Inhaltsverzeichnis
Vorwort des Verlages
Vorwort zur 5. Auflage
1 Allgemeines
1.1 Einleitung
1.2 Erläuterungen zum Inhalt
1.3 Technische Baubestimmungen
1.4 Bezeichnungen und Annahmen
1.5 RUBSTAHL-Programme
2 Bemessung und Konstruktion von Bauteilen
2.1 Vorbemerkungen
2.2 Werkstoff Stahl
2.3 Stahlerzeugnisse
2.4 Teilsicherheitsbeiwerte
2.5 Querschnittsklassen
2.6 Nachweise
2.7 Querschnittswerte
2.8 Spannungsermittlung und Nachweise
2.9 Plastische Querschnittstragfähigkeit
2.10 Stabilität und Theorie II. Ordnung
3 Stabtheorie und Querschnittswerte
3.1 Vorbemerkungen
3.2 Stabtheorie
3.3 Schwerpunkt, Hauptachsen und Hauptträgheitsmomente
3.4 Schubmittelpunkt und weitere Querschnittswerte
3.5 Profiltabellen
4 Spannungsnachweise
4.1 Anwendungsbereiche
4.2 Nachweise
4.3 Spannungsermittlung
5 Plastische Querschnittstragfähigkeit
5.1 Einführung
5.2 Grundsätzliches
5.3 Plastische Grenzschnittgrößen
5.4 Querkräfte und Torsionsmomente
5.5 Lineare Interaktionsbeziehung
5.6 I-Querschnitte mit Standardbeanspruchungen
5.7 I-Querschnitte mit beliebigen Schnittgrößen
5.8 Kreisförmige Hohlprofile
5.9 Eckige Hohlprofile und Kastenquerschnitte
5.10 Beliebige Querschnitte
6 Stabilitätsnachweise für Bauteile
6.1 Übersicht
6.2 Druckstäbe
6.3 Ideale Verzweigungslasten Ncr
6.4 Biegebeanspruchte Stäbe
6.5 Ideale Biegedrillknickmomente Mcr,y
6.6 Biege- und druckbeanspruchte Bauteile
6.7 Allgemeines Nachweisverfahren für Bauteile
7 Theorie II. Ordnung mit Imperfektionen
7.1 Grundsätzliches
7.2 Nachweisführung
7.3 Imperfektionen
7.4 Schnittgrößenermittlung zum Biegeknicken
7.5 Nachweise zum Biegedrillknicken
8 Bemessung und Konstruktion von Verbindungen
8.1 Übersicht
8.2 Grundsätzliches
8.3 Verbindungen mit scherbeanspruchten Schrauben
8.4 Verbindungen mit zugbeanspruchten Schrauben
8.5 Verbindungen mit Schweißnähten
9 Verbindungen mit Schrauben
9.1 Einleitung
9.2 Orientierungshilfen
9.3 Darstellung auf Zeichnungen
9.4 Kategorien nach DIN EN 1993-1-8
9.5 Löcher für Schrauben – Lochdurchmesser
9.6 Kraftübertragung und Tragverhalten
9.7 Bemessung nach DIN EN 1993-1-8
9.8 Schrauben, Muttern und Scheiben
10 Verbindungen mit Schweißnähten
10.1 Einleitung
10.2 Nahtarten und Darstellung
10.3 Spannungen in Schweißnähten
10.4 Kehlnähte
10.5 Andere Nahtarten
11 Statische Berechnungen für Stahlbauten
11.1 Allgemeines
11.2 Statische Berechnungen
11.3 Zeichnungen
11.4 Werkstattgebäude mit Pultdach
11.5 Lagerhalle mit Zweigelenkrahmen
Literaturverzeichnis
Sachverzeichnis
Rolf Kindmann
Tinkmühlenweg 16a
44536 Lünen, Deutschland
Ulrich Krüger
Hermann-Rombach-Str. 22
74321 Bietigheim-Bissingen, Deutschland
Univ.-Prof. Dr.-Ing. Rolf Kindmann lehrt Stahl- und Verbundbau an der Ruhr-Universität Bochum und ist Gesellschafter der Ingenieursozietät Schürmann- Kindmann und Partner, Dortmund.
Prof. Dr.-Ing. Ulrich Krüger war Professor für Stahlbau und Baustatik an der Fachhochschule Karlsruhe und Prüfingenieur für Baustatik.
Titelbild: Stahlkonstruktion des Maschinenhauses Kraftwerk Lünen (Foto: Rolf Kindmann)
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
© 2013 Wilhelm Ernst & Sohn,
Verlag für Architektur und technische Wissenschaften GmbH & Co. KG,
Rotherstr. 21, 10245 Berlin, Germany
Alle Rechte, insbesondere die der Übersetzung in andere Sprachen, vorbehalten. Kein Teil dieses Buches darf ohne schriftliche Genehmigung des Verlages in irgendeiner Form – durch Fotokopie, Mikrofilm oder irgendein anderes Verfahren – reproduziert oder in eine von Maschinen, insbesondere von Datenverarbeitungsmaschinen, verwendbare Sprache übertragen oder übersetzt werden.
All rights reserved (including those of translation into other languages). No part of this book may be reproduced in any form – by photoprinting, microfilm, or any other means – nor transmitted or translated into a machine language without written permission from the publisher.
Die Wiedergabe von Warenbezeichnungen, Handelsnamen oder sonstigen Kennzeichen in diesem Buch berechtigt nicht zu der Annahme, dass diese von jedermann frei benutzt werden dürfen. Vielmehr kann es sich auch dann um eingetragene Warenzeichen oder sonstige gesetzlich geschützte Kennzeichen handeln, wenn sie als solche nicht eigens markiert sind.
Umschlaggestaltung: stilvoll˚ | Werbe- und Projektagentur, Kappelrodeck
Herstellung: pp030 – Produktionsbüro Heike Praetor, Berlin
Druck: betz-Druck GmbH, Darmstadt
5. neu bearbeitete Auflage
Print ISBN: 978-3-433-03003-5
ePDF ISBN: 978-3-433-60290-4
ePub ISBN: 978-3-433-60289-8
eMob ISBN: 978-3-433-60328-4
oBook ISBN: 978-3-433-60256-0
Vorwort des Verlages
Mit dem vorliegenden Werk wurde die 5. Auflage von Stahlbau Teil 1: Grundlagen in der Reihe Bauingenieur-Praxis fertig gestellt – völlig neu bearbeitet durch Herrn Univ.-Prof. Dr.-Ing. Rolf Kindmann.
Der Begründer des zweiteiligen Werkes Stahlbau in der Reihe Bauingenieur-Praxis Herr Prof. Dr.-Ing. Ulrich Krüger überarbeitete seine als Skripten für die Studierenden an der FH Karlsruhe ab 1992 herausgegebenen Unterlagen. Zu jener Zeit wurde die neue Norm für den Stahlbau, DIN 18800 Teile 1 bis 4, in die Praxis überführt. Die Skripten und die Buchpublikation dienten der Ausstattung einer jungen Anwendergeneration mit praxisnahem Rüstzeug einerseits und den erfahrenen Praktikern als Nachschlagewerk bei der Einarbeitung in die neue Norm andererseits.
Von 1998 bis 2007 ist das Buch Stahlbau Teil 1: Grundlagen in vier Auflagen erschienen. Für die Fortführung des erfolgreichen Werkes konnte in enger Abstimmung zwischen Autoren und Verlag Herr Prof. Dr.-Ing. Rolf Kindmann gewonnen werden. Auf diese Weise erschien bereits im Jahr 2008 die durch Herrn Professor Kindmann vollständig neubearbeitete, 4. Auflage des zweiten Bandes Stahlbau Teil 2: Stabilität und Theorie II. Ordnung.
Der Verlag Ernst & Sohn dankt Herrn Professor Krüger für die fruchtbare Zusammenarbeit und die stets verlässliche Aktualisierung und Ergänzung seines Werkes. Im Vorwort zur 1. Auflage schrieb er: „Wenn das Buch Studierenden die Einführung in das Fachgebiet Stahlbau erleichtert und bei vielen Stahlbauern während der täglichen Arbeit in Griffnähe liegt und brauchbare Hilfe gibt, ist für mich das Ziel der Herausgabe erreicht.“ Bei Studenten, Berufsanfängern und Bauingenieuren mit langjähriger Berufspraxis gleichermaßen fanden und finden diese beiden Bücher unvermindert großen Anklang – sie schlossen zunächst eine Lücke in der Fachliteratur und gehören heute zu den „Klassikern“, deren Neuauflagen dank der sorgfältigen, nachhaltigen Bearbeitung auf dem Schreibtisch oder im Regal nicht fehlen dürfen.
Ebenfalls gilt der Dank des Verlages Herrn Professor Kindmann, der bei voller Last am Lehrstuhl für Stahl-, Holz- und Leichtbau der Ruhr-Universität Bochum und in der Ingenieursozietät Schürmann – Kindmann und Partner GbR, Dortmund stets Zeit und Muße fand, zielstrebig Fachbücher zu konzipieren und zu verfassen, die als unverzichtbar gelten.
Die Leser mögen Kontinuität und Neubearbeitung dieses Praxisbuches zu schätzen wissen.
Berlin, im März 2013
Verlag Ernst & Sohn
Vorwort zur 5. Auflage
Zeitnah zur Umstellung auf die neue Normengeneration erscheint die 5. Auflage des Buches in einer kompletten Neubearbeitung, in der die neuen Normen, neue Nachweismethoden und der aktuelle Stand der Technik berücksichtigt werden. Im Vordergrund stehen dabei die grundlegenden Eurocodes für die Bemessung und Konstruktion von Stahlbauten: DIN EN 1993-1-1 „Allgemeine Bemessungsregeln und Regeln für den Hochbau“ sowie DIN EN 1993-1-8 „Bemessung von Anschlüssen“.
Das zentrale Thema des Buches sind die Grundlagen zur Bemessung und Konstruktionen von Bauteilen und Verbindungen für Stahlbauten. Zur Vermittlung der entsprechenden Fachkompetenz ist das Buch in elf Kapitel unterteilt:
Das Buch enthält auf ca. 200 Seiten zahlreiche Berechnungsbeispiele, die die Anwendung der Bemessungs- und Konstruktionsregeln sowie die Durchführung von Tragfähigkeitsnachweisen in allen Einzelheiten zeigen. Neben vielen Beispielen zu einzelnen Schwerpunktthemen werden auch statische Berechnungen für zwei Hallenkonstruktionen im Gesamtzusammenhang behandelt. Das vorliegende Lehrbuch ist für Studierende an Technischen Hochschulen, Universitäten und Fachhochschulen sowie für in der Baupraxis tätige Ingenieure konzipiert.
Das Manuskript der 5. Auflage wurde am Bochumer Stahlbaulehrstuhl erstellt. Die Verfasser danken Frau Dipl.-Ing. Ebel, Herrn Dipl.-Ing. Jonczyk, Herrn Dipl.-Ing. Ludwig und Herrn Dipl.-Ing. Käsmaier für ihre Hinweise und Kontrollen sowie Herrn Steinbach und Herrn Angelstorf für ihre Mitwirkung bei der Erstellung der Bilder und des Manuskriptes. Besonders gedankt sei an dieser Stelle Herrn Prof. Dr.-Ing. Vette, der durch viele wertvolle Anregungen und Vorschläge wesentlich zum Gelingen beigetragen hat.
Bochum, März 2013
R. Kindmann, U. Krüger
Das vorliegende Buch vermittelt das Grundwissen für die Bemessung und Grundkenntnisse für die Konstruktion von Stahlbauten. Die entsprechenden Methoden sind in weiten Bereichen normenunabhängig, für Nachweise zur Tragfähigkeit und Gebrauchstauglichkeit sind jedoch die maßgebenden Normen zu beachten. Die Grundlage dafür sind hier die Eurocodes, s. Abschnitt 1.3, und zwar im Wesentlichen DIN EN 1993:
Die durchzuführenden Berechnungen und Nachweise werden ausführlich behandelt und im Hinblick auf das Verständnis erläutert. Der Schwerpunkt der Ausführungen liegt bei der Tragfähigkeit von Bauteilen und Verbindungen. Abschnitt 1.2 enthält eine Kurzübersicht zum Inhalt des Buches, die zur Orientierung dienen soll. Als weiterführende Literatur zur Bemessung und Konstruktion von Stahlbauten wird Folgendes empfohlen:
Der Schwerpunkt des vorliegenden Buches liegt bei der Bemessung und Konstruktion von Stahlkonstruktionen für den Hoch- und Industriebau. Die folgenden Fotos zeigen einige Beispiele für typische Tragwerke, Bauteile und Verbindungen.
Bild 1.1 Zweigelenkrahmen einer Fertigungshalle aus Walzprofilen
Bild 1.2 Giebelwandkonstruktion
Bild 1.3 Wand- und Dachverband
Bild 1.4 Rahmenecke mit Voute und Kranbahnträger
Bild 1.5 Gelenkiger Stützenfuß
Bild 1.16 Detail Fachwerkbinder mit Stahltrapezblechen
Bild 1.7 Dachpfetten, Schrägstreben und Rahmenriegel
Bild 1.8 Rahmenecke
Bild 1.9 Rahmenkonstruktion und Dachpfetten
Bild 1.10 Dachverband und Pfetten
Bild 1.11 Geschraubte Rahmenecke
Bild 1.12 Mittelstütze mit Rahmenecken
Bild 1.13 Giebelwandkonstruktion
Bild 1.14 Fachwerkbinder
Bild 1.15 Auflagerdetail eines Fachwerkbinders
Bild 1.16 Detail Fachwerkbinder mit Stahltrapezblechen
Die folgende Übersicht zum Inhalt der Kapitel soll zur Orientierung dienen und den Gebrauch des Buches erleichtern. Im Hinblick auf die Durchführung von Standsicherheitsnachweisen ist es sinnvoll, zunächst die Kapitel 2, 8 und 11 zu lesen bzw. zu sichten.
Nach der Einleitung und Erläuterungen zum Inhalt sind in den Abschnitten 1.3 bis 1.5 Vorschriften, Bezeichnungen und Hinweise zu den RUBSTAHL-Programmen zusammengestellt.
Dies ist das zentrale Kapitel des Buches für die Bemessung von Bauteilen, da es zahlreiche Berechnungsbeispiele und die unmittelbar dazu erforderlichen Grundlagen enthält. In den Abschnitten 2.1 bis 2.6 werden folgende Themen behandelt: Werkstoff Stahl, Stahlerzeugnisse, Teilsicherheitsbeiwerte, Querschnittsklassen und Nachweise. Die Abschnitte 2.7 bis 2.10 betreffen die Berechnungsbeispiele, die den folgenden Themen zugeordnet sind: Normierte Querschnitte und Querschnittswerte, Spannungsermittlung und Nachweise, plastische Querschnittstragfähigkeit, Stabilität und Theorie II. Ordnung.
Im ersten Teil des Kapitels wird die Berechnung von Schnittgrößen und Verformungen mithilfe der Stabtheorie erläutert. Danach folgen Ausführungen zur Ermittlung von Querschnittswerten und zur Normierung von Querschnitten (Schwerpunkt, Schubmittelpunkt usw.).
In Kapitel 4 wird erläutert, wie die Spannungen zu ermitteln und die Nachweise zu führen sind.
In diesem Kapitel werden Nachweise zur plastischen Querschnittstragfähigkeit erläutert. Für ausgewählte Anwendungsfälle, d. h. Querschnitte und Schnittgrößenkombinationen, werden plastische Grenzschnittgrößen und Interaktionsbeziehungen angegeben.
Für die Stabilitätsfälle Biegeknicken und Biegedrillknicken wird gezeigt, wie die Nachweise mit Abminderungsfaktoren zu führen sind. Da man dafür die Verzweigungslasten Ncr und Mcr benötigt, wird ihre Ermittlung ausführlich erläutert.
Für die Stabilitätsfälle Biegeknicken und Biegedrillknicken wird gezeigt, wie die Nachweise mit dem Ersatzimperfektionsverfahren zu führen sind. Der Ansatz der Imperfektionen und die Schnittgrößenermittlung nach Theorie II. Ordnung werden erläutert.
Dies ist das zentrale Kapitel des Buches für die Bemessung von Verbindungen, da es zahlreiche Berechnungsbeispiele und die unmittelbar dazu erforderlichen Grundlagen enthält. Bezüglich der Systematik ist Kapitel 8 mit Kapitel 2 vergleichbar, in dem die Bemessung und Konstruktion von Bauteilen behandelt wird
Diese Kapitel enthalten Erläuterungen zum Tragverhalten von geschraubten und geschweißten Verbindungen und wesentliche Regelungen der DIN EN 1993-1-8 zur Bemessung.
Hier werden statische Berechnungen für ein Werkstattgebäude mit Pultdach und eine Lagerhalle mit Zweigelenkrahmen (Satteldach) behandelt. Es werden Tragfähigkeitsnachweise für Bauteile und Verbindungen im Gesamtzusammenhang geführt und erläutert.
Wichtige Grundlage für das Bauen in Deutschland sind die Bauordnungen der Bundesländer. Darüber hinaus wird von den zuständigen Länderministerien veröffentlicht, welche technischen Baubestimmungen zurzeit anzuwenden sind. Ab dem 1. Juli 2012 sind das u. a. die folgenden Eurocodes:
Der Zusatz „DIN“ kennzeichnet, dass es sich um die deutschen Ausgaben der europäischen Normen handelt. Ergänzend dazu sind in Deutschland die nationalen Anhänge (NAs) zu beachten.
Der Eurocode 3, d. h. die EN 1993, ist in folgende Teile unterteilt:
EN 1993-1: | Allgemeine Bemessungsregeln und Regeln für den Hochbau |
EN 1993-2: | Stahlbrücken |
EN 1993-3: | Türme, Maste und Schornsteine |
EN 1993-4: | Tank- und Silobauwerke und Rohrleitungen |
EN 1993-5: | Spundwände und Pfähle aus Stahl |
EN 1993-6: | Kranbahnträger |
Die Teile EN 1993-2 bis EN 1993-6 nehmen auf die Grundregeln von EN 1993-1 Bezug und sind darüber hinaus Ergänzungen dazu. Die EN 1993-1 ist wie folgt gegliedert:
EN 1993-1-1: | Allgemeine Bemessungsregeln und Regeln für den Hochbau |
EN 1993-1-2: | Baulicher Brandschutz |
EN 1993-1-3: | Kaltgeformte Bauteile und Bleche |
EN 1993-1-4: | Nichtrostender Stahl |
EN 1993-1-5: | Bauteile aus ebenen Blechen mit Beanspruchungen in der Blechebene |
EN 1993-1-6: | Festigkeit und Stabilität von Schalentragwerken |
EN 1993-1-7: | Ergänzende Regeln zu ebenen Blechfeldern mit Querbelastung |
EN 1993-1-8: | Bemessung und Konstruktion von Anschlüssen und Verbindungen |
EN 1993-1-9: | Ermüdung |
EN 1993-1-10: | Auswahl der Stahlsorten im Hinblick auf Bruchzähigkeit und Eigenschaften in Dickenrichtung |
EN 1993-1-11: | Bemessung und Konstruktion von Tragwerken mit stählernen Zugelementen |
EN 1993-1-12: | Zusätzliche Regeln zur Erweiterung von EN 1993 auf Stahlgüten bis S 700 |
Bei der DIN EN 1993-1-1 handelt es sich um die deutsche Fassung der EN 1993-1-1: Eurocode 3: Bemessung und Konstruktion von Stahlbauten – Teil 1-1: Allgemeine Bemessungsregeln und Regeln für den Hochbau
Im Teil 1-1 sind Grundregeln für Stabtragwerke und zusätzliche Anwendungsregeln für den Hochbau enthalten. Die Grundregeln finden auch gemeinsam mit den weiteren Teilen EN 1993-2 bis EN 1993-6 Anwendung. Die EN 1993-1-1 enthält folgende Abschnitte:
Abschnitt 1: Allgemeines
Abschnitt 2: Grundlagen für die Tragwerksplanung
Abschnitt 3: Werkstoffe
Abschnitt 4: Dauerhaftigkeit
Abschnitt 5: Tragwerksberechnung
Abschnitt 6: Grenzzustände der Tragfähigkeit
Abschnitt 7: Grenzzustände der Gebrauchstauglichkeit
Für die Ausführung von Stahlbauten ist DIN EN 1090-2 zu beachten. Durch Einhaltung der Ausführungsregelungen in DIN EN 1090-2 wird sichergestellt, dass die getroffenen Annahmen bei der Bemessung nach DIN EN 1993 eingehalten werden. Im Übrigen wird auf die bautechnischen Bestimmungen der Bundesländer verwiesen.
Die folgende Zusammenstellung enthält die im vorliegenden Buch verwendeten Bezeichnungen. DIN EN 1993-1-1 und DIN EN 1993-1-8 enthalten zahlreiche weitere Bezeichnungen bzw. Formelzeichen mit entsprechenden Erläuterungen sowie Hinweise zur Bedeutung der verwendeten Begriffe.
X | Stablängsrichtung |
y, z | Hauptachsen in der Querschnittsebene |
ω | normierte Wölbordinate |
s | Profilordinate |
S | Schwerpunkt |
M | Schubmittelpunkt |
u | Verschiebung in x-Richtung |
v | Verschiebung in y-Richtung |
w | Verschiebung in z-Richtung |
v′ | Verdrehung um die z-Achse |
w′ | Verdrehung um die y-Achse |
![]() |
Verdrehung um die x-Achse |
![]() |
Verdrillung |
qx, qy, qz | Streckenlasten |
Fx, Fy, Fz | Einzellasten |
mx | Streckentorsionsmoment |
MxL | Lasttorsionsmoment |
MyL, MzL | Lastbiegemomente |
MωL | Lastwölbbimoment |
N | Längskraft, Normalkraft | |
Vy, Vz | Querkräfte | |
My, Mz | Biegemomente | DIN EN 1993-1-1: |
Mx | Torsionsmoment | T |
Mxp, Mxs | primäres und sekundäres Torsionsmoment | Tt, Tw |
Mω | Wölbbimoment | B |
Index el: | Grenzschnittgrößen nach der Elastizitätstheorie | |
Index pl: | Grenzschnittgrößen nach der Plastizitätstheorie | |
Index Rd: | Bemessungswert der Beanspruchbarkeit | |
Index Ed: | Bemessungswert der Beanspruchung |
σx, σy, σz | Normalspannungen |
τxy, τxz, τyz | Schubspannungen |
σv | Vergleichsspannung |
A | Fläche |
Iy, Iz | Hauptträgheitsmomente |
Iω | Wölbwiderstand |
IT | Torsionsträgheitsmoment |
Wy, Wz | Widerstandsmomente |
Sy, Sz | statische Momente |
iM, ry, rz, rω | Größen für Theorie II. Ordnung und Stabilität, s. Tabelle 2.21 |
![]() |
polarer Trägheitsradius |
Ncr | ideale Drucknormalkraft (Elastizitätstheorie, Eigenwert) |
Lcr | Knicklänge für Biegeknicken |
ε | Stabkennzahl für Biegeknicken |
αcr | Verzweigungslastfaktor des Systems (Eigenwert) |
Mcr,y | ideales Biegedrillknickmoment (Elastizitätstheorie, Eigenwert) |
![]() ![]() |
bezogene Schlankheitsgrade |
χ, χLT | Abminderungsfaktoren (LT: lateral torsional buckling) |
E | Elastizitätsmodul |
G | Schubmodul |
v | Querkontraktion, Poisson‘sche Zahl |
fy | Streckgrenze |
fu | Zugfestigkeit |
εu | Bruchdehnung |
γM | Beiwert für die Widerstandsgrößen (material) |
γF | Beiwert für die Einwirkungen (force) |
d0 | Lochdurchmesser |
d | Schaftdurchmesser |
Δd | Nennlochspiel |
fu,b | Zugfestigkeit des Schraubenwerkstoffs |
fy,b | Streckgrenze des Schraubenwerkstoffs |
Fv,Ed | Abscherkraft einer Schraube je Scherfuge |
Fv,Rd | Grenzabscherkraft einer Schraube je Scherfuge |
αv | Beiwert zur Ermittlung von Fv,Rd |
τa,Rd | Grenzschubspannung |
Fb,Ed | Lochleibungskraft |
Fb,Rd | Grenzlochleibungskraft |
k1, αb | Beiwerte zur Ermittlung von Fb,Rd |
σ1,Rd | Grenzlochleibungsspannung |
Ft,Ed | Zugkraft in einer Schraube |
Ft,Rd | Grenzzugkraft einer Schraube |
A | Schaftquerschnitt |
As | Spannungsquerschnitt |
Q | Abstützkraft |
p1, p2 | Lochabstände |
e1, e2 | Randabstände |
Fv,Ed,ser | Scherkraft im Grenzzustand der Gebrauchstauglichkeit |
Fs,Rd,ser | Gleitwiderstand Gebrauchstauglichkeit |
µ | Reibungszahl |
Fp,C | Vorspannkraft |
Index b: | Schrauben, Niete, Bolzen (bolt) |
σ|| | Normalspannung in Richtung der Schweißnaht |
τ|| | Schubspannung in Richtung der Schweißnaht |
σ![]() |
Normalspannung senkrecht zur Schweißnahtlänge |
τ![]() |
Schubspannung senkrecht zur Schweißnahtlänge |
fvw,d | Bemessungswert der Scherfestigkeit der Schweißnaht |
βw | Korrelationsbeiwert für Kehlnähte |
a | rechnerische Schweißnahtdicke |
Aw | rechnerische Schweißnahtfläche |
Index w: | Schweißen (welding) |
Statische Berechnungen werden i. d. R. in wesentlichen Teilen mithilfe von EDV-Programmen erstellt. Dabei werden leistungsfähige Programme verschiedener Softwarefirmen zwecks Erleichterung und Abkürzung der Berechnungen eingesetzt. Aus didaktischen Gründen werden vom Lehrstuhl für Stahl-, Holz- und Leichtbau der Ruhr-Universität Bochum seit mehr als zehn Jahren
zur Verfügung gestellt. Diese Programme werden bei den Berechnungsbeispielen, d. h. vornehmlich in den Kapiteln 2, 8 und 11 verwendet. Detaillierte Informationen finden sich auf der Homepage des Lehrstuhls: www.rub.de/stahlbau.
Für die folgenden Anwendungsbereiche stehen Programme zur Verfügung:
Bei vielen Aufgabenstellungen erleichtert das Programm FE-STAB die Durchführung der Berechnungen und Nachweise erheblich.
Kapitel 2 ist das zentrale Kapitel des Buches für die Bemessung und Konstruktion von Bauteilen und Tragwerken. Der erste Teil des Kapitels enthält dazu in den Abschnitten 2.2 bis 2.6 folgende Grundlagen:
Im zweiten Teil des Kapitels werden in den Abschnitten 2.7 bis 2.10 Berechnungsbeispiele zu den folgenden Themen behandelt:
Bei den Beispielen werden die Kapitel 3 bis 7 verwendet:
Weitere Berechnungsbeispiele finden sich in Kapitel 11 „Statische Berechnungen für Stahlbauten“. Dort werden ein Werkstattgebäude mit Pultdach und eine Lagerhalle mit Zweigelenkrahmen (Satteldach) behandelt.
Als Bemessungswerte der Materialkonstanten sind in der Regel für die Berechnung folgende Werte anzunehmen:
|
E = 21000 kN/cm2 |
|
G = E/(2 · (1 + v)) ≈ 8100 kN/cm² |
|
v = 0,3 (Querdehnzahl) |
|
α = 12 · 10–6 je K (für T ≤ 100 °C) |
|
ρ = 7850 kg/m3 |
Die Nennwerte der Streckgrenze fy und der Zugfestigkeit fu für Baustahl nach DIN EN 1993-1-1 sind in Tabelle 2.1 zusammengestellt. Diese Nennwerte dürfen als charakteristische Werte für statische Berechnungen angenommen werden.
Die Streckgrenzen gemäß DIN EN 1993-1-1 unterscheiden sich von den in DIN 18800-1 angegebenen Werten nur geringfügig. Bei Blechdicken bis zu 40 mm darf nach DIN 18800-1 für S 235 fy = 240 N/mm2 bzw. für S 355 fy = 360 N/mm2 angesetzt werden. Auswirkungen auf die rechnerische Tragfähigkeit können aber nur mit Beachtung der Teilsicherheitsbeiwerte beurteilt werden, s. auch Abschnitt 2.4. Nach DIN EN 10020 erfolgt die Einteilung der Stähle
Tabelle 2.1 Nennwerte der Streckgrenze fy und der Zugfestigkeit fu für warmgewalzten Baustahl nach DIN EN 1993-1-1 (Auszug)
Die allgemeinen Baustähle S 235 und S 355, die mehr als 95 % der im Stahlbau verwendeten Mengen ausmachen, gelten als unlegierte Stähle. Dies bedeutet nicht, dass keine Legierungselemente enthalten sind. Für die Legierungselemente (Silizium, Chrom, Mangan, Molybdän u. a.) sind in DIN EN 10020 festgelegte Grenzmassenanteile einzuhalten. Die chemische Zusammensetzung von warmgewalzten Erzeugnissen aus unlegierten Baustählen ist in DIN EN 10025 festgelegt. Große Bedeutung hat der Anteil an Kohlenstoff. Mit steigendem Kohlenstoffgehalt wachsen Zugfestigkeit und Härte, die Zähigkeit (Duktilität) des Stahles nimmt jedoch ab.
Tabelle 2.2 Haupt- und Zusatzsymbole zur Bezeichnung von Stählen nach DIN EN 10027-1
Die Bedeutung der in Tabelle 2.1 angegebenen Bezeichnungen für die Stahlsorten kann Tabelle 2.2 entnommen werden. S 355 H bedeutet beispielsweise, dass es sich um ein Hohlprofil für den Stahlbau mit einer Mindeststreckgrenze von 355 N/mm2 handelt. In Tabelle 2.3 sind einige Stähle mit den ihnen zugeordneten Werkstoffnummern zusammengestellt, die alternativ als Bezeichnung verwendet werden dürfen.
Wie bereits erwähnt werden im Stahlbau fast ausschließlich die Stahlsorten S 235 und S 355 eingesetzt. Der Baustahl S 355 hat eine um mehr als 50 % höhere Streckgrenze als der S 235 (siehe Tabelle 2.1). Da der S 355 nur etwa 10 % teurer als der S 235 ist, könnte man vermuten, dass im Stahlbau fast nur der S 355 verwendet wird. Der Einsatz von S 355 lohnt sich jedoch nur, wenn der Vorteil der höheren Streckgrenze ausgenutzt werden kann. Bei stabilitätsgefährdeten Bauteilen (Biegeknicken, Biege-drillknicken, Beulen) ist zu beachten, dass die höhere Streckgrenze des S 355 die Tragfähigkeit häufig nicht in gleichem Maße erhöht. Aufgrund der höheren Streckgrenze und kleinerer Abmessungen haben Bauteile aus S 355 größere bezogene Schlankheiten als vergleichbare Bauteile aus S 235. Der Vorteil des S 355 reduziert sich auch dann, wenn Verformungsbeschränkungen maßgebend werden, da der E-Modul bei allen Stahlsorten gleich ist.
Weitere Kriterien für die Wahl der Stahlsorte sind neben der Schweißeignung Aufpreise für Mindermengen und die Beschaffbarkeit. Beim Stahlhandel sind viele verschiedene Walzprofile aus S 235 und häufig verwendete Walzprofile aus S 355 vorrätig, die daher mit kurzen Fristen geliefert werden können. Zusätzliche Fertigungskosten entstehen bei geschweißten Konstruktionen aus S 355 und Blechdicken über 25 mm, da dann beim Schweißvorgang vorgewärmt werden muss.
Tabelle 2.3 Werkstoffnummern für Baustähle
Bezeichnungen nach DIN EN 10027-1 | Werkstoff-Nr. nach DIN EN 10027-2 | alte Bezeichnungen |
S 235JR | 1.0038 | RSt 37-2 |
S 235J0 | 1.0114 | St 37-3 U |
S 235J2 | 1.0117 | |
S 275JR | 1.0044 | St 44-2 |
S 275J0 | 1.0143 | ST 44-2U |
S 275J2 | 1.0145 | |
S 355JR | 1.0045 | |
S 355J0 | 1.0553 | St 52-3 U |
S 355J2 | 1.0577 | |
S 355K2 | 1.0596 | |
S 450J0 | 1.0590 |
Zurzeit werden in Deutschland im Hallen- und Geschossbau zu etwa 80 % Baustähle aus S 235 und 20 % aus S 355 verwendet. Im Brückenbau ist das Verhältnis eher umgekehrt. In Großbritannien wird im Hallen- und Geschossbau überwiegend der als „mild steel“ bezeichnete S 275 und im Brückenbau der als „high tensile steel“ bezeichnete S 355 verwendet.
Für den Zusammenhang zwischen Spannungen und Dehnungen darf (wie in DIN 18800) eine bilineare Spannungs-Dehnungs-Beziehung gemäß Bild 2.1a verwendet werden. Zur Vermeidung von numerischen Schwierigkeiten bei Berechnungen nach dem Fließzonenverfahren darf auch die in Bild 2.1b dargestellte Beziehung angenommen werden. Darüber hinaus werden in DIN EN 1993-1-5 zwei weitere Beziehungen angegeben, die die Werkstoffverfestigung erfassen. Diese hat ebenfalls einen positiven Einfluss auf die numerische Stabilität bei der Berechnung der Querschnittstragfähigkeit mithilfe der Dehnungsiteration.
Bild 2.1 a) Bilineare Spannungs-Dehnungs-Beziehung gemäß DIN EN 1993-1-1 b) Bilineare Spannungs-Dehnungs-Beziehung gemäß DIN EN 1993-1-5
Für Stahl ist eine Mindestduktilität erforderlich, die durch Grenzwerte für folgende Kennwerte gewährleistet wird:
Bei Erzeugnissen aus Stahlsorten nach Tabelle 2.1 darf vorausgesetzt werden, dass sie die aufgeführten Anforderungen erfüllen.
In Deutschland werden die Stahlerzeugnisse, die von den Stahlbaufirmen zwecks Weiterverarbeitung bezogen werden, in folgende Kategorien eingeteilt:
Die von den Herstellern gewählten Bezeichnungen haben sich bei den Stahlbauern nicht durchgängig durchgesetzt. Sie unterscheiden aufgrund der herzustellenden Konstruktionen in der Regel wie folgt:
Diese Einteilung wird mit DIN EN 10079 bezüglich der für den Stahlbau wichtigen Stahlerzeugnisse besser abgedeckt als die Einteilung in die o. g. Kategorien. Nach DIN EN 10079 kann wie folgt unterschieden werden:
Für den Entwurf und die konstruktive Durchbildung von Stahlkonstruktionen werden die lieferbaren Abmessungen der Erzeugnisse benötigt. In den folgenden Abschnitten werden daher für den Stahlbau häufig verwendete Erzeugnisse zusammengestellt und Angaben zu den Abmessungen und Verwendungszwecken gemacht. Dabei ist zu beachten, dass von den verschiedenen Herstellern nicht immer die gesamte Produktpalette angeboten wird. Die genormten Abmessungen der gebräuchlichen Stahlerzeugnisse und die für Konstruktion und statische Berechnungen notwendigen Querschnittswerte können Profiltafeln entnommen werden, z. B. [16] bzw. Abschnitt 3.5.
Die wichtigste Gruppe der warmgewalzten Stahlprofile umfasst die I- und U-förmigen Stähle mit Höhen über 80 mm. Sie finden vor allem als Träger und Stützen Verwendung. In den Tabellen 2.4 und 2.5 sind die am häufigsten verwendeten Profilreihen zusammengestellt.
Tabelle 2.4 I-Profile
Für biegebeanspruchte Bauteile werden überwiegend mittelbreite I-Träger mit parallelen Flanschen aus der IPE-Reihe gewählt. Sie haben die früher üblichen schmalen I- Träger mit geneigten inneren Flanschflächen abgelöst, da sie einen besseren Nutzungsgrad aufweisen und sich aufgrund der parallelen Flansche besser für eingeschweißte Rippen und geschraubte Anschlüsse eignen. Zusätzlich zur IPE-Reihe werden von den Walzwerken auch Varianten als IPEa (leichte Ausführung), IPEo (optimierte Ausführung) und IPEv (verstärkte Ausführung) hergestellt. Für Druckstäbe und stabilitätsgefährdete Biegeträger (Biegedrillknicken) werden aufgrund der größeren Steifigkeit bezüglich der schwachen Achse breite I-Träger mit parallelen Flanschflächen aus den HE-Reihen gewählt. Bei HEB-Profilen entspricht die Querschnittshöhe der Kennziffer des Kurzzeichens. Bei Profilen bis HEB 300 ist die Breite gleich der Höhe. Größere Profile bis einschließlich HEB 1000 haben die konstante Flanschbreite von 300 mm. Die HEA-Reihe als leichte Ausführung der Breitflanschprofile weist aufgrund der verminderten Flanschdicken durchweg etwas geringere Höhen als die zugehörigen HEB-Profile mit gleicher Nennhöhe auf. Bei der HEM-Reihe als verstärkte Ausführung sind die Abmessungen stets größer als bei den entsprechenden Profilen der HEB-Reihe. Aufgrund der großen Stegdicken eignen sich HEM-Profile insbesondere für Träger mit großen Querkräften.
Tabelle 2.5 U-Profile
Analog zu den IPE-Profilen gibt es auch eine Vielzahl von aus den HE-Reihen abgeleiteten Profilformen. Dies sind unter anderem breite I-Träger mit parallelen Flanschflächen als besonders leichte Ausführung (HEAA), I-Träger mit besonders breiten Flanschflächen und großen Höhen (HL), Breitflansch-Stützenprofile (HD) und Breitflanschpfähle mit gleicher Dicke für Flansche und Steg (HP).
Die U-Profile können in rundkantigen U-Stahl mit geneigten, inneren Flanschflächen und scharfkantigen U-Stahl mit parallelen Flanschflächen unterschieden werden, s. Tabelle 2.5. Die für den Stahlbau wichtigsten Stabstahlerzeugnisse Winkel-, Rund- und Flachstähle sind in Tabelle 2.6 zusammengestellt. Sie werden hauptsächlich als Diagonalen in Verbänden und anderen Fachwerkkonstruktionen eingesetzt. Es werden aber auch Knotenbleche, Anschlusswinkel und andere Kleinteile aus diesen Erzeugnissen hergestellt.
Tabelle 2.6 Winkel-, Rund- und Flachstähle
Hohlprofile werden als Rohre (kreisförmige Hohlprofile), quadratische Hohlprofile und rechteckige Hohlprofile gefertigt. Die Herstellung dieser Erzeugnisse kann mit verschiedenen Verfahren erfolgen. Zum einen gibt es nahtlose Rohre, zum anderen aus Blechen geschweißte Rohre. Die Ausgangsbasis für die nicht runden Hohlprofile sind häufig Rundrohre, die entsprechend ihrer gewünschten Geometrie kalt oder warm umgeformt werden. Einen Überblick über die gängigen Abmessungen und Wanddicken gibt Tabelle 2.7.
Tabelle 2.7 Hohlprofile
Hohlprofile eignen sich aufgrund ihrer Symmetrieeigenschaften besonders als Druckstäbe und bei zweiachsiger Biegung. Neben der großen Knicksteifigkeit weisen sie infolge der geschlossenen Querschnittsform auch eine große Torsionssteifigkeit auf. Weitere Vorteile sind reduzierte Kosten beim Korrosionsschutz aufgrund kleiner Oberflächen und bei geschweißten Konstruktionen aufgrund von Einsparungen bei den Schweißnahtlängen. Nachteilig sind bei Hohlprofilen der im Vergleich zu offenen Profilen höhere Erzeugnispreis und die häufig schwierig zu realisierenden geschraubten Anschlüsse sowie örtliche Aussteifungen.
Weitere wichtige Erzeugnisse, die überwiegend im Hochbau Verwendung finden, sind dünnwandige Kaltprofile, welche entweder durch Kaltwalzung oder durch Abkanten hergestellt werden. Die Anwendungspalette reicht von einfachen C- oder Z-Quer-schnitten über Sonderprofile bis hin zu Trapezprofilen. Das Haupteinsatzgebiet dieser Elemente liegt im Dach- und Wandbereich, angefangen mit Pfetten und Wandriegeln aus dünnwandigen Kaltprofilen bis hin zur Eindeckung durch Stahltrapezprofile oder Sandwichelemente. Ein weiteres Anwendungsgebiet für Stahltrapezprofile ist der Deckenbereich, wo sie als verlorene Schalung oder Teile von Verbunddecken eingesetzt werden.
Bei den Flacherzeugnissen unterscheidet man zwischen Breitflachstahl, Blech und Band. Breitflachstähle sind ähnlich wie Bänder in einer Richtung gewalzte, längsentwickelte Formen. Bleche werden im Gegensatz dazu in zwei Richtungen (längs und quer) gewalzt.
Tabelle 2.8 Breitflachstähle und Bleche
Breitflachstähle werden in Deutschland kaum noch durch Walzen hergestellt. Sie werden fast ausschließlich aus Blechen durch Brennschneiden gefertigt. Die genannte Herstellungsart ist nach DIN 59200 zugelassen. Tabelle 2.8 enthält eine Übersicht zu den Breitflachstählen und Blechen. Die lieferbaren Abmessungen von Blechen hängen sehr stark von den einzelnen Herstellerwerken ab. Sie beträgt maximal etwa 24 m und ist bei kleinen Blechdicken und -breiten auf 12 m aufgrund des Handlings begrenzt. Bei großen Blechdicken und -breiten muss die Blechlänge infolge des maximalen Gewichtes des Vormaterials beschränkt werden.
Bleche finden Anwendung in allen Formen von geschweißten Konstruktionen, aber auch eine Vielzahl von Kleinteilen wie z. B. Knotenbleche, Steifen, Stirn- und Fußplatten werden aus Blechen zugeschnitten. Für Knotenbleche wird dabei häufig eine Blechdicke von etwa 10 mm verwendet.
Bei Nachweisen zu Grenzzuständen der Tragfähigkeit von Hochbauten müssen die charakteristischen Werte der Beanspruchbarkeit mit Teilsicherheitsbeiwerten γM gemäß Tabelle 2.9 abgemindert werden. Im Vergleich zu DIN 18800 fällt auf, dass für die allgemeine Bemessungssituation der Teilsicherheitsbeiwert γM0 = 1,0 statt 1,1 angesetzt werden darf. Als Begründung wird in [27] angegeben, dass dies mit Überfestigkeiten des Werkstoffs gerechtfertigt wird, die eventuelle geometrische Walztoleranzen ausgleichen, so dass γM0 = 1,0 ausreicht.
Bei Stabilitätsnachweisen in Form von Querschnittsnachweisen mit Schnittgrößen nach Theorie II. Ordnung ist bei der Ermittlung der Beanspruchbarkeit von Querschnitten statt γM0 der Wert γM1 = 1,1 anzusetzen.
Tabelle 2.9 Teilsicherheitsbeiwerte γM für die Beanspruchbarkeiten nach DIN EN 1993-1-1 und dem nationalen Anhang für Deutschland
Beanspruchungsfall | Allgemeine Bemessungssituation | Außergewöhnliche Bemessungssituation |
Beanspruchbarkeit von Querschnitten (unabhängig von der Querschnittsklasse) | γM0 = 1,0 | γM0 = 1,0 |
Beanspruchbarkeit von Bauteilen bei Stabilitätsversagen (bei Anwendung von Bauteilnachweisen) | γM1 = 1,1 | γM1 = 1,0 |
Beanspruchbarkeit von Querschnitten bei Bruchversagen infolge Zugbeanspruchung | γM2 = 1,25 | γM2 = 1,15 |
Mit der Klassifizierung von Querschnitten soll die Begrenzung der Beanspruchbarkeit und Rotationskapazität durch lokales Beulen von Querschnittsteilen festgestellt werden. Die Einstufung führt dazu, dass die Nachweise in einer für die jeweilige Querschnittsklasse geeigneten Vorgehensweise geführt werden.
Es werden vier Querschnittsklassen definiert:
Bei Querschnitten der Klasse 4 dürfen effektive Breiten verwendet werden, um die Abminderung der Beanspruchbarkeit infolge lokalen Beulens zu berücksichtigen. Die Klassifizierung eines Querschnittes ist vom c/t-Verhältnis seiner druckbeanspruchten Teile abhängig. Druckbeanspruchte Querschnittsteile können entweder vollständig oder teilweise unter der zu untersuchenden Einwirkungskombination Druckspannungen aufweisen.
Die verschiedenen druckbeanspruchten Querschnittsteile (wie z. B. Steg oder Flansch) können im Allgemeinen verschiedenen Querschnittsklassen zugeordnet werden. Ein Querschnitt wird, bis auf in DIN EN 1993-1-1 genannte Ausnahmen, durch die höchste (ungünstigste) Klasse seiner druckbeanspruchten Querschnittsteile klassifiziert. Alternativ ist es zulässig, die Klasse eines Querschnitts durch Klassifizierung der Flansche sowie des Steges festzulegen.
Die Grenzabmessungen druckbeanspruchter Querschnittsteile für die Klassen 1, 2 und 3 können den Tabellen 2.10 und 2.11 entnommen werden. Querschnittsteile, die die Anforderungen der Querschnittsklasse 3 nicht erfüllen, sollten in Querschnittsklasse 4 eingestuft werden.
Tabelle 2.10 c/t-Verhältnisse für beidseitig gestützte druckbeanspruchte Querschnittsteile
Die c/t-Verhältnisse in den Tabellen 2.10 und 2.11 nach DIN EN 1993-1-1 entsprechen weitgehend den b/t-Verhältnissen nach DIN 18800-1. Es ergeben sich geringfügige Unterschiede, weil bei der Streckgrenzenabhängigkeit anstelle von 235 auf 240 bezogen wird und sich die Grenzwerte teilweise etwas unterscheiden. Für einige Fälle sind die Grenzwerte nach DIN 18800-1 in den Tabellen 2.10 und 2.11 aufgeführt. Die vorhandenen c/t-Verhältnisse für Walzprofile können aus Tabelle 2.12 abgelesen werden und sind in Bild 2.2 anschaulich dargestellt.
Tabelle 2.11 c/t-Verhältnisse für einseitig gestützte druckbeanspruchte Querschnittsteile
Tabelle 2.12 c/t-Verhältnisse von Walzprofilen
Für häufig vorkommende Anwendungsfälle sind in den Tabellen 2.13 und 2.14 Bemessungshilfen zusammengestellt. Tabelle 2.13 ist ein Extrakt der Tabellen 2.10 und 2.11 mit der Klasseneinteilung für beidseitig (Druck oder Biegung) und einseitig (Druck) gestützte Teile. Darüber hinaus enthält diese Tabelle auch Angaben für kreisförmige Hohlprofile (Rohre). Mithilfe von Tabelle 2.14 können die Walzprofile der Reihen IPE, HEAA, HEA, HEB und HEM unmittelbar der Querschnittsklasse 2 zugeordnet werden. Damit kann geklärt werden, ob die plastische Querschnittstragfähigkeit ausgenutzt werden kann. Sofern diese Zuordnung für Druckkräfte N erfüllt ist, gilt sie für beliebige Beanspruchungen. Die Zuordnung zu den Querschnittsklassen kann auch aus den Profiltabellen im Abschnitt 3.5 abgelesen werden.
Bild 2.2 Verhältnisse c/t bei Walzprofilen
Tabelle 2.13 Bedingungen für druckbeanspruchte Querschnittsteile nach DIN EN 1993-1-1 zwecks Klasseneinteilung
Tabelle 2.14 Zuordnung von Walzprofilen zur Querschnittsklasse 2
S 235 | S 355 | |
Biegemoment My | alle Walzprofile bis auf: | alle Walzprofile bis auf: |
Biegemoment Mz | HEAA 220 bis 340 | HEAA 120 bis 500 |
HEA 260 bis 300 | ||
Druckkraft N (ungünstigster Beanspruchungsfall) | alle Walzprofile bis auf: | alle Walzprofile bis auf: |
IPE 400 bis 600 | IPE 270 bis 600 | |
HEAA 220 bis 340 | HEAA 120 bis 1000 | |
HEAA 550 bis 1000 | HEA 260 bis 300 | |
HEA 650 bis 1000 | HEA 500 bis 1000 | |
HEB 800 bis 1000 | HEB 600 bis 1000 | |
HEM 1000 | HEM 800 bis 1000 |
Für Tragwerke sind in statischen Berechnungen folgende Nachweise zu erbringen:
Die Grundlage für die Nachweise sind bei Stahlkonstruktionen folgende Normen:
Da die Nachweise zur Tragfähigkeit bei vielen Tragwerken im Vordergrund stehen, werden sie im Folgenden ausführlich behandelt. Vorab werden hier Hinweise zu den anderen Nachweisen gegeben. Gemäß Kapitel 7 der DIN EN 1993-1-1 muss ein Stahltragwerk so entworfen und ausgeführt werden, dass es alle maßgebenden Anforderungen an die Gebrauchstauglichkeit erfüllt. Dies betrifft im Wesentlichen die Begrenzung von vertikalen Durchbiegungen und horizontalen Verformungen. Darüber hinaus sind Vibrationen (dynamische Einflüsse, Schwingungen) in Tragwerken mit öffentlicher Nutzung so zu begrenzen, dass eine starke Beeinträchtigung der Nutzer vermieden wird.
Bei der Dauerhaftigkeit geht es gemäß DIN EN 1993-1-1, Kapitel 4, um den Korrosionsschutz und die Werkstoffermüdung, die hauptsächlich bei Brücken und Kranbahnträgern große Bedeutung hat. Bei Hochbauten sind normalerweise keine Ermüdungsnachweise erforderlich, außer für Bauteile mit Beanspruchungen aus:
Bei der Lagesicherheit geht es gemäß Abschnitt 2.4.4 der DIN EN 1993-1-1 beispielsweise um die Bemessung von Verankerungen oder den Nachweis gegen das Abheben von Lagern bei Durchlaufträgern.
Beim Nachweis für Grenzzustände der Tragfähigkeit ist gemäß DIN EN 1990 zu zeigen, dass die folgende Bedingung eingehalten wird:
(2.1)
Der Bemessungswert der Einwirkungen (Beanspruchungen) Ed darf nicht größer als der Bemessungswert der Tragfähigkeit (Beanspruchbarkeiten) Rd sein. Die Bemessungswerte der Einwirkungen sind nach DIN EN 1991 unter Berücksichtigung von Teilsicherheitsbeiwerten γf und Kombinationsbeiwerten ψ zu bestimmen. Bei den Bemessungswerten der Beanspruchbarkeiten sind die in Tabelle 2.9 aufgeführten Teilsicherheitsbeiwerte γMi zu berücksichtigen. Der Bemessungswert der Streckgrenze ergibt sich damit zu fy,Rd = fy/γMi.
Tabelle 2.15 Nachweise nach DIN 1993-1-1