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Buch

Schluss mit dem Diätwahn und zurück zu einem natürlichen Körpergefühl und Essgenuss ohne schlechtes Gewissen – diese Botschaft vermitteln die beiden Autorinnen in ihrem Buch Intuitiv abnehmen. Denn wer bewusst isst und genau auf die Signale seines Körpers hört, der wird schnell ein natürliches Verhältnis zum Essen entwickeln. So fällt es ganz leicht, stressfrei und auf natürliche Weise abzunehmen.

Autorinnen

Elyse Resch ist seit 30 Jahren als Ernährungstherapeutin mit eigener Praxis tätig. Ihr Spezialgebiet sind Esstörungen, intuitives Essen und präventive Ernährung. Sie lebt in Beverly Hills, Kalifornien.

Evelyn Tribole ist Ernährungswissenschaftlerin mit eigener Praxis. Sie war Ernährungsexpertin bei »Good Morning America« sowie nationale Sprecherin der American Dietic Association. Sie lebt in Newport Beach, Kalifornien.

Elyse Resch
Evelyn Tribole

Intuitiv
abnehmen

Zurück zu natürlichem
Essverhalten

Aus dem Amerikanischen
von Gabriele Lichtner

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Alle Ratschläge in diesem Buch wurden von den Autorinnen und vom Verlag sorgfältig erwogen und geprüft. Eine Garantie kann dennoch nicht übernommen werden. Eine Haftung der Autorinnen beziehungsweise des Verlags und seiner Beauftragten für Personen-, Sach- und Vermögensschäden ist daher ausgeschlossen.
Dieses Buch ist eine Empfehlung, kein medizinisches Handbuch. Es ist kein Ersatz für eine Behandlung, die Ihnen vielleicht vom Arzt verordnet wurde. Falls Sie den Verdacht hegen, ein gesundheitliches Problem zu haben, raten wir Ihnen dringend, kompetente medizinische Hilfe zu suchen. Beachten Sie, dass der Nahrungsbedarf von Person zu Person verschieden ist, je nach Alter, Geschlecht und Gesundheitszustand. Die hier dargestellten Informationen sollen Ihnen dabei helfen, fundierte Entscheidungen zu Ihrer Ernährung und Ihrer Gesundheit selbst zu treffen.
Anmerkung der Autorinnen: Die Namen und Berufe unserer Klientinnen und Klienten haben wir in diesem Buch zur Wahrung ihrer Anonymität geändert. Wenn wir uns auf unsere Arbeit mit einzelnen Klientinnen oder Klienten beziehen, benutzen wir die Pronomen »wir« und »uns«, anstatt jedes Mal anzugeben, wer von uns beiden mit einer speziellen Klientin gearbeitet hat. Wir haben jedoch beide unsere eigene Klientel und arbeiten in unseren Praxen nicht als Team.
Copyright © 2013 der deutschsprachigen Ausgabe
Wilhelm Goldmann Verlag, München, in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH,
Neumarkter Str. 28, 81673 München.
Copyright © 1995, 2003, 2012 Evelyn Tribole/Elyse Resch
Originaltitel: Intuitive Eating
Originalverlag: St. Martin’s Press, New York
Umschlaggestaltung: Uno Werbeagentur, München
Umschlagillustration: © FinePic, München
Satz: Uhl + Massopust, Aalen
BK · Herstellung: IH
ISBN 978-3-641-10445-0
V004
www.goldmann-verlag.de

Für unsere Klientinnen und Patientinnen,
von denen wir so viel gelernt haben.

Inhalt

Vorwort

Einleitung

1. Nie wieder Diät!

Symptome des Diät-Rückschlags

Das Diät-Paradoxon

Diäten können nicht gegen
die Natur ankommen

2. Welcher Esstyp sind Sie?

Die Esspersönlichkeiten

Wenn Ihre Esspersönlichkeit gegen Sie arbeitet

Vorstellung des intuitiven Essers

Wie der intuitive Esser in Ihnen verschüttet wurde

3. Die Prinzipien intuitiven
Essens: Überblick

4. Den intuitiven Esser
wecken: Stufen

Sie können es schaffen!

5. Prinzip 1:
Legen Sie die Diätmentalität ab

Die Diätlücke

Die »Eine-letzte-Diät«-Falle

Pseudo-Diäthalten

Wie Sie die Diätmentalität ablegen

6. Prinzip 2:
Honorieren Sie Ihren Hunger

Mechanismen, die Hunger auslösen

Grundlegende Essenstherapie:
Honorieren Sie Ihren Hunger

Wenn der Hunger schweigt

Wie Sie Ihren biologischen
Hunger honorieren

7. Prinzip 3:
Schließen Sie Frieden
mit dem Essen

Grundregeln der Entbehrung

Wieso kann man überhaupt Diäten machen?

Der Schlüssel: bedingungslose
Erlaubnis zum Essen

8. Prinzip 4: Sagen Sie der
Essenspolizei den Kampf an

Essensgeschwätz

Wer spricht da?

Selbstbotschaften: Waffenarsenal
im Kampf gegen die Essenspolizei

Negative Selbst-Beobachtungen
(und was Sie dagegen tun können)

9. Prinzip 5:
Spüren Sie Ihre Sättigung

Angenehme Sättigung erkennen

Wie Sie Ihre Sättigung respektieren

Die Sättigungsfaktoren

Wenn man nicht aufhören kann zu essen

Wenn man das Gefühl hat, es fehlt etwas

10. Prinzip 6:
Entdecken Sie den Genussfaktor

Haben Sie keine Angst davor,
Ihr Essen zu genießen

Wie Sie den Genuss am Essen zurückgewinnen

Es muss nicht immer alles perfekt sein

Holen Sie sich Ihr Recht auf
genussvolles Essen wieder

11. Prinzip 7:
Bewältigen Sie Ihre Gefühle
ohne den Einsatz von Essen

Das Spektrum emotionalen Essens

Emotionale Auslöser

Umgang mit emotionalem Essen

Ihre Bedürfnisse ohne Essen befriedigen

Wie emotionales Überessen
schadet und hilft

Wenn das Essen seine Wichtigkeit verliert

Ein sonderbares Geschenk

12. Prinzip 8:
Respektieren Sie Ihren Körper

Körperbild:
Auf die Taille zu achten ist frustrierend

Warum »Respekt«?

Ihr natürliches Körpergewicht

Verabschieden Sie sich von der Fantasie

13. Prinzip 9:
Bewegung – fühlen
Sie den Unterschied

Barrieren gegen Sport durchbrechen

Körperliche Aktivität ist der
»Stressdämpfer« überhaupt

Der Anfang eines lebenslangen Engagements

Kann man zu viel Sport machen?

Ruhepausen sind hilfreich

14. Prinzip 10:
Erhalten Sie Ihre Gesundheit
mit sanfter Ernährung

Essenssorgen

Ernährung nach Zahlen?

Frieden mit der Ernährung schließen:
Gesundheit erreichen

15. Einen intuitiven
Esser großziehen:
Kinder und Teenager

Familienerfahrungen

Vorbildfunktion

Wie können Sie die angeborene Beziehung
Ihres Kindes zum Essen unterstützen?

Die Macht der Einschränkung
und Entbehrung

Das intuitive Esserlebnis
Ihres Kindes bestärken

Wenn die Beziehung zum Essen
schon geschädigt ist

Wenn Ihr Kind übergewichtig ist

Wenn Ihr Kind untergewichtig ist
oder nicht essen will

Jugendliche

Bewegung

16. Der Weg zur Heilung
von Essstörungen

Die Einbindung von intuitivem Essen in
die Behandlung von Essstörungen

Schlüsselmomente

Bereitschaft zum intuitiven Essen

17. Wissenschaftliche
Untersuchungen
zu intuitivem Essen

Breites öffentliches und wissenschaftliches Interesse nach Medienbericht

Wissenschaftliche Definition und
Messung intuitiven Essens

Studien verweisen auf Vorteile und
Merkmale intuitiven Essens

Faktoren, die intuitives Essen fördern
oder behindern

Akzeptanz und Körperanerkennung

Untersuchungen zur Behandlung von
Binge Eating und der Prävention
von Essstörungen

Zusammenfassung der Studien
zu intuitivem Essen

Epilog

Anhang A:
Häufige Fragen zum intuitiven Essen
und die Antworten darauf

Anhang B:
Schritt-für-Schritt-Anleitung

Danksagungen

Quellen

Register

Vorwort

Intuitiv abnehmen erschien in englischer Sprache unter dem Titel Intuitive Eating zum ersten Mal im Jahr 1995. Im Laufe der Jahre haben Tausende Menschen dieses Buch gelesen. Während des Lesens hatten sie im Innersten das Gefühl, genau zu verstehen, was wir meinten. Wir haben viele Briefe und E-Mails bekommen, in denen stand: »Sie schreiben über mich« oder »Woher wissen Sie, dass ich mich so fühle?« oder »Endlich versteht es jemand.« Aber während viele das Buch verstanden haben, gibt es andere, die fragten, was intuitives Abnehmen wirklich bedeutet. Werden wir von unserem Instinkt geleitet? Wissen wir einfach, was und wie viel und wann wir essen sollen? Bei der Vorstellung dieser dritten Ausgabe möchten wir daher die Gelegenheit ergreifen und so klar wie möglich beantworten, was intuitives Abnehmen wirklich ist. Intuitiv abnehmen bedeutet intuitiv essen. Um zu verstehen, warum wir mit all der für einen intuitiven Esser nötigen Weisheit geboren wurden, sind ein paar Grundkenntnisse über das menschliche Gehirn hilfreich. Wir können uns dann besser vorstellen, wie wir das Leben eines intuitiven Essers führen können, obwohl wir täglich mit schier unendlichen Wahlmöglichkeiten natürlicher und verarbeiteter Nahrungsmittel bombardiert werden – und mit den unerbittlichen Diätbotschaften, von denen es nur so wimmelt.

Wir Menschen funktionieren über das dynamische Zusammenspiel von Instinkt, Fühlen und Denken, zwischen denen das Gehirn der Vermittler ist und die zusammenarbeiten, um unser Leben zu dirigieren. Der Psychiater und Achtsamkeitsexperte Daniel Siegel nennt diesen Prozess »Mindsight« (innere Sicht). Es gibt drei Gehirnregionen, die für diese machtvolle Integration verantwortlich sind:

Die erste Region, der Hirnstamm, wird auch Reptilienhirn genannt, denn als die frühen Reptilien die Erde bevölkerten, agierten und reagierten sie ausschließlich nach ihrem Instinkt, der von diesem Teil gesteuert wird. Sie überlegten nicht und fühlten nicht – sie agierten einfach. Im Verlauf der Evolution entwickelte sich mit der Entstehung der Säugetiere auch eine andere Ebene der Hirnfunktion, das limbische System. Es ist verantwortlich für die Emotionen und soziales Verhalten. Die hier entstehenden Gefühle überlagern die instinktiven Reaktionen des Reptilienhirns. Die Instinkte, die im Stammhirn entstehen, werden zum limbischen System gesandt, wodurch die Wahrnehmung erweitert wird (Levine 1997). Schließlich entwickelte sich die dritte Hauptregion des Gehirns, das rationale Gehirn oder der Cortex. Das rationale Gehirn führt die Instinkte und Gefühle der anderen beiden Gehirnregionen zusammen, kontrolliert diese aber nicht, sondern nimmt die instinktiven und gefühlsmäßigen Teile unseres Wesens wahr und wägt sie ab. Im rationalen Gehirn entstehen Gedanken und Sprache.

Intuitives Essen umfasst alle drei Teile des menschlichen Gehirns. Bis zum Kleinkindalter folgen wir diesem Prozess der Ernährung unwillkürlich. Wenn wir älter werden, entscheiden wir häufiger auch aufgrund von Gedanken und Gefühlen, was und wie wir essen. Unseren Klientinnen erklären wir oft, dass wir nicht nur aus Zunge und Magen, sondern auch aus unserem Geist bestehen – unserem Verstand und unserer Psyche. Häufig hören wir: »Ich dachte, dass ich als intuitiver Esser alles essen könnte, was ich will. Also esse ich jetzt, was ich möchte und so viel wie ich möchte, wann immer ich mich danach fühle!« Diese Auffassung verzerrt den Grundsatz des intuitiven Essens. Es stimmt schon: Schließen Sie Frieden mit dem Essen und essen Sie, was Ihrem Gaumen gefällt. Geben Sie sich die Freiheit, ohne Bedingungen zu essen, und essen Sie so viel, wie Sie brauchen, um Ihren Körper zufriedenzustellen. Aber immer zu essen, wenn Sie gerade Lust dazu haben, ohne auf Ihren Hunger oder auf Ihr Sättigungsgefühl zu achten, wäre sicher keine sehr befriedigende Erfahrung und könnte Ihnen körperliches Unwohlsein bereiten. Sich auf die Sättigungshinweise Ihres Körpers einzustellen, ist ein wichtiger Teil des intuitiven Essens.

Als intuitiver Esser vertrauen Sie Ihrem Gehirn, denn es ist Teil Ihres Körpers. Während Sie die Prinzipien des intuitiven Essens anwenden, legen Sie Informationen in den Gedächtnis-»Ordnern« ab, die in Ihrem Gehirn gelagert sind. Wenn Sie Hunger haben, müssen Sie für die Entscheidung, was Sie essen, einige dieser Ordner hervorholen. Sie werden einschätzen, wie hungrig Sie sind, und dann überlegen, welche Nahrungsmittel Ihren Hunger und Ihre Geschmacksknospen zufriedenstellen können. Vielleicht stellen Sie sich auch verschiedene Nahrungsmittel bildlich vor, ihren Geschmack, ihre Konsistenz, ihre Temperatur. Vielleicht öffnen Sie ebenfalls den Ordner, in dem vergangene Essenserfahrungen abgelegt sind, und fragen sich, ob das, was Sie gerade wählen wollen, ein anderes Mal gut für Sie war. Hat das Essen lange vorgehalten? Hat es Ihren Blutzucker hochgepusht, nur damit Sie bald darauf schon wieder Hunger bekamen? Hatten Sie nachher Verdauungsprobleme? Oder haben Sie dieses Essen voll und ganz genossen und wollen Sie es nun wieder haben? Auch Ihre Gefühle können ins Spiel kommen, wenn Sie Lust haben zu essen. Sind Sie vielleicht emotional aufgewühlt und wollen essen, um sich zu trösten und zu beruhigen? Oder haben Sie Langeweile und denken an bestimmte Nahrungsmittel, um sich zu zerstreuen? All dies könnte Ihre Entscheidung beeinflussen, was Sie essen und ob Sie überhaupt essen.

Am Anfang Ihrer Reise mit dem Ziel, wieder ein intuitiver Esser zu werden, werden Ihnen Hunger, Sättigung, Zufriedenheit, Gedanken und Gefühle rund ums Essen wahrscheinlich in extremem Maß bewusst werden. Ihr Gehirn muss dauernd mit Zunge und Magen in Einklang gebracht werden. Aber während Sie geübter darin werden, Ihre inneren Signale wahrzunehmen, übernehmen die Instinkte und Ihre intuitive Weisheit nach und nach eine größere Rolle im Essensprozess. Beim intuitiven Essen geht es also darum, dass Sie darauf zurückkommen, die für Sie nötigen Informationen abzurufen – Ihre Reptilien-Instinkte, Ihre Emotionen und Ihre rationalen Gedanken.

Wir können kaum glauben, dass es schon siebzehn Jahre her ist, dass Intuitiv abnehmen zum ersten Mal erschien. Auch wenn uns diese Zeit schnell vergangen ist, war sie angefüllt mit vielen wichtigen Erfahrungen. Wir haben unzählige Anrufe, E-Mails und Briefe von Menschen aus allen Teilen der USA und aus der ganzen Welt erhalten. Dadurch sind wir in Kontakt mit Menschen gekommen, die wir ohne dieses Buch niemals kennengelernt hätten. Wir haben viele Geschichten darüber gehört, wie Intuitiv abnehmen Leben verändert und Beziehungen zum Essen und zum Körper geheilt hat. Wir haben mit Menschen gesprochen, die am Anfang ihrer Reise waren und sich an uns wandten, weil sie einen stärker auf sie zugeschnittenen Prozess brauchten – in persönlichem oder telefonischem Kontakt. Viele haben uns ihren Dank ausgedrückt, für die das Buch der Einstieg zur Heilung war, mit dem sie den Prozess erfolgreich allein durchführen konnten.

Nicht selten wurden wir gefragt, ob wir in anderen Landesteilen Ernährungstherapeuten empfehlen können, die mit intuitivem Essen vertraut sind. Wir haben Vorträge gehalten, sind im Fernsehen aufgetreten und wurden im Hörfunk interviewt. In Zeitungs- und Zeitschriftenartikeln und im Internet sind wir zitiert worden. In den USA wurde Intuitiv abnehmen im ganzen Land in zahlreichen Programmen zur Beseitigung von Essstörungen eingesetzt. Kollegen haben uns um Erlaubnis gebeten, Intuitiv abnehmen zur Grundlage von College-Vorlesungen, Workshops und Seminaren zu machen.

Diese Erfahrungen waren für uns sehr wichtig. Wir konnten unsere Arbeit, die wir vorher nur in unseren Praxen oder übers Telefon durchgeführt hatten, ausweiten. Wir konnten die Philosophie von Intuitiv abnehmen denjenigen weitergeben, die wir nie erreicht hätten, wenn es das Buch nicht gegeben hätte.

Es hat uns sehr berührt zu erfahren, dass Intuitiv abnehmen das Leben so vieler Menschen verändert hat. Nicht wenige waren nach Jahren gescheiterter Diäten verzweifelt und schöpften nach dem Lesen von Intuitiv abnehmen zum ersten Mal wieder Hoffnung. Manche erzählten uns, dass sie ihren Kopf von den strafenden und obsessiven Gedanken über ihr Essverhalten und ihre Körperwahrnehmung befreien konnten, und dass diese Klärung Platz für positives Denken und den Entschluss schuf, tiefgreifende Veränderungen in ihrem Leben anzugehen. Viele berichteten von einem neuen, starken Gefühl der Selbstachtung, weil die Arbeit an einem Prozess, der den Wert ihrer inneren Stimme anerkennt, ihnen Stärke verlieh. Durch Intuitiv abnehmen haben sie gelernt, der Weisheit zu vertrauen, die immer in ihnen vorhanden, aber durch Jahre des Selbstzweifels verschüttet worden war. Der Zweifel an den ihnen angeborenen Essenssignalen hatte dazu geführt, dass sie auch an ihren Einstellungen zu vielen anderen Aspekten ihres Lebens gezweifelt hatten.

Wir haben Geschichten von Menschen gehört, die sich aus von Missbrauch geprägten Beziehungen lösten, von Menschen, die sich mit ihnen Nahestehenden, mit denen sie zerstritten waren, wieder versöhnten, und von Menschen, die bedeutende berufliche Veränderungen in Angriff genommen haben, nachdem sie ihren ständigen Kampf mit dem Essen und ihrem Körper nicht mehr zu führen brauchten. Uns wurde auch von Liebesbeziehungen berichtet, die für einige nicht möglich gewesen wären, solange sie mit Sorgen um ihren Körper und dem neuesten, zum Scheitern verurteilten Diätversuch beschäftigt waren. Intuitiv abnehmen hat all diesen Menschen die Freiheit gegeben, mit ihrem eigentlichen Leben fortzufahren, weil sie Selbstzweifel und Verzweiflung hinter sich lassen konnten.

Intuitiv abnehmen hat auch das Leben vieler unserer Berufskolleginnen und -kollegen verändert. Bei jeder Konferenz, an der wir teilnehmen, hören wir von Ernährungstherapeuten und Psychotherapeuten, wie dankbar sie sind, dieses Buch zu haben, um es ihren Patienten weiterzugeben. Auch wir selbst haben festgestellt, wie hilfreich es ist, ein Buch zur Hand zu haben, das wir unseren Patienten mit nach Hause geben können, damit sie jederzeit darin nachschlagen können. Manche haben uns sogar gesagt, dass es ihnen hilft, sozusagen einen Teil von uns mit sich nehmen zu können, falls sie Unterstützung brauchen!

In dieser dritten Ausgabe von Intuitiv abnehmen haben wir einige Teile hinzugefügt, durch die wir hoffen, eine breitere Leserschaft zu erreichen und allen noch mehr Werkzeuge zur Verfügung zu stellen. Wir haben ein Kapitel neu aufgenommen, in dem wir intuitives Essen bei Kindern und Jugendlichen behandeln. Damit wollen wir Eltern helfen, die angeborene innere Essensweisheit ihrer Kinder zu bewahren. Und wir möchten Eltern dabei helfen, eine schwierige Beziehung wieder zu heilen, die sich vielleicht bei ihren Kindern rund ums Essen entwickelt hat. Wie schön wäre es, wenn alle Kinder das ihnen angeborene intuitive Essen ihr ganzes Leben lang beibehalten könnten!

In einem weiteren neuen Kapitel geht es um die Forschung, die sich mit der Wirkung von intuitivem Essen beschäftigt. Als wir das Konzept des intuitiven Essens entwickelten, haben wir Hunderte Untersuchungen durchgesehen, die zusammen mit unserer klinischen Erfahrung die Grundlage für die Prinzipien des intuitiven Essens bildeten. Auch wenn unser Konzept auf Annahmen beruht, die durch Untersuchungen abgesichert sind (oder genauer gesagt davon angeregt sind), ist das nicht dasselbe, als wenn wir sagen: »Untersuchungen zeigen, dass intuitives Essen tatsächlich wirkt.« Nun können wir das.

Als Intuitiv abnehmen zum ersten Mal erschien, hatten wir keine Ahnung, dass unser Konzept so viele Untersuchungen anregen würde. Heute gibt es bereits mehr als fünfundzwanzig allein zum intuitiven Essen, und darüber hinaus werden zurzeit einige weitere durchgeführt.

Das Kapitel über Essstörungen haben wir auf den neuesten Stand gebracht und schildern dort, wann und wie die Prinzipien des intuitiven Essens bei der Behandlung von Essstörungen eingesetzt werden können. Außerdem haben wir uns stärker darauf konzentriert, wie man durch Essen Zufriedenheit erlangt, und sehen diesen Aspekt als treibende Kraft beim intuitiven Essen.

Sie werden sehen, wie tiefgreifend die durchs Essen zu erlangende Zufriedenheit durch alle anderen Prinzipien in diesem Buch beeinflusst wird. Darüber hinaus haben wir im ganzen Buch an vielen Stellen Aktualisierungen vorgenommen. Zum Beispiel sind wir im Laufe der Jahre sensibel dafür geworden, welche Wirkung die Erwähnung von Zahlen auf unsere Leser hat. Ob sich diese auf ihr Körpergewicht, ihre Körpergröße oder auf Portionsgrößen beziehen, diese Zahlen können zu Vergleichen und negativen Gefühlen führen. Daher haben wir so weit wie möglich auf die Angabe von Zahlen verzichtet.

Im aktualisierten Anhang finden Sie wichtige Adressen und Informationen. Die »Schritt-für-Schritt-Anleitung« im Anhang haben wir beibehalten. Diese Übersicht ist eine Wohltat für alte und neue Leser auf ihrer Reise zum intuitiven Essen. Wenn Sie das Buch zum ersten Mal in der Hand haben, können Sie wählen: Vielleicht möchten Sie zunächst das ganze Buch lesen und dann die Übersicht, um sich den Prozess zusammengefasst in Erinnerung zu rufen. Oder Sie lesen ein Prinzip nach dem anderen und nutzen gleich anschließend die Übersicht, um zu sehen, ob Sie auf dem richtigen Weg sind.

Schließlich möchten wir den vielen Menschen danken, die wir im Laufe der Jahre kennenlernen und mit denen wir arbeiten durften – sie waren unsere Lehrer und Inspiration. Danke!

Einleitung

Wenn man für jede Diät wie bei einem Vielfliegerprogramm Punkte bekäme, hätte sich manch einer schon eine Reise zum Mond und zurück verdient. Die boomende Abnehmindustrie verdient in den USA fast 60 Milliarden Dollar im Jahr und könnte davon diese Reise für mehrere Generationen finanzieren (Bacon und Aphramor 2011). Wir scheinen unsere Autos mehr zu respektieren als unseren Körper. Stellen Sie sich vor, Sie bringen Ihr Auto regelmäßig zum Mechaniker, damit dieser es neu einstellt; doch nachdem Sie viel Geld und Zeit investiert haben, funktioniert es immer noch nicht. Dafür würden Sie sich ganz sicher nicht selbst verantwortlich machen! Doch trotz der Tatsache, dass 90 bis 95 Prozent aller Diäten erfolglos sind, machen die meisten Menschen sich selbst dafür verantwortlich, nicht jedoch die Diät. Ist es nicht merkwürdig, dass wir bei einer so hohen Misserfolgsrate von Diäten nicht das Verfahren an sich in Frage stellen?

Als wir beide uns selbstständig gemacht und begonnen haben, als Ernährungsberaterinnen zu arbeiten, kannten wir uns noch nicht. Doch wir haben unabhängig voneinander erstaunlich ähnliche Beratungserfahrungen gemacht, die uns unsere Arbeit überdenken ließen. Das brachte uns dazu, unsere Arbeitsweise grundlegend anders zu gestalten, und war Jahre später der Auslöser für dieses Buch.

Obwohl wir unabhängig voneinander praktizierten, schworen wir uns beide das Gleiche: Wir wollten nicht mehr mit Gewichtskontrolle arbeiten, was wir als Falle ansahen. Doch während wir versuchten, die Beratung zur Gewichtsabnahme zu vermeiden, bekamen wir von Ärzten weiterhin Patienten überwiesen. Normalerweise hatten sie zu hohen Blutdruck und einen zu hohen Cholesterinspiegel. Was auch immer ihre medizinischen Probleme waren, Gewichtsabnahme wurde als Schlüssel zu ihrer Behandlung angesehen. Wir aber wollten es anders machen. Unsere Patienten sollten erfolgreich sein, sie sollten zu der kleinen Gruppe von fünf bis zehn Prozent gehören, die tatsächlich abnehmen.

Wir entwarfen Essenspläne, angepasst an die Vorlieben und Abneigungen, den Lebensstil und die besonderen Notwendigkeiten unserer Patienten. Diese Pläne beruhten auf dem weithin anerkannten »Austauschsystem«, das von vielen für diabetische Essensplanung und Gewichtskontrolle benutzt wird. Wir sagten unseren Patienten, dass es sich nicht um eine Diät handelte, denn auch damals wussten wir schon, dass Diäten nicht funktionieren. Wir machten uns mit scheinbar vernünftigen Argumenten selbst vor, dass diese Essenspläne keine Diäten waren; schließlich konnten unsere Klienten zwischen Huhn, Pute, Fisch oder magerem Fleisch wählen. Sie konnten einen Bagel oder einen Muffin oder ein Toastbrot essen. Wenn sie unbedingt einen Keks wollten, konnten sie einen haben (nicht fünf!). Sie mussten sich niemals hungrig fühlen. Wenn sie ein unstillbares Verlangen nach einem bestimmten Nahrungsmittel hatten, dann sollten sie es ohne Schuldgefühl essen. Zugleich sagten wir ihnen sanft, aber bestimmt, dass es beim Erreichen ihres Ziels hilfreich sei, sich an ihre Pläne zu halten. Jede Woche wurde gewogen, und schließlich erreichten sie ihr Zielgewicht.

Doch nach einiger Zeit riefen uns dieselben Patientinnen und Patienten an und baten erneut um Hilfe. Sie hatten wieder zugenommen. Sie entschuldigten sich dafür, aber aus irgendeinem Grund könnten sie sich nicht mehr an den für sie ausgearbeiteten Plan halten. Vielleicht bräuchten sie jemanden, der sie überwachte? Sie fühlten sich schuldig und demoralisiert.

Obwohl es unser Plan war, der nicht funktioniert hatte, nahmen unsere Patienten alle Verantwortung für das Scheitern auf sich. Sie vertrauten uns – wir waren die »großen Ernährungsexpertinnen«, die ihnen geholfen hatten abzunehmen. Daher hatten sie etwas falsch gemacht, nicht wir. Mit der Zeit wurde klar, dass irgendetwas mit unserem Ansatz nicht stimmte. All unsere guten Absichten verstärkten nur einige sehr negative, minderwertige Vorstellungen, die unsere Patienten von sich selbst hegten – dass sie nicht genügend Selbstdisziplin hätten, dass sie es nicht schaffen könnten und daher schlecht wären. Das führte zu einer Anhäufung neuerlicher Schuldgefühle.

Das war ein Wendepunkt. Wie konnten wir es moralisch vertreten, unseren Patienten Dinge beizubringen, die ernährungstechnisch und logisch betrachtet gesund zu sein schienen, aber gleichzeitig einen so emotionalen Aufruhr verursachten? Andererseits – wie konnten wir etwas unberücksichtigt lassen, das eine so tiefgreifende Wirkung auf die zukünftige Gesundheit der Patienten hatte?

Während wir uns mit diesen Fragen herumschlugen, arbeiteten wir uns durch Literatur, die eine völlige Abkehr von Diäten empfahl. Dort wurde eine Art zu essen vorgeschlagen, bei der die Wahl völlig freigestellt wurde, ohne Rücksicht darauf, welche Nährwerte man zu sich nahm. Zunächst waren wir sehr skeptisch, wenn nicht sogar ablehnend. Wir reagierten mit selbstgerechter Empörung. Wie konnten wir als Ernährungswissenschaftlerinnen (offiziell registrierte Diätberaterinnen), die den Zusammenhang zwischen Ernährung und Gesundheit studiert hatten, eine Art zu essen gutheißen, die die Grundlage unseres Wissens und unserer Philosophie zu negieren schien?

Allerdings: Die gesunden Essenspläne halfen den meisten unserer Klienten nicht, ihr Gewicht auf Dauer zu kontrollieren. Trotzdem erschien uns der Ansatz, diese Art der Ernährung über Bord zu werfen, gefährlich.

Schließlich lösten wir den Konflikt, indem wir das Konzept des intuitiven Essens entwickelten. Es ist eine Brücke zwischen der wachsenden Anti-Diät-Bewegung und der Gesundheitsgemeinde. Während die Anti-Diät-Bewegung Diäten ablehnt und eine Akzeptanz des Körpers begrüßt (dankenswerterweise), wird oft versäumt, auf gesundheitliche Risiken aufmerksam zu machen. Wie kann man gleichzeitig eine Versöhnung mit verbotenen Themen rund ums Essen herbeiführen und gesund essen, ohne jedoch eine Diät zu machen? In diesem Buch sagen wir Ihnen, wie es geht.

Die meisten unserer Klientinnen fühlen sich in ihrem Körper nicht wohl, wissen aber nicht, wie sie das ändern sollen. Intuitiv abnehmen bietet Ihnen eine neue Art zu essen, bei der Sie nicht kämpfen müssen und die gesund für Körper und Geist ist. Es handelt sich um eine Vorgehensweise, die Sie von den Fesseln einer Diät befreit (die nur zu Entbehrung, Rebellion und neuerlicher Gewichtszunahme führen). Es bedeutet, dass Sie zurück zu Ihren Wurzeln gehen und Ihrem Körper und seinen Signalen vertrauen.

Wir hoffen, dass Ihr Leben durch intuitives Essen eine positive Wendung nimmt – bei unseren Klientinnen hatte es diese Wirkung.

»Sagen Sie Ihren Leserinnen auf jeden Fall Folgendes: Wenn sie einen Essanfall haben, kann sich das als eine großartige Erfahrung herausstellen, weil sie in der Folge dieses Anfalls viel über ihre Gedanken und Gefühle lernen.«

»Wenn Sie eine Zeit lang abwarten, um herauszufinden, ob Sie wirklich Hunger haben, heißt das nicht, dass Sie nicht essen dürfen, wenn Sie merken, dass Sie keinen Hunger haben. Es ist nur eine Pause, um sicherzugehen, dass Sie nicht automatisch essen. Wenn Sie trotzdem essen wollen, können Sie das tun!«

»Wenn ich zu einer Beratungsstunde komme, fühle ich mich, als ob ich zum Beichten zu einem Priester gehe. Das kommt von all den Malen, die ich zu einem Diätberater gegangen bin und ihm nach dem Wiegen sagen musste, dass ich gesündigt hatte. Das Gefühl hat nichts mit Ihnen zu tun, es kommt von meiner inneren Essenspolizei.«

»Ich fühle mich, als wäre ich aus dem Gefängnis entlassen worden. Ich bin frei und denke nicht mehr die ganze Zeit nur ans Essen.«

»Manchmal ärgere ich mich, weil das Essen seine Magie verloren hat. Nichts ist mehr so reizvoll wie vorher, als es verboten war. Ich suche nach dem alten Nervenkitzel, der durch Essen bei mir ausgelöst wurde, aber mir ist klar, dass die aufregenden Momente in meinem Leben nicht mehr vom Essen herrühren.«

»Mit der Erlaubnis kommt die Wahl. Und es ist ein ungeheuer starkes Gefühl, etwas danach auswählen zu können, was ich selbst möchte, und nicht danach, was mir irgendjemand vorschreibt.«

»Nachdem ich meine Essanfälle aufgegeben hatte, fühlte ich mich manchmal ziemlich niedergeschlagen und manchmal sogar voller Wut. Ich merkte, dass das Essen meine schlechten Gefühle überdeckt hatte. Aber es hatte auch meine guten Gefühle überdeckt. Und lieber habe ich gute und schlechte Gefühle, als dass ich gar nichts fühle!«

»Als ich merkte, wie sehr ich Essen und Diäten benutzte, um mit meinem Leben klarzukommen, wurde mir plötzlich bewusst: Ich muss meine belastende Lebenssituation verändern, wenn ich jemals aufhören will, Essen als Bewältigungsstrategie einzusetzen.«

Achtsames Essen contra intuitives Essen – gibt es einen Unterschied?

Als 1995 die erste Ausgabe von Intuitiv abnehmen herauskam, wurde der Begriff »achtsames Essen« noch kaum verwendet. Wir benutzten den Begriff »bewusstes Essen«, um zu beschreiben, dass man während des Essens diesen Vorgang ganz bewusst wahrnimmt. Vier Jahre später, 1999, wurde die erste Untersuchung zu »achtsamem Essen« veröffentlicht (Kristeller und Hallett 1999). Jetzt verwenden auch wir diesen Begriff oft, weil er inzwischen allgemein gebräuchlich ist.

Das von engagierten Experten verschiedener Disziplinen ins Leben gerufene Center for Mindful Eating (TCME) beschreibt drei wichtige Aspekte, die achtsames Essen kennzeichnen:

Sich die positiven und nährenden Möglichkeiten bewusst machen, die durch das Herstellen und Konsumieren von Essen entstehen, während man seine eigene innere Weisheit respektiert.

Essen auswählen, das sowohl genussreich als auch nährend ist, indem man alle Sinne einsetzt, um zu erforschen, zu kosten, zu schmecken und zu genießen.

Lernen, sich der physischen Hunger- und Sättigungssignale bewusst zu sein, um sich von ihnen bei der Entscheidung leiten zu lassen, wann man zu essen anfängt und wann man damit aufhört.

Intuitives Essen schließt die Prinzipien des achtsamen Essens ein, beruht aber auf einer noch weiter reichenden Philosophie; dazu gehören die Probleme kognitiver Fehleinschätzungen und emotionalen Essens, die Zufriedenheit als der Hauptaspekt beim Essen, körperliche Aktivität/Bewegung, um sich gut zu fühlen, die Abkehr von der Diätmentalität, die urteilslose Anwendung von Ernährungsinformationen und das Respektieren des eigenen Körpers, egal, wie man sich mit dessen Form fühlt.

Intuitives Essen ist ein dynamischer Prozess, bei dem Geist, Körper und Essen in Einklang gebracht werden. Allen, die sich mit Essproblemen abmühen, können achtsames Essen und intuitives Essen beim Erlangen eines normalen Essverhaltens helfen.