Jurassic Dead

    

Rick Chesler

David Sakmyster

    





This Translation is published by arrangement with SEVERED PRESS, www.severedpress.com
Title: JURASSIC DEAD. All rights reserved. First Published by Severed Press, 2015. Severed Press Logo are trademarks or registered trademarks of Severed Press. All rights reserved.

 

Diese Geschichte ist frei erfunden. Sämtliche Namen, Charaktere, Firmen, Einrichtungen, Orte, Ereignisse und Begebenheiten sind entweder das Produkt der Fantasie des Autors oder wurden fiktiv verwendet. Jede Ähnlichkeit mit tatsächlichen Personen, lebend oder tot, Ereignissen oder Schauplätzen ist rein zufällig.

 

Impressum


überarbeitete Ausgabe
Originaltitel: JURASSIC DEAD
Copyright Gesamtausgabe © 2021 LUZIFER Verlag
Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

 

Cover: Michael Schubert
Übersetzung: Andreas Schiffmann
Lektorat: Astrid Pfister

  

Dieses Buch wurde nach Dudenempfehlung (Stand 2021) lektoriert.

  

ISBN E-Book: 978-3-95835-100-4

  

Sie lesen gern spannende Bücher? Dann folgen Sie dem LUZIFER Verlag auf
Facebook | Twitter | Pinterest

  

Sollte es trotz sorgfältiger Erstellung bei diesem E-Book ein technisches Problem auf Ihrem Lesegerät geben, so freuen wir uns, wenn Sie uns dies per Mail an info@luzifer-verlag.de melden und das Problem kurz schildern. Wir kümmern uns selbstverständlich umgehend um Ihr Anliegen.

  

Der LUZIFER Verlag verzichtet auf hartes DRM. Wir arbeiten mit einer modernen Wasserzeichen-Markierung in unseren digitalen Produkten, welche Ihnen keine technischen Hürden aufbürdet und ein bestmögliches Leseerlebnis erlaubt. Das illegale Kopieren dieses E-Books ist nicht erlaubt. Zuwiderhandlungen werden mithilfe der digitalen Signatur strafrechtlich verfolgt.

  

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Kapitel 1

 

Südlicher Polarkreis, russische Bohranlage Theta-1, fünf Meilen südlich von Vostok

 

Alex Ramirez wünschte sich, an der Oberfläche geblieben zu sein. Auf halbem Weg hinab in das gerade erst gebohrte Loch war die Temperatur tatsächlich auf milde -29 Grad Celsius gestiegen, und zumindest peitschten momentan keine brutalen Windböen mehr auf sie ein, doch er hätte die Kälte dieser Umgebung jederzeit vorgezogen. Genau genommen wünschte er sich mehr und mehr, daheim in San Diego geblieben zu sein.

Wie hatte er sich nur von Tony zu diesem Wahnsinn breitschlagen lassen können – zu dieser verrückten und todesmutigen Aktion, im Herzen zweier herzloser Nationen zu bohren und zu versuchen, sich auf Kosten der Natur zu bereichern?

Ach ja, richtig, dachte Alex, weil mein Vater einer dieser herzlosen Säcke ist.

In einem Szenario, das an ein Aufleben des Kalten Krieges im Jetzt erinnerte, hatten Russland und die USA an gegenüberliegenden Seiten eines riesigen Untergrundsees Lager aufgeschlagen, und kämpften um eine Entdeckung, welche die gesamte Welt der Wissenschaft in Atem hielt. Durch den hohen Druck von zwei Meilen dickem Eis war im Laufe von Jahrmillionen ein Hohlraum entstanden, der den Gletscher verdrängt, erhitzt und geschmolzen hatte, wodurch es schließlich zu diesem enormen unterirdischen Becken gekommen war.

Erste Untersuchungen hatten ergeben, dass es darin nur so vor mikroskopisch kleinen Bioorganismen wimmelte, die zum Teil Hunderte Millionen Jahre alt sein könnten.

In der Annahme, Wettbewerb fördere Innovationen und führe zum Erfolg, richteten die Vereinten Nationen ein Rennen aus, um zu erfahren, welches Land am schnellsten dort sein würde. Am Ergebnis hing viel mehr, als nur Stolz, denn die Forschungsergebnisse und die biologischen und mineralischen Funde dort unten konnten erheblich sein und – wie Alex und Tony befürchteten – dazu führen, dass der letzte unberührte Kontinent der Erde weiter ausgebeutet wurde. Die Antarktis war der einzige Ort auf dieser Welt, den die Großkonzerne in ihrer Gier noch nicht geschröpft hatten. Falls niemand einlenkte und diese winzigen Lebensformen schützte – die bestimmt nicht vor modernen Schadstoffen gefeit waren, geschweige denn weiteren Abtragungen, der Erosion und völligen Zerstörung ihres natürlichen Lebensraumes –, musste er sich dieser Aufgabe selbst annehmen.

Alex stellte nun die Kamera ein, die er auf einem Stativ um seinen Hals montiert hatte. Die Simultanaufnahme war aktiviert, sodass sie nicht nur das filmte, worauf er sie richtete, sondern auch die Umgebung seines Gesichts, während er sich abseilte.

»Wie weit noch?«, rief er unter seiner Kapuze ins Mikrofon.

Durch die vielen Schichten verstand er Tonys Antwort kaum. Aufgrund der anhaltenden Dunkelheit oberhalb und den noch dunkleren Verhältnissen hier unten nahm sein Nachtsichtgerät die leuchtenden Umrisse zwanzig Yards unter ihm nur schemenhaft wahr.

»Was?« Komm schon, Mann, lass mich nicht hängen – im wahrsten Sinn des Wortes.

Die Eisdecke verjüngte sich an dieser Stelle zu einem steilen Gefälle, wo der russische Bohrer umgelenkt worden war, und fiel dann schräg ab, je näher man der Öffnung zum See kam. Dieser lag laut seines GPS anderthalb Meilen voraus. Im Gegensatz zu der amerikanischen Grabungsstätte bot diese hier den Vorteil verschiedener Vorstoßarten, unter anderem über diesen Hang, doch dabei das Festgestein und andere Hindernisse zu meiden, war vermutlich schwieriger als ein geradlinig senkrechter Abstieg.

Alex schaute auf den Monitor der Kamera und vergewisserte sich noch einmal seiner Entfernung zu Tony, wobei er ihre beiden Icons dicht nebeneinander sah.

»… bringe die Ladungen an«, kam Tonys Stimme knisternd durch seine Hörmuschel. »Bin fast da.«

»Hör auf, Däumchen zu drehen! Kannst du mir mal sagen, warum du mich hier unten brauchst? Ich hätte doch auch an der Oberfläche bleiben können, um die Steigausrüstung im Auge zu behalten und aufzupassen, dass du nicht abstürzt und mit dem Arsch in den See plumpst.«

»Zur Sicherheit!«, rief Tony zurück. »Diese Mission ist wichtig und darf einfach nicht fehlschlagen. Wir haben nur einen Versuch, also wie gesagt: sicherheitshalber … und wegen unserer Wärmesignatur.«

»Was?«

»Die russische Basis befand sich genau hier, Mann. Jetzt mal ehrlich, obwohl es dort oben fast stockfinster ist und es extrem zieht, kannst du deine Hand darauf verwetten, dass sie Infrarotkameras und Sensoren haben. Wir können uns glücklich schätzen, wenn sie uns bisher nicht entdeckt haben.«

»Das hat nichts mit Glück zu tun«, erwiderte Alex. Er grunzte, nachdem er ungünstig mit dem Fuß aufgekommen war, und stieß sich dann weiter halb laufend, halb hüpfend nach unten vor, bis er endlich die Seilklemmen zu fassen bekam, um sich zu bremsen. Er hatte Tony fast erreicht, sah aber immer noch sehr wenig.

»Wir haben hart hierfür trainiert«, fügte er hinzu, nachdem er endlich festen Tritt gefasst hatte. »Und den ganzen Zuschuss verpulvert, den wir über Kickstarter zusammentragen konnten, um diese schicken Apparate, Grafiken und Schaubilder der Basen sowie Informationen über deren Sicherheitsvorkehrungen zu besorgen, nicht zu vergessen das Charterflugzeug von Chile aus.«

»Ich hätte das Geld besser in ein paar zusätzliche Flugstunden für dich investieren sollen.«

»Ich habe meine Prüfung bestanden!«

»Schon, aber mit eindeutig zu wenigen Stunden.«

»Du kennst doch den Spruch: Jede Landung, nach der man allein aussteigen kann …«

»Konnten wir, aber nur mit Mühe und Not, zumal die Maschine jetzt im Arsch ist. Hoffentlich hast du keine allzu hohe Kaution hinterlegt.«

»Alles nur Versicherungsbestimmungen, und überhaupt, wir kehren wahrscheinlich sowieso nicht zurück, jedenfalls nicht aus freien Stücken beziehungsweise ohne festgenommen zu werden. So lautete schließlich der Plan.«

»Ein Gefängnisschiff, was anderes bleibt uns nicht übrig.« Tony fuhr mit der Verdrahtung fort, klopfte noch mehr Eis rings um den C-4 fest und rieb sich anschließend die Hände. »Wie dem auch sei, wir brauchen uns keinen abzureißen. Die Bewachung dort oben ist ein Witz.« Er hob eine Hand, als sein Freund näherkam. Dann trat er zur Seite, woraufhin Alex die Augen wegen seiner Taschenlampe zukniff. Damit leuchtete er auf die Sprengstoffladung, für die er mit einem kleinen Pickel in seiner linken Hand einen Riss in das Eis geschlagen hatte.

»Es scheint so, als hätten sie alle eine Pause gemacht, um sich Wodka hinter die Binde zu kippen. Hoffentlich stellt uns die amerikanische Seite vor eine größere Herausforderung.«

Alex zuckte mit den Achseln. »Warum sind wir nicht einfach dankbar dafür?«

Die Leichtigkeit, mit der sie so weit gekommen waren, brachte ihn allerdings ins Grübeln. Das hätte er nie erwartet; eigentlich hatte er fest damit gerechnet, zu diesem Zeitpunkt mit Tony bereits in russischer Haft zu sitzen, und wäre ihm ein Anruf gestattet worden, hätte er sich aus dem Eis bei seinem Vater gemeldet, um ihm die frohe Kunde zu übermitteln, dass sein nichtsnutziger Spross es geschafft hatte, jemandem so richtig dumm zu kommen.

Dann hätte ihm sein werter alter Herr wenigstens mal ein bisschen Aufmerksamkeit zuteilwerden lassen. Sein Vater hatte die ganze Welt bereist, wobei er während Alex’ Kindheit stets fort gewesen war, um Fossilien und Zähne aus grauer Vorzeit zu suchen, und sich mehr um Tote als um noch Lebende geschert. Zu Letzteren hatte auch seine kranke Frau gezählt, die Mutter des Jungen. Mittlerweile wünschte sich Alex nichts lieber, als dass der alte Mann Leid erfuhr, egal in welcher Form – auch die Schmach eines irren, freisinnigen Sohnes, der aberwitzig gefährliche Wagnisse einging, um die Umwelt zu schützen und die kleinsten und schutzlosesten Geschöpfe auf der Erde zu retten.

»Bring die Zünder an«, trug ihm Alex im ernsten Tonfall auf, »dann statten wir dem anderen Team einen Besuch ab und hinterlegen ein ähnlich großzügiges Geschenk für sie.«

»Ein Doppelknall«, entgegnete Tony heiter, und Alex konnte sich ungefähr vorstellen, wie sich unter dem Visier seines Gefährten ein Grinsen ausbreitete.

»Hier ist alles fertig. Lass uns runtergehen, das Tauchboot stehlen – das hoffentlich noch dort liegt – und dann rüber zu unseren Landsleuten fahren, um deren Feuerwerk vorzubereiten. Danach lehnen wir uns zurück und genießen die … warte, was ist das?«

Alex’ Blick folgte dem Strahl der Taschenlampe nach unten.

Die Helligkeit störte die Bildqualität in seinem Visier, weil sie Eis und Nebel verstärkte. Er fuhr mit einer Hand darüber und schloss die Augen fast komplett.

»Oh scheiße, die Russen.«

Sie kamen aus dem Schatten der Tiefe, mindestens ein Dutzend Männer.

»Wo sind ihre Leinen?«, fragte Tony fassungslos.

Alex strengte die Augen an, um mehr erkennen zu können. Die Lufttemperatur fiel, während sich jene dunklen Gestalten – sie sprangen, hüpften und stiegen schneller herauf, als es Mensch und Tier hätten tun können – wie in stiller Übereinkunft bewegten, als verfolgten sie ein gemeinsames Ziel. »Ich sehe keine, sie … klettern einfach so.«

Und zwar unglaublich schnell.

Eine Woge umfassender, animalischer Furcht vor den nahenden Gestalten packte Alex, der sich mit einem Mal sicher war, dass es sich bei ihnen – egal was sie waren, da sie unmenschlich schnell mit schwindelerregenden und ruckartigen Bewegungen herankamen – nicht um die Russen handeln konnte. Jetzt nicht mehr.

»Wir müssen ganz schnell von hier verschwinden!«

Sie drehten sich um und traten den Rückweg an, obwohl sie wussten, es würde zwecklos sein, und dann stellten fest, dass die Flucht auch in diese Richtung unmöglich war.

Denn eine zweite Gruppe von Umrissen kauerte über ihnen und wartete geduldig, still und … hungrig auf sie.

 

Kapitel 2

 

»Letzte Chance«, schrie Tony. »Mir nach!«

Als ausgewiesener Draufgänger wusste Alex, dass dies nichts Gutes verhieß, doch sie hatten keine andere Wahl. Sein Nachtsichtgerät zeigte ihm die Russen als grün-schwarze Kleckse an, und ihnen voraus ging ein eisiger Hauch des Schreckens, der ihn auf der Stelle erstarren ließ. Er spürte die Wirkung der Schwerkraft – den Zug der Schwärze dort unten – und glaubte plötzlich, Flüsterstimmen in seinem Kopf zu hören, die ihn lockten, in die Tiefe vorzustoßen und sie zu erkunden …

Vielleicht hörte Tony sie auch, denn einen Moment später, gerade als sich das Getrappel und Scharren der vielen Stiefel mit einer Art unmenschlichem, fast reptilienhaften Zischen vereinte und von den glatten Eiswänden in der Grube widerhallte, nabelte er sich buchstäblich ab.

»Warte …«, rief Alex, als er erst die Schwingung an seinem Gurtzeug und schließlich einen Ruck spürte, doch dann … war Tony fort. Ein Knall wie ein Peitschenhieb ertönte, dann sauste er hinunter, mit eingezogenem Kopf wie ein Zirkusartist, der aus einer Kanone geschossen wird. Er verwandelte sich in einen kullernden Fleck und raste zwischen den heraufkommenden Soldaten hindurch, die sich umdrehten und ihn festhalten wollen, aber nur ins Leere griffen.

»Tony!« Alex kämpfte mit seinem Gleichgewicht, als er in der Luft hing und mit dem Armen ruderte, um sich anzupassen, nun da er plötzlich leichter war, nachdem sich sein Partner ausgeklinkt hatte. Er fasste sich an den Gürtel und nestelte daran herum …
Wo ist …

Da! Das Messer! Der Verschluss war jedoch zugefroren. Er zog und ruckelte daran. Oh Gott, ich habe keine Zeit mehr …

Sie hatten ihn schon fast erreicht, und mit einem kurzen Blick, den er sofort bereute, schaute er in ihre Augen: glühend und fremdartig, aggressiv und mehr als nur hungrig – richtiggehend ausgehungert. So sahen Raubtiere aus, die wochenlang in Käfigen eingesperrt worden waren und dann ein blutiges Stück Fleisch zugeworfen bekamen.

Es bedurfte also keiner weiteren Anreize, um Alex’ Muskeln wieder zu lockern, abgesehen von Tonys Stöhnen und Schreien, als würde er beim Rollen gegen etwas stoßen.

Alex konnte sich nicht vorstellen, was gerade mit seinem Freund passierte. Ihm blieb nichts weiter übrig, als den gleichen Weg zu nehmen, denn gleich würden sie sich auf ihn stürzen. Er schaffte es, die Klinge springenzulassen, drehte sich dann um und wetzte damit hektisch über die Leine – doch sie ging nicht entzwei, sondern riss nur halb.

»Shit!« Er schrie auf, ging in die Knie und schlug erneut auf das Seil ein, während er in die Höhe schnellte. Gerade noch rechtzeitig schoss er nach hinten und schnellte durch eine Menge von Leibern. Arme wurden ausgestreckt und Hände griffen nach ihm, fanden an seiner Gore-Tex-Jacke aber keinen Halt. Er befand sich im freien Fall, wobei er zur Seite gerissen wurde, und er wusste nicht, wie lange es dauern würde, bis er wieder auf den Hang traf, dann aber schlug er erschütternd heftig gegen die Eisfläche und prellte seine Schulter. Sofort rollte er sich wieder ab und stieg abermals in die Luft auf. Die Kamera ging zu Bruch, fiel aber nicht ab und verdrehte sich an seinem Hals. Das Visier des Sichtgerätes bekam Risse, sodass er nur noch wirre rotierende Dunkelheit mit grünen Flecken sah, in der vereinzelt helle Wände aufblitzten, und von dort, wo er glaubte, hergekommen zu sein, flatterte nun eine Vielzahl von Umrissen wie kleine Fledermäuse hinter ihm her.

Verdammt, dachte er. Sie hatten die Verfolgung aufgenommen.

Was zur Hölle sind sie?

Er bekam nicht viel Zeit, um weiter darüber nachzudenken, denn eine Sekunde später schlug er auf den Rücken auf und rutschte anschließend wie ein olympischer Bobfahrer mit den Füßen voran. Als er an seinen Stiefeln vorbeischaute, erkannte er zunächst gar nichts, aber dann erschienen winzige, flackernde Lichtpunkte, die nur kleine Leuchtfackeln sein konnten. Während er sich dem Ufer des Sees immer mehr näherte, spürte er, dass das Gefälle leicht abflachte, da sein Körper mit den Unebenheiten auf- und niederging. Er drückte seine Hacken in den Boden, soweit er meinte, es tun zu können, ohne sich zu überschlagen, und streckte dann seinen rechten Arm aus, in dessen Hand er immer noch das Messer hielt; wundersamerweise hatte er sich bis jetzt nicht selbst damit gestochen. Nun rammte er die Klinge fest ins Eis, woraufhin er sich umdrehte und das Heft festhielt.

Der Griff entglitt ihm beinahe, doch er hielt sich fest und zog so eine lange Furche durch den komprimierten Schnee und das Eis, während seine Rutschpartie immer langsamer wurde.

Als er zurückschaute, sah er die Fackeln schwelen und die Umgebung in schwaches, aber dennoch schmerzhaftes Licht getaucht. Ihm fielen neben gestapelten Lattenkisten auch Maschinen auf, kleinere Kräne sowie ein Generator, und nicht weit vom Ufer entfernt schwamm etwas, das wie ein Zweipersonentauchboot aussah.

Zuletzt wagte er einen Blick zurück nach oben, und zwischen den Eisscherben, die seinen Absturz nachzeichneten, sah er seine schlimmste Befürchtung bewahrheitet: Seine Verfolger hatten nicht von ihm abgelassen.

Sie schlossen auf, und zwar schnell.

Sobald er konnte, ließ Alex das Messer los und stieß sich mit seinen nunmehr zerrissenen Handschuhen ab. Als er in die Höhe schoss, ruderte er zurück, um zum Stehen zu kommen. Kurz hatte er Angst, er könne stolpern und rückwärts in den See stürzen, doch kurz bevor er ins Taumeln geriet, packte eine nasse Hand seine Schulter.

»Lauf«, rief Tony und klang dabei, als seien seine Lungenflügel mit Eiswasser gefüllt. Er schob Alex überraschend kraftvoll und grob nach links, wo das Boot lag und eine der Fackeln brannte.

Alex schwankte und schlingerte, ehe er auf einer Eisschicht ausrutschte, dann riss er sich das Nachtsichtgerät von seinem Kopf und wischte sich den Schweiß aus dem Gesicht. Hier unten war es viel wärmer, fast tropisch. In seiner Jacke bekam er keine Luft mehr. Er schaute zurück.

Tony wurde vom roten Licht einer erlöschenden Fackel am Ufer des formlosen, weiten Sees umrahmt. Er streckte seine Arme weit von sich, während er sich dem Tunnel zuwandte, der zur Oberfläche führte.

Die Russen stürzten aus dem Schatten hervor.

Als sich Alex’ Augen an die Lichtverhältnisse gewöhnt hatten, bemerkte er etwas in Tonys rechter Hand. Sein Freund drehte sich um und zeigte sein Gesicht, das im unsteten Schein fast geschuppt aussah. Das Fleisch an seinen Wangen war gelb und spröde, die Augen standen schräg, beinahe wie bei Echsen, und die Pupillen vermittelten nur noch einen winzigen Eindruck von Menschlichkeit – eine Spur, die aufleuchtete, als würde Tony ihm zuzwinkern, kurz bevor die Horde Russen ihn umschwärmte – kurz bevor er …

… den Zündknopf drückte.

 

Kapitel 3

 

Alex hörte die gedämpfte Explosion kaum, weil er ganz gebannt war von den Schreien und Geräuschen, die sie verursachten, während sie an Tony zerrten, ihn bissen und zerfleischten. Man könnte glauben, eine Rotte tollwütiger Hunde falle gerade über einen aus ihren eigenen Reihen her. Alex erschauderte und zögerte, doch gerade, als er sich zum Tauchboot umdrehen wollte, geschah es, dass der Mob einfach innehielt.

Eine der Gestalten trat zurück, hielt etwas hoch, das wie ein zerfetztes Glied aussah, und betrachtete es. Dann schnupperte es daran und ließ es einfach fallen. Die anderen wichen im Halbkreis vor dem Körper auf dem blutüberströmten Eis zurück. Tony war kaum noch zu erkennen, seine Jacke war genauso zerfleddert wie sein Fleisch, und seine Rippen ragten an den Stellen heraus, an denen große Fetzen herausgerissen worden waren, doch aus den Schnittwunden in seinem Gesicht und am Hals quoll eine zähe, dunkle Masse.

All das konnte Alex nur einen Augenblick lang verinnerlichen, bevor ihn eine lähmende Furcht ergriff. Der Haufen Russen fuhr geschlossen zu ihm herum und spannte sich an, um auf ihn loszugehen, als plötzlich eine Wand aus Eis und Schnee über sie hinwegrollte. Eine massive Lawine brachte den Tunnel mit Hunderten Tonnen Gletschermasse und Erde zum Einsturz. Eine Welle der Zerstörung wälzte sich über die Soldaten, vernichtete alles und riss sie in den See.

Dies war genau der Ansporn, den Alex benötigte, um sich abzuwenden und loszurennen. Der Tunnel war verschlossen, das Licht der Fackeln erloschen – nur eine brannte noch –, und im Dunkeln hinter ihm wurden immer mehr Geräusche laut. Ein Scharren und ein Knurren, Schritte im Nassen …

Als Alex das Ufer erreichte, öffnete er die Klappe des Tauchbootes. Ein Zweisitzer – perfekt. Während er die Nase des Fahrzeugs in die Richtung drehte, von der er hoffte, dass dort die Amerikaner lagern würden, stieß er es vom Rand des Gewässers ab und sprang hinein. Dann zog er die Klappe wieder herunter, sodass sie einrastete, und startete das Steuersystem. Da er keine Zeit mit dem Versuch vergeuden wollte, die russische Beschriftung zu erraten, bediente er das Boot einfach nach Gefühl, zumal er wusste, dass es nicht erheblich anders sein konnte als das Fliegen einer Cessna oder Beechcraft. Die Baupläne eines dieser Modelle hatte er zu Hause über Wochen hinweg studiert.

Folglich würde er es bestimmt hinbekommen.

Zuerst … wie schalte ich die Scheinwerfer an?

Er fand den entsprechenden Knopf und verspürte tiefe Genugtuung, als die zwei Halogenleuchten in die Dunkelheit hinein strahlten. Gleich darauf fiel ihm der Tiefenmesser ins Auge. Das Tauchboot sank, und das nicht gerade langsam, also suchte er den Antrieb und zog den Steuerhebel zurück, um wieder aufzusteigen.

Der Kompass? Dort. Jetzt komm, mit Gefühl … Beschleunigen.

Alex musste sich sehr zusammenreißen, um nicht zurückzublicken, während er sich vorstellte, wie ihm eine kleine Armee von Schwimmern erbarmungslos unter Wasser nachstellte.

Tut mir leid, Tony.

Er hielt seinen Kurs, wobei sich der Strand (beziehungsweise das, von dem er annahm, es sei ein Gestade) zu seiner Linken erstreckte, erlangte nun eine Tiefe von zwanzig Metern und bewegte sich weiter geradeaus. Fünfzig Meter, dann hundert. Nachdem er sich aus seiner Jacke geschält hatte, legte er sie auf den leeren Sitz des Co-Piloten und seufzte erleichtert. Dann nahm er sich einen Moment Zeit, um die Umgebung draußen ins Auge zu fassen.

Das Wasser und auch die Geschöpfe darin. Treibende Partikel, die sich zum Teil nicht willkürlich zu bewegen schienen. Alex konnte nur spekulieren, was er nicht sah: bakterielle Mikroorganismen, jene Fülle von massenhaften und urzeitlichen Lebensformen, zu deren Erhaltung und Schutz er sich mit Tony aufgemacht hatte.

Er schluckte mühsam. Dann dachte er wieder über den See nach; über Tony und die Russen. Er war hineingefallen und hatte sich bestimmt Schnitte zugezogen. Waren sie in seine Blutbahn gelangt und hatten sie ihn infiziert? War es den Russen zuvor genauso ergangen?

Hat uns das, zu dessen Rettung wir eigentlich hergekommen sind, als Wirte angesehen und angegriffen?

Was war mit den Russen geschehen, und was ging gerade mit Tony vor sich?

Alex schaute sich die Innenanlage des Tauchbootes an. Er bekam schlecht Luft; seine Lippen waren ausgetrocknet, und er hatte den Motor gedrosselt, weil er befürchtete, plötzlich gegen einen Felsen oder eine Wand zu stoßen, die Plexiglasscheibe zu beschädigen und damit diese … Dinger hereinzulassen.

Er bremste ab, da das Tauchboot nun in einen Bereich gelangte, der künstlich erhellt wurde. Stärkere Lichter gingen im Wasser auf und ab, während Strahler von oben in die Tiefe leuchteten.

Willkommen in Amerika, dachte Alex, als er langsamer wurde und sich auf einen erneuten Tauchgang vorbereitete, der ihn hoffentlich unsichtbar machte, bevor irgendjemand ihn bemerkte. Er würde vorsichtig bis zur hinteren Wand fahren und dann dort aufsteigen, wo sich den Karten der Amerikaner gemäß eine Anlegestelle mit einer Leiter zum Hinaufklettern befand.

Zuerst aber wendete er behutsam und blieb stehen, bevor er anfing, Schub zu geben. Etwas Riesiges stand ihm plötzlich im Weg.

Es steckte offenbar im Schlamm fest und war laut Messanzeige mindestens fünfzig Fuß hoch. Alex hatte keine Ahnung, was es sein konnte.

Vielleicht eine Felsformation oder eine gewaltige Gletscherablagerung?

Alex steuerte, um rechter Hand vorbeizufahren. Als er näherkam, bündelten sich die hellen Strahlen der Scheinwerfer und wurden von ungleichmäßigen, grünen Flecken zurückgeworfen, die wie Wasserflechten oder biolumineszente Schwämme aussahen. Hier und dort klafften tiefe Löcher in der Oberfläche dieser Formation – was auch immer sie war –, doch die Art und Weise, wie die Masse dort abgetragen worden war, fand Alex alles andere als natürlich. Er war zwar kein Geologe, doch diese Form von Erosion, falls es sich überhaupt darum handelte, wirkte gewaltsam erzwungen und …

Nachdem das Boot von einer unmerklichen Strömung angezogen worden war, kam es ruckartig zum Stehen, als Alex den Knüppel zurückzog und den Rückstoß aktivierte.

Das ist unmöglich …

Indem er die Nase des Fahrzeugs neigte, richtete er die Scheinwerfer genau auf den Scheitelpunkt des Gebildes. Dorthin, wo es seiner Einschätzung nach abschrägte und schmaler wurde: ein Beweis dafür, dass es wie eine Kristallstruktur gewachsen war. Allerdings war der Formation etwas zu eigen, das nicht sein konnte … fast zugefroren, klaglos erhalten hier unten im Eis, bis Druck und Masse einen See aus Schmelzwasser geschaffen hatten, in dem es irgendwie konserviert worden war …

Alex konnte nicht fassen, was er da sah. Ganz oben über weiteren Löchern, zerschlissenen Schuppen und Fleisch, saß ein einzelnes, riesengroßes Auge.

Er traute sich nicht, Luft zu holen, und konnte nur vor sich hinstarren, während das Boot langsam zurücksetzte – seine Hände lagen auf dem Steuer –, bis das Auge auf einmal blinzelte.

Es versuchte anscheinend, einen klaren Blick zu fassen, dann verengte sich die Pupille und wurde fast gelblich-weiß. Die Helligkeit wurde umso intensiver, als sich sein Maul öffnete und zwei weiße Zahnreihen aufblitzten, wobei Moos und krautartige Ablagerungen aufgeschwemmt wurden.

Das Boot verlor in einem Strudel aus Eis und Blasen die Kontrolle über seine Ruder, vollzog eine Hundertachtzig-Grad-Drehung und rammte die Kreatur von der Seite. Die Fensterkuppel bekam einen Riss und Wasser spritzte ins Cockpit. Alex schlug mit dem Kopf gegen die Luke und plötzlich wurde alles um ihn herum schwarz.

 

Kapitel 4

 

Antarktis, amerikanische Bohranlage Montgomery-Alpha

 

»Du kannst dir bestimmt vorstellen, wie verblüfft ich war«, sagte Marcus Ramirez, als die Soldaten Alex in sein Büro zwei Meilen über dem Seeareal führten. »Da dachte ich, wir hätten einen russischen Agenten beim Verstoß gegen unsere Explorationsabkommen ertappt, woraufhin ich zahllose internationale Protokolle in die Wege hätte, leiten müssen, und erheblicher Aufruhr um mehrere Regierungsorganisationen entstanden wäre, doch stattdessen stelle ich fest, dass derjenige, der sich widerrechtlich Zugang in meine geschlossene Forschungsstätte verschafft hat … mein eigener gottverdammter Sohn ist!«

Er bedachte Alex mit einem Blick, der so eisig war wie der Frost an den Fenstern, wegen dem man die ständige Dunkelheit rings um die Station Montgomery nicht sah. Irgendwo dort draußen standen zwei sehr hohe Kräne wie Kolosse aus Eis, die über die Grube wachten … nur, dass diese Maschinen nicht zur Verteidigung, sondern zur Extraktion eingesetzt wurden.

Marcus saß an seinem Schreibtisch, einem Koloss aus Mahagoni, der besser in das Büro eines Bankiers gepasst hätte, als in die Feldstation eines Paläontologen, doch das war von seinem edlen Spender nicht anders zu erwarten. William DeKirk scheute keine Kosten und wollte, dass sein Personal im Überfluss ertrank, so als könnten Wohlstand und das bloße Vorhandensein überteuerter Einrichtungsgegenstände die Entdeckungen hervorbringen, die er erwartete.

Vielleicht hatten sie das in diesem Fall auch getan, aber es konnte auch nur ein dummer Zufall sein – oder es lag, wie Marcus gern geglaubt hätte, an seiner eigenen Verbissenheit und Forschungskraft. Außerdem an der peniblen genauen Arbeit und der Sachkenntnis, die ihn davon überzeugt hatten, Russland in dieser von zwei Nationen angegangenen Mission zum See auszustechen. Er hatte seine Einflüsse geltend gemacht, um die Bohrung von Westen her vornehmen zu können, der mit Sicherheit schwierigere Ansatz, denn in diesem Gebiet lag der Untergrundsee tiefer und war nicht so leicht zugänglich, weil es keinerlei Gefälle gab, über das sie sich mit fahrbarem Untersatz hätten nähern können.

Marcus erinnerte sich noch gut an die monatelange Überzeugungsarbeit und die Beharrlichkeit, die er hatte aufbringen müssen. Falls DeKirk wirklich hinter etwas mehr Beachtenswertem und Medienwirksamem her war als Mikroorganismen, fand man es wohl mit höchster Wahrscheinlichkeit in den tieferen Sedimenten am Westrand, wo allen Schallmessgeräten und den ersten Sondierungen zufolge ein älteres Becken lag, das eher dem natürlichen Lebensraum und den Futterstellen größerer Dinosaurier entsprach.

Alex räusperte sich und hob seine Hände – deren Gelenke immer noch in Plastikfesseln steckten. »Wenn ich verurteilt werde, kann ich dich genauso gut mit hineinziehen.« Er schaute auf, nass und betrübt und zitternd in eine Decke gewickelt zwischen zwei schwergewichtigen Soldaten. Sein langes teilweise verfilztes Haar war mit einem Stück Rohleder zu einem Pferdeschwanz zurückgebunden. Er trug eine einfache Halskette mit einem einzelnen matten Stein als Anhänger.

Einer der Soldaten trat vor und hob vorsichtig einen Rucksack hoch, den Alex in seiner Jacke verborgen hatte; er war vollgepackt mit Ziegeln, die wie Lehm aussahen, sowie Drähten und Steckern.

»C-4?«, fragte Marcus fassungslos. »Oh Gott, Alex, was hast du dir nur dabei gedacht?«

Sein Sohn ließ den Kopf hängen. »Dad, ich weiß, dass es zwei Jahre her ist und was du von mir denkst, aber …«

»Ich kann das einfach nicht glauben. Ausgerechnet jetzt platzt du in mein Leben?«

Nun schrie Alex ihn an: »Ich klammere die Heuchelei in dieser Frage mal aus und stelle stattdessen dir eine: Ist dir klar, dass das Ding dort unten lebt?«

»Du hast also bereits gesehen«, entgegnete Marcus nun leiser, »worauf wir dort unten gestoßen sind?«

Alex schüttelte vehement den Kopf. »Ja, das … es ist völlig unglaublich, und Glückwunsch für den Fund deines Lebens, aber ich schwöre dir, es lebt.«

Daraufhin schüttelte Marcus den Kopf. »Es lebt nicht. Die durchschnittliche Wassertemperatur dort unten beträgt etwa -3 Grad, und das sehr wahrscheinlich schon seit Abermillionen von Jahren, und davor wäre es fest in einer Gletscherschicht eingeschlossen gewesen, also ein regelrechter Eiswürfel. Kein Kreislauf kann unter solchen Bedingungen arbeiten, ganz zu schweigen von der Tatsache, dass er außerstande gewesen wäre, zu atmen oder etwas zu essen. Auch wenn du es für ein Wunder der Evolution gehalten hast wie das Monster von Loch Ness, hätte es Nahrung aufnehmen müssen.«

»Dad, es hat sein Auge geöffnet – und sein Maul, verdammt.«

»Vielleicht aufgrund von Gasblasen, die aus seinen Eingeweiden entwichen sind, als die Düsen deines Tauchbootes das Wasser aufgewühlt haben und somit den Druck veränderten.«

»Quatsch.«

»Ach ja? Was wäre denn die Alternative? Dass ein 65 Millionen Jahre alter Dinosaurier die ganze Zeit über ein Kälteschläfchen gehalten hat?«

Marcus erkannte, dass sein Sohn fieberhaft überlegte, um auf eine andere Möglichkeit zu kommen. Er musste diese Sache klären, damit er sich wieder dringenderen Angelegenheiten widmen konnte. »Hör zu, du hast dir ziemlich übel den Kopf gestoßen und warst wer weiß wie lange extrem tiefen Temperaturen ausgesetzt. All das zusammengenommen und – ich kenne dich ja – Schlafentzug … da ist es kein Wunder …«

»Wir haben auch das gefunden«, warf ein Soldat ein und zeigte ihm eine Kamera mit kaputter Blende. »Wir werden die Aufnahmen sichten müssen.«

»Genau!«, verlangte Alex, wobei seine Augen wieder funkelten. »Sieh dir das an, dann hast du den Beweis.«

Marcus runzelte die Stirn und schaute von der Kamera zu seinem Sohn. Er sah den irren Blick des Jungen und einen Anflug von Angst darin, die weit über jene hinauszureichen schien, die ihm diese Soldaten hätten einjagen können. »Den Beweis wofür?«

»Dass du größere Probleme hast als die Frage, ob ich spinne oder nicht; größere Probleme als den Fund eines prähistorischen Ungeheuers, das nicht hier sein sollte.«

 

***

 

Marcus war nicht klar gewesen, dass Alex seine Karriere verfolgt hatte, geschweige denn etwas über die Verbreitung von Dinosauriern aus dem Jura und deren geografischer Vorherrschaft wusste. Wenngleich es einleuchten konnte, dass wohl kaum ein Laie unten an diesem Pol mit so etwas wie Fossilien gerechnet hätte, stimmte Alex’ Aussage. Die vormals wenigen Entdeckungen in der Antarktis hatten nur auf die Präsenz bestimmter vogelartiger Dinosaurier, einiger pflanzenfressender Spezies und eines bisher unbekannten Karnivoren hingedeutet. Dem sogenannten Cryolophosaurus, von dem man bisher nur nicht geschlechtsreife Exponate gefunden hatte, also blieben Beschreibungen zu Größe und Merkmalen ausgewachsener Tiere weiterhin nur reine Spekulation. Marcus war einmal zu der Theorie gelangt, dass die Landmasse, welche die Antarktis mit Australien verbunden hatte, wohl durchaus so beschaffen gewesen sei, dass sie zu einer Zeit, als der Südpol fruchtbar und subtropisch gewesen war, ohne weiteres eine größere Vielfalt von Dinosaurierarten ermöglicht habe. Genau diese Annahme hatte das Interesse des Milliardärs DeKirk an Marcus geweckt. Egal welche Motive der Mann genau hegte (er hatte ihn definitiv nicht eingeweiht), war sich der Paläontologe sicher, dass seine eigenen Vermutungen dabei eine große Rolle spielten. Im Zuge dieser Entdeckung fiel DeKirk nun vor Aufregung offensichtlich aus allen Wolken.

Dass Alex jetzt in Erscheinung getreten war – ein nicht zu verachtender Stachel in seinem Fleisch –, hätte zu keinem ungünstigeren Zeitpunkt passieren können.

»Die Russen«, fuhr Alex fort. »Die andere Seite. Wir fingen dort an und …«

»Sir!« Jetzt stürzte ein anderer Soldat herein und kam schlitternd neben seinen Kameraden zum Stehen. »Gerade habe ich erfahren … zwei Meilen östlich von hier wurde ein Erdstoß aufgezeichnet. Theta-1, anders kann es nicht sein …«

Marcus warf seinem Sohn einen bösen Blick zu und schaute dann auf den Rucksack voller C-4. »Was hast du getan?«

Alex zerrte an seinen Handfesseln und wollte sich einem der Soldaten entziehen, der ihn am Arm festhielt. Endlich nickte Marcus und gab ein Handzeichen, woraufhin der Junge von dem Plastik befreit wurde.

»Danke. Also, dort drüben hat es vielleicht wirklich eine Explosion gegeben, aber Tony und ich hatten nichts …«

»Oh nein«, unterbrach Marcus ihn mit leiser Stimme. »Nicht Tony Harrison, oder?«

»Dad, hör mir einfach zu.«

»Wo steckt er?« Marcus sah die Soldaten an, dann wieder seinen Sohn. »Was habt ihr beiden getan? Gary, verständigen Sie Theta-1 und …«

»Habe ich schon versucht, Sir. Keine Antwort.«

»Dad …«

»Versuchen Sie es wieder.«

»Dad!«

Marcus wandte sich wieder Alex zu. »Was?«

»Tony ist … tot.«

»Oh, Alex.«

»Es war ein Unfall, jedenfalls zuerst. Wir sind in die Grube gefallen. Er hat sich schwere Schnittwunden zugezogen und ist in den See …«

Während Marcus ihn ungläubig anschaute, stellte er sich das Ganze vor, doch etwas am Tonfall seines Sohnes hielt ihn davon ab, weiter nachzufragen.

»Die Russen, sie waren dort … sie … sie waren so seltsam. Haben uns angegriffen, ich sag’s dir, sie …«

»Warte, euch angegriffen? Herr im Himmel, dann wird der Vorfall jetzt wirklich ein internationales Problem.«

Er sah es schon kommen: amerikanische Eindringlinge, die man als CIA-Agenten oder etwas Ähnliches abstempeln würde, sodass die Russen fein raus wären, weil man ihr Handeln als Selbstverteidigung interpretieren könnte. Ein toter Aktivist auf der Seite der USA, ein weiterer wegen krimineller Vergehen gesucht. Marcus stützte den Kopf in seine Hände. Die Sache geriet rasch aus den Fugen.

»Dad, das Wasser! Glaub mir, mit diesen Mikroben stimmt etwas nicht. Du musst deine Männer von dort abrücken, zieh sie alle hoch und …«

»Ausgeschlossen«, unterbrach ihn Marcus. »Wir beginnen heute mit der Bergung des T-Rex und der anderen beiden …«

»Was?« Alex schaute entsetzt und blickte dann auf den Schreibtisch, wo Marcus drei Monitore stehen hatte. Zwei zeigten in einer Mehrfacheinstellung mit künstlicher Beleuchtung verschiedene Bereiche der Infrastruktur am Fuß der Grube. Die Laufstege, Drähte und Gitternetze, außerdem sechs Tauch- und fünf Gummiboote. »Jesus, das war also ein Tyrannosaurus? Und was meinst du mit die anderen beiden

»Alex, dort unten arbeitet ein Team aus fünfzig ausgebildeten Fachleuten mit hochmoderner Ausrüstung. Wir sprechen hier von Gurtgeschirr, wie es das Militär einsetzt, Transportsystemen auf hydraulischer Basis mit computergesteuerten Winden und anderem Zeug, das noch nicht einmal auf dem freien Markt erhältlich ist. All dies steht bereit, um den größten Fund in der Geschichte der Paläontologie zu heben, einen einwandfrei erhaltenen Tyrannosaurus Rex!

Jawohl, vergangene Woche haben wir zwei weitere Cryolophosaurier in den Ablagerungen geortet. Da sie jeweils nur zwanzig Fuß lang sind, werden sie sich viel leichter bergen lassen.«

Er betätigte mehrere Tasten, woraufhin sich ein anderes Fenster auf einem der Bildschirme öffnete, das wie es aussah, zwei nasse gefrorene Hunde zeigte. Marcus konnte gerade eben noch die vielsagenden Höcker auf ihren Köpfen erkennen, die Kronen ähnelten; Kämme an ihren Schädeln und die heimtückisch wirkenden Zahnreihen in den Mäulern.

Er strahlte begeistert, doch genau in diesem Moment leuchtete der dritte Monitor auf, weil er einen Anruf über Skype erhielt.

Ein Gesicht mit angegrautem Bart – es sah aus wie eine uralte Straßenkarte, weil die ledrige Haut stark vernarbt war – und stechendem Blick erschien: William DeKirk. Das Haar, silbergrau und schütter, hing ihm zwar in die etwas gelblich verfärbten Augen, konnte seine Begeisterung aber nicht verhehlen.

»Ich möchte minütlich auf den neuesten Stand gebracht werden, Marcus. Klären Sie mich genau über die Operation auf.«

Der Paläontologe stellte den Monitor sofort schräg, damit DeKirk seinen Sohn beziehungsweise die Soldaten hoffentlich nicht sah. Bitte nicht …

»Sehr wohl, Mr. DeKirk, aber … es gab einen Zwischenfall. Gut möglich, dass wir warten müssen.«

»Welche Art von Zwischenfall?« Er klang nun wie ein bissiger Hund, weshalb Marcus entsprechend gereizt reagierte. »Sie meinen die Explosion bei den Russen? Davon habe ich gehört, aber sie hat doch keinerlei Folgen für uns.«

»Sie haben davon gehört?«

»Ich verfüge über gewisse Quellen, und nein, es interessiert mich nicht. Ich habe die US-Botschaft in Moskau alarmiert; dort kann man es wie üblich handhaben, indem man alles leugnet und Unwissen vorschützt – was ja auch stimmt, oder?«

Die Augen des Milliardärs blinzelten zwischen den Silbersträhnen. Er sah Marcus intensiv an, ehe er versuchte, aus seinem begrenzten Blickwinkel der Kamera hinaus etwas zu erkennen. »Sie hatten doch nicht zufällig irgendetwas damit zu tun, oder? Schließlich besteht ja da diese beunruhigende Verwandtschaft …«

Oh Gott. Marcus warf einen raschen Blick auf seinen Sohn, der gerade die Hände gehoben hatte.

»Entschuldigung«, wisperte Alex. »Meine Kamera … wir haben die Aufzeichnungen mit halbstündiger Verzögerung live in unserem Blog übertragen. Jedenfalls, bis das Chaos losbrach.«

Marcus massierte gestresst seine Schläfen. Er schloss die Augen und holte tief Luft, bevor er sich wieder dem Monitor zuwandte. »Sir, ich hatte wirklich keine Ahnung davon.«

»Da bin ich mir sicher.« DeKirk zog sich vor seiner Kamera zurück und grinste diebisch.

»Wirklich. Alex ist hier bei mir. Er wurde gefangengenommen, und ich kläre das mit ihm auf die harte Tour oder …« Er sah seinen Sohn abermals an. »… indem ich ihn den Behörden ausliefere, falls es erforderlich ist.«

»Darüber entscheiden wir später«, erwiderte DeKirk, »je nachdem, wie sich die Situation entwickelt und auf welche Art und Weise die russische Seite reagiert. Ich hörte, es gab Todesopfer?«

»Bedauerlicherweise ja«, gestand Marcus. »Es war Alex’ Kollege, um genau zu sein, und …« Er suchte den Blick seines Sohnes. »… die russischen Forscher?«

»Ich bin mir nicht sicher, ob es sich wirklich um Forscher gehandelt hat«, entgegnete Alex, der jetzt neben den Schreibtisch trat, damit DeKirk und er einander sehen konnten. »Ich weiß nicht genau, ob sie … normal waren. Sie kamen mir einfach merkwürdig vor. Da unten ist irgendetwas passiert, Sir …«

»Was ist passiert?«, fragte DeKirk, der nun hellhörig wurde.

»Ich kann es nicht genau erklären, aber ich wollte gerade mit meinem Vater darüber sprechen. Der See dort unten, die Bakterien oder Mikroorganismen … Sie können nicht erwarten, dass es überhaupt kein Nachspiel hat, wenn Sie etwas, das Millionen von Jahren alt ist, einfach so gegenwärtigen Lebensbedingungen aussetzen. Tony und ich, wir kamen her, um eine heimische Spezies zu beschützen, doch nach dem, was ich dort unten gesehen habe, und infolgedessen, was es, glaube ich, mit Tony getan hat, als es in seine Wunden eindrang … ich weiß nicht, es zeigte rasch Wirkung, und etwas …«

DeKirk nickte in eine Richtung abseits der Kamera und hielt nun lediglich eine Hand hoch. »Schon gut, junger Freund. Ihre Besorgnis wurde zur Kenntnis genommen, aber wir untersuchen die Mikrobewohner des Sees nun schon seit mehreren Monaten. Folglich wissen wir genau, womit wir zu tun haben, und deshalb besteht kein Grund zur Sorge.«

Marcus wunderte sich. Wir untersuchen sie? Das war ihm neu, und soviel er wusste, gab es außer ihm auch keinen anderen richtigen Wissenschaftler auf der Basis. Beim restlichen Personal handelte es sich entweder um Techniker, die speziell auf diesen Einsatz zugeschnittene Gerätschaften bedienten, oder zupackendes Fußvolk, also Söldner – eine Mannschaft ehemaliger Militärdienstleister, die über DeKirk angeheuert worden war, aber offiziell auf der Grundlage eines Vertrags für Exploration und Polarforschung mit der amerikanischen Regierung arbeiteten. Falls jemand Untersuchungen im Wasser durchführte, dann nicht Marcus.

Log sein Auftraggeber also, oder ließ er den Paläontologen einfach nur im Ungewissen?

»Aber Sir …«

»Alex, stopp.« Marcus wandte sich wieder dem Bildschirm zu. »Passen Sie auf, die Männer sind bereit, und wir stehen kurz vor unserem Ziel, sollten aber vielleicht wirklich auf ihn hören. Warten wir doch noch ein, zwei Tage; gehen sicher, dass wir nicht tief in einem internationalen Konflikt stecken und – was weiß ich? – nicht irgendetwas zutage fördern, das uns über die Köpfe hinauswächst.«

»Uns wächst nichts über die Köpfe.« Nie zuvor hatte Marcus eine so überzeugte Aussage gehört.

Er seufzte. »Ich meine nicht einmal die Mikroben, aber dies ist der erste gut erhaltene Prüfkörper, der aus einer Zeit vor über fünfundsechzig Millionen Jahren stammt. Wer weiß, welche Viren oder Bakterien er vielleicht in sich trägt? Wir können ihn noch nicht bergen, denke ich.«

»Ich bezahle Sie nicht dafür, dass Sie denken«, schoss DeKirk aufgebracht zurück. »Zumindest nicht über so etwas. Sie haben Ihren Teil Kopfarbeit geleistet und uns so weit gebracht, wofür Sie auch großzügig entlohnt werden. Geld und Ruhm sind erst der Anfang; ich übernehme die volle Verantwortung für alles Weitere, und wir werden es unter Verschluss halten. Wir verfügen über alle notwendigen Mittel, um biologische Schutzmaßnahmen zu ergreifen. Mein Tanker nimmt gerade bereits Kurs auf den Hafen. Wir werden vor Ort sein, ehe Sie mit der Bergung des Exponates fertig sind. Ich habe den Frachtraum bereits ausbauen lassen, um es unter biologisch optimalen Sicherheitsbedingungen lagern und nicht nur den Verwesungsprozess aufhalten zu können, sondern auch die Ausbreitung jeglicher möglicher Krankheitserreger.«

DeKirk grinste, während er so dicht vor seine Kamera rückte, dass sein Gesicht den gesamten Monitor ausfüllte. »Dr. Ramirez, so einen Fund macht man höchstens einmal im Leben! Diese Leistung stellt sie auf die gleiche Stufe wie Kolumbus und Neil Armstrong. Sie werden als Pionier neuer Welten in die Geschichte eingehen!«

Alex rückte näher. »Aber der T-Rex … ich habe gesehen, dass er verletzt gewesen ist. In seiner Haut klafften tiefe Löcher, wo Fleisch herausgerissen war. Jetzt könnte er mit dem gleichen Erreger infiziert sein – was immer es auch genau ist – wie mein Freund und die Russen …«

»Warum redet diese Person immer noch?«, echauffierte sich DeKirk. »Ich überlege mir, glaube ich, gerade noch einmal, ob wir den Russen die Nervensäge nicht vielleicht doch übergeben sollten. Pfeifen Sie Ihren Sohn zurück, Marcus!«

»Jawohl, Sir, aber ich finde wirklich, dass wir uns in dieser Sache noch ein wenig gedulden sollten. Wie wäre es, wenn wir den Gesundheitsschutz und andere Experten hinzuziehen würden?«

Nun lachte DeKirk. »Ich beende diese Sitzung jetzt, um zu Ihnen zu kommen und mir die Extraktion persönlich anzuschauen. Ich freue mich schon darauf, unsere Schätze aus der Nähe begutachten zu können.« Er schüttelte staunend den Kopf. »Ein T-Rex und zwei Cryos! Fabelhafte Arbeit. Wir sehen uns auf Adranos, Mr. Ramirez.«

Als die Verbindung getrennt wurde, hakte Alex nach: »Adranos?«

Marcus seufzte wieder. »Das ist seine Privatinsel mit eigenem Forschungslabor im Südpazifik, benannt nach irgendeinem sizilianischen Feuergott oder so etwas. Ich schätze, dort muss ich als Nächstes hin.«

»Feuergott?«

Marcus zog seine Schultern hoch. »Der Vulkan ist nicht mehr aktiv.«

»Wunderbar. Also schaffen sie das Ding dann dorthin?«

»Erst wenn ich es hochgeholt habe«, antwortete Marcus, »und nach dem, was du mir erzählt hast, gehe ich nicht davon aus, dass wir es hochholen. Zur Hölle mit dem, was DeKirk sagt.«

»Ich glaube, das zu entscheiden steht dir nicht zu, Dad.« Alex zeigte auf das Fenster.

Die Scheinwerfer der Kräne waren eingeschaltet, weil sie sich gerade in Bewegung setzten und einander zugekehrt wurden. Auf den Monitoren flackerten helle Lichter, Männer auf Flößen schwenkten schwelende Fackeln, Wasser wallte auf, und Dampf stieg in die Höhe, kurz bevor ein dorniger Grat auftauchte – ein riesiger Rückenschild, der die Oberfläche wie ein Krake durchbrach.

»Das wird sich noch zeigen.« Marcus nahm sich sein Mikrofon und befahl im strengen Ton, sofort mit allem aufzuhören, wusste aber insgeheim, dass es zwecklos war. Diese Männer arbeiteten für DeKirk, und die Operation unterstand anscheinend fortan nicht mehr seinem Kommando – falls es überhaupt je anders gewesen war.

»Fünfundsechzig Millionen Jahre«, sagte Alex. »Dieses Ding kommt nun zu uns, und zwar nicht allein.«

 

Kapitel 5

 

Nachgerüsteter Öltanker Hammond-1, 20 Meilen vor der Nordküste der Antarktis

 

Nachdem der Hubschrauberpilot seine Ladung abgeliefert und aufgetankt hatte, startete er genauso schnell wieder, wie er gelandet war. So als ob ihm davor graute, auch nur eine Minute länger als nötig auf dem eiskalten Oberdeck des gewaltigen Tankers verweilen zu müssen.

Xander Dyson streifte seine weiße Sturmhaube ab und zog sich die Schutzbrille über seinen dichten Schopf aus wellig blondem Haar. Obwohl er so viele Schichten Kleidung am Körper trug, dass er aufgehört hatte, sie zu zählen, zuckte er wegen der brutalen Kälte und des einschneidenden Winds zusammen, während die drei Männer immer näherkamen. Die Reise vom Flughafen in Chile aus war in jeder Hinsicht dem strapaziösen Höllenritt gleichgekommen, den er sich vorher bereits ausgemalt hatte, und nun hier zu sein in dieser zugefrorenen Kloake der Welt – herbeordert –, seiner Forschungsarbeit und den so unmittelbar bevorstehenden Ritterschlag entzogen, fand er nahezu unerträglich.

»Captain«, sprach Xander und richtete sich damit an den stämmigen, grobschlächtigen Mann in der Mitte, von dem er annahm, er habe hier das Sagen. Dessen konnte er sich zwar nicht sicher sein, doch normalerweise überließen Befehlshaber ihren Lakaien das Tragen von Waffen.

»Mr. Dyson, willkommen an Bord.«

Xander kam gleich zur Sache: »Ich brauche drei Dinge – erstens sofortige Wärme, zweitens ein Glas des stärksten Alkohols, den Sie haben, und drittens eine Erklärung des Anliegens, das einfach nicht warten konnte, weshalb ich in aller Eile in diese vereiste Einöde gebracht werden musste.«