh- und Radiokonzern, ist für die Konzernmutter Bertelsmann ein verlässlicher Gewinnbringer. In den ersten neun Monaten 2011 legten die Umsätze um 4,4 Prozent auf knapp vier Milliarden Euro zu. Der operative Gewinn kletterte um 4,6 Prozent auf 701 Millionen Euro. RTL hat insbesondere im dritten Quartal von einer guten Werbekonjunktur in Deutschland, Frankreich und den Niederlanden profitiert. Höhere Umsätze verzeichnete auch die Produktionstochter Fremantle (Ufa, Teamworx, Grundy). Bertelsmann hält derzeit knapp 92 Prozent aller Aktien von RTL. In Deutschland gehören die Sender RTL, RTL2, SuperRTL, n-tv und Vox zur Gruppe. (8)
Für die Sendergruppe ProSiebenSat.1, zu der Kabel 1 und 9live gehören, laufen die Geschäfte weiterhin gut. Die Unternehmensspitze erwartet ein "weiteres Rekordjahr". Den Gewinnzuwachs in den ersten neun Monaten 2011 von elf Prozent auf 532 Millionen Euro hat der Konzern auch eiserner Kostendisziplin zu verdanken. Der Umsatz stieg im gleichen Zeitraum um 6,2 Prozent auf rund 1,9 Milliarden Euro. Vor einem halben Jahr hatte der Konzern seine Töchter in Belgien an den Medienkonzern Sanoma aus Finnland verkauft. In der Folge sank die Nettofinanzverschuldung von drei Milliarden auf 2,1 Milliarden Euro. Die Finanzinvestoren Permira und KKR, die sich 2006 in den Sender eingekauft hatten, hatten diesem bei ihrem Einstieg einen hohen Schuldenberg aufgeladen. (9)
Auch für den chronisch defizitären Bezahlsender Sky Deutschland lief es zuletzt etwas besser. In den ersten neun Monaten 2011 konnte man den Verlust um 70 Prozent auf 97 Millionen Euro reduzieren. Der Umsatz kletterte um mehr als 16 Prozent auf 831 Millionen Euro. Die Zahl der Abonnenten stieg um 200 000 auf 2,86 Millionen. Eine Prognose, wann Sky rentabel sein wird, will die Unternehmensspitze noch nicht abgeben. Um schwarze Zahlen zu schreiben, braucht der Sender etwas mehr als drei Millionen Abonnenten. Sky Deutschland prüft derzeit den Ausstieg aus der Formel-1-Übertragung, zudem gibt man den jahrelangen Kampf gegen Fußballübertragungen in der ARD-Sportschau auf. Der Sender will nun verstärkt in den Service und die Präsentation seiner Inhalte investieren. (10), (11)
Die öffentlich-rechtlichen Sender
Charakteristisch für Deutschland ist die starke Stellung des Gebühren finanzierten öffentlich-rechtlichen Rundfunksystems. Dieses umfasst die föderal gegliederte Arbeitsgemeinschaft der Rundfunkanstalten der Bundesrepublik Deutschland (ARD) sowie das zentral organisierte Zweite Deutsche Fernsehen (ZDF). Während die ARD das Erste Fernsehprogramm, die Dritten Programme sowie zahlreiche Hörfunkangebote betreibt, ist das ZDF ausschließlich im Fernsehen engagiert. Die Gebühreneinnahmen der öffentlich- rechtlichen Sender sind 2010 wieder zurückgegangen, und zwar um knapp 60 Millionen auf 7,54 Milliarden Euro. Gründe waren ein Rückgang der angemeldeten Geräte und die steigende Zahl von Befreiungen von der Rundfunkgebühr. Die Rückgänge sind mit ein Grund dafür, warum die Rundfunkgebühr ab 2013 auf ein Haushaltsmodell umgestellt wird. Zuletzt hatte der Mitteldeutsche Rundfunk angekündigt, dass er sparen müsse. (12)
Die Filmbranche
In Deutschland schwächelt der Kinomarkt. 2010 schrumpfte der Umsatz um sechs Prozent auf 920 Millionen Euro, die Besucherzahlen gingen gar um 13,5 Prozent auf 126,6 Millionen zurück. Für die Filmindustrie sind die Kinoumsätze zwar nicht das größte Standbein, dafür aber richtungsweisend. Denn das Kino ist das erste Glied in der Verwertungskette. Der Erfolg dort entscheidet darüber wie das weitere Geschäft verläuft, etwa mit den DVDs. Im Jahr 2000 betrug der Umsatz mit Kauffilmen in Deutschland 554 Millionen Euro, 2010 waren es 1,4 Milliarden Euro. Im traditionell starken ersten Quartal ging diesmal aber der Absatz mit den DVDs zurück. Dies hat die Branche geschockt. (13)
Constantin Medien ist über die Tochter Constantin Film der führende Filmproduzent und -verleiher in Deutschland. In den ersten neun Monaten schrumpfte bei den Münchnern der Umsatz um 3,2 Prozent auf 309 Millionen Euro, das Betriebsergebnis ging um 29 Prozent auf 2,8 Millionen Euro zurück. Grund war die schwache Entwicklung im Filmgeschäft. Dies konnte auch nicht die bessere Entwicklung in den Bereichen Event-Marketing und Sport, zu dem der Sender Sport1 und die Produktionstochter Plazamedia gehören, ausgleichen. (19)
Medien und Zeitungen international
Die Medienbranche ist nach dem Einbruch in der Rezession 2009 auf den Wachstumspfad zurückgekehrt. 2010 bezifferten sich die Umsätze weltweit auf 1,42 Billionen Dollar. Für die kommenden Jahre wird ein jährliches Wachstum von 5,7 Prozent prognostiziert. Damit verbunden ist ein starker Anstieg des Anteils digitaler Medien, und zwar von 15 Prozent im Jahre 2006 auf 33 Prozent im Jahr 2015. Die globale Zeitungsauflage sinkt jedoch nach wie vor. Grund ist die Entwicklung in der westlichen Welt. In einigen Ländern in Asien steigt dagegen die Auflage. Die deutsche Medienwirtschaft dürfte bis 2015 jährlich um 3,4 Prozent auf 103 Milliarden Dollar wachsen. Damit wäre Deutschland der viertgrößte Medienmarkt nach den USA, Japan und China. (14), (20)
Die weltgrößten Medienkonzerne kommen aus den USA. Bei Time Warner ist die Entwicklung zweigeteilt. Im dritten Quartal haben die Amerikaner zwar erneut mehr verdient, als erwartet worden war, auch der Umsatz stieg um elf Prozent auf 7,1 Milliarden Dollar. Gleichwohl war dies fast nur auf den Erfolg des letzten Teils der Harry-Potter-Filmreihe zurückzuführen. Ohne diesen wäre das operative Ergebnis geschrumpft, da das Fernsehgeschäft und das Verlagswesen rückläufige Ergebnisse ausweisen mussten. Time Warner will sich nun der niederländischen TV-Produzenten Endemol einverleiben. (15)
In Europa legten die Umsätze der größten Medienunternehmen 2010 wieder zu, nachdem sie 2009 krisenbedingt gefallen waren. Insbesondere die Fernsehsender profitierten von der Erholung des Werbemarkts. Die größten prozentualen Zuwächse zeigen sich mit jeweils rund 30 Prozent Plus beim spanischen TV-Anbieter Telecinco und bei der italienischen Panini-Gruppe. Letztgenannte dürfte vom großen Interesse an ihren Sammelbildchen im Zuge der Fußball-WM 2010 profitiert haben. Rückgänge verbuchten dagegen zahlreiche Zeitungs- und Zeitschriftenhäuser. (18)
In Frankreich hat sich der Medien- und Telekomkonzern Vivendi eine strenge Kostendisziplin verordnet. Der Konzern fürchtet sonst seine "BBB"-Bonitätsnote zu verlieren". Deswegen gibt es vorerst keine Zukäufe mehr. Vivendi hatte zuletzt sein Kerngeschäft verstärkt. Im Juni übernahm der Konzern die alleinige Kontrolle für den französischen Mobilfunkanbieter SFR. Auch das Fernsehgeschäft rund um die Pay-TV-Tochter Canal Plus baut Vivendi aus. Zudem hat Vivendi für 1,9 Milliarden Dollar das Tonträgergeschäft von EMI übernommen, um es mit der Tochter Universal Music Group zu verschmelzen. (17)
Die französische Mediengruppe Lagardère stand 2011 vor tiefgreifenden strukturellen Änderungen, die aus der geplanten Börsennotierung der 20-prozentigen Beteiligung am Pay-TV-Sender Canal Plus sowie die Veräußerung der Magazin-Sparte resultierten. Schon 2010 waren die Betriebserträge des Herausgebers der Magazine "Elle" und "Paris Match" im Verlagsgeschäft ohne großen Buch-Bestseller rückläufig und auch der Betriebsgewinn im Sportrechtegeschäft ging um rund die Hälfte auf 28 Millionen Euro zurück. Für 2011 musste der Konzern angesichts der sich noch verschärfenden Probleme in der Sportsparte erneut sein Gewinnziel für das Mediengeschäft nach unten korrigieren, der Betriebsgewinn wird voraussichtlich zwischen fünf und zwölf Prozent zurückgehen. (25), (26)
In Italien könnte nach dem Rücktritt des Ministerpräsidenten Silvio Berlusconis dessen Medienkonzern Fininvest Ungemach drohen. Noch kontrolliert die Gruppe knapp 40 Prozent des Marktes und über 60 Prozent der Werbeeinnahmen. Das könnte sich aber bald ändern. Die Konkurrenz kann Berlusconi nun nicht mehr kleinhalten. Vor allem der Pay-TV-Sender Sky Italia des Medienunternehmers Rupert Murdoch könnte Berlusconi gefährlich werden. (16), [Abb. 3]
Trends
Nachwuchsmangel in der Medienbranche?
Meist ähneln sich die Themen, die die Verleger alljährlich auf den Zeitschriftentagen in Berlin besprechen. In diesem Jahr haben sich die Zeitschriftenmacher aber erstmals die Frage gestellt, ob sie denn als Arbeitgeber überhaupt noch attraktiv seien. Lange Zeit mussten sie sich diese Frage nicht stellen, denn die Medienbranche war für junge Leute attraktiv. Bis Ende der neunziger Jahre konnte man davon ausgehen, in der Medienbranche gutes Geld zu verdienen, Aufstiegsmöglichkeiten zu haben und berufliche Sicherheit. Dem ist nach den vielen Streich- und Sparrunden längst nicht mehr so, weder im kaufmännischen noch im redaktionellen Bereich. Offenbar schreckt dies kreative Nachwuchskräfte ab. Auf den Zeitschriftentagen hieß es: "Es wird schwieriger, geeignete Fachkräfte zu finden." (21)
EuGH kippt Exklusiv-Vermarktung der Fußball-TV-Rechte
Ein richtungsweisendes Urteil hat es zuletzt in punkto Fernsehrechte im Profifußball gegeben. So hat der Europäische Gerichtshof (EuGH) eine Änderung der Exklusiv-Vermarktung im Pay-TV-Bereich beschlossen. Demnach dürfen künftig ausländische Decoderkarten zum Empfang von Übertragungen im Bezahlfernsehen genutzt werden. Das heißt Fußballfans können in Zukunft Verträge mit ausländischen Anbietern abschließen, die Live-Spiele aus der Bundesliga kostengünstiger anbieten als der hiesige Pay-TV-Anbieter Sky Deutschland. Die Preise für nationale Übertragungsrechte dürften gewaltig unter Druck geraten. Bislang hatten die Profiklubs gehofft, bei der Ende des Jahres beginnenden Ausschreibung für die TV-Rechte ab der Saison 2013/2014 mehr als die bislang erzielten 412 Millionen Euro pro Jahr zu erhalten. Für die Deutschland-Rechte zahlt Sky Deutschland im Jahr rund 240 Millionen Euro. (22)