HELMUT A. GANSTERER
ENDLICH ALLE ERFOLGSGEHEIMNISSE
www.gansterer.at
HELMUT A. GANSTERER
ENDLICH
ALLE
ERFOLGS
GEHEIMNISSE
MIT EINEM VORWORT VON
HUGO PORTISCH
Helmut A. Gansterer
Endlich alle Erfolgsgeheimnisse
Umschlag und Ideen: kratkys.net
3. Auflage
© 2013 Ecowin Verlag, Salzburg
Lektorat: Mag. Josef Rabl
Gesamtherstellung: www.theiss.at
Gesetzt aus der Sabon
Printed in Austria
978-3-7110-5100-4
www.ecowin.at
Für
Martina
den guten Schöngeist
und schönen Gutgeist
hinter dem Werk
Für
die Kollegen und Freunde
in den Qualitäts-Biotopen
trend, profil und autorevue
Für
Hugo Portisch
mit Dank für das
Vorwort
1. VORWORT – Hugo Portisch: Ein Schlüssel zum Erfolg
2. BEDIENUNGSANLEITUNG
3. VOGELSCHAU
4. ERFOLG UND PSYCHOLOGIE
4.01 FUNDAMENT
4.02 ANERKENNUNG
4.03 EGOISMUS
4.04 GELD
4.05 LEIDENSCHAFT
5. ERFOLG UND ENERGIE
5.01 FUNDAMENT
5.02 NEUGIER
5.03 OFFENSIVGEIST
5.04 INDIVIDUALITÄT
5.05 MEDIEN
5.06 BÜCHER
5.07 SCHLAF
5.08 OPERNSCHLAF
5.09 MISCHKUNST
5.10 JUNGBRUNNEN
5.11 WEG UND ZIEL
6. HITS & FLOPS
6.01 FUNDAMENT
6.02 ENTSPANNUNG
6.03 UMSPANNUNG
6.04 SPORT (1)
6.05 SPORT (2)
6.06 SPEED
6.07 STEHEN
6.08 TOPPOSITION
6.09 PAUSE
6.10 ENTSORGUNG
6.11 RHETORIK
6.12 ZUHÖREN
6.13 FREMDSPRACHEN
6.14 ÜBUNG
6.15 CHARISMA
6.16 STILLE
6.17 HEITERKEIT
6.18 KUNST
6.19 SABBATJAHR
6.20 GLÜCK
7. UND JETZT?
7.01 VOM WORT ZUR TAT
7.02DAS ERFOLGSFORMULAR
PERSONENREGISTER
1.
VORWORT
Ein Schlüssel zum Erfolg
Gut, dass ich nicht zu jener Elite von Persönlichkeiten zähle, die von Helmut A. Gansterer befragt wurden, worauf sie die Erfolge in ihrem Leben zurückführen. Hätte er mich befragt, ich hätte es nicht gewusst. Glück? Zufall? Aber sind Glück und Zufall nicht oft ein und dasselbe?
Gleichzeitig weiß ich schon, dass Glück und Zufall auch erkannt werden müssen und dass beide im Grunde genommen eine Herausforderung zum Handeln darstellen. Kurzer Rat, rasche Tat, Mut vor allem, würde ich meinen. Die Tat als Voraussetzung zum Erfolg. Jede Tat? Das ist die Frage nach den Beweggründen, nach den Motiven, die Frage nach der eigenen Überzeugung. Hier weitet sich das Feld. Denn Überzeugung gewinnt man hauptsächlich durch Erfahrung, durch Hinschauen, Zuhören, Mitdenken, Mitfühlen, ständig Lernen. Das motiviert einen, mit Leidenschaft durchzusetzen, was man für richtig und wichtig hält. Aber macht das schon den Erfolg aus? Oder haben wir es nur mit einer weiteren Voraussetzung für den Erfolg zu tun?
Helmut A. Gansterer hat sich diese und noch viel mehr Fragen zum Thema „Erfolg“ gestellt. Und viele der höchst Erfolgreichen nach deren eigenen Erfahrungen befragt. Ihre Berichte sind äußerst interessant, aber ganz deutlich ging es Helmut A. Gansterer dabei nicht nur um deren Geschichten, sondern um die Gesetzmäßigkeiten des Erfolgs – wenn es sie denn gibt.
Es gibt sie! Geheimnisse des Erfolgs nennt er sie. Und macht eine aufregende Entdeckung: Die Geheimnisse des Erfolgs sind erlernbar. Aber wer Gansterer kennt, und wer seine höchst erfolgreichen Unternehmungen all die Jahre hindurch verfolgt hat, der weiß, dass man von ihm keinen weiteren Managementratgeber vorgesetzt bekommt, sondern einen Schatz an Erfahrungen und Erkenntnissen, verpackt in ein Sprachkunstwerk, das allein zu lesen schon ein Hochgenuss ist.
Der geistreiche Wortwitz ist eines seiner Geheimnisse zum Erfolg. Er muss noch über viele mehr verfügen. Denn seine Karriere weist viele Erfolge auf: Chefredakteur und Herausgeber des trend, Kolumnist des profil und anerkannt einer der besten Schreiber im österreichischen Journalismus, um nur einige wenige zu nennen.
Mit diesem Buch legt Helmut A. Gansterer sein „Opus magnum“ vor. Daraus Erkenntnisse zu gewinnen und sie für das eigene Leben anzuwenden, ist schon ein Schlüssel zum Erfolg.
Hugo Portisch
Das Manual zum Buch. Sie haben die Wahl, jetzt drei Stunden zu sparen oder später 1000 Stunden pro Jahr.
„Ihr Erfolg wird sich kaum vermeiden lassen.
Seine Größe allerdings hängt davon ab, wie Sie mit dem Buch umgehen.“
Der Autor
Sie haben für dieses Buch viel Geld gegeben. Mit diesem schärfsten Trennungsschmerz, den unsere Zeit kennt, haben Sie Rechte erworben. Vor allem das Recht, das Buch anders zu verlassen, als Sie es betreten haben. Sagen wir: irgendwie glücklicher und jedenfalls erfolgreicher, als Sie derzeit sind.
Sie haben hier zum ersten Mal auch die Wahl, ein Buch auf zwei Arten zu lesen: ohne Mühe mit mittlerem Erfolg oder mit Mühe und maximalem Erfolg.
Die erste Art ist für jene gedacht, die nie gerne gelesen haben, nicht gerne lesen und niemals gerne lesen werden, aber trotzdem ein größeres Stück der Torte auf ihrem Teller finden wollen. Für sie habe ich am Ende wichtiger Kapitel ein Fazit geschrieben, eine Zusammenfassung.
Ich lade Sie ein, nur diese zu lesen, falls Sie einige Stunden Lesezeit sparen wollen und mit Weniger-als-dem-Besten zufrieden sind.
Fairness verlangt den Hinweis, dass diese Fazits Verkürzungen sind. Sie sind kein Fond im Sinne der Haubenköche. Sie sind kein Konzentrat im Sinne der elitären Schnapsbrenner-Gemeinschaft „Quinta Essentia“. Sie sind einfach kürzer, gröber und ungenauer als das volle Kapitel davor. Sie sind allerdings besser als nichts. Schon sie allein können unter günstigen Umständen Ihren Erfolg so vergrößern, dass Sie damit zufrieden sind.
Um es gleich zu gestehen: Es ist nicht mein Wunsch, dass Sie das Buch so lesen. Es ist nur ein Angebot, das ich als Schreiber meinen klugen Leserinnen und schönen Lesern mache. Immerhin könnten Sie auf diese Weise drei bis fünf Stunden der Lektüre sparen.
Aus egoistischer Warte würde ich es ungern sehen, dass man den Inhalt in einer halben Stunde liest und oberflächlich zusammenrafft. Dafür hätte ich ungern zehn Mal die Welt umrundet, um an die Erfolgs-Tipps heranzukommen. Ich hätte ungern 300 Nächte an der Schreibmaschine zugebracht, um die Erfolgsgeheimnisse mit Sorgfalt darzustellen.
Es geht aber nicht um mein Glück, sondern um Ihres. Halten Sie es nach Ihrem Wunsch. Sie könnten beispielsweise das Kapitel „Schlaf“ in zwei Minuten als Fazit lesen, statt in einer gedankenvollen halben Stunde als Ganzes. Das wertvolle Geschenk von 1000 gewonnenen Stunden pro Jahr werden Sie wahrscheinlich nur dann auspacken können, wenn Sie das ganze Kapitel gelesen haben und wirklich überzeugt sind. Sie haben die Wahl.
Diese Bedienungsanleitung ist ein Versuch, mit dem Kopf des Kunden zu denken (ein wichtiges Erfolgsprinzip, siehe Kapitel 4, „Fundament“) und einen besseren Service zu bieten. Dazu zählt auch die Wahl einer möglichst lesefreundlichen und ausreichend großen Schrift-Type. Augenschmerzen und Kopfweh wären der geistigen Mitarbeit der LeserInnen hinderlich.
Boshafte und schadenfrohe Leser, also alle, werden entzückt sein, auch von Niederlagen zu hören, die es beim Versuch gab, ein besseres Buch als andere zu machen. Ich überredete meinen Verleger Hannes Steiner, ein paar Probebögen nicht schwarz auf weiß zu drucken, sondern marineblau auf isabellenweiß (so genannt nach der spanischen Infantin, die sich weigerte, die Unterwäsche zu wechseln). Grund des Experiments: Spezialisten einer Zeitungs-Grafik-Schule in St. Petersburg in Florida hatten mir erklärt, dass schwarz auf weiß fürs menschliche Auge ein eher harter Kontrast sei. Ideal wäre jägergrün auf hellgelb oder marineblau auf chamois. Wir versuchten Zweiteres. Die Testleser waren nicht begeistert. Sie fragten, ob wir uns keinen ordentlichen Drucker und kein frisches Papier leisten könnten. Ein vernichtendes Urteil. Mag sein, dass man sich später an Pioniere wie uns erinnert. Fürs Erste mussten wir bei schwarz auf weiß bleiben. Doch selbst aus dieser Niederlage lässt sich ein Erfolgsprinzip extrahieren: „Nicht jede bessere Idee ist gut. Eine Idee ist nur so gut, wie ihre Zeit gekommen ist.“
Keine Tat ohne Papier! Daher entriss ich meinem Verleger vier weitere Seiten für eine Checkliste („Das Erfolgsformular“) zur individuellen Umsetzung der Erfolgsgeheimnisse. Mithilfe ihrer eigenen Eintragungen werden meine LeserInnen alle Erfolgsideen verwirklichen, die ihnen gefallen.
Diese Bedienungsanleitung wäre nicht vollständig, wenn sie neben praktischen Belangen nicht auch psychologische umfasste. Ihr Erfolg aus der Lektüre hängt wesentlich davon ab, wie sicher Sie sind, wirklich Erfolg haben zu wollen – und auch mit seinen Schatten leben zu können.
Psychologen haben mir erklärt, erstaunlich viele Menschen fühlten sich in einem Durchschnittsleben behaglicher. Sie seien lieber ein Teil von vielen. Sie fänden nur inmitten des Mainstreams die gewünschte Geborgenheit. Das verdient keineswegs Spott. Umso weniger, als Erfolg mit mindestens zwei ungemütlichen Phänomenen einhergeht.
Das eine Merkmal ist ein höherer Grad an Einsamkeit. Die Luft ist auf den Gipfeln dünner. Das andere Merkmal hat mit Neid zu tun. Sie werden als Sieger mehr Feinde – oder wenigstens Gegner – haben als zuvor. Truman Capote schrieb: „Erfolg ist so ziemlich das Letzte, das dir vergeben wird.“ Nur grobe Charaktere ziehen daraus zusätzlichen Genuss. Für Sensible ist dies eine schmerzhafte Erfahrung, zumal – wie der große Soziologe Helmut Schoeck erforschte – die schärfsten Neider aus der Verwandtschaft und dem sogenannten Freundeskreis kommen, während die Fremden oft zu angenehmen Bewunderern werden.
Im Übrigen haben die Frauen recht. Sie sind immer noch schlechter dran als die Männer, auch im Stadium des Erfolgs. Man hört von Powerfrauen, sie hätten Probleme, im Privatleben angenehme Partner zu finden. Das Selbstbewusstsein der meisten Männer sei nicht stark genug, an der Seite einer erfolgreichen Frau zu leben. Von Männern hingegen glaubt man zu wissen, dass sie als Erfolgreiche viel mehr Frauen anziehen. Nobelpreisträger Konrad Lorenz erklärte mir dies unter anderem mit den Begriffen „Sieger-Attraktivität“ („The winner gets it all“) und „Brutschutz“. Dieser angenehme Effekt mag eine wesentliche Erfolgs-Motivation sein. Sie wird nur selten so offenherzig eingestanden wie im Fall des Literatur-Nobelpreisträgers Gabriel Garcia Marquez: „Ich schreibe, um den Frauen zu gefallen.“
Ich habe diesen letzten Absatz als Abrundung angefügt. Jene, die nun Angst vor Erfolg fühlen, sind schon die Falschen für ein Leben in dünner Luft. Für sie ist dieses Buch ein Fehlkauf. Mein Tipp: Schenken Sie es einem Freund, der wirklich erfolgshungrig ist. Er wird sich später an Ihre gute Tat erinnern und Sie reich beschenken. Dann hat sich die Investition auch für Sie verzinst.
Nachdem ich nun auch die Warnungen und Bedenken vorgebracht habe, schreite ich mit gutem Gewissen an die eigentliche Arbeit.
Warum es notwendig wurde, den reichen Bestand an Erfolgsideen zu lichten, neu zu ordnen und dramatisch zu ergänzen – mit eigenen Rezepten des Autors und den Weisheiten berühmter Erfolgreicher aus aller Welt.
„Jede Zeit hat ihre eigenen Gesetze und Narreteien.“
Adam Bronstein
Das Thema „Erfolg“ kam mit Glück und Zufall zu mir, in zwei Schüben, einmal als Kind, einmal als junger Erwachsener. Als Kind einer warmherzigen, lebensklugen Arbeiterfamilie habe ich früh den Wert des Lesens begriffen. Man war in dieser Familie einer Auffassung verpflichtet, die hohe Sozialisten wie Viktor Adler und Otto Bauer formuliert hatten. Wer aus der „Semperit-Siedlung“ (Ternitz / Niederösterreich) in hohe Ämter des Staates oder der Privatwirtschaft kommen wollte, musste gebildeter sein als die Bürgerlichen.
Neben kindgemäßen Werken wie „Tarzan“, „Akim“, „Rolf Torring“ und „Jörn Farrow“ (die ein sinnvolles Fernweh stifteten) erwarb ich mithilfe der Gratis-Leihbibliothek der Gemeinde eine Gier nach Wirtschaftsromanen wie Thomas Manns „Buddenbrooks“, Gustav Freytags „Soll und Haben“ und Karl Aloys Schenzingers Techno-Thriller wie „Anilin“, „Metall“ und „Atom“. Dass Schenzinger als Hitler-Mitläufer bedenklich war, wusste ich nicht. Seine Porträts von Erfolgsforschern wie Runge, Schering und Liebig waren faszinierend. Sie vermittelten eine Erfolgs-Voraussetzung, die vielleicht die wichtigste ist und bleiben wird: Leidenschaft. Im gleichnamigen Kapitel werden Sie lesen, warum man nur gut macht, was man gern macht.
Meine eigene Leidenschaft fürs Thema „Erfolg“ wurde durch einen Karrieresprung endgültig befestigt. Ich war mit mehr Glück als Verstand zum jüngsten Chefredakteur und Herausgeber eines namhaften Mediums (Wirtschaftsmagazin trend) geworden. Unverzüglich ging ich auf Reisen, um die Weltwirtschaft besser zu begreifen. Und um Schmetterlinge zu sammeln. Mein Ehrgeiz ging dahin, möglichst viele berühmte Konzernführer persönlich kennenzulernen und von ihrem Wissen zu naschen.
Es brauchte einige Zeit, um zu begreifen, wie man die Saturn-Ringe durchbrechen konnte, die Wirtschafts-Weltstars wie Bill Gates (Microsoft), Ryuzaburo Kaku (Canon) und Raymond Levy (Renault) von der Öffentlichkeit abschirmten. Als es so weit war, gab es reiche Ernte, eine Dreifaltigkeit neuer Erkenntnisse.
Punkt 1: Das Verhalten
Die „Angekommenen“, wie ich die Weltspitze der Führungskräfte nenne, benehmen sich dramatisch sympathischer, als die meisten Normalbürger glauben. Sobald ich endlich meinen Interview-Termin hatte, überraschten sie durch drei Annehmlichkeiten.
Sie waren schon wieder freundlich, weil sie die Königsstufe der Souveränität erreicht hatten. Sie hatten schon wieder Zeit, weil sie keinen Alltagsstress mehr kannten. Sie konnten schon wieder zuhören – weil sie begriffen hatten, dass man nur durch Zuhören Neues erfahren kann, während einem das Selbstgesagte ex logo altbekannt ist.[1]
Ich erzähle von diesen drei Vorzügen der „Weltmeister“ besonders gern, wenn mein Vortrag „Die innere Natur der Sieger“ an blutjunge Mittelmanager gerichtet ist, die in Anwesenheit schöner Damen gerne „Angekommene“ spielen und dies dadurch beweisen, dass sie laute Handy-Gespräche führen und Kellner schlecht behandeln, was den wirklich „Angekommenen“ fremd ist.
Punkt 2: Die Selbstironie
Oft findet man erst an der Spitze die Gelassenheit, sich selbst nicht mehr eitel ernst zu nehmen. Verblüffend der Witz und die Selbstironie vieler „Angekommener“. Kaum einer, der nicht behaglich über seine Niederlagen gesprochen hat – und vom Glück, das er gehabt habe. Ich glaube, es war der einstige BMW-Chef Eberhard von Kuenheim, der zum Thema „Glück“ eine feine Ergänzung bot. Sinngemäß sagte er: „Nur anfangs ist Glück ein geschenktes Glück. Später kommt es öfter zu den Tüchtigen als zu den Untüchtigen. Es war daher nicht so dumm, wie es klang, wenn Kaiser Wilhelm seinen Offizieren befahl, auch Glück zu haben.“
Punkt 3: Die Deckungsgleichheit der Erfahrungen
Das Überraschendste (und für dieses Buch Wichtigste) war der hohe Überschneidungsgrad der „Angekommenen“, wenn es um ihre Erfahrungen mit Erfolgsrezepten ging.
Im Rückblick überrascht der Ekel, mit dem viele „Angekommene“ die Management-Bücher und Management-Techniken verurteilten.
Den Büchern wurde grosso modo vorgeworfen, sie kosteten oft mehr Zeit, als sie Gewinn brächten, seien in 99 Prozent der Fälle lähmend langweilig und künstlich aufgepumpt – oder, wie der geistvolle Unternehmensberater Gerd Prechtl sagte: „Sie sind wie winzige Goldnuggets, die zu Schaufeln breitgeschmiedet werden.“ Ausnahmen und persönliche Literatur-Tipps siehe Kapitel 6.
Was die diversen „Management-Techniken“ betrifft, die ab den 1970er-Jahren wie eine fröhliche Seuche durch die Industriestaaten rasten und von simpleren Management-Schulen aufgegriffen wurden, kritisierten meine „Angekommenen“ die Seichtheit und Einseitigkeit aller Modelle. Sie nannten beispielsweise „management by objectives“ und „management by motivation“ in den Interviews „platt und banal, von Hausfrauen ersonnen“ (Carlo De Benedetti, Olivetti) oder „mono-theistisch“ (Raymond Levy), weil sie einen einzigen Faktor wie eine Gottheit anbeteten. Ausnahmslos zynische Kommentare gab es für die zahllosen „philosophischen Ansätze“, für die alle griechischen Denker herhalten mussten. Ich verstand diese Abneigung. „Aristoteles für Manager“, das vielleicht schlechteste Sachbuch der Welt, ist mir als seifig geschriebenes Elends-Werk in schrecklicher Erinnerung.
Was einzig meine hohen Gesprächspartner in Japan und USA entzückte, war „management by champignons“. Als ich von dieser Management-Technik erzählte, die noch zum Millennium 2000 in Europa als Scherz umging („Die Mitarbeiter im Dunkeln lassen und mit Dreck bewerfen“), waren sie vor Glück außer sich. Olympus-Präsident Masatoshi Kishimoto schenkte kichernd Sake nach. Selbst DEC-Boss Ken Olsen in Massachusetts, ein mürrischer, skandinavischer Bergman-Typ, schrie vor Freude. Er nahm, so schien mir, „management by champignons“ durchaus wörtlich, wenn nicht für genial. DEC wurde bald danach von Compaq, diese bald danach von HP geschluckt.
Apropos HP: Das heute gebräuchliche Kürzel (hp) steht für Hewlett-Packard. Ich hatte das Lotto-Glück, den greisen William Hewlett, eine der großen amerikanischen Industrie-Legenden, noch in Silicon Valley zu treffen. Die knappe Zeit reichte für die beliebte Frage: „What makes you tick?“ Da zeigte er einfach und fromm auf den US-Bronze-Adler, der tonnenschwer, mit einer Spannweite von knapp vier Metern, über seinem Schreibtisch schwebte. Das war natürlich sentimental und schwülstig und ein wenig bigott, also wie manches, das uns an den USA herzlich nervt, doch klang William Hewlett aufrichtig. Und als Erfolgs-Antrieb wirkte der patinierte Adler glaubwürdiger als alle rundgelutschten „Management-by“-Techniken.
Das alles war schon interessant. Die wichtigste Erkenntnis meines weltweiten VIP-Hoppings lag aber noch vor mir. Oder besser gesagt: Ich begriff sie erst nach und nach, wie einen Sickerwitz. Was ich gehört und gelernt hatte, vor allem in Japan und Europa, war wie eine riesige schöne Wolke. Erst daheim, am Ende von zehn hastigen Weltreisen, fiel daraus ein warmer Regen. So lange dauerte es, bis sich die amorphe Wissens-Sammlung gesetzt und geordnet hatte.
Dann erst sah ich, welche Grundstruktur sich durchs Gewebe dieser Reise-Lehren drückte. Die nun sichtbaren Muster hatten keine Ähnlichkeit mit dem, was ich bisher in sogenannten Erfolgs-Ratgeber-Büchern erblickt hatte. Das in diesen Büchern Angeführte war zwar selten falsch, im Einzelfall auch gut, doch rutschte es nun in den dritten Rang ab, den wir in diesem Buch als Kapitel 6 finden.
Zwei bislang unbeschriebene Erfolgsrezept-Kategorien drängten nun nach vorne, als Hilfe für LeserInnen, die sicheren, wachsenden und langjährigen Erfolg suchen. Für „langjährig“ könnte man das gar nicht so üble Modewort „nachhaltig“ einsetzen. Ich gehe einen Schritt weiter und halte sogar das Wort „ewig“ für solide.
Erst nachdem ich jene zwei Hauptkategorien wie Silberadern aus dem Gestein geschlagen hatte, begriff ich den bis zuletzt unverminderten Erfolg zeitgenössischer Hundertjähriger wie Ernst Jünger (1895–1998) und Oscar Niemeyer (* 1907).
Diese Herrschaften haben sich (a) rechtzeitig von psychologischen Barrieren befreit, die viele Menschen in der Entwicklung ihrer Kreativkräfte hemmen, und sie haben (b) mit Instinkt und Verstand ihren Energiehaushalt in Ordnung gehalten.
Die Psychologie – siehe Kapitel 4.
Die Energie – siehe Kapitel 5.
Diese zwei Kapitel sind das Neue, das dieses Buch wesentlich von allen früheren Erfolgs-Ratgebern unterscheidet. Ist also das Kapitel 6 (Hits & Flops der alten Erfolgsfaktoren) weniger wichtig? Deutliche Antwort: ja und nein. Einerseits ja, weil man auf viel Bekanntes trifft. Andererseits nein: Die alten Erfolgsrezepte werden dort liebevoll auf ihre Bekömmlichkeit und mit unüblicher Grausamkeit auf ihren Giftgehalt untersucht. Außerdem wurden unauffällig ein paar neue Faktoren eingemischt, beispielsweise Internet und Spielkonsolen.
Der Unterschied liegt einzig darin: Die Erfolgsfaktoren des Kapitels 6 sind janusköpfig. Sie sind potenziell zugleich gut und böse. Sie können in den Himmel und in die Hölle führen. Die Erfolgsfaktoren der Kapitel 4 und 5 sind hingegen lupenreine Diamanten, flawless, River D, voller Sonne und haltbar für die Lebenszeit selbst der jüngsten LeserInnen.