Im Herbst 2014 wurde bekannt, der britische National Health Service wolle in Zukunft Ärzten für jede Demenzdiagnose 55 Pfund bezahlen. Die Empörung war groß: Steigt so nicht das Risiko von Fehldiagnosen? Wissen Ärzte nicht auch ohne solche Anreize, was zu tun ist? Das Beispiel zeigt, daß die Logik des Neoliberalismus trotz der großen Krise weiterhin auf dem Vormarsch ist.
Der damit verbundene Wandel betrifft alle Lebensbereiche: Schulen, Krankenhäuser und Polizei werden im Rahmen des großen Zahlenspiels umstrukturiert und dem Diktat der Kennziffern unterworfen; aus Studenten und Fahrgästen sollen Kunden werden, die agieren wie Rechenmaschinen. Auf dem Weg in die »Informationsgesellschaft« bleibt eine zentrale Ressource auf der Strecke: das Wissen selbst.
Colin Crouch zeichnet nach, wie der Neoliberalismus alternative Formen des Wissens und der Expertise korrumpiert. Anders als seine Apologeten behaupten, ist der Markt keine perfekte Wissensmaschine, die aus anonymen Entscheidungen Transparenz herbeizaubert, im Gegenteil: Läßt man die Logik der Finanzmärkte ungehindert operieren, kann sie das Immunsystem unserer Gesellschaften zerstören.
Colin Crouch, geboren 1944, lehrte bis zu seiner Emeritierung Governance and Public Management an der Warwick Business School. Sein Buch Postdemokratie (es 2540) gilt als Klassiker der Zeitdiagnose. Für Das befremdliche Überleben des Neoliberalismus erhielt Crouch 2012 den Preis »Das politische Buch« der Friedrich-Ebert-Stiftung.
Colin Crouch
DIE BEZIFFERTE WELT
Wie die Logik der Finanzmärkte das Wissen bedroht
Postdemokratie III
Aus dem Englischen von Frank Jakubzik
Suhrkamp
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Der vorliegende Text folgt der Erstausgabe, 2015.
eBook Suhrkamp Verlag Berlin 2015
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Satz: Satz-Offizin Hümmer GmbH, Waldbüttelbrunn
Umschlaggestaltung: Hermann Michels und Regina Göllner
eISBN 978-3-518-74197-9
www.suhrkamp.de
Danksagung
1. Der Neoliberalismus und das Problem asymmetrischer Information
2. Das Wissen und die Privatwirtschaft
3. Der Verfall der Moral im öffentlichen Dienst
4. Wissen für Bürger, Konsumenten oder Objekte?
5. Bürger, Kunden, Politiker, Fachkräfte und Finanzleute
Bibliographie
Für Joan
Ohne die Mitarbeit meiner Frau Joan hätte ich dieses Buch nicht schreiben können. Sie hat nicht nur große Teile des Materials gesammelt, sondern ließ mich auch an Erfahrungen aus ihrer jahrelangen Tätigkeit im englischen Schulsystem teilhaben, die das Inspektionswesen, das Berufsethos qualifizierter Fachkräfte und andere Aspekte des öffentlichen Dienstes betrafen. Zudem unterstützte sie mich im Bemühen um eine dem allgemeinen Publikum zugängliche Ausdrucksweise.
Für Hinweise und Ermutigung danken möchte ich zudem meinen Lektoren John Thompson bei Polity Press und Heinrich Geiselberger bei Suhrkamp.
Wie stets bin ich für alle verbliebenen Irrtümer und Patzer allein verantwortlich.